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ENT 1.26 Die Schockwelle Teil I


Shockwave Part I

von Andreas Schlieck

Episodenbeschreibung

Die Enterprise besucht eine Minenkolonie, welche vor 20 Jahren von den Paragans gegründet worden ist. Archer, T'Pol, Reed und Trip befinden sich im Landeanflug, als plötzlich eine riesige Explosion das Shuttle durchschüttelt. Die Explosion vernichtet die gesamte Atmosphäre des Planeten und wie sich bei den nachfolgenden Ermittlungen herausstellt, wurde die Explosion vom Antriebsplasma des Shuttles verursacht, welches mit einem Abfallprodukt der Minenkolonie, dem sogenannten Tetrosin, eine explosive Verbindung eingegangen ist. Bei dem Unfall sterben mehr als 3500 Kolonisten. An Bord der Enterprise beginnen sofort die Untersuchungen. Lt. Reed beteuert, dass das Landungsprotokoll der Paragans genauestens befolgt worden ist. Jedoch zeigen die Sensorenaufzeichnungen der Enterprise, dass der Ausgangspunkt der Explosion genau unterhalb des Shuttles gewesen ist.
Captain Archer informiert Admiral Forrest über den Unfall, während T'Pol mit Dr. Phlox spricht. Sie macht sich Sorgen über Captain Archer, Phlox erklärt ihr, dass Archers Verhalten unter den gegebenen Umständen völlig normal sei und dass es ihm bald wieder besser gehen würde. Ein sichtlich niedergeschlagener Captain Archer ruft Trip und T'Pol zu sich. Er erklärt ihnen, dass die Mission der Enterprise beendet sei. Die Vulkanier hätten das Sternenflotten-Oberkommando davon überzeugt, dass die Menschheit noch nicht soweit sei, und dass man es vielleicht in 10 bis 20 Jahren nochmals versuchen könne. Ein vulkanisches Schiff werde T'Pol in drei Tagen abholen. Trip protestiert massiv, der Captain jedoch lässt sich auf keine Diskussion ein.

Szenenwechsel: Captain Archer ist in seinem Quartier. Er löscht das Licht und geht zu Bett. Kurz danach bemerkt er, dass etwas nicht stimmt. Er macht das Licht wieder an und stellt fest, dass er nicht mehr an Bord der Enterprise ist. Er befindet sich auf der Erde, in einem Hotelzimmer in San Francisco, zurück am Vorabend der Ereignisse, welche in "Aufbruch ins Unbekannte" stattgefunden haben. Zur größten Überraschung Archers ist Besatzungsmitglied Daniels ebenfalls dort. Daniels erklärt dem Captain, dass die Explosion in der Minenkolonie nicht hätte stattfinden sollen und dass die Zeitlinie manipuliert worden ist.
Archer ist zurück an Bord der Enterprise. Er lässt Kurs setzen zurück zur Kolonie der Paragans und übergibt Trip detaillierte Spezifikationen zum Bau eines Ortungsgerätes. An der Außenhaut des Shuttles findet Lt. Reed ein Gerät, welches den Plasma-Strahl generiert hat, der dann die Explosion über der Minenkolonie auslöste. Die Enterprise fliegt zurück zur Kolonie, um von einem getarnten Suliban-Kreuzer einige Datendisks zu stehlen, die die Unschuld der Enterprise belegen können.
Die Enterprise befindet sich im Orbit der Minenkolonie und aktiviert das neuartige Ortungsgerät. Der Kreuzer der Suliban wird sichtbar. Die Verteidigungssysteme des Sulibanschiffes werden von der Enterprise ausgeschaltet, Captain Archer, T'Pol und Trip fliegen mit dem Shuttle zu dem Kreuzer. Sie kämpfen sich den Weg frei bis zum Kontrollraum wo sie die Disks schnell ausfindig machen. Zurück an Bord der Enterprise befiehlt der Captain Kurs zu setzen zum Treffpunkt mit einem vulkanischen Schiff, welches die Daten dann in Empfang nehmen soll. Archer, T'Pol und Hoshi untersuchen den Inhalt der Disks und tatsächlich belegen die Daten die Unschuld der Enterprise.

Auf der Helix spricht Suliban Silik mit dem unbekannten Schatten aus der Zukunft. Dieser gibt Silik den Befehl Archer zu ihm zu bringen.

An Bord der Enterprise hat der Captain eine Diskussion mit T'Pol, welche Zweifel an Archers Zeitreise hat, als Malcolm die Senior-Offiziere auf die Brücke ruft. Er berichtet dem Captain, dass es Schwierigkeiten gibt das Warp-Feld stabil zu halten. Archer lässt das Ortungsgerät aktivieren und es wird erkennbar, dass die Enterprise von getarnten Suliban-Schiffen umzingelt ist. Silik verlangt, dass Archer sich an Bord eines Suliban-Schiffes begibt. Wenn sich der Captain weigern würde, dann werde er die Enterprise zerstören. Archer bleibt keine andere Möglichkeit als zuzustimmen. Er verabschiedet sich kurz von seinen Brücken-Offizieren und betritt den Turbo-Lift. Als er den Lift wieder verlässt um das Sulibanschiff zu betreten, erblickt Archer einen Raum, der anscheinend nicht an Bord der Enterprise und voller Trümmer ist. Silik kontaktiert derweil T'Pol. Er sagt ihr, dass die Zeit abgelaufen wäre, der Captain aber nicht an Bord des Suliban-Schiffes sei. T'Pol erklärt Silik, sie wisse nichts über den Verbleib des Captains. Er müsse an Bord des Suliban-Schiffs sein. Daraufhin machen sich die Schiffe der Suliban feuerbereit. Sie zielen auf den Warp-Kern der Enterprise.
Archer, so stellt sich jetzt heraus, wurde von Daniels in die Zukunft gebracht um zu verhindern, dass Archer den Suliban in die Hände fällt. Der Plan hat jedoch eine Katastrophe ausgelöst. Die Zukunft, so wie Daniels sie kennt, existiert nicht mehr. Alles ist zerstört. Archer verlangt, dass Daniels ihn wieder zurück an Bord der Enterprise bringt um den Schaden zu reparieren. Daniels aber erklärt, dass es keine Möglichkeit gibt ihn zurückzuschicken.


Bewertung
Mit der vorliegenden Episode "Die Schockwelle, Teil 1" schließt die erste Staffel von Star Trek: Enterprise. Und, um dies vorwegzuschicken, das Saisonfinale zählt zu den gelungensten Episoden des ersten Jahres. Die Handlung führt geschickt die Geschichte des Temporalen Kalten Krieges fort, bezieht die Spannungen im Verhältnis von Vulkaniern und Sternenflotte mit ein und vergisst dabei nicht die charakterlichen Entwicklungen der Hauptfiguren. Das Ganze wird angereichert mit einer Prise Action und gipfelt in einem Cliffhanger par excellence. Doch der Reihe nach.

Wie bei ENT üblich bewegen sich die SFX auf sehr hohem Niveau. Die Explosion in der Atmosphäre der Minenkolonie ist zwar recht kurz, aber doch eindrucksvoll umgesetzt. Der Angriff der Enterprise auf den Kreuzer der Suliban und auch die abschließenden SFX der in Trümmern liegenden Zukunft, speziell der Zoom-Out in der Schlusseinstellung, all dies ist sehr ansprechend produziert. Dass es nicht ganz zu vollen 6 Punkten reicht, liegt an dem recht unspektakulären und detailarmen Innendesign des Suliban-Kreuzers. Von der düsteren Atmosphäre der Helix im Pilotfilm "Aufbruch ins Unbekannte" ist man hier leider weit entfernt.

Auch wenn das Interieur des Suliban-Kreuzers nicht überzeugen kann, so ist doch der Angriff von Archer, T'Pol und Trip rasant inszeniert. Die Kamera ist ständig in Bewegung und schwenkt hektisch zwischen den Akteuren hin und her. Das unterstreicht die Dramatik und sorgt für Spannung, auch wenn die gesamte Innen-Sequenz vergleichsweise günstig produziert worden ist. So sind z.B. die Suliban-Soldaten nur selten im Bild. Meistens kämpfen Archer und Co. gegen einen quasi unsichtbaren Feind, der nur in Form gegnerischen Phaserfeuers sichtbar ist. Die packende Inszenierung gleicht dieses kleine Manko jedoch locker wieder aus.
Aber auch die Handlung sorgt für Spannung.
Zunächst tappt der Zuschauer völlig im Dunkeln was die Explosion über der Minenkolonie angeht. Man ahnt natürlich, dass da mehr dahinter steckt als ein "einfacher" Unfall, jedoch ist das Auftauchen von Daniels und die damit verbundene Erklärung des Unfalls wirklich überraschend. Die Episode endet mit einer echten "Spannungs-Spitze": Archer in auswegloser Lage in der Zukunft gefangen, die Enterprise in ebenso auswegloser Lage umzingelt von Suliban-Schiffen.
Knapp 6 Punkte sind der verdiente Lohn.

Aber "Die Schockwelle, Teil 1" punktet nicht nur im Bereich der Produktion, sondern weiß auch mit einer ansprechenden Handlung zu überzeugen. Zunächst einmal wird die Geschichte um den Temporalen Kalten Krieg auf sehr interessante, bisweilen überraschende Weise weitererzählt. Die San Francisco-Szene sticht hier hervor. Der Moment in welchem Archer im Hotelzimmer erwacht, aus dem Fenster sieht und feststellt, dass er wieder zurück auf der Erde ist, dieser Augenblick ist ein "Magic Moment". Von nun an kann man kaum anders als gespannt dem weiteren Handlungsablauf folgen. Und dieser endet schließlich mit der nächsten Überraschung. Nämlich, dass Archer von Daniels gerettet wird, indem er ihn in die Zukunft holt, was die Zerstörung der ihm bekannten Zeitlinie nach sich zieht.
Aber trotzdem ist die phantasievolle Handlung nicht das Einzige was an "Die Schockwelle, Teil 1" gefällt. Es sind die Szenen, in welchen die Figuren im Vordergrund stehen.
Da ist zum Beispiel die Szene, in welcher der Captain Trip und T'Pol mitteilt, dass die Mission der Enterprise beendet ist. Archer scheint wie versteinert, Scott Bakulas Darstellung lässt den Schmerz erahnen, den Archer fühlen muss in dieser Situation. Die Szene im Bereitschaftsraum zwischen T'Pol, Trip und dem Captain zählt zu den atmosphärisch dichtesten Momenten des gesamten ersten Jahres von Enterprise.
Auch hinsichtlich der charakterlichen Entwicklung einiger Hauptfiguren ist die Episode durchaus nicht uninteressant.
Da ist zum einen T'Pol, die versucht den völlig am Boden liegenden Captain wieder aufzumuntern. Sie erklärt sogar, dass sie versuchen werde das vulkanische Oberkommando davon zu überzeugen, die Mission der Enterprise fortzusetzen. Das ist schon erstaunlich, wenn man bedenkt, dass jene T'Pol anfänglich eine doch erhebliche kritische Distanz zur Mission der Enterprise und den Menschen hatte, siehe "Aufbruch ins Unbekannte".
Im Gegensatz zu ihr steht Dr. Phlox, der offensichtlich keine großen Probleme damit hat, dass die Mission der Enterprise zu Ende geht. Während T'Pol im Verlauf des ersten Jahres nicht nur Loyalität dem Captain gegenüber, sonder sogar schon fast einen Enthusiasmus für die Mission der Enterprise entwickelt hat, steht Dr. Phlox genauso da wie am Anfang. Fast freudig packt er seine Sachen in Erwartung auf die nächste interessante Herausforderung. Interessanterweise wird sich das im zweiten Jahr von Enterprise ändern. In "Die Ausdehnung" (Finale der zweiten Staffel) ist es Dr. Phlox, der im Gespräch mit T'Pol klarmacht, dass er "es dem Captain schuldig sei" und dass er ihn jetzt "dringender brauche denn je zuvor". In gewisser Weise bringt er T'Pol erst dazu, sich gegen die Anordnung des vulkanischen Oberkommandos aufzulehnen und schließlich an Bord der Enterprise zu bleiben.

In "Die Schockwelle, Teil 1" gibt es aber auch einige negative Aspekte der Handlung, die nicht verschwiegen werden sollen:
Da ist zum einen der Angriff von Archer, T'Pol und Trip auf den Kreuzer der Suliban.
Erstens läuft die Attacke viel zu glatt ab, da hätte man von den Suliban sicher mehr Gegenwehr erwartet. So verlieren die Hauptgegner der Enterprise einiges an Gefährlichkeit. Die endgültige Demontage der Suliban als ernstzunehmende Gegner steht aber noch bevor, mehr dazu in der Besprechung von "Die Schockwelle, Teil 2".
Zweitens ist es schon seltsam, dass sich die Suliban immer noch im Orbit der Paragan-Minenkolonie befinden, obwohl der Angriff ja schon einige Stunden, wenn nicht sogar Tage zurückliegt. Das wirkt wenig glaubwürdig.

Auch die Sequenz in San Francisco, obwohl sicherlich sehenswert, scheint im Zusammenhang etwas an den Haaren herbeigezogen zu sein. Fragen werden aufgeworfen: Warum San Francisco? Warum die Vergangenheit? Warum genau am Vorabend der Ereignisse um "Aufbruch ins Unbekannte"? Berechtigte Fragen, auf die leider keine Antwort gegeben wird.
Die Unterhaltung zwischen Archer und Daniels hätte auch an Bord der Enterprise stattfinden können, in der Steppe Afrikas oder im Keller von Frau Schmidt von nebenan - im Rückblick betrachtet hätte das keinen Unterschied gemacht.
So wirkt die San Francisco-Sequenz wie ein bemühter Versuch, der Handlung etwas Mysteriöses zu verleihen, ist aber in Wirklichkeit nur Schaueffekt.

Die Szene endet schließlich mit den Worten von Daniels "Hören Sie mir genau zu, Captain. Wir haben wenig Zeit!" (sinngemäß).
Dieser Satz ist schon erstaunlich. Daniels ist doch eigentlich ein Zeitreisender, der sich nach Belieben durch die Zeit bewegen kann. Er hat also im Grunde genommen alle Zeit der Welt. Er könnte mit Archer in aller Ruhe auf der Golden Gate Bridge entlang schlendern, nach dem Besuch vom Alcatraz noch etwas am Pier 39 verweilen und Archer trotzdem genau zu dem Zeitpunkt zurück zur Enterprise bringen, in welchem der Captain das Schiff verlassen hat. Dies wäre allerdings kontraproduktiv für die Entwicklung der Spannung. Nur so ist es wohl zu erklären, dass Daniels, dargestellt von einem etwas blassen Matt Winston, diesen haarsträubenden Satz sagen muss.

Trotzdem können diese Punkte den guten Gesamteindruck nicht entscheidend schmälern.
Einen großen Anteil daran hat Regiesseur Allan Kroeker, der sich im Laufe der Jahre zum Spezialisten für Season-Finals gemausert hat. Kroeker hat in der Vergangenheit bereits die Finale der 5. und 6. DS9 Staffeln gedreht und war ebenso verantwortlich für die Serienfinale von DS9 ("Das, was Du zurücklässt") und VOY ("Endspiel").

Fazit:
"Die Schockwelle, Teil 1" ist gut gemachte, spannende Unterhaltung und ein gelungener Abschluss der ersten Enterprise-Staffel. Kurz: Eine solide Action-Episode, die Spaß macht.

"Die Schockwelle, Teil 1" erreicht dabei nicht ganz das Niveau von"Aufbruch ins Unbekannte". Und von der Ernsthaftigkeit anderer Episoden wie z.B. "Lieber Doktor (Staffel 1)", "Cogenitor (Staffel 2)" oder "Ebenbild (Staffel 3)" ist das Dargebotene weit entfernt.
Spannung: 6 SFX: 5 Handlung: 5 Gesamt: 5
Zusammenhänge
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Ausdruck vom: 21. 11. 2024
Stand des Reviews: 15. 11. 2024
URL: http://www.startrek-index.de/tv/ent1_26.htm