Episodenbeschreibung
Auf Deep Space Nine geht eine Plasmaleitung kaputt, die nicht repliziert werden kann. O'Brien, Garak,
Nog, sowie die Crewmitglieder Pechetti, Stolzoff, Boq'ta und Amaro fliegen deswegen zur Raumstation
Empok Nor. Diese wurde ebenfalls von den Cardassianern im Trivas-System gebaut und ist völlig
baugleich mit Deep Space Nine. Die Cardassianer haben die Station vor einem Jahr verlassen, da sie
für sie wertlos geworden war. Bei ihrer Abreise haben sie jedoch die Station vermint. Garak soll
die Minen entschärfen, was er auch schafft. Man kann an einem der Pylone andocken und beginnt mit
der Arbeit.
Garak entdeckt durch Zufall auf der Krankenstation zwei leere Stasisbehälter, die jedoch erst vor
Kurzem wieder aktiviert wurden. Als Nog etwas aus dem Runabout holen will, das er vergessen hat,
muss er feststellen, dass sich das Runabout nicht mehr an der Andockschleuse befindet. Es treibt
nicht weit von der Station und explodiert dann plötzlich.
Man hält eine Lagebesprechung ab. Garak vermutet, dass die zwei Stasisbehälter bis vor Kurzem noch
von zwei Cardassianern bewohnt wurden, die nun wieder aufgewacht sind und auch für die Zerstörung
des Runabouts verantwortlich sind. Stolzoff ist der Meinung, dass die Cardassianer zurückgelassen
wurden, um die Station zu bewachen. Man entschließt sich, einen Notruf an Deep Space Nine abzusetzen.
Hierzu müssen aber einige Stationssysteme modifiziert werden. Man trennt sich wieder in 3 Gruppen,
wobei Stolzoff für die Sicherheit von Pechetti sorgen soll, während Amaro Boq'ta den Rücken frei
hält. O'Brien, Nog und Garak bilden das dritte Team. Garak ist nicht der Meinung von Stolzoff, dass
die beiden Cardassianer die Station bewachen sollen, da dies viel zu viel Aufwand für eine völlig
verlassene Station wäre.
Stolzoff und Pechetti werden plötzlich angegriffen. Sie werden beide von einem der Cardassianer
getötet. Die Hilfe von O'Brien und den anderen kommt zu spät. O'Brien entschließt sich mit der Arbeit
fortzufahren, da man nur so von der Station wegkommt. Er schickt Boq'ta und Amaro wieder los. Garak
entschließt sich unterdessen selbst auf die Suche nach den beiden Cardassianern zu gehen und sie zu
töten.
Garak versteckt sich auf der Krankenstation bis einer der Cardassianer auftaucht. Er kann ihn
überraschen und töten. Er untersucht ihn anschließend und findet heraus, dass er einer psychogenen
Droge ausgesetzt war, die bewirken sollte, dass er alle fremden Lebensformen außer Cardassianern hasst
und tötet. Somit wollten die Cardassianer offensichtlich die Moral ihrer Truppen stärken, doch
das Experiment lief schief und der Hass richtete sich nicht nur gegen fremde Spezies, sondern auch
gegen die Cardassianer selbst. Garak sucht nach dem zweiten Cardassianer weiter.
Als Amaro Boq'ta kurz den Rücken zukehrt, wird Boq'ta von dem zweiten Cardassianer getötet. Garak
kann den Cardassianer kurze Zeit später ausschalten, doch dann tötet Garak Amaro.
O'Brien und Nog erfahren was passiert ist und O'Brien vermutet, dass Garak der Droge ebenfalls
ausgesetzt war. Als Garak vom Büro des Kommandanten aus Kontakt mit O'Brien aufnimmt, begeben sich
O'Brien und Nog dorthin. Dort angekommen stellt sich heraus, dass dies alles eine Falle von Garak war.
Er bringt Nog in seine Gewalt und will somit den Blutrausch in O'Brien entfachen.
O'Brien und Garak treffen sich auf dem Promenadendeck, um den Kampf zu Ende zu kämpfen. Durch einen
Trick kann O'Brien Garak ausschalten. Getötet wird der Schneider dabei aber nicht. O'Brien und Nog können die
Stationssysteme so modifizieren, dass ein Notruf ausgesandt wird.
Zurück auf Deep Space Nine wird die Droge aus Garaks Körper gefiltert. O'Brien kann Garak berichten,
dass es eine Untersuchung geben wird, die aber unter diesen Umständen wohl zu keiner Verurteilung
führen wird.
Bewertung
Star Trek goes Horror, das dürfte einem wohl als erstes durch den Kopf gehen, wenn man "Empok Nor"
sieht. Empok Nor ist natürlich keineswegs der erste Ausflug ins Horrorgenre. Vor allem Star Trek
Autor Brannon Braga hatte zu seiner Zeit bei "Star Trek - The Next Generation" eine Vorliebe für
paranoide, horrorartige Situationen, die immer wieder Grundlage für eines seiner Drehbücher waren.
Dabei flossen die Horrorelemente aber meist in einer etwas subtileren Form ein als hier (Zum
Beispiel in 6.05: In den Subraum entführt oder
6.21: Phantasie oder Wahrheit). Mit "Empok Nor" bekam man eher
45 Minuten Suspense, in der Art der Alien-Filme geboten. Überzeugen konnte die Folge dabei aber
nur bedingt.
Was störte, waren die typischen TV-Horrorklischees, die auch in dieser Folge in keinster Weise
ausblieben. Alle Crewmitglieder machten ständig die dümmsten Fehler. Zum Beispiel konnten alle
es gar nicht erwarten, sich endlich zu trennen, damit die Cardassianer besonders leichtes Spiel
haben, wenn sie sie abschlachten. Amaro kehrte Boq'ta natürlich den Rücken zu, woraufhin der
prompt erstochen wird. Hinzu kommt, dass natürlich alle unbekannten Gesichter (Pechetti,
Stolzoff, Boq'ta und Amaro) dran glauben müssen, während die bekannten Charaktere (O'Brien,
Garak und Nog) unbeschadet von der Mission zurückkehren. Dies erinnerte einen schon fast an die
schlechtesten Folgen der Originalserie, in denen alle Rothemden sterben mussten.
Die Handlung wies noch dazu einige größere schwarze Löcher auf. Dies fängt schon beim Grund an,
warum man zur Station Empok Nor fliegt. Damit auch ausreichend erklärt ist, warum O'Brien die
Plasmaleitung nicht replizieren kann, durfte er irgendetwas von einem Beta-Kompositor faseln,
den man mit dem Replikator eben nicht herstellen kann. Das ist zwar Technobabble vom Feinsten,
war letztlich aber nur ein weiterer Beweis dafür, dass der Replikator eigentlich zu nichts zu
gebrauchen ist.
Dass es offensichtlich gleich um die Ecke eine völlig baugleiche Station zu DS9 gibt, hörte man
in dieser Folge ebenfalls zum ersten Mal. Genausowenig überzeugte das Verhalten der Cardassianer.
Warum sollten diese ein fehlgeschlagenes Experiment mit irgendwelchen gewalttätigen Cardassianern
aufbewahren, indem sie die Cardassianer in Stasis halten. Warum haben sie die gewalttätigen
Cardassianer nicht einfach getötet? Und wenn man sie schon nicht getötet hat, warum ließ man
sie dann ausgerechnet auf dieser Station zurück? Überhaupt, warum macht man sich die Mühe, die
verlassene Station zu verminen, wenn man sie genausogut einfach zerstören hätte können? Fragen
über Fragen, die nicht ausreichend geklärt wurden.
Ebenfalls ungeklärt blieb, wie und wo Garak überhaupt der psychogenen Droge ausgesetzt war, es
ist ja schließlich nicht anzunehmen, dass sich dieser Stoff einfach so in der Luft zum Atmen
befindet.
Dazu eine Anmerkung unseres Lesers Robert:
Kurz bevor Garak die Stasekammern entdeckt, sieht man, wie er an einer
Leiter versehentlich in eine blaue Flüssigkeit fasst. Das soll wohl
der Moment der Infizierung sein.
Auch von den Charakteren her kann die Folge wenig überzeugen. Die Handlung fördert bei den
Charakteren O'Brien, Garak und Nog kaum neue Erkenntnisse zutage, die Nebencharaktere Amaro,
Stolzoff, Pechetti und Boq'ta bleiben trotz der Sammelleidenschaft von Pechetti oder der
Ängstlichkeit von Boq'ta blass und ihr Tod geht einem überhaupt nicht nahe.
Der Handlungsaufbau legt nahe, dass man hier ähnlich wie bei Kira in
5.11: Dunkelheit und Licht versucht hat, O'Brien gezwungenermaßen wieder
zum einstigen Soldaten von Setlik III werden zu lassen. Das mag ja auch ein netter Ansatz sein,
in der vorliegenden Umsetzung bringt es O'Briens Charakter aber trotzdem in keinster Weise weiter.
Gleichzeitig erscheint der Weg, der mit O'Brien hier eingeschlagen wird, äußerst merkwürdig.
Garak betont ständig, dass O'Brien der Held von Setlik III ist und dass in ihm genauso ein Killer
steckt, wie in Garak selbst. Sollte das denn nun die Aussage sein, dass O'Brien und Garak beide
unter bestimmten Umständen zu Killern werden können? Oder wollte man zeigen, dass sich O'Brien
über den Soldaten auf Setlik III hinaus entwickelt hat? Diese Erkenntnis hätte einem nun wiederum
nicht unbedingt nochmal explizit mitgeteilt werden müssen, hier sprachen Episoden, wie
4.12: Der Rachefeldzug (TNG) schon für sich.
Nach 45 Minuten bleibt einem von dieser Folge eh nicht viel mehr in Erinnerung, als der grobe
Handlungsablauf, indem 7 verschiedene Crewmitglieder durch dunkle Stationskorridore rennen und
sich nacheinander von zwei wild gewordenen Cardassianern abschlachten lassen. Das ist eigentlich
nicht unbedingt das, was ich in Star Trek sehen will.
Das Ganze hätte vielleicht als Parodie auf das Horrorgenre funktionieren können, da hier bereits
mit dem extrem klischeebeladenen Handlungsablauf (alle Nebenpersonen sterben, während die
Hauptpersonen überleben, die Crewmitglieder verhalten sich besonders unüberlegt, indem sie sich
ständig trennen) der Grundstein für eine Parodie gelegt wurde. Leider reichen die parodistischen
Elemente dann aber nicht aus, um die Episode wirklich als Parodie aufzufassen, dafür nimmt sie
sich dann selbst in pseudo-psychologischen Dialogen doch wieder viel zu ernst.
Ebenfalls störend wirkte sich aus, dass "Empok Nor" bereits zum wiederholten Male in der 5.
Staffel kaum irgendwelche Science Fiction-Elemente enthielt. Ähnlich, wie beispielsweise
5.04: Die Schlacht um Ajilon Prime,
5.11: Dunkelheit und Licht oder
5.17: Der Datenkristall (um nur einige zu nennen) hätte man auch "Empok Nor"
mit leichten Veränderungen in irgendeiner x-beliebigen Fernsehserie ohne Science Fiction erzählen
können. Um Folgen mit wirklich interessanten Science Fiction-Konzepten in der 5. DS9-Staffel zu
finden, muss man wirklich schon länger suchen (5.22: Kinder der Zeit ist
zum Beispiel eine der erfreulichen Ausnahmen). Natürlich ist es ab und zu ganz interessant, Star
Trek-Folgen völlig ohne Science Fiction-Handlung zu sehen und zu Zeiten von "Star Trek - The Next
Generation" wurde fast jede Handlung von den Autoren zum Teil recht krampfhaft mit einer Science
Fiction-Handlung kombiniert, obwohl gar keine notwendig gewesen wäre. Trotzdem sollten die Autoren
doch darauf achten, dass dies nicht überhand nimmt, schließlich schalten die Zuschauer Star Trek
ein, um Science Fiction zu sehen, ansonsten könnte man auch jede beliebige andere Sendung einschalten.
Das Drehbuch zu "Empok Nor" stammt von Hans Beimler, der damit seinen letzten Beitrag für die 5.
Staffel abliefert. Mit Episoden, wie 5.02: Das Schiff oder
5.10: Heilige Visionen gibt es doch bei Weitem bessere Beiträge von Beimler
in der 5. Staffel.
Die Story stammt wieder einmal von Voyager-Autor Bryan Fuller, der nach
5.11: Dunkelheit und Licht seine zweite Story zu "Star Trek - Deep Space Nine"
beiträgt.
Regie führte hier wieder einmal Michael Vejar, der hier den Umständen entsprechend gute Arbeit leistet.
Somit gehört die phantasievolle Inszenierung zum Besten in der gesamten Episode.
Der DS9-Ausflug ins Horrorgenre erweist sich insgesamt als recht überflüssig. Wenn schon Horror, dann
doch bitte richtig. Hier reicht es gerade mal für einige solide Horrorszenen, der Rest ist Star
Trek-Durchschnitt.
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