Deep Space Nine auf DVD im
Test:
Die sechste Staffel - Schön, dass wir noch lächeln können
Von Malte Kirchner
Die
Cardassianer und das Dominion sind immer noch im Besitz von Deep Space
Nine, während Sisko und seine Crew zusammen mit der Föderation und den
Klingonen den Krieg mit dem Dominion ausfechten. Im Laufe der Staffel
gelingt Sisko die Wende in dem Konflikt und schon bald kann er wieder Deep
Space Nine betreten.
Doch von einem Ende des
Krieges kann noch lange keine Rede sein. Am Ende münden die
Auseinandersetzungen gar in dem Verlust von einem der besten Freunde von
Sisko.
Wie gewohnt verteilt sich
die Staffel auf sieben DVDs mit je vier Episoden, im Falle der letzten DVD
zwei Episoden und der Extras. Letztgenannte enthalten dieses Mal unter
anderem die Entstehungsgeschichte der Ferengi Erwerbsregeln zusammen mit
fundierten Einblicken in einzelne bemerkenswerte Episoden der sechsten
Staffel.
Bewertung
"Schön, dass Sie noch
lächeln können." Die Bemerkung von Odo gegenüber Kira in einer der
ersten Episoden der sechsten Staffel verdeutlicht wie kaum ein anderes
Zitat den Gemütszustand mancher Fans gegenüber der vorletzten Staffel
von "Deep Space Nine". Sechs Emmy-Nominierungen bekam die
Staffel. Drei davon allerdings alleine für eine Episode. Die restlichen
unter anderem für die Special Effects.
Special Effects. Sie sind
es, die den Kampf gegen das Dominion auszeichnen. Die Macher von Star Trek
drangen in neue Gebiete vor. Sowohl visuell als leider auch inhaltlich.
Der Krieg ist nunmehr das alleinbestimmende Thema der Serie und wird es
bis zum Ende auch bleiben. Was man den Autoren dabei nicht unterstellen
kann, ist eine Glorifizierung. Die gezeigte Gewalt und Brutalität lassen
wenig Ehrenhaftes an dem Mythos vom großen Krieger. Was in der vierten
Staffel noch eine Aussage von Worf über den Krieg der Klingonen war,
davon konnten sich die Zuschauer in der sechsten Staffel selber ein Bild
machen.
Wenig ehrenhaft ist
allerdings auch, was mit den Charakteren angestellt wurde. Besonders Sisko
ist vom besonnenen Diplomaten zum entschlossenen Feldherren mutiert. Der
vorher jungenhafte Bashir - Garak versucht es mehrfach ironisch zu
betrachten - ist arrogant und allwissend geworden. Und überhaupt hat sich
so manche Figur in einer Weise verändert, dass sie kaum noch
wiederzuerkennen ist.
Die Grundwerte von Star
Trek - Auseinandersetzungen auf eine andere Art als Gewalt zu lösen -
sind in der sechsten Staffel abhanden gekommen. Was zu TNG-Zeiten noch
eine Notwendigkeit war, da alleine die Effekte für die Schlachten
Unsummen verschlungen hätten, ist nunmehr bedeutungslos. Sicher: Es gibt
manchen goldenen Moment inmitten dieser Schlachten. Als in der zweiten
Folge, "Entscheidungen", Siskos Diplomatie an den Jem'Hadar
scheitert und der eigentliche Böse - der Vorta - schließlich der
Gewinner ist. Die Tragik dieser Episode zeigt aber zugleich auch auf, in
welcher Weise sich das Star Trek-Universum verändert hat. Die
Grundbotschaft, der Optimismus, ist entwichen.
Star Trek wird nachgesagt,
ein Spiegel der Gesellschaft zu sein. Mit Blick auf das Produktionsjahr
scheint es fast, als wäre Deep Space Nine seiner Zeit voraus gewesen.
Spiegelt die Serie doch auf eigenartige Weise den Wandel in der
Gesellschaft nach dem September 2001 wieder. Die friedliebende Föderation
muss sich der Bedrohung stellen. Ja, sie geht sogar in die Offensive. Der
vermeintliche Erfolg mündet dann in das Staffelfinale und die noch viel
brutalere siebte Staffel.
Dabei bekommt vor allem die
Religion plötzlich einen hohen Stellenwert. Gut und Böse - die Propheten
und die Pah-Geister - werden nun wieder eingeführt, um den Rahmen von der
ersten zur siebten Staffel schließen zu können. Und auch hier zeigen
sich wesentliche Änderungen im Laufe der Serie. Die Propheten, durch ihre
Existenzform für das lineare Leben blinde, aber neugierige Wesen,
bekommen auf einmal eine neue, sehr stark polarisierte Rolle zugesprochen.
Es ist fast so wie die Verwandlung Siskos vom Forscher zum Feldherren.
Und dann wäre da noch der
Tod von Jadzia Dax. Es ist ein trauriger Abgang, vielmehr noch ein
sinnloser. Vor dem Hintergrund, dass Terry Farrell ein Jahr vor dem Ende
die Serie verließ - sie bekam später in der Sitcom "Becker"
eine Hauptrolle - wussten auch die Autoren nicht anders zu reagieren, als
aus ihrem Unverständnis heraus den Tod von Dax so farblos und
herablassend zu gestalten, wie er sich in der letzten Episode darstellt.
Es ist einfach nur unschön anzusehen, wie Dax von roten Strahlen in die
Luft katapultiert und fast eine Minute lang durchgeschüttelt wird. Es ist
nicht wirklich dramatisch, es ist nicht schön anzusehen - es ist gemessen
an der Bedeutung der Rolle ziemlich würdelos.
Doch warum ist die sechste
Staffel auf DVD doch den Kauf wert? Warum sollte der geneigte Zuschauer -
wie eingangs erwähnt - doch noch lächeln können? Die Frage ist mit
einem Blick auf die kleinen Juwelen dieser Staffel leicht beantwortet.
"Jenseits der Sterne" heißt die dreifach emmy-nominierte
Episode - und sie hat sich jede Nominierung redlich verdient. Die witzige
Ferengi-Episode "Der glorreiche Ferengi" gehört ebenso auf
diese Liste wie die Holosuite-Romanze zwischen Odo und Kira in "Auf
seine Art" und natürlich "Wer trauert um Morn?". Über die
Qualität der Kriegsepisoden lässt sich streiten - die genannten Episoden
sind dagegen umso besser.
Gepaart mit interessanten,
zum Teil aufschlussreichen Extras, kommen Freunde der Serie - im
besonderen Freunde der genannten Episoden - wohl kaum um diese Staffel
herum. Schade nur, dass das Eis in der siebten Staffel noch dünner
wird.
Am 23. Dezember ist es
soweit. Dann steht die Serie vollständig in den Regalen.
Technische Details
"Star Trek: Deep Space
Nine" Season 6 (7 DVDs)
DVD Format: 7 x DVD9
Regionalcode: 2
FSK: 12
Laufzeit: ca. 1144 min.
Tonformat: dt., engl.: Dolby Digital 5.1
frz., ital., span.: Dolby Surround
Untertitel: dt., engl. u.a.
Bildformat: 4:3 Vollbild
Extras:
- Missions Rueckblick: Weit jenseits
der Sterne
- Hochzeit im 24. Jahrhundert
- Crew Dossier: Julian Bashir
- Crew Dossier: Quark
- DS9 Sketchbook: John Eaves
- Fotogalerie
- Gary Hutzel in "Das winzige Raumschiff"
- Ferengi Erwerbsregeln: Der Anfang
- Ferengi Erwerbsregeln: Die Nachfolge
Preis: 110 Euro (UVP)
- http://www.startrek.de