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3.16 Auf ärztliche Anweisung
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Doctor's Orders
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von Sebastian Däs
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Episodenbeschreibung
Doktor Phlox wandert allein mit Porthos durch die verlassenen Gänge der Enterprise. Der Rest der
Crew befindet sich in einem künstlichen Tiefschlaf und der Denobulaner erzählt seinem Freund Dr. Lucas
in einem Brief, wie es zu dieser ungewöhnlichen Situation kam:
Auf dem Weg nach Azati Prime stieß die Enterprise auf ein erneutes Hindernis: Eine weitere transdimensionale
Verzerrung, die direkt im Kurs lag, versperrte den Weiterflug. Ungewöhnlicherweise war sie erst vor Kurzem
aufgetaucht - genau im richtigen Moment um die Mission der Enterprise zu stören. Ein Durchfliegen hätte tödliche
Folgen für die Crew gehabt und Archer wollte keine zweiwöchige Verzögerung für das Umfliegen der Verzerrung
in Kauf nehmen. Da die Anomalie den Neokortex der Menschen stört, schlug Phlox vor, einfach alle ins Koma zu
versetzen und 4 Tage lang direkt durch den verzerrten Raum zu fliegen. Der Captain stimmte zu und weil Phlox
als Denobulaner von den Auswirkungen verschont bleibt, erhielt er die Aufgabe, das Schiff zu überwachen. Travis
und Trip gaben ihm hierfür kurze Einführungen in die Navigation und die Maschinensteuerung - falls bei der
automatischen Steuerung des Computers etwas schief gehen würde. Schließlich versetzte er die gesamte Crew in
einen Tiefschlaf, besonders Captain Archer bekräftigte am Ende noch mal, wie sehr er dem Doktor vertraut.
Mittlerweile scheint sich Phlox an die Einsamkeit an Bord etwas gewöhnt zu haben und nutzt seine Freizeit voll aus:
Er joggt mit Porthos durchs Schiff und schaut sich alte Filme in der Messe an. Doch schon bald wird die Situation für
ihn unangenehmer, er hört plötzlich mysteriöse Geräusche. In seinem Brief erklärt er, dass er als Denobulaner an
große Menschenmassen gewöhnt ist, und so die Einsamkeit keineswegs schätzt. Als die Geräusche zunehmen folgt er
ihnen in einen Frachtraum. Er erschrickt vor einem Schatten, der sich als T'Pol herausstellt. Die Vulkanierin ist auch
gegen die Auswirkungen der Anomalie immun, hat aber die vergangene Zeit in ihrem Quartier zur Meditation verwendet.
Da Phlox etwas angespannt ist und sich nach Gesellschaft sehnt, willigt sie ein mit ihm zu essen.
Beim Dinner erzählt Phlox, dass es auf Denobula eigentlich nur Großstädte gibt, weil die Denobulaner die gemeinschaftliche
Atmosphäre sehr schätzen. T'Pol ist in dieser Hinsicht das genaue Gegenteil, für sie war es schon schwer mit 80 Leuten auf
der Enterprise zu leben. Die Vulkanierin schlägt dem Doktor vor, sich auszuruhen, denn die Isolation könnte auch Halluzinationen
hervorrufen.
Später setzt Phlox seine Kontrollgänge durchs Schiff fort und prüft den Zustand der schlafenden Crew. Er hört wieder
Geräusche und entdeckt plötzlich einen Xindi-Insektoid in Hoshis Quartier, der zum Angriff übergeht. Der Doktor flieht
in Panik und erklärt kurz darauf T'Pol, dass Xindi an Bord sind. Er glaubt nicht, dass er unter Halluzinationen leidet, doch
als sie später keine Spur von Xindi an Bord finden, beginnt er langsam an sich selbst zu zweifeln. Nachdem er eine entstellte
Hoshi gesehen hat und die Vision kurz darauf wieder verschwindet, muss er sich eingestehen, dass die Verzerrung wohl
doch Einfluss auf sein Gehirn hat.
Auch T'Pol blieb nicht verschont und steht kurz davor, die Kontrolle über ihre Emotionen zu verlieren. Doch es kommt
noch schlimmer: Die Weltraum-Verzerrung scheint sich ausgedehnt zu haben, und die Enterprise kommt nicht so schnell
wie erwartet aus ihr heraus. Um der Anomalie zu entfliehen muss das Schiff auf Warp gebracht werden, obwohl Tucker
ausdrücklich davor gewarnt hat. Im Maschinenraum kann sich T'Pol kaum noch konzentrieren und verliert allmählich
komplett die Kontrolle. Phlox ist auf sich allein gestellt und kann erst nach einigen kritischen Fehlschlägen den Warpantrieb
aktivieren. Die Enterprise verlässt die Anomalie und kehrt in den sicheren Weltraum zurück.
Langsam beginnt der Doc die Crew wieder aufzuwecken. Doch als er T'Pol zu ihrem Quartier bringt und sich für ihre Hilfe
bedankt, macht er eine erstaunliche Entdeckung: Die Vulkanierin liegt im Koma in ihrem Bett, genau wie er sie vor vier Tagen
zurückgelassen hat. Offenbar war seine Helferin auch nur eine von seinen Halluzinationen…
Bewertung
Endlich bekommen wir nach längerer Zeit wieder eine Phlox-Episode geboten, die in einigen Punkten doch recht
überzeugen kann. Leider gibt es auch einige strukturelle Schwächen und man kopiert so unverschämt die Voyager-Folge
"Eine", dass es schon fast an ein Remake grenzt.
Der Doktor kam in der Vergangenheit ohne Zweifel zu kurz, das brillante Spiel von John Billingsley beweist dies wieder
einmal eindeutig. Insgesamt zählen die Verkörperung von Phlox, die gelungene Thriller-Atmosphäre und der überraschende
Schlussgag zu den positiven Aspekten dieser Folge. Dass T'Pol eigentlich eine der Halluzinationen ist, dürften nach der
unspektakulären Innovation der letzten Zeit die wenigsten gleich durchschaut haben. Dies tut der Folge auch sehr gut, denn
besonders im Mittelteil wird man das Gefühl nicht los, dass es allzu vorhersehbar wird. Die Einbeziehung von einem Brief an
Dr. Lucas mag eine nette Hommage an "Lieber Doktor" sein, doch sie ist eher überflüssiges Mittel zum Zweck. Sie ermöglicht
im Grunde nur die zeitlichen Rückblicke am Anfang und die Voice-Over von Phlox. Dramaturgisch hat Chris Black leider wieder
das 08/15-Schema über die Folge gelegt: Langsamer Spannungsaufbau, eine spannende Wendung und ein dramatisches
Schlussproblem.
Auch wenn das Zuschauen wirklich Spaß macht, muss die 1:1 Kopie einer bereits vorhandenen Idee wirklich nicht sein. Sicher
kann man bei mittlerweile über 500 Star Trek Folgen nicht immer das Rad neu erfinden, doch die Konkurrenz zeigt auch gewagte
neue Ideen und für diese Kreativität werden die Autoren schließlich bezahlt. Es kommt noch hinzu, dass das Original um einiges
besser ist: "Eine" war in sich runder, Sevens Probleme mit der Einsamkeit als ehemalige Borg-Drohne waren viel logischer.
Hier hat man die sozialen Bedürfnisse der Denobulaner etwas aus dem Hut gezaubert. Wegen dem unverschämten Mangel
an Innovation also zusätzlich ein Punkt Abzug bei der Handlung, das ergibt am Ende drei Punkte.
Trotzdem sollte man "Auf ärztliche Anweisung" nicht schlechter machen, als es eigentlich ist. Für den Zuschauer bleibt es zu jeder
Zeit trotzdem spannend, von Langeweile kann gar keine Rede sein. Man fühlt mit Phlox mit, rätselt auch weiter und erfährt
nebenbei wieder viel Neues über die Kultur der Denobulaner. Die "Nacktszenen" mit Phlox in der Krankenstation sind entspannend
witzig, das Zusammenspiel mit Porthos funktioniert perfekt. Eine gute Wertung für die Spannung also.
Die Spezialeffekte sind nicht der Rede Wert, aufgrund der Natur der Episode aber auch nicht relevant. Die Visualisierung
der Verzerrung ist ebenso routiniert wie das Xindi-Insekt aus dem Computer.
Roxann Dawson (Voyagers "B'Elanna Torres) führte hier nach "Doppeltes Spiel", "Vox Sola",
"Todesstation", "Morgengrauen", "Kopfgeld", "Exil" und "Das auserwählte Reich" schon zum achten
Mal Regie und verdient ein besonderes Lob. Eine lange Kamerafahrt auf Phlox und T'Pol bringt z.B. die Einsamkeit
perfekt rüber, auch sonst kann man ihre Arbeit bei dieser kostengünstigen "Bottle Show" nur bewundern. Das nächste
Mal nimmt sie in "E²" im Regiestuhl Platz.
Zwar bewegt man sich - vom Ende abgesehen - die meiste Zeit auf sehr seichtem Niveau, doch Phlox' Charakter macht
das wieder wett. Am Ende trotzdem eine sehenswerte Dreiviertelstunde, die ständig unterhält und nie langweilig wird.
Lediglich das Recycling im eigenen Franchise nervt.
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Spannung
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SFX
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Handlung
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Gesamt
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Zusammenhänge
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Die Raumverzerrung die man antrifft ist der aus "Der Vorbote"
ähnlich und könnte von den Erbauern der Spähren verursacht worden sein.
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Phlox schrieb schon in "Lieber Doktor" einen Brief an Dr. Lucas.
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In "Exil" erklärt Phlox, dass Halluzinationen bei den Denobulanern
wegen des Stressabbaus als gesund angesehen werden.
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Die gesamte Episode wirkt aufgrund des Plots wie ein modernes Remake der gar nicht so alten
Voyager-Folge "Eine". Dort war Seven ganz alleine
und halluzinierte.
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Wertung:
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