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Episodenbeschreibung
Sternzeit: 46001,3
Das Außenteam der Enterprise hat sich inzwischen im
San Francisco des 19. Jahrhunderts ein Quartier und
angemessene Kleidung organisiert, Data aber noch
nicht gefunden. Dr. Crusher entdeckt, dass die
fremden Außerirdischen ihren Opfern offenbar die
elektrochemische Energie des Nervenzentrums entziehen
und diese Morde tarnen, indem sie nur von der Cholera
befallene Personen töten, so dass diese wie
Seuchenopfer aussehen.
Data wird indes von Guinan unterrichtet, dass sie den
Eingang zu der Höhle gefunden hat, in der man in 500
Jahren seinen Kopf finden wird. Ihr Gespräch wird,
wieder einmal, von Samuel Clemens belauscht, dem
Gastgeber des Empfangs, auf dem Data Guinan gefunden
hatte. Er ist der Meinung, die Besucher aus der
Zukunft würden ein Komplott schmieden und sieht es
als seine Aufgabe an, dies zu verhindern.
In einem Krankenhaus stößt das Außenteam auf
frische triolische Spuren. Es scheint, als wären
hier vor Kurzem zwei Fremde aufgetaucht, die einen Kranken
getötet haben, so berichtet es zumindest ein anderer
Kranker. Und tatsächlich erscheinen gleich darauf
zwei gut gekleidete Fremde. Picard und seine Crew
können die beiden fast überwältigen und nehmen dem
Mann seinen Stock weg, dessen Knauf einem
Schlangenkopf nachempfunden ist, doch dann können
sich die Fremden wegteleportieren. Wegen des Krachs
wird die Polizei auf die Crew aufmerksam, aber
glücklicherweise konnte Data sie aufspüren und holt
sie mit einer Kutsche ab, so dass sie fliehen
können.
Im Quartier untersucht man den Stock; Data vermutet,
dass er eine Verzerrung im Raum-Zeit-Gefüge
herbeiführen kann, was sich beweist, als er mit
einem Phaser darauf feuert: Der Schlangenkopf wird
kurz lebendig und verschleudert einige Blitze.
Data kehrt mit Picard zu seinem Quartier zurück, wo
Picard Guinan trifft - für sie ist es ihr erstes
Treffen. Anschließend machen sich alle zusammen auf
in die Höhle, wo starke triolische Wellen herrschen,
doch dann erscheint Clemens mit einem Revolver in der
Hand: Er glaubt, die Verschwörer hiermit entlarvt zu
haben und will sie der Polizei übergeben, als auch
noch die beiden Außerirdischen wie aus dem Nichts
erscheinen und sich von Picard den Stock
zurückholen. Data versucht sie aufzuhalten, doch
vergebens, der fremde Mann kann ein Portal öffnen
und verschwindet mit Data. Der Rest der Crew folgt
ihnen durch das Portal, wie auch Clemens. Picard
bleibt zurück bei der verletzten Guinan und der
ebenfalls verletzten Außerirdischen. Außerdem wurde
Data beschädigt: Sein abgetrennter Kopf liegt in der
Höhle...
Riker und das Außenteam sind sicher zurückgekehrt,
und man hat Datas Körper bei sich. Geordi versucht,
Datas 500 Jahre alten Kopf, den man ja zu Beginn der
ganzen Geschichte auf der Erde fand, auf den Körper
zu montieren, was aber zunächst fehlschlägt.
Riker möchte von der Guinan des 24. Jh. wissen, was
damals passiert ist, als Picard bei ihr in der Höhle
war, doch sie kann es ihm nicht sagen, da das seine
Entscheidung beeinflussen könnte. Worf schlägt vor,
einige Torpedos in die Höhle auf Devidia II zu
schießen, wo die Außerirdischen ihr Zeitportal
haben, um zu verhindern, dass noch mehr von ihnen in
die Vergangenheit reisen und Menschen töten.
Widerwillig stimmt Riker zu und gibt den Feuerbefehl,
obwohl dann jegliche Möglichkeit verloren geht, den
Captain jemals aus der Vergangenheit zu holen. Im
letzten Moment bittet Geordi ihn, nicht zu feuern:
Data funktioniert wieder und hat eine Nachricht von
Picard, die besagt, dass man möglicherweise die Erde
zerstören wird, wenn man die Höhle auf Devidia mit
normalen Torpedos beschießt. Dieses Wissen hat
Picard von der Außerirdischen, die sich mit ihm und
Guinan in der Höhle befand. Also muss man die
Torpedos modifizieren, damit die Explosion im Gefüge
der Fremden stattfindet, was einige Stunden dauert.
Riker will in der Zwischenzeit noch einmal in die
Vergangenheit reisen, um den Captain zu holen, doch
Crusher warnt ihn, dass sie nur ein Portal erzeugen
kann, durch das nicht mehr als ein Mensch
zurückkehren kann. Also bietet sich Clemens an, in
seine Gegenwart zurückzukehren und den Captain
zurückzuschicken. Da er ein berühmter Autor ist,
muss er in seiner Zeit ohnehin noch einige Bücher
schreiben und sollte sich nicht im 24. Jh. aufhalten.
Riker stimmt zu, und so trifft Clemens wenig später
in der Höhle in San Francisco auf Picard, dem er
mitteilt, wie sich nach Geordis Erkenntnissen das
Portal öffnen lässt. Picard verabschiedet sich von
Clemens und kehrt im letzten Moment in die Zukunft
zurück, bevor Riker mit den modifizierten Torpedos
die Höhle vernichtet.
Bewertung
Der zweite Teil der Doppelfolge löst auf interessante und zum Teil
unerwartete Weise die Probleme, die der erste Teil
aufwarf, also Datas scheinbaren Tod und die Reise in
die Vergangenheit des Außenteams. Dadurch, dass
Picard dem Rest des Teams zunächst nicht folgt,
sondern mit Guinan in der Höhle bleibt, wird bis zum
Schluss die Spannung erhalten, denn es gelingt erst
im letzten Moment, ihn an Bord der Enterprise zu
beamen, bevor die modifizierten Torpedos das Portal
vernichten.
Zum ersten Mal wird hierbei das Thema
"Zeitreise" zum Mittelpunkt eines
Zweiteilers in TNG, und da wird man natürlich mit
einigen illustren Herren bekannt gemacht: Datas
Zimmerpage erweist sich als Jack London, der die Idee
zu einer Reise nach Alaska von einem anderen
wichtigen amerikanischen Autor hat, der in dieser
Episode ebenfalls zu sehen ist: Samuel Langhorne
Clemens ist als Autor bekannt geworden unter dem
Namen Mark Twain. So begegnet die Crew auf ihrer
ersten Zeitreise also zwei Ikonen der irdischen
Literatur des 19. Jahrhunderts. Deanna bekommt
Gelegenheit, Twain von der perfekten Gesellschaft des
24. Jh. zu überzeugen, nachdem er zunächst die
gesamte Crew des Außenteams für Verschwörer hielt,
die den Menschen Böses wollen.
Eine weitere markante Begegnung ist die zwischen
Picard und Guinan in der Vergangenheit. Für Picard
ist Guinan zu diesem Zeitpunkt längst eine sehr gute
Freundin, doch für Guinan ist es ihre erste
Begegnung, und sie muss noch 500 Jahre warten, bis
sie den Captain wieder zu Gesicht bekommt. Unter
diesem Aspekt betrachtet ist es schade, dass Guinan
nie richtig in TNG eingeführt wurde, sondern ab der
zweiten Staffel einfach da war. Andererseits ist
rückblickend betrachtet das gute Verhältnis, das
sie zu Picard hat, durch diese Episode auf
glaubwürdige Weise bestätigt; zwar hat man nie
zuvor erfahren, dass Guinan Picard bereits kannte,
was ja auch logisch ist, da sie ihm nicht von der
Begegnung in der Vergangenheit erzählen durfte,
bevor sie stattfinden würde, aber ihr Verhalten in
der Vergangenheit wird durch diese Enthüllung
keineswegs unlogisch oder unglaubwürdig, im
Gegenteil erscheint ihr gutes Verhältnis dadurch
noch bestätigt.
Etwas unschön
fällt die Lösung des Außerirdischenproblems auf:
Ziel der Mission ist es, die Außerirdischen davon
abzuhalten, weiterhin Menschen zu töten. Für
gewöhnlich hätte man erwartet, dass wenigstens
versucht wird, eine diplomatische Lösung zu finden.
Aber abgesehen von einem kurzen Gespräch zwischen
Picard und der außerirdischen Frau, in dem die Frau
sagt, dass es keinen Ersatz für die elektrochemische
Energie gibt, die sie den Menschen als Nahrung
entziehen, wird hierauf nicht weiter eingegangen. So
muss man davon ausgehen, dass Riker mit den Torpedos
nicht nur das Portal der Außerirdischen in der
Höhle auf Devidia II vernichtete, sondern auch
mindestens die fünf von ihnen, die dort anwesend
waren, tötete, nicht zu vergessen mögliche weitere,
die nun keine Nahrung mehr erhalten. Ein solches
Vorgehen ist für Star Trek sehr ungewöhnlich und
führt Deannas Äußerungen über die heile
Föderationswelt des 24. Jh. ad absurdum.
Um noch einmal auf Samuel Clemens einzugehen: Die Maske hat
hervorragendes geleistet, denn Darsteller Jerry Hardin (bekannt
beispielsweise als Deep Throat in der Serie Akte X) sieht original aus
wie der echte Mark Twain, soweit sich das durch Fotos belegen lässt. Doch
der Charakter mutet etwas merkwürdig an: So beschreibt die Brockhaus
Enzyklopädie Twain als "... ursprünglich so lebensgläubigen, freilich
schon immer stark sozialkritisch eingestellten Erzähler...", dessen
Spätwerk von Pessimismus überschattet wird. Der Twain, der hier
präsentiert wird, wirkt eher wie ein zukunftsgläubiger Visionär, also etwa,
wie man sich Leonardo da Vinci vorstellt (siehe u.a.
VOY "Scorpion"). Es
erweckt den Eindruck, dass man ob der günstigen Gelegenheit, dass sich die
Crew zur richtigen Zeit am richtigen Ort aufhält, nicht darauf verzichten
wollte, jemanden wie Mark Twain in die Handlung zu integrieren, damit
Picard einen weiteren großen Mann der Geschichte kennenlernt, doch der
Versuch hätte gelungener sein können.
Die Lösung der
Data-Problematik ist da weit besser, indem man
einfach den 500 Jahre alten Kopf auf den wieder mit
in die Zukunft gereisten Körper setzt. So erfüllen
sich die Prophezeiungen des ersten Teils, ohne dass
Data verlorengeht. Auch fehlt ihm kein Teil des
Gedächtnisspeichers, wodurch er nach wie vor voll
funktionsfähig ist. Es wäre allerdings schön
gewesen, wenn man in den kommenden Episoden erwähnt
hätte, dass Datas Kopf bereits so alt ist, was
leider nicht getan wird.
Besonders gelungen
sind, wie im ersten Teil, die Kostüme des 19. Jh.,
in denen sich nun auch fast die gesamte Brückencrew
bewundern lässt (Worf ist aus offensichtlichen
Gründen nicht mit von der Partie), wohingegen die
Requisite erneut nur winzige Ausschnitte zeigt, so
dass das 19. Jh. nicht richtig lebendig wirken will,
trotz diverser Statisten.
Eine weitere
interessante Sache ist die Erwähnung O'Briens: Riker
drängt am Ende der Episode O'Brien per Kommunikator,
den Captain aus der Höhle zu beamen und fragt dann
nach, ob der Captain an Bord ist. Die Antwort,
ebenfalls per Kommunikator, kommt von Picard:
"Das bin ich, Nummer Eins!" Colm Meaney ist
in dieser Episode nicht selbst dabei, trotzdem wird O'Brien
erwähnt. Das beleuchtet, wie sehr er bereits zu TNG
dazugehört, denn die Ehre des Genanntwerdens bei
Nichtanwesenheit gebührt nur wenigen.
Insgesamt ist
"Gefahr aus dem 19. Jahrhundert (2)" trotz
einiger Situationskomik und einer interessanten,
obgleich leicht verworrenen Handlung, keine
sensationelle Episode. Von der Fortsetzung hätte man
mehr erwarten können.
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