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Episodenbeschreibung
Keiko O'Brien kehrt nach einem kurzen Aufenthalt auf Bajor nach Deep Space Nine zurück. Sie hat auf
Bajor unter anderem die Feuerhöhlen besucht, in denen es angeblich spukt. Als Miles sie an der
Luftschleuse empfängt, verkündet sie ihrem Ehemann, dass sie nicht Keiko ist, sondern ein fremdes
Wesen, welches von Keiko Besitz ergriffen hat und sie nun als Geisel hält. Als Miles ihr nicht
glaubt, hält das Wesen Keikos Herz für einige Sekunden an und lässt es dann wieder weiterschlagen.
Miles glaubt ihr nun und versichert, alles zu tun was sie verlangt. Keiko beauftragt Miles
damit, einige Systeme der Station neu zu kalibrieren. Den Grund dafür nennt sie ihm nicht, allerdings
warnt sie ihn vor, dass sie Keiko sofort töten würde, wenn Miles versucht seine Freunde auf der
Station zu alarmieren.
Da heute Miles' Geburtstag ist, will Keiko für ihn eine Party veranstalten, die sie schon lange
geplant hat. Miles hat unter den neuen Umständen keine große Lust zum Feiern, doch Keiko will kein
ungewöhnliches Verhalten an den Tag legen. O'Brien geht inzwischen an die Arbeit. Er verteilt die
normalen Reparaturen an seine Leute und macht sich an die von Keiko aufgetragene Arbeit.
Inzwischen übernimmt Rom, der ansonsten in der Nachtschicht arbeitet, vertretungsweise eine
Tagschicht. Er wird von O'Brien mit einer Umstellung der oberen Pylone beauftragt.
O'Brien lässt den Computer bei seiner Arbeit berechnen, wie lange es mit verschiedenen Methoden
dauern würde Keiko zu betäuben, doch bei allen Varianten würde dem fremden Wesen noch genug Zeit
bleiben, Keiko selbst zu töten.
Als O'Brien am Abend mit der Arbeit fertig ist, kommt er nach Hause, wo die Party für ihn schon in
vollem Gange ist. Miles kann sich nur sehr schwer amüsieren. Er versucht mit Keiko allein zu reden,
doch schafft er dies erst nach der Party. Er teilt ihr mit, dass er fertig ist mit der Arbeit, doch
das fremde Wesen gibt Keiko noch nicht frei. Sie erklärt Miles, dass dies nur ein Testlauf war um
zu sehen, ob sie ihm vertrauen kann. Erst am nächsten Tag werde die richtige Arbeit kommen.
Am nächsten Morgen erhält Miles seine neuen Instruktionen. Auch dieses Mal scheint es sich um
Veränderungen zu handeln, die der Station selbst keinen Schaden zufügen können. Trotzdem entscheidet
sich O'Brien auf dem Weg zur Arbeit dafür, Sisko zu informieren. Er geht aufs Promenadendeck, um
sich dort mit dem Captain zu treffen. Plötzlich ruft Keiko nach ihm und als sich Miles umdreht sieht er,
wie sie von der 2. Ebene des Promenadendecks herunterstürzt. Keiko wird sofort in die
Krankenstation gebracht und Bashir kümmert sich um sie. Es geht ihr auch schon wieder besser.
Miles geht zu ihr und Keiko erklärt ihm, dass sie geahnt habe, dass er Sisko informieren wolle. Sie
warnt ihn davor, dies noch einmal zu probieren und gibt ihm für seine Aufgabe 13 Stunden Zeit. Miles
macht sich daraufhin an die Arbeit.
Rom ist inzwischen mit seinem Auftrag fertig und geht zu O'Brien. Dieser ist überrascht, dass dies
so schnell ging, doch Rom erklärt ihm, dass sich Ferengi sehr gut auf etwas konzentrieren können und
sich nicht so leicht ablenken lassen wie die Menschen. O'Brien lässt sich nun von Rom helfen, da er die
Arbeit allein in 13 Stunden nicht bewältigen könnte. Er erklärt Rom, dass es sich um eine
streng-geheime Sache handelt und dass er zu Niemandem ein Wort darüber verlieren darf. Rom und Miles
gehen wieder an die Arbeit.
Mitten in der Nacht stellt Dax fest, dass irgendjemand die Systeme der Station sabotiert und
trommelt alle zusammen. O'Brien bemerkt, dass er Rom opfern muss, um seine Arbeit weiterführen zu
können. Odo nimmt Rom in Gewahrsam, doch der Ferengi verrät kein Wort darüber, wer ihn mit den Änderungen
beauftragt hat. Inzwischen setzt O'Brien seine Arbeit fort, als er von Odo in sein Büro gerufen wird.
Rom will nur mit dem Chefingenieur allein sprechen. Rom hat inzwischen erkannt, dass die Anderen auf der
Station überhaupt nichts von diesem Geheimauftrag zu wissen scheinen. O'Brien gibt zu, dass dies alles
von ihm ausgeht. Rom will von O'Brien wissen, warum er versucht die Wurmlochwesen zu töten. Er hat
bemerkt, dass die Veränderungen an den Stationssystemen dazu dienen, einen Chronotonstrahl zu erzeugen,
der auf das Wurmloch gerichtet ist. Dieser Strahl würde die Wurmlochwesen augenblicklich töten. O'Brien
war viel zu beschäftigt, um dies zu erkennen. Er bittet Rom darum, seine Rolle noch etwas weiter zu
spielen und macht sich wieder an die Veränderungen der Stationssysteme. Inzwischen hat Odo
herausgefunden, dass Rom die Veränderungen nicht allein durchgeführt haben kann und verdächtigt nun
O'Brien. Dieser schlägt Odo nieder und beendet seine Arbeit. Dann trifft er sich mit Keiko in der
Rio Grande und die beiden starten zum Wurmloch. Keiko fordert O'Brien auf, den Chronotonstrahl zu
aktivieren, doch dieser trifft nicht die Wurmlochwesen, sondern das Shuttle selbst und tötet das
Wesen, welches von Keiko Besitz ergriffen hat. Miles und Keiko kehren zur Station zurück.
In den Feuerhöhlen hatte ein Pah-Geist Besitz von Keiko ergriffen. Die Pah-Geister waren ehemals
auch Wurmlochwesen, doch dann wurden sie von ihrem Volk in die Feuerhöhlen verbannt. Nun wollten
sie die Wesen im Wurmloch töten und wieder ihren alten Platz dort einnehmen.
Rom wurde von O'Brien inzwischen zur Tagschicht befördert.
Bewertung
"Die Erpressung" ist eine sehr gelungene und bis zum Schluss äußerst spannende O'Brien-Episode.
Die Handlung ist vom Drehbuch dramaturgisch gut angelegt und wurde von Regisseur Allan Kroeker
perfekt umgesetzt. Die Episode ist gleichzeitig eine Umkehrung der Ereignisse in der TNG-Episode
5.15: Ungebetene Gäste als O'Brien von einem fremden Wesen
besetzt und Keiko zu seiner Geisel wurde.
Die Folge beginnt eigentlich wenig originell. Irgendwelche Crewmitglieder, die von fremden Wesen
besetzt wurden, hatten wir in den bisherigen Star Trek-Serien schon in allen denkbaren Varianten,
zum Beispiel in Folgen wie 2.20: Geist sucht Körper
(TOS), 1.25: Die Verschwörung (TNG),
1.09: Der Parasit (DS9), oder
3.10: Der Kriegsherr (VOY). Deutlich überzeugender als der
eigentliche Plot selbst ist dann jedoch die Umsetzung, bei der nicht eine Minute Langeweile aufkommt.
Der Spannung kommt dieses Mal vor allem zugute, dass man als Zuschauer die Handlung aus O'Briens
Sicht verfolgt und damit ähnlich im Dunkeln tappt, wie er selbst. Auch die Auflösung ist originell
und nicht zu vorhersehbar (obwohl natürlich klar ist, dass O'Brien nicht die Wurmlochwesen töten
wird).
Oft wird als Kritikpunkt zu dieser Folge angeführt, dass es von vornherein klar ist, dass Keiko
gerettet wird, da sie schon zu sehr zu den regulären Charakteren gehört, um einfach so zu sterben.
Diese Kritiker hätten beispielsweise lieber Leeta und Dr. Bashir in den Hauptrollen gesehen. So
ganz nachvollziehen kann man diesen Standpunkt nicht. Erstens erscheint es ziemlich schwierig, die
Folge mit Bashir statt mit O'Brien zu erzählen, schließlich ist dieser der Techniker. Ähnliche
Experimente gingen schon bei TNG schief (als man zum Beispiel in Episode
6.22: Verdächtigungen eine Geordi-Geschichte auf Beverly umschrieb).
Zweitens ist es ein allgemeines Serienproblem, dass Hauptcharaktere in Gefahr (bis auf
Ausnahmesituationen) gerettet werden müssen, da sie auch in der nächsten Woche wieder mit von der
Partie sein sollen. Obwohl also die Rettung oft von vornherein abzusehen ist, gibt es etliche
Folgen, die trotzdem einen guten Spannungsbogen aufbauen können, so auch bei dieser Episode.
"Die Erpressung" vermag es trotz der frühen Erkenntnis, dass es ein Happy End geben wird, den
Zuschauer 45 Minuten lang an den Bildschirm zu fesseln und mehr kann man von einer Episode
eigentlich nicht verlangen.
Überzeugend ist die Folge auch durch exzellente Darstellerleistungen von Colm Meaney (Miles O'Brien)
und Rosalind Chao (Keiko O'Brien). Vor allem letztere genießt es sichtlich, einmal eine böse
Variante von Keiko spielen zu dürfen und erledigt ihre Aufgabe mit so viel Hingabe, dass man es
fast bedauert, dass Rosalind Chao nicht dauerhaft für eine Bösewicht-Rolle gecastet wurde.
Nicht hundertprozentig überzeugend war O'Briens Weigerung, irgendeinen seiner Kollegen auf der
Station einzuweihen. Mit etwas Kreativität, hätte er sicher jemanden informieren können, ohne dass
Keiko bzw. das fremde Wesen davon etwas mitbekommen hätte. Man kann allerdings seine Angst um die
eigene Ehefrau als ausreichenden Grund für seine Weigerung, einen Außenstehenden einzubeziehen,
akzeptieren. Letztendlich machte dies die Geschichte am Ende auch noch spannender, da O'Brien somit
am Ende nicht nur gegen Keiko sondern auch gegen seine Crew-Kollegen handeln musste.
Etwas merkwürdig hingegen war O'Briens Überraschung, als Rom ihn darüber aufklärte, dass es sich bei
den Veränderungen an den Stationssystemen nicht nur um harmlose Kalibrierungen handelte. Hätte
O'Brien etwas darüber nachgedacht, wäre ihm wohl klar geworden, dass das fremde Wesen Keiko nicht
hätte kidnappen müssen, wäre es um völlig harmlose Veränderungen der Stationssysteme gegangen.
Zum ersten Mal spielen in dieser Folge die Pah-Geister der Bajoraner eine Rolle. Dies sind
ehemalige Wurmlochwesen, die jedoch von ihrem Volk verbannt wurden und nun in den Feuerhöhlen
gefangen sind. Die Pah-Geister werden u.a. auch im abschließenden Zehnteiler am
Ende der 7. Staffel eine wichtige Rolle spielen.
"Die Erpressung" ist fast ausschließlich eine O'Brien-One-Man-Show. Es gibt nur ganz wenige Szenen,
in denen er nicht erscheint, darunter einige mit Rom. Die Nebenhandlung um den Ferengi-Techniker
steht dabei dieses Mal nicht völlig unabhängig von der Haupthandlung da, sondern wird gekonnt in die
Geschichte um O'Brien und Keiko eingebunden. Gleichzeitig darf die Nebenhandlung für einige recht
witzige Szenen sorgen, zum Beispiel als Rom dem Chief versichert, dass er niemandem auch nur seinen
Namen verraten wird und O'Brien daraufhin nur erwidert, dass sowieso jeder auf der Station Roms
Namen kennt.
Roms Wandlung vom dumm-naiven Ferengi zum schlauen Technik-Genie geht in dieser Folge noch weiter
als bisher. Dieses Mal legt er sogar größeres technisches Verständnis als O'Brien an den Tag.
David Weddle und Bradley Thompson, die bereits die Story zu 4.18: Das Gefecht
geliefert hatten, steuerten mit dieser Folge ihr erstes Drehbuch zur Serie bei, womit ihnen gleich ein
sehr gelungener Einstieg gelang. In der 5. Staffel geht auch noch
5.18: Kriegsgeschäfte auf ihr Konto. Ab der 6. Staffel gehörten die beiden
zum Stammautorenteam. Insgesamt schrieben die beiden 11 DS9-Drehbücher.
Robert Lederman und David R. Long, die die Story zu dieser Episode lieferten, waren auch schon für die
Grundidee der Episode 3.20: Der geheimnisvolle Garak Teil 1 verantwortlich.
Robert Lederman gehört normalerweise zu den Cuttern der Serie.
Ebenfalls zum ersten Mal dabei war bei dieser Episode der Regisseur Allan Kroeker. Die exzellente
Regie-Leistung in dieser Folge macht deutlich, warum er sich binnen kürzester Zeit zu einem der
wichtigsten Regisseure bei Star Trek entwickelt hat. Kroeker hat inzwischen mehr als 35 Star
Trek-Episoden inszeniert, darunter auch die Serien-Finale von "Star Trek - Deep Space Nine" und "Star
Trek Voyager".
Alles in allem eine sehr gelungene Folge, die trotz bekannter Grundidee die bislang spannendste
Episode der Staffel ist.
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