Deutscher StarTrek-Index  
  5.9 Der Aufstieg  
  The Ascent  
 

von Matthias Weber

 
 
 

Episodenbeschreibung

Es scheint fast so, als habe Odo endlich triumphiert. Er soll Quark zu einer Föderationsverhandlung nach Inferna Prime bringen. Das Ganze wurde zur Geheimsache erklärt, deswegen darf Odo Quark auch nicht sagen, was ihm vorgeworfen wird. Die beiden brechen mit der Rio Grande auf. Der Planet Inferna Prime ist 8 Tage von Deep Space Nine entfernt, weswegen es eine sehr lange Reise für Quark zu werden scheint.

Inzwischen kommt Nog von der Sternenflottenakademie zurück nach DS9. Er wird dort Feldstudien durchführen und in verschiedenen Bereichen auf der Station eingesetzt werden, um dort die Praxis kennenzulernen. Er wird unterdessen mit Jake Sisko ein Quartier teilen, der deswegen bei seinem Vater auszieht. Die beiden freuen sich auf die gemeinsame Zeit in ihrem neuen Quartier.

Inzwischen geraten Odo und Quark das erste Mal aneinander. Quark beschwert sich über ein Summen in der Rio Grande, welches Odo aber nicht hört. Als das Summen seine Frequenz verändert, hört es auch Odo und als die beiden dem Summen auf den Grund gehen, finden sie eine Bombe. Als Odo versucht die Bombe in den Weltraum zu beamen, detoniert sie, und die Rio Grande erhält ein Leck. Man muss schnell einen Landeplatz finden. Odo fliegt die Rio Grande zu einem Klasse L-Planeten, der kaum bewohnbar ist, im Moment jedoch ihre einzige Rettung darstellt.

Auf Deep Space Nine stellt sich inzwischen heraus, dass Nog und Jake völlig unterschiedliche Vorstellungen vom Zusammenleben haben. Während Jake gern ein recht lockeres und undiszipliniertes Leben führt, ist Nog durch seine Ausbildung an der Sternenflottenakademie sehr diszipliniert und ordentlich geworden. Schon bald kommt es zu ersten Reibereien zwischen den beiden.

Als Odo und Quark auf dem L-Klasse-Planeten wieder zu sich kommen müssen sie feststellen, dass der Replikator und der größte Teil der Notrationen zerstört wurde. Auch das Kommunikationssystem wurde beschädigt, der Verstärker funktioniert nicht mehr, so dass man nur dann durch die Planetenatmosphäre ein Signal absetzen kann, wenn man den Subraumfunkemitter auf die Spitze eines hohen Berges schleppt. Da es auf dem Planeten gleichzeitg auch noch sehr kalt ist und es nichts zu Essen gibt, wird die Wanderung zum Gipfel kein Vergnügen. Unglücklicherweise gibt es an Bord auch nur noch eine Jacke, so dass Odo und Quark sich mit dem Tragen der Jacke und des Emitters abwechseln.

Inzwischen kommt es zwischen Jake und Nog zum großen Knall und Nog zieht aus dem gemeinsamen Quartier aus.

Während Odo und Quark auf dem Weg zum Gipfel sind, stellt sich heraus, dass Odo überhaupt keine Ahnung hat, warum er Quark nach Inferna Prime bringen sollte. Die Sternenflotte hat ihn darüber nicht aufgeklärt. Quark kann erklären, dass er gar nicht als Angeklagter sondern als Zeuge vorgeladen wurde. Er hatte versucht ins Orion-Syndikat aufgenommen zu werden, was aber daran scheiterte, dass er zu wenig Latinum besaß, um für die Verbrecherorganisation von Interesse zu sein. Als Odo Quark seine Unzulänglichkeit als Gauner unter die Nase reibt, kommt es zum Streit und zum Kampf zwischen den beiden. Dabei bricht sich Odo ein Bein. Quark baut eine Trage, mit der er Odo hinter sich herziehen kann.

Sisko und Rom kommen inzwischen zu dem Schluss, dass ihre beiden Söhne viel voneinander lernen könnten und deswegen unbedingt ihr Zusammenleben fortsetzen sollten. Sisko bringt Nog und Jake daraufhin wieder zusammen. Die beiden können ihren Streit begraben und wohnen nun wieder zusammen.

Als Quark nicht mehr weiterkommt, kann Odo ihn motivieren auch die letzten verbleibenden Kilometer bis zum Gipfel zurückzulegen. Quark lässt Odo also zurück und schafft es tatsächlich zum Gipfel, woraufhin beide von der Defiant gerettet werden können.

Bewertung

"Der Aufstieg" ist eine nette Odo-Quark Charakterfolge, mit einer relativ schwachen Nebenhandlung um Jake und Nog.

Die Folge bringt uns vor allem noch einmal die Beziehung von Odo und Quark näher. Das Verhältnis der beiden Hauptfiguren zueinander wurde schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt in der ersten Staffel festgelegt und seither kaum verändert. Die beiden sind sehr unterschiedlich und sie versuchen immer den anderen auszutricksen. Quark versuchte von Beginn an illegale Geschäfte hinter Odos Rücken zu machen, was nicht einfach ist, da Odo ihn immer gut im Auge behält. Odo hingegen versucht seit Jahren vergeblich Quark eine illegale Handlung nachzuweisen, um ihn einsperren zu können. Doch obwohl die beiden nach außen hin vorgeben Feinde zu sein und nicht mit dem anderen auszukommen, wurde bereits in vielen Folgen angedeutet (zum ersten Mal breits in 1.05: Babel), dass sie sich in Wirklichkeit eigentlich ganz gerne haben, dies jedoch niemals offen zugeben würden.
Mit ihrer außergewöhnlichen Beziehung wurden Odo und Quark in dieser Konstellation sehr schnell zu Publikumslieblingen. Von Beginn an wurde auch immer wieder der Vergleich mit Spock und Pille aus "Star Trek - The Original Series" bemüht, was zunächst nicht viel heißt, denn kaum streiten sich zwei Hauptpersonen in Star Trek, wird ihnen bereits eine Spock/Pille-Parallele aufs Auge gedrückt (zum Beispiel auch bei Data und Pulaski in "Star Trek - The Next Generation"). Bei Quark und Odo trifft der Vergleich aber wohl am ehesten zu. Ähnlich wie Spock und Dr. McCoy sind auch Odo und Quark sehr unterschiedlich in ihrem Verhalten und ihren Ansichten. Beide Pärchen werfen sich gegenseitig gerne mal die eine oder andere Beleidigung oder Gemeinheit an den Kopf, trotzdem würden sie den jeweilig anderen vermissen, wenn er aus irgend einem Grunde fehlen würde. Eine Parallele besteht auch darin, dass Odo und Quark genau wie Pille und Spock nicht so richtig zugeben wollen, dass sie über die Jahre eine gewisse Zuneigung füreinander entwickelt haben.

Der Beziehung zwischen Odo und Quark wurde selten soviel Handlungsspielraum wie in dieser Folge eingeräumt. Das was ihre Beziehung kennzeichnet wurde hier besser denn je herausgearbeitet und sorgt für einige interessante Charaktermomente. Wohl aufgrund der großen Beliebtheit bei den Zuschauern funktioniert die Folge auch relativ gut. Armin Shimerman (Quark) und René Auberjonois (Odo) schaffen es dabei mit guten Darstellerleistungen zu übrzeugen und können die Beziehung der beiden Charaktere gut vermitteln.

Oft vorgeworfen wird der Folge ihre klischeehafte Handlung und die typische Ausgangssituation, dass man zwei rivalisierende Hauptpersonen in eine Situation bringt, wo sie aufeinander angewiesen sind. Hier werden Ira Steven Behr und Robert Hewitt Wolfe, die das Drehbuch schrieben, jedoch oft missverstanden. Die Handlung um den Shuttleabsturz und das daraus folgende Abenteuer lässt von vornherein absichtlich kein Klischee aus und macht sich damit über solche vorhersehbaren Handlungen lustig. Deswegen wird am Ende auch geschickt mit der Erwartungshaltung des Zuschauers gespielt. Natürlich sind Handlungen mit dieser Ausgangslage darauf angelegt, dass sich die beiden Charaktere nach dem verbindenden Abenteuer und nachdem der eine dem anderen das Leben rettet, besser verstehen und vielleicht sogar zu Freunden werden. Behr und Wolfe drehen hier jedoch den Spieß um und machen gerade das Gegenteil. Quark und Odo bestätigen am Ende der Folge in einer sympathischen Schlussszene noch einmal die Beleidigungen, die sie sich zuvor an den Kopf geworfen hatten. Wer also erwartet hat, dass sich Odo und Quark nach ihrer Rettung zugestehen würden, dass sie sich ja eigentlich doch ganz gut leiden können, wird hier gekonnt aufs Glatteis geführt. Wären Odo und Quark nun mit einem Mal die besten Freunde geworden, hätte die Aneinanderreihung der Klischees wirklich gestört, doch hier wurde dies gerade zum richtigen Zeitpunkt mit einem dicken Augenzwinkern durchbrochen.

Das Problem der Episode sind also weniger die Klischees, die von vornherein beabsichtigt waren. Das Problem liegt ganz woanders. Störend wirkt sich nämlich vor allem aus, dass die ganze Handlung ein wenig gestreckt erscheint, um 45 Minuten Sendezeit zu füllen. Irgendwann ist es halt dann auch trotz der sympathischen Charaktere nicht mehr interessant, Odo und Quark dabei zuzusehen, wie sie einen überdimensionalen Berg besteigen und sich dabei gegenseitig Beschimpfungen an den Kopf werfen. Nach einer Weile geht es einem vielmehr so wie Quark zu Beginn der Folge, man fängt an sich zu langweilen.

Anstatt die relativ dünne Handlung auf eine Episode zu strecken, hätte man besser die gute Figurenkonstellation Odo-Quark auf der einen Seite und die Extremsituation auf der anderen Seite nutzen und endlich die Gelegenheit ergreifen sollen, um charakterlich genauer auf Odos Verwandlung in einen Menschen einzugehen. Als 9. Folge, in der Odo ein Mensch ist, wäre dieser Einblick in sein Innenleben eh schon längst überfällig gewesen, gleichzeitig wäre es sicher interessant gewesen, wenn Odo unter den extremen Bedingungen gezwungen gewesen wäre, seine Gefühle ausgerechnet mit Quark zu erörtern. Hier wurde leider viel Potenzial zu einer hervorragenden Folge verschenkt, denn Odos Dasein als Solid wird leider nur in einem ganz kurzen Dialog zwischen den beiden abgehandelt, der insgesamt auch eher an der Oberfläche der Thematik kratzt und es nicht schafft, tiefere Einblicke in Odo zu vermitteln. Schade, hier wurde nicht nur die Chance vergeben Odo näher zu charakterisieren, sondern auch die Handlung 45 Minuten lang interessant zu gestalten. So bleibt das Thema leider weiterhin schlecht ausgeschöpft.

Ebenfalls negativ wirkt sich die durchschnittliche Nebenhandlung aus. Die Nog-Jake-Beziehung mag ja ihre starken Momente haben, diese gehören aber wohl eher nicht dazu. Die WG-Probleme der beiden sollten wohl eine witzige Neuauflage des Films "Ein seltsames Paar" ("The Odd Couple", USA 1968) mit Walter Matthau und Jack Lemmon sein. In Wirklichkeit ist aber jede x-beliebige, real existierende Studenten-WG interessanter als das, was einem hier vorgesetzt wurde. Einziger Lichtblick an der Nebenhandlung war ein gelungener Dialog zwischen den beiden Vätern Ben Sisko und Rom.

Nog wird hier wieder zurück nach DS9 geholt, nachdem er ein Jahr zuvor auf die Sternenflottenakademie ging. Dies wurde wohl vor allem deswegen gemacht, um den Autoren wieder mehr Gelegenheit zu geben, Nog in die Handlung zu integrieren, denn seit seinem Weggang auf die Akademie war es tatsächlich relativ ruhig geworden um Nog. Begründet wird seine Rückkehr damit, dass das 2. Jahr unter anderem dafür da ist, intensive Feldstudien zu betreiben. Interessanterweise dachte später niemand mehr daran, Nogs Feldstudie auch irgendwann wieder zu beenden, so dass er die Raumstation bis zum Ende der 7. Staffel mit seiner Anwesenheit beehren wird.

Zum ersten Mal erwähnt wird hier die Verbrecherorganisation Orion-Syndikat, welche in der Folge 6.15: Ehre unter Dieben noch eine größere Rolle spielen wird. Robert Hewitt Wolfe meinte in einem Interview, dass das Orion-Syndikat sich tatsächlich aus den Piraten in der TOS-Folge 2.10: Reise nach Babel entwickelt haben soll.

Interessant ist auch eine Erwähnung des Kartenspiels Fizz Bin, welches bereits in der TOS-Folge 2.17: Epigonen eine Rolle spielte. Interessant ist dies deswegen, weil Kirk das Kartenspiel damals eigentlich nur dazu benutzte um einige Iotianer zu verwirren, die ihn, Spock und Pille festhielten. Damals war eigentlich ziemlich klar, dass es das Kartenspiel mit diesen Regeln nicht wirklich gibt, sondern dass sich Kirk diese nur ausgedacht hat. Dies ist aber kein richtiger Fehler. Kirk kann sich ja genausogut den Titel eines real-existierenden Kartenspiels genommen haben und dazu neue, verwirrende Regeln erfunden haben. Vielleicht hat Kirk oder haben die Iotianer später ja auch das Kartenspiel weiter entwickelt und vermarktet.

Jakes Geschichte, die Nog beim Aufräumen findet, heißt "Past Prologue", genau wie die DS9-Folge 1.03: Die Khon-Ma. Dieser Insider-Gag funktioniert natürlich nur im amerikanischen Original.

Erfreulich ist, dass der Teil der Folge, der auf dem Planeten spielt, im Freien am Fuße des Mount Whitney in Kalifornien gedreht wurde. Leider sieht es meistens so aus, als wäre es eher zu warm als zu kalt, was es bei den Dreharbeiten auch wirklich war. Die Schauspieler litten sehr unter der großen Hitze. Gleichzeitig mussten sie auch noch vorgeben, fast zu erfrieren. Sowohl Shimerman als auch Auberjonois genossen die Außendrehs. Da es normalerweise üblich ist, dass jeder nach den Dreharbeiten einfach nach Hause fährt, war es eine willkommene Abwechslung, dass man ein Haus für die Dreharbeiten gemietet hatte und dort auch noch abends zusammensaß und plauderte.

Geschrieben wurde die Folge wieder von Ira Steven Behr und Robert Hewitt Wolfe, die damit zwar keine Glanzfolge abliefern, aber immerhin wieder den negativen Eindruck von 5.07: Die Reise nach Risa ausgleichen können.

Der Regiestuhl wurde unterdessen zum zweiten Mal von Allan Kroeker eingemommen.

Insgesamt fehlt es der Folge etwas an der Spannung und die Folge ist ganz sicher kein Highlight, aber trotzdem gute Unterhaltung.

 
 
 

Spannung

SFX

Handlung

Gesamt

 
 
 

Zusammenhänge

Das Orion-Syndikat, gegen das Quark hier aussagen soll, spielt in der Folge 6.15: Ehre unter Dieben eine größere Rolle. Es entstand laut Produzent und Autor Robert Hewitt Wolfe aus den Terroristen vom Planeten Orion, welche in der TOS-Folge 2.10: Reise nach Babel eine Rolle spielten.

Das Kartenspiel Fizz Bin welches Quark mit Odo spielen will, hatte bereits eine recht populäre Erwähnung in der TOS-Folge 2.17: Epigonen.

Max Grodénchik hat in dieser Folge seinen 21. Auftritt als Rom. Sein letzter Auftritt war in 5.05: Die Erpressung. Das nächste Mal wird er in 5.16: Dr. Bashirs Geheimnis auftreten.

Aron Eisenberg hatte hier seinen 17. von 47 Auftritten. Er war das letzte Mal in 4.20: Der zerbrochene Spiegel zu sehen und wird seinen nächsten Auftritt in 5.11: Dunkelheit und Licht haben.

 
 
 
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  Druckbare Version

 Erstausstrahlung USA:
  23. 11. 1996

 Erstausstrahlung D:
  03. 03. 1998

 Regie:
  Allan Kroeker

 Buch:
  Ira Steven Behr
  Robert Hewitt Wolfe

 Gaststars:
  Max Grodénchik
   [Rom]
  Aron Eisenberg
   [Nog]



  Zuletzt geändert:
  2015-06-15, 02:18
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