Episodenbeschreibung
Sternzeit: 44001,4
Die Enterprise ist mit dem Borgschiff konfrontiert.
Riker gibt den Feuerbefehl für den Hauptdeflektor,
doch die Waffe zeigt keine Wirkung; durch Picards
Wissen konnten sich die Borg darauf vorbereiten. Sie
fliegen weiter, während auf der Enterprise der
Hauptnavigationscomputer repariert werden muss, so
dass eine Verfolgung erst in etwa zehn Stunden
möglich ist.
Dadurch, dass die Enterprise die Borg aufgehalten
hat, hatte die Sternenflotte Zeit, 40 Schiffe bei
Wolf 359 zusammenzuziehen und sich auf die
Konfrontation vorzubereiten. Auch die Klingonen haben
Schiffe entsandt. Admiral Hansen befördert Riker bis
auf Weiteres zum Captain. Um das Gleichgewicht der
Crew beizubehalten, belässt Riker alle auf ihren
Positionen und ernennt Lt. Cmdr. Shelby zum ersten
Offizier.
Nachdem
die Reparaturen durchgeführt sind, kommt die
Enterprise bei Wolf 359 an. Doch von der Flotte sind
nur noch Trümmer übrig, unter anderem wurde die
Melbourne zerstört, auf die Riker versetzt werden
sollte. Die Borg wurden nicht beschädigt, also wird
die Verfolgung wieder aufgenommen. Der Crew fallen
keine weiteren Manöver ein, mit denen man die Borg
schädigen oder aufhalten könnte. Allenfalls Naniten
könnten bei den Borg verheerende Schäden anrichten,
doch das würde bis zu drei Wochen dauern, Zeit, die
nicht zur Verfügung steht.
Also entwickelt Riker einen Plan. Er lässt die
Abtrennung der Untertassensektion vorbereiten, womit
die Borg natürlich rechnen, denn Picard kannte
diesen Plan. Dann führt er ein Gespräch mit
Locutus, wobei O'Brien dessen Position innerhalb des
Borgschiffes auf 30 Meter genau bestimmen kann. Er
bringt die Borg dazu, zu verlangsamen. Locutus
verlangt erneut das Einstellen der Feindseligkeiten.
Riker geht nicht darauf ein. Stattdessen lässt er
die Untertassensektion, die von Shelby befehligt
wird, abtrennen und greift die Borg mit der
Kampfsektion an. Die Borg ignorieren die
Untertassensektion. Anschließend starten Worf und
Data in dem Getümmel mit einem Shuttle und
durchdringen den Energieschild der Borg. Innerhalb
des Schildes können sie sich auf das Schiff beamen
und Locutus lokalisieren. Sie betäuben ihn und
kehren mit ihm zur Kampfsektion zurück.
Die Borg brechen den Angriff ab und setzen ihren Kurs
auf Sektor 001 fort. Riker lässt die
Untertassensektion wieder ankoppeln und einen
Verfolgungskurs eingeben.
Locutus sagt, ihn zu entführen sei sinnlos, doch er
wird ohne Widerstand zu leisten an Bord der
Enterprise bleiben. Data und Dr. Crusher bemerken ein
interaktives Hyperraumsignal. Mit diesem Signal hält
das Borgkollektiv Kontakt zu den einzelnen Drohnen,
also auch zu Locutus. Crusher ist sich nicht sicher,
was passiert, wenn man Locutus von dem Signal trennt;
sie meint, er könnte dabei sterben. Während man
sich dem Sonnensystem nähert, hat Data die Idee,
dass er eine Neuralverbindung zu Locutus herstellen
könnte, um die Hyperraumsignale zu untersuchen. Er
leitet alles Nötige in die Wege.
Als er soweit ist, haben die Borg bereits die Erde
erreicht, die Enterprise liegt nur noch wenige
Minuten zurück. Riker lässt mit allen Waffen auf
die Borg feuern, während Data, der die hierarchische
Struktur der Borg erkundet, versucht, den Befehl zum
Deaktivieren der Waffen einzugeben, der aber durch
ein Passwort geschützt ist. Da meldet sich Locutus:
Er sagt mehrfach das Wort "Schlaf". Deanna
spürt, dass es Picard war, der dies geäußert hat,
nicht der Borgteil seines Selbst.
Die Enterprise wird erneut vom Traktorstrahl erfasst
und, als die Schilde zusammenbrechen, vom
Destruktionsstrahl an der Untertassensektion
beschädigt. Riker will gerade befehlen, auf Warp zu
gehen, als ihn Data um etwas mehr Zeit bittet. Kurz
darauf werden alle Waffen der Borg deaktiviert; Data
konnte die Borg durch ein ungeschütztes
Unterprogramm glauben machen, sie hätten Zeit zum
regenerieren. Anders ausgedrückt: Die Borg schlafen.
Um sicher zu gehen, beamt Shelby auf den Kubus. Sie
stellt eine Rückkopplung in der Energieversorgung
fest, die man mit einem Selbstzerstörungsmechanismus
vergleichen könnte. Riker steht vor einer
unangenehmen Entscheidung:
-
Die Selbstzerstörung laufen zu lassen. Dann könnte
Picard beim Abbrechen der Hyperraumverbindung
getötet werden. Außerdem könnte man die Borg dann
nicht mehr untersuchen.
-
Data den Befehl zum Abbruch zu geben. Dann bestünde nach
wie vor die Gefahr, dass die Borg angreifen.
Er lässt das
Außenteam zurückbeamen und die Selbstzerstörung
laufen, woraufhin der Kubus explodiert; damit sind
die Borg vernichtet.
Der Captain überlebt das Trennen der Verbindung zum
Kollektiv. Seine Zellen regenerieren sich und er wird
wieder gesund werden. Die Reparaturen an der
Enterprise werden fünf bis sechs Wochen dauern.
Bis die Föderationsflotte wieder volle Stärke hat,
wird ein Jahr vergehen. Shelby meint, Riker könnte
sich aussuchen, auf welchem Schiff er Captain werden
will. Doch Riker hat es damit nicht eilig und meint,
dass er diese Entscheidung für sich selbst treffen
wird.
Bewertung
Als Fortsetzung von
"In den Händen der Borg"
ist dieser Episode etwas von der Mystik genommen, die die Borg
im ersten Teil umgab. Auch fehlt ein wenig von der
Spannung; während im ersten Teil alle Optionen offen
waren, wurde in "Angriffsziel Erde" weniger
auf die Details geachtet, sondern die eigentliche
Handlung vorangetrieben.
Schade ist auch, dass die guten Effekte aus dem
vorangegangenen Teil mitunter direkt übernommen
wurden. So erfolgt der Einschuss in die Kampfsektion
an derselben Stelle wie zuvor, es wurde dieselbe
Sequenz verwendet, weshalb auch keine Spuren der
bereits vorhandenen Beschädigung zu sehen sind.
Schön dafür ist die Brücke des Schiffes der
Excelsior-Klasse, auf dem Adm. Hansen die Schlacht
bei Wolf 359 befehligt: Während er mit der
Enterprise kommuniziert, ist im Hintergrund das
"Red Alert" Zeichen zu sehen, das in den
Kinofilmen bis einschließlich zum sechsten Teil
verwendet wurde. Vermutlich hat man die
Brückenkulisse der Excelsior aus
"Star Trek VI: Das unentdeckte Land"
verwendet.
Auf Bilder der Schlacht wartete man dafür vergebens.
Einzig diverse Wracks sind davon zu sehen, vermutlich
wurde nicht genügend Geld bereitgestellt, um die
Effekte herzustellen.
Rikers Zankereien mit Shelby werden noch
anthematisiert, doch finden die beiden zu einem
Kompromiss und legen ihren Streit bei, ohne sich
jedoch auszusprechen. Das mutet merkwürdig an.
Guinan führt mit Riker ein Gespräch, in dem sie ihm
nahelegt, den assimilierten Captain aus seinem
Bewusstsein zu verdrängen und seine eigenen
Entscheidungen zu treffen, was es ihm erst
ermöglicht, seinen Plan zu fassen. Doch erreicht
dieses Gespräch nicht die atmosphärische Dichte des
Gesprächs zwischen Picard und Guinan zuvor.
Spannend ist dafür Rikers unorthodoxes Vorgehen bei
der Bekämpfung der Borg, indem er eigene
Ausweichmanöver progammieren lässt und die
taktischen Schwächen geschickt ausnutzt, da die Borg
zum Beispiel alles ignorieren, was sie nicht als
gefährlich einstufen. So konnte man den Captain
befreien, da das Shuttle im Gefecht nicht
wahrgenommen wurde.
Ein Plus auch für die Musik, die diese Episode
besser unterstreicht als den ersten Teil.
Der vielleicht wichtigste Aspekt jedoch ist Rikers
Entscheidung, die Borg zu vernichten; er hat es in
der Hand, über das Leben (oder vielleicht besser
gesagt: die Existenz) der Borg an Bord des Kubus zu
entscheiden. Data wäre in der Lage gewesen, die
Selbstzerstörung aufzuhalten. Rikers Entschluss, die
Zerstörung nicht zu unterbrechen, scheint weniger
von rationalen Gedanken geleitet zu sein, sondern
sein Gesichtsausdruck deutet darauf hin, dass er
Rache nehmen will für alles, was die Borg schon
angerichtet haben. Wie schon am Ende des ersten
Teiles ist er auch diesmal bereit, Picards Leben
dabei zu riskieren. Der Entschluss, die Borg zu
vernichten, verleiht Rikers Charakter weitere Tiefe:
Dass er zum Jähzorn neigt, ist bekannt, aber bisher
hatte er sich dabei unter Kontrolle, diesmal jedoch
scheint seine Selbstkontrolle zu versagen.
Dadurch hat das Finale neben dem Sieg und der Rettung
der Erde zugleich etwas Tragisches.
Abschließend ist "Angriffsziel Erde" nicht so gut wie die
vorangehende Episode, zählt aber für sich genommen
immer noch zu den spannendsten TNG-Folgen.
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