Episodenbeschreibung
Auf Bajor findet die alljährliche Reinigungszeit statt, während der die Bajoraner für einen Monat
jeglichen Genüssen entsagen müssen. Quarks Bar macht aufgrund der Reinigungszeit sehr schlechte
Umsätze. Deswegen kürzt Quark das Gehalt von allen Angestellten in der Bar. Als Rom aufgrund einer
Infektion zusammenbricht und in die Krankenstation eingeliefert wird, erklärt Rom Dr. Bashir,
dass er nicht früher zum Arzt gehen konnte, da er immer arbeiten musste und es in einem
Ferengi-Arbeitsvertrag keinerlei Schutz für die Kranken gibt. Bashir erklärt, dass es für
Arbeitnehmer durchaus Möglichkeiten gibt, sich gegen die Arbeitgeber zu wehren, zum Beispiel indem
man eine Gewerkschaft gründet.
Als Quark sich weigert, der Bitte Roms nachzukommen und die Lohnkürzung noch einmal zu überdenken,
ruft Rom alle Angestellten des Quarks zusammen. Er schlägt vor, dass die Angestellten eine
Gewerkschaft gründen. Die Ferengi-Angestellten sind entsetzt, da das Gründen von Gewerkschaften auf
Ferenginar verboten ist. Rom kann jedoch trotzdem alle hinter sich vereinen und sie davon überzeugen,
die Gewerkschaft zu gründen. Man übergibt Quark eine Liste mit Forderungen, doch dieser weigert sich
sie zu erfüllen. Daraufhin treten alle Angestellten in den Streik.
Inzwischen wurde bei Worf im Quartier eingebrochen. Worf kann den Täter stellen. Er übergibt ihn Odo
und beschwert sich über die mangelnden Sicherheitsvorkehrungen. Odo kann Worf jedoch klarmachen,
dass es auf einer dermaßen großen Station wie DS9 keine absolute Sicherheit gibt.
Die Angestellten des Quarks setzen inzwischen ihren Streik fort und geben allen Leuten auf dem
Promenadendeck, die nicht ins Quarks gehen, einen Streifen Latinum. Quark versucht sich unterdessen
mit holographischen Kellnern über Wasser zu halten, doch die Hologramme versagen immer wieder und
zerstören nur Quarks Geschirr.
Unterstützung bekommt Quark von der Handelsbehörde der Ferengi, der FCA und ihrem Vertreter Brunt.
Dieser sucht Rom und die anderen Angestellten auf und droht ihnen damit, ihre Konten auf Ferenginar
zu löschen, ihre Familien zu bestrafen und sie aus der Ferengi-Welt zu verbannen. Die Ferengi sind
zunächst eingeschüchtert, doch Rom kann sie davon überzeugen, dass sich Gewerkschafter nicht
einschüchtern lassen. Der Streik wird fortgesetzt.
Worf entscheidet sich inzwischen dafür, sein Quartier auf die Defiant zu verlegen. Dort hat er seine
Ruhe vor dem Trubel auf der Station, außerdem ist es dort sicherer und er fühlt sich wohler.
Brunt entscheidet sich dafür, ein Exempel zu statuieren. Er möchte jedoch nicht Rom verletzen, da
der sonst zum Märtyrer wird, also wählt er jemanden aus, der Rom sehr nahe steht, nämlich Quark. Er lässt
den Barbesitzer von seinen nausicaanischen Leibwächtern verprügeln.
Rom besucht seinen Bruder auf der Krankenstation. Quark macht Rom klar, dass der Streik aufhören muss,
weil die FCA sonst jemanden umbringen wird. Er willigt ein, die Forderungen der Gewerkschaft zu
erfüllen, wenn diese sofort aufgelöst wird. Rom stimmt zu und alle Angestellten bis auf Rom gehen
wieder an die Arbeit. Rom selbst hört auf, bei seinem Bruder zu arbeiten. Er fängt als Techniker auf der
Station an.
Bewertung
"Der Streik" ist eine nette Ferengi-Episode, die einige gelungene Gags präsentiert, die
Quark-Rom-Beziehung weiterentwickelt und einige Veränderungen für Rom und Worf beinhaltet.
Vor allem für den wiederkehrenden Gastcharakter Rom stellt die Folge die Schlüsselepisode der 4.
Staffel dar. Er hört nun auf, in Quarks Bar zu arbeiten und fängt stattdessen als bajoranischer
Techniker auf der Station an.
Gleichzeitig verstärkt sich, ähnlich wie in 4.07: Kleine, grüne Männchen
der Eindruck, dass Roms Charakter einen recht plötzlichen Wandel durchlaufen hat. War er zu Beginn
der Serie noch der unterdrückte Bruder Quarks, der nicht sonderlich intelligent schien, ist er
nun auf einmal ein technisch hochbegabter, kluger und lernfähiger Ferengi, der sich auch
nicht davor scheut, kurzerhand eine Gewerkschaft zu gründen und diese gegen seinen Bruder anzuführen.
Natürlich könnte man argumentieren, dass die Ferengi eine Spezies sind, die relativ schnell lernen
können (schließlich hat es auch Nog in nur 4 Jahren vom Analphabeten zum Sternenflottenkadett
geschafft), trotzdem bleibt der schnelle Wandel Roms natürlich nach wie vor unglaubwürdig. Akzeptiert
man jedoch die neue Richtung seines Charakters, bietet sich einem in dieser Folge eine interessante
Charakterisierung des Ferengi.
Gleichzeitig ist auch in dieser Ferengi-Episode die Beziehung zwischen den Brüdern Quark und Rom Thema
der Handlung. Damit knüpft die Episode an die vorangegangenen Ferengi-Episoden
3.23: Familienangelegenheiten und
4.07: Kleine, grüne Männchen an, die ebenfalls bereits die Beziehung der
beiden Brüder vertieft hatten. Durch den Konflikt zwischen Quark und Rom in dieser Episode gelingt es,
die familiäre Struktur der Ferengi etwas näher zu beleuchten und besser zu verstehen. Dabei wird klar,
dass die Ferengi durchaus einen Sinn für die Familie haben, sie jedoch erwartungsgemäß das
Geschäftliche über die Familie stellen.
Während die bisherigen Ferengi-Episoden hauptsächlich den Humor im Mittelpunkt der Handlung hatten,
gelingt es dieser Folge bei allem typischen Ferengi-Humor, der auch hier enthalten ist, diese Spezies
etwas ernsthafter als bisher unter die Lupe zu nehmen.
Interessant ist die Wandlung, die die Ferengi über die Jahre hinweg im Star Trek-Universum durchgemacht
haben. Waren sie von Gene Roddenberry zu Beginn von TNG noch als Standard-Bösewichter geplant gewesen
(ein Vorhaben, welches schon nach wenigen Ferengi-Episoden in TNG offensichtlich gescheitert war),
dienen sie heute im besten Roddenberry-Sinne dazu, den Zuschauern den Spiegel vorzuhalten und auf
überzogene Weise die heutige kapitalistische Gesellschaft zu kritisieren. Dabei dürfen die Ferengi auf
indirekte Weise Missstände unserer heutigen Zeit ankreiden, ohne dass sich durch diese Kritik
irgend jemand direkt angegriffen fühlt. Für eine Serie, die in der Gegenwart spielt, ist es oft deutlich
schwieriger, derartige Gesellschaftskritik zu üben, da dann oft das verantwortliche Studio eingreift und
solche Versuche mit Rücksicht auf bestimmte Zuschauergruppen unterbindet. Diesen Vorteil der Science
Fiction, Themen der heutigen Zeit "durch die Blume" kommentieren zu können, ohne dass sich jemand daran
stört, nutzte Roddenberry schon zu Zeiten der Originalserie, als er zum Beispiel versteckte Kritik
am Vietnam-Krieg in einigen Episoden einbaute.
Was den positiven Eindruck der Episode leider etwas stört, ist die zunehmende Vermenschlichung der
Ferengi, die auf der Station leben. Natürlich war von Beginn der Serie an klar, dass Quark, Rom und
Nog, wie alle Seriencharaktere eine gewisse Entwicklung durchlaufen würden, allerdings wurde hier, wie
so oft in Star Trek, wenn es darum geht, eine fremde Spezies näher zu beleuchten, der Weg eingeschlagen,
die Ferengi den menschlichen Ansichten und Moralvorstellungen anzupassen. Dazu gehört auch, dass Rom und
Nog nun - völlig ferengiuntypisch - für die Bajoraner bzw. die Sternenflotte arbeiten und nicht weiter
nach Profit streben. Dies mag für das Erzählen von Geschichten wie dieser notwendig gewesen sein,
führt aber leider auch dazu, dass die Ferengi ein kleines Stück ihrer einstigen Einzig- und
Andersartigkeit verlieren.
Gelungen ist die Nebenhandlung um Worfs Umzug auf die Defiant. Hier sind besonders einige gelungene,
selbstironische Insider-Gags hervorzuheben. Zum Beispiel konfrontiert Odo Worf mit einigen Verstößen
gegen die Sicherheitsbestimmungen aus seiner Enterprise-Zeit, als Worf dem Constable wieder
einmal schlampige Arbeit vorwirft. Ebenfalls gelungen ist O'Briens selbstironischer Kommentar, dass es
auf der Enterprise oftmals langweilig gewesen sei, wenn er Dienst im Transporterraum hatte, es
aber nichts zu tun gab. Die meisten regelmäßigen TNG-Zuschauer hatten sich tatsächlich schon öfters
die Frage gestellt, was O'Brien den ganzen Tag im Transporterraum machte, wenn gerade niemand
gebeamt werden musste.
Die beste Szene der Episode ist allerdings die, in der Sisko seine drei Führungsoffiziere Worf, O'Brien
und Bashir in der Arrestzelle vorfindet und diese ihm nach und nach gestehen, dass ein Streit zwischen
ihnen etwas außer Kontrolle geraten sei.
Ebenfalls gelungen ist die Idee der holographischen Kellner, die alle wie Quark aussehen und sich ab
und zu einfach auflösen und Quarks Geschirr demolieren.
Auffallend ist, dass sowohl auf Roms neues berufliches Betätigungsfeld, als auch auf Worfs Umzug schon
länger hingearbeitet wurde. Vor allem Worfs Schwierigkeiten, sich auf der Station einzuleben, wurden von
langer Hand vorbereitet und sein Unwohlsein wurde bereits mehrfach erwähnt. Hier zeigt
sich, dass an DS9 ein sehr konstant gleichbleibendes Autorenteam arbeitet, welches begonnene
Handungsstränge selten komplett aus den Augen verliert und damit wichtige Handlungen schon oft einige
Episoden vorher vorbereiten kann, damit Veränderungen, wie Worfs Umzug auf die Defiant, nicht aus
heiterem Himmel und ohne vernünftige Erklärung kommen. Dadurch wird die Verbindung der einzelnen
Episoden untereinander verstärkt und man hat tatsächlich den Eindruck mit der Serie eine einzige große
Geschichte erzählt zu bekommen, die eben in 176 Folgen aufgeteilt wurde, während man vor allem bei der
Originalserie und auch zu Beginn von TNG lauter komplett eigenständige Geschichten erzählt bekam und
jede Woche wieder bei Null anfing.
Auch wird zu diesem Zeitpunkt der Serie ganz offensichtlich bereits auf eine künftige Beziehung zwischen
Worf und Dax hingearbeitet, da Dax hier wieder Worfs erste Bezugsperson auf der Station ist,
die ihm zu seinem Umzug sogar eine klingonische Oper schenkt.
Armin Shimerman (Quark) und Max Grodénchik (Rom) waren von dieser Episode recht angetan, da sie schon
lange auf eine Gelegenheit gewartet hatten, die trotz Humor die Ferengi auch auf einer ernsthaften Ebene
beleuchten konnte. Grodénchik fürchtete jedoch gleichzeitig um seine wiederkehrende Rolle, da er die
Veränderung seines Charakters als Anzeichen dafür sah, dass Rom bald aus der Serie ausscheiden würde.
Armin Shimerman engagiert sich sehr stark für die Gewerkschaft der Schauspieler und war auch bei den
Dreharbeiten zu DS9 immer sehr darauf bedacht, dass die Rechte der Darsteller eingehalten wurden.
Ironischerweise musste Shimerman in dieser Episode in der Rolle von Quark gerade die gegenteiligen
Ansichten des Arbeitgebers vertreten.
Erfreulich ist hier das erneute Erscheinen Brunts, der nach seinem ersten Auftritt in
3.23: Familienangelegenheiten von Jeffrey Combs erneut mit viel Hingabe
gespielt wird.
Auch Chase Masterson war hier wieder einmal als Leeta dabei. Erstaunlicherweise stellte sich hier
heraus, dass Bashir und Leeta noch immer ein Paar sind, obwohl diese Beziehung schon fast ein Jahr
nicht mehr erwähnt wurde und Leeta auch in der ganzen 4. Staffel noch keinen Auftritt hatte.
Das Drehbuch zu dieser Episode stammt von Ira Steven Behr und Robert Hewitt Wolfe, die bis zu Wolfes
Ausscheiden am Ende der 5. Staffel auch fast alle anderen Ferengi-Episoden gemeinsam geschrieben haben.
Regie führte bereits zum dritten Mal in dieser Staffel der Geordi LaForge-Darsteller aus TNG, LeVar Burton.
Alles in allem ist "Der Streik" eine solide inszenierte Ferengi-Episode, die natürlich bei Weitem nicht
an die Originalität von 4.07: Kleine, grüne Männchen herankommt, für sich
genommen jedoch durchaus überzeugen kann.
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