Episodenbeschreibung
Die Defiant wurde von der Sternenflotte losgeschickt, um eine merkwürdige Raumanomalie zu untersuchen.
Die Raumanomalie verkleinert alle sich in ihr befindliche Materie. Dax, Bashir und O'Brien fliegen mit
dem Runabout Rubicon in die Anomalie und werden dabei ebenfalls verkleinert. Die Defiant koppelt die
Rubicon mit dem Traktorstrahl an sich, damit die 3 Crewmitglieder wieder unversehrt aus der Anomalie
kommen können.
Plötzlich wird die Defiant von einem Jem'Hadar-Schiff angegriffen. Der Traktorstrahl zur Rubicon reißt
ab. Die Defiant kann die Schilde nicht rechtzeitig hochfahren, bevor sie von den Jem'Hadar schwer
getroffen wird. Die Defiant wird geentert und schon nach kurzer Zeit steht das Schiff unter dem
Kommando des Dominion. Dies war die erste Mission, die von den neuen Alpha-Jem'Hadar ausgeführt
wurde. Nachdem der Nachschub an Jem'Hadar durch das Wurmloch ausblieb, wurden die Alpha-Jem'Hadar
im Alpha-Quadranten gezüchtet. Der Zweite Jem'Hadar an Bord ist ein Gamma-Jem'Hadar. Er hatte
zunächst das Kommando über das Schiff, wurde jedoch zurückgestuft, da die DNA der Alphas speziell
für den Kampf in diesem Quadranten ausgelegt ist. Die Crew der Defiant wird arrestiert. Das
Jem'Hadar-Schiff fliegt wieder in den Raum des Dominion.
Die Rubicon konnte sich inzwischen aus der Anomalie befreien und fliegt nun in Richtung der Defiant,
um herauszufinden was vorgefallen ist. Als sie die Defiant erreicht, müssen die Drei erstaunt
feststellen, dass sie immer noch nur Miniaturgröße haben. Dax kann sich dies nur so erklären, dass
sie die Anomalie nicht auf demselben Weg verlassen haben, wie sie reingeflogen sind und deswegen
nicht wieder zu normaler Größe gewachsen sind. Da die Kommunikation der Rubicon ausgefallen ist,
beschließen Dax, O'Brien und Bashir mit dem Runabout durch eines der Plasmarohre in die Defiant zu
fliegen um nachzusehen, was passiert ist.
Die Jem'Hadar versuchen die Defiant zu reparieren. Vor allem der Warpantrieb ist schwer beschädigt.
Da die Jem'Hadar keine Ahnung von der Sternenflottentechnik haben, entscheidet der Erste, gegen den
Rat seines Stellvertreters, die Hilfe von Sisko in Anspruch zu nehmen. Sisko ist zuerst nicht gewillt
den Jem'Hadar zu helfen, doch dann droht der Erste Siskos Crew hinrichten zu lassen. Der Captain willigt
ein den Jem'Hadar zu helfen, wenn er die Hilfe von seinen Brückenoffizieren Kira, Worf und Nog
erhält. Der Erste stimmt zu. Der Zweite hingegen ist immer noch der Meinung, dass Sisko die
Jem'Hadar hinters Licht führen will. Sisko lässt tatsächlich nur Kira an der Reparatur des
Warpantriebs arbeiten. Die anderen sind damit beschäftigt, die Kommandofunktionen des Schiffes
in den Maschinenraum zu transferieren und somit wieder die Kontrolle über das Schiff zu erlangen.
Nog ist dabei der Schlüssel. Er versucht die Sicherheitssperren zu umgehen und die Kommandofunktionen
umzuleiten, was aber bei den Sicherheitsvorkehrungen der Defiant nicht einfach ist.
Inwischen haben es Dax, O'Brien und Bashir mit der geschrumpften Rubicon in das Schiff geschafft.
Sie landen im Maschinenraum und verstecken sich dort. Schnell durchschauen sie Siskos Plan und wollen
ihm helfen. Dazu müssen sie jedoch auf die Brücke, wofür sie solange warten müssen, bis jemand durch
die Tür des Maschinenraums geht und diese für sie öffnet.
Als sie es endlich auf die Brücke geschafft haben, können sie Nog die nötige Hilfeleistung geben,
doch nichts passiert. Bevor Sisko klar wird, dass er wieder die Kontrolle hat, wird er zusammen mit
den anderen vom Zweiten der Jem'Hadar enttarnt. Dieser hat Siskos Vorgehen durchschaut und lässt den
Ersten kommen. Die Rubicon hat inzwischen wieder den Maschinenraum erreicht und kann dort für
genügend Verwirrung sorgen, damit Sisko und die anderen die Oberhand über die Jem'Hadar gewinnen.
Danach lässt Sisko den Rest des Schiffes mit Betäubungsgas fluten und die ohnmächtigen Jem'Hadar
einsperren. Die Rubicon wird zurück in die Anomalie geschickt und wieder zu alter Größe transformiert.
Bewertung
"Das winzige Raumschiff" ist eine kurzweilige und unterhaltsame Action-Folge, die einen 45 Minuten
vor den Bildschirm fesseln kann, an die man aber keine besonderen Ansprüche bezüglich Tiefgang und
Hintergründigkeit stellen sollte.
Der Plot wirkt zunächst wenig vielversprechend. Die klassische Rückeroberungs-Geschichte scheint
hier mit einem 0815-Technophänomen kombiniert worden zu sein. Doch die Autoren zeigen wieder einmal,
dass sie es inzwischen verstehen, auch aus einer wenig überzeugenden Grundidee eine tolle und
spannende Episode zu machen. Dies liegt vor allem am flüssigen Erzählstil, dem gelungenen Humor
und den gut umgesetzten Actionsequenzen. Selbst die Autoren Weddle und Thompson, die erst seit
Staffel 5 dabei sind, kennen inzwischen ihre Charaktere und wissen, wie sie sie einzusetzen haben,
um Spannung und Witz zu erzeugen. So verdankt die Folge ihre Kurzweiligkeit unter anderem auch der
gut in Szene gesetzten, sympathischen DS9-Crew, die hier eine ihrer wenigen Ensemble-Episoden
bestreitet.
Besonders gelungen ist der Humor der Episode. Die Handlung wird mit viel Witz absolviert und trägt
damit dazu bei, dass der unglaubwürdige Plot nicht zu sehr in den Mittelpunkt rückt und man alles
nicht zu ernst nimmt.
Zum ersten Mal erfährt man hier, dass das Dominion seit der Vernichtung der Jem'Hadar-Flotte im
Wurmloch in 6.06: Sieg oder Niederlage? damit begonnen hat, Jem'Hadar
im Alphaquadranten zu züchten. Diese Jem'Hadar werden zur Unterscheidung von den anderen Jem'Hadar
nur kurz Alphas genannt, während die anderen Gammas heißen. Man erfährt außerdem, dass die DNA
der Alphas speziell für den Kampf im Alpha-Quadranten ausgelegt ist. Deswegen wurden auch die
Führungspositionen bei den Jem'Hadar mit den neuen Alphas besetzt. Der Konflikt zwischen den
beiden Jem'Hadar-Völkern wirkt nachvollziehbar und spannend. Leider verliert er gegen Ende der
Episode seine Bedeutung. Das Drehbuch lässt vermuten, dass man zunächst vorhatte, Sisko die
beiden Jem'Hadar-Gruppen gegeneinander aufhetzen zu lassen. Diese begonnene Handlung scheint
man am Ende jedoch fast völlig zu vergessen. So verläuft die Rückeroberung insgesamt auch etwas
zu unspektakulär und die Ausschaltung der Jem'Hadar wirkt wenig originell. Besser wäre es vielleicht
gewesen, wenn man Siskos Versuche, einen Keil zwischen die Eroberer zu treiben, weitergeführt
hätte. Allerdings hätte man hierbei die verkleinerte Rubicon schwer in die Handlung mit
einbeziehen können.
Die Jem'Hadar, die die Defiant erobert haben, machen alle nicht unbedingt den intelligentesten
Eindruck. Der Erste der Jem'Hadar, Kudak'Etan, verhält sich von Anfang an sehr blauäugig, vor allem
als er Sisko zur Reparatur des Warpantriebs ausgerechnet seine 3 Brückenoffiziere zur Seite
stellt und ihn damit regelrecht dazu herausfordert Rückeroberungspläne zu schmieden.
Dieses Geschenk wird von Sisko dann auch dankbar angenommen. Im Maschinenraum basteln er,
Kira, Worf und Nog an den Schiffssystemen herum und machen dabei keinen großen Hehl daraus,
dass sie versuchen, das Schiff zurückzuholen. Doch obwohl diese Versuche recht offensichtlich
sind, bekommen die Jem'Hadar im Maschinenraum davon lange Zeit nicht viel mit.
Am Ende lassen sich die Jem'Hadar dann auch noch ohne viel (effektive) Gegenwehr über den Haufen
schießen. Sie mögen ja gute Krieger sein, zu den intelligentesten Zeitgenossen
scheinen sie jedoch nicht zu gehören.
Die Unterschiede zwischen den Alphas und den Gammas wurden später nicht mehr erwähnt. Die
Produzenten meinten dazu, dass sich einfach keine Gelegenheit ergab, um die Unterschiede noch
einmal aufzugreifen.
Der typische Rückeroberungsplot wurde hier zum ersten Mal für Deep Space Nine aufgegriffen.
Bereits in den TNG-Folgen 6.07: Erwachsene Kinder und
6.18: In der Hand von Terroristen, sowie der Voyager-Doppelfolge
2.22 + 3.01: Der Kampf ums Dasein mussten die verschiedenen
Sternenflottencrews ihr Schiff zurückerobern.
Der ausgesprochen unglaubwürdige Plot um die Anomalie der Woche, die alle Materie in ihr verkleinert,
wirkt wie so oft bei DS9 ziemlich aus dem Hut gezaubert. Trotz der Erklärung von Worf, dass die
Effekte der Anomalie für Transwarpkanäle verwendet werden könnten, die der Föderation im
Dominionkrieg einen großen taktischen Vorteil bescheren würden, wirkt es auch wieder wenig
glaubwürdig, dass sich die Defiant mitten im Krieg um eine solche wissenschaftliche Mission
kümmern muss.
Neben der kurzweiligen Handlung ist "Das winzige Raumschiff" dank der hervorragenden Arbeit
der Special Effects-Abteilung auch optisch ein absoluter Leckerbissen. Die Effekte mit dem
verkleinerten Runabout, welches sich im Innern der Defiant bewegt, waren exzellent gemacht und
in der fertigen Episode keineswegs als solche zu erkennen. Besonders viel Zeit und Geld wurde
bei dieser Folge in die Details investiert, zum Beispiel in Schatten, die das kleine Runabout auf
den Wänden der Defiant wirft. Selbst Spiegelungen des Runabouts in den Konsolen der Defiant wurden
berücksichtigt. Gelungen waren auch die Reaktionen der Schauspieler auf ein Runabout, welches bei
den Dreharbeiten in Wirklichkeit natürlich gar nicht da war. Eine exzellente Arbeit der
Effektemacher also, die nur eine Wertung von 6 Punkten zulässt.
Belohnt wurde die Arbeit der Special Effects-Abteilung 1998 mit einer Emmy-Nominierung in der
Kategorie "Outstanding Special Visual Effects for a Series".
Die Verkleinerung irgendwelcher Gegenstände oder Personen ist ein Klassiker in der Science Fiction,
wurde aber bislang nur in leichten Variationen in Star Trek behandelt (zum Beispiel in der
TNG-Folge 6.10: Erwachsende Kinder, in der 4 Crewmitglieder
der Enterprise verjüngt werden). Dabei gab es die Idee zu dieser Episode schon zu Zeiten von
"The Next Generation". Sie stammte von René Echevarria. Dieser musste jedoch bei einer
seiner ersten Ideen für Star Trek feststellen, dass die Produzenten bei derartigen Einfällen sehr
vorsichtig waren. Natürlich wurde bei der Verkleinerung von Personen, die in der Science Fiction
eh schon stark geforderte Phantasie des Zuschauers arg strapaziert und eine derartige Idee für
ein Drehbuch in den falschen Autorenhänden hätte leicht in einer völlig unglaubwürdigen und
schlechten Science Fiction-Parodie enden können, wie Jahrzehnte zuvor die Idee, einem uns wohl
bekannten Vulkanier das Gehirn zu entnehmen und es später wieder operativ einzusetzen. So stieß
Echevarrias Idee bei den TNG-Machern auf wenig Gegenliebe. Auch ein Versuch, die Story bei DS9
unterzubringen scheiterte zunächst. Erst als sich Voyager-Produzent Brannon Braga für die Idee
begeistern konnte, kam erneut Leben in die Geschichte. Bragas Wunsch, die Idee für Voyager zu
verwirklichen, scheiterte am Einspruch von Rick Berman, der sie für schlecht hielt. Als
jedoch auch noch Hans Beimler dafür begeistert werden konnte, schafften es Echevarria und
Beimler gemeinsam, das Autorenteam von DS9 von der Idee zu überzeugen.
Das Drehbuch zu "Das winzige Raumschiff" schrieben Bradley Thompson und David Weddle, die damit
erst ihren 2. Beitrag zur 6. DS9-Staffel ablieferten.
Regie führte wieder einmal Stammregisseur Allan Kroeker.
Wie überflüssig der wissenschaftliche Berater bei Star Trek oft ist, zeigt "Das winzige Raumschiff"
ganz gut. André Bormanis, der diesen Posten bei DS9 und bei Voyager innehatte (und der zu
dieser Zeit schon längst wegen Unterbeschäftigung dazu übergegangen war für "Star Trek - Voyager"
selbst Drehbücher zu schreiben) hatte hier seit langer Zeit wieder einmal etwas zu tun. Die
Autoren beauftragten ihn damit, eine wissenschaftliche Theorie zu finden, nach der die Verkleinerung
von Personen möglich wäre. Bormanis fand daraufhin tatsächlich eine wissenschaftliche Theorie,
nach der dies möglich wäre. Letztlich entschieden sich die Autoren jedoch dafür, es auf die
Vorstellungskraft des Zuschauers ankommen zu lassen, antstatt diesen mit seitenlangen
wissenschaftlichen Erklärungen zu langweilen. So fand nur ein sehr kleiner Teil von
Bormanis' Arbeit den Weg in die fertige Episode.
Insgesamt handelt es sich bei "Das winzige Raumschiff" um die Art von Action-Folge ohne viel
Tiefgang, die auf keinen Fall einen Platz in irgendeiner "Best of Star Trek"-Liste bekommen wird,
die aber dank ihres hohen Spaßfaktors trotzdem für 45 Minuten beste und kurzweiligste Unterhaltung
sorgt und die man auf keinen Fall verpassen sollte.
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