Episodenbeschreibung
O'Brien sitzt auf dem Planeten Farius Prime in einer Bar. Im Hintergrund unterhalten sich 3 Männer über
ihre momentane Lage. Als sie Hunger bekommen, beschließen sie etwas zu Essen zu bestellen und die
Rechnung irgend jemand unterzujubeln. Dies geschieht mit einem Dataport, den einer der drei an
seinem Hals trägt und mit dem er leicht Zugang zu Computersystemen erlangen kann. Als er sich am
Terminal in der Bar zu schaffen macht, aktiviert O'Brien ein Gerät und verpasst dem Mann damit
einen kräftigen Stromschlag. Als seine Freunde eingreifen wollen, verhindert O'Brien dies, da er
noch unter Strom steht. Er schaltet das Terminal ab und kann somit den Mann retten. Der Dataport
ist jetzt jedoch unbrauchbar. O'Brien bietet an, ihn gegen entsprechende Bezahlung zu reparieren.
Einer der Männer stellt sich als Bilby vor und macht mit O'Brien aus, dass er den Dataport bis
zum nächsten Morgen repariert hat. O'Brien willigt ein.
Kurze Zeit später trifft O'Brien Chadwick, einen Agenten der Sternenflotte. O'Brien führt unter
dem Decknamen Conelly eine verdeckte Ermittlung. Er soll herausfinden, wer das Orion-Syndikat mit
Informationen aus der Sternenflotte versorgt. Das Syndikat hat innerhalb eines Jahres 5 verdeckte
Ermittler der Sternenflotte ausgeschaltet. Deswegen hat diese nun mit O'Brien jemanden auf die
Sache angesetzt, der nicht zum Geheimdienst gehört. Bilby und seine Männer Krole und Flith
gehören zum Syndikat.
Am nächsten Morgen bringt O'Brien den reparierten Dataport zu Bilby. Dieser hat sich inzwischen
über Conelly informiert. Er weiß wo dieser wohnt, dass er 2 Jahre im Gefängnis gesessen hat und
dass er alles reparieren kann, in letzter Zeit aber viel Pech hatte. Bilby bietet O'Brien an,
dauerhaft für ihn zu arbeiten. Er gibt ihm 3 klingonische Disruptoren, die er für seinen
Auftraggeber besorgen sollte. Der Lieferant von Bilby hat ihm jedoch defekte Disruptoren verkauft.
O'Brien stellt fest, dass die Induktionsspulen durchgebrannt sind und verspricht sie zu
reparieren.
O'Brien verschafft sich mit Hilfe von Chadwick vom klingonischen Botschafter auf Farius Prime neue
Induktionsspulen und repariert die Disruptoren.
Er bringt die reparierten Disruptoren zu Bilby. Dieser möchte wissen, wo er die Ersatzteile her
hat. O'Brien gesteht ihm zögerlich, dass er sie gestohlen hat. Er behauptet, dass er dies nicht
verraten wollte, um Bilby zu schützen. Bilby gewinnt langsam Vetrauen zu Conelly. Er kleidet ihn
neu ein und erzählt ihm von seiner Familie, die auf New Sydney lebt, weil das Leben auf Farius
zu gefährlich für sie wäre. Bilby erzählt O'Brien auch von dem Informanten in der Sternenflotte
und dass dieser vor einem Jahr auf Risa für das Wetterkontrollsystem verantwortlich war. Dann
erhält Bilby eine Nachricht von Krole, dass Bilbys Auftraggeber Raimus ihn und seine Leute
treffen will.
Vorher trifft Bilby sich jedoch noch mit dem Lieferanten der Disruptoren. O'Brien versucht Bilby
davon abzuhalten, doch Bilby ermordet den Lieferanten. Hätte Bilby Raimus defekte Ware geliefert,
wäre auch er von Raimus getötet worden.
Als Raimus auftaucht, bringt er noch einen Geschäftspartner mit, den Vorta Gelnon. Raimus will
wissen, wer O'Brien ist. Bilby bürgt für O'Brien, womit die Sache erledigt ist, Raimus und Gelnon
sind mit Bilbys Beschaffung der Disruptoren sehr zufrieden und wollen ihm schon bald einen neuen
Auftrag geben, zu dem sie jetzt aber noch nicht mehr sagen wollen.
O'Brien trifft sich wieder mit Chadwick und gibt ihm die Informationen bezüglich des Informanten
weiter. Dieser ist sehr zufrieden. Mit diesen Informationen müsste man den Informanten ausfindig
machen können. Als O'Brien Chadwick von dem Vorta erzählt, ist dieser jedoch nicht bereit O'Brien
jetzt schon von seinem Auftrag abzuziehen. Er soll zuerst noch rausfinden, was das Dominion vorhat.
Als Bilby, Krole, Flith und O'Brien in der Bar auftauchen, warten dort bereits Gelnon und Raimus
auf sie. Offenbar gibt es in Bilbys Truppe einen Verräter. Gelnon versucht den Verräter zu erraten
und tippt auf O'Brien, doch Raimus lässt Krole töten. Krole hat einige Geschäfte unter der Hand
abgewickelt und seine Abgaben an das Syndikat nicht entrichtet. Da Bilby nicht für ihn gebürgt hat,
wird er verschont. Gelnon und Raimus verraten Bilby seinen neuen Auftrag: Er soll den klingonischen
Botschafter auf Farius Prime mit den klingonischen Disruptoren ermorden. Dieser ist gegen Gowrons Politik,
die Allianz mit der Föderation zu unterstützen und das Dominion zu bekriegen. Er ist dafür, die
klingonischen Grenzen von innen zu verteidigen. Wird er nun ermordet, sieht es so aus, als wäre
der Auftrag von Gowron gekommen und der Botschafter würde zum Märtyrer. Nach dem Plan des Dominion
könnte das das klingonische Reich ins Chaos stürzen und man hätte es im andauernden Krieg nur noch
mit der Sternenflotte zu tun.
O'Brien trifft sich wieder mit Chadwick und berichtet ihm, wie Bilby den Botschafter ermorden will.
Chadwick erklärt O'Brien, dass er die Klingonen warnen wird. Bilby und seine Leute werden
dabei natürlich getötet werden, doch das interessiert Chadwick nicht. O'Brien ist außer sich, er hat
inzwischen eine Beziehung zu Bilby aufgebaut und schlägt nun Chadwick nieder und warnt Bilby. Dieser
erklärt O'Brien jedoch, dass er keine Wahl hat, als seinen Auftrag zu erfüllen. Wenn Raimus
herausfindet, dass O'Brien ein Spion der Föderation war, wird er Bilby so oder so töten, da er
für ihn gebürgt hat. Er kann auch nicht flüchten, da er überall vom Syndikat gefunden wird. Sollte
er sich stellen, wäre er zwar im Föderationsgefängnis sicher, das Syndikat würde sich aber an seiner
Familie rächen. Bilby versichert sich, dass auf O'Brien eine Familie wartet und geht dann los, um
seine Mission zu erfüllen.
O'Brien kehrt nach DS9 zurück, er kämpft aber mit der Erkenntnis, dass er für Bilbys Tod
verantwortlich ist.
Bewertung
"Ehre unter Dieben" folgt einem typischen Handlungsmuster, bekannt aus Krimiserien. Jemand wird
auf eine verdeckte Ermittlung geschickt, möchte den Auftrag zunächst nur schnell hinter sich
bringen, lernt dann jedoch das Milieu besser kennen, merkt, dass auch die Vertreter der anderen
Seite Menschen mit Familien, Wünschen und Sehnsüchten sind, beginnt Sympathien für die Gangster
zu entwickeln und ist am Ende gezwungen sich zu entscheiden, ob er seinen Auftrag erfüllt und
die Gangster verrät. "Ehre unter Dieben" macht letztlich nichts anderes, als dieses
Handlungsmuster auf das 24. Jahrhundert zu übertragen, wobei dies mit ein Grund dafür ist,
dass einen die Story selten wirklich überraschen kann und insgesamt etwas vorhersehbar ist.
Die Rolle des Undercover-Agenten wird natürlich, wie könnte es anders sein, O'Brien zuteil,
womit wir schon wieder einmal eine typische O'Brien-Episode vorliegen haben. O'Brien war schon
zu Zeiten von "The Next Generation" derjenige Charakter, der einen am ehesten an einen ganz
normalen Menschen des 20. Jahrhunderts erinnerte. Er gehört zu den wenigen Star Trek-Charakteren,
die eine intakte und langjährige Ehe führen, er ist einer der wenigen, der Kinder
hat. Als einziger Sternenflottencharakter hat er auch keine Offiziersausbildung und ist somit
eben ein ganz durchschnittlicher Familienmensch, ohne besondere Ambitionen, die Karriereleiter
der Sternenflotte zu erklimmen. Gerade weil O'Brien der "normale" Mensch unter den Star
Trek-Charakteren ist, machen sich die Autoren spätestens seit DS9 einen Spaß daraus, ihn von
einer extremen Situation in die nächste zu schicken. Fast alle O'Brien-Episoden (zum Beispiel:
2.13: Das Harvester-Desaster, in der O'Brien und Bashir getötet werden
sollen, 2.14: O'Briens Identität, in der er durch einen Replikanten
ersetzt wird, 2.25: Das Tribunal, in der Miles von den Cardassianern
angeklagt und zum Tode verurteilt wird, 4.19: Strafzyklen in der er
für Hochverrat verurteilt wird und in Gedanken 20 Jahre im Gefängnis absitzen muss oder
5.05: Die Erpressung, in der die von einem fremden Wesen beherrschte
Keiko ihn erpresst) haben deswegen eines gemeinsam: Sie ähneln sich alle in ihrer grundlegenden
Prämisse. O'Brien gerät jedesmal in eine von ihm selbst völlig unverschuldete ausweglose
Situation, die sein eigentlich so normales Leben völlig umkrempelt und auf den Kopf stellt.
Natürlich muss man sich inzwischen fragen, in wieviele solche ausweglose Situation ein Mensch
in seinem Leben überhaupt geraten kann, denn allmählich wird der Bogen etwas überspannt.
Inzwischen wird die typische O'Brien-Handlung auch deutlich seltener eingesetzt, als
beispielsweise noch in Staffel 2. Trotzdem eignet sich Familienmensch O'Brien eben besonders
gut als Hauptperson für solche Geschichten und wird deswegen von den Autoren nach wie vor
gerne in solche Situationen gebracht, so auch in dieser Episode, in der er wohl eher
unfreiwillig zum verdeckten Ermittler ausgewählt wurde. Offenbar haben auch die Autoren bemerkt,
dass die Glaubwürdigkeit der O'Brien-Episoden langsam etwas zu wünschen übrig lässt und haben
mit O'Briens Bemerkung "Ich habe mich schon daran gewöhnt, immer Pech zu haben" eine gelungene,
selbstironische Anspielung auf die klassische O'Brien-Geschichte eingebaut.
"Ehre unter Dieben" ist wieder einmal eine Folge, die sich fast völlig losgelöst von der
DS9-Haupthandlung abspielt und sich extrem stark auf eine Hauptperson, in diesem Fall O'Brien,
konzentriert. Solche Folgen können den Zuschauer immer nur bis zu einem gewissen Grad mitreißen,
denn letztlich geht einem Bilbys Schicksal, auch wenn er sympathisch dargestellt wurde, nur
teilweise wirklich zu Herzen. Auch wenn die Folge nie langweilig wird, würde man hier
beispielsweise doch lieber eine über den Fortgang des Krieges oder eine Folge mit Kai
Winn sehen.
Offensichtlich erkannten auch die Autoren selbst, dass solche für sich allein stehenden
Episoden zunächst eher uninteressant sind für den Zuschauer. Sie versuchten deswegen die
DS9-Hintergrundhandlung mit einzubeziehen und integrierten das Dominion in den Plot. Leider
wirkte die Dominion-Intrige dieses Mal etwas zu konstruiert und aufgesetzt, um vollends zu
überzeugen. Eine gute Idee war es jedoch auf ein bekanntes Gesicht als Vorta zurückzugreifen.
Da man Weyoun nicht zum Einsatz bringen konnte (er hätte O'Brien erkennen können), wurde hier
auf Gelnon zurückgegriffen, den man bereits eine Folge zuvor in
6.14: Das winzige Raumschiff gesehen hatte.
Im Gegensatz zur eher mäßigen Verbindung zur Dominion-Handlung gehört das Zusammenspiel zwischen
Bilby und O'Brien eindeutig zu den Highlights der Episode. Das Drehbuch schafft es sehr gut, Bilby
einen sympathischen Hintergrund zu geben, ihn liebenswert zu zeigen, den Zuschauer aber trotzdem
nicht vergessen zu lassen, dass es sich bei ihm um einen Gangster handelt. Bilby wurde mit Nick
Tate, den man bereits als Captain Dirgo aus der TNG-Folge
4.09: Die letzte Mission kennt, sehr gut besetzt. Er und Colm
Meaney harmonieren außerordentlich gut miteinander und so ist es vor allem dem gelungenen
Zusammenspiel und der Dynamik der beiden Darsteller zu verdanken, dass die Folge trotz der an
sich wenig interessanten Handlung durchaus sehenswert wird.
Eindrucksvoll herausgearbeitet wurden die Parallelen zwischen den beiden Charakteren. So merkt
O'Brien mit der Zeit, dass er Bilby gar nicht so unähnlich ist und unter anderen Umständen
genauso hätte enden können, wie Bilby. Auch hier zeichnet sich deutlich eine Parallele zur
klassischen Kriminalgeschichte ab, in der der verdeckte Ermittler realisieren muss, dass er und
die "Bösen" gar nicht so verschieden sind.
Die oft erwähnte Verbrecherorganisation Orion-Syndikat rückt in dieser Folge zum ersten Mal
in den Mittelpunkt der Handlung. Man erfährt etwas mehr darüber, wie das Syndikat funktioniert.
Raimus scheint dabei wohl einer der führenden Köpfe des Syndikats zu sein, da der Vorta Gelnon
direkt mit ihm in Verbindung getreten ist. Eine kleine Fortsetzung erhielt
"Ehre unter Dieben" in der 7. Staffel, in der recht schwachen Episode
7.11: Die verlorene Tochter.
Die Folge experimentiert hier mit einem für Star Trek-Verhältnisse recht ungewöhnlichen,
deswegen aber nicht weniger reizvollen, düsteren, heruntergekommenen Look. Die Kulisse des
Planeten erinnert uns eher an Science Fiction-Produktionen wie Star Wars oder Blade Runner,
passt hier aber zum Rest der Folge. Besonders weil futuristische Großstädte in Deep Space Nine
recht selten sind, war die Gesamtansicht der Stadt, in der sich O'Brien befindet, eine gelungene
Arbeit der Special Effects-Abteilung.
Das Drehbuch zu "Ehre unter Dieben" stammt von René Echevarria, der dabei eine Vorlage von
Philip Kim verarbeitete. Dieser lieferte auch die Story zur Folge
7.06: Verrat, Glaube und gewaltiger Fluss.
Regie führte Allan Eastman, der bei seiner einzigen Arbeit für DS9 die düstere Atmosphäre des
Planeten Farius Prime mit einfachen Mitteln sehr gut einfing. Eastman inszenierte auch 2 Voyager-Folgen.
Alles in allem ist "Ehre unter Dieben" wohl eine so genannte Füllepisode, die von der Handlung her
nicht unbedingt zu den originellsten Folgen gehört, dank gutem Drehbuch, symapthischer Charaktere
und guten Darstellerleistungen aber trotzdem sehenswert ist.
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