TNG 1.22 Die SeucheSymbiosisvon Yann-Patrick Schlame |
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Episodenbeschreibung
Sternzeit: Unbekannt Picard,
bereits über die Vorfälle informiert, lässt sich
von Data berichten, dass nur vor 200 Jahren ein
Föderationsschiff einmal Kontakt mit den Ornaranern
hatte; jene waren damals kurz davor, die Raumfahrt zu
entwickeln - haben es aber in den letzten zwei
Jahrhunderten offenbar nicht sehr weit gebracht. Beverly macht sich an eine Untersuchung der Ornaraner, kann bei ihnen aber keine Krankheitserreger finden, und auch die Crew der Enterprise scheint nicht infiziert zu sein. Die Seuche gibt ihr einige Rätsel auf, aber sie ist sich sicher, dass T'Jon und Romas dringend das Mittel benötigen, da sie schwer krank wirken, sich kaum konzentrieren können und ziemlich schwach auf den Beinen sind. Von Beverly und T'Jon gedrängt, redet Picard mit den Brekkianern, und schließlich willigt Langor ein, zumindest T'Jon und Romas eine Dosis geben zu lassen. Als man aus den Frachtbehältern eine Dosis entnimmt, erläutert Sobi, dass die Brekkianer das Destillationsverfahren für die Herstellung des Feliciums in den letzten Jahrhunderten deutlich weiterentwickelt hätten; die in den drei Zylindern enthaltene Menge hätte zu Zeiten seines Großvaters noch fünf Frachträume eingenommen. Auch erfährt man, dass die Ornaraner etwa alle 72 Stunden eine Dosis benötigen, da sich spätestens dann die Krankheitserscheinungen einstellen. Wie Sobi zudem erläutert, verfügt Brekka über keine andere Industrie als jene zur Gewinnung dieses Mittels: Alles, was sie zum Leben benötigen, erhalten sie von den Ornaranern im Austausch gegen das Mittel. T'Jon und Romas sind extrem erleichtert, als sie sich eine Injektion verabreichen dürfen - und Beverly teilt Jean-Luc kurz darauf mit, was sie beobachtet hat: Das Mittel wirkt bei den beiden wie ein Rauschgift. Wenige Sekunden nach der Injektion waren sie wie ausgetauscht, es ging ihnen plötzlich großartig. Sie folgert, dass alle Ornaraner offenbar vom Felicium abhängig sind... Indes
hat Data einige Nachforschungen angestellt: Die
Ornaraner hatten eine blühende Kultur und waren
technisch sehr weit entwickelt, als die Seuche
ausbrach. Die weniger weit entwickelten Brekkianer
waren die einzigen, die ihnen helfen konnten, denn
nur auf ihrem Planeten wuchs die kurzzeitige Heilung
versprechende Pflanze, und alle Versuche, diese auf
Ornara zu kultivieren, schlugen fehl. Wie Beverley
meint, ist die Seuche längst ausgerottet, das
"Heilmittel" fungiert nur noch als Droge -
ohne, dass die Ornaraner dies wissen. Indes wendet sich Wesley an Data: Er kann nicht verstehen, warum jemand freiwillig drogensüchtig werden will. Data und Tasha erklären ihm, dass niemand das will, es passiert jedoch jenen, die eine Droge nehmen, um mit deren Hilfe scheinbar ihren Problemen zu entfliehen. Nimmt man Drogen anfangs, um sich gut zu fühlen, so wird man sie bald nur noch nehmen, um sich nicht schlecht zu fühlen. Als Wes meint, dass er es immer noch nicht versteht, meint Tasha lächelnd, sie hoffe, dass er das auch nie wird. Nach
dem Gespräch mit seiner Heimatwelt sieht T'Jon
keinen Ausweg mehr: Er schnappt sich Riker, setzt ihn
unter Strom und droht, ihn zu töten, sollte Picard
ihm nicht das Heilmittel ausliefern. Picard gelingt
es, die Situation zu retten: Er erkennt, dass T'Jon
kein Killer ist und Riker nicht töten wird. T'Jon
lässt von Riker ab und bettelt förmlich, Picard
solle sich für ihn einsetzen. Jener hat das auch
vor: Zusammen mit Beverly stattet er den Brekkianern
in ihrem Gästequartier einen Besuch ab. "Sie haben es richtig erkannt, Captain: Das Ganze geht Sie überhaupt nichts an." Trotz
Beverlys vehementer Einwände bleibt Picard keine
Wahl. Als man im Orbit von Ornara angekommen ist,
ruft er die Gäste in den Frachtraum, wo T'Jon und
Romas überglücklich sind, dass man ihnen das
Heilmittel nun doch überlässt. Sie bedanken sich
bei Picard und den Brekkianern für die Rettung ihres
Volkes. Doch Picard hat eine unangenehme Botschaft
für die beiden: Leider kann er ihnen die
Ersatzteile, die sie für die Reparatur ihrer Schiffe
benötigen, nicht zur Verfügung stellen. "Captain...
ich hoffe, Ihnen ist klar, was sie uns da
antun!" Dann
werden alle Gäste, und natürlich ihre wertvolle
Fracht, nach Ornara gebeamt, und Jean-Luc erklärt
Beverly im Turbolift, dass es keine andere
Entscheidung geben konnte: Wann immer der Mensch in
der Vergangenheit versuchte, sich in die Belange
weniger weit entwickelter Kulturen einzumischen,
waren die Ergebnisse ausnahmslos verheerend, selbst
wenn die Eingriffe noch so gut gemeint gewesen waren.
Beverly, der am ehesten klar ist, welche Qualen die
Ornaraner bei dem wohl bevorstehenden Entzug zu
erleiden haben werden, ist nicht besonders glücklich
mit der Art, wie dieses Problem gelöst wurde,
versteht aber auch, warum Picard so handeln musste. "Neugierde - wir waren noch nie da." Bewertung Und mit jenen Worten geht es dann auf in neue Abenteuer. Dabei ist diese Flucht eigentlich gar nicht nötig: "Die Seuche" ist eine durchaus ansehnliche Episode, die sich auf zunächst hintergründige Weise mit der Thematik von Drogenabhängigkeit auseinandersetzt. Dabei stören die mitunter sehr plumpen Anspielungen auf heutige Probleme, aber im Großen und Ganzen kann man der Episode ein gutes Urteil ausstellen. Das Ganze im Detail: Die Story entwickelt sich sehr gut. Das eigentliche Kernthema wird erst recht spät enthüllt, die sonst häufig gegebene Vorhersehbarkeit hält sich dadurch in Grenzen. Aufgrund der recht eindeutig dargestellten Sympathieverteilung zu Gunsten der Ornaraner T'Jon und Romas ist schnell klar, wer gut und wer böse ist, aber zumindest die Gründe hierfür bleiben einige Zeit verborgen. Auch wird teilweise ein Verwirrspiel mit dem Zuschauer getrieben. Durch ihre Art wirken die Brekkianer ab Beginn unsympathisch. Als sie jedoch ihre Gründe erläutern, ist man geneigt, ihnen zu glauben und sie für Geschäftsleute zu halten, die zwar nicht unbedingt sonderlich mitleidig sind, die aber durchaus ein Gewissen haben. Als sie sich dann entscheiden, T'Jon und Romas je eine Dosis des Feliciums zu überlassen, meint man fast, sie könnten vielleicht doch gar nicht so schlecht sein, wie es zunächst schien. An dieser Stelle greifen aber dann leider wieder die Gesetze Hollywoods, denn natürlich zeigt sich bald darauf, dass das gesamte Handeln der Brekkianer nur dem Eigennutz dient - gäben sie den Ornaranern das Heilmittel nicht, würde ihr 200 Jahre dauernder Schwindel auffliegen, und ihr angenehmes Leben wäre vorbei; plötzlich wären sie gezwungen, sich selbst um ihre Versorgung zu kümmern. Auf der einen Seite werden ihre Gründe dadurch zwar erläutert, aber letztlich stellt die Episode sie doch als skrupellose Egoisten dar, denen das von ihnen tolerierte Leid vollkommen egal ist, die noch nicht einmal Schuldgefühle empfinden. Auf ähnliche Weise werden auch die beiden Ornaraner abwechselnd gut und schlecht bewertet. Ihre etwas ungehobelte Art und ihre schlechten Manieren prädestinieren sie nicht gerade zu bedingungslos positiv zu bewertenden Personen, doch auch wenn T'Jon mitunter die Beherrschung verliert, sieht er doch seine Fehler jeweils ein und entschuldigt sich dafür: So geschehen, als er Picard vorwirft, am Völkermord beteiligt zu sein, und auch, als er droht, Riker zu töten. Zwar entschuldigt er sich dafür nicht, doch sieht man ihm an, dass es ihm leid tut. Dass er von Riker ablässt, ist sein Eingeständnis, dass er kein skrupelloser, kaltblütiger Mörder ist, sondern vielmehr ein in die Ecke gedrängter und vollkommen verzweifelter Mann, der fast alles tun würde, um sein Volk zu retten - aber eben nur fast alles, denn töten kann er für diesen Zweck nicht. Spätestens in jener Szene ist klar, dass die Ornaraner die Unschuldigen sind, und dass tatsächlich sie es sind, denen geholfen werden muss. Wie sich zeigt, haben sie ihre Misere nicht selbst verschuldet, sondern tun alles, um einfach nur am Leben zu bleiben. Der Zustand ihrer Schiffe, die abgetragene Kleidung, alles deutet darauf hin, dass ihr Volk hart schuften muss, um den Brekkianern das Heilmittel zu bezahlen. Die folgende Aufklärung der Gesamtlage ist dann gewissermaßen nur noch eine Formalität. Dass die Episode, wie oben erwähnt, trotzdessen nicht als vorhersehbar zu bezeichnen ist, liegt daran, dass diese endgültige Auflösung erst weit gegen Ende geliefert wird. Soviel
erst einmal zur Vordergrundhandlung. Es ist wohl
klar, welche Aussage mit dieser Episode
hintergründig transportiert werden soll: Nämlich,
dass Drogen und Sucht schlecht sind. Da die Ornaraner
nichts von ihrem Schicksal ahnen, können sie
natürlich auch nichts dagegen unternehmen, das
Schicksal, wie auch die Brekkianer, spielen ihnen
übel mit. Folglich soll sich jeder vernünftig
denkende Mensch fragen, wie jemand ernsthaft
drogenabhängig sein kann, wenn er sich über diese
Abhängigkeit im Klaren ist. Es wird kein Hehl daraus
gemacht, dass der Entzug schwierig wird, insbesondere
in diesem Fall, wo keine Ersatzdroge zur Verfügung
gestellt werden kann. Ein dezenter Hinweis, dass
beispielsweise Heroinsüchtigen Methadon zur
Verfügung steht, es ihnen also eigentlich leichter
fallen sollte als den Ornaranern, sich von ihrer
Sucht zu befreien? Oder einfach nur eine generelle
Abrechnung mit Drogensucht? Jedoch
gibt es dann auch einige Aspekte, die dieser
Hintergründigkeit im Weg stehen. Da wäre an
allererster Stelle die Szene mit Wesley zu nennen,
der einmal mehr vor Naivität übersprudelt, als er
fragt, warum jemand eigentlich freiwillig süchtig
wird. Tashas Erklärung ist so plump, dass kein
Sozialarbeiter je auf die Idee kommen dürfte, auf
diese Weise jemandem zu erklären, weshalb Leute
Drogen nehmen. Man kann sagen, dass diese Szene die
Naivität der Serie, welche gerade während der
ersten ein, zwei Staffeln besonders vorherrschte,
sehr deutlich widerspiegelt. Star Trek versucht sich
des Themas anzunehmen, was ja auch sehr lobenswert
ist, tritt aber dabei ins Fettnäpfchen, da die
Hintergründigkeit einer für Erwachsene
interessanten Episode durch die Vordergründigkeit
einer höchstens für kleine Kinder interessanten
Szene kaputt gemacht wird. Auf ähnliche Weise wird
auch das Thema Alkohol bei der Next Generation
behandelt, und auch Beziehungsprobleme wirken bei TNG
selten gut inszeniert. Genug jedoch davon, ein wenig sollte noch auf die Charaktere eingegangen werden: Am meisten zu tun haben Beverly und Jean-Luc. Beide Charaktere sind, obwohl die Sternenflotte sich eigentlich herauszuhalten hat, eng in die Streitigkeiten zwischen den beiden Parteien eingebunden, und an ihrem Beispiel wird gezeigt, wie unterschiedlich die vorliegende Situation bewertet werden kann. Während Beverly in erster Linie das Wohlergehen der Ornaraner im Sinn hat, muss Picard wie immer etwas weiter denken; ganz weit vorne in seinen Gedanken dürfte hier die Oberste Direktive stehen, denn sie verbietet ihm eine Einmischung. Man merkt, dass es ihm Unbehagen bereitet, nichts tun zu können, aber zugleich scheint es ihm auch Rückhalt und Sicherheit zu geben. Er wirkt zunächst unentschlossen, weigert sich, zu handeln; Beverly drängt ihn, etwas zu unternehmen, doch er wartet erst einmal ab. Es zeigt sich, dass dieses Vorgehen goldrichtig war. Jedes voreilige Handeln hätte wohl unüberschaubare Folgen nach sich gezogen, denn, wie Picard auch schnell erkannte, es fehlten ihm in dem Puzzle noch einige Teile. Entsprechend tat er nichts, bevor er nicht das Puzzle zusammengesetzt hatte. Als ihm klar war, dass die Brekkianer von der Wirkung des Feliciums wissen und den Ornaranern mit Absicht das Wissen über deren längst eingetretene Heilung vorenthielten, war es schließlich ein leichtes, eine vernünftige Entscheidung zu treffen: Indem er sich an die Oberste Direktive hält, macht er alles richtig, ohne gegen ein einziges Gesetz zu verstoßen: Er überlässt die Ornaraner ihrer angeblichen Misere und hofft, dass sie mehr oder weniger zwangsläufig von ihrer Gesundung erfahren. Zugleich ist damit aber die Existenz der Brekkianer bedroht: Sollten die Ornaraner mit Unverständnis und Wut reagieren, stünden die Brekkianer von heute auf morgen ohne Lebensmittel und Verbrauchsgüter da. Hier kann man nur hoffen, dass sich die beiden Kulturen auf einer gesünderen geschäftlichen Basis einigen werden. Es erfreut in jedem Fall, dass die Episode nicht mit einem eindeutigen Happy-End beschlossen wird. In dieser Hinsicht erinnert sie stark an 2.18 Der Planet der Klone in der zweiten Staffel. Bleiben
bezüglich der Logik einige offene Fragen: Es wird
zwar nichts gesagt über die Lebensspanne der
Ornaraner, aber da sie im wesentlichen den Menschen
stark ähneln, ist die Theorie, dass sie etwa gleich
alt werden, wohl nicht ganz unbegründet. Daraus
lässt sich ableiten, dass seit Ausbruch der Seuche
mehrere Generationen geboren worden sein dürften -
und hier wird es interessant: Wird den Neugeborenen
bereits das Felicium gegeben? Da sie de facto nicht
krank sind, ist es möglich, dass sie keine
Krankheits- (also eigentlich Entzugs-) -erscheinungen
zeigen. Auf der anderen Seite wäre es möglich, dass
sie aufgrund des Konsums ihrer Eltern bereits
süchtig geboren werden und dadurch schon kurz nach
der Geburt mit der Droge versorgt werden müssen. Noch
kurz zu den Gaststars: Mit Merritt Butrick (T'Jon)
und Judson Scott (Sobi) sind zwei Star Trek-Veteranen
vor Ort. Bleibt noch der vorgezogene Abschiedsgruß zu erwähnen: Als Picard und Crusher am Ende der Episode den Frachtraum verlassen, sieht man im Hintergrund Tasha winken - in 1.23 Die schwarze Seele wird sie bekanntlich getötet. Die beiden Episoden wurden aber in umgekehrter Reihenfolge produziert, so dass dies in Wirklichkeit eine von Denise Crosbys letzten Szenen war. Vielen Dank an unseren Leser Michael Otto für diesen Hinweis. Viel mehr bleibt nicht über "Die Seuche" zu erwähnen. Vielleicht noch ein Wort zu den Effekten: Für die erste Staffel nicht schlecht, aber den Begriff "überragend" verdienen sie ganz sicher ebenfalls nicht. Die Musik nutzt die üblichen, nicht sehr atmosphärischen Synthesizer und ist daher auch nicht hitverdächtig. Durch das Verwirrspiel, das lange Zeit aufrecht erhalten bleibt, ist durchaus eine unterschwellige Spannung vorhanden, vordergründig ist diese jedoch nicht so groß, da die Ausrottung der Ornaraner durch eine falsche Entscheidung Picards zu keinem Zeitpunkt als Möglichkeit plausibel ist. Insgesamt handelt es sich um eine interessante Episode, die die üblichen Schwächen der ersten Staffel aufweist. |
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Zusammenhänge Leider werden die Ereignisse nie mehr aufgegriffen. |
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-------------------------------- Ausdruck vom: 22. 11. 2024 Stand des Reviews: 15. 11. 2024 URL: http://www.startrek-index.de/tv/tng1_22.htm |