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Episodenbeschreibung
Sternzeit: unbekannt
Quark kauft von einem boslicischen Captain ein Schiffswrack, welches im Gammaquadranten gefunden wurde.
Als er das Wrack im Frachtraum untersucht, findet er in einem Container ein außerirdisches Baby.
Auf der Krankenestation stellt Dr. Bashir fest, dass das Baby einen extrem hohen Stoffwechsel hat. O'Brien
beginnt inzwischen damit das Schiffswrack nach Anhaltspunkten für die Herkunft des Babys zu untersuchen.
Sisko hat unterdessen Mardah, die Freundin von Jake, zum Abendessen am nächsten Abend eingeladen. Er hält
nicht viel von der Beziehung Jakes zu einem Dabomädchen und möchte dies schnell beenden.
Als Sisko in die Krankenstation gerufen wird, hat Dr. Bashir eine Überraschung für ihn. Das Baby hat sich
innerhalb weniger Stunden zu einem kleinen Jungen entwickelt, welcher bereits sprechen kann. Bashir hat
erste Anzeichen dafür, dass das schnelle Wachstum auf eine genetische Manipulation zurückzuführen ist.
O'Briens Suche ist bisher erfolglos geblieben. Kira besucht Odo in seinem neuen Quartier. Odo kann
berichten, dass er in seinem Quartier versucht zu erforschen, was es heißt, ein Formwandler zu sein.
Wenn er sich regeneriert, begibt er sich nun nicht mehr in seinen Eimer, sondern er lässt sich einfach
durch den Raum gleiten.
Bashir und Dax diskutieren über den Jungen auf der Krankenstation, als sie dorthin gerufen werden. Dort
angekommen, hat sich der Junge in einen ausgewachsenen Jem'Hadar entwickelt, welcher die Leute auf dem
Promenadendeck angreift. Erst Odo kann ihn stoppen, denn vor einem Wechselbalg hat der Jem'Hadar Respekt
und gehorcht Odos Befehlen.
Sisko hält eine Besprechung mit seinen Offizieren ab. Er hat vom Sternenflottenkommando den Befehl
erhalten, den Jem'Hadar zur Raumstation 201 zu schicken, wo dieser genauer untersucht und befragt werden soll.
Odo ist von dieser Idee nicht sonderlich begeistert. Er weiß aus eigener Erfahrung, dass man den
Jem'Hadar wie ein Versuchskaninchen im Labor behandeln wird. Er erhält von Sisko die Erlaubnis, den
Jem'Hadar in seine Obhut zu nehmen, bevor er zur Raumstation 201 geschickt wird.
Der Jem'Hadar stellt sich als sehr kampfeslustig heraus, doch offenbar enthält seine genetische Struktur,
die von den Gründern im Labor konstruiert wurde, auch den Respekt vor allen Wechselbälgern, so dass er auf
Odo hört. Bald schon verschlechtert sich der Zustand des Jem'Hadar. Bashir stellt fest, dass sein Körper
nach einer chemischen Substanz süchtig ist, die Bashir nicht replizieren kann. O'Brien findet im
Schiffswrack die Droge, die vermutlich von den Gründern hergestellt wurde, um die Jem'Hadar zu
kontrollieren. Bashir injiziert dem Jem'Hadar die Droge und dessen Zustand bessert sich schnell.
Odo zeigt dem Jem'Hadar eine Aufzeichnung von der Defiant, auf der zu sehen ist, wie die Jem'Hadar die
Defiant erobern. Er erklärt ihm die Hintergründe des Konflikts und erzählt ihm, dass auch er auf der Suche
nach seinem Volk war und es schließlich gefunden hat, am Ende jedoch nicht mit ihnen zusammenleben konnte.
Außerdem zeigt er ihm in der Holosuite eine Möglichkeit seine gewalttätigen Triebe an holographischen
Gegnern auszuleben. Doch trotz der Bemühungen, sieht sich der Jem'Hadar immer noch den Menschen überlegen
und er sieht in ihnen immer noch seine Feinde.
Sisko ruft Odo zu sich um ihm zu berichten, dass das Sternenflottenkommando die U.S.S. Constellation
hergeschickt hat, um den Jem'Hadar zur Raumstation 201 zu bringen. Odo ist enttäuscht darüber, dass er die
Arbeit nicht fortsetzen kann. Plötzlich taucht der Jem'Hadar auf und bedroht Sisko mit einer Waffe. Er
nimmt Odo mit und möchte von der Station fliehen und zu seinem Volk in den Gammaquadranten zurückkehren.
Odo will dem Jem'Hadar auf dem Weg zu einem Shuttleschiff klar machen, dass es andere Wege gibt, als in
den Gammaquadranten zurückzukehren. Er bietet ihm an, mit ihm zusammen auf einen unbewohnten Planeten zu
fliegen, um dort zu erforschen, wer er ist, doch der Jem'Hadar zeigt sich uneinsichtig.
Sisko beamt sich mit einem Sicherheitsteam zu den Shuttlerampen und trifft dort auf Odo und den Jem'Hadar.
Odo überzeugt Sisko davon, ihn und den Jem'Hadar gehen zu lassen, denn auf der Constellation würde dieser
früher oder später ausbrechen und es würde eine Menge Tote geben. Odo ist davon überzeugt, dass der
Jem'Hadar ihn mit dem Runabout zur Station zurückkehren lässt, da er ein Formwandler ist. Sisko willigt
ein.
Wie Odo vorausgesagt hat, lässt ihn der Jem'Hadar zur Station zurückkehren. Odos Bemühungen, dem Jem'Hadar
zu helfen, sich über seine genetische Programmierung hinwegzusetzen, waren erfolglos.
Inzwischen hat Sisko mit Mardah und Jake zu Abend gegessen und hat sie und auch Jake besser kennengelernt.
Er ist nun nicht mehr gegen die Beziehung.
Bewertung
"Der Ausgesetzte" ist eine hintergründige Episode, welche zum ersten Mal die am Ende der zweiten
Staffel neu eingeführten Jem'Hadar etwas näher beleuchtet.
Außerdem bekommen wir einen näheren Einblick in Odos Charakter.
Besonders deutlich wird in dieser Folge das Dilemma und die Tragik, die hinter den Jem'Hadar steht. Als
von den Gründern gezüchtete Rasse sind sie Gefangene ihrer eigenen genetischen Programmierung. Ihre
Feindseligkeit gegenüber anderen Rassen ist bereits im genetischen Code eingeprägt, genauso wie der
Gehorsam gegenüber allen Wechselbälgern. Auch die Abhängigkeit der Jem'Hadar von der Droge Ketracel-White
wird hier zum ersten Mal erwähnt. Das Ketracel-White wird zu einem späteren Zeitpunkt der Serie noch eine
größere Rolle spielen.
Die Jem'Hadar bekommen hier zu einem sehr frühen Zeitpunkt eine sehr genaue Charakterzeichnung. Dies
sollte sich später als Nachteil herausstellen, denn die Serie war dadurch gezwungen, sich praktisch
zurückzuentwickeln. In späteren Folgen war es einfach erforderlich, den Zuschauern die Jem'Hadar als
Kanonenfutter, also als typische Bad Guys vom Dienst, ohne viel Hintergrund zu präsentieren, die lediglich
die Aufgabe haben, zum rechten Zeitpunkt zu sterben. Die vielschichtigere Problematik, die wie in dieser
Episode gezeigt, hinter den Jem'Hadar steht, wurde dabei oft vernachlässigt. Hier ist DS9 praktisch Opfer
seiner eigenen Qualitätsansprüche geworden, zu denen auch immer gehört hat, den bösen Jungs einen
Hintergrund zu geben und sie nicht grundlos böse bleiben zu lassen.
Die Folge beschäftigt sich auch damit, ob alle intelligenten Lebewesen die Möglichkeit haben, sich über
ihre Erziehung, ihre Ausbildung, oder im Fall der Jem'Hadar über ihre genetische Programmierung hinweg zu
entwickeln. Die Folge gibt darauf keine eindeutige Antwort. Die Menschen haben im 24. Jahrhundert diese
Möglichkeit, dies wurde uns in Star Trek schon zur Genüge gezeigt und Odo macht Kira klar, dass auch sie
sich über ihre Ausbildung als Terroristin hinausentwickelt hat, genauso wie er sich nicht zum Gründer
entwickelt hat, obwohl dies von seinem Volk so vorgesehen war. Dem Jem'Hadar hingegen gelang es nicht,
sich über seine Programmierung hinwegzusetzen.
Gegenüber "Der Ausgesetzte" wurden deswegen immer wieder Vorwürfe laut, die Folge verstoße gegen
Roddenberrys Zukunftsphilosophie, die ja auch beinhaltet, dass alle Völker und Rassen, und seien sie noch
so verschieden, dazu fähig sind, friedlich miteinander zusammenzuleben, wenn die verschiedenen Mitglieder
nur Willens sind, Kompromisse einzugehen und zu versuchen, das andere Volk zu verstehen. In diesem Falle
gelang dies nicht, denn der Jem'Hadar erwies sich als nicht befriedbar. Er blieb aggressiv und feindselig
und es war kein Zusammenleben mit ihm möglich.
Es gibt natürlich Argumente für beide Seiten, allerdings übersehen viele Kritiker auch, dass es sich bei
dem Jem'Hadar in dieser Folge eben um einen Einzelfall gehandelt hat. Erstens fällt es den Jem'Hadar
natürlich besonders schwer, durch ihre genetische Programmierung über ihren Tellerrand hinwegzusehen,
außerdem repräsentiert dieser eine Jem'Hadar nicht sein ganzes Volk. Die Folge sagt lediglich aus, dass
der Versuch ein Zusammenleben zu ermöglichen, in diesem speziellen Fall gescheitert ist, weil sich der
Jem'Hadar nicht vom friedlichen Weg überzeugen ließ. Doch das heißt noch lange nicht, dass Föderation und
Jem'Hadar generell nicht friedlich zusammenleben könnten. Dass die Crew von Deep Space Nine es überhaupt
probiert hat mit dem Jem'Hadar friedlich zu leben, zeigt ja gerade die Fortschrittlichkeit des Roddenberry-
Universums. Sie hätten den Jungen auch einfach zur Raumbasis 201 geben können und sich nicht weiter um ihn
kümmern müssen (so hätte man es vermutlich in unserem Jahrhundert gemacht).
Dass nicht immer alles klappt, wie es in der Idealvorstellung sein müsste, macht das Roddenberry-Universum
in diesem Fall eher realistischer, als dass es der Philosophie, die hinter Star Trek steht, schadet. Es
wäre wohl auch ein Fehler gewesen, wenn die Autoren zu einem so frühen Zeitpunkt eine Folge gedreht
hätten, die im Grunde die Aussage hat, dass die Jem'Hadar gar nicht so feindlich sind, sondern dass mit
ihnen ein friedliches Zusammenleben sehr gut möglich ist. Das hätte es dem Zuschauer sicher schwer
gemacht, die Jem'Hadar in späteren Folgen als ernsthafte Gegner zu akzeptieren.
Alles in allem war die Entscheidung der Autoren, den Jem'Hadar feindlich bleiben zu lassen, also durchaus
gerechtfertigt und zu diesem Zeitpunkt der Serie kaum anders zu erwarten.
Odos Chrakter, sowie seine Beziehung zu den Gründern wird hier auf eine interessante Weise näher
beleuchtet. Er ist immer noch ein Außenstehender in der Föderationsgesellschaft. Er versucht sich zwar zu
integrieren, doch auch ihm ist klar, dass er immer noch nicht wirklich dazugehört. Interessant ist hierbei
die Erwähnung des bajoranischen Labors, in dem Odo untersucht wurde und in dem er sich wie ein
Versuchskaninchen fühlte. Für den Jem'Hadar möchte Odo ein Mentor sein, er wäre sogar bereit für ihn DS9
zu verlassen um ihm weiterhin zu helfen.
Passend zur Vertiefung seines Charakters ist in dieser Folge zum ersten Mal Odos Quartier zu sehen.
Mit Handlungen wie dieser gelang es den Autoren in der dritten Staffel, die Bedrohung durch das Dominion
weiterhin dezent im Hintergrund präsent zu halten, ohne es zu einem wirklichen Konflikt kommen zu lassen.
Dadurch spielten die Produzenten und Autoren auch sehr geschickt mit den Erwartungen der Zuschauer, welche
nach 3.01 + 3.02: Die Suche wohl zu einem nicht ganz unbedeutenden Teil den großen
Zusammenstoß zwischen Föderation und Dominion viel früher erwartet hätten.
Die Tarntechnik der Jem'Hadar ist etwas merkwürdig. Es wurde bisher nicht geklärt, ob es sich dabei um
eine Eigenschaft handelt, die ebenfalls in den Genen der Jem'Hadar verborgen liegt (was aber etwas
merkwürdig wäre), oder ob sie von den Gründern mit einem Gerät ausgestattet werden, welche ihnen diese
Tarnung ermöglicht. Dann bleibt jedoch offen, woher der Jem'Hadar in dieser Folge diese Technik hatte, als
er getarnt in Siskos Büro erscheint.
Admiral Nechayev wird in dieser Folge erwähnt, ohne wirklich aufzutauchen. Nechayev ist in zahlreichen TNG-
und zwei DS9-Folgen zu sehen.
Auch die B-Handlung um die Vater-Sohn Beziehung der beiden Siskos war einigermaßen interessant. Zwar
gehören Handlungen, in denen Kinder eine große Rolle spielen in Star Trek nicht unbedingt zu den
Highlights und es gibt bei DS9 sicher Figuren, die weit populärer sind, als Jake Sisko, trotzdem muss man
den DS9-Produzenten anerkennen, dass sie aus den Fehlern mit Wesley Crusher in TNG gelernt und Jake
erfreulicherweise in eine andere Richtung weiterentwickelt haben. Jake wirkt dadurch deutlich
sympathischer als das Wunderkind Wesley. Außerdem spielt Jake in weniger als der Hälfte aller Episoden mit
und wird meistens recht dezent im Hintergrund gehalten, während Wesley dann doch sehr oft im Mittelpunkt
stand. Der Vater-Sohn Konflikt in dieser Folge war somit zwar klischéebeladen, aber trotzdem relativ
interessant und gut gespielt, außerdem nahm er einen relativ kleinen Teil der Handlung in Anspruch und
drängte sich somit nicht zu sehr in den Vordergrund.
Alles in allem präsentiert uns Sisko-Darsteller Avery Brooks bei seiner zweiten Regiearbeit eine solide
erzählte und spannende Handlung, die aber leider relativ wenige Effekte beinhaltet.
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