TNG 2.9 Wem gehört Data?The Measure of a Manvon Yann-Patrick Schlame |
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Episodenbeschreibung
Die Enterprise legt bei der neu errichteten
Sternenbasis 173 einen Zwischenhalt ein. In einer Besprechung mit Data, Riker und Picard erläutert Maddox, dass er Data gerne auseinandernehmen würde, um ihn besser zu verstehen und ihn schließlich vervielfältigen zu können. Bei näherer Nachfrage muss er jedoch einräumen, dass er sich möglicherweise nicht ausreichend vorbereitet hat, obwohl er fest überzeugt ist, dass das Risiko für Data sehr gering sei. Picard ist nicht überzeugt und verweigert Maddox die Arbeit mit Data. Doch damit hatte Maddox offenbar bereits gerechnet, denn er hat Befehle vom Sternenflottenkommando bei sich, die Datas Teilnahme an dem Experiment erzwingen. In
seinem Bereitschaftsraum sucht Picard nach einer
Lösung für das Problem. Er spricht mit Data und
meint, dass es schon nicht so schlimm werden würde.
Data ist nicht überzeugt und verweist auf Geordis
Visor: Der Visor sei menschlichen Sehorganen in
vieler Hinsicht überlegen. Warum trügen dann nicht
einfach alle Menschen einen Visor? Und warum sollte
es erlaubt sein, dass man an ihm gegen seinen Willen
Experimente vornimmt? Wohl oder übel bleibt ihm nur die Wahl, sich an Cpt. Louvois zu wenden, die auf dieser Basis das Recht vertritt. Sie rät Picard, dass Data den Dienst quittieren solle; das sei seine einzige Möglichkeit, den Befehlen nicht folgen zu müssen. Data
folgt dem Vorschlag. Während er seine Sachen packt,
bekommt er Besuch von Maddox, welcher ihm das
Experiment noch einmal schmackhaft zu machen
versucht, doch ohne Erfolg. Data verweist darauf,
dass er durch seine Nichtteilnahme nicht etwa sich
selbst schützen wollte, sondern vielmehr das, was er
darstellt: Zum Einen das Werk Dr. Soongs, zum Anderen
sogar eine Erweiterung der Grenzen des Universums, da
er einzigartig sei. Louvois,
bei der Maddox inzwischen beantragt hat, Data zum
Eigentum der Sternenflotte zu erklären, hat indes
anhand der Cumberland-Gesetze des 21. Jahrhunderts
entschieden, dass Data in der Tat Eigentum der
Sternenflotte ist. Picard kann sie aber überzeugen,
dass diese Frage von grundsätzlicher Bedeutung ist und
deshalb vor Gericht verhandelt werden sollte. Die
Verhandlung beginnt. Riker und Picard haben sich gut
vorbereitet. Riker beweist eindrucksvoll, dass Data
ein Android, eine Maschine ist, dass es sich bei ihm
nicht um einen Menschen handelt. Er zeigt sogar, dass
er als Mensch in der Lage ist, Data abzuschalten. Mit
frischem Elan stürzt sich Picard in die Verhandlung.
Zunächst beweist er, dass Data zwar kein Mensch ist,
es sich bei ihm aber durchaus um ein
empfindungsfähiges Wesen handelt. Anschließend
erläutert er die möglichen Konsequenzen, die eine
erfolgreiche Vervielfältigung Datas haben könnte:
Man würde eine neue Rasse erschaffen. Wird man dann
aber nicht danach beurteilt werden, wie man mit
dieser Rasse umgeht? Data,
erleichtert, teilt Maddox mit, dass er nicht an dem
Experiment teilnehmen wird. Er meint aber auch, dass
Maddox mit seiner Arbeit und seinen Forschungen
fortfahren solle. Wenn er eines Tages soweit sei,
würde Data für ihn zur Verfügung stehen. Schließlich sucht Data Riker auf und meint, es gäbe eine kleine Feier wegen der gewonnenen Verhandlung. Riker sagt, er habe kein Recht, daran teilzunehmen, immerhin hätte er fast gewonnen, wodurch Data vielleicht getötet worden wäre. Data sieht es anders: Nur durch Rikers Einsatz bestand überhaupt nur die Möglichkeit, dass er gerettet wird, daher ist er Riker sehr dankbar. Erleichtert begleitet Riker den Androiden auf die Feier. Bestes Zitat, von Data während der Pokerpartie zu Riker: "Ich
finde es sinnlos, zu erhöhen, wenn man nicht
gewinnen kann." Bewertung "Wem gehört Data" ist eine Episode mit einer ungewohnten Vielzahl an Story-Elementen. Im Vordergrund steht die titelgebende Frage, ob Data sein eigener Herr oder Eigentum der Sternenflotte ist. Dazu kommt die Frage, wie gerecht eine Föderation sein kann, die einige ihrer Bürger der individuellen Rechte beraubt. Schließlich gesellt sich noch der langwährende Konflikt zwischen Picard und Louvois dazu, welche sich seit der Stargazer-Verhandlung nicht mehr gesehen haben. Gehen
wir zunächst einmal auf den zentralen Aspekt ein,
auf die Frage nach Datas Individualität. Während
der vergangenen 34 Episoden (bzw. 33, wenn man den
Pilotfilm als eine Episode zählt) hat der Charakter
des Data eine Menge Facetten gewonnen. Für das
Publikum ist es wohl keine Frage, dass er ein
denkendes und fühlendes Individuum ist. Wenn man
sich aber auf das in dieser Episode betriebene
Gedankenspiel einlässt, stellt sich die Frage, wem
Data gehört, aber möglicherweise doch: Immerhin
wurde Data von Sternenflottenoffizieren gefunden und
aktiviert. Ohne diese Hilfe würde er möglicherweise
noch immer in deaktiviertem Zustand auf Omicron Theta
herumliegen. Zudem erhielt er von der Sternenflotte
seine Ausbildung zum Offizier, hat ihr daher viel zu
verdanken. Dazu kommt, und das ist wohl der
wesentliche Aspekt, dass er kein organisches
Lebewesen ist, sondern ein Android, eine Maschine.
Gemäß menschlicher Ansicht ist eine Maschine, die
ein Produkt menschlicher Schaffenskraft darstellt,
das Eigentum der Erschaffer bzw. desjenigen, der sie
erwirbt. Fragt sich, inwieweit dies im 24.
Jahrhundert noch gilt, wo (privater) Besitz quasi
abgeschafft wurde. Auf der anderen Seite kann man
wohl sagen, dass die Schiffe der Sternenflotte auch
das Eigentum der Sternenflotte darstellen, immerhin
wurden Ressourcen aufgewendet, um diese Schiffe zu
entwickeln und zu produzieren. Zusammengefasst kann man sagen, dass die Frage, wem Data eigentlich gehört, hier auf unterschiedlichste Weise beleuchtet und mit sehr unterschiedlichen Argumenten diskutiert wird. Dadurch ist eine große Nachvollziehbarkeit gegeben, was der Episode sehr gut tut und der Handlung eine glatte 1 einbringt. Als
Nächstes wäre Picards Verhältnis zu Cpt. Louvois
zu nennen. Die Erwähnung des Stargazerzwischenfalles
bezieht sich auf die Zeit, als Picard sein erstes
Kommando innehatte: Ein plötzlich aufgetauchtes,
aggressiv agierendes Schiff der Ferengi war von
Picard zerstört worden, vgl. "Die Schlacht von Maxia". In der
folgenden Verhandlung
war er freigesprochen worden. Wie man hier in
"Wem gehört Data" erfährt, führte
Louvois damals die Anklage; wer will es Picard da
verdenken, dass er nicht gut auf Louvois zu sprechen
ist, schließlich hat sie ihre Aufgabe offenbar mit
einer gewissen Leidenschaft erfüllt - und war
dennoch gescheitert. Wie man erfährt, war sie danach
aus der Sternenflotte ausgetreten, ist aber offenbar
mittlerweile zurückgekehrt, da sie nun auf der neuen
Sternenbasis 173 das Recht vertritt. Das nächste interessante Story-Element stellt Cmdr. Maddox dar, ein Forscher, der - metaphorisch gesprochen - über Leichen zu gehen bereit ist. Den Autoren ist mit Maddox eine interessante Figur gelungen, denn angenehmerweise bleibt auch er nicht einseitig. Im ersten Moment hält man ihn für unangenehm, dann für enthusiastisch, anschließend für fanatisch, und schließlich für einsichtig und nicht so übel, wie er zunächst erschien. Diese Vielschichtigkeit eines Charakters vermisst man ansonsten oftmals. Einen wichtigen Beitrag leistet Data, der ein emotionsloses und damit ausgeglichenes Urteil über den Commander fällt: Data betrachtet Geordi als seinen Freund, weil er gut mit Geordi zusammenarbeiten kann. Auf ähnliche Weise ist ihm Maddox "unsympatisch", da er Maddox' Absichten für gefährlich hält. Doch geht Data nicht so weit, Maddox deshalb für einen schlechten Menschen zu halten. Vielmehr ist er bereit, Maddox eine Chance zu geben, seine Forschungen zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen, sobald die Voraussetzungen dafür gegeben sind. Dies wird in "Datas Tag" aufgegriffen, wo man erfährt, dass Data dem Commander regelmäßige Berichte über seine Erfahrungen und seine Fortschritte bei dem Bestreben, menschlicher zu werden, zukommen lässt. Davon abgesehen wird Maddox allerdings nicht mehr auftauchen. Bleibt
als letzter wichtiger Teil der Episode das Pokerspiel
zu erwähnen: Gleich zu Beginn setzen sich die
Führungsoffiziere (mit Ausnahme des Captains),
verstärkt von Chief O'Brien, zum Pokerspiel
zusammen. Mit dem Spiel wird zunächst einmal eine
gute Einleitung gegeben, indem Data einmal mehr
dazulernt: Nämlich, dass Poker mehr ist als das
Berechnen von Möglichkeiten und das Auswerten von
Daten. Pulaski bringt es auf den Punkt, indem sie
erklärt, dass die Intuition einem Menschen
ermöglicht, auch mit schlechten Karten gut zu
spielen bzw. einen Bluff zu erkennen. Bleiben noch einige Beobachtungen zu erwähnen:
Noch
ein Wort zu den Effekten und der Inszenierung: Die
Kulissen sind, wenn auch nicht überragend, so doch
definitiv akzeptabel. Die Musik ist gut auf die
Episode abgestimmt und bei weitem nicht mehr so
schrecklich, wie die Synthesizer-Klänge der ersten
Staffel. Zusammenfassend
kann man sagen, dass "Wem gehört Data"
eine erstklassige Episode ist, die ganz ohne Action
Spannung erzeugt. Wie so oft liegt das Happy-End auf
der Hand, doch ist der Weg gut geschildert und im
Großen und Ganzen plausibel erläutert, sieht man
einmal von der Herleitung für die
Gerichtsverhandlung ab. Durch die vielen Handlungsstränge und die versteckten Hinweise auf andere Episoden kann man die Folge problemlos ein zweites und drittes Mal anschauen. Insgesamt eine sehr überzeugende Episode. |
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Zusammenhänge
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-------------------------------- Ausdruck vom: 22. 11. 2024 Stand des Reviews: 15. 11. 2024 URL: http://www.startrek-index.de/tv/tng2_9.htm |