Enterprise Staffel 3 auf DVD:
von Yann - Patrick Schlame
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Staffel 3 in gewohnt schicker Plastikbox |
Staffel 3 knüpft fast nahtlos an die Ereignisse des Cliffhangers "Die Ausdehnung" am Ende der zweiten Staffel an. Mit "Die Xindi" wird die Geschichte um die geheimnisvollen Aliens vorangetrieben, die die Erde vernichten wollen. Im weiteren Verlauf der Staffel erfahren Archer und seine Crew immer mehr über die neue Waffe der Xindi, aber auch über deren Motive. Ebenso zeigt sich, dass es bei den Xindi fünf verschiedene Spezies gibt, die sich bei weitem nicht immer einig sind. Am Ende gelingt es einer sichtlich gebeutelten Enterprise, den Xindi-Angriff abzuwenden und die Erde zu retten.
Star Trek setzt dabei erstmals seit dem Dominion-Krieg bei DS9 wieder auf einen staffelumspannenden Handlungsbogen. Bis auf wenige Ausnahmen bringen alle Episoden die Xindi-Geschichte weiter voran und zeigen, wie weit Archer zu gehen bereit ist, um seine Mission zu erfüllen. Mit "Azati Prime" beginnt dann das sechs Episoden umspannende Finale, das mit "Stunde Null" in einem etwas überraschenden neuen Cliffhanger endet.
Eingestreut sind Episoden wie der Wild-West-Ausflug "Faustrecht" und Phlox' herrlicher Alleingang in "Auf ärztliche Anweisung", die den Xindi-Handlungsbogen nur am Rand aufgreifen und ansonsten klassisches Star Trek zeigen. Anders als in den ersten zwei Staffeln bekommt nicht mehr jeder der Hauptdarsteller eine eigene Episode spendiert. Zwar kümmert sich "Exil" um Hoshi und "Ebenbild" um Trip, aber die Entwicklung der Charaktere wird vorwiegend am Rand der eigentlichen Stories betrieben und über die gesamte Staffel hinweg entwickelt, was eine angenehme Abwechslung darstellt.
Dieser unfreundliche Zeitgenosse gehört zu den bösen Reptilien-Xindi |
Hier gibt es eigentlich kaum viele Worte zu machen - wie gewohnt präsentiert Paramount erstklassiges Material. Das Bild ist scharf und bleibt frei von störenden Artefakten, auch am Ton gibt es nichts auszusetzen. Die deutsche und die englische Tonspur stehen in Dolby Digital 5.1 zur Verfügung, Freunde der französischen Fassung oder der Audiokommentare bekommen Dolby Surround zur Verfügung gestellt.
Verpackt ist das ganze in der bekannten Plastikbox, die mit denen der ersten zwei Staffeln identisch ist und einen sehr viel solideren Eindruck macht als die Pappboxen vieler anderer DVD-Veröffentlichungen. Die DVDs sind, ebenfalls wie zuvor, in blauen Trays untergebracht, die durch einen Klebestreifen miteinander verbunden sind und sich wie die Seiten eine Buches auffächern lassen.
Das beigelegte Booklet gibt einen kurzen Überblick über alle Disc-Inhalte und ist diesmal deutlich weniger fehlerbehaftet als jenes zur zweiten Staffel.
Da die Staffel nur 24 Episoden umfasst, teilen sich je vier Folgen eine Scheibe, auf der siebten DVD sind die Extras untergebracht. Die Menüs sind ähnlich wie zuvor gestaltet, wobei diesmal als Hintergrund ein Xindi-Schiff verwendet wird, was natürlich gut zum Kontext der Staffel passt. "Return" wurde auch hier wieder unpassend mit "Eingabe" anstatt "Zurück" übersetzt. Etwas störend ist vielleicht, dass man die Menüanimationen nicht abschalten kann, sodass man sie im Lauf des DVD-Schauens bald auswendig kennt. Ansonsten sind die einzelnen Menüpunkte in großer Schrift dargestellt, deren Kontrast (Gelb auf Dunkel) zwar etwas gewöhnungsbedürftig ist, die aber ansonsten gut zu lesen sind und die Bedienung auch auf dem Fernsehschirm aus einiger Entfernung problemlos ermöglichen.
Auch Staffel 3 wartet wieder mit einer umfangreichen Sammlung an Extras auf. Besonders erwähnenswert sind dabei:
Textkommentar von Michael und Denise Okuda zu den Episoden "Die Xindi", "Impulsiv" und "Countdown". Mit Textkommentaren ist es so eine Sache: Wenn man sich darauf konzentriert, bekommt man nicht mehr viel von der Episode mit, also sollte man sie frühestens beim zweiten Anschauen der Folge einblenden. Dann wäre aber ein Audiokommentar angenehmer, da man die Stimme des Autors/Produzenten/etc mit deutlich weniger Konzentration als den Textkommentar wahrnimmt. Andererseits lassen sich die Textkommentare problemlos in andere Sprachen übertragen, was bei Audiokommentaren natürlich nicht geht (bzw. nur mit Hilfe von Untertiteln).
In jedem Fall erzählen die Okudas sehr Interessantes zu allen möglichen Details der Produktion. Man erfährt vieles über die verwendeten Kulissen, etwa wo sie vorher schon eingesetzt wurden oder in welcher neuen Funktion sie uns in der vierten Staffel noch einmal begegnen. Auch auf die Gastdarsteller wird oftmals eingegangen und man sieht, dass die Kommentare sehr aktuell aufgezeichnet wurden, da etwa Daniel Dae Kims Rolle in "Lost" erwähnt wird, die er erst parallel zur vierten Staffel von ENT aufgenommen hat.
Für Zuschauer, die sich für das Drumherum der Produktion interessieren, sind die Kommentare der Okudas auf jeden Fall eine sehr schöne Dreingabe, wenn auch eben leider nur als Texteinblendung.
Audiokommentar von Co-Regisseur Mike DeMeritt zur Episode "Faustrecht". DeMeritt ist ein geborener Erzähler! Von der ersten bis zur letzten Sekunde der Episode berichtet er ausführlich über diverse Aspekte. Vom Drehort über die Gastdarsteller bis hin zu Tricks der Kameraleute weiß DeMeritt eine ganze Menge zu sagen. Vor allem fällt aber sehr positiv auf, dass sein Kommentar hervorragend strukturiert ist und zu keinem Zeitpunkt langweilig wird - gerne mehr davon in Staffel 4!
Audiokommentar von Autor Manny Coto zur Episode "Ebenbild". Anders als DeMeritt vermag Coto, der zum Ende der Staffel immer wichtiger für die Produktion der Serie wird, die Zuhörer nicht so gut in den Bann zu ziehen. Einerseits erwähnt er eine Menge offensichtlicher Aspekte wie etwa die Anspielung der Episode auf das Thema des Klonens, andererseits verfällt er allzu oft ins Schweigen, bis eine Szene ihm wieder etwas zu Erzählen bietet. Letztlich interessant, aber kein Highlight.
In die Xindi-Saga beginnt erläutern die Produzenten Rick Berman und Brannon Braga, wie sie auf die Idee der Xindi-Geschichte kamen. Auch kommen Scott Bakula (Archer) und John Billingsley (Dr. Phlox) zu Wort, ebenso wie Co-Produzent Manny Coto. Unterlegt ist das Feature wie gewohnt mit Ausschnitten aus besonders markanten Episoden bzw. Szenen.
Geheimnisse von Enterprise: David Trotti (2. Regieassistent) berichtet über die große Vielfältigkeit ausgewählter Sets; so gibt es etwa auf dem Paramount-Gelände ein New York-Set, das schon in der Originalserie für New York in den 40ern genutzt wurde, bei TNG stellte es San Francisco im 19. Jahrhundert dar, und auch bei DS9 und VOY wurde es verwendet.
Zusammen genommen sind die Extras denen des letzten Jahres sehr ähnlich, und auch das Fazit fällt ähnlich aus: Es ist durchaus eine Menge an vorbildlich zusammengefasstem Material vorhanden, das gut in das DVD-Set integriert wurde. Auf jeden Fall kann man die Einblicke in die Produktion einmal mehr erweitern, wenn man etwa Roxann Dawson bei der Arbeit als Regisseurin über die Schulter schaut oder wenn Marvin Rush vermittelt, wie viel Planung und Vorbereitung in jeder einzelnen Aufnahme stecken.
Auf der anderen Seite gibt es an keiner Stelle kritische Töne. Auch umstrittene Episoden, Szenen oder Entscheidungen werden von den Produzenten und Darstellern stets verteidigt und als die bestmögliche Wahl dargestellt. Kein Wort hingegen von der Kritik, die Jolene Blalock (T'Pol) parallel zum Dreh verlauten ließ. Und erneut bleiben die wichtigsten Episoden der Staffel von den Autoren unkommentiert. Während "Faustrecht" und "Ebenbild" zwar nett anzuschauen sind und die Audiokommentare durchaus eine Bereicherung darstellen, wäre ein Kommentar etwa zu "Die Xindi" oder "Stunde Null" durch Rick Berman und/oder Brannon Braga eben auch nett gewesen und man hätte dabei möglicherweise deutlich mehr über die Beweggründe dieser Urgesteine des Franchise erfahren können.
So bleibt denn am Ende festzuhalten: Die dritte Staffel auf DVD ist technisch gut umgesetzt, verfügt über die inzwischen gewohnten Extras und verdient sich absolut ihren Platz in der heimischen DVD-Sammlung.
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