Star Trek: The Animated Series (DVD):
von Malte Kirchner und Matthias Weber
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Die TAS-Box |
Einige Jahre hat es gedauert, doch jetzt ist das Phänomen Star Trek doch tatsächlich in Gänze auf DVD zu haben. Dass "The Animated Series" als letzte Star Trek-Serie auf DVD erschienen ist, zeigt das zwiespältige Verhältnis der Produzierenden auf der einen Seite und der Zuschauer auf der anderen Seite zu der Serie.
"Star Trek - The Animated Series" (TAS) ist diejenige Serie, die wohl von den wenigsten Fans akzeptiert oder überhaupt beachtet wird. Viele Trekkies werden die Serie wohl nicht einmal kennen, ganz besonders in Deutschland. Hier erfuhr die Serie eine noch schlechtere Behandlung als in den USA.
Dabei war TAS eigentlich ein Kind der Liebe. Das Projekt wurde an
Star Trek-Schöpfer Gene Roddenberry herangetragen, als die längst
beendete Original-Serie nachträglich durch erneutes Senden in den
USA einen großen Boom erlebte. Lou Scheimer und Norm Prescott, die
Urheber der Idee und Gründer der Animationsfirma "Filmation",
versichterten Roddenberry, dass die Zeichentrickserie der
Originalserie in Qualität und Kreativität in nichts nachstehen
sollte. Roddenberry ließ sich nach anfänglichen Bedenken von dem
Projekt überzeugen.
Das zunächst merkwürdig anmutende Konzept eine reale Serie als
Zeichentrick fortzusetzen, hatte einige nicht unerhebliche Vorteile.
Die animierte Serie sollte die Storys zeigen können, die in der
Originalserie aufgrund des Budgets oder der begrenzten Möglichkeiten
der Tricktechnik seinerzeit noch nicht möglich gewesen waren. Star
Trek sollte quasi fortgeschrieben werden.
Dass das nicht gelang, zeigt alleine die Tatsache, dass Gene
Roddenberry und Paramount die Serie später für "nicht canon"
erklärten. Das heißt, dass die gezeigten Handlungen ohne Folge für
das Star Trek-Universum blieben und die Autoren der späteren Serien
diese Episoden nicht berücksichtigen mussten. Roddenberry äußerte
sich insgesamt nicht zufrieden über die Serie und gab zu, dass er
der Serie nicht zugestimmt hätte, hätte er damals schon gewusst,
dass es für Star Trek als echte Serie noch eine Zukunft gibt.
Die Umsetzung litt vor allem unter dem Problem, dass NBC die Serie
falsch einstufte. Eine Zeichentrickserie konnte offenbar nach
Meinung von NBC nur ins Kinderprogramm am frühen Samstag morgen
gehören, obwohl sie da natürlich völlig fehl am Platz war. Das
Zielpublikum (nämlich die TOS-Fans) hatte zu dieser Zeit keine Lust
Star Trek zu schauen, während die Kinder, die zu dieser Zeit
wirklich vor dem Fernseher saßen, den komplexen Handlungen nicht
folgen konnten.
Trotz des schlechten Sendeplatzes gaben sich alle Beteiligten alle Mühe die Qualität der Produktion hochzuhalten. Nicht nur, dass viele Autoren der Originalserie engagiert wurden, Drehbücher beizusteuern und die Darsteller der Originalcharaktere ihren Zeichentrick-Ebenbildern die Stimme liehen, auch die eigentliche Produktion wurde mit sehr viel Sorgfalt durchgeführt, um Roddenberry und die Fans zufrieden zu stellen. Der riesige Aufwand, trug letztlich aber auch dazu bei, dass die Serie kein Langzeitphänomen wurde. Der gigantische Aufwand, der betrieben wurde, um Authentizität gegenüber der Originalserie zu erreichen, hatte zur Folge, dass eine halbstündige Episode 75000 Dollar kostete, für eine Zeichentrickserie eine enorme Summe. Auch wenn die Kritiker die Serie in den höchsten Tönen lobten und die Serie sogar einen Emmy bekam (ironischerweise in der Kategorie "Beste Kinderserie"), waren die Einschaltquoten zu gering, um die hohen Produktionskosten zu rechtfertigen. So wurde TAS zum kurzlebigsten Star Trek-Projekt, nach nur 22 Episoden (16 in der 1. Staffel, 6 in der 2. Staffel) war Schluss.
Die Serie enthält bis auf Pavel Chekov alle Originalcharaktere
(inklusive Schwester Chapel und Lieutenant Kyle). Dies sollte
zunächst nicht so sein. Man wollte zunächst auch Uhura und Sulu
(wohl aus Kostengründen) nicht dabei haben, doch Leonard Nimoy
protestierte, so blieb es bei der Streichung von Walter Koenigs
Rolle als Chekov.
Die Episoden sind zum Teil sehr stark an die Originalserie
angelehnt, es gibt viele Fortsetzungen von TOS-Episoden (unter
anderem gibt es Wiedersehen mit Harry Mudd, Cyrano Jones, den
Tribbles und Sarek), doch es gibt auch ganz neue Handlungen.
Insgesamt sind die Episoden etwas actionlastiger, als die Folgen der
Originalserie.
TAS ist ein durchaus gelungenes Projekt, die Episoden sind größtenteils sehr kurzweilig und vom Niveau her mit der Originalserie vergleichbar. Auch vom technischen Standpunkt aus, kann man wenig Kritik vorbringen. Die Qualität der Zeichnungen ist ebenfalls sehr hoch, alle Charaktere sind deutlich zu erkennen und erinnern durchaus an ihre echten Ebenbilder, auch die Enterprise weiß zu überzeugen. Natürlich wird eine Zeichentrickserie niemals dasselbe sein, wie eine Real-Drama-Serie mit echten Darstellern, doch das erwartet wohl auch niemand.
Probleme hat die Serie vor allem mit den etwas kurzen Episoden. Im
Gegensatz zu normalen Star Trek-Episoden, dauert eine Episode der
Zeichentrickserie mit 23 Minuten, inkl. Vor- und Abspann etwa halb
so lang. Das ist fast immer etwas kurz, um eine interessante
Ausgangssituation aufzubauen und eine spannende Handlung zu
entwickeln. Oft kommt die Episodenauflösung sehr abrupt.
Die Serie hat auch Schwierigkeiten damit eine charakterorientierte
Handlung zu erzählen. In TOS waren viele Handlungen stark mit den
Charakteren verbunden, doch hierfür ist fast immer die Darstellung
von Emotionen wichtig, was in einer Zeichentrickserie nur schwer
bewerkstelligt werden kann, immer wenn es die Serie probiert, ist
das Ergebnis eher lächerlich. Hier stößt Zeichentrick einfach an
seine Grenzen. Einfacher hat es die Serie dagegen tatsächlich bei
der Darstellung von Außerirdischen, fremden Planeten und
Raumschiffen. In TOS waren die Möglichkeiten hier immer sehr
eingeschränkt, die meisten Außerirdischen waren nicht von Menschen
zu unterscheiden, fast alle Raumschiffe waren Schwesternschiffe der
Enterprise, damit man kein neues Modell benötigte, Planeten waren
fast immer erdähnlich, um keine aufwendigen Kulissen zu benötigen.
Hier hat es die Zeichentrickserie natürlich deutlich einfacher. Es
ist der Serie deutlich anzumerken, dass sich alle Beteiligten an den
neuen Möglichkeiten in der Zeichentrickwelt erfreuten. In der Serie
wimmelt es von fremdartigen Außerirdischen, Planeten und Kreaturen,
die alle samt in der realen Serie nicht realisierbar gewesen wären.
Szenenbild aus "The Animated Series" |
Die DVD-Umsetzung der Serie ist in allen Punkten überzeugend. Von der technischen Seite gibt es sowieso keine Einwände, Bild und Ton sind unter Berücksichtigung des Alters der Serie ziemlich gut, die Menügestaltung ist, wie von den Star Trek-DVDs bekannt einfach und übersichtlich. Die DVD enthält nicht wie sonst üblich nur eine Staffel, sondern alle Episoden der gesamten Serie. Da es insgesamt nur 22 Episoden sind, hätte alles andere auch keinen Sinn gemacht. Die ersten beiden DVDs enthalten je 6 Episoden, die letzten beiden jeweils 5. Neben den Audio- und Textkommentaren zu den einzelnen Episoden, gibt es auf der 4. DVD einige zusätzliche Extras.
Die Extras sind etwas weniger umfangreich, als bei den anderen
Serien, aber trotzdem noch ordentlich. Das man sich auch bei der
kurzlebigen und eher wenig beachteten Zeichentrickserie so viel Mühe
gegeben hat, Extras zusammen zu tragen, muss man Paramount hoch
anrechnen, besonders weil die Serie schon vor über 30 Jahren
produziert wurde und es somit sicher nicht einfach war, Interviews
und Hintergrundinformationen aufzutreiben.
Kernstück der Extras ist ein ca. 25-minütiges Making of, welches
viele Hintergrundinformationen enthält, auch die Text- und
Audiokommentare sind zu empfehlen.
Wie oben bereits erwähnt, haben die deutschen Fans seit langem
bereits ein besonderes Interesse an einer DVD-Veröffentlichung der
Serie. Das ZDF hat TAS zwar 1976 eingekauft und synchronisiert,
allerdings hat man auf 4 Episoden komplett verzichtet und den Rest
hat man dermaßen verunstaltet, dass eigentlich nichts vom
eigentlichen Sinn mehr übrig blieb. Die Handlung hat man von 23
Minuten auf ca. 12-15 Minuten gekürzt, die Handlungen verfälscht,
den Charakteren wurden Dialoge in den Mund gelegt, die weder zu
ihnen noch zur Originalserie passten, Spocks Emotionslosigkeit wurde
überhaupt nicht beachtet, nicht einmal die Original-Sycnhronstimmen
aus TOS wurden verwendet. Erst 1994 wurde für die
Videoveröffentlichung der Serie eine neue Synchronisation erstellt,
dieses Mal mit den Originalsynchronsprechern Gert-Günther Hoffmann
(Kirk), Herbert Weicker (Spock), Randolf Kronberg (McCoy), K.E.
Ludwig (Scotty), Fred Klaus (Sulu) und Ilona Grandke (Uhura).
Da das deutsche Fernsehen die Serie sowieso sehr selten zeigt und
noch dazu nach wie vor die ZDF-Version ausstrahlt und die Videos der
Serie schon längst vergriffen sind, bietet sich vielen Fans erst
jetzt mit der DVD-Veröffentlichung wieder die Möglichkeit die
Zeichentrickserie zu genießen.
Somit könnte eigentlich allen Fans und Interessierten eine uneingeschränkte Kaufempfehlung ausgesprochen werden, wäre da nicht der hohe Preis der DVD-Box. Für 22 halbstündige Episoden und ein paar Extras ist ein Preis von ca. 55 Euro schon recht hoch angesetzt und so wird es sich wohl der eine oder andere Fan zwei Mal überlegen, ob er hier zugreift, oder doch lieber verzichtet.
Für alle die die Serie nicht kennen, lohnt sich der Kauf auf jeden
Fall, sei es nur, um diese Lücke in Star Trek zu schließen.
Die Folgen sind interessant, kurzweilig und auch wenn die Serie
nicht canon ist, beinhalten die Episoden ein paar Details, die auch
später wieder aufgegriffen wurden, so zum Beispiel Kirks zweiter
Vorname Tiberius, der - die wenigsten wissen es - eben in der
animierten Serie erstmals vorkam (dazu mehr im bald erscheinenden
DSi-Episodenführer zu TAS).
Letztlich muss jeder Interessierte selbst entscheiden, ob ihm der Preis zu hoch ist, um sich den am wenigsten beachteten Star Trek-Ableger auf DVD zu holen.
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