|
2.20 Horizon
|
|
|
Horizon
|
|
|
von Sebastian Däs
|
|
|
|
Episodenbeschreibung
10. Januar 2153
Die Enterprise-Crew wird beauftragt, ein Phänomen von ausbrechenden Vulkanen
auf einem Planeten zu erforschen. Auf dem Weg dorthin kommt man in die Nähe des Frachters
E.C.S. Horizon, auf dem Travis Mayweather aufgewachsen ist. Da dieser natürlich seine Familie
besuchen will, gestattet ihm der Captain einen Urlaub. Als er Kontakt mit seiner Mutter Rianna
aufnimmt, muss er leider erfahren, dass sein Vater vor einigen Wochen gestorben ist.
Travis ist natürlich sehr niedergeschlagen und zieht sich zurück. Beim Gespräch mit dem Captain
spricht er über seine vergangen Entscheidungen. Er meint, dass er mit seinem damaligen Weggang
von der Horizon seinen Vater ins Unglück gestürzt hat. Archer widerspricht und erzählt ihm,
dass er ihn für die Enterprise als Steuermann ausgewählt habe, weil damals Mayweathers Vater
seinen Sohn so gelobt habe.
Als Travis auf der Horizon ankommt, wird er von seiner Mutter begrüßt. Er muss sich erst wieder
an die raueren Verhältnisse an Bord von Frachtern gewöhnen, erhält aber sein altes Quartier. Natürlich
wird er von allen willkommen geheißen, immerhin kennt er die meisten Crewmitglieder von Kindheit an.
Bei einem kleinen Rundgang besucht Mayweather seinen Bruder Paul im Frachtraum. Nach dem Tod seines
Vaters übernahm Paul das Kommando und wurde zum Captain der Horizon. Trotz einer freundlichen
Begrüßung herrscht eine gewisse Spannung zwischen den Brüdern. Paul meint, Travis brauche ihnen nicht
zu helfen, er solle aber lieber etwas anderes als seine Sternenflotten-Uniform anziehen.
Durch ein Gespräch mit seiner Freundin Nora erfährt Travis später, dass auf der Horizon nicht alles
rund zu laufen scheint. Paul hat in der Rolle des Captains noch Probleme, diverse Auseinandersetzungen
mit Aliens tun ihr Übriges. Genau das bestätigt sich, als der Frachter kurze Zeit später von einem
Alien-Schiff angegriffen wird. Bevor sie wieder abziehen befestigen die Außerirdischen eine Art
Sprengkörper an der Hülle der Horizon, der jeder Zeit explodieren könnte. Travis schlägt vor, die
Waffen aufzurüsten um den Frachter auf einen bevorstehenden Kampf vorzubereiten. Doch Paul verbietet
es ihm und meint, er müsse auf das Wohl seiner Crew achten. Sollten die Aliens zurückkommen, werde er
ihnen wohl oder übel die gesamte Fracht überlassen, um sie zufrieden zu stellen. Travis protestiert
und es kommt zu einem kleinen Streit, doch Paul weicht nicht von seinem Standpunkt ab.
Die Enterprise führt in der Zwischenzeit Beobachtungen an den Vulkanen auf einem Planeten durch. Durch
die größere Freizeit der Crew will Trip auch T’Pol zu dem Kinoabend in der Offiziersmesse überreden,
bei dem "Frankenstein" gezeigt wird. Nachdem der Captain sie schließlich von der Idee überzeugt hat,
nimmt sie an der Vorführung teil. Und tatsächlich gefällt der Vulkanierin der Film sehr gut, beim
Essen mit Trip und Archer weist sie auf Parallelen zur Realität hin: Ähnlich wie Frankensteins Monster,
wurden auch den Vulkaniern auf der Erde zuerst Skepsis und Misstrauen entgegengebracht.
Derweil führt Travis Mayweather doch einige Waffenupgrades an der Horizon durch. Als Paul ihn erwischt,
wird er zornig und verlangt eine Demontage. Travis weigert sich jedoch, immerhin will er nur seinen
Freunden und seiner Familie helfen. Es bleibt kaum Zeit zur Diskussion, denn die feindlichen Aliens
sind zurück. Leider sind sie nach Pauls Angebot nicht mit der Fracht zufrieden, sie wollen die Horizon
selbst übernehmen. Paul ist verzweifelt und willigt schließlich doch in Travis' Plan ein.
Travis übernimmt das Steuer und löst die Fracht vom Rest des Schiffs – so bleibt man manövrierfähiger.
Durch die verbesserten Waffen gelingt es der Horizon, die Waffen der Aliens auszuschalten. Die fremden Aggressoren
geben sich geschlagen und flüchten - die Crew der Horizon behält ihr Schiff und die Fracht.
Einige Tage später macht sich Travis für die Abreise bereit. Die Enterprise ist wieder in der Nähe und
er muss erneut von zu Hause Abschied nehmen. Er bietet an, dass Lieutenant Reed den Sprengkörper an
der Hülle entfernen könnte. Paul versteht seinen Bruder besser und ist stolz, dass er auf der Enterprise
dient. Travis verspricht ihm, dass er bald wieder zurückkehrt, und Paul freut sich schon darauf.
Bewertung
Da trauen sich die Autoren endlich mal eine Charakterepisode rund um Travis zu
schreiben, und dann geht das Ganze wieder nach hinten los. Zwar mag "Horizon" nett gemeint
sein, doch das Gezeigte präsentiert sich für den Zuschauer leider vorhersehbar und gähnend
öde.
Seit dem Pilotfilm wartete man nun schon darauf, dass wir mehr über Mayweathers Vergangenheit
auf den Erden-Frachtern erfahren. Und wie sich hier zeigt, hätte man durchaus interessante
Details und Hinweise in vielen vorherigen Folgen einbringen können. Leider war bei der Handlung
in dieser Episode nach der ersten Viertelstunde alles Positive vorbei, so dass der Rest ziemlich
schwach und enttäuschend daherkommt. Denn besonders die Charakterzeichnung rund um Travis und
seinen Vater kann überzeugen, auch das Gespräch mit Archer bleibt realistisch. Vielleicht rutscht
der Dialog etwas ins Kitschige ab, doch der plötzliche Tod von Vater Mayweather lässt dies
angemessen erscheinen.
Außerdem ist es ganz witzig zu sehen, wie "primitiv" doch eigentlich die alten Frachter sind. Zwar
hätte das Set-Design etwas mehr Unterschiede zur Enterprise aufweisen können, doch diverse Merkmale
wie der holprige Warp-Transfer oder die familiäre Atmosphäre machen dies wieder wett. Mayweather kehrt
ja quasi in sein Kinderzimmer zurück, und durch die Karte an der Wand und diverse Gespräche mit seiner
Mutter erfahren wir endlich mehr über seine Vergangenheit und den Entschluss, zur Sternenflotte zu
gehen. Schon merkwürdig ist, dass Travis durch seinen Enterprise-Aufenthalt plötzlich mehr
weiß als alle anderen seiner Familie. Ursprünglich war es im ENT-Konzept ja umgekehrt geplant,
Mayweather sollte mit seiner Frachter-Vergangenheit der unerfahrenen Forscher-Truppe zeigen, wo der
Hammer hängt.
Nach Cochranes Warpflug waren ja die Frachtercrews die eigentlichen Weltraumpioniere, die sich hart
ihr Geld verdienen mussten. So bleibt zumindest Pauls skeptische Haltung gegenüber den „arroganten“
Forschern teilweise verständlich. Der Name der "Horizon" wird später an ein frühes Sternenflottenschiff
der Daedalus-Klasse weitergegeben. Kirk suchte in der TOS-Folge "Epigonen" danach.
Leider wird beim Treffen mit seinem Bruder sehr schnell klar, wohin sich die Story bewegt. Man lässt
wirklich kein Klischee aus: Der eifersüchtige Bruder, die fürsorgliche Mutter und die (total überflüssige)
Freundin aus Kindertagen. Noch dazu bewegt sich der Einfallsreichtum für die Konflikte knapp über dem
Nullpunkt, wirklich jeder weiß ganz genau wie sich die Handlung weiter entwickelt. Natürlich macht Paul
Mayweather seinem Bruder die Vorwürfe, ihn verlassen zu haben. Natürlich hält seine Mutter zu ihm und
seine alte Freundin offenbart die aktuelle Lage. Natürlich beenden beide Geschwister ihre Streitigkeiten
nach einer gefährlichen Situation und vertragen sich wieder. Die 08/15-Story lässt somit jegliche
Innovation vermissen.
Schon witziger ist die Nebenhandlung um T’Pol und den Kinobesuch. Jolene Blalock spielt die kühle
Vulkanierin einmal mehr perfekt und lässt durch die trockenen, sarkastischen Kommentare die Folge
erträglicher werden. Einfach wundervoll, wie sie Phlox bei der "Frankenstein" Vorführung zurechtweist.
Am Ende entpuppt sie sich noch als intelligente Filmkritikerin, die die eher einfach gestrickten
Filmgewohnheiten von Trip und Archer im Regen stehen lässt. Die gute T’Pol könnte auch mal ein
paar Enterprise-Folgen bewerten.
Trotzdem bleibt es generell unverständlich, warum in diesen Zeiten eine moderne Serie wie Enterprise
noch immer eine Aufteilung in eine A- und B-Story vornimmt. Unterschwellig entsteht hier der Eindruck,
dass das Hauptthema nicht gut genug ist, um die gesamte Folge allein zu tragen. Bei anderen hochwertigen
Drama-Serien wäre so etwas heute keinesfalls mehr denkbar. Auch scheint aktuell bei einer Charakterepisode
mindestens ein anderes Crewmitglied komplett zu verschwinden, so dass man dieses Mal nichts von Malcolm sieht.
Aufgrund des gelungenen ersten Aktes und der sarkastischen T’Pol erhält die Handlung noch drei Punkte.
Wirklich keinen Blumentopf kann man mit der Spannung gewinnen. Sie darf als mangelhaft bezeichnet werden,
denn - wie schon erwähnt – hat man bis auf die Pseudo-Konflikte an Bord der Horizon sehr wenig zu bieten.
Sie sind nicht nur langweilig sondern zu jeder Zeit durchschaubar wie Glas. Solche Klischees wurden in
diversen Serien und Filmen schon vor 50 Jahren durchgekaut, man hat nicht ohne Grund das Gefühl, alles
schon mal gesehen zu haben. Wie schon öfters zuvor kann man diese Episode von André Bormanis mit einmaligem
Ansehen abhaken.
Bei den Effekten kann man hier auch eher Qualität vor Quantität ansprechen, was im Hinblick auf die
ursprüngliche Story-Idee auch ziemlich lobenswert ist. Der Vulkanplanet hat zwar keine Bedeutung, sieht dafür
aber recht ordentlich aus. Auch der kurze Kampf der Horizon muss sich nicht verstecken.
Nach "Familienbande" sieht man hier erst die zweite Mayweather-Episode. Und wenn die Autoren eine solche
Gelegenheit so unklug verstreichen lassen, brauchen wir in Zukunft keine anderen Folgen mit Travis mehr.
Am Ende hat man sich nur selbst bewiesen, dass man die interessanten Möglichkeiten von Mayweathers
Vorgeschichte bisher hoffnungslos verschenkt hat.
Insgesamt relativ schwach und enttäuschend, nur ein gerade noch "ausreichendes" Vergnügen.
|
|
|
|
Spannung
|
SFX
|
Handlung
|
Gesamt
|
|
|
|
|
Zusammenhänge
-
Mehr über Travis und die Verhältnisse auf den menschlichen Frachtern
erfuhren wir zuletzt in "Familienbande"
-
T'Pol wird von jetzt an öfters bei den Filmnächten dabei sein, eine
Diskussion darüber gibt es z.B. wieder in "Impulsiv"
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Wertung:
|
|
|