|
Episodenbeschreibung
B’Elanna Torres beschwert sich bei Chakotay über Seven of Nine: Sie
findet den Ton ihrer Kollegin anmaßend und will für nichts mehr
garantieren, was den Umgang mit ihr angeht. Chakotay erinnert sie an
ihre Pflichten als Führungsoffizier und rät ihr zur Nachsicht. Wie zum Hohn
wird der Erste von Seven in herrischem Ton ins astrometrische Labor
gerufen. Kopfschüttelnd bleibt Torres zurück. Auch Janeway wurde ins
Labor “zitiert” und Seven überrascht sie und Chakotay mit der Entdeckung
eines Sternenflottenschiffes, welches sich im Alphaquadranten befindet.
Möglich wurde die Ortung durch ein riesiges altes Relaisnetzwerk, an
dessen äußerstem Rand Seven eben dieses Sternenflottenschiff
lokalisierte. Es wird jedoch bald außer Reichweite sein. Eilig versucht man
Verbindung mit dem Schiff aufzunehmen. Dies schlägt jedoch fehl, das
Signal ist zu schwach. Torres schlägt vor, ein stärkeres auf die Reise zu
schicken, einen holografischen Datenstrom zum Beispiel. Da die Zeit jetzt
knapp wird, bleibt nur übrig, den Doktor auf die Reise zu schicken. Hastig
werden die technischen Voraussetzungen von Torres konfiguriert. Der
Holodoc erhält von Janeway letzte Instruktionen und materialisiert
tatsächlich in der Krankenstation auf dem 60.000 Lichtjahre entfernten
Schiff. Die Station ist leer, der Computer bestätigt jedoch, dass der Doktor
sich im Alphaquadranten befindet und auf dem Föderationsraumschiff USS
“Prometheus” gelandet ist. Plötzlich bemerkt der Doktor zwei am Boden
liegende, verletzte Personen. Eine ist tot, ein Sterbender kann ihm noch
mitteilen, dass das Schiff von Romulanern gekapert wurde, bevor auch er
stirbt.
Auf der Brücke der Prometheus befinden sich tatsächlich Romulaner.
Deren Captain wird gemeldet, dass sich Föderationsschiffe nähern. Dabei
wird erwähnt, dass es möglicherweise ein Fehler war, alle Menschen zu
töten, weil man mit den Schiffssystemen noch nicht ganz vertraut ist.
Auch der einsame Holodoc hat inzwischen herausgefunden, dass alle
ehemaligen Besatzungsmitglieder tot sind. Er lässt sich die technischen
Spezifikationen des Schiffes zeigen und stößt dabei auf den so genannten
Multivektorangriffsmodus. Mit dessen Aktivierung versucht die Prometheus
gerade ihre Sternenflottenverfolger loszuwerden. Das Schiff teilt sich dazu
mittels Autoseparation in drei selbständige Sektionen und nimmt den
Verfolger ins Kreuzfeuer. Der muss aufgeben und die Prometheus vereint
sich wieder. Ein verletzter Romulaner muss auf die Krankenstation
gebracht werden. Der Doktor stellt sich als MHN vor und behandelt den
Verletzten. Als die Bewacherin gegangen ist, aktiviert er das
Prometheus-MHN. Dieses erscheint als junger Mann und nervt den Doktor
mit seiner Ignoranz und Überheblichkeit. Immerhin kann das MHN2 den
Holodoc über den Krieg mit dem Dominion aufklären. Es berichtet aber
auch, dass es nur ein Prototyp ohne jede Erfahrung ist, was der Doktor
schnell merkt. Der Voyager-Arzt erzählt ihm jedoch von seinen in den
vergangenen 4 Jahren gesammelten Erfahrungen und fordert ihn
nachdrücklich zur Mitarbeit auf, um das Schiff den Romulanern wieder zu
entreißen. Das will das ängstliche MHN2 aber nicht. Immerhin operiert es
den Romulaner.
Auf der Voyager warten die Besatzungsmitglieder auf eine Nachricht vom
Doktor. Währenddessen schreiben einige schon Briefe an ihre
Angehörigen. Das Netz ist nach Angaben Sevens stabil und sie harrt im
astrometrischen Labor aus. Neelix übt sich in amerikanischer Küche und
Ersatzarzt Tom Paris muss die Folgen bei zwei Crewmitgliedern kurieren.
Die beiden Hologramme auf der Prometheus schmieden inzwischen einen
Plan, wie man die Romulaner ausschalten könnte. Ein Betäubungsgas soll
durch das Lüftungssystem verbreitet werden. Dazu kriecht das MHN2 in
eine der Jefferies-Röhren, bewaffnet mit drei Gasbehältern. Der Doktor
begibt sich derweil auf die Brücke, um von dort das Lüftungssystem zu
aktivieren. Den misstrauischen Romulanern erzählt er, dass er wegen
eines versteckten Virus Bioscans durchführen müsse. Das Vorhaben fliegt
jedoch auf, als der romulanische Kommandant bemerkt, dass der Doktor
gar keine Daten sammelt.
Auf der Voyager bittet Tom Paris seinen Freund Harry Kim, einen neuen
Holodoc zu konstruieren. Paris hält es auf der Krankenstation nicht aus.
Seven gerät inwzischen mit Torres aneinander. B’Elanna versucht ihr zu
erklären, dass sie unhöflich und arrogant wirkt, man vermisse
insbesondere so etwas wie Höflichkeit. Sie solle sich wenigstens in kleinen
Schritten ändern. Seven scheint das nicht zu verstehen, da empfängt man
plötzlich eine Transmission über das Relaisnetz von einer neuen Spezies,
den Hirogen. Diese beanspruchen die Technologie und trennen die
Verbindung der Voyager zum Doktor.
Derselbe wird inzwischen von den Romulanern verhört. Man hat
herausbekommen, dass er durch einen Datenstrom mit
Sternenflotten-Signatur an Bord gelangt ist. Gestellte Fragen beantwortet
er jedoch entweder ausweichend oder höhnisch. Als man anfangen will ihn
durch Auseinandernehmen seiner Subroutinen zu foltern, dringt plötzlich
das Betäubungsgas durchs Ventilationssystem und die Romulaner sind
ausgeschaltet. Das MHN2 hat wider Erwarten improvisiert und sogar
Einfallsreichtum bewiesen. Die beiden Hologramme begeben sich auf die
Brücke, um das Schiff zu übernehmen. MHN2 weist darauf hin, dass die
Prometheus nur ein Prototyp ist, der Doktor favorisiert wiederum die
Improvisation. Beide haben keine Ahnung, wie man die Anzeigen bedient,
schließlich gelingt es wenigstens das Schiff zu stoppen. Dafür sind nun
drei romulanische Warbirds im Anflug.
Captain Janeway versucht den Hirogen derweil zur Freigabe des Netzes
zu bewegen. Dieser zeigt jedoch keine Neigung darauf einzugehen.
Schließlich erzeugt Seven einen Feedback-Impuls, mit dem der Hirogen
betäubt und vorläufig ausgeschaltet wird. Die Verbindung zum Doktor
steht wieder. Anerkennend äußert sich B’Elanna, Seven bedankt sich
erstmals. Fähnrich Kim scheitert inzwischen bei der Erschaffung eines
Ersatzdoktors.
Auf der Prometheus kann der Doktor im Gespräch mit den Warbirds ein
wenig Zeit gewinnen, als plötzlich drei Sternenflotten-Schiffe auftauchen.
Diese schießen aber nun auf den Prototyp, den sie in der Gewalt der
Romulaner wähnen. Das MHN2 begibt sich an die taktische Konsole, um
sich zu verteidigen. Es feuert einen Torpedo ab, der jedoch ein
Sternenflotten-Schiff trifft. Versehentlich löst das MHN2 auch noch die
Autoseparation aus. Als der Computer infolgedessen nach dem Angriffsziel
fragt, nennen beide Hologramme einstimmig die Romulaner. Ein Warbird
wird daraufhin zerstört und die anderen ziehen sich zurück. Der Doktor
und das MHN2 gratulieren sich überschwänglich zu ihrem Erfolg. Zwei
Föderationssoldaten werden auf die Kommandobrücke gebeamt und vom
Doktor willkommen geheißen.
Die Voyager empfängt eine holografische Transmission. Es ist der Doktor,
der auf der Krankenstation materialisiert und voller Stolz verkündet, dass
er es geschafft habe. Er berichtet von dem Kampf mit den Romulanern
und dass die Voyager von der Sternenflotte schon als verloren erklärt
wurde. Das habe er im Gespräch mit dem Hauptquartier richtig gestellt.
Weiterhin habe er von den Abenteuern des Schiffes erzählt. Man werde die
Familien der Crew benachrichtigen und außerdem nicht ruhen, bis man
einen Weg gefunden hat, die Voyager wieder nach Hause zu holen. Die
Sternenflotte habe übermitteln lassen, dass man jetzt nicht mehr allein
sei.
Bewertung
Diese Folge ist ein echter Staffelhöhepunkt und darüber hinaus ein
wichtiger Meilenstein auf dem Heimweg der Voyager. Nach 4 Jahren ist es
endlich gelungen, Verbindung zur Föderation aufzunehmen und
Nachrichten auszutauschen. Story und Drehbuch sind geradezu vorbildlich
umgesetzt und entbehren über weite Strecken auch nicht eines
auflockernden Humors, der in Star Trek eher selten vorkommt.
Nach der Entdeckung des Relaisgitters und des Sternenflottenschiffs am
Rande des Alphaquadranten steigt die Spannung sofort und bleibt über
den gesamten Handlungsverlauf hoch. Eingebettet in die temporären
Probleme ist der hastige Transfer des Holodocs zumindest
science-fiction-technisch nachvollziehbar, auch wenn die Episode nur so
von Technobabble strotzt. Während auf der Voyager bis zum Auftauchen
der Hirogen zunächst nichts weiter spannend ist, fesseln die Abenteuer
des Doktors auf der Prometheus dafür umso mehr. Wird er die
Rückeroberung des Schiffes ohne Hilfe von außen und nur mit dem
anfangs recht beschränkten MHN2 schaffen? Auch der Kampf mit den
Warbirds zuletzt und das verzweifelte Bemühen Janeways auf der
Voyager, mit dem Hirogen zu einer Übereinkunft zu kommen, sind weitere
Pluspunkte für die Spannung, die unterm Strich auch 6 Punkte verdient.
Die SFX sind hier von außergewöhnlich hoher Qualität. Sie fangen bei den
Projektionen im astrometrischen Labor an, gehen über die Kulissen auf
der Prometheus und erreichen ihren Höhepunkt im Weltraumkampf mit
den Sternenflottenschiffen, den romulanischen Warbirds und dem
erwähnten Torpedotreffer. Als Gimmick erscheint hierbei, dass das Schiff
wie die Defiant aussieht, die aber dank ihrer Schutzschilde keinen
Schaden nimmt. Viel Geld wurde offenbar ausgegeben und keine Mühe
gescheut. Allerdings gibt es auch kleine Mängel. So drückt das MHN2 zum
Beispiel an der Konsole den Feuerknopf, wobei sich dieselbe wie eine
weiche Sperrholzplatte verbiegt. Das hätte nicht sein müssen, trotzdem
gerechtfertigte 6 Punkte für die Effekte.
Für die Handlung kann ebenfalls nur die volle Punktzahl vergeben werden,
denn hier werden Bögen gespannt, die nicht nur die nächsten Folgen
betreffen, sondern auf die ganze Serie Einfluss haben. Dass dies in einer
derart lockeren und mit viel Humor unterlegten Weise gelingt, ist ein
besonderes Kompliment an den Verfasser der Story, Rick Williams, sowie
an die Drehbuchautorin Lisa Klink wert. Sie schaffen es, nicht nur einen
nachvollziehbaren Kommunikationsweg in den Alphaquadranten
aufzuzeigen, es wird auch kurzzeitig das DS9-Universum mit seinem
Dominion-Krieg einbezogen. Auch die Übernahme der Prometheus durch
den Doktor und das MHN2 ist realistisch in Szene gesetzt, alles erscheint
logisch. Dass das MHN2 ein derart nerviges Programm hat, seine
Ausdrucksweise meist urkomisch ist und mit der offensichtlichen
Angeberei des Doktors der Voyager unweigerlich zu haarsträubenden
Dialogen führt, ist eine geschickte Umsetzung der - wiederum logisch
nachvollziehbaren - Befindlichkeiten der beiden Hologramme. Ihre meist
naiv-fragenden Redensarten sind ein Genuss für den Zuschauer und die
Darstellung durch Robert Picardo und Andy Dick ist sehenswert.
Aber auch die Voyager-Handlung, hier erst A-, dann B-Plot sozusagen,
kann sich sehen lassen. Der Höflichkeits-Konflikt zwischen Torres und
Seven wird erstaunlich unkompliziert von beiden Seiten gelöst, ohne dass
es zu irgendwelchen Wutausbrüchen kommt. Offenbar ist Torres’ Ansage
von Seven doch richtig eingeordnet worden und sie bedankt sich dann ja
auch tatsächlich einmal. Eine durchaus wichtige Fortentwicklung bei
Seven, die sie hier ausgerechnet der ehemaligen Borghasserin Torres
verdankt. Der vorherige Energiestoß auf den Hirogen ist dabei ein
geschickt eingebauter Gag, der den Zuschauer schmunzeln lässt. Den
Hirogen als Spezies wird man noch wieder begegnen. Die übrigen
Besatzungsmitglieder haben in der Warteposition der Voyager zwar nicht
viel zu tun, werden aber trotzdem mit einigen kleineren Szenen bedacht,
die hier folgerichtig das Fehlen des Doktors thematisieren.
Als besonderes Gefühls-Highlight kann die abschließende Einstellung
gewertet werden, bei der Janeway sich mit tränenerstickter Stimme
bedankt, als ihr der Doktor die Versicherung der Sternenflotte übermittelt,
dass man nicht mehr allein ist. Nachvollziehbar in jedem Fall, wem würde
es nicht so ergehen?
Die Folge ist ein bemerkenswertes Spitzenerzeugnis bei Voyager. Wichtig
für die Fortführung der Handlung und absolut sehenswert wegen der
Darstellerleistungen der Hologramme und natürlich der Weltraumkämpfe.
|
|