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Episodenbeschreibung
Sternzeit: 47135,2
Riker, Troi, Worf und Dr. Crusher versuchen in einer
Spelunke auf Desika II herauszufinden, was mit dem
Captain passiert ist. Schließlich erfahren sie von
einem verängstigten Gast, der darum bittet, als
Gegenleistung für Informationen mitgenommen zu
werden, dass ein Mann, auf den Picards Beschreibung
passt, vor einigen Wochen in dieser Bar getötet
wurde - von einem Phaser. Crusher bestätigt, dass an
der gezeigten Stelle entsprechende Spuren zu finden
sind, die die DNA des Captains aufweisen.
Riker erhält die Erlaubnis, sich mit der Enterprise
auf die Suche nach Picards Mördern zu machen und
gelangt schließlich nach Boradas III, ein eigentlich
unbewohnter Planet, von dem jedoch eine
Energiesignatur registriert wird. Gegen Datas Einwand
führt Riker das Außenteam an. Bei der Spurensuche
wird es angegriffen, und nach einem heißen
Feuergefecht wird Riker niedergeschossen und zusammen
mit den Angreifern weggebeamt. Als man ein fremdes
Schiff entdeckt, das gleich darauf vom Planeten
startet, nimmt Data die Verfolgung auf, jedoch
verliert man schnell den Kontakt, und so kehrt er
ohne Riker zum Planeten zurück. Entgegen Worfs
Drängen will Data erst einmal Spuren sichern,
anstatt sofort eine sinnlose Verfolgung aufzunehmen.
Informationen vom Sternenflottengeheimdienst besagen,
dass jenes Schiff offenbar einer Söldnerbande
gehört, die in dieser Gegend schon mehrere
Überfälle durchgeführt hat, jedesmal mit dem
Ziel, Artefakte zu stehlen. Da das Schiff aus einem
energieabsorbierenden Material gebaut ist, hatte man
es aus den Augen verloren.
Indes findet sich
Riker auf der Brücke des Söldnerschiffes wieder, wo
er mitbekommt, dass bei der Flucht vor der Enterprise
der Antrieb beschädigt wurde. Arctus Baran, der
Führer der Söldner, möchte Riker als Geisel
behalten, um ihn irgendwann einzutauschen. Zunächst
stellt er seine Autorität unter Beweis: Riker, wie
auch alle anderen an Bord, hat einen Nervenservo
implantiert bekommen, der, wann immer Baran es will,
Schmerz in beliebiger Dosierung zufügt.
Tallera, eine der Söldner, schlägt vor, Riker
lieber wieder freizulassen. Da mischt sich ein
anderer ein und schlägt vor, Riker zu töten - es
ist Picard!
Er trägt ähnliche Kleidung wie die anderen Söldner
und hat ebenfalls einen Nervenservo. Er argumentiert,
dass Riker eine zu große Gefahr sei und ein
aufsässiger Commander noch dazu, der bald vor ein
Kriegsgericht gestellt werden sollte, wäre er nicht
gefangen genommen worden. Doch plötzlich kommt es zu
einem Problem mit dem Antrieb, es scheint, man
müsste den Antriebskern abwerfen, um eine
Katastrophe zu verhindern. Doch Picard, der von den
anderen Galen genannt wird, meint, Riker könnte den
Fehler beheben. Es gelingt Riker, das Schiff zu
retten, ohne den Kern abzustoßen, dann wird er
abgeführt.
Später kommt Picard zu Riker und erklärt, was
passiert ist: Eine Ausgrabungsstätte, die er besucht
hatte, war überfallen worden. Auf der Suche nach den
Dieben gelangte er in die Bar auf Desika II, wo die
Söldner ihn mit einem Transporter, der in einem
Phaser eingebaut ist, auf ihr Schiff holten und von
ihm wissen wollten, wie viel er von ihren Plänen
wüsste. Er konnte sie überzeugen, dass er ein
Schmuggler sei und wurde in die Gruppe aufgenommen.
Er hat herausgefunden, dass Baran nur an Artefakten
mit einer bestimmten Partikelsignatur interessiert
ist und vermutet, dass Baran oder seine Auftraggeber
ein übergeordnetes Ziel verfolgen, das es zu
verhindern gilt. Da Baran Picard nicht besonders mag,
ihn aber für die Untersuchung der Artefakte
benötigt, soll Riker sich ihm gegenüber so
feindselig wie möglich verhalten, damit Baran zu
Riker Vertrauen fasst. Zu diesem Zweck hatte Picard
bereits den Antriebszwischenfall inszeniert.
Data und Crew haben
indes gefolgert, dass die Söldner vermutlich
demnächst Caldar II überfallen wollen, wo sich ein
kleiner Föderationsaußenposten befindet. Die
Enterprise macht sich sofort auf den Weg.
Auch Picard
erfährt, dass Baran nach Caldar II will. Er kann
Barans Plan, den Außenposten zu zerstören und dann
die Artefakte zu holen, vereiteln, indem er eine List
vorschlägt: Riker soll seine
Sternenflottenzugehörigkeit ausspielen. Da er nach
wie vor Offizier ist, würde er eher bei einem
Überfall helfen, als die Zerstörung des Postens
zuzulassen. Tatsächlich stimmt Riker zu, doch auf
dem Posten ignoriert man seine Befehle. Als Baran
eine Falle der Sternenflotte wittert, will er doch
angreifen, aber Picard kann mit wenigen
Modifikationen die Schilde der Forschungsstation
vorläufig außer Kraft setzen, ohne dass jemand zu
Schaden kommt. Doch bevor alle Artefakte an Bord
gebeamt sind, werden die Schilde wieder aktiviert.
Erneut will Baran angreifen, als das Schiff
beschossen wird - von der Enterprise.
Data befiehlt den
Söldnern, sich zu ergeben, doch nimmt Riker Kontakt
zu ihm auf. Riker befiehlt, dass sich die Enterprise
sofort zurückzieht und beendet dann die
Kommunikation. Anschließend versucht er, eine
Computerverbindung herzustellen und mit Hilfe seiner
Kommandocodes die Schilde der Enterprise zu senken.
Natürlich wurden
jene nach seiner Gefangennahme geändert, was auch
Data weiß. Als man Rikers Versuch auf der Enterprise
bemerkt, lässt Data gegen Worfs heftigen Einspruch
die Schilde senken. Picard gehorcht auf dem
Söldnerschiff Barans Befehl und feuert die
Disruptoren auf die Enterprise ab.
To be continued...
Bewertung
Gleich zu Beginn der
siebten Staffel kommt mit "Der Schachzug"
eine weitere Doppelfolge - und was für eine. Diese
Episode fängt da an, wo andere aufhören. Zunächst
herrscht Verwirrung und Bestürzung, da man Picard
für tot hält und keine Ahnung über die
Hintergründe hat.
Im Folgenden geht es
zunächst um die Konsequenzen dieses Verlustes: Jeder
an Bord ist niedergeschlagen, und Riker gerät in
einen heftigen Streit mit Troi, die ihm wegen seines
mitleidigen, aber wenig einfühlsamen Verhaltens
Egoismus vorwirft, und das nicht ganz zu Unrecht.
Anschließend geht es darum, die Täter zu finden.
Auch hierüber gibt es einen Disput mit Troi, die
Rikers Verlangen danach, die Mörder des Captains zu
finden, für rachsüchtig hält, während Riker nur
der Gerechtigkeit Genüge tun will. Aber man kann mit
einiger Sicherheit behaupten, dass er von seinen
Gefühlen stark beeinflusst wird. Bei der Behandlung
des Informanten, der ihm sagen soll, wo Picards
Mörder sich aufhalten, verliert Riker beinahe die
Beherrschung und wird handgreiflich. Das ist nicht
neu, aber es bedarf normalerweise einer größeren
Provokation als bloß der Zurückhaltung von
Informationen wegen fehlender Bezahlung, um Riker so
aus der Reserve zu locken. Andererseits bewahrt
Riker, wie auch früher, trotz allen Jähzorns einen
kühlen Kopf und bekommt schließlich die
gewünschten Informationen. Das ist der Riker, wie
man ihn aus den früheren Staffeln kennt und der in
der letzten Zeit immer mehr zu einem Schatten Picards
wurde.
Rikers Entscheidung,
das Außenteam anzuführen, ist definitiv unklug,
immerhin hat Riker zu Beginn der Serie mit Picard den
einen oder anderen Disput darüber gehabt, dass der
Platz des Captains auf der Brücke ist. Für das
Missachten dieser Regel erhält er auch prompt die
Rechnung: Er wird gefangen genommen. Daher kann man
Riker schon attestieren, dass er nicht ausreichend
rational vorgeht. Auf der anderen Seite führt seine
Gefangennahme zu einer interessanten Situation: Riker
und Picard befinden sich auf dem Schiff der Söldner
und versuchen gemeinsam, Barans Pläne zu vereiteln,
wobei jeder der beiden eine Rolle spielt: Picard den
Schmuggler, Riker den aufsässigen Offizier, der der
Sternenflotte nur zu gerne den Rücken kehren würde.
Innerhalb des ersten Teils können beide ihre Tarnung
noch wahren...
Eine weitere Folge
ist die Tatsache, dass Data das Kommando über die
Enterprise hat. Und allein diese Begebenheit würde
beinahe schon ausreichen, um der Episode eine sehr
gute Bewertung einzutragen (die sie ohnehin erhält).
Denn jedes Mal, wenn jemand anders als Picard das
Kommando innehat, kommt es erfahrungsgemäß zu
spannenden Situationen und innovativen
Problemlösungen. Datas Führungsstil ließ sich
erstmals in "Der Kampf um das klingonische Reich (2)"
ausführlich bewundern, und die Serie bleibt in
dieser Hinsicht konsistent, denn hier geht Data ganz
ähnlich vor: Er lässt sich alle Fakten nennen und
hört sich alle Argumente an, ohne sie zu
kommentieren, und trifft dann eine unerwartete bzw.
unkonventionelle Entscheidung, die er im Folgenden
auch fest vertritt. Dadurch gerät er mit Worf
aneinander, der zunächst das Söldnerschiff
verfolgen will und meint, man könne doch nicht nur
rumsitzen und warten. Data entgegnet, dass es genau
das ist, was man tun wird: rumsitzen und warten - und
Spuren suchen. Diese Taktik hat Erfolg, denn anstatt
quer durch den Quadranten zu irren, kann man das Ziel
des fremden Schiffes vorherbestimmen und so gerade
noch rechtzeitig eintreffen, um einen Überfall zu
verhindern.
Von größerer
Tragweite ist Datas Entscheidung, die Schilde zu
senken: In der letzten Szene der Episode wird die
Enterprise vom Söldnerschiff beschossen. Ob Datas
Entscheidung richtig war, lässt sich dann in der
Fortsetzung herausfinden (und natürlich war sie
richtig).
Die anderen
Charaktere wachsen nicht über ihre sonstigen Rollen
hinaus, was angesichts der Konzentrierung auf
Picard/Riker und Data verständlich ist. Allerdings
gibt es am Beginn der Episode einige schöne Szenen
in der Bar, denn die Enterpriseoffiziere tragen zur
Abwechslung normale Kleidung und bemühen sich um
Unauffälligkeit - was ihnen in etwa so gut gelingt,
wie einem Streifenpolizisten, der nur die Mütze
absetzt, doch das nur am Rande. Troi setzt
andeutungsweise ihre weiblichen Reize ein, um
Informationen zu sammeln, was für das ansonsten eher
prüde Trek-Universum eine angenehme Überraschung
darstellt, Worf und Riker sorgen für eine Prise
Humor, und Dr. Crusher darf sich einmal von ihrer
harten Seite zeigen.
Interessant ist die Ansammlung prominenter und semiprominenter Gäste:
Da wäre zunächst einmal Robin Curtis (Tallera), die bereits in
den Filmen
Star Trek III: Auf der Suche nach Mr. Spock und
Star Trek IV: Zurück in die Gegenwart
als Ersatz für Kirstie Alley die Rolle der Lt. Saavik übernahm
und daher auch einige ausgeprägte Dialoge mit Picard erhalten hat.
Auf der Enterprisebrücke gibt es ein neues Gesicht
an der sonst von Data bemannten Konsole zu sehen:
Sabrina LeBeauf (bekannt u.a. aus der Cosby Show)
spielt Fähnrich Giusti, die im Gegensatz zu vielen
Vorgängern einige Sätze sprechen darf.
Alan Altshuld, der in dieser Episode ebenfalls
mitspielt, war bereits in
"In der Hand von Terroristen" zu sehen.
Und schließlich Richard Lynch (Baran), der zu
Hollywoods zweiter Riege zählt und hier Picards
Oberwidersacher darstellt - mit einer beachtlichen
Portion Verschlagenheit.
Die Effekte sind mit dem bisher wohl intensivsten Handphasergefecht wieder
einmal vom Feinsten, und die Gestaltung des
Söldnerschiffes ist sowohl von außen als auch von
innen gut gelungen.
Um schließlich noch
kurz auf die Handlung einzugehen: Jene ist zur
Abwechslung quasi frei von logischen Fehlern. Es
wäre zwar nett gewesen, wenn man zur Einleitung
etwas mehr darüber erfahren hätte, weshalb der
Captain überhaupt eine Ausgrabungsstätte besucht
hat, doch wird auch ein ungenannter Zusammenhang zu
"Das fehlende Fragment"
hergestellt: Dort verstarb Picards ehemaliger Mentor Galen, daher
Picards Deckname. Die Story ist interessant aufgebaut
und wird logisch fortgeführt, wobei besonders
hervorzuheben ist, dass Riker für die Dauer der
Episode wieder zu alter Form aufläuft und aus seinem
Schatten tritt, sowie Datas Kommando und das
Aufgreifen von Picards Liebe zur Archäologie.
Insgesamt besonders sehenswert.
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