DSi

ENT 2.10 Vermisst


Vanishing Point

von Yann-Patrick Schlame

Episodenbeschreibung

Hoshi und Trip untersuchen auf einem Planeten uralte Ruinen und bewundern dort Höhlenmalereien und Steinmetzarbeiten. Leider kann Hoshi die Symbole nicht entziffern, und Trip versucht sich nur spaßeshalber an der Interpretation der Zeichen. Über die früheren Bewohner weiß man nichts, auf dem gesamten Planeten konnte die Enterprise keine Lebenszeichen entdecken. Da meldet sich Archer und berichtet von einem aufziehenden Sturm. Er rät den beiden, schnell zur Enterprise zurückzukehren.

Von der Brücke aus entdeckt T'Pol noch einen zweiten Sturm, der den ersten verstärkt und beschleunigt. Laut Reed handelt es sich um diamagnetische Stürme, die mit polarischer Energie gesättigt sind. Da das Shuttle nur 10 Kilometer vom ersten Sturm entfernt ist, fällt es als Transportmittel aus.
Archer unterrichtet das Außenteam, dass sie den Transporter nehmen müssen. Hoshi will aber auf gar keinen Fall beamen und sucht nach einem Ausweg: Wären sie nicht in den Ruinen sicher? Die hätten ja im Lauf der Jahrhunderte schon so manchen Sturm überstanden. Aber Archer meint, dass ein polarischer Impuls schwerwiegende Auswirkungen auf das Nervensystem hätte und keinesfalls mit einem gewöhnlichen Gewitter zu vergleichen wäre. Und auch das Shuttle fällt als Unterkunft aus: Mit polarisierter Hüllenpanzerung würde es polarische Ausbrüche erst recht anziehen.

Hoshi will von Trip mehr über den Transporter wissen und meint, dass dabei ihre Moleküle auseinandergerissen werden. Trip pflichtet ihr zwar bei, aber auf der anderen Seite würden die Moleküle ja auch gleich wieder zusammengesetzt. Trotzdem hat Hoshi Angst, dass von den Billionen Molekülen des menschlichen Körpers vielleicht nicht alle wieder am richtigen Platz zusammengesetzt werden könnten.
So überredet sie Trip, zuerst hochzubeamen. Wenn er sich dann von Bord der Enterprise meldet, weiß Hoshi, dass alles okay ist. Trip stimmt zu und lässt sich sofort hochbeamen. Tatsächlich meldet er sich gleich darauf bei ihr und meint, er sei heil angekommen, also lässt sich schließlich auch Hoshi auf die Enterprise transportieren. Reed, der genauso wie der Captain bereits früher den Transporter benutzt hat, begrüßt Hoshi mit "Willkommen im Club".

Später in ihrem Quartier wäscht sich Hoshi und begutachtet im Spiegel ihr Gesicht aufs Gründlichste. Archer kommt vorbei, erkundigt sich, wie es ihr geht und gibt Hoshi den Rest des Tages frei. Er schlägt vor, dass sie am nächsten Tag mit Trip auf den Planeten zurückkehrt und das Shuttle abholt. Obwohl dafür das zweite Shuttle genutzt werden kann, findet Hoshi, dass sie fürs Erste genug Abenteuer erlebt hat. Sie gesteht dem Captain, dass sie Angst hat, verloren zu gehen und lieber an Bord der Enterprise bleiben möchte.

Als sie später in die Messe kommt und sich zu Reed, Mayweather und Tucker gesellen will, wird Hoshi von den Dreien zunächst ignoriert, erst auf Nachfrage wird ihr ein Platz angeboten. Sie berichtet, dass sie sich seit dem Transport etwas unwohl fühlt. Die drei tischen ihr die Geschichte von Cyrus Ramsey auf:
Ramsey sei im Mai 2146 in Madison, Wisconsin, der erste Testkandidat für einen Langstreckentransport über 100 Meter gewesen. Aber wegen eines Problems mit dem Musterpuffer habe er sich nicht materialisiert und sei einfach verschwunden.
Die drei amüsieren sich köstlich über die offenbar weit verbreitete Schauergeschichte, auch wenn Hoshi das ganz und gar nicht zum Lachen findet. Als Trip auf die Brücke gerufen wird, verlassen alle drei den Tisch, ohne sich von Hoshi zu verabschieden.

Also sucht Hoshi als nächstes die Krankenstation auf. Es scheint niemand da zu sein, doch plötzlich steht Phlox direkt hinter ihr. Offenbar hat er sie vorher nicht bemerkt, obwohl sie ihn laut gerufen hatte. Der Doktor untersucht sie und findet nichts Ungewöhnliches. Auch er scheint schon von Cyrus Ramsey gehört zu haben und meint, es bestünde keinerlei Gefahr, dass Hoshi das gleiche Schicksal widerfährt. Sie hingegen ist der Meinung, ein Muttermal im Gesicht sei an der völlig falschen Stelle, doch Phlox wischt ihre Bedenken beiseite und rät ihr, einmal gründlich auszuschlafen.

Von der Bordsprechanlage wird Hoshi spät am nächsten Tag aus dem Schlaf gerissen. Laut T'Pol ist es schon 11 Uhr und Hoshi soll wegen eines Notfalls sofort auf die Brücke kommen.

Archer berichtet, dass Trip und Travis von den Bewohnern des Planeten als Geisel genommen wurden, als sie das andere Shuttle abholen wollten. Hoshi ist völlig verdattert, weil man noch am Vortag keinerlei Lebenszeichen auf dem Planeten entdecken konnte. Als wäre es selbstverständlich, erklärt T'Pol, dass sich in den Kammern der Ruinen heilige Relikte befanden. Da meldet sich über Travis' Kommunikator ein Alien, und Hoshi muss sich an die Übersetzung machen. Der Universalübersetzer kann die Sprache des Aliens nicht entschlüsseln, also muss Hoshi wohl oder übel improvisieren. Sie spricht ein paar Worte, versteht aber die Antworten des Aliens einfach nicht. Bevor sie es noch einmal mit dem Universalübersetzer versuchen kann, wird sie von Archer regelrecht der Brücke verwiesen, an ihrer Stelle soll Crewman Baird sein Glück versuchen.

Um sich zu entspannen, will Hoshi eine Dusche nehmen. Sie erschrickt, als sich ihr Spiegelbild aufzulösen scheint. Auf den zweiten Blick ist aber wieder alles okay. Gleich darauf scheinen sich ihre Hände aufzulösen, das Wasser läuft einfach hindurch...

In der Messe wird Hoshi diesmal von T'Pol ignoriert, bis ihr schließlich doch noch ein Platz angeboten wird. Sie wundert sich, warum T'Pol angesichts der Geiselnahme gar nicht auf der Brücke ist, doch T'Pol erwidert, die Geiselnahme sei beendet. Crewman Baird habe die Sprache der Aliens mit Hilfe des Universalübersetzers entschlüsseln können, es handle sich um eine einfache bimodale Syntax. Nach der Rückgabe der auf dem Planeten genommenen Proben und dem Zerstören der dort gemachten Fotos hätten die Aliens die beiden Geiseln freigelassen. Hoshi erfährt, dass sie zunächst vom Dienst freigestellt ist.

In einem Korridor wird Hoshi von vorbeikommenden Crewmitgliedern ignoriert. Als sie den Aufzug benutzen will, reagieren die Knöpfe nicht auf ihren Druck. Dann hört sie aus der Ferne die Stimmen von Reed und Tucker, die ihr Mut zusprechen, aber als ein Crewman den Aufzug betritt, sind die Stimmen nicht mehr zu hören.

Erneut auf der Krankenstation schildert Hoshi dem Doktor all die merkwürdigen Begebenheiten der letzten Zeit. Phlox versucht sie erneut zu beruhigen. Er erzählt ihr, dass Menschen bei neuen Transporttechniken wie dem Automobil oder dem Flugzeug immer erst einmal einige Zeit brauchten, um sich daran zu gewöhnen - warum sollte es beim Transporter anders sein? Allerdings scheint ihm diese neue Technik selbst nicht ganz geheuer zu sein, denn er gesteht ihr, dass er den Transporter selbst nicht benutzen möchte.
Gemäß seiner Untersuchung ist Hoshi nach wie vor bei bester Gesundheit, vorsichtshalber soll sie aber am nächsten Tag wieder zu ihm kommen. Er rät ihr zu einem Beruhigungsmittel und einer ausgedehnten Nachtruhe.

Im Fitnessraum nutzt Trip gerade eine Art Zentrifuge, als Hoshi hereinkommt, um ihrerseits ein bisschen Sport zu treiben. Sie erkundigt sich, wie es ihm geht. Trip meint, angesichts der ganzen Erlebnisse der letzten Zeit, eine Geiselnahme eingeschlossen, gar nicht schlecht, und er versucht Hoshi wegen der vergeigten Übersetzung zu beruhigen; die Aliens hätten Travis und ihn gut behandelt, sie sollte sich also kein schlechtes Gewissen machen. Genau wie Phlox rät er Hoshi noch, ein Beruhigungsmittel zu nehmen und sich ordentlich auszuschlafen.
Doch kaum hat Trip den Raum verlassen, reagiert kein einziger Knopf mehr auf Hoshis Druck, sie kann nicht einmal mehr die Tür öffnen. Stattdessen greift sie durch Gegenstände einfach hindurch und dann löst sich auch noch ihr Spiegelbild auf.

Am nächsten Morgen schläft Hoshi auf dem Boden des Fitnessraums, als endlich jemand hereinkommt: Trip und T'Pol suchen nach ihr. Und obwohl Hoshi genau vor ihnen steht und sie direkt anspricht, scheinen die beiden sie überhaupt nicht wahrzunehmen. Archer meldet per Bordsprechanlage, dass die Sensoren Hoshi noch nicht finden konnten.

Also folgt sie T'Pol auf die Krankenstation, wo der Doktor dem Captain gerade Bericht erstattet. Nachdem Hoshi verschwunden ist, hat er sich ihre biomolekularen Scans noch einmal angeschaut und bei ihren Protein-Fäden eine erschreckende Entdeckung gemacht: Ihre subzellularen Membranen werden schwächer. Die drastische Entwicklung im Vergleich zweier Scans, die nur 24 Stunden auseinanderliegen, ist laut Phlox praktisch unmöglich. T'Pol folgert, dass Hoshi sich ihre Probleme doch nicht eingebildet habe: Ihre Moleküle würden tatsächlich auseinanderfallen.

Trip hat inzwischen den Transporter auseinandergenommen und das Problem gefunden: Die sekundären Phasenspulen konnten sich nicht ausrichten und wurden deshalb nicht synchronisiert. Da er heil angekommen ist, muss das direkt nach seinem Transport passiert sein. Infolgedessen würde Hoshi innerhalb von Stunden ihre molekulare Kohäsion verlieren.
Trip gibt sich die Schuld, denn eigentlich hätte Hoshi zuerst hochbeamen sollen. Hoshi betrachtet die Szene aus der Nähe und meint zu Trip, dass es nicht seine Schuld sei, aber noch immer kann niemand sie wahrnehmen.
Phlox vermutet, dass man unter den gegebenen Umständen nicht mehr nach Hoshi selbst scannen sollte, sondern nach subzellularen Überresten. Der Captain gibt Befehl, den entsprechenden Scan zu starten und den Orbit zu verlassen. Auf dem Weg zur Brücke geht er mitten durch Hoshi hindurch und bemerkt sie nicht einmal.

Sie folgt Trip und Phlox in eine Zugangsröhre, wo die beiden mit Scannern nach ihren Überresten suchen. Hoshi weiß, dass sie vorher gar nicht hier war, kann es aber den beiden nicht sagen. Da hört sie wieder die Stimmen von Malcolm und Trip, die ihr scheinbar Mut zusprechen, doch genau so plötzlich verschwinden die Stimmen wieder.
Phlox hat mittlerweile ihre Überreste entdeckt, ein kleines Häufchen Schleim, von dem er ein bisschen aufhebt, um es ihren Eltern zukommen zu lassen. Trip bleibt trauernd allein in der Zugangsröhre zurück und gibt sich erneut die Schuld, dass es Hoshi erwischt hat.
Hoshi hört indes die Stimmen der Aliens aus einem benachbarten Korridor. Zwei Aliens sind an Bord und bringen so etwas wie Sprengladungen im Korridor an. Offenbar können auch die Aliens Hoshi nicht sehen.

Sie eilt ins Quartier des Captains und versucht ihn zu warnen, aber natürlich ohne Erfolg. In dem Moment wird gerade Hoshis Vater zum Captain durchgestellt. Archer tut sich schwer, den Unfall zu erklären und entschuldigt sich, dass er Hoshi nicht beschützen konnte. Als das Gespräch beendet ist, sucht Hoshi nach einem Weg, Archers Aufmerksamkeit zu erringen und kann schließlich, indem sie hineinfasst, über eine Plasmaleitung ein Lämpchen manipulieren. Archer merkt auf und ruft T'Pol zu sich. T'Pol hält das für eine simple Fehlfunktion, aber Archer erkennt den Rythmus des Flackerns als Morsezeichen: drei kurz, drei lang, drei kurz... SOS, das internationale Notrufsignal auf der Erde!
Hoshi ändert nun die Morsezeichen und gibt ihren Namen durch, aber weil T'Pol es für ausgeschlossen hält, dass jemand von außen ein Notsignal über diesen geschlossenen Schaltkreis absetzt, verliert Archer das Interesse und meint, dass Trip das Problem am nächsten Tag beheben sollte.

Ganz auf sich allein gestellt beobachtet Hoshi nun wieder, was die Aliens treiben. Die sind dabei, die ganzen Geräte, die sie angebracht haben, zu verkabeln und der Reihe nach einzuschalten. Einer der beiden Aliens schleicht auf dem Warpantrieb herum und bringt auch dort noch so ein Gerät, vermutlich eine Sprengladung, an.
Hoshi fasst in eins der Geräte in einem Korridor rein und kann es auf diese Weise tatsächlich ausschalten. Der andere Alien ist verwundert, schaltet das Gerät aber gleich wieder ein. Mit einer Fernbedienung materialisiert er dann eine Art Transporterplattform und nutzt sie, um sich wegzuteleportieren. Der verbleibende Alien schaltet noch die letzten geheimnisvollen Geräte ein, dann verschwindert er ebenfalls über die Transporterplattform.
Wieder hört Hoshi die Stimmen von Reed und Tucker, die ihr Mut zusprechen. Kurzentschlossen folgt sie den Aliens auf die Transporterplattform.

Im nächsten Moment materialisiert sie auf der Transporterplattform der Enterprise und rennt sofort los, weil sie die Aliens stoppen will. Zu ihrer großen Verwunderung folgen ihr Reed und Tucker und fragen, von wem sie redet. Hoshi ist überglücklich, dass die beiden sie wieder sehen können und warnt sie vor den Aliens, die Trip und Travis gefangen genommen hatten - aber Malcolm und Trip wissen nichts von einer Gefangennahme oder irgendwelchen Aliens...

Es stellt sich heraus, dass es wegen des Sturms auf dem Planeten Probleme mit dem Transporter gab. Hoshi war für 8,3 Sekunden im Transporterpuffer gefangen, bevor sie materialisiert werden konnte. Die ganzen Ereignisse der letzten Tage hat sie offenbar in diesen paar Sekunden nur in ihren Gedanken durchlebt. Hoshi ist extrem erleichtert und meint, sie hätte schon befürchtet, zum nächsten Cyrus Ramsey zu werden. Der echte Trip hat von dieser Schauergeschichte aber wohl nie gehört und fragt nur: "Cyrus wer?"

Phlox untersucht Hoshi gründlich und kann nichts Besonderes finden. Er vermutet, dass sie die ganze Geschichte sogar nur in den letzten ein oder zwei Sekunden im Transporterpuffer durchlebt hat.
Malcolm nimmt das Problem mit dem Transporter gleich zum Anlass für eine Verbesserung: Er will den Transporterstrahl verdichten, damit so etwas in Zukunft nicht mehr vorkommt.
Archer spricht Hoshi Mut zu, immerhin hätte sie ihre Angst vor dem Transporter überwunden. Hoshi sieht das anders, schließlich haben sich die Ereignisse um die Aliens nur in ihrem Kopf zugetragen, aber Archer findet es mutig von ihr, egal ob echt oder eingebildet, dass Hoshi sich überwunden hat, auf die Transporterplattform zu gehen.
Hoshi meint, dass sie in jedem Fall lieber erst einmal mit Shuttlepods vorlieb nehmen möchte. Auf dem Weg aus der Krankenstation will sie auf Nummer sicher gehen und drückt den Knopf zum Öffnen der Tür lieber selbst. Als die Tür sich ohne Probleme öffnet, muss sie selbst lächeln.




Bewertung

Hoshi und ihre Ängste wurden bei Enterprise bereits mehrfach thematisiert. Positiv ist der Episode anzurechnen, dass sie sich auch diesmal wieder überwindet und gefestigt aus den Ereignissen hervorgeht. Negativ fällt auf, dass sich das Ganze lediglich in ihrem Kopf abspielt und wir nicht viel Neues über Hoshi erfahren.

In "Freund oder Feind" bezog Hoshi ein neues Quartier, weil sie sich in ihrem alten unwohl fühlte. In "Schlafende Hunde" meldete sie sich freiwillig für eine gefährliche Außenmission, "Vox Sola" und "Zwei Tage auf Risa" thematisierten ihre außergewöhnlichen Sprachfähigkeiten. In "Vermisst" steht Hoshi nun also wieder im Mittelpunkt, und diesmal wird der Transporter genutzt, um ihre Ängste und Befürchtungen zu kanalisieren.

Die langsamen und schleichenden Veränderungen zum Negativen wirken dabei wie eine typische Episode aus der Feder von Brannon Braga, der bekennender Fan von Gespenstergeschichten ist und das Drehbuch zu "Vermisst" zusammen mit Rick Berman verfasst hat. Und wie so oft entwickelt sich die Story recht langatmig, denn es ist ja kaum anzunehmen, dass sich ein Mitglied der Crew tatsächlich im Lauf der Folge unwiederbringlich in Luft auflösen wird. Spannend ist also nicht die Frage, ob Hoshi die Ereignisse unbeschadet überstehen wird, sondern nur, was es denn mit den Ereignissen überhaupt auf sich hat.

Und diese Ereignisse sind ausgesprochen wirr. Der Grund, den Transporter zu nutzen, ist zunächst einmal Technobabble vom Allerfeinsten (ich habe mich in der Beschreibung bemüht, die Aussagen originalgetreu aufzuschreiben, damit man sich ein Bild machen kann), aber das sind wir ja gewohnt - geschenkt. Doch was sich dann so alles entwickelt, lässt sich wirklich nur noch mit Geistergeschichten erklären. Hoshi beginnt sich aufzulösen, ist im nächsten Moment aber wieder ganz. Sie wird von ihren Kollegen immer häufiger übersehen und ignoriert, niemand nimmt ihre Ängste ernst und man tischt ihr auch noch die Geschichte von Cyrus Ramsey auf. Dann gibt es plötzlich eine Geiselnahme durch Aliens, die niemand vorher gesehen hat und Hoshi versagt kläglich bei einer einfachen Übersetzung. Ebenso plötzlich ist die Geiselnahme beendet, doch nun löst sie sich endgültig in Luft auf - oder auch nicht, sie ist ja noch da, es kann sie nur niemand mehr wahrnehmen, also muss sie wohl die Dimension gewechselt haben, wie es beispielsweise Geordi LaForge und Ro Laren in TNG "So nah und doch so fern" passiert ist (die dann aber immerhin nicht mehr vor verschlossenen Türen gewartet haben, sondern einfach durchgegangen sind).
Dann tauchen plötzlich Aliens auf, die nur Hoshi sehen kann, ihre SOS-Warnung wird von Archer aber ignoriert und schließlich flüchtet sie mit den Aliens über deren Transporter.
Wie um alles in der Welt soll man diese konfuse Geschichte nun zu einem vernünftigen Abschluss bringen, der alles erklärt? Na klar, indem man den Reset-Knopf drückt und behauptet, das alles hätte sich nur innerhalb weniger Sekunden in Hoshis Gedanken abgespielt.

Nehmen wir das also als gegeben, was gibt es dann Nennenswertes zu lernen? Am ehesten wohl, dass Hoshi unsicher ist. Sie hat Angst, nicht ernst genommen zu werden und im Job zu versagen. Diese Ängste sind sicher vielen Zuschauern nicht fremd. Aber kann man sich mit Hoshi identifizieren, wenn ihr die Situation in so kurzer Zeit so dermaßen über den Kopf wächst?

Dabei zeigt sich ein weiteres Problem: ihr Mangel an Vertrauen in ihre Kameraden. Im Lauf der Star Trek-Serien gab es in dieser Hinsicht durchaus einen Wandel. Bei TNG konnten sich die Crewmitglieder meist aufeinander verlassen; wenn jemand etwas noch so Abwegiges schilderte, wurde das fast immer ernst genommen und man versuchte die Ursache zu finden. Nach allem, was Hoshi und die anderen im Lauf der Serie erlebt haben, sollte sich doch auch hier ein solches Vertrauensverhältnis bilden. Aber in Hoshis Gedanken wird sie allein gelassen, niemand nimmt ihre Beobachtungen ernst. T'Pols klar ablehnende Haltung scheint im Widerspruch zu "Vox Sola" zu stehen, wo Hoshi von der Vulkanierin ausdrücklich gelobt wurde.

Nach all den dramatischen Ereignissen der vorangegangenen Episoden erfahren wir also, dass Hoshi innerlich immer noch mit zahlreichen Ängsten und Befürchtungen zu kämpfen hat und es ihr an Vertrauen mangelt. Hier stellt sie sich diesen Ängsten und kann sie wieder in klitzekleinen Häppchen überwinden. Ein kleines bisschen Fortschritt findet also immerhin statt.

Obwohl Hoshi erneut im Mittelpunkt steht, erfahren wir ansonsten sehr wenig Neues über sie.

Die Angst vor dem Teleporter teilt Hoshi mit vielen Charakteren. Pille aus der Originalserie und Doktor Pulaski in der zweiten TNG-Staffel nutzten den Transporter nur im äußersten Notfall, und Reginald Barclay litt an regelrechter "Todesangst beim Beamen" (wenig überraschend schrieb Brannon Braga auch dort das Drehbuch).

In Sachen Sexismus landet die Episode dafür mal wieder einen ordentlichen Treffer. Nachdem Hoshi im Staffelauftakt "Die Schockwelle (2)" bereits beim Schleichen durchs gekaperte Schiff ihre Oberbekleidung verlor, geht die Kamera diesmal bei der Duschszene mächtig auf Tuchfühlung mit Linda Park. Der Erotik-Anflug ist vollkommen unnötig und bringt die Geschichte beim besten Willen nicht vorwärts.

Die Leistungen der Schauspieler sind wie üblich sehr gut; Linda Park gelingt es in jeder Situation, Hoshis Gefühle glaubwürdig zu vermitteln. Trips Verzweiflung über Hoshis vermeintlichen Tod ist von Connor Trinneer ebenfalls sehr gut dargestellt, und Jolene Blalock spielt das kühle, abweisende Verhalten von T'Pol mit wunderbarer Hingabe. Scott Bakula hat ebenfalls eine sehr starke Szene, als er Hoshis Vater von ihrem Tod berichten muss.

Die Regie von Serien-Routinier David Straiton, der hier das dritte Mal für Enterprise tätig ist, ist solide, die Episode ist gut in Szene gesetzt und lässt optisch wenig zu wünschen übrig. Auch die Spezialeffekte, etwa Hoshis Auflösungserscheinungen und die durch ihre Hand fallenden Wassertropfen, sind auf gewohnt hohem Niveau, und die Masken- und Kostümbildner haben die geheimnissvollen Aliens einigermaßen bedrohlich und individuell aussehen lassen.

Die Musik wurde von Jay Chattaway, einem der langjährigen Stamm-Komponisten bei Star Trek, wie üblich sehr passend und stilvoll auf die Episode zurechtgeschnitten.

Einen möglichen In-Joke haben sich die Autoren bei Crewman Baird erlaubt, dem an Hoshis Stelle die Übersetzung der Alien-Sprache gelingt. Es mag Zufall sein, aber der Regisseur des Kinofilms "Star Trek: Nemesis" heißt Stuart Baird, und es ist bei Star Trek durchaus nicht unüblich, Nebencharaktere nach solchen Leuten zu benennen.

"Vermisst" ist eine typische Folge der ersten zwei Staffeln. Die Episode konzentriert sich rein auf Hoshi, der Charakter wird ein kleines bisschen vorwärts gebracht, durch den "Reset" bleiben die Ereignisse selbst aber fast völlig ohne Belang und spannend ist das Verwirrspiel so gut wie gar nicht. Mit gutem Willen gerade noch unteres Mittelmaß.

Spannung: 2 SFX: 5 Handlung: 2 Gesamt: 3
Zusammenhänge
  • Keone Young (Hoshis Vater) spielt in DS9 "Macht der Phantasie" den Baseballspieler Buck Bokai.
  • Morgan Margolis, der hier Crewman Baird spielt, ist in VOY "Der Zeitzeuge" als Vaskaner zu sehen.
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Ausdruck vom: 22. 11. 2024
Stand des Reviews: 15. 11. 2024
URL: http://www.startrek-index.de/tv/ent2_10.htm