DSi

DS9 5.16 Dr. Bashirs Geheimnis


Doctor Bashir, I presume?

von Thorsten Kroke

Episodenbeschreibung

Quark unterhält sich mit seinem Bruder Rom, der sich zu Leeta - einem bajoranischen Dabomädchen - hingezogen fühlt, aber zu schüchtern ist. Als sie zu Rom kommt sagt er kein Wort, obwohl Leeta sehr nett zu ihm ist. O'Brien und Bashir darten und unterhalten sich über Privates, als ein gewisser Doctor Lewis Zimmerman erscheint. In Siskos Büro erklärt er seine Absicht: Er programmierte ja das MHN, das medizinisch-holographische Notfallprogramm, derzeit möchte er ein MHL, ein Langzeitprogramm, entwickeln und Dr. Bashir als Vorlage benutzen.

Um dem Programm Leben einzuhauchen bereitet Zimmerman ein ausgedehntes Interview mit Bashir vor, da das MHL charakterlich so echt wie möglich sein soll. Im Quark's ist Zimmerman fasziniert von Leeta, die eine Freundin von Bashir war. Er erklärt nebenbei, dass er auch Interviews mit Freunden führen wird. Bashir bittet ihn seine Eltern aus dem Spiel zu lassen, was Zimmerman jedoch neugierig macht.

Nach kurzer Zeit hat er das Aussehen des MHLs fertig, es gleicht Bashir. Aus dem MHN transferiert er - unter Protest des DS9-Holodocs - die Daten in das Bashirprogramm, es fehlt nur noch das detaillierte Charakterprofil von Julian.

Die Senioroffiziere beschreiben und charakterisieren Bashir, nach dem Interview lädt Zimmerman Leeta zum Essen ein, welches von Rom eifersüchtig beobachtet wird. Er geht erneut zu Leeta, doch wieder bringt er keinen Ton heraus.

Während sich Sisko mit Bashir unterhält, kommt eine erfreute Dax mit Bashirs Eltern ins Büro. Die sympathischen Bashirs begrüßen ihren Sohn mit "Jules" und erfreuen mit ihrer elterntypischen Nettigkeit Sisko und Dax. Nur Julian wirkt genervt, da sein Vater Richard sich sofort wichtig tut, aber trotzdem stolz auf seinen Sohn ist. Der Doktor ist verärgert und spricht Zimmerman auf die Einladung seiner Eltern an, der es aber abtut, da er mit Leeta verabredet ist und ihr Blumen bringt: Sie solle mit ihm zur Jupiterstation kommen, um dort ein Café zu betreiben.

Beim gemeinsamen Abendessen isst Julian mit seinen Eltern. Er kritisiert im Gespräch seinen Vater und dessen Inkonsequenz, angefangene Dinge nicht zu erledigen, wenn er keine Lust habe. Desweiteren erinnert er seine Eltern an die Gefährlichkeit des Interviews, dass sie nicht sein Geheimnis ausplaudern. Julians Eltern entgegnen, dass sie nicht so naiv seien.

Leeta will von Rom einen Grund haben, warum sie nicht DS9 verlassen soll, aber Rom ist noch immer sprachlos, sodass Leeta beschließt, DS9 zu verlassen.

Bashirs Eltern suchen Julian auf der Krankenstation auf und entschuldigen sich, dass sie seine Angst vor der Verbreitung seines Geheimnisses nicht ganz ernst genommen haben; als die Eltern gehen, erscheinen Zimmerman und O'Brien aus dem Nebenraum, die eigentlich nur das MHL testen wollten und erstaunt über die Erkenntnis sind.

Dr. Bashir ist sehr wütend, als O'Brien es ihm erzählt. Da Zimmerman es weiterleiten wird, bedeutet dies seine unehrenhafte Entlassung aus der Sternenflotte, weil er genetisch aufgewertet wurde. Er bezeichnet sich selbst als "unnatürlich", da er ein Mutant ist. Dann erklärt er O'Brien die Geschichte: Mit sechs Jahren war er ein sehr zurückgebliebenes Kind und gesellschaftlich benachteiligt und so erfuhr er eine große genetische Manipulation: Seine geistigen Fähigkeiten wurden ebenso verbessert wie seine Hand-Augen-Koordination, seine körperliche Physis, seine Ausdauer und seine Reflexe. Er wurde der perfekte Superschüler, in Wahrheit ist er aber ein Betrüger, seit den Eugenischen Kriegen sind genetische Manipulationen illegal. Um seine Eltern zu schützen, kann er nur noch als Offizier zurücktreten, bevor er unehrenhaft entlassen wird.

Quark und Rom reden über Frauen und Quark erinnert seinen Bruder, wie er von seiner ersten Frau reingelegt wurde.

Richard Bashir ist voller Tatendrang und will etwas unternehmen, doch Julian wirft ihm Verantwortungslosigkeit vor. Immer wenn ein Konflikt auftaucht flüchte er, anstatt sich zu stellen. Mit Julians Entlassung würde Richard das einzige verlieren, was er bislang beendet hätte, er verliere aber nicht seinen Sohn, sondern ein Produkt. Richard macht seine Position bezüglich der Aufwertung klar, doch Julian unterstellt ihm, dass er nie eine Chance gehabt hätte. Die Mutter Amsha schaltet sich ein und erklärt, dass sie als Eltern nur das Beste für ihren Sohn wollten, weil sie ihn liebten.

Am nächsten Morgen will Bashir seine Kündigung zu Sisko bringen, als er seine Eltern vorfindet. Sein Vater stellt sich und gibt sein Verbrechen zu und geht freiwillig ins Gefängnis, dafür darf Dr. Bashir weiterhin als Föderationsarzt praktizieren. Die Eltern verabschieden sich und Bashir ist stolz auf sie. Zimmerman will auch mit Leeta aufbrechen, als Rom auftaucht und Leeta seine Liebe gesteht, welche auch die ihrige zu Rom zugibt. Zimmerman bricht alleine auf.

Beim Darts im Quark's unterhalten sich Bashir und O'Brien. Der Chief glaubt nicht, dass Bashir ihn gewinnen ließ, als Bashir sein Können zeigt und dreimal hintereinander ins Schwarze trifft. O'Brien stellt Bashir für die Würfe von nun an grinsend mehrere Meter weiter weg.




Bewertung

"Dr. Bashirs Geheimnis" ist eine außergewöhnliche Charakterepisode: Julian Bashir wird als genetisch aufgewerteter Mutant enttarnt, was eine gravierende Wendung in der Figur darstellt.

Wenn man sich an die erste Staffel erinnert, so ist Bashir als nervender und neugieriger Junggeselle in Erinnerung, der frisch von der Akademie Abenteuer erleben will. Im Laufe der Serie legt er seine Naivität ab und wird erwachsen: Mit O'Brien als Freund an seiner Seite entwickelt er sich zu einem sehr guten Arzt, der von seinen Kollegen geschätzt wird. Er wirkt erfahrener und reservierter, er nervt auch nicht mehr. Glanzvolle Auftritte hat er in "Der hippokratische Eid" und "Hoffnung", das letzte Beispiel mit der Freundschaft mit O'Brien sieht man in "Extreme Maßnahmen". Nun platzt aber die Bombe: Bashir ist genetisch aufgewertet, in Wirklichkeit hat er nie sein Bestes gegeben, sondern sich unter Wert verkauft. Mit Folgen wie "Statistische Wahrscheinlichkeiten" spielt er seinen Überintellekt aus, doch ist diese Wandlung des Charakters sinnvoll? Oftmals erinnert mich das Superhirn an Data, dessen Eigenschaften wohl einzigartig bleiben sollten. Allerdings halte ich es dennoch für gut, dass die genetische Veränderung von menschlichen Individuen wieder Thema in Star Trek ist, denn seit Khan Noonien Singh in "Star Trek II - Der Zorn des Khan" hält man alle Mutanten für größenwahnsinnig.

Die Handlung präsentiert die Enttarnung von Bashir, der seine Frustration über die Entdeckung perfekt rüberbringt. Im gelungenen Zusammenspiel mit seinen Eltern, die die Autoren in typisch liebenswürdiger, aber für Kinder auch peinliche Art darstellen, handelt Bashir nachvollziehbar, vor allem, wenn man an den Wichtigtuer von Vater denkt, der wirklich nie Verantwortung für eines seiner vielen Projekte übernahm. Um so schöner aber auch klischeehafter ist es, dass Richard nun doch einsieht, dass er endlich mal Verantwortung übernimmt, und so kann Bashir seinen Offiziersstatus behalten. Allerdings halte ich das Ganze für übereilt auf ein typisches Happy-End zugeschnitten, was nach einem mehrjährigen Streit verwunderlich ist. Desweiteren ist O'Brien für mich etwas blass, er spielt lediglich den Mitleidenden, aber er erscheint farb- und initiativlos für einen guten Freund, auch Sisko zeigt wenig Perspektive, aber er erfuhr ja auch relativ spät von Bashirs Geheimnis. Im Großen und Ganzen verdient die Handlung eine "Zwei", was nicht unerheblich an dem Cameoauftritt eines bestimmten Trek-Schauspielers liegt:

Robert Picardo ist die Überraschung in dieser DS9-Folge: Neben einem kurzen Auftritt als MHN, welches ja auch als Hauptcharakter auf der Voyager sein Unwesen treibt, mimt er den aus Voyager bekannten "Doctor Lewis Zimmerman", der ja das MHN entwickelte und in mehreren Voyagerfolgen aufgetreten ist. Zimmerman gibt sich - eben wie vom Holodoc gewohnt - in seiner sarkastischen, taktlosen und rauen Art. Selbst der Holodoc verhält sich bekannt schroff und aufmüpfig, als sein Wissen in die Hülle des MHL geschrieben wird. Es erscheint durchaus sinnvoll, Bashir für seine Erfolge als Schablone zu nehmen. Erst das detaillierte Nachforschen bringt Zimmerman zu Bashirs Geheimnis. Seine Bemühungen setzt er schließlich um, wie man in der neuen Version des MHL in der Voyagerfolge "VOY: Flaschenpost" sieht.

Die B-Handlung beleuchtet die Beziehung zwischen Rom und Leeta, in die Zimmerman teilweise involviert ist - er ist der Grund für Rom, seine Schüchternheit endlich abzulegen. Zwar sind Leeta und Rom ein äußerlich ungleiches Paar, doch im weiteren Verlauf der Serie zeigt sich, dass die beiden zusammenpassen. Zwar ist die B-Handlung ganz nett, aber nicht wirklich relevant.

Die Spannung schleicht so dahin, und man kann wegen Zimmerman die Handlung gut verfolgen, aber richtig spannend wird es aber der Mitte, als Bashir sein Geheimnis preisgibt, womit seit fünf Staffeln niemand rechnete. Desweiteren interessiert es nun brennend, wie es ausgeht. Zusammengefasst hat die Spannung eine "Zwei" verdient.

Mit Spezialeffekten glänzt die Folge nicht, trotzdem besticht die gute DS9-Ausstattung sowie diverse Effekte mit zwei Charakteren gleichzeitig, die von einem Schauspieler dargestellt werden, was für eine solide "Drei" reicht.

Ein kleiner Fehler ist unserem Leser Daniel aufgefallen: Als O'Brien und Bashir am Anfang Darts spielen, ruft Bashir "Triple-20", aber als O'Brien anschließend die Pfeile aus dem Board zieht, steckt keiner im entsprechenden Feld.

Abschließend kann ich nur sagen, dass diese Folge eine sehr wichtige Bashir-Episode und der Auftritt des "Holodocs" bzw. Zimmermans gelungen ist, was der Folge trotz der Kleinigkeiten ein starkes "Gut" bringt.

Spannung: 5 SFX: 4 Handlung: 5 Gesamt: 5
Zusammenhänge
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Ausdruck vom: 24. 11. 2024
Stand des Reviews: 15. 11. 2024
URL: http://www.startrek-index.de/tv/ds5_16.htm