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Episodenbeschreibung
Major Kira lässt sich von Quark einen Strauß bajoranischen Flieders
geben, der sofort Jadzia Dax’ Aufmerksamkeit erregt. Kira erklärt ihr, dass
es die Lieblingsblumen ihrer Mutter seien, die heute ihren 60. Geburtstag
hätte. Sie sei aber schon in einem Flüchtlingslager gestorben, als Kira erst
3 Jahre alt war. Ihr Vater habe ihr gesagt, dass sie die mutigste Frau
gewesen sei, die er je getroffen habe.
In ihrem Quartier erreicht Kira eine Transmission, deren Herkunft
unbekannt ist: Gul Dukat ist es, der Nerys mit Einzelheiten aus dem Leben
ihrer Mutter verblüfft, darunter auch ihrer Vorliebe für Flieder. Er
behauptet sogar, dass Kiras Mutter seine Geliebte gewesen und nicht im
Flüchtlingslager gestorben sei. Kira kann und will das alles nicht glauben,
doch der Cardassianer bohrt nach: Ob sie sich jetzt besser fühle, wo sie
die Wahrheit kenne, fragt er selbstgefällig und beendet die Transmission.
Kira sucht und findet die bekannten Daten über ihre Mutter im Computer.
Auf der Ops unterhalten sich währenddessen Chief O’Brien und Dr. Bashir
über die Schlacht von Alamo und ein Holodeckprogramm dazu. Mit
gereizter Stimme unterbricht der Major sie und treibt auch die anderen
Mitarbeiter an die Arbeit. Selbst Odo erlebt eine veränderte Kira und fragt,
ob sie vielleicht darüber reden möchte. Sie lehnt jedoch dankend ab und
geht zu Sisko, mit dem sie die Transmission von Gul Dukat erörtert. Es
lässt ihr keine Ruhe, sie will die Wahrheit über ihre Mutter erfahren und
auf Bajor den Drehkörper der Zeit befragen, ob Gul Dukat und ihre Mutter
ein Liebespaar waren. Den Zugang zum Drehkörper kann sie nur durch
Sisko als Abgesandten erreichen, alles Weitere würden die Propheten
entscheiden. Sisko hat Bedenken wegen der möglichen Veränderung der
Zeitlinie, doch er gibt Kiras Drängen schließlich nach.
Der Drehkörper im Tempel auf Bajor öffnet sich und Kira wird in ihre
eigene Kindheit versetzt, wo sie ihre Familie mit Mutter, Vater und den
Kindern, darunter sich selbst als dreijähriges Mädchen, wiederfindet. Im
Lager herrscht Hunger. Sie stellt sich ihrer Familie unter dem Namen
Luma Rahl vor und muss erleben, wie die Cardassianer unter Mithilfe eines
bajoranischen Kollaborateurs auf Anweisung Gul Dukats so genannte
Trostfrauen für die Besatzung der Raumstation Terok Nor rekrutieren.
Major Kira und ihre Mutter Kira Meru werden neben anderen Frauen
ausgewählt und müssen mitkommen. Ihr Vater bleibt allein mit den
kleinen Kindern zurück. Auf der Station versucht Kira ihre Mutter zu
trösten, redet von einer Widerstandszelle. Meru kann sich nur kurz über
das reichhaltige Essen freuen, dann holt sie die Sorge um ihre Familie ein.
Nerys ist entsetzt über eine Narbe an der linken Wange ihrer Mutter, weil
Dukat diese während der Transmission auf DS9 erwähnte. Auf Merus
Frage, warum “Luma” ihr helfe, weicht Nerys aus.
Am nächsten Tag werden die herausgeputzten Frauen Gul Dukat
vorgeführt. Er hält eine Ansprache und bemerkt an Meru die Narbe, die er
sofort mithilfe eines Hautregenerators beseitigt.
Auf einer Party für die cardassianischen Offiziere der Station werden
zuerst Meru und dann Nerys von jeweils einem Cardassianer belästigt.
Während Meru gegen die Zudringlichkeiten nichts machen kann,
provoziert Nerys ihren “Liebhaber” verbal. Dieser ist amüsiert über die
mutige Bajoranerin. Gul Dukat erscheint und der Meru-Verehrer muss von
ihr sofort ablassen, weil Dukat sich für diese Frau interessiert. Er befiehlt
dem Kollaborateur Basso, Meru sofort in ihr Quartier zu bringen und dafür
zu sorgen, dass ihre Privatsphäre respektiert wird. Nerys’ Liebhaber
erläutert ihr, dass sie dem Präfekt gefallen hat und von jetzt an für die
anderen Cardassianer Tabu ist. Nerys muss ihrem redseligen Gegenüber
mehr Canar nachschenken. Später stolpern die beiden durch die Gänge
von Terok Nor und der Major kann den Betrunkenen abschütteln. In ihrem
Quartier muss Nerys jedoch durch den dort plötzlich auftauchenden Basso
erfahren, dass Meru in die Privatgemächer Dukats gezogen ist. Nerys will
sie sehen, es kommt zur Auseinandersetzung, sie wird niedergeschlagen
und zur Arbeit in die Erzaufbereitungsanlage gesteckt.
Wochen später erfährt sie durch einen Bajoraner namens Halb Daier, dass
ihre Mutter mit Dukat auf einer Reise außerhalb der Station war und
gerade zurückgekehrt ist. Der Mann fragt sie, warum Meru ihr so wichtig
ist. Sie sei doch nur eine Komfortfrau für die “Löffelköpfe”. Kira
widerspricht, will sich jedoch dem Widerstand nicht anschließen, zu dem
Daier gehört. Er erbittet von ihr einen Plan der cardassianischen Seite der
Station, als Nerys von Basso und seinen cardassianischen Gehilfen
abgeholt wird. Man bringt sie in Dukats Quartier, wo sie ihre Mutter
wiedertrifft. Meru lächelt sie freundlich an, erklärt der verwunderten
Nerys, dass alles gut sei. Dukat kommt mit einem Strauß bajoranischen
Flieders herein, für den er extra eine Vase gefunden hat. Die beiden sind
ein Liebespaar geworden und die verstörte Kira muss mitansehen, wie er
sich mit einem Kuss von Meru verabschiedet. Ihre Mutter hatte den Gul
nachdrücklich darum gebeten, dass “Luma” ihre Begleiterin wird.
Als Dukat gegangen ist macht Nerys Meru wegen ihrer Leichtgläubigkeit
und offensichtlichen Kollaboration bittere Vorwürfe. Ob sie denn gar nicht
an ihre Familie denke? Ihre Mutter erwidert, dass es unter den Umständen
das Beste für ihre Familie sei, die dadurch Nahrung und Medikamente
erhalte. Diese Ansicht erbost Nerys jedoch erst richtig. Rasend vor Wut
wirft sie ihr vor, dass sie Dukat offenbar gern ins Bett folge und das
leichte Leben an der Seite eines Mörders liebe. Sie verlässt das Quartier
und geht zurück in die Erzaufbereitungsanlage.
Nerys hat sich jetzt dem Widerstand angeschlossen und von Daier erhält
sie eine Bombe, die sie ins Quartier Dukats schmuggeln soll. Daier hat
Bedenken wegen Meru, Nerys wischt diese jedoch weg: Sie sei eine
Kollaborateurin und verdiene zu sterben.
Unter einem Vorwand lässt sich Nerys von Basso ins Quartier von Dukat
und Meru bringen. Sie erklärt, sich wieder mit Meru versöhnen zu wollen
und Dukat und seine Geliebte glauben ihr. Basso übergibt nebenbei die
Kopie einer Transmission an Dukat, die er Meru weiterreicht. Dann geht er
ins Nebenzimmer und lässt die Frauen allein. Nerys aktiviert die Bombe
mit einem dreiminütigen Zeitzünder und versteckt sie in einer
Zimmerpflanze. Als sie - wiederum unter einem Vorwand - gehen will
bekommt sie den Inhalt der Transmission mit, die von Meru abgehört
wird: Es ist ihr Vater Kira Taban, der von sich und den Kindern berichtet.
Er habe ihnen gesagt, dass ihre Mutter noch im Flüchtlingslager sei.
“Meru, du bist unser aller Lebensretter!” sind seine Worte. Sie solle an
dieser “Freundlichkeit” festhalten. Schlagartig wird Kira Nerys klar, dass,
wenn sie ihre Mutter mit der Bombe tötet, sie selbst ihre Kindheit nicht
überleben würde. Eilig reißt sie Meru und auch Dukat aus dem Quartier,
an den Wachen vor der Tür vorbei und durch die Sicherheitsschleuse.
Dann explodiert der Sprengsatz. Die beiden Wachsoldaten sind tot, Meru
und Dukat sowie Nerys überleben.
Major Kira befindet sich wieder auf Bajor und schließt den Drehkörper der
Zeit. Auf DS9 meint Sisko zu ihr, dass es die Entscheidung ihrer Mutter
gewesen sei, so für die Rettung ihrer Familie zu sorgen. Kira hat nach wie
vor Probleme damit, denn sie hat inzwischen herausgefunden, dass ihre
Mutter erst nach 7 Jahren Kollaboration in einem cardassianischen
Krankenhaus gestorben ist. Warum sie ihr trotz allem das Leben gerettet
habe, fragt Sisko. Kira meint, ein Teil von ihr hätte das am liebsten nicht
getan, aber sie bleibe nun einmal ihre Mutter.
Bewertung
Diese Kira-Episode hat es in sich. Nerys muss durch ein tiefes Tal bisher
unbekannter Gefühle gehen und es fällt ihr nicht leicht, für sie unfassbare
Wahrheiten zu akzeptieren. Auch vielen Zuschauern mag es eine
Zumutung sein, ausgerechnet die Mutter von Kira Nerys in den Armen von
Gul Dukat zu sehen. Der tiefe moralische Abgrund, der sich hier auftut,
schmerzt nicht nur Major Kira angesichts des offensichtlichen Missbrauchs
bajoranischer Frauen durch die Cardassianer während der Besatzungszeit.
Dabei bewegt sich die Episode spannungsmäßig nicht auf hohem Niveau.
Es wird vielmehr eine Geschichte aus der Vergangenheit erzählt, bei der
es mehr um die Beziehungen zwischen Individuen geht, als um
Weltraumkämpfe. Ein wenig Spannung ist mit der unerwarteteten
Kontaktierung Kiras durch Gul Dukat zwar vorhanden und sie wird
weitergeführt mit ihrem erwartungsvollen Blick in den Drehkörper der
Zeit. Das war es aber auch schon, denn nun plätschert die Geschichte in
einer Aneinanderreihung von ebenso sentimentalen wie teilweise
unerträglichen Szenen dahin. Sicher ist es interessant, einmal Nery’s
Eltern und Geschwister kennenzulernen und einen Abstecher nach Terok
Nor zu machen, als sie noch unter cardassianischer Besatzung ihre
Runden um Bajor drehte. Aber die Story um die Zwangsprostitutierte Meru
und ihre Leidensgenossinnen, darunter ihre Tochter, ist dann doch
ziemlich schwer verdaulich. Ein weiterer Spannungsaufbau ist jedenfalls
nicht ersichtlich und war wohl seitens der Autoren auch nicht beabsichtigt.
Daher auch nur 1 Punkt.
Die SFX sind kaum erwähnenswert, sie sind, was Kulissen und Kleidung
angeht, auf hohem Niveau wie immer und nur die leicht veränderte
Ansicht von Terok Nor im Vergleich zu DS9 ist ein Hingucker. 1 Punkt.
Trostfrauen - man kennt diesen Ausdruck leider nur zu gut aus Krisen-
und Kriegsgebieten in Vergangenheit und Gegenwart auf der Erde.
Stellvertretend sei erinnert an die unter der japanischen Besatzungsmacht
im 2. Weltkrieg rekrutierten Zwangsprostituierten in den von ihnen
besetzten Ländern, vor allem China und Korea, die das Verhältnis zu
diesen Staaten bis in die Gegenwart wegen der fehlenden Entschuldigung
der Japaner belasten. Dieses Thema in DS9 zu behandeln ist zwar mutig,
aber auch gewagt, denn eine Identifizierung mit der Hauptperson Kira
Nerys bzw. Kira Meru ist in diesem Fall kaum bzw. gar nicht möglich. Der
Zuschauer ist genauso angewidert vom Verhalten Merus wie ihre Tochter
und man kann durchaus den wütenden Vorhalt Nerys’ in Dukats Quartier
nachvollziehen. Andererseits muss man ebenso fassungslos zur Kenntnis
nehmen, dass das Überleben Major Kiras genau von der Aufrechterhaltung
dieses Zustands abhängt. Zwar ist der Handlungsaufbau mit dem
ansonsten überflüssigen Sprengsatz am Ende insoweit bemerkenswert
logisch, aber dennoch liegt die Geschichte wie ein Stein im Magen und
man möchte sie am liebsten ganz schnell vergessen, denn sie reißt auf
jeden Fall Wunden auf und sicher diskutiert man nicht gern über so etwas.
Es ist eben tiefes Unrecht, was da von den Cardassianern mit ihrem
Protagonisten Gul Dukat praktiziert wird. Darüber hilft auch seine
offensichtliche Zuneigung zu dieser ausgesucht hübschen Bajoranerin und
das vermeintlich gute Leben seiner Geliebten Meru nicht hinweg.
Für Nana Visitor ist die Darstellung des Majors angesichts dieser Story
sicher eine Herausforderung gewesen, die sie aber überzeugend
meisterte. Ihre Gefühlsausbrüche sprechen Bände über das, was die Figur
Kira Nerys während dieser ungewöhnlichen Zeitreise erlebte. Angesichts
des wahnwitzigen Erkenntnisgewinns wird einem der
Captain-Janeway-Ausspruch aus VOY verständlich, die einmal äußerte,
dass sie Zeitreisen nach Möglichkeit zu vermeiden suche.
Auch Captain Sisko hatte Kira von einer Exkursion in die Vergangenheit
abgeraten und er sollte letztlich Recht behalten, denn seine
Stellvertreterin sieht in der letzten Szene alles andere als zufrieden und
beruhigt aus. Die übrigen Stammdarsteller der Station haben dagegen
nicht viel zu tun, einzig die Szene auf der Ops, als Kira ihre schlechte
Laune an ihren Kolleginnen/Kollegen auslässt, ist erwähnenswert. Dass
dabei Chief O’Brien und Dr. Bashir wieder einmal wie ertappte Sünder
aussehen, ist der einzig humorvolle Moment der Folge.
Eine Bewertung der Handlung fällt durchaus nicht leicht, gleichwohl
vergebe ich 4 Punkte.
Fazit: Schwere Star Trek-Kost und düsteres Serien-Kino. Als
Kira-Charakterfolge wohl notwendig, aber gleichzeitig unangenehm. Vor
dem Hintergrund der Bekanntmachung und Aufarbeitung solcher Fälle
millionenfachen tiefen Unrechts, wie Kiras Mutter geschehen, ebenso gute
DS9-Tradition.
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