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DS9 3.2 Die Suche Teil II


The Search Part II

von Malte Mundt

Episodenbeschreibung

Odo hat seine Heimat gefunden! Nachdem er mit Kira von der Defiant entkommen konnte, die von Jem'Hadar geentert wurde, waren sie zum Omarion-Nebel geflogen und hatten auf einem Planeten eine Art See entdeckt, der scheinbar aus Formwandlern besteht - eine weibliche Formwandlerin war herausgestigen und hatte Odo mit den Worten: "Willkommen zu Hause" begrüßt.

Die weibliche Formwandlerin erzählt Odo, dass er die Heimatwelt verlassen habe, kurz nach dem er "neu geformt" (also geboren) wurde. Außerdem erläutert sie, dass die Gesellschaft der Formwandler die "Große Verbindung" genannt wird und deutet dabei auf den See. Sie nimmt Odos Hand in ihre und beide verflüssigen sich bis zum Oberarm - sie sind verbunden. Dies ist für Odo eine völlig neue Erfahrung, die ihn sehr berührt.

Auch Sisko und Bashir sind in einem Shuttle entkommen, werden jedoch von einem Traktorstrahl erfasst. Doch sie werden von O'Brien und Dax begrüßt, die erzählen, dass sie schnell zu DS9 zurückkehren sollen, denn es scheinen große Dinge zu geschehen.

Währenddessen sitzen Odo und Kira allein in einer Art schön beleuchtetem Garten. Die weibliche Wandlerin erzählt, dass aufgrund ihrer Geschichte die Formwandler den Kontakt mit den "Solids" (alle, die nicht ihre Form ändern können) vermeiden und deshalb in Isolation leben. Kira will zum Shuttle und versuchen mit Sisko Kontakt aufzunehmen, doch die Wandlerin verbietet ihr dies aus Angst, die Nachricht könnte zurückverfolgt werden. Dann empfiehlt sie Odo, sich in so viele Gegenstände aus dem Arboretum zu verwandeln wie möglich - dadurch würde er die Dinge besser verstehen. Sie kündigt an, dass er bald seinen Platz in der Großen Verbindung einnehmen kann. Nachdem sie gegangen ist, erklärt Kira Odo, dass sie mithilfe eines Tricks aus ihrer Widerstandszeit den Subraum-Kontaktversuch zu Sisko tarnen wird.

Sisko wird auf DS9 von Admiral Nechayev begrüßt. Sie erklärt, dass eine Delegation von Gründern derzeit mit der Föderation und anderen wichtigen Mächten des Alphaquadranten einen Vertrag aushandelt. O'Brien erzählt, dass Jadzia und er von den Jem'Hadar an die Gründer ausgeliefert wurden, welche sie dann schnell überzeugen konnten, dass sie Frieden wollen. Sisko stellt jedoch die Frage in den Raum, ob den Gründern getraut werden kann.

Sisko trifft dann auf Borath, der aussieht, als sei er von derselben Rasse wie Eris - jene Frau, die sich erst kürzlich als Spionin des Dominions in den Föderationsraum einschleichen wollte. Borath stellt sich als ein Gründer vor und bittet um Verständnis für die Lage seines Volkes, welches sich von Eindringlingen in ihrem Territorium bedroht fühlte und sich deshalb verteidigt habe. Sisko ist vorsichtig und geht nicht weiter darauf ein, sondern fragt stattdessen, wie es nun weitergehen solle. Borath erklärt, dass sie das Angebot der Föderation, Frieden zu schließen, annehmen würden.

Bashir unterhält sich mit Garak, der meint, aus dem ehemaligen Feind, dem Dominion, könnte bald eine Art gefährlicher Freund werden. Da treffen die beiden auf Subcommander T'Rul, die verärgert berichtet, dass man das Romulanische Imperium von den Verhandlungen mit dem Dominion ausgeschlossen hat. Sollte der Vertrag ohne die Romulaner unterzeichnet werden, werde es Krieg geben.

Kira versucht derweil im Shuttle eine Verbindung mit Sisko aufzubauen. Doch wegen einer Interferenz aus einer unterirdischen Energiequelle will dies nicht gelingen.

Auf DS9 erklärt Admiral Nechayev Sisko, dass die Gründer die Romulaner nicht bei den Verhandlungen dabei haben wollten, da diese einen zerstörerischen Einfluss hätten. Sisko ist skeptisch, denn die Cardassianer sind schließlich auch dabei. Aber Admiral Nechayev freut sich, denn die Romulaner hätten gegen die neue Allianz sowieso keine Chance.

Auf dem Planeten der Formwandler erzählt Odo der weiblichen Wandlerin, dass er eigentlich recht gute Erfahrungen mit Humanoiden gemacht hat und hebt Kira als positives Beispiel hervor. Doch seine Gesprächspartnerin erklärt ihm, dass die allgemeinen Erfahrungen mit den "Solids" schlecht sind: Sie misstrauen den Formwandlern, jagen und töten sie. Darum hat man sich in die Isolation zurückgezogen. Um aber trotzdem Neues über die Galaxie zu erfahren, wurden 100 Formwandler-Kinder ausgesandt und genetisch so programmiert, dass sie ihren Weg nach Hause zurückfinden würden. Am Ende des Gesprächs beginnen die beiden wieder, sich zu verflüssigen, aber diesmal berühren sie sich nicht nur an den Händen, sondern verschmelzen komplett miteinander.

Kira ruft im Garten nach Odo und als dieser sich nicht zeigt nimmt sie an, er sei irgendeiner der Gegenstände in der Nähe und erklärt, dass sie die Quelle der Interferenzen finden will. Bald entdeckt sie eine merkwürdige Tür in einer Felswand. Sie wundert sich - wozu brauchen Formwandler eine Tür?

Auf DS9 hören Bashir und O'Brien von Quark, dass die Friedensverhandlungen wohl bald abgeschlossen sein werden. Quark findet die Jem'Hadar gar nicht übel, denn sie scheinen das Spieler-Gen zu haben. Er hat die Vision, dass alle Rassen friedlich miteinander leben und gemeinsam an seinen Dabo-Tischen spielen. Plötzlich wird O'Brien von einem Jem'Hadar angerempelt. Es kommt zu einer Prügelei, und obwohl O'Brien sich nicht gegen den Jem'Hadar wehrt, meint Quark, es sei nötig O'Brien an seine eben erwähnte Vision zu erinnern. Dr. Bashir geht dazwischen, als Commander Eddington dazu kommt, der sich in Bashirs Namen schnell entschuldigt und den Jem'Hadar unbehelligt gehen lässt. Dr. Bashir ist wütend, doch Eddington erklärt ihm, dass man den Jem'Hadar einen großen Spielraum lassen müsste; sie bräuchten noch Zeit, sich an die neue Situation zu gewöhnen.

Sisko erzählt seinem Sohn, dass er sich ausgeschlossen fühlt, weil die Verhandlungen mit dem Dominion hinter verschlossenen Türen laufen. Jake vermutet, dass da irgendwas vorgeht, da kommt Dax herein und beschwert sich, dass sie versetzt werden soll. Dann meldet sich Bashir, der von dem Vorfall mit dem Jem'Hadar berichten will.

Schließlich stürmt Sisko wutentbrannt zu Admiral Nechayev, die gerade mit Borath spricht und mit dem Ergebnis der Verhandlungen herausrückt: Die Föderation wird sich aus diesem Sektor zurückziehen, das Dominion wird zukünftig die Station betreiben und auch für Bajor sowie das Wurmloch zuständig sein - ohne dass man dies mit den Bajoranern besprochen zu haben scheint. Dies sei der Preis für den Frieden. Sisko kann es kaum fassen und wirft Admiral Nechayev vor, dass er diesen Preis unverschämt hoch findet. Was bekommt die Föderation dafür? Borath erklärt arrogant, die Gegenleistung sei die Freundschaft des Dominions, dies sei doch wohl genug. Admiral Nechayev verspricht Sisko eine Beförderung. Doch der lässt sich nicht blenden sondern will mit dem Verhandlungsteam der Föderation direkt sprechen, um die Vertragsunterzeichnung noch zu verhindern. Doch dafür ist es schon zu spät. Borath gratuliert Sisko scheinheilig, denn man stehe jetzt am Beginn einer neuen Ära, und er, Sisko, habe dies mit ermöglicht.

Odo hat inzwischen die Erfahrung gemacht, wie es ist als Vogel zu fliegen. Er wird wohl auf dem Planeten der Formwandler bleiben, aber Kira bittet ihn um Hilfe bezüglich der Tür. Auch er wundert sich: Da Formwandler nur ungern eine humanoide Form annehmen, fragt er sich, für wen die Tür gut sein soll.

Auf DS9 will sich Garak von Sisko verabschieden, bevor dieser abreist. Er ist jedoch der Meinung, dass man sich bald wiedersehen wird: Bajor plane, zusammen mit den Romulanern gegen die Jem'Hadar zu kämpfen. Als Alliierte des Dominion müsse man wohl an dessen Seite gegen Bajor antreten. Garak offenbart Sisko, dass er mit dem Vertrag ebensowenig einverstanden ist wie er und meint, man könne leider nichts dagegen tun, da Sisko ja seine Befehle habe und Garak wohl kaum gegen das Zentralkommando handeln könnte. Es schwingt allerdings auf beiden Seiten der unausgesprochene Wunsch mit, doch etwas zu tun. Da kommt T'Rul in Panik fliehend den Gang entlang gerannt, doch sie wird von Jem'Hadar erschossen. Sisko kämpft gegen die Jem'Hadar, doch diese überwältigen ihn ziemlich schnell.

Etwas später betreten Dax, Bashir und Garak das Sicherheitsbüro, wo statt Odo jetzt Eddington sitzt, welcher sie nicht zu Sisko - offenbar in Haft - lassen will. Garak betäubt ihn mit einem Hypo-Spray und so kann Sisko befreit werden. Dax erklärt, dass Chief O'Brien mit einem Shuttle, voll beladen mit Photonen-Torpedos, bereits wartet. Der Plan: Den Eingang des Wurmlochs kollabieren lassen und damit das Dominion auf der anderen Seite halten. Bashir merkt an, dass alle Beteiligten ihre Karriere bei der Sternenflotte wohl vergessen können, doch Garak meint, in der aktuellen Situation seien solche Überlegungen eher nebensächlich.

Odo versucht inzwischen, die merkwürdige Tür mit seinen Fingern zu öffnen, in dem er diese flüssig werden und in drei schlossartige Löcher gleiten lässt.

Sisko, Dax, Bashir und Garak werden auf dem Weg zum Shuttle von zwei Jem'Hadar gestoppt, doch Garak reagiert geistesgegenwärtig und tut so, als wären die drei anderen seine Gefangenen. Er verwickelt die Jem'Hadar in ein Gespräch und feuert dann plötzlich seinen Phaser auf sie ab. Doch ein dritter Jem'Hadar trifft Garak tödlich. Dax wehrt noch mehrere Verfolger mit Phaserschüssen ab, dann erreichen sie das Shuttle und starten. Admiral Nechayev befiehlt die Umkehr, doch Sisko weigert sich. Borath droht mit den Jem'Hadar, doch Sisko meint, dass die Jem'Hadar sich lieber darauf einstellen sollten, für die nächsten 70 Jahre keine Verstärkung zu bekommen. Wenige Augenblicke später jagt O'Brien die Photonentorpedos in das Wurmloch - es kollabiert unter einer heftigen Explosion.

Odo und Kira haben es inzwischen geschafft, die Tür zu öffnen. Dahinter stehen jedoch Jem'Hadar-Wachen! Diese führen sie zu einem größeren Raum, in dem Sisko, Dax, O'Brien, Bashir und T'Rul an merkwürdige Geräte angeschlossen sind und scheinbar träumen. Borath steht dabei und erklärt ihnen, dass hier ein Experiment läuft: Eine Art Simulation, bei der man herausfinden will, wie sie reagieren würden, wenn das Dominion versuchen würde, im Alphaquadranten Fuß zu fassen. Zu welchen Opfern wären sie bereit, um einen Krieg zu vermeiden? - Doch sie verhielten sich uneinsichtig. Da erscheint die weibliche Formwandlerin, die auf die Frage von Odo, ob sie von diesen Vorgängen gewusst habe, es unumwunden zugibt. Odo ist verwirrt und fragt sie, wie sie das zulassen konnte. Doch Kira schaltet schneller und stellt die Vermutung auf, dass auch die Formwandler zum Dominion gehören. Doch die weibliche Formwandlerin korrigiert sie: Sie selbst sind das Dominion - die Gründer. Sie, die ehemals gejagten, kontrollieren jetzt das Schicksal vieler anderer Rassen, die somit keine Bedrohung mehr sind. Dass dabei viele "Solids" ihr Leben lassen mussten, spielt für sie keine Rolle. Odo soll seinen Platz in der Großen Verbindung einnehmen, dann würde er alles verstehen. Doch Odo lehnt ab - er habe schon eine Art Verbindung, und zwar zu den anwesenden Menschen. Er will mit ihnen gehen, doch Borath erhebt Einspruch. Die Gründerin sagt jedoch, die Formwandler würden sich untereinander nie schaden. Sie entscheidet, alle gehen zu lassen - doch beim nächsten Mal wird ihr Volk nicht mehr so großzügig sein.

Die Gründerin erklärt Odo, sie hoffe, er käme eines Tages zurück und würde seinen rechtmäßigen Platz im Dominion einnehmen, doch Odo schließt dies aus. Die Gründerin kündigt an, Odo eines Tages zu besuchen - der Alphaquadrant sei offenbar von Chaos gepeinigt und könne ein wenig Ordnung gebrauchen. Doch Odo erklärt, dass "ihre" Art der Ordnung sich nur sehr schwer durchsetzen lassen wird. Die Gründerin verabschiedet sich daraufhin und meint, dass ihr Volk Odo vermissen wird - allerdings wird er umgekehrt sie noch viel mehr vermissen.




Bewertung

Es gibt bei TV-Serien manchmal Doppelfolgen, bei denen die Handlung künstlich in Länge gezogen scheint, oder bei denen man den ersten Teils mit einem spannenden Cliffhanger enden lässt, dessen Auflösung im zweiten Teil dann nicht sehr glaubwürdig oder gar irgendwie enttäuschend daherkommt. Doch nicht so bei der vorliegenden Episode: Hier stimmt - was die Spannung angeht, einfach alles.

Man erfährt hier viel über Odos Heimatwelt, sein Volk, seinen Ursprung, wieso er sich an nichts von alledem erinnern kann und vieles mehr - doch dass die Formwandler gleichzeitig die Gründer des fürchterlichen Dominions sind, beginnt man bestenfalls erst während des Handlungsverlaufs und der Erklärungen der Gründerin zu erahnen. Die in Teil I bereits gut aufgebaute Vorgeschichte leitet uns beim Zuschauen, ohne dass wir es merken, unbewusst in die richtige Richtung: Die Sternenflotte hat Abneigungen gegen Odo, man misstraut ihm, er ist auf gewisse Art undurchschaubar. Die Gründerin erzählt von ähnlichen Dingen, nur hat ihr Volk im Laufe der Geschichte diese Art von Misstrauen und Abneigung viel extremer erlebt, was erklärt, warum sie in Isolation leben und letztendlich auch, wieso sie zu den Gründern des Dominions wurden.

Eine kleine Unglaubwürdigkeit leistet sich die Folge - jedoch zum Glück bereits ganz am Anfang, so dass man sie vor lauter Erwartung darauf, wie es wohl nun weitergeht, übersieht: Wie wahrscheinlich ist es, dass tatsächlich an Bord der kompakten Defiant drei Shuttles sind und auch noch alle dem Angriff der Jem'Hadar entkommen? Wie auch immer, irgendwie haben sie es jedenfalls geschafft.

Was dann jedoch auf DS9 passiert, ist einfach perfekt inszeniert. Als Repräsentant der Sternenflotte hat man nicht irgendeinen Admiral hergenommen, sondern setzt auf eine bekannte Figur: Admiral Nechayev. Sie ist schon mehrfach als unangenehme Führungspersönlichkeit aufgefallen - sie ist unzugänglich, wirkt arrogant und trifft unliebsame Entscheidungen. Eine sehr gute Wahl - mit ihr wirkt das Folgende absolut glaubwürdig. Auch als Borath auftaucht, glauben wir ihm ohne Weiteres, dass er ein Gründer ist, und erinnern uns, wie Eris einige Zeit zuvor versuchte, sich als Spionin in die Föderation zu schleichen. Beim Gespräch zwischen Sisko und Borath ist die in der Luft hängende Anspannung förmlich greifbar. Die kühle, undurchschaubare Art, die bei Eris angedeutet wurde, wird von Borath noch gesteigert. Zu dem Zeitpunkt kann man sich jedoch trotzdem durchaus vorstellen, dass es zu einem Friedensvertrag mit dem Dominion kommt, auch wenn man sehr vorsichtig sein muss.

Als Zuschauer sieht man zu keiner Zeit die Verhandlungen, womit man sich voll mit Sisko und den anderen, die sich Sorgen über den Verlauf machen, identifiziert. Dass die Romulaner nicht teilnehmen dürfen, führt schon zu einem leichten Unwohlsein, jedoch denkt man sich, dass die Föderation sicher einen guten Grund dafür gehabt hat. Admiral Nechayev erklärt dann, die Gründer hätten darauf bestanden, was dieses leichte Unwohlsein schon zu einer gewissen Nervosität steigert und man sich, genau wie Sisko, darüber ärgert. Admiral Nechayev überschreitet an dieser Stelle jedoch nicht ihr übliches Maß an Arroganz, so dass der Zuschauer zwar die Stirn runzelt, jedoch noch glaubt, alles wird schon irgendwie gut. Als Quark beim Streit zwischen dem Jem'Hadar und O'Brien kurz unterschwellig Partei ergreift - er bittet den Jem'Hadar, aber auch O'Brien, doch vernünftig zu sein, obwohl klar ist, dass O'Brien nichts getan hat - denkt man als Zuschauer auch nur, dass Quark es sicher nicht böse gemeint hat, sondern dass er eher eigennützig an das Mobiliar seiner Bar dachte. Trotzdem steigert es die angesprochene Nervosität, man spürt unterbewusst, dass etwas nicht stimmt. Und genau in diesem Augenblick kommt Eddington ins Spiel, der seine eigenen Leute - Bashir und O'Brien - ganz offensichtlich ungerecht behandelt.

Als Zuschauer durchlebt man in diesem Moment etwas, das es so in Star Trek noch nie gegeben hat - es drängt sich einem eine (vermeintliche) Erkenntnis auf: Die Sternenflotte, die moralisch immer einwandfrei gehandelt hat, ist nicht mehr die alte. Hier läuft etwas total schief - die Rechte und Ideale, für die die Föderation immer gestanden hat, bröckeln. Dass auf Regierungsebene nicht alles immer perfekt läuft, versteht jeder, auch, dass man manchmal Kompromisse machen muss. Doch hier gerät es eindeutig aus dem Ruder - die alten Werte scheinen nicht mehr zu gelten, diese neue Allianz zwischen Dominion und Föderation, die sich da gerade bildet, hält nicht mehr viel von Gerechtigkeit und Moral. Vielleicht ist die Föderation auch gar nicht mehr wirklich an der Macht, sondern tendiert schon dazu, eine Art Marionette des Dominions zu werden?

Von diesem Augenblick an fiebert man noch mehr mit Sisko und seiner Crew mit, denn man weiß, dass diese moralisch weiter so handeln werden wie vorher. Siskos emotionsgeladenes Gespräch mit Nechayev und Borath reflektiert die Gefühle des Zuschauers hundertprozentig. Als Nechayev erklärt, die Föderation würde sich von DS9 zurückziehen, ahnt man zwar, dass dies nicht von Dauer sein wird, hat jedoch trotzdem keine Ahnung, wie es weitergehen soll. Mit dem Dominion als von nun an präsenter Macht - vielleicht zumindest teilweise auch auf DS9 - rechnet man schon irgendwie und sieht keine große Chance, wie die Akteure aus dieser Situation wieder herauskommen sollen, so hoch wie der Vertrag mit dem Dominion aufgehängt ist. Die Andeutungen, Bajor und die Romulaner würden sich gegen das Dominion - und deren Alliierte - verbünden, klingt auch nicht gerade beruhigend.

Dass dann ausgerechnet Garak vorsichtig beginnt, sich mit Sisko zu verschwören, passt wiederum perfekt zu seinem Charakter und seiner zwielichtigen Rolle, die er bisher eingenommen hat. Der Zwischenfall mit T'Rul und den Jem'Hadar unterstreicht dann die gerade eben noch "zwischen den Zeilen" geäußerte Notwendigkeit, dass etwas getan werden muss, weil die Dinge bereits eskalieren.

Der Plan, das Wurmloch kollabieren zu lassen, um das Dominion auf "seiner" Seite zu halten, wurde ja schon ganz zu Beginn von Teil I geäußert - zu dem Zeitpunkt hat man dieses "Worst-Case-Szenario" als Zuschauer noch für völlig undenkbar gehalten. Dass genau das jetzt wirklich passieren soll, ist dramaturgisch sehr geschickt eingefädelt.

Während Bashir und Dax mit Garaks Hilfe Sisko befreien, zum wartenden Shuttle eilen und sich dabei Gefechte mit den Jem'Hadar liefern, fragt man sich als Zuschauer fieberhaft, wie das Ganze wohl enden wird. Selbst wenn das Wurmloch versiegelt werden kann - würden Sisko & Co. als Rebellen weitermachen? Oder würde Nechayev abgesetzt und der Vertrag irgendwie rückgängig gemacht? Während man noch in Sekundenbruchteilen die verschiedenen Möglichkeiten durchspielt und sich immer mehr wundert, wie es eigentlich so weit kommen konnte, wird Garak von einem Jem'Hadar getötet und flüstert noch im Sterben Dr. Bashir zu: "Unser gemeinsames Mittagessen fällt heute wohl aus"... Erst in diesem Moment wird einem als Zuschauer ziemlich klar, dass das doch alles eigentlich gar nicht sein kann. Dennoch verlaufen die nächsten Minuten dramatisch: Nechayev erscheint noch einmal Seite-an-Seite mit Borath auf dem Bildschirm des Shuttles und das Wurmloch wird tatsächlich geschlossen.

Die Auflösung - dass alles nur eine Simulation war - ist zwar recht einfach, doch trotzdem überraschend. Sie zeigt uns, wie mächtig das Dominion ist - die Gedanken der Menschen zu lesen und weiterzuspinnen in einer perfekt wirkenden Umgebung ist eine beachtenswerte, wenn auch angsteinflößende Leistung. Man erfährt außerdem, dass ein Formwandler einem anderen nie schaden würde, wodurch auch ermöglicht wird, dass Sisko und seine Leute gehen können. Obwohl die Ereignisse auf DS9 nicht real waren - die Bedrohung durch das Dominion ist nun viel realer geworden. Und noch größer, als sie es nach der Zerstörung der Odyssey sowieso schon war. Ab jetzt ist alles offen - es gibt zwar keinen Vertrag zwischen Föderation und Dominion, aber was kommt stattdessen? Dieser Staffelauftakt verspricht Hochspannung für die gesamte Serie.

Den Machern ist es hier gelungen, eine hoch komplexe und damit sehr glaubwürdige und interessante "Feindmacht" zu kreieren. Anders als die Borg, die Klingonen oder sogar die Romulaner ist das Dominion sehr facettenreich. Wahrscheinlich kennen die meisten Völker im Gammaquadranten als Repräsentanten des Dominions nur die Jem'Hadar oder die Vorta. Letztere werden offenbar als eine Art Unterhändler eingesetzt, geben sich unter Umständen sogar generell als die Gründer aus, um damit die wahren Drahtzieher, die Formwandler, zu schützen und völlig abzuschirmen. Als Frontsoldaten hat das Dominion die Jem'Hadar - weder die Formwandler noch die Vorta kämpfen also selbst gegen die Feinde des Dominions. Diese drei "Verteidigungslinien" - 1. Jem'Hadar, 2. Vorta, 3. Formwandler - machen das Dominion sehr schwer durchschaubar und damit für Feinde schwer angreifbar. Und man traut den Gründern ohne Weiteres zu, dass sie sich zu ihrem eigenen Schutz diese ungewöhnliche Struktur ausgedacht haben.

Zu der sehr dichten Handlung gesellt sich in dieser Folge noch ein tolles Mienenspiel sowie gelungene Gestik aller Beteiligten - das gilt für die gesamte Doppelfolge. Man gewinnt den Eindruck, der Regisseur hat vielleicht manche Szenen ein bis zwei Mal mehr als üblich wiederholen lassen, um am Ende die beste Variante aussuchen zu können.

Kleiner Knackpunkt an dieser Folge sind die Effekte. Die zwei wichtigsten Szenen sind meinem Empfinden nach nur mittelmäßig umgesetzt worden. Nicht schlecht, aber auch nicht wirklich toll, war mitanzusehen, wie das Wurmloch kollabiert. Aber gut, es muss ja nicht alles immer extrem spektakulär aussehen. Enttäuschend fand ich allerdings den Simulationscomputer in der Höhle, in der am Ende alle wieder zusammenfinden. Er sieht recht statisch aus, die Oberfläche wird lediglich als Ganzes hell und dunkel.

Insgesamt steht diese Doppelfolge als ein Höhepunkt der Serie da und ist wohl mit das Beste, was Deep Space Nine bis dahin geboten hat.

Spannung: 6 SFX: 4 Handlung: 6 Gesamt: 6
Zusammenhänge
  • Admiral Nechayev fiel das erste Mal in der TNG-Folge 6.10 "Geheime Mission auf Celtris III (1)" unangenehm auf und wurde u.a. auch in der TNG-Folge 6.26 "Angriff der Borg (1)" für ihre moralisch etwas zweifelhafte Einstellung bekannt.
  • Sisko erkennt Boraths Rasse sofort wieder, da dieser Eris aus der Folge 2.26 "Der Plan des Dominion" sehr ähnlich sieht.
  • Der Kommentar von Kira "Wozu brauchen Formwandler eine Tür?" hat mich an Star Trek 5 "Am Rande des Universums" erinnert, wo Spock sich fragte "Wozu braucht Gott ein Raumschiff?". Das könnte ein Zufall sein, aber falls es Absicht war, war es nicht ungeschickt, da eine indirekte Aussage vorhanden ist: Formwandler sind fast gottähnliche Wesen.
  • In Folge 3.1 "Die Suche, Teil I" scheint es, dass die Tarnvorrichtung der Defiant nur von Subcommander T'Rul (oder jedenfalls nur in Beisein eines Romulaners) bedient und genutzt werden darf. T'Rul sieht man leider nie wieder, obwohl sie ein interessanter Charakter ist. Sie wird dargestellt von Martha Hackett, die in VOY als Seska mehrfach die Gegenspielerin von Cmdr. Chakotay ist.
  • In 3.17 "Der Visionär" wird an verschiedenen Stellen direkt Bezug auf die Ereignisse aus "Die Suche" genommen, z.B. als Kira den Romulanern Bericht über ihre Begegnung mit den Gründern erstatten muss.
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Ausdruck vom: 21. 11. 2024
Stand des Reviews: 15. 11. 2024
URL: http://www.startrek-index.de/tv/ds3_2.htm