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Bewertung
von Matthias Weber
Parallelen zum 1. Film
Eines gleich vorweg: William Shatners Beitrag zur Filmreihe, "Star Trek V - The Final Frontier", wird dem Ruf der Filme mit ungerader Nummer in allen Belangen gerecht und kann nicht annähernd so überzeugen, wie sein Vorgänger Star Trek IV - Zurück in die Gegenwart. Noch schlimmer, er bewegt sich qualitativ sogar eher auf dem Niveau des Auftaktfilmes Star Trek - Der Film, als auf dem seiner 3 Vorgänger.
Shatners Werk hat dabei einige Gemeinsamkeiten mit dem Auftaktfilm der Reihe. Sowohl Gene Roddenberrys Star Trek - The Motion Picture, als auch Shatners "The Final Frontier" hatten hoch gesteckte Ziele. Die Ambitionen, die hinter den beiden Filmen stecken, sind ähnlicher Größenordnungen. Sowohl Roddenberry im ersten Film als auch Shatner im 5. Film gaben sich mit nicht weniger als einem großen Epos zufrieden und scheiterten am Ende am Tagesgeschäft des Filmemachens. Beide Filme wollten die Kür ablegen, bevor sie die Pflicht erfüllt hatten.
Bei beiden Filmen wirken die Charaktere eher wie ein Schatten ihrer selbst, beide Filme hatten jeweils einen stark philosophischen Ansatz. Stand bei den Filmen II bis IV eher das Unterhaltende im Mittelpunkt (ohne die ernsthaften Ansätze dieser Filme abwerten zu wollen), wollten die Filme I und V mehr sein, als nur Unterhaltung, konnten jedoch ihrem eigenen Anspruch nicht gerecht werden.
Dabei bin ich der Meinung, dass die philosophische Tiefgründigkeit, die Star Trek auf dem Fernsehschirm unter anderem den Erfolg gebracht hat, auf der großen Kino-Leinwand keineswegs von vorne herein zum Scheitern verurteilt ist. Es mangelte bisher wohl eher an den Umsetzungen.
Trotz der vielen Parallelen ist der Grund des Scheiterns der beiden Filme unterschiedlicher Natur.
Während der erste Film primär aufgrund der völligen Abwesenheit von Spannung versagte, hat Shatners 5. Film gleich eine ganze Latte an Problemen, wobei man keinem der vielen Probleme den 1. Rang zusprechen möchte. Fehlende Spannung stellt wohl eher eines der kleineren Probleme des Films dar.
Hohe Ansprüche für einen neuen Star Trek Film
Eines der Probleme des 5. Films ist die Tatsache, dass der hohe Anspruch des Films mit der präsentierten Handlung nicht in Einklang zu bringen ist.
Der Film verfügt, und das möchte ich William Shatner durchaus zugestehen, über eine interessante Grundidee. Die Suche nach Gott mag zunächst zwar als etwas wunderliches Konzept für einen Star Trek Film daher kommen, ist aber keineswegs von vorne herein zum Scheitern verurteilt, wie viele Kritiker immer behaupten. Shatner und Co. hätten das Thema, welches ihnen fast grenzenlose Möglichkeiten gegeben hat, durchaus zu einem interessanten Film machen können. Doch anstatt die unendlichen Möglichkeiten des Konzepts zu nutzen, beschäftigt sich der Film mit völlig uninteressanten und banalen Dingen, wie langweiligen Rettungsaktionen und Syboks merkwürdiger Schmerzfindung.
Überhaupt wird das eigentliche Thema des Films in ihm selbst kaum behandelt. Es gibt keine Szene, keinen Dialog, die etwas näher auf Gott und die Konsequenzen eines eventuellen Erfolgs der Suche eingeht. Man hätte hier endlich mal die Gelegenheit gehabt, zu klären, welchen Stellenwert Gott und damit auch die Religion im Star Trek Universum hat und wie sich die einzelnen Charaktere Gott vorstellen, bzw. an was sie glauben, doch die wirklich interessanten Dinge spart der Film aus, um uns stattdessen oberflächliche und nichtssagende Dialoge über Bergbesteigungen oder Spocks Verleugnung seines Bruders vorzusetzen. Man befindet sich auf der Suche nach Gott und wenn man ihn tatsächlich finden würde, wäre das die größte Entdeckung der Menschheitsgeschichte, doch der Handlung ist das nicht anzumerken. Das ganze erinnert eher an einen unspektakulären Ausflug im All, bei dem es einige Probleme mit einem verrückten Vulkanier gibt.
Den ganzen Film über jagt eine Banalität die nächste und Shatner und Co. verkaufen uns das ganze auch noch als originell, bzw. aufregend.
Shatner und sein Team können ihrem eigenen Anspruch nicht gerecht werden. Erst-genannter wollte bei seinem ersten und wahrscheinlich auch letzten Star Trek Film gleich den großen Wurf landen und den Star Trek Film schlechthin präsentieren. Sein Projekt strotzt geradezu vor Ambitioniertheit. Eine Begegnung mit Gott, bzw. mit dem Teufel, wenn das kein (zu) hoch gestecktes Ziel ist, für ein Kino-Debut, vor allem wenn man bedenkt, wie religionskritisch Star Trek immer aufgetreten ist und welche Probleme Star Trek mit dem Thema Gott immer hatte. Das Problem ist auch, dass keiner von Shatners Helfern ihm erklärt hat, dass man mit Ambitioniertheit alleine keinen Film drehen kann und alle Ambitionen verpuffen, wenn man des einfachen Handwerks nicht mächtig ist.
Sein Kollege Leonard Nimoy hat es da schlauer gemacht. Mit seinem ersten Film Star Trek III - Auf der Suche nach Mr. Spock erledigte er den unliebsamen Pflichtteil, der zwar von der Geschichte her nicht unbedingt überzeugend war und sicher nicht zu den besten Star Trek Filmen gehört, der Nimoy aber Erfolg, Anerkennung und einige Erfahrung als guter Kino-Regisseur einbrachte. Sein zweiter Film Star Trek IV - Zurück in die Gegenwart war dann auch folgerichtig die Kür, mit der er Kritiker, wie Publikum zugleich überzeugen konnte.
Shatners Regie
Dass William Shatner bei der Produktion des Filmes ganz eigene Vorstellungen von Star Trek hatte, merkt man recht schnell. Bereits in der Eröffnungsszene wird uns ein ausgetrockneter, unwirtlicher, wüstenartiger Planet präsentiert. Ein ungewöhnlicher Anblick für einen Star Trek Film. Hier werden die Star Wars Einflüsse bemerkbar. Überhaupt scheint Nimbus III einschließlich der Bar in Paradise City einem Star Wars Film entsprungen zu sein. Auch Syboks ominöse Fähigkeiten wurden wohl von George Lucas' Trilogie inspiriert. Shatner möchte nicht nur das bekannte Star Trek Universum zeigen, sondern es erweitern, unter anderem um eine realistische Star Wars-Komponente.
Shatners hoch gesteckten Ziele für den Film und für seine eigene Regie kollidieren jedoch oft mit seinen eher mittelmäßigen Regisseursfähigkeiten. Die Einflüsse des Fernsehens, bei dem Shatner vor ST V ausschließlich Regie geführt hat, sind unübersehbar. Bereits das Vorgehen eine einzelne Eröffnungsszene vor die Nennung der Schauspieler zu stellen, erinnert stark an das Fernsehen. Auch viele Kameraeinstellungen sind vom Fernsehen inspiriert worden. Oft, leider zu oft benutzt Shatner vor allem bei Actionszenen die Handkamera, was oft zu einem recht wackligen Bild führt, bei dem man schwer erkennen kann, was überhaupt vor sich geht. Die Regie wirkt oft unentschlossen und unsicher. Offensichtlich wollte sich Shatner von den vorherigen Filmen abgrenzen, hat dann aber oft doch nicht den Mut gehabt völlig neue Wege zu beschreiten.
Die Unentschlossenheit der Macher, bzw. die Unfähigkeit wirklich etwas Neues, Unerwartetes zu präsentieren, außerhalb der bekannten Konventionen zeigt sich auch darin, dass sich der Film nie entscheiden kann, ob er ein großes philosophisch angehauchtes Epos sein will, oder lieber ein aufregender Abenteuerfilm. Natürlich kann man hier einwenden, dass gute Filme diese Entscheidung auch nicht treffen müssen, sondern mehreres zugleich sein können (so gesehen bei ST IV), doch leider ist "The Final Frontier" kein guter Film und kann weder auf dem einen noch auf dem anderen Gebiet überzeugen.
Shatner wollte nach eigenen Aussagen zunächst einen actionlastigen Film machen. Warum sich Shatner bei einer solchen Überlegung ausgerechnet, die für einen actionlastigen Film extrem ungeeignete Gott-Story ausgesucht hat, bleibt völlig unklar. Man war jedoch während der Entwicklung des Films offensichtlich der Meinung, dass gute Charakterszenen nicht fehlen durften für einen guten Film. Also wurden jede Menge Charakterszenen eingefügt, die größtenteils aber eher lieblos in den Film geklatscht wirken. Ihre Daseinsberechtigung scheint sich aus der Tatsache heraus zu ergeben, dass ein guter Film diese Charaktermomente eben braucht, nicht weil sie sich zwingend aus der Situation heraus ergeben. Noch dazu bremsen diese zahlreichen, oft aber eher mageren Charaktereinblicke das Tempo des Films extrem herab, womit er auch als aufregender und abwechslungsreicher Abenteuerfilm versagt. Die Action selbst kann nur selten überzeugen, erreicht höchstens Durchschnittsniveau.
Man war offensichtlich zu bequem sich wirklich etwas Originelles einfallen zu lassen, bzw. die ursprüngliche Idee, mit der man ja durchaus neue Wege beschritten hatte, konsequent weiterzuentwickeln und griff so auf alt bekannte und erprobte Elemente zurück, die in den vorherigen Filmen funktioniert hatten und deswegen nun völlig ohne Sinn und Verstand in den Film eingefügt wurden (so zum Beispiel passiert mit den ebenso überflüssigen wie langweiligen Klingonen).
Der Humor
Die Ideenlosigkeit an vielen Ecken und Enden ist kaum zu übersehen. Der Film schneidet ein groß angelegtes und aufregendes Thema an, weiß dann aber eigentlich nicht so recht, was er mit ihm anfangen soll. Stattdessen beschäftigt sich der Film mit alt-bewährtem, allerdings auch hier nur halbherzig. Das Gott-Thema wirkt oberflächlich behandelt, die dramatischen Szenen wirken dafür sehr unausgegoren.
So zum Beispiel der Gefängnisausbruch von Kirk, Spock und McCoy mit Scottys Hilfe. Viel mehr als ein alberner Gag mit den Morsezeichen ist hierbei nicht herausgekommen. Dramaturgisch wird kaum eines der im Film vorhandenen Elemente genutzt. Sowohl die versuchte Rückeroberung von Paradise City, als auch der Gefängnisausbruch erzeugen kein bisschen Spannung. Der Angriff der Enterprise Truppen auf Paradise City ist noch dazu von einer Durchschnittlichkeit, die kaum zu überbieten ist. Ein paar Faustkämpfe hier, ein paar Phaserschüsse dort, hier erkennt man weder Inspirationen, noch Originalität, oder den Ehrgeiz des Regisseurs uns etwas Neues zu zeigen. An Kampfszenen gab es da fast schon in der Originalserie interessantere und spektakulärere. Die ganze Szene ist ein dramaturgischer Witz. Offensichtlich hat man zuwenig Vertrauen in die Qualität der eigenen Handlung, dabei wäre diese gar nicht so schlecht, hätte man die dramatischen Szenen auch wirklich dramatisch gestaltet und hätte die Gott-Thematik etwas weiter vertieft.
Doch Shatner, Loughery und Bennett glauben nicht daran, dass ihre Handlung funktioniert, also müssen sie von ihren vielen schwach geschriebenen und inszenierten Szenen ablenken, und das geht ja wunderbar mit dem Allheilmittel Humor. Der Humor wird im 5. Film zum Lückenfüller für interessante Dinge, die einfach nicht vorkommen.
Überhaupt kommt im 5. Film zuviel Humor vor. Im 4. Film hat der viele Humor gut funktioniert, weil er sich auf natürliche Weise aus dem Zusammenprall der Enterprise-Crew und der menschlichen Gegenwart ergeben hat und der ernsthaften Handlung keineswegs im Wege stand, sondern bewunderswert gelungen in den Film integriert wurde. Im 5. Film wurde das gleiche von anderen Leuten ebenfalls probiert, ging aber in den allermeisten Fällen fürchterlich schief. Was im 4. Film pointierte Dialoge waren, waren hier plumpe 0815-Witze. Der Humor funktioniert auch nicht mit dem Rest der Handlung. So gut sich die Gags im 4. Film aus der Situation heraus ergaben, so unpassend und künstlich wirken sie im 5. Film. Im Einklang mit den Charakteren stehen sie schon gleich gar nicht, man lacht die Charaktere eher aus, als dass man sie respektiert. Noch dazu gab es offenbar die Vorgabe in jedem Dialog einen noch so blöden Witz einzubauen. Mag sein, dass das Element Humor vom Studio stark gefordert wurde, da gerade dieses Element im 4. Film so gut funktioniert hatte und Studios in dieser Hinsicht meistens recht einfach gestrickt sind. Sie denken, was schon einmal funktioniert hat, wird auch nochmal funktionieren. Doch wenn das Studio so etwas fordert, ist es letztlich die Aufgabe des Regisseurs dem Studio klar zu machen, dass der Humor der Handlung im Wege stehen würde. Dies wurde hier offenbar nicht bewerkstelligt. Das Ergebnis ist ein Film, der witzig sein will, aber höchstens albern ist.
Die nicht funktionierende Enterprise ist am Anfang noch recht amüsant, wird dann jedoch schon sehr bald überstrapaziert und zu einem nervigen Running Gag, der die Grenze zur Selbstparodie zumindest streift. Eben diese Grenze wird überschritten, wenn Scotty mit den Worten, er kenne die Enterprise, wie seine Westentasche gegen einen Pfeiler eben jenes Schiffes läuft und bewusstlos umfällt, oder wenn die schlecht bis gar nicht funktionierende und unterbesetzte Enterprise im 3. von insgesamt 5 Filmen mit dem Argument los geschickt wird, es würde keine anderen Schiffe in der Nähe geben. Nunja, zumindest hat man sich dieses Mal etwas Neues einfallen lassen, denn Achtung, wie originell, es gibt zwar andere Schiffe in der Nähe, aber keine erfahrenen Kommandanten. Arme Sternenflotte, wenn sie als einzigen erfahrenen Kommandanten Kirk vorweisen kann.
Man hat manchmal fast den Eindruck, die Produzenten würden sich verzweifelt bemühen, mit dem Gott-Thema ja nicht ernst genommen zu werden. Da jagt eine Albernheit die nächste und letztlich gibt Shatner mit seinem Versuch, den Humor des 4. Films zu imitieren zu, dass er doch nicht alles anders und besser machen kann, als sein Kollege Nimoy.
Das Finale
Was beim 5. Film ebenfalls auffällt, ist die Tatsache, dass kaum ein Element wirklich zu einem vernünftigen und befriedigenden Ende geführt wird.
Da werden viele Nebenhandlungen begonnen, dann aber wieder völlig vergessen. Zum Beispiel wird Syboks Anhänger J'onn schon im Prolog auf eine Art und Weise eingeführt, die einen glauben lässt, ihm würde später noch eine größere Rolle zukommen, doch Fehlanzeige, der Charakter verschwindet schon nach 5 Minuten völlig in der Bedeutungslosigkeit. Die drei Vertreter der Großmächte Föderation, Romulaner und Klingonen auf Nimbus III sind sowieso völlig überflüssig. Warum sie überhaupt eingeführt wurden, bleibt ein Rätsel. Achja, man brauchte ja noch Geiseln, damit Kirk überhaupt einen Grund hat nach Nimbus III zu fliegen. Würde dieses Element auch noch wegfallen, hätten die drei Charaktere vollends ihre Existenzberechtigung verloren.
Einzelne Handlungsstränge werden eingeführt, es wird aber nicht ausführlich auf sie eingegangen. Ein großer Bruchteil des Films ist völlig belanglos für die eigentliche Handlung und störend noch dazu. So eigentlich auch die Klingonen, die zwar aus welchen Gründen auch immer, in jedem Star Trek Film vorkommen müssen, die hier aber eigentlich, wie so viele andere, nicht viel mehr als Statistenfunktion erfüllen.
Doch nicht nur die vielen Nebenhandlungen werden abrupt vergessen oder unbefriedigend beendet, auch die Haupthandlung lässt einen am Ende unbefriedigt zurück.
Syboks Suche nach Gott schraubt die Erwartungen an das Ende des Films schon recht bald gewaltig in die Höhe. Sybok redet ständig von Gott, der einen hinter der großen Barriere erwartet. Nun mag sicher kaum ein Zuschauer vermutet haben, dass die Enterprise wirklich Gott findet, doch irgendetwas Großartiges hätte man doch wohl zumindest erwarten dürfen. So baut der Film eine Erwartungshaltung gegenüber dem Ende auf und schaufelt sich damit ein weiteres Mal sein eigenes Grab, denn die Erwartungen kann er wieder einmal nicht erfüllen. Ein machtgieriges Wesen, welches die Gehirne anzapft, um so die Gestalt annehmen zu können, unter der die Fremden sich Gott vorstellen, das ist einfach etwas wenig für die großen Erwartungen die von Beginn an, in das Ziel gehegt wurden.
Man hätte dem Film die absurde Lösung vielleicht noch verzeihen können, hätte der Weg zum Ziel tatsächlich, der in der Werbekampagne zum Film versprochenen Achterbahnfahrt geglichen. Leider war jedoch auch dies nicht der Fall. So hofft man während des Films darauf, dass das Ende für die schwache Handlung entschädigt und muss am Ende erkennen, dass der Weg zum Ziel das eigentliche Highlight des Films darstellen sollte.
Es mag sein, dass Shatners ursprüngliche Vision dem Film ein besseres Ende beschert hätte, doch Kritiker wenden daraufhin zurecht ein, dass man zuerst eine Szene auf die finanzielle Machbarkeit prüfen sollte, bevor man den ganzen Film auf ihr aufbaut.
Logische Fehler
Natürlich kommt ein schwacher Film wie Star Trek V nicht ohne eine Menge Ungereimtheiten aus.
Das oben bereits erwähnte, überstrapazierte Konzept der Enterprise, als einziges Schiff in Reichweite soll hier gar nicht mehr explizit aufgeführt werden.
Stattdessen kommen wir gleich zur größten Ungereimtheit des Films. Es gibt in den Quellen zum Film etwas widersprüchliche Angaben dazu, wer auf die Idee gekommen ist, Sybok zu Spocks Halbbruder zu machen, einmal war es Harve Bennett, dann wieder William Shatner selbst. Wer auch immer es war, kann sich nicht viel dabei gedacht haben. Die großangelegte Offenbarung ist ein völliger Reinfall und erscheint wenig sinnvoll. Hier wurde nicht bedacht, dass es schlicht nicht mehr glaubwürdig ist, dass Spock dies in all den Jahren nie erwähnt hat. Man hätte es ihm vielleicht noch abgenommen, wäre er mit dem bislang verschwiegenen Bruder in der Originalserie herausgerückt, doch im 5. Film ist es dafür einfach zu spät. Es gibt einen gewissen Punkt, ab dem der Zuschauer solche Enthüllungen über einen Charakter einfach nicht mehr akzeptieren kann. Man kann diesen Punkt zwar nicht explizit festlegen, doch bei einem seit 23 Jahren bekannten Charakter (und das war Spock zur Zeit der Veröffentlichung des Films) ist dieser Zeitpunkt definitiv überschritten. In schlechten Soap Operas ist es Gang und Gebe, dass ewig lang bekannte Charaktere plötzlich Familienangehörige bekommen, von denen noch nie ein Mensch zuvor gehört hat. In solchen Serien muss irgendwann zwangläufig auf dieses Konzept zurückgegriffen werden, um immer neue Geschichten, neue Konflikte zu erfinden und neue Personen in die Handlung zu integrieren, doch Star Trek gehört nun eher weniger zu diesem Genre und hat einen solchen Griff in die unterste Schublade für TV-Serien eigentlich nicht verdient. Noch dazu ist es mir bis heute ein völliges Rätsel, warum Sybok unbedingt Spocks Bruder sein muss. Dieses Element trägt nicht einen guten Dialog, oder eine gelungene Szene zum Film bei und ist für die eigentliche Handlung eh völlig ohne Belang.
Ein deutlich leichter zu verkraftender Widerspruch ist die nicht funktionierende Enterprise, die nun offensichtlich ganz plötzlich ihren Geist aufgegeben hat. Als Kirk und Konsorten am Ende des 4. Films einen Testflug mit dem neuen Schiff absolvierten, schien nämlich noch alles bestens zu funktionieren, einschließlich der Türen.
Völlig sinnbefreit ist dagegen die oft zitierte und kritisierte Szene im Turboschacht, den Kirk, Spock und McCoy hinaufklettern. Nicht nur, dass die Nummerierung der Decks an der Wand des Schachts von unten nach oben aufsteigt, obwohl der geübte Star Trek Zuschauer weiß, dass man mit dem Zählen der Decks auf der Brücke, also ganz oben beginnt. Noch dazu hat die Enterprise laut den Beschriftungen an der Wand weit mehr als 78 Decks, was völlig übertrieben ist, da selbst das größte Schiff der Sternenflotte, die Enterprise-D (Jahrzehnte nach den Ereignissen aus Star Trek V gebaut) nur 42 Decks hat und man außerdem weiß, dass die Enterprise-A nur ca. 72 Meter hoch ist. Wer immer für diese Beschriftung verantwortlich ist, hätte gut daran getan, mal einen Blick ins "Technical Manual" der Serie zu werfen. Die Szene selbst wird in vielen Rezensionen maßlos überbewertet und die Kritik am 5. Film wird nicht ganz selten an solchen Kleinigkeiten festgemacht, während die eigentlichen Probleme des Films gar nicht erkannt werden. Aus diesem Grund möchte ich dieser Szene keine zu große Bedeutung zumessen, doch sie ist ein deutliches Zeichen dafür, dass beim 5. Film auch die erforderliche Sorgfalt fehlt.
Im Zusammenhang mit der Turboschachtszene ist auch Spocks Verhalten recht merkwürdig. Er lässt Kirk und McCoy den Turboschacht hinaufklettern, während er seine Gravitationsstiefel holt. Es bleibt recht unklar, warum er Kirk und McCoy eigentlich nicht mitteilt, was er vor hat. Ebenso merkwürdig ist es dann, als er erfolgreich zurückkehrt und das auch noch von oben aus dem Turboschacht. Das bedeutet ja dann zwangsläufig, dass er in der gleichen Zeit mehr Decks als Kirk und McCoy zurückgelegt hat, um die Stiefel zu holen, also einen viel schnelleren und besseren Weg gefunden hat, als den Schacht selbst. Wie dieser Weg aussieht, den Spock noch dazu zurückgelegt hat, ohne von Sulus Leuten erwischt zu werden, bleibt wohl für immer ein Rätsel.
Die Galaxie wirkt im 5. Film recht klein, denn das Zentrum der Galaxie scheint direkt vor der Haustüre der Erde und Nimbus III zu liegen, da die Enterprise dort mal eben so fluggs hinfliegt.
Zu klein wirkt auch der Shuttlehangar beim Anflug des Shuttles von außen. Innen ist der Hangar nachher zwar sehr geräumig, doch beim Anflug des Shuttles hat man kaum den Eindruck, als würde da überhaupt ein Shuttle reinpassen.
Der deutsche Titel ist übrigens eine einzige Ungereimtheit an sich, doch dazu später mehr.
Das Gott-Wesen scheint auch nicht unbedingt hundertprozentig logisch zu denken. Es übernimmt die Kontrolle über das Shuttle der Enterprise, landet es dann aber ungeschikterweise auf der anderen Seite des Bergs, so dass Sybok, Kirk und Co. noch einen großen Weg zurücklegen müssen, bis sie bei "Gott" ankommen. Wenn das Wesen schon die Kontrolle über das Shuttle übernimmt, hätte er es auch gleich in seiner Nähe landen können.
Syboks Methode die Bewohner von Nimbus III und die Crewmitglieder der Enterprise auf seine Seite zu ziehen ist interessant, erscheint aber alles andere als plausibel. Zunächst bleibt eigentlich ziemlich unklar, warum alle betroffenen Personen Sybok plötzlich folgen, als ob sie einer Gehirnwäsche unterzogen worden wären. Warum hat die Tatsache, dass Sybok sie von ihrem größten Schmerz befreit, eine solche Auswirkung? Und wie befreit Sybok sie überhaupt von ihrem Schmerz? Hat dies was mit den vulkanischen Telepathie-Fähigkeiten zu tun? Bis zu dem Punkt an dem der Film zu Spocks und McCoys Schmerz kommt, behandelt er das Thema halbwegs geschickt, da er eigentlich nie genau verrät, was Sybok da macht und von welchem Schmerz er die Menschen nun genau befreit. Doch dann, als man zu den beiden erwähnten Personen vordringt, wird es unlogisch und unglaubwürdig.
Warum sehen Spock und McCoy zum Beispiel die Ereignisse, die Sybok ihnen vor Augen führt real, die anderen von Sybok bekehrten Personen aber nicht. Es kann sich auch nicht nur um eine Erinnerung der Betroffenen handeln, die nur für uns Zuschauer in Bild und Ton umgesetzt wurde, denn Kirk sieht beispielsweise auch Spocks Erinnerung an seine Geburt (mal abgesehen davon, dass Spock daran sicher gar keine Erinnerung hat).
Gleichzeitig ist ein innerer Schmerz, der sich nur an einem einzigen Ereigniss festmacht, doch etwas unglaubwürdig. Bei den meisten Menschen wäre der innere Schmerz, könnte man ihn tatsächlich lokalisieren wohl eher auf viele verschiedene kleine Ereignisse zurückzuführen.
Am unglaubwürdigsten bleibt aber Syboks Methode an sich. Er berührt mit seinen Fingern nicht denjenigen, den er vom Schmerz befreit, es kann sich also um keine vulkanische Gedankenverschmelzung handeln. Trotzdem muss Sybok ja offensichtlich auf irgendeine Weise Verbindung mit dem Geist der Betroffenen aufnehmen, sonst könnte er ihren Schmerz ja auch nicht ausfindig machen. Gleichzeitig muss er sie wohl irgendwie manipulieren, um sie für seine Zwecke zu missbrauchen, doch im ganzen Film wird nicht befriedigend geklärt, wie das von statten geht. Letztlich bleiben hier Fragen über Fragen unbeantwortet.
Man wartet während des Films auf eine vernünftige Erklärung für Syboks Kräfte, die irgendwann ja kommen muss, doch am Ende entpuppt sich alles als großes spirituelles Gehabe ohne viel Substanz dahinter. Das ganze wirkt im Nachhinein weder tiefgründig noch überzeugend, sondern eher albern und wenn Sybok zum wiederholten Male in einem gequälten Tonfall "Teile deinen Schmerz mit mir" von sich gibt, dann wünscht man sich als Zuschauer, dass auch Shatner und Co. irgendwann die Lächerlichkeit klar wird.
Noch dazu antwortet Sybok, auf die Frage wie er die Menschen von ihrem Schmerz befreit, dass dies nicht an ihm läge, sondern aus der Kraft der einzelnen Personen selbst hervorkäme. Sagt er dies nur, um nicht den Eindruck eines Scharlatans zu erwecken, oder bewirkt er tatsächlich nichts? Schon bald schleicht sich hier der Verdacht ein (und am Ende des Films bestätigt er sich dann auch), dass sich weder die Autoren noch Shatner zu irgendeinem Zeitpunkt wirklich überlegt haben, was Sybok eigentlich mit den Personen macht, wenn er sie auf seine Seite zieht. Die Verantwortlichen waren sich selbst offenbar nicht im Klaren darüber, was hinter Syboks Kraft stecken sollte, doch sie hielten das "Teile deinen Schmerz"-Element offenbar für so unglaublich originell, dass sie gleich den ganzen Film daran festgemacht haben. Entweder es hat ihnen wirklich keiner mitgeteilt, dass dies weder originell ist, noch irgendeinen Sinn ergibt, oder die Herren Shatner, Loughery und Bennett wollten es einfach nicht hören.
TV-Konventionen
Natürlich zeigen sich letztlich auch ausgerechnet Kirk, Spock und McCoy imun gegen Syboks Gehirnwäsche, ein typisches Element von TV-Serien, denn schließlich kann es ja nicht angehen, dass die Helden durch so eine fadenscheinige Person, wie Sybok beeinflussbar sind.
Überhaupt merkt man doch immer wieder, dass Shatner bisher nur fürs TV gearbeitet hat. Schon seine Idee, Spocks und McCoys Schmerz an einem Schlüsselerlebnis aus ihrer Vergangenheit festzumachen, offenbart ein weiteres typisches TV-Handlungsmuster. Im Fernsehen haben immer alle Charaktere ein bestimmtes Schlüsselerlebnis in der Vergangenheit (wahlweise auch mehrere), welches dann im entsprechenden Moment ausgepackt wird.
Es gibt noch jede Menge weiterer TV-Routine-Elemente, die uns im Film begegnen. Der kaputte Transporter, der von Scotty natürlich in letzter Sekunde repariert wird, um Spock und McCoy heraufzubeamen ist eines davon.
Aufgrund der vielen TV-Elemente wirkt der Film hier und da auch mal wieder, wie eine größere TV-Episode.
Vielleicht wäre die Handlung auch gerade im Fernsehen richtig aufgehoben gewesen. Hier hätte die Handlung vielleicht halbwegs funktioniert, da man auf viele unwichtige Elemente verzichten hätte müssen, die im Film sowieso mehr stören, als nützen. Zum Zweiten hätte der Zuschauer die ganzen Ungereimtheiten der Episode nicht so wichtig genommen, denn schließlich wäre schon eine Woche später eine neue Folge über den Bildschirm geflimmert. Erst wenn man bedenkt, dass Star Trek V die Arbeit von mehr als 2 Jahren ist, wird einem klar, wie mager die Ausbeute überhaupt ist.
Kirk, Spock und McCoy
Wie in den meisten schwachen Star Trek Filmen wurden die Charaktere auch im 5. Kinoabenteuer nur bedingt gut getroffen.
Von Anfang an hat der Film das Problem, dass Sybok die treibende Kraft ist, während die anderen nur reagieren und keine Eigeninitiative zeigen. Kirk und die anderen werden eher mitgeschleift und lassen deswegen auch die Leidenschaft für die Sache vermissen.
Ein weiteres Problem ist, dass man bei wenigen Charakteren wirklich den Eindruck hat, die Menschen vor sich zu haben, die man schon aus zahlreichen Abenteuern kennt.
Kirk macht beispielweise keinen sonderlich guten Eindruck. Er zeigt keinerlei listreiches Vorgehen, wie in früheren Missionen.
Überhaupt macht Kirk ein erstaunlich schlechtes Bild, vor allem wenn man bedenkt, dass Kirk-Darsteller William Shatner selbst für die Regie des Films verantwortlich ist. Kirk lässt sich übertölpeln, wird auf seinem eigenen Schiff von einem dahergelaufenen Vulkanier zweimal arrestiert, muss sich dann von Scotty befreien lassen, anstatt selbst auszubrechen. Scotty erklärt ihm dann auch noch auf seinem eigenen Schiff den Weg. Am Ende muss ihn Spock vor "Gott" retten. Die Offensive auf Paradise City wirkt für Kirk-Verhältnisse auch recht stümperhaft. Offenbar fliegt er einfach mal mit dem Shuttle auf den Planeten und überlegt sich dann erst, wie er nach Paradise City kommt. Wäre nicht zufällig Syboks Spähtrupp mit den Pferden da gewesen, wäre Kirk vermutlich heute noch auf dem Weg nach Paradise City.
Dabei konzentriert sich Shatners Film durchaus erwartungsgemäß stark auf Kirk. Doch offenbar hat Shatner selbst nicht gemerkt, dass sein Charakter in den 100 Minuten eigentlich kein gutes Bild macht.
Kirk erscheint nicht wie der Captain den man aus 79 TV-Episoden her kennt und den man erfreulicherweise nach dem Reinfall im ersten Film auch in den Filmen II bis IV wieder genießen durfte. Doch nun nach seiner Degradierung zum Captain scheint Kirk gerade das verlernt zu haben, was er am besten kann, ein Schiff zu kommandieren und Wege aus aussichtslosen Situationen zu finden.
Sinnbild für Kirks verblasste Fähigkeiten sowie für das völlig verkorkste Drehbuch zugleich ist der Anflug des Shuttles auf die Enterprise. Kirk gibt Chekov durch, dass er nach Notfalllandeplan B landen will. Dabei wirft er Sulu einen vielsagenden Blick zu, der den Zuschauer vermuten lässt, Kirk würde in seine Trickkiste greifen und Chekov damit eine Botschaft zukommen lassen, doch schon wenige Sekunden später erstirbt die Hoffnung, Kirk hätte zu alter Stärke zurückgefunden. Alles entpuppt sich lediglich als tatsächlicher Notfalllandeplan, der mit einem Auffangnetz für das Shuttle durchgeführt wird.
Ein Kirk aus alten Zeiten hätte hier sicher die Situation genutzt, um Chekov versteckt mitzuteilen, dass er unerwünschte Gäste auf dem Shuttle hat. Doch das Versagen des Drehbuchs wiegt fast schwerer, als das von Kirk. Zunächst deutet der Dialog sowie Shatners Betonung und Gestik tatsächlich auf einen geheimen Plan von Kirk hin und man fragt sich als Zuschauer nach der Szene wirklich, was das nun eigentlich sollte. Warum macht Kirk aus seinem Plan, das Shuttle durch ein Netz aufzufangen so ein Riesen-Geheimnis? Das hätte nur dann Sinn gemacht, wenn wirklich eine verborgene List Kirks ersichtlich wäre, was aber nicht der Fall ist.
Das einzige Mal, wo Kirk ein gutes Bild macht, ist die Szene in der Sybok versucht, Spock und McCoy von ihrem Schmerz zu befreien. Kirk lässt sich von Sybok nicht hereinlegen und wehrt sich dagegen von seinem Schmerz befreit zu werden. Der Schmerz mache ihn zu dem, was er sei. Kirk wirkt wieder ein wenig wie der Captain aus alten Tagen, er argumentiert und debattiert mit Nachdruck und Leidenschaft. Doch so gut die Szene ist, so arrogant wirkt sie aus dem Blickwinkel der anderen Charaktere. Kirk, als der einzige Charakter auf der ganzen Enterprise, der Sybok widerstehen kann. Selbst Spock und McCoy entschließen sich erst nach Kirks leidenschaftlicher Rede dafür, Sybok nicht zu folgen. Ach wie gut, dass wir den tollen Kirk haben, der stärker und widerstandsfähiger als seine ganze Crew ist.
Die Crew als ganzes macht kaum einen besseren Eindruck als Kirk selbst. Hier will sich zwischen den einzelnen Charakteren keine wirkliche Dynamik entwickeln. Mag sein, dass dies vor allem daran liegt, dass es wenige Szenen mit der gesamten Besatzung gibt (Brückenszenen sind sowieso eine Rarität im Film). Später als Uhura, Chekov und Sulu auch noch auf Syboks Seite stehen, erwecken sie sowieso nicht mehr den Eindruck, als seien sie eine zusammengehörige Crew.
Spock, einer der großen Pluspunkte des 4. Films wirkt im 5. Film wie ein Schatten seiner selbst. Er trägt eigentlich kaum irgendetwas zur Handlung bei und wenn er mal die Chance zum Handeln hätte, dann tut er nichts, so zum Beispiel in der Szene, in der er Sybok ausschalten könnte, es aber nicht tut, weil er sein Bruder ist (seltsam nur, dass Spock nicht auf die Idee kommt, Sybok mit dem Gewehr bewusstlos zu schlagen). Spock steuert auch nicht wie in den anderen Abenteuern gute Ideen bei, oder versucht etwas an der Situation zu ändern. Auch er ist nur eine reagierende, keine agierende Person. Das Verhältnis Spock-Sybok bleibt praktisch unbeleuchtet, die Unsinnigkeit Sybok zu seinem Bruder zu machen wurde ja bereits oben erwähnt.
In den Wortgefechten mit Kirk und McCoy zieht Spock dieses Mal fast immer den Kürzeren, wobei Kirk und McCoy jedoch auch nicht davor zurückschrecken ihren vulkanischen Freund zu beleidigen. Spocks persönlicher Schmerz wirkt zwar an sich plausibel, es erscheint aber wenig glaubwürdig, dass er für Spock noch relevant ist, nachdem sich sein Vater im 4. Film bei Spock entschuldigt hat. Die Szene selbst ist eigentlich eh völlig überflüssig, da sich Spock, McCoy und Kirk ja sowieso Syboks "Gehirnwäsche" entziehen können.
Einer der wenigen gut getroffenen Charaktere ist McCoy. McCoy darf wie üblich fluchen und meckern. Das erfindet McCoys Charakter zwar nicht neu, aber immerhin sehen wir auch wirklich den Schiffsarzt, den wir aus so vielen Abenteuern kennen. Er rundet das ansonsten sehr schwache Triumvirat wie üblich mit einer sehr menschlichen Seite ab. Da fällt es schon gar nicht weiter auf, dass McCoy eigentlich im ganzen Film keine wirkliche Aufgabe zufällt. Niemand, nicht mal Scotty nach seinem Zusammenstoß mit dem Balken der Enterprise kommt in den Genuss von McCoys medizinischem Fachwissen. McCoys Schmerzszene ist ebenfalls die gelungenste. Sein Schmerz aus der Vergangenheit wirkt plausibel und erweitert zugleich ein wenig das Wissen über McCoys Charakter.
Die Nationalparkszenen der drei Hauptcharaktere sind einigermaßen gelungen, wenn man sich auch darüber streiten kann, ob Kirks Rettung mittels Spocks Düsenstiefeln originell ist.
Die Nebencharaktere
Von den wenigen Fürsprechern des Films, die es tatsächlich geben soll, wird oft ins Feld geführt, dass die Nebendarsteller wieder mit guten Szenen versorgt wurden. Um ehrlich zu sein, sind mir diese Szenen nicht wirklich aufgefallen. Gut Scotty mag vielleicht eine Szene haben, die im Gedächtnis bleibt, als er von der Enterprise quasi k.o. geschlagen wird, allerdings bleibt einem diese Szene nicht unbedingt im positiven Sinne im Gedächtnis.
Chekov darf zwar zum ersten Mal ein bisschen auf dem Kommandosessel Platz nehmen (vermutlich sogar länger als Kirk selbst in diesem Film), doch gute Dialogzeilen hat Chekov deswegen noch lange nicht. Weit entfernt bleibt dies von seinen hervorragenden Szenen im 4. Film (man denke nur an die Verhörszene).
Uhura hat eine ganz nette Szene, in der sie zur Ablenkung einiger Anhänger Syboks nackt tanzen darf. Die Szene wurde aufgrund des Alters und der Fülligkeit der Darstellerin stark kritisiert. Naja, das mag zwar sein, aber einer der wenigen netten Einfälle des Films ist es trotzdem.
Zwischen den beiden Nebencharakteren Scotty und Uhura wird hier eine Beziehung angedeutet. Dabei handelt es sich um einen Gag der Autoren, die damit auf Spekulationen unter den Fans über eine eventuelle Beziehung der beiden reagierten. Die Andeutungen sind so offen gehalten, dass alles möglich ist, letztlich machen sie jedoch auch keinen Sinn, da man nie zuvor irgendeine Art von besonderer Zuneigung zwischen den beiden Charaktere bemerkt hätte.
Mit welcher Leichtigkeit Kirk, Spock und McCoy letztlich Syboks Gehirnwäsche entgehen, wertet gleichzeitig auch die Nebencharaktere ab, die sich ja offenbar nicht zu wehren wussten. Diese Demontage der Figuren können auch die wenigen kleinen Szenen der Nebencharaktere nicht aufhalten. Man ist einfach enttäuscht, wenn Sulu, Chekov und Uhura urplötzlich ihre Loyalität gegenüber Kirk vergessen, nur weil ein dahergelaufener, durchgeknallter Vulkanier ihnen ihren Schmerz vorführt. Hier hätte man von diesen Charakteren mehr erwarten dürfen und hier zeigt sich, dass Shatner, Bennett und Loughery keinen Respekt vor ihren Figuren haben.
Schwach ist auch, dass Kirk auch nach seiner Erkenntnis, dass seine Crew seine Familie ist, wieder nur mit Spock und McCoy in den Urlaub fliegt. Hier wird die Originalcrew wieder einmal auf das nötigste reduziert, die Nebencharaktere fallen, wie so oft unter den Tisch. Shatner und Loughery erkennen nicht den Wert der kleinen Charaktere für Star Trek. Es scheint fast so, als wolle Shatner alle Elemente, die von ihm selbst ablenken so unwichtig wie möglich halten. Wäre es möglich gewesen, hätte er wohl auch Spock und McCoy ganz aus dem Film gestrichen.
Neue Einblicke in die Charaktere sind eher rar. Die Zusammengehörigkeit der Enterprise Charaktere wie in einer Familie wird mit den oben genannten Einschränkungen wieder einmal betont, doch das ist eigentlich nichts Neues. So wirkt auch Kirks Erkenntnis, dass seine Crew seine Familie ist eher lahm. Darauf hätte er auch schon früher und ohne Sybok kommen können.
Der einzige relevante Gastcharakter ist Sybok. Wie so viele Hauptcharaktere auch, macht Sybok keinen sonderlich guten Eindruck. Sybok führt zwar den Film an, doch es wird nur sehr bedingt näher auf ihn eingegangen. Der Zuschauer erfährt kaum etwas über ihn, über seine Motivation, warum er zum Beispiel der vulkanischen Logik den Rücken zukehrte oder welchen Grund seine Suche nach Gott hat. Der Zuschauer weiß am Ende nicht mehr über Sybok, als zu Beginn, sein Charakter ist alles andere als überzeugend, Luckinbills Darstellung ebenfalls nur Mittelmaß.
Star Trek V - Ein für sich alleine stehender Film
Was beim 5. Film wieder einmal deutlich auffällt, ist die Tatsache dass Star Trek im Kino immer dann Probleme bekommt, wenn es an der Zeit ist, eine völlig neue Handlung zu entwerfen, die sich weder auf eine Vorgeschichte aus einer der Serien, noch auf eine bekannte Person oder ein bekanntes Volk stützt.
Ausnahmslos alle gelungenen Filme der Reihe waren Handlungen, die auf irgendeiner Vorgeschichte basierten, sei es nun eine Person oder ein Handlungsbogen aus einer TV-Episode (zum Beispiel Khan, die Klingonen, die Borg, etc.).
In Star Trek II - Der Zorn des Khan wurde eine bestimmte TOS-Episode wieder aufgegriffen und fortgesetzt, Star Trek III - Auf der Suche nach Mr. Spock war die direkte Fortsetzung des 2. Films. Selbst Star Trek IV - Zurück in die Gegenwart war kein für sich alleine stehender Film, sondern nur der Abschluss einer Trilogie und gleichzeitig ein Wiederaufgreifen des Zeitreiseelements, das man bereits aus der Originalserie her kannte. Auch die noch kommenden Filme Star Trek VI - Das unentdeckte Land und Star Trek VIII - Der erste Kontakt setzten den Trend der erfolgreichen "Fortsetzungen" fort.
Im Gegensatz zu den Filmen mit zumeist gerader Nummer, die in irgendeiner Weise als Fortsetzung daher kamen, scheiterten fast alle Versuche eine völlig neue Handlung zu erfinden. Gerade die Filme Star Trek - Der Film und "Star Trek V - Am Rande des Universums" sind eindrucksvolle Beispiele.
Eine völlig neue, abendfüllende Handlung zu erfinden, die alle Elemente Action, Humor, Charakterszenen zu genüge beinhaltet und gleichzeitg nicht die Vorgaben des Star Trek Universums verletzt, scheint eine schwerere Aufgabe zu sein, als man dies im ersten Moment denkt, denn die Filmreihe scheiterte fast ausnahmslos, als sie dies versuchte.
Der inhaltliche und der kommerzielle Erfolg
Letztlich kann Star Trek V aus vielen verschiedenen Gründen nicht überzeugen. David Lougherys Dialoge sind schwach, das ganze Drehbuch kann nicht überzeugen, die Handlung ist ziemlich holprig, die Musik von Altmeister Jerry Goldsmith wirkt einfältig wie selten, die Charaktere wirken eher unpassend, das Ende unbefriedigend, die Aussage des Films, dass man Gott nicht im Weltraum sondern nur in sich selbst finden kann, entlockt einem ebenfalls kein großes Erstaunen.
Die Spannung ist fast schon wieder das überzeugendste am ganzen Film. Die Ereignisse sind zwar nicht übermäßig spannend aber auch nicht langweilig. Es ist wohl eher der Gesamteindruck, der hier nicht zu überzeugen weiß.
Shatners Idee zum Film hat es dem Film vielleicht auch nicht gerade leichter gemacht ein Erfolg zu werden. Dies soll keineswegs ein Einstimmen in den Chor derjenigen sein, die Shatner von Anfang an das Können als Regisseur aberkannten. Vielleicht hätte Shatner mit einer anderen Story mehr Glück gehabt, wer weiß. Doch auch mit dem ursprünglichen Ende, das wegen der finanziellen Möglichkeiten nicht verwirklicht werden konnte, wäre der Film wohl nicht toll geworden, dazu hat er zuviele Probleme.
Die Gründe für das kommerzielle Scheitern des Filmes sind ebenso vielseitig, wie die für das inhaltliche. Der schlechte Starttermin zwischen mehreren anderen Blockbustern, die geringe Werbung, die gemacht wurde, die misslungenen Special Effects, die eher durchschnittliche Handlung. Fest steht, dass der 5. Film mit seinen 3 Vorgängern nicht mithalten kann.
William Shatner sucht seine Erklärung für die schlechten Besucherzahlen auch immer wieder bei der damals gerade neu gestarteten Ablegerserie "Star Trek - The Next Generation". Er ist der Meinung, dass ein neuer Star Trek Film zu dieser Zeit durch die neue Serie nichts besonderes mehr war, da man jede Woche neue Abenteuer auf dem Fernsehschirm erleben durfte. Ganz ausgeschlossen werden kann auch diese Erklärung nicht, auch wenn die TNG damals noch bei weitem nicht so gut war, wie später und Star Trek VI gezeigt hat, dass man trotz TNG gute Einspielergebnisse einfahren kann.
Die Special Effects
Die Effekte von Star Trek V sind zurecht viel gescholten worden. Der ganze Film wirkt mehr bunt, als realistisch. Alles macht einen etwas comic-artigen Eindruck. Da hatte selbst die Originalserie zum Teil besseres zu bieten. Manches Mal denkt man sich während des Films, die Enterprise sei mit Farbe und Pinsel auf die Leinwand gemalt worden. Von professionellen Special Effects ist hier wenig zu sehen.
Doch eines Tages musste es ja auch so kommen. Paramount produzierte die Star Trek Filme nach dem sehr teuren ersten Film schon immer mit einem lächerlich geringen Budget. Andere Hollywoodfilme könnten mit den Geldmitteln, die für Star Trek Filme zur Verfügung stehen nicht einen einzigen Meter Film belichten. Das Budget ist vor allem für einen Science Fiction Film erschreckend gering, denn in diesem Genre ist man eben zwangsläufig auf Effekte angewiesen.
Hinzu kommt, dass von Film zu Film die Gagen der "Stars" Shatner und Nimoy einen größeren Teil des Budgets verschlingen. Das Budget ist vom 4. zum 5. Film zwar leicht gestiegen, doch dem gegenüber stehen die ebenfalls horrenden Gangenforderungen der TOS-Stars. Das Gesamtbudget des 5. Films belief sich auf 31 Millionen Dollar, wobei inoffiziellen Quellen zufolge bereits die Gagen von Kirk, Spock, McCoy und den Nebencharakteren 15 Mio. verschlangen. Zu diesem Zeitpunkt sind die Gastdarsteller noch nicht mit einberechnet, kein Produzent oder sonstiger Mitarbeiter hat seine Gage erhalten und auch noch keine einzige der sehr teuren Kulissen ist gebaut worden. Somit wird schnell klar, dass hier wenig Geld für Effekte und sorgfältige Arbeit übrig bleibt.
Die Effekte beherrschen bei Star Trek im Gegensatz zu Star Wars selten das Geschehen, doch wenn sie so schlecht sind, wie hier in diesem Film, dann können sie den eh schon weniger gelungenen Film vollends ins Verderben reißen.
Inzwischen ist Star Trek V auch als Special Edition auf DVD erschienen. Unverständlich ist dabei Paramounts Haltung, diese Gelegenheit nicht zu nutzen, um den Film einen Director's Cut zu verpassen, der ihm bessere Effekte, sowie sein ursprünglich geplantes Ende zurückgeben könnte.
Mit den heutigen Möglichkeiten hätte man mit verhältnismäßig geringen Geldmitteln Shatners ursprüngliche Vision ohne Probleme verwirklichen können und so hätte sich jeder selbst ein Bild davon machen können, ob dies den Film besser macht.
Unverständlich ist in diesem Zusammenhang auch, warum der eigentlich auch so gelungene Star Trek II - Der Zorn des Khan wenige Monate zuvor bei der Veröffentlichung auf DVD einen Director's Cut erhalten hatte. Beim 5. Film wäre die Nachbearbeitung durch den Regisseur deutlich interessanter und wichtiger gewesen.
Die Synchronisation
Bei der Wahl des deutschen Titels merkt man schon, wie intensiv und leidenschaftlich sich der Übersetzer hierbei mit dem Film und seiner Handlung auseinander gesetzt hat. Für ihn ist das Zentrum der Galaxie offensichtlich der Rand des Universums, naja Astronomie scheint nicht seine Stärke gewesen zu sein.
Da der Titel jedoch an anderer Stelle übersetzt wird, als die Dialoge, kann man das dem deutschen Dialogbuch nicht anlasten. Im Gegenteil, die deutsche Version ist angesichts des deutschen Titels sogar erstaunlich gelungen. Mit den Sprechern Gert-Günther Hoffmann (Kirk), Herbert Weicker (Spock), Randolf Kronberg (McCoy), K.E. Ludwig (Scotty), Elmar Wepper (Chekov), Ilona Grandke (Uhura) und Tommi Piper (Sulu) blieb im Vergleich zum letzten Film alles unverändert. Zu bedauern ist das lediglich bei Sulus Stimme. Das gelungene deutsche Dialogbuch stammt übrigens von Udo Wachtveitl, der vielen deutschen Fernsehzuschauern inzwischen als Tatort-Kommissar Franz Leitmayer aus München ein Begriff sein dürfte.
Wie schon beim letzten Film stand das Standby-Team dem Synchronstudio beratend zur Seite.
Fazit
Star Trek V ist der Film der verpassten Chancen. Man hätte mit der Grundidee endlos viele Möglichkeiten für einen guten Film gehabt, letztlich bekommt man jedoch langweilige Schwall-Dialoge, platte Charaktere, klischéehafte Klingonen, alberne Actionszenen und uninteressante Nebenhandlungen ohne Belang vorgesetzt.
Man wollte ein philosophisch interessantes, aufregendes Abenteuer präsentieren, zeigte stattdessen ein größtenteils langweiliges Herumgestolpere der Originalcrew, die noch dazu wie ein Schatten ihrer selbst auftritt.
Bewertung von |
Punkte |
Zusammenfassung |
Matthias Weber |
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Ein von Anfang bis Ende völlig verkorkster Film.
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