Episodenbeschreibung
Kira, Dax und Dr. Bashir fliegen mit einem Runabout in den Gammaquadranten, um eine medizinische
Routinemission durchzuführen. Sie empfangen plötzlich einen Notruf von einem Planeten knapp
außerhalb des Gebietes des Dominion. Sie fliegen hin und Dax und Bashir beamen in eine
zerstörte und heruntergekommene Stadt. Die Menschen dort scheinen in einfachen Verhältnissen
zu leben. Es fällt auf, dass sich bei allen Bewohnern an manchen Stellen des Körpers die Adern
blau auf der Haut abzeichnen. Vor den Füßen von Dax und Bashir bricht eine Frau zusammen,
deren blaue Flecke sich entzündet zu haben scheinen und nun rot sind. Sie bittet die beiden,
zu Trevean ins Krankenhaus gebracht zu werden. Dax und Bashir bringen die Frau zu dem Mann,
der Trevean heißt. Dieser verspricht, sich um sie zu kümmern. Inzwischen schauen sich Dax und
Bashir in dem Krankenhaus um. Ein Mann, der ebenfalls die gleichen roten Adern wie die Frau
hat, sitzt im Kreise seiner Familie und isst und trinkt reichlich. Trevean kommt
hinzu und der Mann bricht plötzlich zusammen. Bashir möchte ihm helfen, doch Trevean drängt
ihn zur Seite. Er gibt dem Patienten einige Kräuter, woraufhin dieser kurze Zeit später
stirbt. Trevean erklärt, dass die Krankheit unheilbar ist und vom Dominion vor 200 Jahren
auf den Planeten gebracht wurde, als Bestrafung dafür, dass man versucht hatte, sich dem
Dominion zu widersetzen. Die Krankheit bricht bei jedem in einem anderen Alter aus. Wenn sie
ausgebrochen ist, färben sich die blauen Flecke rot. Trevean ermöglicht allen die bald
sterben müssen ein letztes Abschiedsessen im Kreise der Familie und Freunde und gibt den
Patienten dann giftige Kräuter, die zu einem schnellen Tod führen. Da sich Bashir und Dax
eingemischt haben, wirft er die beiden aus dem Krankenhaus.
Die beiden wollen schon aufgeben, als sie von Ekoria, einer schwangeren jungen Frau,
angesprochen werden. Diese bittet um Hilfe für sich und einige andere, die ebenfalls Hilfe wollen.
Kira hat inzwischen 2 Jem'Hadar-Kriegsschiffe entdeckt, die näherkommen. Dax und Bashir
entscheiden sich dafür, auf dem Planeten zu bleiben und zu versuchen, den Bewohnern zu helfen.
Kira soll in einer Woche wiederkommen.
Dax und Bashir schlagen bei Ekoria ihre Zelte auf. Ekorias Mann starb im letzten Winter. Nur
die wenigsten Bewohner des Planeten werden so alt, um Kinder zu zeugen, geschweige denn sie
groß zu ziehen. Ekoria, deren Flecke noch blau sind, hofft solange zu leben, dass sie ihr
Kind noch sehen kann. Bashir und Dax beginnen Freiwillige zu suchen, die einige
Untersuchungen mitmachen, doch sie finden nur sehr wenige. Schon mehrfach wurde das Volk
von so genannten Heilern aufgesucht, welche sich für ihre Bemühungen teuer bezahlen ließen
und keine Ergebnisse liefern konnten. Erst als Bashir es gelingt, den gebrochenen Arm eines
Jungen zu heilen, gewinnt er allmählich das Vertrauen einiger Bewohner und bekommt mehr Freiwillige.
Nach einigen Tagen hat es Bashir tatsächlich geschafft, ein Anti-Gen herzustellen, welches er
seinen Patienten verabreicht. Zunächst scheint es auch Erfolge zu erzielen, doch dann mutiert
das Virus und alle erleiden starke Schmerzen. Trevean taucht auf und erlöst sie auf ihre Bitten
hin von ihren Schmerzen. Bashir und Dax glauben zunächst gescheitert zu sein. Bashir hat bei
der Herstellung des Anti-Gens einen Fehler begangen. Dax fliegt mit der zurückgekehrten Kira nach
DS9, während der Doktor weiter auf dem Planeten bleibt, um der inzwischen ebenfalls erkrankten
Ekoria bis zur Geburt ihres Kindes beizustehen.
Nach zwei Wochen auf dem Planeten bekommt Ekoria mit Bashirs Hilfe ihr Kind. Das Baby zeigt zu
Bashirs Erstaunen keinerlei blaue Flecken oder sonstige Hinweise auf die Krankheit. Das von
Bashir hergestellte Anti-Gen hat zwar nicht als Heilmittel, aber zumindest als Impfstoff für
das Baby gewirkt. Ekoria stirbt kurz nach der Geburt. Bashir geht mit dem ersten gesunden
Neugeborenen seit Jahrzehnten zu Trevean und berichtet ihm, dass sein Mittel als Impfstoff
funktioniert und nicht schwer herzustellen ist. Wenn jede schwangere Frau damit behandelt
wird, sind die Neugeborenen geschützt und die Krankheit könnte mit der nächsten Generation
besiegt sein. Bashir zeigt Trevean wie das Mittel hergestellt wird und Trevean verspricht
es zu verteilen.
Der Doktor kehrt nach DS9 zurück und setzt dort seine Forschungen fort, um vielleicht eines Tages
auch ein echtes Heilmittel für die noch lebende Generation auf diesem Planeten zu finden.
Bewertung
"Hoffnung" ist eine gut gemachte Bashir-Folge, die vor allem als Charakterstudie gut funktioniert.
Der Folge fehlt es dafür an manchen Stellen ein wenig an der Spannung. Man vermisst ein bisschen
die treibende Kraft in der Handlung. Die Geschichte um den Planeten mit der Seuche ist nett, für
45 Minuten kurzweilige Unterhaltung scheint das Thema aber etwas kurz zu sein. Hier wäre vielleicht
eine B-Handlung angebracht gewesen, die etwas Schwung in die Sache gebracht hätte.
Doch was der Folge hier und da an Tempo fehlt, gleicht sie mehr als gut mit einer ebenso bewegenden
wie deprimierenden Geschichte und einer wunderbaren Studie von Dr. Bashir wieder aus.
Was an der Episode am meisten überzeugt ist ihre Glaubwürdigkeit, die gleich in mehreren Punkten
auftritt. Das ganze Geschehen wirkt irgendwie real-menschlich und nachvollziehbar.
Vor allem Bashirs Charakter wird in dieser Folge hervorragend herausgearbeitet und vertieft. Er wird
dabei sowohl in seiner Funktion als Arzt, als auch als Mensch näher durchleuchtet. In keiner anderen
Folge wird der Doktor in seiner Vielschichtigkeit so gut getroffen, wie hier. In dieser Folge wird auch
noch einmal die Entwicklung des Stationsarztes besonders deutlich, die er in den letzten 4 Jahren
durchgemacht hat. Sein Charakter wird quasi noch einmal rekapituliert. Zu Beginn der Handlung wirkt
Bashir recht arrogant und von sich selbst und der Föderationstechnik überzeugt. Dabei tritt seine
Überheblichkeit bei weitem nicht mehr so offensichtlich an den Tag, wie noch zu Beginn der Serie,
als Bashir mit seinen medizinischen Erfolgen oft prahlte und somit oft auf eine recht unsympathische
Weise eingebildet wirkte. Dieses Mal zeigt sich Bashirs Arroganz auf einer subtileren Ebene. Er kommt
auf einen wildfremden Planeten, glaubt alles und jeden heilen zu können, kann nicht verstehen, dass
die Bewohner des Planeten seine großzügige Hilfe nicht akzeptieren wollen. Er ist dabei der Meinung,
die mysteriöse Krankheit im Vorbeigehen heilen zu können, um bereits nach wenigen Tagen wieder auf
DS9 zu sein. Bashir muss hierbei eine schmerzliche Lektion lernen, erkennt aber nach seinem
Scheitern, dass eine behutsame Arbeitsweise viel eher zum Erfolg führt, als die Hoppla-Hopp-Methode,
alle Bewohner des Planeten im Handumdrehen heilen zu wollen. Bashirs Charakter wirkt dabei unheimlich
glaubwürdig und gleichzeitig aber auch trotz seiner Überheblichkeit sehr sympathisch, da ihn gerade
sein großes Ego menschlich erscheinen lässt. Die Folge ist dabei wie dafür gemacht, alle Bashir-Kritiker
endgültig verstummen zu lassen, die den Charakter des Arztes zu Beginn der Serie als zu naiv,
oberflächlich und arrogant empfanden und sogar lautstark einen neuen Arzt forderten. Bei Folgen wie
dieser zeigt sich, dass die Produzenten recht hatten, als sie an ihrem Charakter festhielten und mit
ihm womöglich sogar den komplexesten Arzt-Charakter in ganz Star Trek erschufen.
Bei der ganzen Handlung rund um die Krankheit auf dem Planeten ist es besonders erfreulich, dass
Bashir es zwar schafft einen Impfstoff herzustellen und somit nicht mit ganz leeren Händen nach DS9
zurückkehren zu müssen, er es jedoch auch nicht einfach mal kurz hinkriegt, eine 200 Jahre andauernde
Krankheit komplett zu heilen. Das Klischee, dass die Sternenflotte nur kurz vorbeikommen muss und
sich alle Probleme in Luft auflösen, die die Einheimischen über Jahrhunderte nicht bewältigen konnten,
wurde sowieso schon viel zu oft in Star Trek bedient.
Erfrischend war es auch, dass die Autoren hier endlich einmal den Mut hatten, eine Hauptperson
einen verhängnisvollen Fehler begehen zu lassen. Es war eine willkommene Abwechslung, dass das
ungeschriebene Gesetz durchbrochen wurde, nach dem Hauptpersonen in Serien keine schwerwiegenden Fehler
begehen dürfen, um sie nicht in zu schlechtem Licht dastehen zu lassen.
Überzeugen konnten nicht nur die Einblicke in Bashirs Charakter, auch die Präsentation der Bewohner
des Planeten war stimmig und recht realistisch. Man hatte es hier mit einer zerstörten, leidenden
und verbitterten Gesellschaft zu tun. Dieses Volk wurde bereits viel zu oft enttäuscht, um noch
Hoffnung in die Zukunft setzen zu können. Passend war hierbei auch, dass Bashir alles andere als mit
offenen Armen empfangen wurde, vor allem da Bashir mit seiner fortschrittlichen Technik gerade den
Aspekt der Vergangenheit des Planeten repräsentierte, der der Bevölkerung überhaupt erst diese
Probleme eingebracht hatte, als man sich 200 Jahre zuvor dem Dominion widersetzte. Gut angelegt war
auch die Figur des Trevean, der nachvollziehbar und glaubwürdig handelte und trotz seiner
Feindseligkeit gegenüber Bashir nicht unsympathisch erschien.
Mit der Figur des Trevean, der seinen Patienten Kräuter für einen schnellen Tod verabreicht, schnitt
die Episode das brisante Thema Sterbehilfe an, ohne es jedoch großartig in den Mittelpunkt zu stellen,
oder auch nur in einem einzigen Dialog zum Thema zu machen. Hier durfte sich der Zuschauer selbst
sein Urteil über das Thema bilden.
Als Ausgangspunkt der Handlung musste leider wieder einmal eine medizinische Routinemission im
Gammaquadranten herhalten, wobei unklar blieb, warum sich die Sterenflotte für die Gesundheit des
Gammaquadranten interessieren sollte. Hat man denn angesichts der Bedrohung durch das Dominion und
durch die Klingonen keine anderen Probleme?
Alexander Siddig (Bashir) gefiel diese Folge sehr gut, was man seiner darstellerischen Leistung auch
durchaus anmerkt. Es wird deutlich, dass ihm die Story am Herzen lag und er nutzt die Gelegenheit,
Dr. Bashirs Charakter auf eindringliche Weise weiter zu vertiefen.
Zum ersten Mal erwähnt wird Bashirs Teddybär Kukalaka, der später in der Serie auch noch zu sehen
sein wird.
Der Teaser mit Quark, der auf der ganzen Station seine neue Marketing-Strategie verbreitet (das
Star Trek-Merchandising lässt grüßen) stand im Gegensatz zur recht ernsten Handlung der Episode und
passte nicht so richtig. Die Szene störte jedoch auch nicht übermäßig.
Das Drehbuch zu dieser Episode stammt von Naren Shankar, der in der 5. TNG-Staffel zunächst als
wissenschaftlicher Berater zum Star Trek Team stieß, später dann jedoch vor lauter Unterbeschäftigung
mehrere Drehbücher selbst verfasste. Auf sein Konto geht auch ein Voyager-Drehbuch in der ersten
Staffel. Bei DS9 hatte er bereits 1.05: Babel verfasst. Shankar verabschiedete
sich mit diesem Beitrag endgültig von Star Trek.
Die ausgezeichnete Regie stammt von Odo-Darsteller René Auberjonois.
Die Darstellung der außerirdischen Stadt auf dem fremden Planeten war deutlich gelungener als in
anderen Star Trek-Folgen zuvor. Erfreulicherweise wurden auch etwas mehr als nur eine Handvoll
Statisten eingesetzt, so dass man zumindest zu einem gewissen Teil den Eindruck bekommen konnte, eine
reale außerirdische Gesellschaft vor sich zu haben.
Alles in allem ist "Hoffnung" eine gute Folge, der es etwas an Tempo fehlt, die aber dafür mit einer
hervorragenden Charakterstudie Dr. Bashirs erfreuen kann.
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