Star Trek Fan
Collective (DVD):
Die Borg Box - Widerstand ist zwecklos
Von Malte Kirchner
Die Fans haben gewählt:
Die Borg, das Thema Zeitreisen, das Überwesen Q und die blutrünstigen
Klingonen sind nach einer Umfrage auf der offiziellen Star
Trek-Internetseite startrek.com die Lieblingsthemen der Star Trek-Fans.
Das erste der vier Themen, die Borg, findet sich nunmehr als DVD-Box in
den Verkaufsregalen zahlreicher Geschäfte.
In dem effektvoll
gestalteten Schuber der "Borg Box" finden sich vier DVDs mit
insgesamt 16 Episoden aus den Serien "Enterprise", "The
Next Generation" und "Voyager". Die Episoden sind nach
Sternzeit sortiert, so dass die erste Begegnung mit den Borg die der
"Enterprise"-Crew ist. Außerhalb des Serienuniversums war die
erste Begegnung mit den technisch verbesserten Wesen natürlich schon Ende
der Achtziger Jahre in "The Next Generation". Doch da
"Enterprise" im Serienuniversum zeitlich weit vor TNG spielt,
wurde die erste TNG-Begegnung folgerichtig an die zweite Stelle verlegt.
Den Abschluss der DVD-Box bildet die Episode "Endspiel" aus
Voyager.
Die Borg erfreuten sich bei
den Fans stets größter Beliebtheit. Vermutlich liegt das vor allem
daran, dass sie in vielerlei Hinsicht das Gegenteil der Star Trek-Vision
von Gene Roddenberry verkörpern. Die Cyborgs haben nur eines im Sinn:
Expandieren. Sie wollen sich zwar auch wie die Sternenflotte neues Wissen
einverleiben, aber letztlich nur, um damit ihren Expansionskurs
fortzusetzen. Gleichheit - so wie die Sternenflotte sie auch als eines
ihrer Ideale anstrebt - geht bei den Borg mit der vollkommenen Aufhebung
des Individiuums einher. Die assimilierten Drohnen werden ihrer Identität
beraubt. Sie sind nur ein Funktionskörper in einem großen Ganzen.
Entsprechend unemotional agieren die Borg auch. Sie beweinen keine
Verluste und sie sind auch ohne Reue dazu bereit, einige ihrer Drohnen zu
opfern, damit es dem großen und ganzen dient.
Bemerkenswert ist auch die
Borg-Technologie: Nanosonden, die im Blut bestimmte Prozesse auslösen.
Ihre überlegene Waffen- und Schildtechnologie. Und ihr Umgang mit Raum
und Zeit.
Die Parallelen zur realen
Welt sind natürlich unverkennbar: Wie so vieles in Star Trek
symbolisieren die Borg eine bestimmte Form der Gesellschaftskritik.
Die meisten Fans aber
werden die Borg vor allem wegen der vielen Action-Episoden lieben. Bereits
zu TNG-Zeiten in "In den Händen der Borg" und
"Angriffsziel Erde" brachten sie viel Waffenfeuer in das sonst
eher von Diplomatie geprägte TNG-Universum. In Voyager wurde das dank
verbesserter Efffekttechnik noch perfektioniert. Die Krone setzte dem
ganzen der achte Kinofilm "Der erste Kontakt" (First Contact)
auf.
Die Folgen in der DVD-Box
zeigen die Schlüsselszenen der Borg in Star Trek: Angefangen mit den
ersten Begegnungen in TNG, bis hin zu "Hugh" - einem Borg, der
in TNG von der Crew der Enterprise individualisiert wurde. in
"Angriff der Borg" führte das fast zu einem Bürgerkrieg unter
den Cyborgs.
Ähnlich ging es dann in
Voyager weiter. In "Skorpion" kommt das neue Besatzungsmitglied
"Seven of Nine" - ebenfalls eine Borgdrohne - an Bord der
Voyager. Tatsächlich ist das Vorgehen von Captain Kathryn Janeway
(Voyager) ein ganz anderes als das von Captain Jean-Luc Picard (TNG).
Durch die prekäre Situation, alleine im Deltaquadranten zu sein, kann sie
sich den Luxus, die Borg zu verteufeln, nicht leisten. Entsprechend
handelt "Skorpion" von einem Bündnis mit den Borg. Später
nutzt die Voyager-Besatzung gar Borg-Technologie aus, um wieder nach Hause
zu kommen. Gefährlich blieben die Borg jedoch bis zuletzt. Wenngleich
auch zunehmend mit Abstrichen.
Garniert sind die Episoden
in der DVD-Box mit einem Audiokommentar von Phyllis Strong und Mike
Sussmann. Überdies gibt es Textkommentare von Michael und Denise Okuda zu
mehreren Episoden. Die einzige "Enterprise"-Episode wurde als
Widescreen-Variante aufgespielt.
Bewertung
Die Zeit der
Zweitverwertung hat begonnen. Die Serien sind nunmehr alle als
DVD-Staffelpakete erschienen. Was liegt also näher, als das vorhandene
Material zu einzelnen Themenpaketen zu schnüren, um auch jene Fans zu
erreichen, die nicht gleich die ganze Serie auf DVD kaufen möchten. Die
Idee der Borg Box ist übrigens trotz Fan-Umfrage nicht neu. Bereits zu
VHS-Zeiten gab es ein solches Produkt. Damals allerdings nur für die
TNG-Episoden.
Vor allem für das knappe
Budget jugendlicher Fans sind die knapp 30 Euro Anschaffungswert der
Borg-Box weitaus attraktiver als der Kauf kompletter Staffeln.
Besitzer aller bzw. vieler Staffel-DVD-Boxen dürften hingegen wenig
Gefallen an der Box finden: Für sie gibt es wenig Neues. Die Extras sind
recht dünn gesät. Vor allem die von den Staffel-Boxen bekannten
Feature-Filme fehlen gänzlich. Viele Hintergrundinformationen zu den Borg
gibt es nicht. Auch ein Booklet sucht der Borg-Box-Käufer vergeblich.
Die für den Preis aber
durchaus angemessene Machart lässt sich auch an den Menüs erkennen. Zwar
im Stile der Borg gestaltet, kommen sie jedoch ohne großen
Animations-Schnick-Schnack daher. Was auf den ersten Blick etwas lieblos
erscheinen mag, erweist sich im Laufe der Betrachtung als echter Vorteil:
Animationen können auch nerven. Die Borg-DVDs sind viel schneller
gewechselt - lästige Wartezeiten beim Weiterschauen fehlen, was gerade
bei auf zwei Silberscheiben verteilten Zweiteilern wie
"Skorpion" (Disks zwei und drei) sehr angenehm auffällt.
Auffallend ist natürlich
auch der große Qualitätsunterschied bei Bild und Ton. Während die
"Enterprise"-Episode viel versprechend mit gestochen scharfem
Bild in Widescreen und Dolby Digital 5.1-Ton beginnt, folgt in TNG der
große Rückschritt. Alles in allem ist aber auch diese Qualität passabel
- und sie verbessert sich ja auch mit jeder Episode, bis sie bei der
letzten "Voyager"-Folge wieder fast das "Enterprise"-Niveau
eingeholt hat.
Die Auswahl der Episoden
ist genau richtig - zeigen sie doch alle wesentlichen Schlüsselszenen der
Borg in "Star Trek". Lediglich der Kauf des achten Kinofilms sei
jenen, die ihn noch nicht kennen, noch anzuraten. Für diesen Bogenschlag
vom TNG-Universum zu "Enterprise" bestand auf der DVD-Box
leider nicht die Gelegenheit. Der Film erklärt nämlich, warum die Borg
überhaupt im ewigen Eis der Arktis vergraben liegen.
Alles in allem ist der
Auftakt zum "Fan Collective" als gelungen zu bezeichnen.
Wer sich früher mühsam selbst aufgenommene VHS-Kassetten zu seinen
Lieblingsthemen in "Star Trek" zusammenstellen musste, kann
jetzt die schön anzusehende Box in sein Regal stellen. Und dünner als
eine VHS-Kassette ist sie obendrein auch noch. Freunde bestimmter
"Star Trek"-Themen dürften auf jeden Fall frohlocken, dass sie
jetzt auch die Folgen selektiv kaufen können.
Technische Details
Regionalcode: 2
FSK: 12
Laufzeit: ca. 698 Min.
Bildformat: Full Frame, "Enterprise" in Widescreen
Tonformat: Dolby Digital 5.1 / Mono
Sprachen, Deutsch, Englisch, Italienisch, Französisch, Spanisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Dänisch, Französisch, Finnisch,
Holländisch, Italienisch, Norwegisch, Schwedisch, Spanisch
Extras
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Audiokommentar von Mike Sussman und Phyllis Strong zu: Star Trek: Enterprise - "Regenerationen" (Episode 49)
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Textkommentar von Michael und Denise Okuda zu: Star Trek: The Next Generation - "In den Händen der Borg" (Episode 174)
-
Textkommentar von Michael und Denise Okuda zu: Star Trek: The Next Generation - "Angriffsziel Erde" (Episode 175)
-
Textkommentar von Michael und Denise Okuda zu: Star Trek: Voyager - "Unimatrix Zero, Teil II" (Episode 247)
-
Star Trek: Enterprise in Widescreen
Preis: ca. 30 Euro (UVP)
- http://www.startrek.de