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2.7 Der Siebente
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The Seventh
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von Steffen S.
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Episodenbeschreibung
Auf der Enterprise liest T'Pol gerade ein vulkanisches Buch, als auf ihrem
Terminal eine Nachricht eingeht. Es erscheint eine weibliche Vulkanierin, die
dem Subcommander mitteilt, dass man einen gewissen Menos gefunden habe. T'Pol
scheint zunächst überrascht zu sein, bekommt aber von ihrem Gegenüber eine
Positionsangabe: Nur drei Tage von der NX-01 entfernt...
Am nächsten Tag betritt T'Pol das Quartier des Captains. Sie erzählt ihm von
ihrer Unterredung letzte Nacht und bereitet ihn auf einen Anruf Admiral Forrests
vor. Außerdem braucht sie eine Fähre und einen Piloten und wird maximal fünf
Tage von der Enterprise fort sein. Mehr will sie nicht sagen. Selbst als Archer
einige Informationen hinterfragen will, weigert sie sich zu antworten.
Später beraten sich die Führungsoffiziere auf der Brücke. Das Schiff ist auf dem Weg
zum Pernaia-System, ohne aber den genauen Zielort zu kennen. Neben Ensign Mayweather
als Piloten bittet T'Pol noch um Winterkleidung, Phaser-Pistolen und Fesseln. Trip
ist nicht sehr erfreut über ihre "Geheimmission", findet aber im Reinigen der
Impulsreaktoren eine Beschäftigung für den Aufenthalt im Pernaia-System.
Während Captain Archer sich gerade ein Wasserpolo-Spiel anschaut, kommt T'Pol in
sein Quartier. Sie erzählt ihm den Grund für ihre Sondermission: Vor einigen Jahren
war sie Agentin der vulkanischen Sicherheit. Damals entsandte Vulkan Infiltranten in eine
korrupte Welt. Diese hatten den Auftrag, bei der Zerschlagung der radikalsten Zellen behilflich
zu sein. Dafür wurden sie kosmetisch verändert. Nachdem der Plan
aufgegangen war und man die Agenten zurückrief, weigerten sich neunzehn
wieder zu den Vulkaniern zurückzugehen. T'Pol und einige andere Spezialisten wurden ausgesandt,
um die Deserteure festzunehmen. Von den sechs Zielpersonen, die T'Pol zugeteilt worden waren,
konnte sie nur fünf ergreifen; der sechste, der ihr entfloh, hieß Menos. Jetzt, nach vielen
Jahren, gelang es den Vulkaniern, Menos auf einem abgelegenen Eis-Planeten im Pernaia-System
zu lokalisieren. Nun wurde T'Pol mit dem Auftrag betraut, Menos ein für alle Mal zurückzuholen.
Da sie Archer vertraut, fragt sie ihn, ob er sie bei ihrer Reise begleiten darf. Dieser
stimmt zu, weil Menos überaus gefährlich sein soll.
Nachdem Trip sich über die fehlenden Informationen bezüglich des Ziels und des
Auftrags Archers beschwert hat, zeigt T'Pol ihrem Kommandanten an Bord der Fähre
einige Bilder von Menos und erzählt ihm über ihre einzige Begegnung mit ihm auf
Risa. Als sie erzählt, scheint sie immer erregter zu werden. Während sie spricht,
verwendet sie an einer Stelle die Plural-Form anstatt Menos einfach mit "er" zu
bezeichnen.
Schließlich erreicht man den Zielort. Mit dem Scanner ortet T'Pol Menos in einer
kleinen Kneipe in der Nähe der Landeplattform. Während Travis den Eingang bewacht,
versuchen die beiden anderen Führungsoffiziere, ihn unter den vielen Aliens zu finden.
Als der Flüchtling T'Pol zuerst sieht, versteckt er sich unter einem Tisch. Archer
versucht auf einen Tisch zu steigen und nach ihm Ausschau zu halten, wird aber prompt
von Menos beschossen. In der Kneipe bricht ein Durcheinander aus, in dem der veränderte
Vulkanier in Richtung Ausgang rennt. Doch dort kann Travis ihn dingfest machen.
Auf der Enterprise lädt Trip, der während Archers Abwesenheit das Kommando über das
Schiff hat, Lt. Reed und Doktor Phlox zu einem Essen in den Speiseraum des Captains
ein. Während der Mahlzeit bittet Phlox den Commander um die Erlaubnis, die Crew gegen
einen Virus zu impfen, der durch die Bioscanner hindurchschlüpfen konnte. Der Haken dabei
ist, dass Kopfschmerzen und Durchfall als Nebenwirkungen der Impfung auftreten könnten.
Auch Reed hat eine Bitte: Er muss den Warpantrieb abstellen, um die Energie der
Torpedophalanx umzuleiten. Beide Entscheidungen verschiebt der Interims-Kommandant auf
später, weil er jetzt essen will. Da werden die drei von Hoshi unterbrochen, die die Ankunft
eines vulkanischen Schiffs ankündigt. Dessen Captain will Archer sprechen.
Auf der Oberfläche erfahren Archer, T'Pol und Travis, dass sie in den nächsten vier
Stunden den Planeten nicht verlassen können, weil man die Oberfläche der Landeplattform
zur Reinigung mit einer ätzenden Säureschicht überzogen hat. Als die drei Menos in der
Kneipe an einen Tisch festbinden, klagt dieser über das mangelnde Verständnis der vulkanischen
Regierung. Angeblich wird er nur verfolgt und angeklagt, weil er sich weigerte, wieder
der vulkanischen Gesellschaft beizutreten. Seiner Aussage zufolge schmuggelt er keine
Biotoxine mehr, was er während seiner Geheimmission aber tat. Jetzt würde er seine Familie
nur durch den Handel mit alten Plasmainjektorgehäusen versorgen. Währenddessen hat T'Pol
einen Flashback: Sie verfolgt auf Risa den flüchtigen Menos und noch einen anderen Mann,
der aber nicht genau erkennbar ist. Plötzlich steht sie auf, zückt ein Messer und schneidet
Menos zwei Stücke Stoff ab und bindet sie sich um ihre Schuhe. Sie will über die Säure zu
Menos’ Schiff gehen, um sich zu überzeugen, dass er wirklich nur mit Injektorgehäusen handelt.
Während sie an Bord nach verdächtiger Fracht sucht, hat sie immer wieder Flashbacks. Auf
Risa gab es noch einen zweiten Flüchtigen, der vor T'Pol wegrannte. Bei dem Fluchtversuch
fiel er jedoch hin und Menos musste ohne ihn weiter rennen. Auf dem Schiff selbst findet
die Vulkanierin, die sich immer weiter hineinzusteigern scheint, nichts als Injektorgehäuse...
Auf der Enterprise hat sich Trip noch einen vierten Rangpin angesteckt und öffnet in
der Identität Archers einen Kanal zu dem vulkanischen Schiff. Dessen Captain ist etwas
überrascht von dem noch jungen Aussehen des angeblichen Archers. Schließlich stellt sich
die "wichtige Nachricht" von Admiral Forrest als das Ergebnis eines Wasserpolo-Spiels
heraus. Trip ist genervt, da er sich ziemlich viel Mühe machte, sich als sein Captain
auszugeben, nur um ein Spiel-Ergebnis in Empfang zu nehmen.
Auf dem Planeten verlangt T'Pol Menos allein zu sprechen. Nachdem Travis und Archer zur Theke
gegangen sind, fragt sie den Gefangenen nach einer Person namens Jossen. Jossen war zusammen
mit Menos auf Risa. Beide flüchteten, als T'Pol sie verfolgte. Auf dem Weg durch die tropische
Zone fiel Jossen hin und griff nach seiner Waffe. T'Pol war deshalb gezwungen, ihre Waffe zu
ziehen und ihn zu töten. Doch sie weiß das alles gar nicht mehr. Immer wieder sieht sie sich,
wie sie im Kerzenschein zusammen mit einem Priester eine vulkanische Zeremonie über sich ergehen
lassen muss und sich erbittert dagegen wehrt.
T'Pol unterbricht die Unterhaltung und geht zusammen mit Archer vor die Tür.
Sie erzählt ihm, dass sie nicht sechs, sondern sieben Deserteure gejagt und
auf Risa sowohl Menos als auch Jossen verfolgt habe. Nachdem sie sich
gezwungen gesehen habe Jossen zu erschießen, sei sie aus dem Gleichgewicht
geraten und habe ihre Arbeit beim Sicherheitsministerium hingeschmissen, um
ihre Emotionen auf P'Jem zu verdrängen. Doch dies sei ihr nur durch ein
Ritual gelungen, mit dem man bestimmte Momente des Lebens aus den
Erinnerungen habe löschen können. Erst jetzt, seit sie wieder mit der Geschichte
in Verbindung gekommen sei, erinnere sie sich wieder und habe deswegen
Captain Archer gebeten, mit ihr auf die Suche nach Menos zu gehen.
Auf einmal gibt es eine Explosion in der Kneipe und ein Feuer bricht aus. Während die Gäste
alle zu ihren Schiffen rennen, versucht Menos sich zu verbrennen, weil er lieber auf diesem
Planeten sterben will, als auf Vulkan verurteilt zu werden. T'Pol versucht ihn aus den Flammen
herauszuholen, doch als ein Balken von der Decke herabstürzt, kann Menos fliehen. Archer, T'Pol
und Travis versuchen ihn noch auf seinem Schiff zu erwischen, doch er scheint nicht da zu sein.
Die Vulkanierin vermutet, dass er auf eines der anderen Schiffe geflohen ist. Doch Archer sagt,
dass Menos sie durch ihre Erfahrungen auf Risa und P’Jem manipuliert hat und sie somit überzeugen
konnte, dass er unschuldig ist. Währenddessen hat Travis im Cockpit eine aktivierte Energieleitung
gefunden, die darauf schließen lässt, dass etwas auf dem eigentlich abgeschalteten Schiff aktiviert
sein muss. Als Archer die Energie unterbricht, wird eine holografische Wand deaktiviert und Menos kann
somit T'Pol in seine Gewalt bringen. Unter Androhung von Gewalt an T'Pol befiehlt er Archer und Travis,
in einen kleinen Raum zu gehen. Doch die beiden schaffen es, Menos zu überlisten und ihn in ein
Feuergefecht zu verwickeln. Als er einsieht, dass er eins zu drei unterlegen ist, ergreift er durch
eine Bodenluke die Flucht, kann aber letztendlich von T'Pol betäubt werden. Wieder an Bord von Menos'
Frachtschiff findet Travis den Grund, warum er seine Waffe niederlegte: Er schmuggelte doch Biotoxine
in seinem Schiff, und das in rauen Mengen.
Wieder auf der Enterprise bedankt sich T'Pol für die Hilfe Archers. Er versteht nun, warum
sie ihn mit auf dieser Mission dabei haben wollte und versteht jetzt auch, dass sie ihm wirklich
vertraut.
Bewertung
Nachdem Jolene Blalock in "Carbon Creek" lediglich T’Mir, eine von T’Pols Vorfahren gespielt
hat, konnte sie hier nun wieder auf ihren echten Charakter eingehen. Mit Erfolg! "Der Siebente"
ist schon von Anfang an spannend, überzeugt größtenteils durch eine durchdachte Story und bringt
eine tolle Leistung von Blalock und Gaststar Bruce Davison. Nach zwei unterdurchschnittlichen Folgen,
die besonders durch das langweilige Drehbuch scheiterten, bringt diese Episode Storywendungen,
Charakterausbau und humorvolle Elemente in einer kleinen B-Story. Doch zuerst zu den negativen
Aspekten:
Im Laufe der Folge haben sich einige Logikfehler und Schwächen bei der Umsetzung des Scripts
gezeigt. So scheint z. B. die Technologie des Hologramms, dessen aktivierte Energieleitung man
sogar vor Scannern abschirmen kann, nichts Besonderes mehr zu sein - man kann sie auf jedem
beliebigen Frachter einbauen. Da geht der Effekt aus "In guter Hoffnung" etwas verloren. Dann
wäre da noch die hochgradig ätzende Säure auf der Landeplattform. Zum einen ist es sehr
unrealistisch, dass man nur mit ein paar Stücken Stoff sich der Wirkung der Säure schon
entziehen kann und zum anderen hat es quasi keinen mehr gestört, als alle vor dem Feuer
flüchteten und zu ihren Schiffen rannten (durch hochgradig ätzende Säure wohlgemerkt). Hier
suchte man wohl zwanghaft nach einem Grund, das Außenteam auf der Oberfläche festzuhalten.
Des Weiteren scheint es unlogisch, dass der Inhaber des Etablissements den Vieren gestattet,
sich in seinem Lokal aufzuhalten, obwohl sie im Moment davor noch eine Schießerei ausgelöst
haben. Die Spitze bildete aber die Flucht Menos’ durch die Luke seines Schiffes: Anstatt auf
den Flüchtling zu schießen, fragt ihn Archer "Was tun Sie da?" und ruft "Bleiben Sie stehen!".
Und das alles, obwohl doch der Phaser sowieso auf Betäubung eingestellt war. An solchen Stellen
litt die Umsetzung unter dem teils schwächelnden Drehbuch der Produzenten und Autoren Rick Berman
und Brannon Braga.
Schauspielerisch konnte Jolene Blalock alias T'Pol sehr gut überzeugen - eine Wohltat für
den Charakter. Besonders das Zusammenspiel mit Bruce Davison klappte
hervorragend, die Konversation zwischen beiden bildete Highlights. Ebenso wurde der
Charakter des Jonathan Archer weiterentwickelt, dessen schwieriges Verhältnis zu seinem Ersten
Offizier in der 1. Staffel sich langsam zum Positiven zu wenden scheint. Nachdem man erste
Zuneigungen zur Enterprise-Crew schon in "Die Schockwelle (2)" beobachten konnte, ist
T'Pol nun schon so weit, dass sie ihrem Captain bereits mehr vertraut als ihrem eigenen Volk.
Diese Entwicklung wird sich in "Die Ausdehnung" und in "Borderland", wo sie dem eigenen Volk
immer weiter den Rücken kehrt, fortsetzen. Zu kurz kamen - wie schon so oft - die anderen
Hauptcharaktere. Besonders negativ war es dieses Mal bei Phlox, Reed und Hoshi, die selbst in
der ohnehin schon sehr knappen Nebenhandlung kaum etwas zu tun bekamen. Lediglich bei Trip und
Travis häuften sich die Szenen etwas, obwohl es bei dem Ensign auch wieder bei dem üblichen
"Bewachen Sie die Tür!" oder "Passen Sie auf ihn auf!" blieb.
Spannend war die Folge allemal. T'Pols Flashbacks, die wohldosierte Action und das Geheimnis
um den siebten Deserteur machten die Episode zu einem kurzweiligen Erlebnis, was auch die
Folge an sich zu einer der Spannendsten der gesamten Staffel macht. Schon von der ersten Szene
an, in der T'Pol von ihrem Vorgesetzten kontaktiert wird, fragt sich der Zuschauer, wer dieser
Menos ist und warum T'Pol so versessen darauf ist, ihn zu fangen. Die Auflösung um Jossen, um
den sich in Wahrheit die ganze Sache dreht, kam da umso mehr an (auch wenn der Titel so etwas
bereits andeutet). Negativ fiel lediglich die Szene auf, in der Archer T'Pol überzeugen muss,
auf Menos zu schießen. Musste sie auf Risa noch einen Deserteur erschießen, hätte sie sich
hier mit den Betäubungsschuss eigentlich keine Sorgen machen müssen. Dennoch gibt es fünf
Punkte.
Die Spezialeffekte waren nur spärlich gesät und beschränkten sich auf einige Szenen mit der
Fähre, der Enterprise im Orbit des Planeten und den leichten Säureeffekten auf der Landeplattform.
Wegen der guten Atmosphäre in der Kneipe und auf dem trostlos aussehenden Frachter von Menos
gibt es aber hierfür noch vier Punkte.
Die A-Story um die Beziehung zwischen Archer und T'Pol und ihre Vergangenheit als Agentin
des Sicherheitsministeriums war gut umgesetzt und brachte dem Zuschauer das frühere Leben der
Vulkanierin und die Politik Vulkans näher. Zwar sind Flashbacks bei Hauptcharakteren in Star
Trek wahrlich nichts Neues, doch in diesem Fall tun sie der Handlung nur gut. Ebenfalls gab es
wieder einen Bezug auf das Kloster von P’Jem, von dem man das letzte Mal etwas in
"Im Schatten von P’Jem" hörte. Wie bereits angesprochen war die Idee der Verdrängung der
Vergangenheit (was aber auch schon mal da war) akzeptabel und bildete eines der Hauptelemente
der Hauptstory. Die Nebenhandlung bekam nur sehr wenig Screentime und beschränkte sich im
Grunde auf die beiden Szenen in der Messe und auf der Brücke. Trip sieht ein, dass der Job
des Kommandanten gar nicht so leicht und unbeschwerlich ist, wie er es gedacht hat. Er gibt
sich also ziemlich viel Mühe, vor dem vulkanischen Captain als Jonathan Archer durchzugehen.
Die "wichtige Botschaft" von Admiral Forrest war dann der humorvollste Moment der Folge. Berücksichtigt
man die schon oben genannten Schwächen kommt man auch hier auf vier Punkte.
"Der Siebente" gehört sicherlich zum oberen Drittel der Staffel. Nicht nur, weil die Folge
spannend ist und T'Pol besser beleuchtet, sondern auch weil man es schafft, die Beziehung
der Vulkanierin zu den Menschen weiterzuentwickeln - eine Richtung, die man in der 1. Staffel
so nicht erwartet hätte. Wirklich spürbare Charakterentwicklung wird man dann in "Die Ausdehnung"
bemerken, wenn sie sich zwischen ihrem Volk und dem der Menschen entscheiden muss.
Fazit: "Der Siebente" bringt eine akzeptable Leistung, ohne aber zu brillieren. Einige
Logiklöcher und das misslungene Ende trüben den Gesamteindruck der Handlung. Was wäre wohl
geschehen, wenn Menos wirklich unschuldig gewesen wäre? Trotz all dem ist die Folge aber
spannend und kommt deshalb auf gute vier Punkte.
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Spannung
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SFX
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Handlung
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Gesamt
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Zusammenhänge
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Wertung:
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