Episodenbeschreibung
Sternzeit: 4513,3
An Bord der Enterprise befindet sich mit Mr. Norman ein neues Besatzungsmitglied. Dr. McCoy
ist der Meinung, dass sich Norman ziemlich seltsam verhält. Er hat schon zwei medizinische
Untersuchungen verpasst und redet nie über sein Privatleben.
Kurze Zeit später dringt genau dieser Norman in den Hilfskontrollraum der Enterprise ein,
überwältigt ein Besatzungsmitglied und verändert den Kurs des Schiffes. Danach geht er in
den Maschinenraum und überwältigt dort die Crew.
Kirk und die Brückencrew versuchen den Kurs wieder zu ändern, doch ohne Erfolg.
Als Norman auf die Brücke kommt, erläutert er sein Verhalten. Er hat das Schiff übernommen und
wenn jemand versucht den Kurs des Schiffes zu ändern, wird es explodieren. Spock stellt mit
den internen Schiffssensoren fest, dass Norman ein Android ist. Während sich die Enterprise auf
dem fremden Kurs befindet, schaltet sich Norman ab und aktiviert sich erst wieder, als die
Enterprise einen nicht kartografierten Planeten erreicht und in den Orbit einschwenkt.
Norman bestimmt, wer alles auf den Planeten beamen soll. Er wählt Kirk, Spock, McCoy, Chekov
und Uhura aus. Die 5 beamen zusammen mit ihm auf die Oberfläche und materialisieren in
einem Gebäudekomplex, wo sie von zwei Frauen, die genau gleich aussehen, erwartet werden. Die
beiden bringen das Außenteam in eine Halle. Dort treffen sie auf Harry Mudd, der auf einem
Thron sitzt. Als Kirk von Mudd wissen will, was das alles soll, erklärt dieser, dass er der
Herrscher über diesen Planeten sei, auf dem außer ihm ausschließlich Androiden leben würden.
Auf Kirks Nachfragen rückt Mudd langsam damit heraus, dass er auf diesem Planeten gelandet
ist, nachdem er vor der denebianischen Polizei geflüchtet ist. Hier fand er die Androiden
vor, die von einem fremden Volk geschaffen wurden, welches dann ausgestorben ist. Die Androiden
waren begierig von Mudd zu lernen und akzeptierten ihn als Herrscher. Doch inzwischen sind
Mudd die Ideen ausgegangen, wie er die Androiden zufriedenstellen kann. Deswegen hat er
Norman losgeschickt um die Enterprise zu entführen. Die Crew der Enterprise soll nun für
frische Ideen sorgen, damit Mudd den Planeten wieder verlassen kann, denn auf Dauer wurde es
ihm auf dem Planeten zu langweilig.
Mudd bietet der Crew ein Leben im Paradies an, da die Androiden jeden Wunsch der Menschen
erfüllen. Doch die Enterprise-Crew ist nicht interessiert. Das Paradies ist zwar für eine
gewisse Zeit ganz nett, wird den Menschen aber auf die Dauer zu langweilig, sie brauchen
Entwicklung, Aufgaben, Herausforderungen.
Mudd ist jedoch hartnäckig und will die Enterprise-Crew zwingen auf dem Planeten zu bleiben.
Er zeigt dem Außenteam seinen ganz persönlichen Androiden, Stella, seine Exfrau. Stella
stellt sich als Schreckschraube sondersgleichen heraus und Mudd aktiviert sie auch nur, wenn
er Sehnsucht nach ihr hat und nur um sie dann kurz danach wieder abzuschalten.
Kirk und das Außenteam werden zu ihren Quartieren gebracht. Das Team berät sich und kommt zu
dem Schluss, dass sie sich zunächst etwas umsehen sollten. Spock findet Norman in einem großen
Computerraum. Norman erklärt, dass es sich dabei um das zentrale Leitsystem der Androiden
handelt.
Kirk und Uhura lassen sich inzwischen von einer der Alices erklären, dass die Androiden die
Fähigkeit haben ein menschliches Bewusstsein in einen Androiden zu verpflanzen. Inzwischen ist
auch Scotty eingetroffen, der von einem Androiden heruntergebeamt wurde. Scotty erklärt, dass
die gesamte Besatzung auf den Planeten gebeamt wurde und sich auf der Enterprise nur noch
Androiden befinden. Kirk ist darüber sehr wütend, doch das ändert nichts an der Situation.
Harry Mudd bereitet sich inzwischen vor, den Planeten mit der Enterprise zu verlassen, doch die
Androiden gehorchen ihm plötzlich nicht mehr und lassen ihn nicht auf das Schiff. Sie
haben Mudd nur benutzt, um an die Enterprise heranzukommen. Sie sind der
Meinung, dass die Menschheit eine unvollkommene und gefährliche Rasse ist. Sie wollen sie
deswegen kontrollieren, indem sie der Menschheit dienen, bis diese von ihnen abhängig ist.
Das Außenteam berät nun, was zu tun ist. Harry Mudd ist bereit, der Crew der Enterprise zu helfen.
Spock ist inzwischen der Meinung, dass Norman das eigentliche Kontrollzentrum der Androiden ist.
Wenn es gelingt, ihn auszuschalten, dann würden auch alle anderen Androiden nicht mehr
funktionieren. Kirk glaubt, dass die Androiden von ihnen einen Fluchtversuch erwarten
und diesen Gefallen tut er ihnen auch, indem er einen solchen vorspielt.
Als dies erledigt ist, beginnt Kirk seine eigentliche Strategie, die Androiden zu verwirren.
Das gesamte Außenteam spielt den Androiden also eine Show vor. Alle verhalten sich höchst
unlogisch und verwirren die Roboter damit so sehr, dass bei ihnen nach und nach die Schaltkreise
durchschmoren. Norman erweist sich als schwerer Fall, doch auch er kommt mit der Unlogik der
Menschen irgendwann nicht mehr klar und es gelingt schließlich auch ihn lahmzulegen.
Kirk und seine Crew übernehmen wieder die Enterprise. Der Captain veranlasst, dass alle Androiden
umprogrammiert werden und sie wieder ihre Aufgabe übernehmen, den Planeten zu bewohnen und zu
bearbeiten. Mudd wird von Kirk dazu verdonnert, auf dem Planeten zu bleiben, bis er sich gebessert
hat.
Mudd gefällt dies ganz gut, bis er von der neuen Androiden-Serie erfährt. Diese umfasst 500
Exemplare seiner Exfrau Stella. Mit diesem Abschiedsgeschenk lässt die Crew der Enterprise ihn
auf dem Planeten zurück.
Bewertung
In "Der dressierte Herrscher" hat Harry Mudd als einziger nicht zur Enterprise-Crew gehörender
Gastcharakter, der mehrmals in der Originalserie auftaucht, seinen zweiten und letzten Auftritt.
Das Drehbuch wurde erneut von Stephen Kandel geschrieben, der auch schon für die erste Harry Mudd
Folge 1.06: Die Frauen des Mr. Mudd verantwortlich war. Unterstützung
erhielt er von David Gerrold, der hier sein erstes Drehbuch für TOS beisteuerte, allerdings
nicht in den Credits aufgeführt wurde. Gerrold sollte später vor allem durch
2.15: Kennen Sie Tribbles? positiv auffallen.
"Der dressierte Herrscher" ist gleichzeitig eine Premiere in der Star Trek-Geschichte. In den
bisherigen 36 Folgen (oder 37, wenn man "Der Käfig" mitrechnet) hatte der Humor zwar stets eine
Rolle gespielt und die ernsthafteren Themen und Handlungen aufgelockert. Doch wurde er nie in den
Mittelpunkt einer Handlung gestellt. Das ist hier anders, endlich versucht sich Star Trek nun
auch an einer reinen Komödie, auch wenn die Folge nicht komplett ohne ernsthafte Handlung auskommt.
In der Originalserie sollten noch einige wenige Komödien folgen, in der zweiten Staffel vor
allem das sehr bekannte 2.15: Kennen Sie Tribbles? In der dritten
Staffel wurden diese Geschichten dann wieder seltener, da der neue Produzent der Serie, Fred
Freiberger, der Meinung war, Komödien würden nicht zur Serie passen.
So kam es, dass richtige Star Trek-Komödien erst wieder mit TNG aktuell wurden. Dort konnten
sich diese rein auf Humor ausgelegten Folgen aber schnell etablieren und sind heutzutage wohl
nicht mehr aus dem Star Trek-Universum wegzudenken (man denke nur an Folgen wie TNG
4.13: Noch einmal Q oder DS9
6.10: Der glorreiche Ferengi.)
Dass die Star Trek-Crew mit reinen Komödien noch keine, bzw. wenige Erfahrungen hatte, merkt
man dieser Folge manchmal durchaus an. Die Witze sind nicht immer unbedingt die besten und
ganz allgemein scheinen die Autoren vergessen zu haben, dass sich auch bei der witzigsten
Komödie die Geschichte, die erzählt wird, irgendwie entwickeln sollte, was hier vor allem am
Anfang nur im Schneckentempo der Fall ist.
Nach 1.06: Die Frauen des Mr. Mudd fällt Roger C. Carmel erneut
positiv in der Rolle des Harry Mudd auf. Ihm verdankt es die Folge vor allem, dass sie keinen
totalen Schiffbruch erleidet.
Trotzdem bleibt natürlich die Figur des Harry Mudd Geschmackssache. Nicht umsonst scheiden
sich an ihr die Geister der Fans. Die einen empfinden ihn als originellen und witzigen
Charakter, der die Originalserie gekonnt auflockert, während andere wiederum mit seinem
Humor wenig anfangen können und ihn eher albern finden. Das muss letztendlich jeder für sich
selbst entscheiden.
Mal abgesehen vom Humor, gibt es in der Handlung einige kleinere Ungereimtheiten, die hier
ebenfalls erwähnt werden sollen.
Zum einen erscheint es fragwürdig, wieso McCoy bei Norman nicht früher festgestellt hat, dass
er ein Android ist. Spock konnte das später mit nur einem Blick auf seine Instrumente
erkennen und man kann ja wohl vermuten, dass eine Dienstantrittsuntersuchung zu den üblichen
Prozeduren auf einem Raumschiff gehört. Erklärung dafür ist mal wieder die ZDF-Schere, die hier
recht umfangreich gewütet hat. Ihr fiel auch eine Szene zum Opfer, in der McCoy Spock erzählt,
dass Norman schon zwei medizinische Untersuchungen versäumt hat.
Die Enterprise weist in dieser Folge erneut erstaunliche Sicherheitsmängel auf. Hier ist ein
einzelner Mann, auch wenn es sich um einen Androiden handelt, fähig, das Schiff innerhalb
kürzester Zeit zu übernehmen. Diese Mängel in der Sicherheit traten bereits des Öfteren zutage,
zum Beispiel in der Folge 1.22: Der schlafende Tiger.
Ebenfalls im Unklaren wird der Zuschauer über die Motivation der Androiden gelassen. Diese
wollen die Menschheit kontrollieren, ohne dass dafür ein vernünftiger Grund genannt wird.
Das Ganze wirkt ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Wieso haben sich die Androiden zum Beispiel
ausgerechnet die Menschheit als unvollkommene Spezies ausgesucht, davon gibt es im Weltall sicher
noch viele andere.
Auch die Auflösung vermag nicht zu überzeugen. Die Androiden lassen sich viel zu leicht verwirren.
Schon nach kurzer Zeit brennen bei ihnen die Schaltkreise durch. Man gewinnt den Eindruck, dass man
es nicht mit sonderlich hoch entwickelten Androiden zu tun haben kann, wie uns die Folge ja glauben
lassen will.
Zusammengefasst handelt es sich bei dieser Episode um ein Experiment, denn noch nie wurde
dem Humor eine so wichtige Rolle in einer Folge zuteil. Solche Experimente sind im Großen
und Ganzen immer begrüßenswert, da sie, ob nun gelungen oder nicht auf jeden Fall verhindern,
dass eine Serie für immer auf einem eingefahrenen Gleis bleibt, ohne sich weiterzuentwickeln.
Nichtsdestotrotz handelt es sich bei dieser Folge objektiv gesehen um Durchschnittskost, da
weder die Spannung noch die Handlung an sich großartig überzeugen können und die Folge damit
einfach nicht die Fähigkeit hat, aus der Masse herauszuragen. Vor allem im Hinblick auf die
hervorragende Komödie 2.15: Kennen Sie Tribbles? geht diese Folge,
unabhängig davon was man nun von der Person des Harry Mudd hält, unter.
Das Drehbuch stammt, wie bereits erwähnt, von Stephen Kandel, welcher hier zum zweiten und letzten
Mal für die Originalserie tätig war und David Gerrold, der außer dieser und Folge
2.15: Kennen Sie Tribbles? noch an der Story zu
3.21: Die Wolkenstadt beteiligt war.
Regie führte wieder einmal Marc Daniels.
Die deutsche Version wurde vom ZDF hergestellt. Außer der oben bereits erwähnten Szene wurden
auch noch etliche andere vom ZDF geschnitten. Leider hat keine dieser Szenen den Weg zurück auf
den deutschen TV-Schirm gefunden. Hier eine kurze Übersicht über die geschnittenen Szenen:
- McCoy erwähnt gegenüber Spock, dass Norman zwei medizinische Untersuchungen verpasst hat.
- Ein kurzes Gespräch zwischen Norman und Kirk fehlt, in dem Norman dem Captain klar
macht, dass die Androiden die Enterprise brauchen.
- Nach dem Vorspann schaltet sich Norman für vier Tage einfach ab. Spock geht mit
ihm eine Gedankenverschmelzung ein.
- Norman erklärt, dass es bei ihnen das Wort "Bitte" nicht gibt.
- Norman erklärt, dass er früher auf einem Außenposten seiner Heimatwelt war,
als seine Welt von einer Nova zerstört wurde.
- Eine kurze Ausblendung fehlt, als Kirk Harry Mudd würgt.
- Kirk erklärt Alice, dass die Enterprise eine wunderschöne Dame ist.
Zusätzlich zu den vielen fehlenden Szenen wurden die Androiden ein und derselben Serie im
Deutschen zum Teil unverständlicherweise mit verschiedenen Sprechern synchronisiert.
"Der dressierte Herrscher" ist ansonsten eine der wenigen Folgen, bei der das ZDF wenig lockere Sprüche
und Albernheiten hinzufügen musste, da bereits recht viele im Original enthalten waren.
Interessant ist, dass ein Hinweis auf Mudds ersten Besuch auf der Enterprise in der deutschen
Version enthalten blieb, obwohl die erste Mudd-Folge erst Jahre später von Sat.1 gezeigt wurde.
Für die DVD-Version wurden alle fehlenden Szenen ergänzt.
Zur eigentlichen Bewertung bleibt nur noch zu sagen, dass die Effekte sich durchaus
sehen lassen können. Die Androiden wurden zwar durch Zwillingspaare dargestellt, was aufwändige
Split-Screen-Technik meistens überflüssig werden ließ, jedoch darf man einige Male auch mehr als
zwei Androiden von einer Serie nebeneinander sehen und dies wurde für damalige Verhältnisse sehr
gut umgesetzt, vor allem auch die drei um Harry Mudd herumstehenden Stellas am Ende der Folge.
Damit hat die Folge eine gute Bewertung der Effekte verdient, was sie im Gesamturteil
etwas anhebt.
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