Episodenbeschreibung
Sisko und Bashir sind inmitten des Bell-Aufstandes gelandet. Sie versuchen das Leben der
Geiseln zu beschützen, doch das stellt sich als sehr schwierig heraus, denn einige der
Aufständischen wollen ihre Wut an den Geiseln auslassen. Sisko gelingt es mit Webbs Hilfe
Aufpasser zu besorgen, denen man vertrauen kann. Als sie mit Hilfe ihres Terminals über
das Fernsehen auf ihre Situation aufmerksam machen wollen, wird ihnen der Zugang
gesperrt und Detective Preston nimmt Kontakt für Verhandlungen mit ihnen auf. Webb nennt
die Forderungen, nämlich die Auflösung der Schutzzonen und das Inkraftsetzen der
Arbeitsgesetze. Während Preston die Forderungen weiterleitet, versucht Bashir die Sperre
des Zugangs für das Fernsehterminal zu überwinden. In den Geschichtsunterlagen steht,
dass die Aufständischen die Sperre überwinden und mit Hilfe des Fernsehens auf
ihre Sitaution aufmerksam machen konnten.
Inzwischen versucht Dax mit Hilfe ihres Freundes Christopher Brynner einen Weg in die
Schutzzone hinein zu finden.
Kira und O'Brien beamen inzwischen in die verschiedenen Zeitepochen, in denen Sisko
und die anderen gefangen sein könnten, um dort nach Restspuren der Chronitonpartikel
zu suchen. Sie bleiben jedoch zunächst erfolglos.
Detective Preston kann inzwischen berichten, dass man die Teilnehmer am Aufstand nicht
anklagen wird, wenn sie die Geiseln freilassen, mehr kann sie jedoch nicht anbieten.
Sie gibt Sisko und Webb außerdem zu verstehen, dass man die Schutzzone stürmen wird,
wenn sich das Geiselproblem nicht bald friedlich lösen lässt.
Inzwischen ist Dax durch die Kanalisation in die Schutzzone gekommen. Obwohl sie auf
diesem Weg auch alle drei wieder hinauskommen könnten, bleiben Sisko und Bashir, um
das Leben der Geiseln zu retten. Dax verlässt die Schutzzone wieder und spricht mit
Brynner. Er ist bereit, seinen Netzzugang zu geben, damit die Bewohner der Schutzzone
im Fernsehen auf sich aufmerksam machen können. Dies gelingt auch. Während viele
Bewohner der Schutzzone sich im Fernsehen als ganz normale Menschen, die nur Pech
hatten, vorstellen, schauen mehrere Millionen Menschen zu. Dann gibt es erste
Anzeichen dafür, dass die Schutzzone gestürmt wird. Sisko und Bashir bringen die
Geiseln in einen sicheren Raum. Bei dem Angriff werden Webb und alle anderen
Geiselnehmer getötet. Als ein Mitglied des Einsatzkommandos eine Geisel für einen
Angreifer hält und diese erschießen will, wirft sich Sisko in die Schusslinie.
Er wird jedoch nicht sonderlich stark verwundet. Das Einsatzkommando rückt ab und
die Wachmänner, die zu den Geiseln gehörten, übernehmen die Lage. Sie gehen mit
Sisko und Bashir auf die Straße. Dort liegen überall tote Menschen, welche gegen
die Erstürmung der Schutzzone gekämpft haben. Die Wachmänner sind entsetzt von
dem, was sie da sehen. Sie lassen Sisko und Bashir gehen und versprechen, allen
Menschen die sie treffen, zu erzählen, was in der Schutzzone passiert ist.
Inzwischen haben Kira und O'Brien die richtige Zeitepoche gefunden. Sie kehren mit
Sisko, Dax und Bashir an Bord der Defiant zurück. Die Zeitlinie wurde wieder
hergestellt, allerdings befindet sich in den Datenbanken der Föderation über den
Aufstand statt des Bildes von Gabriel Bell, nun ein Bild von Sisko.
Bewertung
Der zweite Teil von "Gefangen in der Vergangenheit" kümmert sich weniger um die
weitere Erörterung des Themas, welches hinter der ganzen Doppelfolge steht, nämlich
was passieren kann, wenn man versucht soziale Probleme zu ignorieren. Dies wurde
auch im ersten Teil bereits relativ umfassend gemacht und es wäre kaum ratsam
gewesen, es im zweiten Teil einfach noch mal zu wiederholen. So konzentriert
sich der zweite Teil mehr auf das Vorantreiben der Handlung, was ihm auch gelingt,
denn die Ereignisse in der Vergangenheit werden auf sehr spannende und routinierte
Weise fortgeführt.
Der Reiz der gesamten Doppelfolge besteht vor allem darin, Sisko, Bashir und auch
Dax in der fremden Umgebung agieren zu sehen. Bashir und Sisko sind sogar in der
ungewohnten Rolle von Geiselnehmern. Das war letztendlich schon immer eine Stärke
der Serie. Es ist weniger die Situation selbst, die für die Macher der Serie
wichtig ist und in den Vordergrund gestellt wird, sondern vielmehr die Reaktionen
der Charaktere auf eine bestimmte Situation. Man hat den Eindruck,
dass sich die Autoren vor jedem neuen Drehbuch fragen, wie unsere Offiziere mit
der neuen Situation umgehen, oder wie sie reagieren werden.
Lobenswert ist, dass im zweiten Teil sowohl den Geiseln, als auch den Geiselnehmern
ein Hintergrund gegeben wird. Dabei wird zwar das eine oder andere Klischée
gestreift, aber darüber kann man großzügig hinwegsehen, da die Geschichte
trotzdem noch gut erzählt ist.
Die Folge verbindet ihren aussagekräftigen ersten Teil mit einem starken,
bildgewaltigen und tragischen Schluss im zweiten Teil. Die vielen Opfer in der
Schutzzone, die einfach auf der Straße liegengelassen werden, sprechen für sich,
ohne dass auf Seiten der Akteure noch viele Worte gewechselt werden müssen.
Dax ist auch in diesem zweiten Teil lange Zeit etwas fehl am Platz im 21. Jahrhundert.
Sie hat eigentlich nicht so richtig viel zu tun. Erst am Ende des zweiten Teils
bekommt sie dann auch eine Aufgabe und wird sinnvoll in die Handlung eingebunden,
indem sie es mit Hilfe ihres neu gewonnenen Freundes, Christopher Brynner, ermöglicht,
dass die Bewohner der Schutzzone im Fernsehen auftreten können. Leider wird Brynners
weiterer Werdegang am Ende mit keiner Silbe mehr erwähnt.
Fraglich ist, warum es eine Schwierigkeit darstellt, dass man zu wenige Chronitonpartikel
hat, um alle Zeitepochen, in denen Sisko und die anderen sein könnten, aufzusuchen.
Bereits in den TOS Folgen 1.19: Morgen ist gestern und
2.26: Ein Planet, genannt Erde (und später auch
im Kinofilm "Star Trek IV- Zurück in die Gegenwart") machte die Enterprise nur mit
der Antriebskraft ihrer Warptriebwerke einen Zeitsprung. Wenn der Defiant die
Chronitonpartikel ausgegangen wären, hätte man doch einfach auf diese Weise in
die Vergangenheit gelangen können, vor allem da die Technik seit Kirk ja sicher
nochmal eine große Entwicklung durchgemcht hat und man mit der Defiant wahrscheinlich
noch viel genauer bstimmen kann, zu welchem Zeitpunkt man in der Vergangenheit landet.
Die Zeitsprünge aus der Zeit der Classic-Serie sind in den neuen Star Trek Serien
aber allgemein in Vergessenheit geraten. Schon in der TNG Folge
5.26 + 6.01: Gefahr aus dem 19. Jahrhundert machte
man sich diese Technik nicht zunutze. Auch in Voyager ignorierte man in der Folge
3.08 + 3.09: Vor dem Ende der Zukunft die
Möglichkeit, auf diese Weise in der Zeit zu reisen.
Sisko hatte wohl ziemlich Glück, dass der Bell-Aufstand im Jahr 2024 stattfand, denn
so konnte er mit Hilfe des Fernsehens auf die Situation in den Schutzzonen aufmerksam
machen. Nach dem Jahr 2040 wäre dies nicht mehr möglich gewesen, da wir von Data
seit der TNG-Folge 1.26: Die neutrale Zone wissen,
dass das Fernsehen seit 2040 keine Bedeutung mehr hat.
Es ist immer wieder eine Freude zu sehen, mit welcher Liebe zum Detail bei Deep Space
Nine gearbeitet wird. Die Szenen, in denen O'Brien und Kira in der Vergangenheit
materialisieren um nach Sisko und den anderen zu suchen, dauern immer nur wenige
Sekunden, trotzdem hat man viel Geld investiert, um mit Kulissen und Kostümen die
Zeitepochen zu repräsentieren. Zum Beispiel steht in einer Szene ein Oldtimer im
Vordergrung. In einer anderen Szene (übrigens der humorvolle Höhepunkt der Folge)
materialisieren die beiden in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts und treffen auf
ein Pärchen, welches zweifellos der Hippiebewegung angehört. Im Hintergrund, sieht
man ein Poster, welches mit viel Detailverliebtheit im Stil der 60er Jahre gemalt
wurde. Auf dem Poster wurden übrigens einige In-Jokes eingebaut. Der Titel lautet
nämlich "Berman's Rainbow Dreamers at the Behr-Theater". Gemeint sind natürlich
die Produzenten Rick Berman und Ira Steven Behr.
Neben dem eher ernsten Rest der Folge gibt es auch noch eine weitere sehr lustige
Szene, als Bashir und Dax ihren Kommunikator von einem paranoiden Verrückten
wiederholen müssen, welcher glaubt, er werde von Außerirdischen verfolgt. Dax
gesteht dem Mann, dass sie auch eine Außerirdische ist, allerdings gehöre sie zu
den Guten.
Alles in allem steht der zweite Teil dem ersten Teil in nichts nach, auch wenn
dieses Mal mehr die Handlung im Vordergrund steht. Der gesamte Zweiteiler ist
Fernsehunterhaltung vom Feinsten.
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