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Episodenbeschreibung
Auf Deep Space Nine wird eine Delegation von Romulanern erwartet. Im Gegenzug für die Tarnvorrichtung
der Defiant möchten die Romulaner nun genaue Informationen über das Dominion haben. Sisko und Kira
zeigen sich sehr kooperativ den Romulanern gegenüber, doch diese sind dafür umso unfreundlicher. Zu
allem Überfluss findet sich auch noch ein Schiff der Klingonen auf der Station.
Inzwischen erleidet O'Brien einen kleinen Unfall, bei dem er einer Strahlung ausgesetzt wird. Bashir
sieht jedoch keine Gefahr und verordnet lediglich leichten Dienst. O'Brien hat allerdings kurze Zeit
später eine Vision, in der er sich selbst sieht, wie er sich mit Quark unterhält. Bashir führt dies
auf die Strahlung zurück und sieht keinen Anlass etwas zu unternehmen. Erst als O'Brien wenige Stunden
später genau diese Unterhaltung mit Quark führt und sich dabei selbst auf dem Promenadendeck stehen
sieht, stellt Dax fest, dass es sich bei O'Briens Erlebnissen nicht um eine Halluzination, sondern
um Sprünge in die Zukunft handelt. Bashir arbeitet inzwischen an einem Verfahren, um die verbleibende
Strahlung aus O'Briens Körper zu eliminieren und damit die Zeitsprünge zu unterbinden, allerdings
braucht dies seine Zeit.
Bei seinem nächsten Zeitsprung erlebt O'Brien eine Prügelei in Quarks Bar und tatsächlich kommt es kurze
Zeit später trotz verstärkter Sicherheitsmaßnahmen zu einer Prügelei zwischen Romulanern, Klingonen und
anderen Gästen des Quarks. Beunruhigend wird es allerdings erst bei O'Briens drittem Sprung, als er
seinen eigenen Tod in der Zukunft sieht. Er sieht sich selbst eine Wandverkleidung abnehmen, aus der
ein Energiestoß kommt und sein Ebenbild aus der Zukunft tötet.
Als der Chefingenieur wieder in die normale Zeit zurückgekehrt ist, wird die Stelle untersucht, an der er
seinen Tod sah. Sisko, Odo und O'Brien können nichts feststellen, doch kurze Zeit später wird hinter
die Wandverkleidung eine Überwachungseinrichtung gebeamt, welche die Romulaner beschattet. Diese hat
O'Brien vermutlich in der Zukunft getötet, doch die Zeitlinie wurde durch seinen Bericht verändert,
somit fand auch O'Briens Tod nie statt.
Odo findet heraus, dass es sich bei den Klingonen auf der Station um Spione Gowrons handelt,
welche den Auftrag haben, die Romulaner auszuspionieren. Er nimmt sie kurzerhand in Arrest.
Inzwischen hat Dax herausgefunden, dass O'Briens Zeitsprünge auch etwas mit einer Quantensingularität
zu tun haben, welche die Station umkreist, bisher aber nicht genau lokalisiert werden konnte.
Bei seinem nächsten Sprung erlebt O'Brien die Zerstörung der Raumstation und den Kollaps des
Wurmlochs. Er findet allerdings nicht den Grund dafür heraus. Als er wieder zurückgekehrt ist, schlägt
er Sisko vor, dass er nun kontrolliert in die Zukunft geschickt wird, um herauszufinden, was der Grund
für die Zerstörung ist. Sisko stimmt zu und Bashir setzt O'Brien noch einmal der Strahlung aus.
Der Chefingenieur erscheint zu einem Zeitpunkt in der Zukunft, bei dem die Station noch existiert. Er sucht sein
Ebenbild auf und geht mit diesem auf die Ops. Dort angekommen wird die Station von einem
romulanischen Warbird angegriffen. Der Antrieb des Schiffes war die Quantensingularität, welche Dax
geortet hatte. O'Brien hat jedoch eine zu große Dosis der Strahlung abbekommen und schafft es nicht mehr zurück
in seine Zeit, weswegen er sein Ebenbild zurückschickt, um die Zerstörung der Station zu verhindern.
Sisko richtet die Waffen auf den versteckten Warbird und stellt die Romulaner zur Rede. Offenbar
wollten diese die Gefahr durch das Dominion auf ihre ganz spezielle Weise lösen, indem sie das
Wurmloch zum Kollabieren bringen und mit der Zerstörung der Raumstation alle Zeugen beseitigen. Die
Romulaner sehen das Scheitern ihres Planes ein und ziehen sich in ihr Territorium zurück. Dem "ausgewechselten"
O'Brien geht es unterdessen gut. Er muss keine Zeitsprünge mehr erleben.
Bewertung
"Der Visionär" ist eine sehr spannende und kurzweilige O'Brien-Folge, bei der von Anfang bis
Ende fast alles stimmt.
Visionen sind meistens ein guter Weg um Spannung zu erzeugen. Man verrät über die Zukunft gerade
soviel, damit das Interesse des Zuschauers geweckt wird, aber nicht so viel, dass er bereits alles
über die kommenden Ereignisse weiß. Die Autoren benutzen solche Visionen gerne, um
dem Zuschauer klarzumachen, dass früher oder später noch spannende Dinge passieren werden.
In dieser Folge beginnen O'Briens Visionen zwar erst beim dritten Zeitsprung, mit seinem Tod, richig
dramatisch zu werden, trotzdem zieht einen die Folge von Anfang an in ihren besonderen Bann. Sie hat
auch einiges zu bieten: Neben O'Brien kommen auch die anderen Charaktere nicht zu kurz. Außerdem
erleben die Romulaner ihre Wiederauferstehung. Sie waren in TNG immer ein fester Bestandteil,
doch diese Serie war ein Jahr zuvor ausgelaufen und in DS9 spielten die Romulaner bisher keine bzw.
eine untergeordnete Rolle.
Erfreulich ist es aber, dass sie seit dem Ende von TNG nichts von ihrer Zwielichtigkeit
eingebüßt haben. Bereits in dieser Folge wird auch die ziemlich resolute Art der Romulaner, das
Dominion-Problem anzupacken, angedeutet. Sie wollen die Bedrohung offensichtlich
auf jeden Fall beseitigen, koste es was es wolle. Diese Einstellung wird noch in der in Doppelfolge
3.20 + 3.21: Der geheimnisvolle Garak deutlich werden.
Die Ursache für O'Briens Zeitsprünge wurde, wie erwartet, mit einer Menge Technobabble erklärt.
Allerdings wurde das Technikgeschwätz sehr zu meiner Freude nicht übertrieben eingesetzt und dient nur
zur Erklärung der Ereignisse. Überhaupt nicht erklärt wird dagegen die Tatsache, dass O'Brien bei jedem seiner
Zeitsprünge immer an einem anderen Ort auftaucht, und zwar immer in der Nähe seines Doppelgängers.
Etwas merkwürdig ist es auch, dass die DS9-Crew nicht sofort an einen romulanischen Warbird denkt, als
sie die Singularität entdeckt. Spätestens als man herausfindet, dass die Singularität die Station
umkreist hätte man in Kombination mit der Anwesenheit der Romulaner folgern können, dass es da einen
Zusammenhang gibt. Seit den TNG Folgen 6.14: Das Gesicht des Feindes
und 6.25: Gefangen in einem temporären Fragment ist es der
Föderation hinlänglich bekannt, welche Antriebsart die Romulaner benutzen.
Um allen Nitpickern, welche versuchen, logische Fehler der Folge aufzudecken, den Wind aus den
Segeln zu nehmen, durften die beiden O'Briens am Ende der Folge einen gelungenen Witz über die
Probleme des Zeitreisens machen. Der O'Brien der Zukunft wundert sich, wieso es ihm noch gut geht,
obwohl sein Ebenbild aus der Vergangenheit schwere Strahlenschäden hat. Daraufhin antworten die beiden
nur aus einem Munde, dass sie die Temporalmechanik schon immer gehasst haben. Tatsächlich gibt es
bei Star Trek-Folgen mit Zeitreisen grundsätzlich das eine oder andere unauflösbare Zeitparadoxon,
was aber nichts an der Beliebtheit dieser Folgen ändert.
Einen ziemlich offensichtlichen Fehler gibt es dann auch in dieser Folge: O'Briens Sprünge in die
Zukunft haben immer Auswirkungen auf diese. Beispielsweise verhindert er seinen eigenen Tod, da
er von Bashir in der Zukunft die richtige Behandlungsmethode für seine Strahlenschäden erfährt. Bei
seinem vorletzten Sprung bekommt O'Brien dagegen mit, dass die Station zerstört werden wird. Mit diesem Wissen
kehrt er in seine Zeit zurück, um dann kurze Zeit später noch einen weiteren Sprung zu machen. Jetzt
müsste sein Ebenbild aus der Zukunft eigentlich wissen, dass die Station bald zerstört wird, denn
der andere O'Brien, welcher seine eigene Vergangenheit ist, hat dieses Wissen ja auch. Trotzdem
liegt der O'Brien der Zukunft in seinem Bett, scheint sich keinerlei Sorgen um die Station
zu machen und muss von seinem Ebenbild erst aufgeklärt werden.
In der deutschen Version wird Gowron, der Führer des Hohen Rates der Klingonen, von Sisko falsch
als Gohron ausgesprochen.
An der Spannung der Folge gibt es nicht das Geringste auszusetzen, sie verdient eine sehr gute
Bewertung.
Die Effekte sind ebenfalls erstklassig. Zwar bekommt man die ganze Folge über relativ wenig davon
zu sehen, dafür darf man am Ende das erste Mal in der Serie bewundern, wie die Raumstation explodiert.
Dieser äußerst gelungene Effekt sichert schon alleine eine sehr gute Bewertung.
Die Ausführung war auch ziemlich teuer, da extra dafür ein neues Modell der Raumstation angefertigt werden musste.
Die Handlung kann nicht ganz mit 6 Punkten bewertet werden, denn es gibt einige wenige Ungereimtheiten,
welche meistens bei Zeitreise-Episoden auftreten, außerdem hätte die Crew schon früher auf die
Romulaner als Verursacher der Singularität kommen müssen. Trotzdem ist die Handlung gut erzählt und
wird deswegen mit 5 Punkten bewertet.
Insgesamt macht das trotz der Abzüge bei der Handlung eine sehr gute Endwertung.
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