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Bewertung
von Matthias Weber
Roddenberrys Zukunftsvision - Segen und Fluch für Star Trek
Um den starken Kontrast zwischen Star Trek - Der Film
und "Star Trek II - Der Zorn des Khan" zu verstehen, muss man
sich zunächst ein wenig mit Star Treks größtem Problem
beschäftigen:
Gene Roddenberry präsentierte uns mit Star Trek ein
Zukunftsbild mit einer perfekten Gesellschaft, einer
Idealvorstellung, oft als Utopie verschrien. Dafür verdient
Roddenberry Respekt, denn wenn man sich die Science Fiction
Produktionen der letzten Jahrzehnte anschaut, muss man
feststellen, dass es schon immer einfacher war eine negative
Zukunftsvision umzusetzen. Produktionen in denen sich die
Menschheit im Vergleich zu unserem Jahrhundert positiv weiter
entwickelt hat, kann man an einer Hand abzählen. Roddenberrys
Philosophie einer positiven Zukunft war schon immer das
Aushängeschild Star Treks und ist damit Segen und Fluch
zugleich.
Schon die Autoren der Originalserie und auch später die Autoren
der Ablegerserien "The Next Generation", "Deep Space Nine",
"Voyager" und "Enterprise" standen vor dem Problem spannende
Konfliktsituationen auf der Grundlage von Roddenberrys
Zukunftsvorstellung einer geläuterten Menschheit zu erzeugen,
mit denen man den Zuschauer an den Bildschirm fesseln konnte.
Es gab schon von Anfang an Kritik an Roddenberrys Vision, und
in der Tat wäre es ohne diese Philosophie sicher einfacher
gewesen, dramatische und spannende TV-Unterhaltung zu
produzieren und wer weiß, vielleicht hätten die ersten
Staffeln "The Next Generation" besser funktioniert, ohne
Roddenberrys Philosophie.
Nach Roddenberrys Tod kamen immer wieder Vorwürfe auf, die
neuen Produzenten würden sich nicht mehr viel um Roddenberrys
Vorstellungen kümmern. Bei genauerem Hinsehen hat dieser
Vorwurf durchaus seine Berechtigung. In den neuen Serien
wimmelt es von korrupten Sternenflottenoffizieren, die
Föderation wird in den neuen Serien immer öfters in einem eher
negativen Licht präsentiert und in Deep Space Nine wird
plötzlich eine Geheimorganisation, die Sektion 31 eingeführt,
die man kaum mit Roddenberrys Vorstellungen der Zukunft unter
einen Hut bringen kann. Man kann sich tatsächlich die Frage
stellen, ob sich die Menschheit in den neuesten Star Trek
Produktionen wirklich noch so sehr von unserer heutigen
Gesellschaft unterscheidet. Dass Sisko zum Beispiel in der
DS9 Folge 5.13: Für die
Uniform einfach die Atmosphäre eines Planeten vergiftet,
um einen flüchtigen Maquis zu fangen, mag ja eine tolle,
impulsive Reaktion sein, die Stoff für eine Episode liefert,
mit Roddenberrys Bild einer Menschheit, die sich weiter
entwickelt hat, hat das jedoch nicht mehr viel zu tun.
Star Trek II - Ein Film, der unterhält
Auch die ersten beiden Kinoproduktionen stehen im Zeichen
dieses Konfliktes zwischen guter Unterhaltung und dem
Aufrechterhalten der Roddenberry-Vision.
Der erste Film achtete unter Roddenberrys Leitung penibel auf
das Einhalten der positiven Zukunftsvision. Der Film drehte
sich um eine wissenschaftliche Mission, die die Enterprise zu
bewältigen hatte. Heraus kam jedoch ein inhaltlich armes,
langweiliges Machwerk, indem sich kaum etwas bewegt.
In starkem Kontrast hierzu steht "Star Trek II". Meyers Film
sieht sich in erster Linie als Form der Unterhaltung, es werden
durchaus hier und da einige von Roddenberrys aufgestellten
Regeln übertreten, es ist zum Beispiel die Rede von kosmischen
Problemen, wie Hunger und Überbevölkerung, zwei Wörter, die in
einem Roddenberry-Film nichts zu suchen gehabt hätten. Auch das
Grundkonzept des Films mit Khans Rachetrip hätte wohl nicht
Roddenberrys Zustimmung gefunden. Im Gegenzug schafft es der
zweite Film viel besser als sein Vorgänger den Zuschauer zu
fesseln, ihn zu unterhalten.
Es erscheint in der Tat schwer, immer wieder neue spannende und
dramatische Konflikte aufzubauen, ohne Roddenberrys Vision
anzutasten (als einziger Film schaffte dies wohl Star Trek IV - Zurück in die Gegenwart).
Die ersten beiden Filme spiegeln damit schon sehr deutlich die
langfristigen Probleme des Star Trek Franchises wieder, die es
wohl auch in Zukunft noch haben wird. Ob man die neuesten
Entwicklungen im Star Trek Universum begrüßt, oder ob einem die
Aufweichungen von Roddenberrys Vision schon viel zu weit
gingen, das bleibt wohl jedem selbst überlassen. Tatsache ist,
dass "Star Trek II" aus heutiger Sicht noch relativ harmlose
Übertretungen der von Roddenberry aufgestellten Regeln aufweist
und damit durchaus noch mit Roddenberrys Universum vereinbart
werden kann.
Star Trek I - Star Trek II - Die Unterschiede
Nicht nur im Umgang mit Roddenberrys Philosophie zeigen sich
starke Kontraste zum Vorgängerfilm. "Star Trek II" ist
Fortsetzung und Wiedergutmachung des 3 Jahre zuvor entstandenen
Star Trek - Der Film in Einem. Die
Kontraste zum ersten Kinoabenteuer der Enterprise Crew könnten
kaum größer sein.
Im Vorgänger Film hatte man bei allen Figuren stets den
Eindruck, dass es sich nicht wirklich um Menschen handelte. Die
Figuren machten zwar Fehler, doch trotz allem wurde man nie
richtig mit ihnen warm, man hatte immer den Eindruck
unantastbare Helden vor sich zu haben, die ihre Menschlichkeit
schon lange abgelegt haben. "Star Trek II" ist der völlige
Gegensatz dazu. Der Film handelt von Menschen mit denen man
sich identifizieren kann, um verletzliche Menschen mit
Gefühlen, eben um Personen aus Fleisch und Blut.
Star Trek - The Motion Picture hatte das
Altern der Crew, welches rein optisch ohne Frage stattgefunden
hatte, völlig verleugnet (der Film spielte offiziell nur knapp
drei Jahre nach dem Ende der Serie) und beschritt damit den
typischen Hollywood-Weg, indem das Altern allgemein oft unter
den Teppich gekehrt wird, man denke nur an Schauspieler wie
Bruce Willis, der mit fast 50 im inzwischen vierten Teil der
Stirb Langsam-Reihe immer noch im Muskelshirt herumrennen wird.
Der zweite Star Trek Kinofilm hingegen lässt das Altern zu und
macht es zu einem Thema des Films. Die Crew muss damit fertig
werden, dass sie nicht mehr die Jüngste ist. Kirk bekommt seine
Midlife-Crisis, er braucht jetzt sogar eine Brille und bekommt
einen erwachsenen Sohn. Spock kümmert sich bereits um die
jüngere Generation, indem er sie ausbildet. Den ganzen Film
durchzieht der Kontrast zwischen Jung und Alt.
Kam der erste Film völlig ohne Antagonist aus, taucht hier mit
Khan ein sehr dominanter, ein sehr starker Gegner Kirks auf.
Interessanterweise dauert es auch beim zweiten Kinoabenteuer 30
Minuten, bis die Enterprise das Raumdock verlässt, also fast so
lange, wie im Vorgängerfilm, trotzdem wirken diese ersten
Minuten im Gegensatz zu Star Trek - The
Motion Picture keineswegs langweilig. Es scheint fast so,
als hätte Nicholas Meyer seinem Vorgänger Robert Wise zeigen
wollen, wie man es besser machen kann. Auch der eigentliche
Abflug aus dem Raumdock erscheint fast wie ein Seitenhieb auf
den ersten Kinofilm, geschieht der Abflug der Enterprise dieses
Mal doch deutlich schneller, als beim letzten Mal.
Ein großer Unterschied der beiden Kinofilme ergibt sich auch
aus ihren Zielsetzungen heraus. Während es sich bei "Star Trek
I" um einen höchst ambitionierten Film handelte, der
letztendlich an seinen hohen Zielen kläglich scheiterte, ist
"Star Trek II" um einiges bescheidener. Er nimmt sich vor seine
Geschichte mit den verschiedenen Aspekten zu erzählen, tut dies
auf gelungene Weise und gibt sich damit aber auch zufrieden.
Die Komplexität des Films
"Der Zorn des Khan" hat durchaus einige ernsthafte Themen, zum
Beispiel die Frage, ob die Menschheit schon bereit ist für
etwas derartig schöpferisches, wie das Genesis-Projekt, oder
die Frage, wie Menschen mit dem Tod, sei es dem eigenen, oder
dem eines geliebten Menschen, fertig werden. Obwohl sich diese
Themen durch den gesamten Film ziehen, wird der eigentliche
Großteil der Handlung jedoch von Khans Rache dominiert. Rache
ist schon immer ein beliebtes Thema der Unterhaltung gewesen,
egal in welcher Form. Der erste Kinofilm hatte eine relativ
abgehobene Handlung. Mit dem Thema Rache hat "Star Trek II" ein
viel greifbareres Thema, ein menschlicheres Thema.
Doch trotz des, auf den ersten Blick etwas simplen
Rachekonzepts, überrascht einen der Film mit einer erstaunlich
komplexen Handlung, welche Regisseur Nicholas Meyer
schnörkellos und äußerst gelungen in einen weniger als 2
Stunden dauernden Film bringt, welcher trotzdem nicht überladen
wirkt.
Komplexität erreicht der Film dabei vor allem durch die
exzellenten Charakterentwicklungen. Im Gegensatz zum
Vörgängerfilm hat man bei "Der Zorn des Khan" endlich wieder
den Eindruck die Charaktere vor sich zu haben, die man aus der
Serie kennt und dort lieb gewonnen hatte. Die Charaktere wurden
dabei nicht einfach aus der Serie übernommen, sondern mit
kleinen, liebevollen aber durchaus logischen
Weiterentwicklungen versehen, welche die vergangenen Jahre und
damit die gewonnene Lebenserfahrung seit den TV-Abenteuern der
Enterprise wiederspiegeln. Lobenswert ist hierbei auch die
Tatsache, dass sich die TOS Crew endlich mal als Essemble aus 7
Personen zeigt. Kirk, Spock, McCoy stehen natürlich auch dieses
Mal wieder im Vordergund, doch auch den Nebencharakteren werden
kleine Momente gewidmet und sie müssen sich dieses Mal nicht
verstecken.
Kirk und Khan
Kirks Figur wurde in diesem Film ausgesprochen gut
ausgearbeitet. Das Drehbuch zeigt ihn als Mann, der mit dem
Älter werden Probleme hat. Er leidet noch immer unter der
Beförderung zum Admiral, denn er sitzt nun hinter dem
Schreibtisch und nicht mehr auf dem Sessel des Captains. Damit
wird eine Thematik aufgegriffen, die teilweise auch schon in
der Serie, vor allem aber im ersten Kinofilm behandelt wurde.
Im ersten Teil der Reihe, hatte Kirk auf ziemlich windige Art
Captain Decker das Kommando abgenommen. In diesem Film schafft
man es Kirks Wunsch nach einem eigenen Kommando darzustellen,
ohne Kirk dabei unsympathsich wirken zu lassen. Im Gegenteil
wirkt Kirk in diesem Film ausgesprochen menschlich. Dass es ein
Fehler war, die Beförderung zum Admiral zu akzeptieren, wird in
Gesprächen mit McCoy und mit Spock noch einmal auf den Punkt
gebracht.
Kirk zeigt sich dieses Mal mit Fehlern behaftet, der Dienst
hinter dem Schreibtisch hat ihn etwas einrosten lassen und er
braucht eine Weile bis er zu alter Form kommt. Als er bei der
ersten Begegnung mit der Reliant die Schilde nicht hochfährt,
begeht er einen schweren taktischen Fehler, welcher Scottys Neffe
das Leben kostet. Kirk hat sich außerdem nie dem Tod gestellt,
weil er ihn stattdessen überlistet hat, als er die Kobayashi Maru
Simulation umprogrammiert hat.
Kirks Probleme mit dem Älter werden, lassen ihn sympatisch
erscheinen.
Kirk bekommt mit Carol Marcus erneut eine alte Jugendliebe zur
Seite gestellt, ein Klischee, das bereits in der Serie sehr oft
vorkam. Erstaunlich mutig zeigen sich die Autoren, als sie Kirk
urplötzlich einen Sohn geben, von dem er nichts gewusst hat.
Nicht nur Kirks Charakter selbst, auch seine Handlungen als
Kommandant sind gut durchdacht und passen zu dem Kirk, den wir
aus 79 Folgen TOS kennen. Kirks Vorgehensweise erinnert oft an
die Serie, der ganze Film ist gespickt mit typischen
Kirk-Manövern und Bluffs, wie wir sie schon öfters erlebt
haben. Hier zeigt sich, dass das Star Trek-unerfahrene Team
Harve Bennett, Nicholas Meyer und Jack B. Sowards die
Charaktere offenbar besser kannte, als Gene Roddenberry selbst,
welcher sich ja größtenteils für den ersten Film verantwortlich
zeigte.
Kirk gegenüber gestellt wird Khan, ein aus der Serie bekannter
Bösewicht, der es schon dort in 45 Minuten geschafft hatte,
sich ins Gedächtnis der Zuschauer zu spielen. Als Metapher für
Khans Rache wird die Captain Ahab-Thematik aus Moby Dick
gewählt. Überhaupt ist der Film durchzogen von Shakespeare-,
Dickens- und Melville-Zitaten. Hier zeigt sich Nicholas Meyers
Vorliebe für klassische Literatur.
Ricardo Montalban der Khan, wie auch in der Serie spielt, ist
exzellent als Kirks Gegenspieler. Seine Auftritte sind zum Teil
sehr opernhaft-theatralisch und es ist vor allem ihm zu
verdanken, dass Khan als Kirks stärkster und beeindruckendster
Gegenspieler in Erinnerung bleibt, und sich auch im Vergleich
mit anderen Kinoproduktionen nicht zu verstecken braucht.
Spock und McCoy
Obwohl erst in der letzten Viertelstunde behandelt, ist Spocks
unerwarteter Tod vielleicht das wichtigste Handlungselement des
Films. Durch Spocks Tod bekommt das Geschehen im All einen
neuen, realistischen Anstrich, denn nicht immer kehren alle
wichtigen Figuren wohlbehalten zurück, während lediglich einige
unbedeutende Nebenpersonen oder Statisten ihr Leben lassen
müssen. Gleichzeitig ist natürlich in keinem anderen Genre die
Möglichkeit einer Wiederauferstehung so groß, wie in der
Science Fiction. Auch in diesen Film wurden, obwohl es Leonard
Nimoys ausdrücklicher Wunsch war, die Spock-Rolle an den Nagel
zu hängen, die Möglichkeiten für eine Rückkehr Spocks offen
gehalten.
Natürlich gab und gibt es viele, die hinter Spocks Tod einen
reinen PR-Gag vermuten, um Aufmerksamkeit auf den Film zu
lenken, doch PR-Gag hin oder her, gehört Spocks Tod zu den
besten Ideen der Kinofilme, beschert uns diese überraschende
Wendung doch wunderschöne Charaktermomente, die es ermöglichen
die Beziehung des Triumvirats noch einmal zu vertiefen. So
gehört die Abschiedsszene zwischen den liebgewonnen Charakteren
Kirk und Spock zu den bewegendsten und rührendsten Szenen, die
Star Trek je hervorgebracht hat. Ob die beiden Darsteller
Shatner und Nimoy sich nun mochten oder nicht, in dieser Szene
stimmt vor der Kamera einfach die Chemie zwischen den beiden
und beide Darsteller zeigen hervorragende Leistungen.
Gerade der für seine schauspielerischen Leistungen oft
gescholtene William Shatner, liefert mit diesem Film wohl seine
beste Leistung aller Zeiten ab. Er harmonisiert dieses Mal
ausgesprochen gut mit den anderen Darstellern und kann sich
auch neben dem brillianten Montalban sehen lassen. Auch Leonard
Nimoy leistet wieder einmal sehr gute Arbeit und schafft es bei
seiner Sterbeszene den Zuschauer zu Tränen zu rühren.
Dr. McCoy fügt sich in diesem Film gut in das Team ein, als
eigenständiger Charakter trägt er aber wenig bei, lediglich in
der sehr gut geschriebenen Geburtstagsszene mit Kirk, in dessen
Haus am Anfang des Films kann McCoy für sich alleine glänzen,
ansonsten geht er zwischen Kirk und Spock eher unter. Er darf
jedoch, wie für seinen Charakter üblich das Geschehen etwas
auflockern und etwas Humor einbringen. Seine Neckereien mit
Spock erreichen dabei erfreulicherweise wieder das Niveau, das
man aus der Serie her kennt. McCoys Darsteller DeForest Kelley
macht dabei seine Sache gut.
Die Nebencharaktere
Auch den meisten Nebencharakteren werden dieses Mal kleine bis
größere Momente zugestanden. Lediglich Sulu und Uhura gehen im
Film etwas unter und haben größtenteils nichtssagende Dialoge.
Scotty hingegen hat zwei äußerst bewegende Szenen, zum einen
als er mit seinem Neffen in den Armen auf die Brücke kommt
(auch wenn er rein logisch betrachtet, natürlich eher auf die
Krankenstation gehen sollte), zum anderen die gleich daran
anschließende Sterbeszene seines Neffen auf der Krankenstation.
James Doohan hat hier die seltene Gelegenheit zu zeigen, was er
kann.
Als Nebenrolle ist zunächst Lieutenant Saavik zu erwähnen, die
eine recht wichtige Rolle hat. Saavik wird von Kirstie Alley
gut und glaubhaft gespielt. Sie erscheint in manchen
Situationen für eine Vulkanierin sehr naiv, ansonsten kann ihr
Charakter aber überzeugen. In Star Trek III -
Auf der Suche nach Mr. Spock und Star
Trek IV - Zurück die Gegenwart wird Saavik von Robin Curtis
gespielt werden.
Kirks Sohn David wird von Merrit Buttrick ordentlich gespielt,
er hat noch einen kleinen Auftritt im dritten Teil der
Kinofilmreihe. Leider erfährt man über ihn recht wenig.
Ein Wiedersehen gibt es auch mit dem aus 11 TOS Folgen
bekannten Crewmitglied Kyle, welcher es inzwichen zum Commander
auf der Reliant geschafft hat. Er wird erneut von John Winston
gespielt.
Majel Barrett nahm ihre Rolle als Dr. Chapel nicht wieder auf,
da Paramount die Roddenberry-Ehefrau nicht dabei haben wollte.
Publikumsliebling Pavel Chekov wurde mit der Beförderung zum
ersten Offizier der Reliant eine ungewöhnlich große Rolle
zuteil. Walter Koenig hat damit wohl seinen größten Auftritt in
Star Trek. Er darf natürlich wieder einige seiner berühmten
Schreie zum Besten geben. Da Chekov in der ersten TOS Staffel
und damit auch in der Khan-Episode 1.22: Der schlafende Tiger noch nicht
in der Serie mitspielte, ergibt sich der oft erwähnte Fehler,
dass Khan ihn erkennt, obwohl er Chekov ja offensichtlich gar
nicht kennen kann. Walter Koenig war sich dieses Fehlers
durchaus bewusst, sagte aber absichtlich nichts, um nicht seine
ungewöhnlich große Rolle an George Takei zu verlieren.
Streng genommen, handelt sich auch nicht wirklich um einen
Fehler, schließlich kann Chekov schon früher an Bord gewesen
sein, ohne jedoch Brückendienst gehabt zu haben. Walter Koenig
scherzt inzwischen oft auf Conventions, dass Chekov in der
ersten Staffel "auf Deck 3 hinter dem Heizungsraum gedient hat,
die meiste Zeit aber wegen Raumkrankheit auf der Toilette
verbrachte". Als Khan dann an Bord der Enterprise war und
dringend auf die Toilette musste, fand er die Tür ewig
verschlossen vor. Als Chekov sie schließlich öffnete, sagte
Khan dann zu ihm: "Ihr Gesicht werde ich niemals vergessen!!!"
In Wirklichkeit wussten auch Harve Bennett und Nicholas Meyer
schon von Anfang an, dass es sich bei Khans Wiedererkennen von
Chekov um einen Fehler handelte, Gene Roddenberry hatte sie
darauf aufmerksam gemacht, doch man ignorierte diese
Kleinigkeit einfach, da beide der Meinung waren, das würde
keine große Rolle spielen, solange die Geschichte an sich gut
und spannend erzählt ist.
Die Fehler des Films
Dies ist auch bei weitem nicht der schwerwiegendste Fehler.
Viel gravierender ist es, dass die ganze Ausgangssituation des
Films wenig überzeugt.
Zunächst einmal ist es merkwürdig, dass die Sternenflotte es
nicht mitbekommen hat, dass Ceti Alpha VI einfach explodiert
ist, schließlich behauptete Kirk in der TOS-Folge 1.22: Der schlafende Tiger, man würde
Khan weiterhin im Auge behalten. Außerdem hätte die Reliant
beim Anflug mit ihren Sensoren doch bemerken müssen, dass hier
ein ganzer Planet einfach fehlt.
Unglaubwürdig ist es auch, dass die Enterprise nach den
Ereignissen in Star Trek - Der Film schon
wieder das einzige Raumschiff in Reichweite ist. Das letzte Mal
war die Enterprise in einem miserablen technischen Zustand,
dieses Mal hat man lediglich eine Trainingscrew bestehend aus
Kadetten an Bord, was auch nicht viel besser ist. Offenbar ist
die Erde noch immer völlig ungeschützt.
Die Director's Edition
Im Jahr 2002, 20 Jahre nach dem Kinostart des Films erschien
auf DVD ein Director's Cut des Films. Hier schafften es einige
Szenen wieder in den Film, welche vor dem Kinostart geschnitten
worden waren. Es handelt sich dabei um eher kleine Szenen, die
den Film insgesamt lediglich um 4 Minuten verlängern.
Hinzugekommen sind folgende Szenen:
- Ein Teil der Inspektion des Maschinenraums, es stellt sich heraus, dass Peter Preston Scottys Neffe ist (dies erklärt seine heftige Reaktion bei dessen Tod später)
- ein kleiner Teil des Gesprächs zwischen Chekov und Marcus als Chekov dem Dr. verkündet, dass die Reliant den Befehl hat, alle Genesis-Daten an sich zu nehmen
- ein kleiner Teil der darauf folgenden Lagebesprechung auf der Regula 1-Station
- ein Teil der Besprechung in der Kirk, Spock und McCoy erklärt, was Genesis ist
- ein Teil der Szene auf der Krankenstaion, als Scottys Neffe stirbt
- ein kleiner Teil der Szene in der Genesis-Höhle
- eine kleine, 5-Sekunden Szene, in der Kirk seinem ersten Offizier Spock erzählt, dass David sein Sohn ist.
- ein Teil der Szene auf der Brücke vor dem Gefecht im Mutara-Nebel, als Spock seiner Schülerin das menschliche Ego erklärt.
Die Synchronisation
Die deutsche Version fällt zunächst vor allem durch einige
Änderungen bei den Synchronstimmen auf. Die
Originalsynchronsprecher von McCoy und Uhura waren einige
Monate vor Erscheinen des Films gestorben, weswegen man hier
neue Sprecher verpflichten musste. Auch Kirk erhielt eine neue
Stimme, weil man offensichtlich befürchtete der viel
beschäftigte Gert-Günther Hoffmann wäre zu teuer, weswegen man
ihn dann auch gar nicht erst fragte. Die 4 anderen
Hauptpersonen erhielten die selben Sprecher wie im ersten Film,
womit die deutschen Stimmen im einzelnen wie folgt besetzt waren:
Klaus Sonnenschein (Kirk), Herbert Weicker (Spock), Christian
Rode (McCoy), K.E. Ludwig (Scotty), Elmar Wepper (Chekov),
Joseline Gassen (Uhura), Helmut Gauß (Sulu). Etwas störend auf
das Verständnis des Films wirkt sich natürlich mal wieder die
Synchronisation der Originalserie aus, da es diese nicht
unbedingt gut gemeint hat mit der Episode 1.22: Der schlafende Tiger, auf der
der Film beruht. Zum Beispiel waren in der deutschen Version
der TV-Episode die eugenischen Kriege in die Jahre 2092-2096
verlegt worden, während sie hier im Film originalgetreu in den
Jahren 1992-1996 stattfanden. Auch von der Heirat zwischen Khan
und Marla McGivers erfuhr man in Deutschland nichts, weswegen
man Khans Hinweis auf seine Frau im Film nicht kapiert.
Ansonsten haben sich die üblichen kleinen
Synchronisationsfehler eingeschlichen. Zum Beispiel heißt es
nun plötzlich Nachrichtensystem statt Kommunikationssystem.
Außerdem wurde die Sternzeit falsch übersetzt. Völlig
blödsinnig ist die Übersetzung der Dienstanweisung: "Wenn
während eines Gefechtes Nachrichten übertragen werden, sind
verschlüsselte Meldungen in jedem Fall untersagt." Das ist
natürlich kompletter Stuss, Kirk hatte ja soeben noch
verschlüsselte Nachrichten mit Spock ausgetaucht. Im Original
heißt es dagegen auch, dass unverschlüsselte Nachrichten
untersagt sind.
Interessant ist auch Spocks Aussage: "Wir sind manövrierunfähig
unterhalb des C-Deck.". Der deutsche Zuschauer darf hier
rätseln, was mit dieser Aussage wohl gemeint sein könnte. Im
Original bezieht sich Spocks Satz auf die Turbolifte, die Kirk
soeben betreten möchte. Spock sagt sie seien außer Betrieb und
meint dann, dass man über das C-Deck trotzdem zur Brücke
gelangen kann.
In der Special Edition mussten die zusätzlichen Szenen neu
synchronisiert werden, da die ursprüngliche Synchronisation nur
die gekürzte Kinofassung beinhaltete. Hierfür wurden die
Sprecher Klaus Sonnenschein (Kirk), Norbert Gescher (Spock),
Christian Rode (McCoy) und Kaspar Eichel (Scotty) verwendet. Die
3 anderen Hauptpersonen hatten keine neuen Szenen. Obwohl bei
zwei der vier Hauptpersonen wieder die gleichen Sprecher
engagiert wurden, merkt man den Unterschied doch deutlich, da
die Stimmen inzwischen 20 Jahre gealtert waren.
Fazit
Die endgültige Bewertung des Films ist schnell erledigt.
Die Spannung des Films lässt kaum zu wünschen übrig, es kommt
in den ganzen 111 Minuten keinerlei Langeweile auf. Mehr kann
man nicht erwarten.
Obwohl der Film mit einem für eine Kinoproduktion lächerlich
kleinen Budget von 11 Millionen Dollar (der erste Kinofilm
hatte fast das vierfache gekostet) auskommen musste, wurde
vor allem das abschließende Gefecht zwischen der Reliant und
der Enterprise im Mutara-Nebel brilliant inszeniert. Dabei ist
besonders erfreulich, dass man bei dieser Schlacht, die an
U-Boot Filme erinnert, ausnahmsweise Mal in 3 Dimensionen
gedacht hat und nicht wieder eine zweidimensionale
Weltraumschlacht inszenierte. Nicht nur die finale Schlacht,
auch die übrigen Effekte sind durchaus gelungen und angesichts
des knappen Budgets sicher erste Sahne. Lediglich das
Innenleben der Enterprise wirkt ein wenig billig, kann aber
trotzdem überzeugen.
Die Handlung des Films ist ohne Frage sehr gut. Dem Film liegt
ein gutes Skript mit viel Charme und Humor zu Grunde. Durch
viele gelungene Charaktermomente wird der Film abgerundet,
dabei sind die Figuren und ihre Beziehungen untereinander wohl
durchdacht.
Alles in allem eine äußerst gelungene Fortsetzung einer
Geschichte aus der Originalserie. Das erste Highlight der
Kinofilmreihe.
Bewertung von |
Punkte |
Zusammenfassung |
Matthias Weber |
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Weniger ambitioniert als Teil 1, aber unterhaltsamer, denn je.
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