Kinofilm-Führer ST V - Am Rande des UniversumsBewertung |
||||||
Bewertung von Matthias Weber Parallelen zum 1. FilmEines gleich vorweg: William Shatners Beitrag zur Filmreihe, "Star Trek V - The Final Frontier", wird dem Ruf der Filme mit ungerader Nummer in allen Belangen gerecht und kann nicht annähernd so überzeugen, wie sein Vorgänger Star Trek IV - Zurück in die Gegenwart. Noch schlimmer, er bewegt sich qualitativ sogar eher auf dem Niveau des Auftaktfilmes Star Trek - Der Film, als auf dem seiner 3 Vorgänger.
Shatners Werk hat dabei einige Gemeinsamkeiten mit dem Auftaktfilm der Reihe. Sowohl Gene Roddenberrys Star Trek - The Motion Picture, als auch Shatners "The Final Frontier" hatten hoch gesteckte Ziele. Die Ambitionen, die hinter den beiden Filmen stecken, sind ähnlicher Größenordnungen. Sowohl Roddenberry im ersten Film als auch Shatner im 5. Film gaben sich mit nicht weniger als einem großen Epos zufrieden und scheiterten am Ende am Tagesgeschäft des Filmemachens. Beide Filme wollten die Kür ablegen, bevor sie die Pflicht erfüllt hatten.
Trotz der vielen Parallelen ist der Grund des Scheiterns der beiden Filme unterschiedlicher Natur. Hohe Ansprüche für einen neuen Star Trek FilmEines der Probleme des 5. Films ist die Tatsache, dass der hohe Anspruch des Films mit der präsentierten Handlung nicht in Einklang zu bringen ist. Der Film verfügt, und das möchte ich William Shatner durchaus zugestehen, über eine interessante Grundidee. Die Suche nach Gott mag zunächst zwar als etwas wunderliches Konzept für einen Star Trek Film daher kommen, ist aber keineswegs von vorne herein zum Scheitern verurteilt, wie viele Kritiker immer behaupten. Shatner und Co. hätten das Thema, welches ihnen fast grenzenlose Möglichkeiten gegeben hat, durchaus zu einem interessanten Film machen können. Doch anstatt die unendlichen Möglichkeiten des Konzepts zu nutzen, beschäftigt sich der Film mit völlig uninteressanten und banalen Dingen, wie langweiligen Rettungsaktionen und Syboks merkwürdiger Schmerzfindung. Überhaupt wird das eigentliche Thema des Films in ihm selbst kaum behandelt. Es gibt keine Szene, keinen Dialog, die etwas näher auf Gott und die Konsequenzen eines eventuellen Erfolgs der Suche eingeht. Man hätte hier endlich mal die Gelegenheit gehabt, zu klären, welchen Stellenwert Gott und damit auch die Religion im Star Trek Universum hat und wie sich die einzelnen Charaktere Gott vorstellen, bzw. an was sie glauben, doch die wirklich interessanten Dinge spart der Film aus, um uns stattdessen oberflächliche und nichtssagende Dialoge über Bergbesteigungen oder Spocks Verleugnung seines Bruders vorzusetzen. Man befindet sich auf der Suche nach Gott und wenn man ihn tatsächlich finden würde, wäre das die größte Entdeckung der Menschheitsgeschichte, doch der Handlung ist das nicht anzumerken. Das ganze erinnert eher an einen unspektakulären Ausflug im All, bei dem es einige Probleme mit einem verrückten Vulkanier gibt. Den ganzen Film über jagt eine Banalität die nächste und Shatner und Co. verkaufen uns das ganze auch noch als originell, bzw. aufregend.
Shatner und sein Team können ihrem eigenen Anspruch nicht gerecht werden. Erst-genannter wollte bei seinem ersten und wahrscheinlich auch letzten Star Trek Film gleich den großen Wurf landen und den Star Trek Film schlechthin präsentieren. Sein Projekt strotzt geradezu vor Ambitioniertheit. Eine Begegnung mit Gott, bzw. mit dem Teufel, wenn das kein (zu) hoch gestecktes Ziel ist, für ein Kino-Debut, vor allem wenn man bedenkt, wie religionskritisch Star Trek immer aufgetreten ist und welche Probleme Star Trek mit dem Thema Gott immer hatte. Das Problem ist auch, dass keiner von Shatners Helfern ihm erklärt hat, dass man mit Ambitioniertheit alleine keinen Film drehen kann und alle Ambitionen verpuffen, wenn man des einfachen Handwerks nicht mächtig ist. Shatners RegieDass William Shatner bei der Produktion des Filmes ganz eigene Vorstellungen von Star Trek hatte, merkt man recht schnell. Bereits in der Eröffnungsszene wird uns ein ausgetrockneter, unwirtlicher, wüstenartiger Planet präsentiert. Ein ungewöhnlicher Anblick für einen Star Trek Film. Hier werden die Star Wars Einflüsse bemerkbar. Überhaupt scheint Nimbus III einschließlich der Bar in Paradise City einem Star Wars Film entsprungen zu sein. Auch Syboks ominöse Fähigkeiten wurden wohl von George Lucas' Trilogie inspiriert. Shatner möchte nicht nur das bekannte Star Trek Universum zeigen, sondern es erweitern, unter anderem um eine realistische Star Wars-Komponente. Shatners hoch gesteckten Ziele für den Film und für seine eigene Regie kollidieren jedoch oft mit seinen eher mittelmäßigen Regisseursfähigkeiten. Die Einflüsse des Fernsehens, bei dem Shatner vor ST V ausschließlich Regie geführt hat, sind unübersehbar. Bereits das Vorgehen eine einzelne Eröffnungsszene vor die Nennung der Schauspieler zu stellen, erinnert stark an das Fernsehen. Auch viele Kameraeinstellungen sind vom Fernsehen inspiriert worden. Oft, leider zu oft benutzt Shatner vor allem bei Actionszenen die Handkamera, was oft zu einem recht wackligen Bild führt, bei dem man schwer erkennen kann, was überhaupt vor sich geht. Die Regie wirkt oft unentschlossen und unsicher. Offensichtlich wollte sich Shatner von den vorherigen Filmen abgrenzen, hat dann aber oft doch nicht den Mut gehabt völlig neue Wege zu beschreiten.
Die Unentschlossenheit der Macher, bzw. die Unfähigkeit wirklich etwas Neues, Unerwartetes zu präsentieren, außerhalb der bekannten Konventionen zeigt sich auch darin, dass sich der Film nie entscheiden kann, ob er ein großes philosophisch angehauchtes Epos sein will, oder lieber ein aufregender Abenteuerfilm. Natürlich kann man hier einwenden, dass gute Filme diese Entscheidung auch nicht treffen müssen, sondern mehreres zugleich sein können (so gesehen bei ST IV), doch leider ist "The Final Frontier" kein guter Film und kann weder auf dem einen noch auf dem anderen Gebiet überzeugen. Der HumorDie Ideenlosigkeit an vielen Ecken und Enden ist kaum zu übersehen. Der Film schneidet ein groß angelegtes und aufregendes Thema an, weiß dann aber eigentlich nicht so recht, was er mit ihm anfangen soll. Stattdessen beschäftigt sich der Film mit alt-bewährtem, allerdings auch hier nur halbherzig. Das Gott-Thema wirkt oberflächlich behandelt, die dramatischen Szenen wirken dafür sehr unausgegoren. So zum Beispiel der Gefängnisausbruch von Kirk, Spock und McCoy mit Scottys Hilfe. Viel mehr als ein alberner Gag mit den Morsezeichen ist hierbei nicht herausgekommen. Dramaturgisch wird kaum eines der im Film vorhandenen Elemente genutzt. Sowohl die versuchte Rückeroberung von Paradise City, als auch der Gefängnisausbruch erzeugen kein bisschen Spannung. Der Angriff der Enterprise Truppen auf Paradise City ist noch dazu von einer Durchschnittlichkeit, die kaum zu überbieten ist. Ein paar Faustkämpfe hier, ein paar Phaserschüsse dort, hier erkennt man weder Inspirationen, noch Originalität, oder den Ehrgeiz des Regisseurs uns etwas Neues zu zeigen. An Kampfszenen gab es da fast schon in der Originalserie interessantere und spektakulärere. Die ganze Szene ist ein dramaturgischer Witz. Offensichtlich hat man zuwenig Vertrauen in die Qualität der eigenen Handlung, dabei wäre diese gar nicht so schlecht, hätte man die dramatischen Szenen auch wirklich dramatisch gestaltet und hätte die Gott-Thematik etwas weiter vertieft. Doch Shatner, Loughery und Bennett glauben nicht daran, dass ihre Handlung funktioniert, also müssen sie von ihren vielen schwach geschriebenen und inszenierten Szenen ablenken, und das geht ja wunderbar mit dem Allheilmittel Humor. Der Humor wird im 5. Film zum Lückenfüller für interessante Dinge, die einfach nicht vorkommen. Überhaupt kommt im 5. Film zuviel Humor vor. Im 4. Film hat der viele Humor gut funktioniert, weil er sich auf natürliche Weise aus dem Zusammenprall der Enterprise-Crew und der menschlichen Gegenwart ergeben hat und der ernsthaften Handlung keineswegs im Wege stand, sondern bewunderswert gelungen in den Film integriert wurde. Im 5. Film wurde das gleiche von anderen Leuten ebenfalls probiert, ging aber in den allermeisten Fällen fürchterlich schief. Was im 4. Film pointierte Dialoge waren, waren hier plumpe 0815-Witze. Der Humor funktioniert auch nicht mit dem Rest der Handlung. So gut sich die Gags im 4. Film aus der Situation heraus ergaben, so unpassend und künstlich wirken sie im 5. Film. Im Einklang mit den Charakteren stehen sie schon gleich gar nicht, man lacht die Charaktere eher aus, als dass man sie respektiert. Noch dazu gab es offenbar die Vorgabe in jedem Dialog einen noch so blöden Witz einzubauen. Mag sein, dass das Element Humor vom Studio stark gefordert wurde, da gerade dieses Element im 4. Film so gut funktioniert hatte und Studios in dieser Hinsicht meistens recht einfach gestrickt sind. Sie denken, was schon einmal funktioniert hat, wird auch nochmal funktionieren. Doch wenn das Studio so etwas fordert, ist es letztlich die Aufgabe des Regisseurs dem Studio klar zu machen, dass der Humor der Handlung im Wege stehen würde. Dies wurde hier offenbar nicht bewerkstelligt. Das Ergebnis ist ein Film, der witzig sein will, aber höchstens albern ist. Die nicht funktionierende Enterprise ist am Anfang noch recht amüsant, wird dann jedoch schon sehr bald überstrapaziert und zu einem nervigen Running Gag, der die Grenze zur Selbstparodie zumindest streift. Eben diese Grenze wird überschritten, wenn Scotty mit den Worten, er kenne die Enterprise, wie seine Westentasche gegen einen Pfeiler eben jenes Schiffes läuft und bewusstlos umfällt, oder wenn die schlecht bis gar nicht funktionierende und unterbesetzte Enterprise im 3. von insgesamt 5 Filmen mit dem Argument los geschickt wird, es würde keine anderen Schiffe in der Nähe geben. Nunja, zumindest hat man sich dieses Mal etwas Neues einfallen lassen, denn Achtung, wie originell, es gibt zwar andere Schiffe in der Nähe, aber keine erfahrenen Kommandanten. Arme Sternenflotte, wenn sie als einzigen erfahrenen Kommandanten Kirk vorweisen kann. Man hat manchmal fast den Eindruck, die Produzenten würden sich verzweifelt bemühen, mit dem Gott-Thema ja nicht ernst genommen zu werden. Da jagt eine Albernheit die nächste und letztlich gibt Shatner mit seinem Versuch, den Humor des 4. Films zu imitieren zu, dass er doch nicht alles anders und besser machen kann, als sein Kollege Nimoy. Das Finale
Was beim 5. Film ebenfalls auffällt, ist die Tatsache, dass kaum ein Element wirklich zu einem vernünftigen und befriedigenden Ende geführt wird. Doch nicht nur die vielen Nebenhandlungen werden abrupt vergessen oder unbefriedigend beendet, auch die Haupthandlung lässt einen am Ende unbefriedigt zurück.
Syboks Suche nach Gott schraubt die Erwartungen an das Ende des Films schon recht bald gewaltig in die Höhe. Sybok redet ständig von Gott, der einen hinter der großen Barriere erwartet. Nun mag sicher kaum ein Zuschauer vermutet haben, dass die Enterprise wirklich Gott findet, doch irgendetwas Großartiges hätte man doch wohl zumindest erwarten dürfen. So baut der Film eine Erwartungshaltung gegenüber dem Ende auf und schaufelt sich damit ein weiteres Mal sein eigenes Grab, denn die Erwartungen kann er wieder einmal nicht erfüllen. Ein machtgieriges Wesen, welches die Gehirne anzapft, um so die Gestalt annehmen zu können, unter der die Fremden sich Gott vorstellen, das ist einfach etwas wenig für die großen Erwartungen die von Beginn an, in das Ziel gehegt wurden. Logische FehlerNatürlich kommt ein schwacher Film wie Star Trek V nicht ohne eine Menge Ungereimtheiten aus. Das oben bereits erwähnte, überstrapazierte Konzept der Enterprise, als einziges Schiff in Reichweite soll hier gar nicht mehr explizit aufgeführt werden. Stattdessen kommen wir gleich zur größten Ungereimtheit des Films. Es gibt in den Quellen zum Film etwas widersprüchliche Angaben dazu, wer auf die Idee gekommen ist, Sybok zu Spocks Halbbruder zu machen, einmal war es Harve Bennett, dann wieder William Shatner selbst. Wer auch immer es war, kann sich nicht viel dabei gedacht haben. Die großangelegte Offenbarung ist ein völliger Reinfall und erscheint wenig sinnvoll. Hier wurde nicht bedacht, dass es schlicht nicht mehr glaubwürdig ist, dass Spock dies in all den Jahren nie erwähnt hat. Man hätte es ihm vielleicht noch abgenommen, wäre er mit dem bislang verschwiegenen Bruder in der Originalserie herausgerückt, doch im 5. Film ist es dafür einfach zu spät. Es gibt einen gewissen Punkt, ab dem der Zuschauer solche Enthüllungen über einen Charakter einfach nicht mehr akzeptieren kann. Man kann diesen Punkt zwar nicht explizit festlegen, doch bei einem seit 23 Jahren bekannten Charakter (und das war Spock zur Zeit der Veröffentlichung des Films) ist dieser Zeitpunkt definitiv überschritten. In schlechten Soap Operas ist es Gang und Gebe, dass ewig lang bekannte Charaktere plötzlich Familienangehörige bekommen, von denen noch nie ein Mensch zuvor gehört hat. In solchen Serien muss irgendwann zwangläufig auf dieses Konzept zurückgegriffen werden, um immer neue Geschichten, neue Konflikte zu erfinden und neue Personen in die Handlung zu integrieren, doch Star Trek gehört nun eher weniger zu diesem Genre und hat einen solchen Griff in die unterste Schublade für TV-Serien eigentlich nicht verdient. Noch dazu ist es mir bis heute ein völliges Rätsel, warum Sybok unbedingt Spocks Bruder sein muss. Dieses Element trägt nicht einen guten Dialog, oder eine gelungene Szene zum Film bei und ist für die eigentliche Handlung eh völlig ohne Belang. Ein deutlich leichter zu verkraftender Widerspruch ist die nicht funktionierende Enterprise, die nun offensichtlich ganz plötzlich ihren Geist aufgegeben hat. Als Kirk und Konsorten am Ende des 4. Films einen Testflug mit dem neuen Schiff absolvierten, schien nämlich noch alles bestens zu funktionieren, einschließlich der Türen.
Völlig sinnbefreit ist dagegen die oft zitierte und kritisierte Szene im Turboschacht, den Kirk, Spock und McCoy hinaufklettern. Nicht nur, dass die Nummerierung der Decks an der Wand des Schachts von unten nach oben aufsteigt, obwohl der geübte Star Trek Zuschauer weiß, dass man mit dem Zählen der Decks auf der Brücke, also ganz oben beginnt. Noch dazu hat die Enterprise laut den Beschriftungen an der Wand weit mehr als 78 Decks, was völlig übertrieben ist, da selbst das größte Schiff der Sternenflotte, die Enterprise-D (Jahrzehnte nach den Ereignissen aus Star Trek V gebaut) nur 42 Decks hat und man außerdem weiß, dass die Enterprise-A nur ca. 72 Meter hoch ist. Wer immer für diese Beschriftung verantwortlich ist, hätte gut daran getan, mal einen Blick ins "Technical Manual" der Serie zu werfen. Die Szene selbst wird in vielen Rezensionen maßlos überbewertet und die Kritik am 5. Film wird nicht ganz selten an solchen Kleinigkeiten festgemacht, während die eigentlichen Probleme des Films gar nicht erkannt werden. Aus diesem Grund möchte ich dieser Szene keine zu große Bedeutung zumessen, doch sie ist ein deutliches Zeichen dafür, dass beim 5. Film auch die erforderliche Sorgfalt fehlt. Die Galaxie wirkt im 5. Film recht klein, denn das Zentrum der Galaxie scheint direkt vor der Haustüre der Erde und Nimbus III zu liegen, da die Enterprise dort mal eben so fluggs hinfliegt. Zu klein wirkt auch der Shuttlehangar beim Anflug des Shuttles von außen. Innen ist der Hangar nachher zwar sehr geräumig, doch beim Anflug des Shuttles hat man kaum den Eindruck, als würde da überhaupt ein Shuttle reinpassen. Der deutsche Titel ist übrigens eine einzige Ungereimtheit an sich, doch dazu später mehr. Das Gott-Wesen scheint auch nicht unbedingt hundertprozentig logisch zu denken. Es übernimmt die Kontrolle über das Shuttle der Enterprise, landet es dann aber ungeschikterweise auf der anderen Seite des Bergs, so dass Sybok, Kirk und Co. noch einen großen Weg zurücklegen müssen, bis sie bei "Gott" ankommen. Wenn das Wesen schon die Kontrolle über das Shuttle übernimmt, hätte er es auch gleich in seiner Nähe landen können.
Syboks Methode die Bewohner von Nimbus III und die Crewmitglieder der Enterprise auf seine Seite zu ziehen ist interessant, erscheint aber alles andere als plausibel. Zunächst bleibt eigentlich ziemlich unklar, warum alle betroffenen Personen Sybok plötzlich folgen, als ob sie einer Gehirnwäsche unterzogen worden wären. Warum hat die Tatsache, dass Sybok sie von ihrem größten Schmerz befreit, eine solche Auswirkung? Und wie befreit Sybok sie überhaupt von ihrem Schmerz? Hat dies was mit den vulkanischen Telepathie-Fähigkeiten zu tun? Bis zu dem Punkt an dem der Film zu Spocks und McCoys Schmerz kommt, behandelt er das Thema halbwegs geschickt, da er eigentlich nie genau verrät, was Sybok da macht und von welchem Schmerz er die Menschen nun genau befreit. Doch dann, als man zu den beiden erwähnten Personen vordringt, wird es unlogisch und unglaubwürdig. TV-KonventionenNatürlich zeigen sich letztlich auch ausgerechnet Kirk, Spock und McCoy imun gegen Syboks Gehirnwäsche, ein typisches Element von TV-Serien, denn schließlich kann es ja nicht angehen, dass die Helden durch so eine fadenscheinige Person, wie Sybok beeinflussbar sind. Überhaupt merkt man doch immer wieder, dass Shatner bisher nur fürs TV gearbeitet hat. Schon seine Idee, Spocks und McCoys Schmerz an einem Schlüsselerlebnis aus ihrer Vergangenheit festzumachen, offenbart ein weiteres typisches TV-Handlungsmuster. Im Fernsehen haben immer alle Charaktere ein bestimmtes Schlüsselerlebnis in der Vergangenheit (wahlweise auch mehrere), welches dann im entsprechenden Moment ausgepackt wird.
Es gibt noch jede Menge weiterer TV-Routine-Elemente, die uns im Film begegnen. Der kaputte Transporter, der von Scotty natürlich in letzter Sekunde repariert wird, um Spock und McCoy heraufzubeamen ist eines davon. Vielleicht wäre die Handlung auch gerade im Fernsehen richtig aufgehoben gewesen. Hier hätte die Handlung vielleicht halbwegs funktioniert, da man auf viele unwichtige Elemente verzichten hätte müssen, die im Film sowieso mehr stören, als nützen. Zum Zweiten hätte der Zuschauer die ganzen Ungereimtheiten der Episode nicht so wichtig genommen, denn schließlich wäre schon eine Woche später eine neue Folge über den Bildschirm geflimmert. Erst wenn man bedenkt, dass Star Trek V die Arbeit von mehr als 2 Jahren ist, wird einem klar, wie mager die Ausbeute überhaupt ist. Kirk, Spock und McCoy
Wie in den meisten schwachen Star Trek Filmen wurden die Charaktere auch im 5. Kinoabenteuer nur bedingt gut getroffen. Ein weiteres Problem ist, dass man bei wenigen Charakteren wirklich den Eindruck hat, die Menschen vor sich zu haben, die man schon aus zahlreichen Abenteuern kennt.
Kirk macht beispielweise keinen sonderlich guten Eindruck. Er zeigt keinerlei listreiches Vorgehen, wie in früheren Missionen.
Sinnbild für Kirks verblasste Fähigkeiten sowie für das völlig verkorkste Drehbuch zugleich ist der Anflug des Shuttles auf die Enterprise. Kirk gibt Chekov durch, dass er nach Notfalllandeplan B landen will. Dabei wirft er Sulu einen vielsagenden Blick zu, der den Zuschauer vermuten lässt, Kirk würde in seine Trickkiste greifen und Chekov damit eine Botschaft zukommen lassen, doch schon wenige Sekunden später erstirbt die Hoffnung, Kirk hätte zu alter Stärke zurückgefunden. Alles entpuppt sich lediglich als tatsächlicher Notfalllandeplan, der mit einem Auffangnetz für das Shuttle durchgeführt wird. Das einzige Mal, wo Kirk ein gutes Bild macht, ist die Szene in der Sybok versucht, Spock und McCoy von ihrem Schmerz zu befreien. Kirk lässt sich von Sybok nicht hereinlegen und wehrt sich dagegen von seinem Schmerz befreit zu werden. Der Schmerz mache ihn zu dem, was er sei. Kirk wirkt wieder ein wenig wie der Captain aus alten Tagen, er argumentiert und debattiert mit Nachdruck und Leidenschaft. Doch so gut die Szene ist, so arrogant wirkt sie aus dem Blickwinkel der anderen Charaktere. Kirk, als der einzige Charakter auf der ganzen Enterprise, der Sybok widerstehen kann. Selbst Spock und McCoy entschließen sich erst nach Kirks leidenschaftlicher Rede dafür, Sybok nicht zu folgen. Ach wie gut, dass wir den tollen Kirk haben, der stärker und widerstandsfähiger als seine ganze Crew ist. Die Crew als ganzes macht kaum einen besseren Eindruck als Kirk selbst. Hier will sich zwischen den einzelnen Charakteren keine wirkliche Dynamik entwickeln. Mag sein, dass dies vor allem daran liegt, dass es wenige Szenen mit der gesamten Besatzung gibt (Brückenszenen sind sowieso eine Rarität im Film). Später als Uhura, Chekov und Sulu auch noch auf Syboks Seite stehen, erwecken sie sowieso nicht mehr den Eindruck, als seien sie eine zusammengehörige Crew.
Spock, einer der großen Pluspunkte des 4. Films wirkt im 5. Film wie ein Schatten seiner selbst. Er trägt eigentlich kaum irgendetwas zur Handlung bei und wenn er mal die Chance zum Handeln hätte, dann tut er nichts, so zum Beispiel in der Szene, in der er Sybok ausschalten könnte, es aber nicht tut, weil er sein Bruder ist (seltsam nur, dass Spock nicht auf die Idee kommt, Sybok mit dem Gewehr bewusstlos zu schlagen). Spock steuert auch nicht wie in den anderen Abenteuern gute Ideen bei, oder versucht etwas an der Situation zu ändern. Auch er ist nur eine reagierende, keine agierende Person. Das Verhältnis Spock-Sybok bleibt praktisch unbeleuchtet, die Unsinnigkeit Sybok zu seinem Bruder zu machen wurde ja bereits oben erwähnt. Einer der wenigen gut getroffenen Charaktere ist McCoy. McCoy darf wie üblich fluchen und meckern. Das erfindet McCoys Charakter zwar nicht neu, aber immerhin sehen wir auch wirklich den Schiffsarzt, den wir aus so vielen Abenteuern kennen. Er rundet das ansonsten sehr schwache Triumvirat wie üblich mit einer sehr menschlichen Seite ab. Da fällt es schon gar nicht weiter auf, dass McCoy eigentlich im ganzen Film keine wirkliche Aufgabe zufällt. Niemand, nicht mal Scotty nach seinem Zusammenstoß mit dem Balken der Enterprise kommt in den Genuss von McCoys medizinischem Fachwissen. McCoys Schmerzszene ist ebenfalls die gelungenste. Sein Schmerz aus der Vergangenheit wirkt plausibel und erweitert zugleich ein wenig das Wissen über McCoys Charakter. Die Nationalparkszenen der drei Hauptcharaktere sind einigermaßen gelungen, wenn man sich auch darüber streiten kann, ob Kirks Rettung mittels Spocks Düsenstiefeln originell ist. Die Nebencharaktere
Von den wenigen Fürsprechern des Films, die es tatsächlich geben soll, wird oft ins Feld geführt, dass die Nebendarsteller wieder mit guten Szenen versorgt wurden. Um ehrlich zu sein, sind mir diese Szenen nicht wirklich aufgefallen. Gut Scotty mag vielleicht eine Szene haben, die im Gedächtnis bleibt, als er von der Enterprise quasi k.o. geschlagen wird, allerdings bleibt einem diese Szene nicht unbedingt im positiven Sinne im Gedächtnis. Zwischen den beiden Nebencharakteren Scotty und Uhura wird hier eine Beziehung angedeutet. Dabei handelt es sich um einen Gag der Autoren, die damit auf Spekulationen unter den Fans über eine eventuelle Beziehung der beiden reagierten. Die Andeutungen sind so offen gehalten, dass alles möglich ist, letztlich machen sie jedoch auch keinen Sinn, da man nie zuvor irgendeine Art von besonderer Zuneigung zwischen den beiden Charaktere bemerkt hätte.
Mit welcher Leichtigkeit Kirk, Spock und McCoy letztlich Syboks Gehirnwäsche entgehen, wertet gleichzeitig auch die Nebencharaktere ab, die sich ja offenbar nicht zu wehren wussten. Diese Demontage der Figuren können auch die wenigen kleinen Szenen der Nebencharaktere nicht aufhalten. Man ist einfach enttäuscht, wenn Sulu, Chekov und Uhura urplötzlich ihre Loyalität gegenüber Kirk vergessen, nur weil ein dahergelaufener, durchgeknallter Vulkanier ihnen ihren Schmerz vorführt. Hier hätte man von diesen Charakteren mehr erwarten dürfen und hier zeigt sich, dass Shatner, Bennett und Loughery keinen Respekt vor ihren Figuren haben. Neue Einblicke in die Charaktere sind eher rar. Die Zusammengehörigkeit der Enterprise Charaktere wie in einer Familie wird mit den oben genannten Einschränkungen wieder einmal betont, doch das ist eigentlich nichts Neues. So wirkt auch Kirks Erkenntnis, dass seine Crew seine Familie ist eher lahm. Darauf hätte er auch schon früher und ohne Sybok kommen können. Der einzige relevante Gastcharakter ist Sybok. Wie so viele Hauptcharaktere auch, macht Sybok keinen sonderlich guten Eindruck. Sybok führt zwar den Film an, doch es wird nur sehr bedingt näher auf ihn eingegangen. Der Zuschauer erfährt kaum etwas über ihn, über seine Motivation, warum er zum Beispiel der vulkanischen Logik den Rücken zukehrte oder welchen Grund seine Suche nach Gott hat. Der Zuschauer weiß am Ende nicht mehr über Sybok, als zu Beginn, sein Charakter ist alles andere als überzeugend, Luckinbills Darstellung ebenfalls nur Mittelmaß. Star Trek V - Ein für sich alleine stehender Film
Was beim 5. Film wieder einmal deutlich auffällt, ist die Tatsache dass Star Trek im Kino immer dann Probleme bekommt, wenn es an der Zeit ist, eine völlig neue Handlung zu entwerfen, die sich weder auf eine Vorgeschichte aus einer der Serien, noch auf eine bekannte Person oder ein bekanntes Volk stützt. Der inhaltliche und der kommerzielle Erfolg
Letztlich kann Star Trek V aus vielen verschiedenen Gründen nicht überzeugen. David Lougherys Dialoge sind schwach, das ganze Drehbuch kann nicht überzeugen, die Handlung ist ziemlich holprig, die Musik von Altmeister Jerry Goldsmith wirkt einfältig wie selten, die Charaktere wirken eher unpassend, das Ende unbefriedigend, die Aussage des Films, dass man Gott nicht im Weltraum sondern nur in sich selbst finden kann, entlockt einem ebenfalls kein großes Erstaunen.
Die Gründe für das kommerzielle Scheitern des Filmes sind ebenso vielseitig, wie die für das inhaltliche. Der schlechte Starttermin zwischen mehreren anderen Blockbustern, die geringe Werbung, die gemacht wurde, die misslungenen Special Effects, die eher durchschnittliche Handlung. Fest steht, dass der 5. Film mit seinen 3 Vorgängern nicht mithalten kann. Die Special Effects
Die Effekte von Star Trek V sind zurecht viel gescholten worden. Der ganze Film wirkt mehr bunt, als realistisch. Alles macht einen etwas comic-artigen Eindruck. Da hatte selbst die Originalserie zum Teil besseres zu bieten. Manches Mal denkt man sich während des Films, die Enterprise sei mit Farbe und Pinsel auf die Leinwand gemalt worden. Von professionellen Special Effects ist hier wenig zu sehen.
Inzwischen ist Star Trek V auch als Special Edition auf DVD erschienen. Unverständlich ist dabei Paramounts Haltung, diese Gelegenheit nicht zu nutzen, um den Film einen Director's Cut zu verpassen, der ihm bessere Effekte, sowie sein ursprünglich geplantes Ende zurückgeben könnte. Die Synchronisation
Bei der Wahl des deutschen Titels merkt man schon, wie intensiv und leidenschaftlich sich der Übersetzer hierbei mit dem Film und seiner Handlung auseinander gesetzt hat. Für ihn ist das Zentrum der Galaxie offensichtlich der Rand des Universums, naja Astronomie scheint nicht seine Stärke gewesen zu sein. Fazit
Star Trek V ist der Film der verpassten Chancen. Man hätte mit der Grundidee endlos viele Möglichkeiten für einen guten Film gehabt, letztlich bekommt man jedoch langweilige Schwall-Dialoge, platte Charaktere, klischéehafte Klingonen, alberne Actionszenen und uninteressante Nebenhandlungen ohne Belang vorgesetzt.
|
||||||
-------------------------------- Ausdruck vom: 04. 12. 2024 Stand des Reviews: 15. 11. 2024 URL: http://www.startrek-index.de/tv/tms/st5_mw.htm |