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Episodenbeschreibung
Quark unterhält sich mit seinem Bruder Rom, der sich zu
Leeta - einem bajoranischen Dabomädchen - hingezogen
fühlt, aber zu schüchtern ist. Als sie zu Rom
kommt sagt er kein Wort, obwohl Leeta sehr nett zu
ihm ist. O'Brien und Bashir darten und unterhalten
sich über Privates, als ein gewisser Doctor Lewis
Zimmerman erscheint. In Siskos Büro erklärt er
seine Absicht: Er programmierte ja das MHN, das
medizinisch-holographische Notfallprogramm, derzeit möchte
er ein MHL, ein Langzeitprogramm, entwickeln und
Dr. Bashir als Vorlage benutzen.
Um
dem Programm Leben einzuhauchen bereitet Zimmerman
ein ausgedehntes Interview mit Bashir vor, da das MHL
charakterlich so echt wie möglich sein soll. Im Quark's
ist Zimmerman fasziniert von Leeta, die eine Freundin
von Bashir war. Er erklärt nebenbei, dass er auch
Interviews mit Freunden führen wird. Bashir bittet
ihn seine Eltern aus dem Spiel zu lassen, was
Zimmerman jedoch neugierig macht.
Nach
kurzer Zeit hat er das Aussehen des MHLs fertig, es
gleicht Bashir. Aus dem MHN transferiert er - unter
Protest des DS9-Holodocs - die Daten in das
Bashirprogramm, es fehlt nur noch das detaillierte
Charakterprofil von Julian.
Die
Senioroffiziere beschreiben und charakterisieren
Bashir, nach dem Interview lädt Zimmerman Leeta zum
Essen ein, welches von Rom eifersüchtig beobachtet
wird. Er geht erneut zu Leeta, doch wieder bringt er
keinen Ton heraus.
Während
sich Sisko mit Bashir unterhält, kommt eine erfreute
Dax mit Bashirs Eltern ins Büro. Die sympathischen
Bashirs begrüßen ihren Sohn mit "Jules" und
erfreuen mit ihrer elterntypischen Nettigkeit Sisko
und Dax. Nur Julian wirkt genervt, da sein Vater Richard
sich sofort wichtig tut, aber trotzdem stolz auf
seinen Sohn ist. Der Doktor ist verärgert und spricht
Zimmerman auf die Einladung seiner Eltern an, der es
aber abtut, da er mit Leeta verabredet ist und ihr
Blumen bringt: Sie solle mit ihm zur Jupiterstation
kommen, um dort ein Café zu betreiben.
Beim
gemeinsamen Abendessen isst Julian mit seinen Eltern.
Er kritisiert im Gespräch seinen Vater und dessen
Inkonsequenz, angefangene Dinge nicht zu erledigen,
wenn er keine Lust habe. Desweiteren erinnert er
seine Eltern an die Gefährlichkeit des Interviews,
dass sie nicht sein Geheimnis ausplaudern. Julians
Eltern entgegnen, dass sie nicht so naiv seien.
Leeta
will von Rom einen Grund haben, warum sie nicht DS9
verlassen soll, aber Rom ist noch immer sprachlos,
sodass Leeta beschließt, DS9 zu verlassen.
Bashirs
Eltern suchen Julian auf der Krankenstation auf und
entschuldigen sich, dass sie seine Angst vor der
Verbreitung seines Geheimnisses nicht ganz ernst
genommen haben; als die Eltern gehen, erscheinen
Zimmerman und O'Brien aus dem Nebenraum, die
eigentlich nur das MHL testen wollten und erstaunt über
die Erkenntnis sind.
Dr. Bashir
ist sehr wütend, als O'Brien es ihm erzählt. Da
Zimmerman es weiterleiten wird, bedeutet dies seine
unehrenhafte Entlassung aus der Sternenflotte, weil er
genetisch aufgewertet wurde. Er bezeichnet sich
selbst als "unnatürlich", da er ein Mutant
ist. Dann erklärt er O'Brien die Geschichte: Mit
sechs Jahren war er ein sehr zurückgebliebenes Kind
und gesellschaftlich benachteiligt und so erfuhr er
eine große genetische Manipulation: Seine geistigen
Fähigkeiten wurden ebenso verbessert wie seine
Hand-Augen-Koordination, seine körperliche Physis, seine
Ausdauer und seine Reflexe. Er wurde der perfekte
Superschüler, in Wahrheit ist er aber ein Betrüger,
seit den Eugenischen Kriegen sind genetische
Manipulationen illegal. Um seine Eltern zu schützen,
kann er nur noch als Offizier zurücktreten, bevor er
unehrenhaft entlassen wird.
Quark
und Rom reden über Frauen und Quark erinnert seinen
Bruder, wie er von seiner ersten Frau reingelegt
wurde.
Richard
Bashir ist voller Tatendrang und will etwas
unternehmen, doch Julian wirft ihm
Verantwortungslosigkeit vor. Immer wenn ein Konflikt
auftaucht flüchte er, anstatt sich zu stellen.
Mit Julians Entlassung würde Richard das einzige
verlieren, was er bislang beendet hätte, er verliere
aber nicht seinen Sohn, sondern ein Produkt. Richard macht
seine Position bezüglich der Aufwertung klar, doch
Julian unterstellt ihm, dass er nie eine Chance gehabt hätte.
Die Mutter Amsha schaltet sich ein und erklärt, dass
sie als Eltern nur das Beste für ihren Sohn wollten,
weil sie ihn liebten.
Am nächsten
Morgen will Bashir seine Kündigung zu Sisko bringen,
als er seine Eltern vorfindet. Sein Vater stellt sich
und gibt sein Verbrechen zu und geht freiwillig ins
Gefängnis, dafür darf Dr. Bashir weiterhin als Föderationsarzt
praktizieren. Die Eltern verabschieden sich und
Bashir ist stolz auf sie. Zimmerman will auch mit
Leeta aufbrechen, als Rom auftaucht und Leeta seine
Liebe gesteht, welche auch die ihrige zu Rom zugibt.
Zimmerman bricht alleine auf.
Beim
Darts im Quark's unterhalten sich Bashir und O'Brien.
Der Chief glaubt nicht, dass Bashir ihn gewinnen ließ,
als Bashir sein Können zeigt und dreimal
hintereinander ins Schwarze trifft. O'Brien stellt
Bashir für die Würfe von nun an grinsend mehrere
Meter weiter weg.
Bewertung
"Dr. Bashirs Geheimnis" ist eine außergewöhnliche
Charakterepisode: Julian Bashir wird als genetisch
aufgewerteter Mutant enttarnt, was eine gravierende
Wendung in der Figur darstellt.
Wenn
man sich an die erste Staffel erinnert, so ist Bashir
als nervender und neugieriger Junggeselle in
Erinnerung, der frisch von der Akademie Abenteuer
erleben will. Im Laufe der Serie legt er seine Naivität
ab und wird erwachsen: Mit O'Brien als Freund an
seiner Seite entwickelt er sich zu einem sehr guten
Arzt, der von seinen Kollegen geschätzt wird. Er
wirkt erfahrener und reservierter, er nervt auch
nicht mehr. Glanzvolle Auftritte hat er in
"Der hippokratische Eid" und
"Hoffnung", das
letzte Beispiel mit der Freundschaft mit O'Brien
sieht man in
"Extreme Maßnahmen".
Nun platzt aber die Bombe: Bashir ist genetisch
aufgewertet, in Wirklichkeit hat er nie sein Bestes
gegeben, sondern sich unter Wert verkauft. Mit Folgen
wie "Statistische Wahrscheinlichkeiten" spielt
er seinen Überintellekt aus, doch ist diese
Wandlung des Charakters sinnvoll? Oftmals erinnert
mich das Superhirn an Data, dessen Eigenschaften wohl
einzigartig bleiben sollten. Allerdings halte ich es
dennoch für gut, dass die genetische Veränderung
von menschlichen Individuen wieder Thema in Star Trek
ist, denn seit Khan Noonien Singh in
"Star Trek II - Der Zorn des Khan"
hält man alle Mutanten für größenwahnsinnig.
Die
Handlung präsentiert die Enttarnung von Bashir, der
seine Frustration über die Entdeckung perfekt rüberbringt.
Im gelungenen Zusammenspiel mit seinen Eltern, die
die Autoren in typisch liebenswürdiger, aber für
Kinder auch peinliche Art darstellen, handelt Bashir
nachvollziehbar, vor allem, wenn man an den
Wichtigtuer von Vater denkt, der wirklich nie
Verantwortung für eines seiner vielen Projekte übernahm.
Um so schöner aber auch klischeehafter ist es, dass
Richard nun doch einsieht, dass er endlich mal
Verantwortung übernimmt, und so kann Bashir seinen
Offiziersstatus behalten. Allerdings halte ich das
Ganze für übereilt auf ein typisches Happy-End
zugeschnitten, was nach einem mehrjährigen Streit
verwunderlich ist. Desweiteren ist O'Brien für mich
etwas blass, er spielt lediglich den Mitleidenden,
aber er erscheint farb- und initiativlos für einen
guten Freund, auch Sisko zeigt wenig Perspektive,
aber er erfuhr ja auch relativ spät von Bashirs
Geheimnis. Im Großen und Ganzen verdient die
Handlung eine "Zwei", was nicht unerheblich
an dem Cameoauftritt eines bestimmten
Trek-Schauspielers liegt:
Robert
Picardo ist die Überraschung in dieser DS9-Folge: Neben
einem kurzen Auftritt als MHN, welches ja auch als
Hauptcharakter auf der Voyager sein Unwesen treibt,
mimt er den aus Voyager bekannten "Doctor Lewis
Zimmerman", der ja das MHN entwickelte und in
mehreren Voyagerfolgen aufgetreten ist. Zimmerman
gibt sich - eben wie vom Holodoc gewohnt - in seiner
sarkastischen, taktlosen und rauen Art. Selbst der
Holodoc verhält sich bekannt schroff und aufmüpfig,
als sein Wissen in die Hülle des MHL geschrieben
wird. Es erscheint durchaus sinnvoll, Bashir für
seine Erfolge als Schablone zu nehmen. Erst das
detaillierte Nachforschen bringt Zimmerman zu
Bashirs Geheimnis. Seine Bemühungen setzt er schließlich
um, wie man in der neuen Version des MHL in der
Voyagerfolge "VOY: Flaschenpost" sieht.
Die
B-Handlung beleuchtet die Beziehung zwischen Rom und
Leeta, in die Zimmerman teilweise involviert ist - er
ist der Grund für Rom, seine Schüchternheit endlich
abzulegen. Zwar sind Leeta und Rom ein äußerlich
ungleiches Paar, doch im weiteren Verlauf der Serie
zeigt sich, dass die beiden zusammenpassen. Zwar ist
die B-Handlung ganz nett, aber nicht wirklich relevant.
Die
Spannung schleicht so dahin, und man kann wegen
Zimmerman die Handlung gut verfolgen, aber richtig
spannend wird es aber der Mitte, als Bashir sein
Geheimnis preisgibt, womit seit fünf Staffeln
niemand rechnete. Desweiteren interessiert es nun
brennend, wie es ausgeht. Zusammengefasst hat die
Spannung eine "Zwei" verdient.
Mit
Spezialeffekten glänzt die Folge nicht, trotzdem
besticht die gute DS9-Ausstattung sowie diverse
Effekte mit zwei Charakteren gleichzeitig, die von
einem Schauspieler dargestellt werden, was für eine
solide "Drei" reicht.
Ein kleiner Fehler ist unserem Leser Daniel aufgefallen:
Als O'Brien und Bashir am Anfang Darts spielen, ruft Bashir
"Triple-20", aber als O'Brien anschließend die Pfeile aus
dem Board zieht, steckt keiner im entsprechenden Feld.
Abschließend
kann ich nur sagen, dass diese Folge eine sehr
wichtige Bashir-Episode und der Auftritt des
"Holodocs" bzw. Zimmermans gelungen ist,
was der Folge trotz der Kleinigkeiten ein starkes
"Gut" bringt.
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