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Episodenbeschreibung
Odo hat seine Heimat gefunden! Nachdem er mit Kira von der Defiant
entkommen konnte, die von Jem'Hadar geentert wurde, waren sie zum
Omarion-Nebel geflogen und hatten auf einem Planeten eine Art See entdeckt,
der scheinbar aus Formwandlern besteht - eine weibliche Formwandlerin war
herausgestigen und hatte Odo mit den Worten: "Willkommen zu Hause" begrüßt.
Die weibliche Formwandlerin erzählt Odo, dass er die Heimatwelt verlassen
habe, kurz nach dem er "neu geformt" (also geboren) wurde. Außerdem
erläutert sie, dass die Gesellschaft der Formwandler die "Große
Verbindung" genannt wird und deutet dabei auf den See. Sie nimmt Odos Hand
in ihre und beide verflüssigen sich bis zum Oberarm - sie sind verbunden.
Dies ist für Odo eine völlig neue Erfahrung, die ihn sehr berührt.
Auch Sisko und Bashir sind in einem Shuttle entkommen, werden jedoch von einem
Traktorstrahl erfasst. Doch sie werden von O'Brien und Dax begrüßt, die
erzählen, dass sie schnell zu DS9 zurückkehren sollen, denn es scheinen
große Dinge zu geschehen.
Währenddessen sitzen Odo und Kira allein in einer Art schön beleuchtetem
Garten. Die weibliche Wandlerin erzählt, dass aufgrund ihrer Geschichte die
Formwandler den Kontakt mit den "Solids" (alle, die nicht ihre Form ändern
können) vermeiden und deshalb in Isolation leben. Kira will zum Shuttle
und versuchen mit Sisko Kontakt aufzunehmen, doch die Wandlerin verbietet
ihr dies aus Angst, die Nachricht könnte zurückverfolgt werden. Dann
empfiehlt sie Odo, sich in so viele Gegenstände aus dem Arboretum zu
verwandeln wie möglich - dadurch würde er die Dinge besser verstehen. Sie
kündigt an, dass er bald seinen Platz in der Großen Verbindung einnehmen
kann. Nachdem sie gegangen ist, erklärt Kira Odo, dass sie mithilfe eines
Tricks aus ihrer Widerstandszeit den Subraum-Kontaktversuch zu Sisko tarnen
wird.
Sisko wird auf DS9 von Admiral Nechayev begrüßt. Sie erklärt, dass eine
Delegation von Gründern derzeit mit der Föderation und anderen wichtigen
Mächten des Alphaquadranten einen Vertrag aushandelt. O'Brien erzählt, dass
Jadzia und er von den Jem'Hadar an die Gründer ausgeliefert wurden, welche
sie dann schnell überzeugen konnten, dass sie Frieden wollen. Sisko stellt
jedoch die Frage in den Raum, ob den Gründern getraut werden kann.
Sisko trifft dann auf Borath, der aussieht, als sei er von derselben Rasse
wie Eris - jene Frau, die sich erst kürzlich als Spionin des Dominions in
den Föderationsraum einschleichen wollte. Borath stellt sich als ein
Gründer vor und bittet um Verständnis für die Lage seines Volkes, welches
sich von Eindringlingen in ihrem Territorium bedroht fühlte und sich
deshalb verteidigt habe. Sisko ist vorsichtig und geht nicht weiter darauf
ein, sondern fragt stattdessen, wie es nun weitergehen solle. Borath
erklärt, dass sie das Angebot der Föderation, Frieden zu schließen,
annehmen würden.
Bashir unterhält sich mit Garak, der meint, aus dem ehemaligen Feind, dem
Dominion, könnte bald eine Art gefährlicher Freund werden. Da treffen die
beiden auf Subcommander T'Rul, die verärgert berichtet, dass man das
Romulanische Imperium von den Verhandlungen mit dem Dominion ausgeschlossen
hat. Sollte der Vertrag ohne die Romulaner unterzeichnet werden, werde es
Krieg geben.
Kira versucht derweil im Shuttle eine Verbindung mit Sisko aufzubauen.
Doch wegen einer Interferenz aus einer unterirdischen Energiequelle will
dies nicht gelingen.
Auf DS9 erklärt Admiral Nechayev Sisko, dass die Gründer die Romulaner
nicht bei den Verhandlungen dabei haben wollten, da diese einen
zerstörerischen Einfluss hätten. Sisko ist skeptisch, denn die Cardassianer
sind schließlich auch dabei. Aber Admiral Nechayev freut sich, denn die
Romulaner hätten gegen die neue Allianz sowieso keine Chance.
Auf dem Planeten der Formwandler erzählt Odo der weiblichen Wandlerin, dass
er eigentlich recht gute Erfahrungen mit Humanoiden gemacht hat und hebt
Kira als positives Beispiel hervor. Doch seine Gesprächspartnerin erklärt
ihm, dass die allgemeinen Erfahrungen mit den "Solids" schlecht sind: Sie
misstrauen den Formwandlern, jagen und töten sie. Darum hat man sich in die
Isolation zurückgezogen. Um aber trotzdem Neues über die Galaxie zu
erfahren, wurden 100 Formwandler-Kinder ausgesandt und genetisch so
programmiert, dass sie ihren Weg nach Hause zurückfinden würden. Am Ende
des Gesprächs beginnen die beiden wieder, sich zu verflüssigen, aber
diesmal berühren sie sich nicht nur an den Händen, sondern verschmelzen
komplett miteinander.
Kira ruft im Garten nach Odo und als dieser sich nicht zeigt nimmt sie an,
er sei irgendeiner der Gegenstände in der Nähe und erklärt, dass sie die
Quelle der Interferenzen finden will. Bald entdeckt sie eine merkwürdige
Tür in einer Felswand. Sie wundert sich - wozu brauchen Formwandler eine
Tür?
Auf DS9 hören Bashir und O'Brien von Quark, dass die Friedensverhandlungen
wohl bald abgeschlossen sein werden. Quark findet die Jem'Hadar gar nicht
übel, denn sie scheinen das Spieler-Gen zu haben. Er hat die Vision, dass
alle Rassen friedlich miteinander leben und gemeinsam an seinen
Dabo-Tischen spielen. Plötzlich wird O'Brien von einem Jem'Hadar
angerempelt. Es kommt zu einer Prügelei, und obwohl O'Brien sich nicht
gegen den Jem'Hadar wehrt, meint Quark, es sei nötig O'Brien an seine eben
erwähnte Vision zu erinnern. Dr. Bashir geht dazwischen, als Commander
Eddington dazu kommt, der sich in Bashirs Namen schnell entschuldigt und
den Jem'Hadar unbehelligt gehen lässt. Dr. Bashir ist wütend, doch
Eddington erklärt ihm, dass man den Jem'Hadar einen großen Spielraum lassen
müsste; sie bräuchten noch Zeit, sich an die neue Situation zu gewöhnen.
Sisko erzählt seinem Sohn, dass er sich ausgeschlossen fühlt, weil die
Verhandlungen mit dem Dominion hinter verschlossenen Türen laufen. Jake
vermutet, dass da irgendwas vorgeht, da kommt Dax herein und beschwert
sich, dass sie versetzt werden soll. Dann meldet sich Bashir, der von dem
Vorfall mit dem Jem'Hadar berichten will.
Schließlich stürmt Sisko wutentbrannt zu Admiral Nechayev, die gerade mit
Borath spricht und mit dem Ergebnis der Verhandlungen herausrückt: Die
Föderation wird sich aus diesem Sektor zurückziehen, das Dominion wird
zukünftig die Station betreiben und auch für Bajor sowie das Wurmloch
zuständig sein - ohne dass man dies mit den Bajoranern besprochen zu haben
scheint. Dies sei der Preis für den Frieden. Sisko kann es kaum fassen und
wirft Admiral Nechayev vor, dass er diesen Preis unverschämt hoch
findet. Was bekommt die Föderation dafür? Borath erklärt arrogant, die
Gegenleistung sei die Freundschaft des Dominions, dies sei doch wohl genug.
Admiral Nechayev verspricht Sisko eine Beförderung. Doch der lässt sich
nicht blenden sondern will mit dem Verhandlungsteam der Föderation direkt
sprechen, um die Vertragsunterzeichnung noch zu verhindern. Doch dafür ist
es schon zu spät. Borath gratuliert Sisko scheinheilig, denn man stehe
jetzt am Beginn einer neuen Ära, und er, Sisko, habe dies mit ermöglicht.
Odo hat inzwischen die Erfahrung gemacht, wie es ist als Vogel zu fliegen.
Er wird wohl auf dem Planeten der Formwandler bleiben, aber Kira bittet ihn
um Hilfe bezüglich der Tür. Auch er wundert sich: Da Formwandler nur ungern
eine humanoide Form annehmen, fragt er sich, für wen die Tür gut sein soll.
Auf DS9 will sich Garak von Sisko verabschieden, bevor dieser abreist. Er
ist jedoch der Meinung, dass man sich bald wiedersehen wird: Bajor plane,
zusammen mit den Romulanern gegen die Jem'Hadar zu kämpfen. Als Alliierte des
Dominion müsse man wohl an dessen Seite gegen Bajor antreten. Garak
offenbart Sisko, dass er mit dem Vertrag ebensowenig einverstanden ist wie
er und meint, man könne leider nichts dagegen tun, da Sisko ja seine
Befehle habe und Garak wohl kaum gegen das Zentralkommando handeln könnte.
Es schwingt allerdings auf beiden Seiten der unausgesprochene Wunsch mit,
doch etwas zu tun. Da kommt T'Rul in Panik fliehend den Gang entlang gerannt,
doch sie wird von Jem'Hadar erschossen. Sisko kämpft gegen die Jem'Hadar,
doch diese überwältigen ihn ziemlich schnell.
Etwas später betreten Dax, Bashir und Garak das Sicherheitsbüro, wo statt
Odo jetzt Eddington sitzt, welcher sie nicht zu Sisko - offenbar in Haft -
lassen will. Garak betäubt ihn mit einem Hypo-Spray und so kann Sisko
befreit werden. Dax erklärt, dass Chief O'Brien mit einem Shuttle, voll
beladen mit Photonen-Torpedos, bereits wartet. Der Plan: Den Eingang des
Wurmlochs kollabieren lassen und damit das Dominion auf der anderen Seite
halten. Bashir merkt an, dass alle Beteiligten ihre Karriere bei der
Sternenflotte wohl vergessen können, doch Garak meint, in der aktuellen
Situation seien solche Überlegungen eher nebensächlich.
Odo versucht inzwischen, die merkwürdige Tür mit seinen Fingern zu öffnen,
in dem er diese flüssig werden und in drei schlossartige Löcher gleiten
lässt.
Sisko, Dax, Bashir und Garak werden auf dem Weg zum Shuttle von zwei
Jem'Hadar gestoppt, doch Garak reagiert geistesgegenwärtig und tut so, als
wären die drei anderen seine Gefangenen. Er verwickelt die Jem'Hadar in ein
Gespräch und feuert dann plötzlich seinen Phaser auf sie ab. Doch ein
dritter Jem'Hadar trifft Garak tödlich. Dax wehrt noch mehrere Verfolger
mit Phaserschüssen ab, dann erreichen sie das Shuttle und starten. Admiral
Nechayev befiehlt die Umkehr, doch Sisko weigert sich. Borath droht mit den
Jem'Hadar, doch Sisko meint, dass die Jem'Hadar sich lieber darauf
einstellen sollten, für die nächsten 70 Jahre keine Verstärkung zu
bekommen. Wenige Augenblicke später jagt O'Brien die Photonentorpedos in
das Wurmloch - es kollabiert unter einer heftigen Explosion.
Odo und Kira haben es inzwischen geschafft, die Tür zu öffnen. Dahinter
stehen jedoch Jem'Hadar-Wachen! Diese führen sie zu einem größeren Raum, in
dem Sisko, Dax, O'Brien, Bashir und T'Rul an merkwürdige Geräte
angeschlossen sind und scheinbar träumen. Borath steht dabei und erklärt
ihnen, dass hier ein Experiment läuft: Eine Art Simulation, bei der man
herausfinden will, wie sie reagieren würden, wenn das Dominion versuchen
würde, im Alphaquadranten Fuß zu fassen. Zu welchen Opfern wären sie
bereit, um einen Krieg zu vermeiden? - Doch sie verhielten sich
uneinsichtig. Da erscheint die weibliche Formwandlerin, die auf die Frage
von Odo, ob sie von diesen Vorgängen gewusst habe, es unumwunden zugibt.
Odo ist verwirrt und fragt sie, wie sie das zulassen konnte. Doch Kira
schaltet schneller und stellt die Vermutung auf, dass auch die Formwandler
zum Dominion gehören. Doch die weibliche Formwandlerin korrigiert sie: Sie
selbst sind das Dominion - die Gründer. Sie, die ehemals gejagten,
kontrollieren jetzt das Schicksal vieler anderer Rassen, die somit keine
Bedrohung mehr sind. Dass dabei viele "Solids" ihr Leben lassen mussten,
spielt für sie keine Rolle. Odo soll seinen Platz in der Großen Verbindung
einnehmen, dann würde er alles verstehen. Doch Odo lehnt ab - er habe schon
eine Art Verbindung, und zwar zu den anwesenden Menschen. Er will mit ihnen
gehen, doch Borath erhebt Einspruch. Die Gründerin sagt jedoch, die
Formwandler würden sich untereinander nie schaden. Sie entscheidet, alle
gehen zu lassen - doch beim nächsten Mal wird ihr Volk nicht mehr so
großzügig sein.
Die Gründerin erklärt Odo, sie hoffe, er käme eines Tages zurück und würde
seinen rechtmäßigen Platz im Dominion einnehmen, doch Odo schließt dies
aus. Die Gründerin kündigt an, Odo eines Tages zu besuchen - der
Alphaquadrant sei offenbar von Chaos gepeinigt und könne ein wenig Ordnung
gebrauchen. Doch Odo erklärt, dass "ihre" Art der Ordnung sich nur sehr
schwer durchsetzen lassen wird. Die Gründerin verabschiedet sich daraufhin
und meint, dass ihr Volk Odo vermissen wird - allerdings wird er umgekehrt
sie noch viel mehr vermissen.
Bewertung
Es gibt bei TV-Serien manchmal Doppelfolgen, bei denen die Handlung
künstlich in Länge gezogen scheint, oder bei denen man den ersten Teils mit
einem spannenden Cliffhanger enden lässt, dessen Auflösung im zweiten
Teil dann nicht sehr glaubwürdig oder gar irgendwie enttäuschend
daherkommt. Doch nicht so bei der vorliegenden Episode:
Hier stimmt - was die Spannung angeht, einfach alles.
Man erfährt hier viel über Odos Heimatwelt, sein Volk, seinen Ursprung,
wieso er sich an nichts von alledem erinnern kann und vieles mehr -
doch dass die Formwandler gleichzeitig die Gründer des fürchterlichen
Dominions sind, beginnt man bestenfalls erst während des Handlungsverlaufs
und der Erklärungen der Gründerin zu erahnen. Die in Teil I bereits gut
aufgebaute Vorgeschichte leitet uns beim Zuschauen, ohne dass wir es
merken, unbewusst in die richtige Richtung: Die Sternenflotte hat
Abneigungen gegen Odo, man misstraut ihm, er ist auf gewisse Art
undurchschaubar. Die Gründerin erzählt von ähnlichen Dingen, nur hat ihr
Volk im Laufe der Geschichte diese Art von Misstrauen und Abneigung viel
extremer erlebt, was erklärt, warum sie in Isolation leben und
letztendlich auch, wieso sie zu den Gründern des Dominions wurden.
Eine kleine Unglaubwürdigkeit leistet sich die Folge - jedoch zum Glück
bereits ganz am Anfang, so dass man sie vor lauter Erwartung darauf, wie es
wohl nun weitergeht, übersieht: Wie wahrscheinlich ist es, dass tatsächlich
an Bord der kompakten Defiant drei Shuttles sind und auch noch alle dem
Angriff der Jem'Hadar entkommen? Wie auch immer, irgendwie haben sie es
jedenfalls geschafft.
Was dann jedoch auf DS9 passiert, ist einfach perfekt inszeniert. Als
Repräsentant der Sternenflotte hat man nicht irgendeinen Admiral
hergenommen, sondern setzt auf eine bekannte Figur: Admiral Nechayev. Sie
ist schon mehrfach als unangenehme Führungspersönlichkeit aufgefallen - sie
ist unzugänglich, wirkt arrogant und trifft unliebsame Entscheidungen. Eine
sehr gute Wahl - mit ihr wirkt das Folgende absolut glaubwürdig. Auch als
Borath auftaucht, glauben wir ihm ohne Weiteres, dass er ein Gründer ist,
und erinnern uns, wie Eris einige Zeit zuvor versuchte, sich als Spionin in
die Föderation zu schleichen. Beim Gespräch zwischen Sisko und Borath ist
die in der Luft hängende Anspannung förmlich greifbar. Die kühle,
undurchschaubare Art, die bei Eris angedeutet wurde, wird von Borath noch
gesteigert. Zu dem Zeitpunkt kann man sich jedoch trotzdem durchaus
vorstellen, dass es zu einem Friedensvertrag mit dem Dominion kommt, auch
wenn man sehr vorsichtig sein muss.
Als Zuschauer sieht man zu keiner Zeit die Verhandlungen, womit man sich
voll mit Sisko und den anderen, die sich Sorgen über den Verlauf machen,
identifiziert. Dass die Romulaner nicht teilnehmen dürfen, führt schon zu
einem leichten Unwohlsein, jedoch denkt man sich, dass die Föderation
sicher einen guten Grund dafür gehabt hat. Admiral Nechayev erklärt dann,
die Gründer hätten darauf bestanden, was dieses leichte Unwohlsein schon zu
einer gewissen Nervosität steigert und man sich, genau wie Sisko, darüber
ärgert. Admiral Nechayev überschreitet an dieser Stelle jedoch nicht ihr
übliches Maß an Arroganz, so dass der Zuschauer zwar die Stirn runzelt,
jedoch noch glaubt, alles wird schon irgendwie gut. Als Quark beim Streit
zwischen dem Jem'Hadar und O'Brien kurz unterschwellig Partei ergreift - er
bittet den Jem'Hadar, aber auch O'Brien, doch vernünftig zu sein, obwohl
klar ist, dass O'Brien nichts getan hat - denkt man als Zuschauer auch nur,
dass Quark es sicher nicht böse gemeint hat, sondern dass er eher eigennützig
an das Mobiliar seiner Bar dachte. Trotzdem steigert es die angesprochene
Nervosität, man spürt unterbewusst, dass etwas nicht stimmt. Und genau in
diesem Augenblick kommt Eddington ins Spiel, der seine eigenen Leute -
Bashir und O'Brien - ganz offensichtlich ungerecht behandelt.
Als Zuschauer durchlebt man in diesem Moment etwas, das es so in Star Trek
noch nie gegeben hat - es drängt sich einem eine (vermeintliche) Erkenntnis
auf: Die Sternenflotte, die moralisch immer einwandfrei gehandelt hat, ist
nicht mehr die alte. Hier läuft etwas total schief - die Rechte und Ideale,
für die die Föderation immer gestanden hat, bröckeln. Dass auf
Regierungsebene nicht alles immer perfekt läuft, versteht jeder, auch, dass
man manchmal Kompromisse machen muss. Doch hier gerät es eindeutig aus dem
Ruder - die alten Werte scheinen nicht mehr zu gelten, diese neue Allianz
zwischen Dominion und Föderation, die sich da gerade bildet, hält nicht
mehr viel von Gerechtigkeit und Moral. Vielleicht ist die Föderation auch
gar nicht mehr wirklich an der Macht, sondern tendiert schon dazu, eine Art
Marionette des Dominions zu werden?
Von diesem Augenblick an fiebert man noch mehr mit Sisko und seiner Crew
mit, denn man weiß, dass diese moralisch weiter so handeln werden wie
vorher. Siskos emotionsgeladenes Gespräch mit Nechayev und Borath
reflektiert die Gefühle des Zuschauers hundertprozentig. Als Nechayev erklärt, die
Föderation würde sich von DS9 zurückziehen, ahnt man zwar, dass dies nicht
von Dauer sein wird, hat jedoch trotzdem keine Ahnung, wie es weitergehen
soll. Mit dem Dominion als von nun an präsenter Macht - vielleicht zumindest
teilweise auch auf DS9 - rechnet man schon irgendwie und sieht keine große
Chance, wie die Akteure aus dieser Situation wieder herauskommen sollen, so
hoch wie der Vertrag mit dem Dominion aufgehängt ist. Die Andeutungen,
Bajor und die Romulaner würden sich gegen das Dominion - und deren Alliierte
- verbünden, klingt auch nicht gerade beruhigend.
Dass dann ausgerechnet Garak vorsichtig beginnt, sich mit Sisko zu
verschwören, passt wiederum perfekt zu seinem Charakter und seiner
zwielichtigen Rolle, die er bisher eingenommen hat. Der Zwischenfall mit
T'Rul und den Jem'Hadar unterstreicht dann die gerade eben noch "zwischen
den Zeilen" geäußerte Notwendigkeit, dass etwas getan werden muss, weil die
Dinge bereits eskalieren.
Der Plan, das Wurmloch kollabieren zu lassen, um das Dominion auf "seiner"
Seite zu halten, wurde ja schon ganz zu Beginn von Teil I geäußert - zu dem
Zeitpunkt hat man dieses "Worst-Case-Szenario" als Zuschauer noch für
völlig undenkbar gehalten. Dass genau das jetzt wirklich passieren soll,
ist dramaturgisch sehr geschickt eingefädelt.
Während Bashir und Dax mit Garaks Hilfe Sisko befreien, zum wartenden
Shuttle eilen und sich dabei Gefechte mit den Jem'Hadar liefern, fragt man
sich als Zuschauer fieberhaft, wie das Ganze wohl enden wird. Selbst wenn
das Wurmloch versiegelt werden kann - würden Sisko & Co. als Rebellen
weitermachen? Oder würde Nechayev abgesetzt und der Vertrag irgendwie
rückgängig gemacht? Während man noch in Sekundenbruchteilen die
verschiedenen Möglichkeiten durchspielt und sich immer mehr wundert, wie es
eigentlich so weit kommen konnte, wird Garak von einem Jem'Hadar getötet
und flüstert noch im Sterben Dr. Bashir zu: "Unser gemeinsames Mittagessen
fällt heute wohl aus"... Erst in diesem Moment wird einem als Zuschauer
ziemlich klar, dass das doch alles eigentlich gar nicht sein kann. Dennoch
verlaufen die nächsten Minuten dramatisch: Nechayev erscheint noch einmal
Seite-an-Seite mit Borath auf dem Bildschirm des Shuttles und das Wurmloch
wird tatsächlich geschlossen.
Die Auflösung - dass alles nur eine Simulation war - ist zwar recht
einfach, doch trotzdem überraschend. Sie zeigt uns, wie mächtig das
Dominion ist - die Gedanken der Menschen zu lesen und weiterzuspinnen in
einer perfekt wirkenden Umgebung ist eine beachtenswerte, wenn auch
angsteinflößende Leistung. Man erfährt außerdem, dass ein Formwandler einem
anderen nie schaden würde, wodurch auch ermöglicht wird, dass Sisko und
seine Leute gehen können. Obwohl die Ereignisse auf DS9 nicht real waren -
die Bedrohung durch das Dominion ist nun viel realer geworden. Und noch
größer, als sie es nach der Zerstörung der Odyssey sowieso schon war. Ab
jetzt ist alles offen - es gibt zwar keinen Vertrag zwischen Föderation und
Dominion, aber was kommt stattdessen? Dieser Staffelauftakt verspricht
Hochspannung für die gesamte Serie.
Den Machern ist es hier gelungen, eine hoch komplexe und damit sehr
glaubwürdige und interessante "Feindmacht" zu kreieren. Anders als die
Borg, die Klingonen oder sogar die Romulaner ist das Dominion sehr
facettenreich. Wahrscheinlich kennen die meisten Völker im Gammaquadranten
als Repräsentanten des Dominions nur die Jem'Hadar oder die Vorta. Letztere
werden offenbar als eine Art Unterhändler eingesetzt, geben sich unter
Umständen sogar generell als die Gründer aus, um damit die wahren
Drahtzieher, die Formwandler, zu schützen und völlig abzuschirmen. Als
Frontsoldaten hat das Dominion die Jem'Hadar - weder die Formwandler noch
die Vorta kämpfen also selbst gegen die Feinde des Dominions. Diese drei
"Verteidigungslinien" - 1. Jem'Hadar, 2. Vorta, 3. Formwandler - machen das
Dominion sehr schwer durchschaubar und damit für Feinde schwer angreifbar.
Und man traut den Gründern ohne Weiteres zu, dass sie sich zu ihrem eigenen
Schutz diese ungewöhnliche Struktur ausgedacht haben.
Zu der sehr dichten Handlung gesellt sich in dieser Folge noch ein tolles
Mienenspiel sowie gelungene Gestik aller Beteiligten - das gilt für die
gesamte Doppelfolge. Man gewinnt den Eindruck, der Regisseur hat vielleicht
manche Szenen ein bis zwei Mal mehr als üblich wiederholen lassen, um am Ende die
beste Variante aussuchen zu können.
Kleiner Knackpunkt an dieser Folge sind die Effekte. Die zwei wichtigsten
Szenen sind meinem Empfinden nach nur mittelmäßig umgesetzt worden. Nicht
schlecht, aber auch nicht wirklich toll, war mitanzusehen, wie das Wurmloch
kollabiert. Aber gut, es muss ja nicht alles immer extrem spektakulär
aussehen. Enttäuschend fand ich allerdings den Simulationscomputer in der
Höhle, in der am Ende alle wieder zusammenfinden. Er sieht recht statisch
aus, die Oberfläche wird lediglich als Ganzes hell und dunkel.
Insgesamt steht diese Doppelfolge als ein Höhepunkt der Serie da und ist
wohl mit das Beste, was Deep Space Nine bis dahin geboten hat.
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