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2.19 Das Urteil
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Judgment
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von Steffen S.
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Episodenbeschreibung
In einem klingonischen Gerichtssaal beginnt eine neue Verhandlung. Der Angeklagte plädiert
auf "nicht schuldig", was die Stimmung unter den Zuschauern ziemlich anheizt. Doch dieses Mal soll
es keine normale Gerichtsverhandlung werden, denn bei dem Angeklagten handelt es sich um den
Sternenflotten-Captain Jonathan Archer...
In seiner Zelle erhält Archer einen "Hausbesuch" von Dr. Phlox. Er soll ihn vor der Verhandlung am
nächsten Tag untersuchen. Phlox erzählt dem Gefangenen, dass das vulkanische Oberkommando
und die Sternenflotte alles tun, um ihn dort wieder herauszuholen. Außerdem hat Trip auch schon
einige überaus riskante Pläne angefertigt, was man tun könnte, falls die Bemühungen der Vulkanier
scheitern. Gerade als Archer Phlox befiehlt, die Enterprise schnellstmöglich aus klingonischem
Territorium herauszufliegen, betritt Kolos, Archers Anwalt, die Zelle. Er sagt ihm, dass er für den
Angeklagten sprechen werde und das der Captain ruhig sein solle. Schließlich wird Phlox zurück zur
Enterprise gebeten.
Am folgenden Tag wird der einzige Zeuge aufgerufen: Duras, einst Kommandant des klingonischen Kreuzers
Bortas, jetzt 2. Waffenoffizier an Bord einer planetaren Veteidigungsstation. Er wird vom "Staatsanwalt" Orak
aufgefordert, den Hergang der Geschehnisse zu schildern...
Dem Schlachtkreuzer Bortas wurde der Befehl erteilt, einige flüchtige Rebellen - Feinde des Reiches -
wieder einzufangen und sie nach Kronos zu bringen. Schließlich holt man sie in einem kleinen System
ein, doch ein fremdes Schiff hat sich zu ihnen gesellt. Als man gerufen wird, stellt sich der Kommandeur
des Schiffs als Jonathan Archer, der Captain des Schlachtkreuzers Enterprise, vor. Duras fordert ihn auf,
die Rebellen auszuliefern, doch der Mensch weigert sich und gibt bekannt, dass er die Rebellion gegen
das Klingonische Reich unterstützen wird. Mit den freundlichen Worten "Death to the Empire!" verabschiedet
sich Archer und feuert eine volle Breitseite Phaserstrahlen auf die Bortas ab und versucht, in den Ring
eines Planeten zu fliehen. Dort wird die Bortas durch einen seltsamen Torpedo kampfunfähig gemacht, was der
Enterprise die Chance gibt, nochmals auf die Bortas zu schießen und dann die Flucht anzutreten.
Letzten Endes konnte Duras den flüchtigen Archer noch einfangen und ihn der Justiz ausliefern, bevor
der Klingone degradiert und entehrt wurde. Als sich Kolos nicht dazu äußern will, verlangt Archer sich
selbst verteidigen zu dürfen, was jedoch gegen die Regeln des Gerichts ist. Er widersetzt sich jedoch gegen
die Anweisung des Richters und wird mit Elektroschockern mundtot gemacht.
Wieder in Archers Zelle drückt er seine Unverständnis gegenüber Kolos aus, warum man nicht seine
Version der Geschichte hören möchte. Dieser stimmt ihm halbwegs zu, dass einem früher, als Kolos
Anwalt wurde, die Richter eher zuhörten als heute. Doch er sei nun zu alt, um sie herauszufordern und
sei trotz seiner Erfahrung machtlos gegen ihr Urteil...
Wieder im Gerichtssaal gelingt es Kolos, den Richter davon zu überzeugen, dass sich Archer selbst
verteidigen darf. Orak ist zwar nicht sehr davon begeistert, doch er hält sich noch zurück. Archer beginnt
seine Version der Geschichte zu erzählen...
Als die Enterprise einem fremden Notsignal folgt, entdeckt sie ein kleines, schwer beschädigtes Schiff,
dessen Lebenserhaltung dabei ist auszufallen. Archer bleibt nichts anderes übrig, als die siebenundzwanzig
Insassen zu retten. Später auf der Krankenstation erzählt der Kommandant des Schiffs, dass ihre Heimatwelt
vor einiger Zeit von einer fremden Spezies erobert worden sei, um den Planeten in ihr Reich einzugliedern. Als
dann die Besatzung dieses Schiffs die Flucht angetreten habe, sei sie von deren Kriegsschiffen attackiert worden,
wobei fünfzehn Crewmitglieder gestorben seien.
Nur kurze Zeit später erreicht der klingonische Schlachtkreuzer Bortas das System, in dem sich die Enterprise
befindet. Reed hat es in der Zwischenzeit geschafft, einen Torpedo zu modifizieren, der das Gasfeld der Ringe
des nächstgelegenen Planeten entzündet. Damit könnte man den schwer bewaffneten Schlachtkreuzer außer
Gefecht setzen. Zwar versucht Archer die Sache noch friedlich beizulegen, doch Captain Duras lässt sich
nicht umstimmen. Nach einem kurzen Gefecht gelingt es der NX-01, die Klingonen in die Gaswolke zu locken und
das Gas zu entzünden, was dem Sternenflottenschiff genug Zeit gibt, auf Warp zu gehen und zu fliehen...
Nach dieser kleinen Geschichte erinnert Kolos den Richter noch daran, dass Archer vor fast zwei Jahren
einen Bürgerkrieg im Klingonischen Reich verhindert hat und kurze Zeit später bei der Rettung eines
klingonischen Kreuzers half. Dies macht den Richter natürlich sehr nachdenklich, da seine
Entscheidungen logischerweise auch dem Wohl des Reiches dienen sollen.
Das Urteil soll später bekannt gegeben werden.
In Archers Zelle warten er und Kolos auf das Urteil. Kolos erzählt, dass er früher, in besseren Zeiten,
über zweihundert Prozesse gewonnen habe, doch damals wäre die Justiz noch auf die Wahrheitsfindung
ausgewesen und nicht, wie heute, ein Apparat des Militärs gewesen. Heute wolle jeder Klingone ein Krieger
werden. Im Moment, bevor man sie wieder in den Saal schickt, erzählt ihm Archer von den Menschen, die
es nach drei Weltkriegen geschafft haben, sich auf friedliche Weise zu einigen und einen gemeinsamen
Weg zu gehen, und das nur wegen ein paar Leuten, die einsahen, dass es so nicht habe weitergehen können...
Wieder im Gerichtssaal wird das Urteil verkündet: Archer ist nicht schuldig, eine Rebellion gegen das
Klingonische Reich unterstützt zu haben, doch er hat ein klingonisches Schiff attackiert und einen
klingonischen Captain entehrt. Aus diesem Grund wird er zu lebenslanger Arbeit in den Dilitium-Minen
auf dem Eisasteroiden Rura Penthe verurteilt. Der Staatsanwalt Orak will "Revision" gegen das Urteil
einlegen, doch der Richter ist der Meinung, dass der Verzicht auf die Todesstrafe sehr großzügig sei. Kolos
aber meint, dass eine Verurteilung eines Gefangenen auf Rura Penthe praktisch einem Todesurteil gleiche,
da man dort nie länger als ein Jahr überlebe. Außerdem beschuldigt er die klingonische Justiz, nicht mehr
ehrenhaft zu urteilen. Aufgrund dieser schweren Beleidigung wird er für ein Jahr Arbeit auf dem Eisasteroiden
verurteilt, zusammen mit Archer.
Schließlich auf Rura Penthe angelangt ist das Leben dort nicht einfach: Man darf sich kaum ausruhen, wird
ständig mit Elektroschocks ruhig gestellt und es ist verdammt kalt.
Doch eines Tages schafft es Lt. Reed sich in die Mine zu schmuggeln. Er könnte Archer und Kolos herausholen, doch
Kolos verzichtet, da es keinen Sinn machen würde, auf der Flucht vor dem Reich zu leben. Archer dankt ihm
nochmals für alles was er getan hat und verschwindet mit seinem Sicherheitschef durch den Ausgang in Richtung
Freiheit...
Bewertung
Endlich! Nach einer sehr langen und schwachen Phase in der 2. Staffel konnte man hier endlich
wieder eine richtig gute ST-Folge sehen! Wieder einmal gibt es Star Trek in Höchstform, dieses Mal in
einer der berüchtigten Justiz-Episoden. Besonders das Erzähl-System überzeugt erneut. Doch so überzeugend
"Das Urteil" auch sein mag, es leidet unter zwei ganz großen Schwächen: Da wäre zum Einen die VÖLLIG
kopierte Story. Leider sind wir das aus Staffel 2 schon sehr oft gewohnt, doch in einer besonderen Weise
haben die Produzenten hier etwas Innovatives an den Tag gelegt; sie haben nicht die Handlung einer anderen
ST-Folge übernommen, sondern die eines Abschnitts von "Star Trek VI - Das unentdeckte Land". Allerdings in
einem Maße, wie es bisher dann doch selten vorkam. Der gesamte Verlauf der Handlung, der böse Staatsanwalt,
die falsche Beschuldigung, der Verzicht auf die Todesstrafe, die Verbannung nach Rura Penthe, die Flucht von
dort - es wurde 1:1 übernommen. Die einzige Neuheit war die besondere Beziehung Archers zu seinem Anwalt
Kolos (gespielt von J.G. Hertzler, bekannt als Kanzler Martok aus DS9). Die zweite Schwäche sind wieder einmal
die Klingonen... Es ist schon ihr fünfter Auftritt in "Enterprise" und zum fünften Mal werden sie als gewalttätige,
hirnlose und fast schon egoistische Spezies dargestellt. Gut, Kolos bildet da die erste Ausnahme, doch wir haben
die Klingonen in eher schlechter Erinnerung: In "Aufbruch ins Unbekannte" sah man den schwachen gefangenen
Klingonen, in "In guter Hoffnung" waren sie die rüden Raufbolde, die einfach so ein fremdes Schiff zerstören
würden, in "Schlafende Hunde" waren sie wieder eine Mischung aus blöd und schwach und über ihren Auftritt
in "Marodeure" wollen wir erst gar nicht reden. Fakt ist: Die Klingonen haben nach fast zwei Jahren und mehreren
Auftritten immer noch nicht das Niveau aus TNG oder DS9 erreicht, was ihre bisherige Rolle nicht sehr überzeugend
macht. Schade, denn endlich konnte man sie auch in einer richtig guten ENT-Folge sehen.
Wie schon bisher in Season 2, scheint Archer das einzig wichtige Besatzungsmitglied an Bord der NX-01 zu sein. Die
wenigen Szenen mit der Crew, als sie von dem Urteil gehört haben oder als Archer seine Story erzählt hat, waren
lieblos dazwischengeschoben und sollten lediglich dem einzigen Plot von "Das Urteil" dienen. Den Charakter des Kolos
allerdings, der einfach großartig von dem ST-erfahrenen J.G. Hertzler gespielt wurde, hatte wirklich eine
charakterliche Tiefe und war nicht nur einer diese 08/15-Darsteller wie bsw. aus "Canamar". Alles in allem eine
Folge, die wieder nicht auf die Crew fokussiert war.
Spannend war die Folge allemal, doch die schon bekannte Erzählstruktur und die eingeschobenen Gespräche
zwischen Kolos und Archer, die eher die Handlung antreiben sollen, waren nicht der Spannung gedacht, was
sich auch deutlich abzeichnet. Die Folge brilliert eher durch die Szenen im Gerichtssaal, wenn Orak versucht,
Archer als schuldig abzustempeln und Kolos sein Möglichstes tut, um den Richter auf seine Seite zu bringen.
Für die Spannung gibt es fünf Punkte!
Große Klasse waren dieses Mal die SFX. Die Raumschlacht und vor allem das Set des Gerichtssaals, welches
schon aus ST6 bekannt ist, haben auf ganzer Linie überzeugen können. Ein ganz besonderes Lob verdient die
Kampfszene in dem Ring des Planeten, als die Bortas z.B. einen kleinen Asteroiden trifft oder die Enterprise
ihren modifizierten Torpedo abfeuert. Die volle Punktzahl mit Extra-Lob an dieser Stelle!
Die Handlung überzeugt durch ihr Gerichts-Flair und durch die Erzählweise von Archer und Duras. Aber auch
der fast schon unfreiwillige B-Plot um den unmotivierten alten Anwalt, der einfach nur diesen Prozess hinter
sich bringen will, ist gut gespielt und verdient große Aufmerksamkeit. Doch die Handlung leidet auch an der
100%igen Kopie des Originals, was dem Ganzen einen faden Beigeschmack gibt. Eigentlich sechs Punkte, doch
aufgrund der Einfallslosigkeit der Produzenten "nur" fünf Punkte!
Viele Fans sind der Meinung, dass "Das Urteil" das Highlight der 2. Staffel darstellt. Doch was ist das hier für
ein Highlight? Man nimmt einfach einen der besten ST-Filme, übernimmt die Handlung und formt sie auf ENT-Struktur um.
Was soll daran denn so höhepunktmäßig sein? Eine "Best-of-the-Season"-Episode muss nicht nur in Sachen
Spannung, Handlung und Spezialeffekten überzeugen, sie muss auch überraschende Wendungen beinhalten, die
Charaktere weiterentwickeln, und sie muss vor allem etwas Neues in sich haben. Doch von diesen wichtigen
Elementen haben wir hier fast gar nichts gesehen. Fakt ist einfach, dass die zweite Season "Enterprise" als Serie
zurückgeworfen hat und die überraschend gute erste Staffel doch in ihrem Fortgang getrübt hat. Deshalb ist
"Das Urteil" ein Highlight, welches perfekt auf die ganze Staffel zugeschnitten ist - zum Leidwesen der Zuschauer.
Fazit: Eine alles in allem "sehr gute" Episode, die jedoch viel zu sehr aufgewärmt wurde und die die Hauptprotagonisten
- die Klingonen - zum X-ten Mal in den Dreck zieht. Dies verhindert eine entsprechende Wertung, was uns
dennoch auf bemerkenswerte fünf Punkte bringt.
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Spannung
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SFX
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Handlung
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Gesamt
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Zusammenhänge
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Wertung:
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