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Episodenbeschreibung
Hoshi, Malcolm und der Captain kehren mit einem Shuttlepod auf die Enterprise zurück.
Sie haben einen Planeten besucht, dessen Bewohner noch nicht über Warp-Antrieb verfügen.
Um sich unter das Volk mischen zu können, tragen die drei Stirnprothesen, die zu den
Bewohnern passen. Alle sind ziemlich k.o. vom Außeneinsatz, denn die Stadt, die sie
besucht haben, war offenbar ziemlich hügelig. Aber die Einblicke in Kultur, Architektur
und Religion waren alle Strapazen wert.
Malcolm, für den dies der erste Besuch einer Prä-Warp-Kultur war, möchte den Bericht für
die Sternenflotte verfassen, was Archer ihm gerne gewährt. Vor allem die "taktische Situation"
auf dem Planeten hat Malcolms Interesse geweckt, denn
die Zustände erinnern ihn an die Erde kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Ein Kanzler,
der vor Ort eine Rede hielt, erinnert ihn an den früheren britischen Premierminister
Winston Churchill.
Phlox gibt den Dreien grünes Licht, sie haben keinerlei gefährliche Keime, Bakterien oder
ähnliches mitgebracht. Allerdings gibt es ein ganz anderes Problem: Malcolm bemerkt plötzlich,
dass sein Kommunikator fehlt...
Die drei durchsuchen das Shuttle, stellen die Shuttlerampe auf den Kopf und durchwühlen den
Dekontaminationsraum, doch der Kommunikator bleibt verschollen. In Gedanken geht Malcolm seine
Schritte auf dem Planeten durch und kommt zu dem Ergebnis, dass der Kommunikator entweder
gestohlen wurde oder er ihn irgendwo verloren haben muss - es gäbe also sehr viel Gelände
abzusuchen.
Hoshi kann zum Glück weiterhelfen, indem sie die Sensoren der Enterprise benutzt. Mit einer
umgekehrten Trägerwelle kann sie die Energiesignatur des Kommunikators verstärken und das
Suchgebiet damit auf drei Häuserblöcke eingrenzen, in denen Malcolm unter anderem eine
Bar wiedererkennt, in der sie sich erfrischt hatten.
Da sich auf dem Planeten gerade ein
Krieg zusammenbraut, besteht T'Pol darauf, den Kommunikator unbedingt zurückzuholen,
sonst wäre das Risiko einer kulturellen Kontamination viel zu hoch. Archer
lässt also Phlox Bescheid geben, dass man wegen der Stirnprothesen noch einmal auf seine
kosmetischen Fähigkeiten zurückkommen muss.
Trip würde sich dem Suchtrupp gerne anschließen, aber Archer vertröstet ihn und kehrt nur mit
Malcolm auf den Planeten zurück.
Auf dem Shuttleflug zurück zum Planeten meint Reed, seine Unachtsamkeit sei unentschuldbar
und er würde jede Maßregelung akzeptieren. Doch Archer beschwichtigt, der Verlust des
Kommunikators sei ein einfacher Unfall gewesen. Wie zuvor landen die beiden ein gutes Stück
außerhalb der Stadt und legen den Rest der Strecke zu Fuß zurück.
Als sie die ihnen bekannte Bar betreten, befinden sich unter den Gästen auch einige
uniformierte Soldaten, die aber zunächst nicht aktiv werden. Archer und Reed suchen sich
denselben Sitzplatz wie zuvor, doch laut Scanner befindet sich der Kommunikator in
einem Nebenraum, den sie zuvor gar nicht betreten hatten.
Während der Wirt ihnen Allakasisches Malzbier bereitet, wollen sie den Nebenraum absuchen,
müssen das Vorhaben aber vertagen, weil der Scanner dort zwei Leute entdeckt. Nun werden
allerdings auch die Soldaten aktiv und stellen sich den beiden in den Weg, aus dem Nebenraum
kommen ebenfalls Soldaten herbei. Archer beginnt eine Rauferei, aber gegen die Überzahl an
Soldaten haben die beiden keine Chance und werden überwältigt.
Unter Bewachung werden sie in den Raum geführt, wo ihnen ein Lieutenant mit fragendem Blick
den gesuchten Kommunikator vorhält. Bei einer kurzen Durchsuchung fördern die Soldaten
einen weiteren Kommunikator, eine Phasen-Pistole und zwei Scanner zu Tage...
Der Lieutenant lässt einen General Gosis benachrichtigen, dass man zwei feindliche Spione
gefunden habe, und befiehlt, Archer und Reed in einen Militär-Komplex zu bringen. Er meint,
sie würden ihre Freunde von der "Allianz" für lange Zeit nicht mehr sehen.
Auf der Enterprise werden Trip und T'Pol langsam ungeduldig, weil sie lange nichts
vom Außenteam gehört haben. Trotz des Risikos, die beiden an einem belebten Ort zu stören,
ruft T'Pol den Captain, bekommt aber keine Antwort.
Hoshi ortet seinen Kommunikator ca. 30 Kilometer von der Bar entfernt, das Shuttle ist
aber noch an Ort und Stelle - für einen Fußmarsch sind die beiden in der kurzen Zeit also
viel zu weit gekommen. Aber wenn sie einen Zug oder einen Bus genommen hätten, dann hätten
sie sich ja eigentlich längst melden und eine Planänderung durchsagen müssen. Doch vom
aktuellen Orbit aus lässt sich ihre Position nicht genauer eingrenzen. T'Pol lässt
einen niedrigeren Orbit setzen und hofft, dass die Enterprise nicht vom Planeten aus
entdeckt werden wird.
Archer und Reed wurden inzwischen in ein Militärgefängnis gebracht. Reed merkt an,
dass sie aufgebrochen waren, einen Kommunikator zurückzuholen - stattdessen haben sie
nun zwei Kommunikatoren, eine Phasen-Pistole und zwei Scanner verloren. Sollte man
den Soldaten also die Wahrheit sagen? Archer meint, die Wahrheit würde man ihnen
sowieso nicht glauben, sie sollten besser versuchen, so wenig wie möglich zu sagen.
Die beiden werden zum Verhör in einen anderen Raum gebracht. Das Verhör führt General
Gosis durch. Lieutenant Pell, der sie in der Bar festgenommen hatte, ist ebenfalls vor
Ort. Der General fragt nach T'Pol - denn als er gerade den konfiszierten Kommunikator
untersuchte, hat sie nach dem Captain gefragt. Archer sagt zwar nichts über T'Pol,
gibt sich aber als Captain zu erkennen, woraus der General folgert, dass die Allianz
nun schon Angehörige des Militärs als Spione sendet. Archer weist das zwar zurück,
bietet aber keine bessere Erklärung an.
Gosis lässt Archer schlagen und fordert ihn zur Kooperation auf, da seine Vorgesetzten
bald Antworten haben wollen. Er mutmaßt, dass Archer und Reed die Sicherheit des
Kanzlers ausspionieren oder gar ein Attentat auf ihn verüben wollten. Auch wüsste
er Bescheid, dass die Allianz sehr alte Ansprüche auf die Stadt erhebt. Archer hält
dagegen, er wäre nur Besucher, kein Spion.
Als die Gefangenen wieder geschlagen werden, löst sich eine der Stirnprothesen.
Malcolm blutet außerdem aus einer Wunde an der Lippe. Als die Soldaten die Prothesen
entfernen und dann noch das rote Blut sehen, sind sie vollkommen verwirrt. Der General
befiehlt, die Gefangenen von Dr. Temec untersuchen zu lassen.
Aus dem niedrigeren Orbit konnte die Enterprise inzwischen die beiden Vermissten im
Militärkomplex lokalisieren. Doch wie soll man sie retten? Mit dem zweiten Shuttlepod
wäre das Risiko sehr hoch, dass weitere Besatzungsmitglieder in Gefangenschaft geraten.
Trip schlägt deshalb vor, das gekaperte Suliban-Schiff zu verwenden, an dem er in seiner
Freizeit ziemlich viel herumgebastelt hat. Er ist zuversichtlich, die Tarnvorrichtung
bald in Gang bringen zu können und T'Pol hält das für eine gute Idee.
Zusammen mit Travis arbeitet Trip an dem shuttleartigen Suliban-Schiff, kann aber die
Tarnvorrichtung zunächst nicht zum Laufen bringen. Als es zu einer Überladung kommt,
wird allerdings eine in der Nähe abgestellte Werkzeugkiste zur Hälfte unsichtbar -
genauso wie Trips rechter Unterarm...
Auf der Krankenstation gibt Dr. Phlox Entwarnung: Trips Unterarm ist zwar vollständig
unsichtbar, da es aber außer einem leichten Kribbeln ansonsten keine Symptome gibt,
scheint alles okay zu sein. Der Doktor meint, im Lauf der Zeit sollte der Arm praktisch
von selbst wieder sichtbar werden. Bis dahin schlägt er Trip vor, die Uniform
zu wechseln und einen Handschuh überzuziehen.
Im Hof des Militärkomplexes testen General Gosis und Lieutenant Pell die Phasen-Pistole,
die sie Malcolm abgenommen haben. So einen kohärenten Energie-Puls, wie die Pistole ihn
abfeuert, kannte man bisher nur in der Theorie. Auf der höheren Einstellung ist die Wirkung
der Waffe sogar noch beeindruckender. Sie lassen die Waffe ins Lager bringen und ordnen einige
Soldaten als Bewachung ab.
Dr. Temec hat mittlerweile die Untersuchung von Archer und Reed durchgeführt und seine
Funde sind kaum minder interessant: Er glaubt, die beiden Gefangenen können eigentlich nur
einer gänzlich anderen Spezies angehören.
Zurück im Verhörraum werden Archer und Reed mit so etwas wie Röntgenbildern ihrer Organe
konfrontiert und nach einer Erklärung gefragt. Ihr Blut wird als giftig bezeichnet, und
zu allem Überfluss zeigt man ihnen ein verschwommenes Foto von Shuttlepod 1 im Flug.
Der Doktor meint, es gäbe in diesem System keine anderen bewohnbaren Planeten - wo also
kommen die beiden her? Da das Shuttle für interstellare Flüge bestimmt zu klein wäre,
werden sie gefragt, ob es im Orbit möglicherweise ein Mutterschiff gibt, und ob das
Mutterschiff Kontakt zur Allianz hat.
Archer versucht sich herauszureden und bezeichnet das Shuttle als Experimentalflugzeug,
mit dem man dieses Land bereits seit Monaten beobachtet habe. Für alle herkömmlichen
Scanner sei es unsichtbar, deshalb sei es so lange unentdeckt geblieben. Die biologischen
Anomalien erklärt Malcolm mit genetischer Aufwertung.
Archer behauptet, er und Malcolm wären die einzigen Prototypen dieser genetisch
aufgewerteten Personen, und bei ihrem Equipment handle es sich ebenfalls um einzigartige
Prototypen.
Dr. Temec ist skeptisch, hält die Aussagen aber im Prinzip für plausibel. Da man es
möglicherweise mit Tausenden von perfekten Soldaten zu tun hat, will er lieber
sichergehen - indem er ihre Organe extrahiert. General Gosis stimmt sofort zu und ordnet
ihre baldige Hinrichtung an.
Hoshi fängt auf der Enterprise einen Funkspruch von General Gosis an den Kanzler ab und
erfährt von der bevorstehenden Hinrichtung.
Trip und Travis werkeln noch immer am Suliban-Schiff herum und witzeln, welche Verwendungen
es für eine unsichtbare Hand so alles geben könnte: Beim Pokern oder als Magier oder
beim Kino-Abend mit Begleitung (um das Popcorn zu klauen) wäre so etwas natürlich von Vorteil.
Bei einem Testlauf funktioniert die Tarnvorrichtung noch immer nicht vollständig. Als T'Pol
hereinkommt und berichtet, dass ihnen weniger als zwei Stunden bleiben, um Reed und den Captain
zu retten, meint Trip, dass er die Tarnvorrichtung notfalls sogar unterwegs zum Laufen bringen werde.
In der Gefängniszelle schlägt Malcolm halb scherzend vor, den alten Trick mit der Magenverstimmung
für einen Fluchtversuch zu nutzen - vielleicht wäre der ja hier noch nicht so bekannt. Archer tadelt
ihn stattdessen für die Ausrede mit der genetischen Aufwertung und meint, diese Suliban-Erklärung
wäre ja etwas weit hergeholt. Malcolm entschuldigt sich, dass er nunmal kein Improvisations-Künstler
sei.
Sie fragen sich, wie T'Pol wohl nach ihrer Hinrichtung weitermachen wird. Archer schätzt, dass
sie so lange hier bleiben wird, bis sie alle Gegenstände und sogar die sterblichen Überreste
an Bord der Enterprise geholt hat, um die Kontamination so gering wie möglich zu halten.
Malcolm grübelt, wie sinnvoll es ist, sein Leben für Leute zu geben, die ihn töten wollen,
doch der Captain meint, es wären bestimmt nicht alle Bewohner des Planeten so gestimmt.
Als Malcolm vorschlägt, den Soldaten einfach die Wahrheit zu sagen, ihnen das Shuttle zu zeigen
und den General auf die Enterprise einzuladen, den Bewohnern des Planeten damit so zu
helfen wie die Vulkanier einst den Menschen halfen, erwidert Archer, dass die Menschen
damals für den Kontakt bereit waren. Aber die Bewohner dieses Planeten hätten noch nicht
einmal das Atom gespalten.
Auch wenn er nie damit gerechnet hatte, sich selbst oder Crewmitglieder zum Vermeiden der
kulturellen Kontamination opfern zu müssen, ist der Captain überzeugt, dass sie das
Richtige tun. Malcolm will aber die Hoffnung nicht aufgeben, dass gleich ein Außenteam
erscheint und sie doch noch im letzten Moment rettet.
Während Malcolm und der Captain zum Galgen geführt werden, starten Trip, T'Pol und Travis
mit dem Suliban-Schiff. In der Atmosphäre des Planeten angekommen, gibt es einen
Energie-Abfall im Tarngenerator, die Warp-Relais gehen offline und stattdessen werden
die Waffen aktiviert. Trip vermutet, dass es sich hierbei um einen Automatismus handelt, der
beim Start des Schiffes aktiviert wurde. Bald werden sie von Abfangjägern angegriffen,
aber schließlich kann Trip den Tarngenerator wieder einschalten und der Angriff endet.
Archer versucht, Malcolm zu retten, indem er dem General erzählt, Malcolm wüsste als
taktischer Offizier über die Allianz, deren Truppen und Waffensysteme Bescheid, aber
General Gosis lässt sich nicht mehr umstimmen.
Als Archer und Reed bereits mit der sprichtwörtlichen Schlinge um den Hals auf dem Galgen
stehen, ertönt ein merkwürdiges Summen, und aus dem Nichts springen Trip und T'Pol in den
Hof. Mit ihren Phasen-Pistolen sind sie den Soldaten mit ihren Projektil-Waffen haushoch
überlegen, können viele von ihnen betäuben und die beiden Gefangenen befreien. Archer
stürmt zurück ins Gebäude, schießt mit einer Phasen-Pistole zwei weitere Wachen nieder
und schnappt sich die gesamte Ausrüstung des Außenteams. Unter dem Feuer des Generals
und der verbliebenen Soldaten können sich schließlich alle in das getarnte
Suliban-Schiff retten und entkommen.
Auf dem Rückflug sind alle erleichtert, dass sie es gerade noch einmal geschafft haben.
Archer wird plötzlich ganz nervös, als er einen Kommunikator nicht finden kann, doch
Reed hält den gesuchten Gegenstand grinsend in der Hand - diesmal müssen sie nicht
zurückkehren.
Shuttlepod 1 ist die ganze Zeit unentdeckt geblieben und wird auf dem Weg auch gleich
abgeholt.
Zurück in seinem Quartier auf der Enterprise bekommt Archer Besuch von T'Pol. Sie
vermeldet einen blauen Giganten in einer Entfernung von drei Lichtjahren, in dessen
Nähe es keine bewohnten Planeten gibt. Archer findet das eine angenehme Abwechslung
und lässt Kurs setzen. Er bedankt sich bei T'Pol, dass sie das Risiko mit dem
Suliban-Schiff eingegangen ist und meint, man hätte eine Menge Schaden anrichten
können, wenn etwas von ihrer Ausrüstung auf dem Planeten zurückgeblieben wäre.
T'Pol erwidert, dass auch so schon genug Schaden angerichtet wurde, und Archer räumt
ein, dass er die Wahrnehmung der Soldaten von der Allianz geändert hat. T'Pol
stimmt zu: Der General und seine Leute glauben nun, die Allianz verfüge über genetisch
veränderte Soldaten, Partikelwaffen und unsichtbare Kampfflugzeuge - man könne eine Kultur
auch kontaminieren, ohne Technologie zurückzulassen.
Allerdings hatte sie nicht erwartet, dass Archer bereit wäre, sich zu opfern, um die
Bewohner des Planeten zu schützen - offenbar ist sie von ihm beeindruckt.
Auf der Krankenstation ist Dr. Phlox sehr zufrieden mit dem Fortschritt von Trips
Unterarm und meint, der Rest wäre nur noch eine Frage der Zeit. Immerhin sind Arm und
Hand wieder vollständig sichtbar - mit Ausnahme einer kreisrunden Stelle mitten im
Handrücken...
Bewertung
In der Wissenschaft gibt es die Ansicht, dass man ein System nicht beobachten kann,
ohne es dabei gleichzeitig zu beeinflussen. Und genau über dieses Dilemma stolpern
Archer und seine Crew in "Der Kommunikator". Aus der einfachen Ausgangssituation,
dass der titelgebende Kommunikator verloren gegangen ist, entwickelt sich eine
durchaus interessante Erzählung über kulturelle Kontamination und Opferbereitschaft.
Gleichzeitig hat man aber die Chance vergeben, auf aktuelle politische Ereignisse
einzugehen, doch dazu später mehr.
Aufhänger ist die eigentlich harmlose Besichtigung eines bewohnten Planeten. Da fangen
die Fragen aber auch gleich an: Wie bereitet man sich auf der Enterprise eigentlich auf
einen solchen Besuch vor? Realistischerweise sollte man ja annehmen, dass eine Expedition
auf einen bewohnten Planeten über Wochen oder sogar Monate hinweg akribisch geplant wird
und man klare Ziele für jeden Außeneinsatz definiert. Denn das Risiko der kulturellen
Kontamination liegt ja auf der Hand.
Stattdessen wirkt es so, als wäre die Besatzung auf einem Besuch im exotischen Ausland
gewesen - man hat ein wenig Sightseeing getrieben, ein bisschen mit den Einwohnern
geplaudert, ein paar Eindrücke gesammelt und sich die Beine vertreten. So weit, so gut,
doch was war das Ziel der Expedition, und wie rechtfertigt man das Risiko der kulturellen
Kontamination? Diese Fragen bleiben unbeantwortet, und es wird auch nicht klar
herausgearbeitet, ob Archer am Ende eigentlich etwas aus den Geschehnissen gelernt hat oder
sie als einen bedauerlichen Betriebsunfall verbucht.
Im Wesentlichen wird die Geschichte in dieser Episode zielstrebig und nachvollziehbar
erzählt. Aber es verwundert dann doch, dass Archer und seine Crew nicht nur sehr wenig
Wissen über den Planeten und seine Bewohner mitbringen - zugegeben, deswegen sind sie
ja vor Ort -, sondern offenbar auch absolut keine Ahnung haben, wie man eigentlich mit
einer Gefangennahme und mit der Enttarnung umgehen soll. Für den Zuschauer ist es
schön, diese Fragen mit Archer gemeinsam zu entdecken und zu grübeln, wie man es
besser machen könnte. Aber wenn der Captain des ersten Warp-5-Schiffes über diese Fragen
noch nie nachgedacht hat, wäre er dann nicht besser beraten, sich an die Vulkanier zu
halten, die immerhin bereits recht klare Regeln für solche Situationen aufgestellt
haben? Klar wäre das weniger spannend, als auf einem fremden Planeten herumzuspazieren,
aber es wäre eben auch erheblich weniger risikoreich. Die Serienschöpfer Berman und Braga,
die gemeinsam die Story für diese Episode entwickelt haben, waren offenbar der Meinung,
ein risikofreudiger Captain und ein vorhersehbares Missgeschick genügen für eine spannende
Erzählung.
Auch wenn wir von dem namenlosen Planeten, dem namenlosen Land und der namenlosen Stadt
recht wenig sehen, sind die Motive insbesondere des Militärs recht plausibel. Wenn man
sich vor Augen hält, welche Stimmung etwa in Großbritannien kurz vor Ausbruch des Zweiten
Weltkriegs geherrscht haben muss, dann erscheinen die paranoiden Züge von General Gosis,
Lieutenant Pell und Dr. Temec eigentlich recht nachvollziehbar. Und es ist eine gute Idee
von Berman und Braga, dass das Militär für einen kurzen Moment sogar die außerirdische
Herkunft der Gefangenen in Betracht zieht.
Weniger plausibel ist, warum die Gefangenen zusammen verhört werden. Eine fremde Kultur,
die den Menschen so ähnlich ist, sollte doch auch schon herausgefunden haben, welche
Vorteile getrennte Verhöre haben. Man kann die Aussagen besser abgleichen, kann den
Gefangenen gezielte Lügen erzählen und versuchen, sie durch Isolation zu zermürben.
Dabei handelt es sich gar nicht unbedingt um militärische Verhörmethoden - in den USA
der Gegenwart etwa ist es der Polizei erlaubt, Verdächtige zu belügen und so zu einem
Geständnis zu bewegen. Und General Gosis und seine Leute sehen nicht gerade so aus,
als würden sie sich überhaupt um juristische Erwägungen scheren.
Ebenso stellt sich die Frage, warum gleich beide Gefangenen gemeinsam hingerichtet und
einer Autopsie unterzogen werden sollen. Es gibt keine Hinweise, dass sich Archers
Anatomie von Reeds unterscheiden würde, der Erkenntnisgewinn einer Doppel-Autopsie dürfte
sich also sehr in Grenzen halten. Tote reden allerdings normalerweise nicht, können keine
Angriffspläne oder Truppenstärken oder Zugriffscodes mehr enthüllen oder technische Fragen
zu ihren zweifelsohne überlegenen Ausrüstungsgegenständen beantworten. Es macht exakt gar
keinen Sinn, beide zusammen aufzuhängen, außer die Dramaturgie zu befördern.
Malcolm scherzt in der Gefängniszelle, ob man nicht mit Hilfe eines alten Tricks einen
Ausbruch bewerkstelligen könnte. Wie wäre es im Gegenzug mit dem alten Trick der
verwanzten Zelle? Man muss doch geradezu zwingend annehmen, dass jedes Wort aus
der Zelle belauscht wird - wenn nicht von versteckten Mikrofonen, dann halt von Soldaten
vor dem Fenster oder auf der anderen Seite der Gittertür. Trotzdem unterhalten sich
Malcolm und der Captain in der Zelle so ungestört, als säßen sie auf der Enterprise
beim Abendessen.
Als Archer am Ende der Episode mit T'Pol spricht, sagt er, wie wichtig es ist, dass
alle Ausrüstungsgegenstände wieder zurück sind, weil man sonst viel Schaden hätte
anrichten können. Archer wird sonst nicht gerade als Depp dargestellt, aber in dieser
Szene wirkt er so intelligent wie ein Kühlschrank. Für die Zuschauer, die an dieser
Stelle glauben, es wäre alles wieder gut, darf T'Pol zum Glück betonen, dass auch so
schon genug Schaden angerichtet wurde.
Die deutsche Synchronisation hat leider T'Pols Abschluss-Statement zu dieser
Problematik verhunzt. In der deutschen Fassung sagt sie:
"Man darf keine Technologie zurücklassen, welche eine Kultur kontaminieren würde."
Eine korrekte Übersetzung ihrer Aussage wäre aber eigentlich:
"Man muss keine Technologie zurücklassen, um eine Kultur zu kontaminieren."
Nachdem Archer eingeräumt hat, dass tatsächlich bereits großer Schaden
angerichtet wurde, stimmt T'Pol ihm also eigentlich zu und wirkt vulkanisch-philosophisch.
In der deutschen Fassung klingt das eher nach einer vulkanisch-überheblichen Belehrung.
Die Oberste Direktive der Sternenflotte, wie wir sie seit Kirk kennen (werden), schreibt
vor, dass Sternenflottenangehörige notfalls sich selbst oder sogar ihr gesamtes Schiff
opfern müssen, um Nichteinmischung in fremde Kulturen zu gewährleisten. Archers Sternenflotte
kennt diese Direktive noch nicht, und doch ist er bereit, Malcolm und sich selbst zu
opfern. Das verdient sicher Respekt und man kann sich ausmalen, dass diese Begebenheit
ganz wesentlich dazu beigetragen hat, die Oberste Direktive zu formulieren.
In Gene Roddenberrys Star Trek war die Oberste Direktive zugleich ein Gegenentwurf
zum außenpolitischen Verhalten der USA. Der Vietnam-Konflikt weitete sich zum Krieg
aus, die Führung der USA wusste am besten, wie in anderen Teilen der Welt gehandelt
und wer dort bekämpft werden sollte - aber Star Trek propagierte eine strikte
Nicht-Einmischung.
Gerade auch im Jahr 2002, in dem US-Truppen noch recht frisch in Afghanistan stationiert
waren und ein weiterer Irak-Krieg bevorstand, als die Führung der USA einmal mehr wusste,
wo man am besten welche Kriege führen sollte, hätte es sich natürlich angeboten, dass
Star Trek erneut ein Zeichen setzt, politisch Stellung bezieht oder zumindest einmal
zum Nachdenken anregt, welcher politische Kurs eigentlich der Beste ist. "Der Kommunikator"
hat durchaus die nötigen Zutaten. Aber mehr als eine mittelmäßig interessante Story
über kulturelle Kontamination wird daraus nicht zusammengebaut. Schade, hier wurde
eine Chance vergeben, endlich wieder etwas Überdurchschnittliches abzuliefern.
Charakterseitig stellt die Episode klar Archer und Reed in den Vordergrund. Alle
anderen tragen immerhin ihren Teil zur Rettung bei, und Trip darf mit dem unsichtbar
gewordenen Unterarm sogar ein wenig Humor beisteuern.
Spannend ist zunächst die Ausgangssituation und die Frage, wie man den Kommunikator
zurückholen wird. Obwohl ein unzeitgemäßes Ableben von Archer und Reed nicht zu
erwarten war, wird zum Ende hin trotzdem noch einmal Spannung aufgebaut. Leider
verläuft die Rettungsmission dann aber gleichermaßen hastig wie linear.
Das Suliban-Schiff, mit dem die Rettung durchgeführt wird, wurde im Pilotfilm
Aufbruch ins Unbekannte gekapert, um den Klingonen
Klaang zu retten, und befand sich offenbar seitdem ungenutzt in einem Laderaum.
Trip erwähnt hier, dass er in seiner Freizeit immer wieder daran gewerkelt hat,
um die Tarnvorrichtung zu aktivieren, was ihm aber erst in dieser Episode gelingt.
Die Musik wurde von Routinier Dennis McCarthy komponiert, der eine gewohnt solide
Leistung abliefert und allen Szenen eine passende Untermalung spendiert.
Die Effekte sind wie gewohnt ordentlich. Bei Außenaufnahmen aus der Ferne gibt es
dasselbe Problem wie immer, dass die computergenerierten Spaziergänger sehr künstlich
wirken und sich mit der Eleganz eines Klumpens Knete bewegen.
An den Kulissen gibt es nichts auszusetzen, man hätte sich aber mehr Außenaufnahmen
der scheinbar ja sehr idyllischen Stadt gewünscht.
Archer, Hoshi und Reed demonstrieren sehr schön, dass das primäre Unterscheidungsmerkmal
der Bewohner des Planeten von den Menschen eine etwas wulstigere Stirn ist. Die Soldaten
sind vom roten Blut überrascht, da die Phasen-Pistolen aber beim Betäuben keine Wunden
hinterlassen, erfahren wir nicht, welche Farbe ihr Blut eigentlich hat.
"Der Kommunikator" ist eigentlich keine schlechte Episode, und gerade gegen Ende gibt
es einige durchaus starke Charakterszenen. Aber die Blauäugigkeit der Sternenflotte im
Umgang mit fremden Kulturen wirkt arg konstruiert und die Chance, ein echtes politisches
Statement zu setzen, wurde unnötig vergeben. Guter Durchschnitt.
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