Deutscher StarTrek-Index  
  4.19 Die Reise ins Ungewisse  
  The Nth Degree  
 

von Christopher Schlüter

 
 
 

Episodenbeschreibung

Sternzeit: 44704,2
Lt. Reginald Barclay führt mit Doktor Crusher ein französisches Theaterstück auf. Barclay spielt zwar noch unsicher und stottert des Öfteren, spielt aber immerhin vor einem realen Publikum. Counselor Troi beglückwünscht ihn zu seinem Erfolg weg von einer Holodecktraumwelt und hin zu einer realen Kunstform, dem Theater. Die Enterprise wurde zu diesem Sektor beordert, weil das Argus-Teleskop schon seit Monaten keine Daten mehr gesendet hat. Die Sensoren orten eine Sonde, welche die Ursache für das Problem darstellen könnte. Die Sonde entspricht keiner bekannten Bauart und ist völlig unbekannt. Da man mit den Sensoren der Enterprise keine näheren Erkenntnisse gewinnen kann, werden LaForge und Lt. Barclay damit beauftragt, mit einem Shuttle zu der Sonde zu fliegen und einige Kurzstreckenscans durchzuführen. Sie führen nun verschiedene Scans durch, bekommen aber keine Resultate, da alle Ergebnisse neue Fragen über die mögliche Konstruktion und Herkunft der Sonde aufwerfen. Als Barclay die Sonde mit Positronen beschießt, kommt es zu einem plötzlichen Energieausstoß, welcher den Computer des Shuttles unbrauchbar macht und Lt. Barclay in Ohmacht versetzt. Dr. Crusher stellt fest, dass der Lichtblitz Lt. Barclays optische Nervenbahnen überladen hat, bei Geordi wurde die Überladung durch den Visor herausgefiltert. Auf der Krankenstation belehrt Barclay Dr. Crusher darüber, dass eine Zelle eine elektrochemische Signatur genauso besitzen würde wie ein Schaltelement. Er verfügt plötzlich über unglaubliche Kreativität und Einfallsreichtum. Auf der Brücke stellt man inzwischen fest, dass sich die Sonde der Enterprise nähert. Data kann jedoch keine partikularen Emissionen registrieren, er kann sich nicht erklären wie sich die Sonde bewegen kann. Da eine Gefahr für den Computer besteht, wird roter Alarm ausgelöst und die Enterprise versucht auf sichere Distanz zu gehen und entfernt sich von der Sonde mit 0,25 Impuls, doch die Sonde passt sich Geschwindigkeit und Kurs an, selbst bei 0,5 Impuls und Warp 2. Ein Phaserbeschuss zeigt keine Wirkung, selbst als Hilfsenergie zu den Emittern umgeleitet wird. Die Sonde generiert unterdessen ein Energiefeld, das die Schilde langsam überlädt. Die Enterprise fällt zurück auf Impulsgeschwindigkeit. Barclay leitet nun, ohne Aufforderung, Warpenergie auf die Schutzschilde um und schafft es, die Schildstärke um über 300% zu erhöhen, weil er eine Frequenzverbindung zwischen dem Deflektor und dem Schildgitter etablieren konnte, indem er den Warpfeldgenerator als Energieabschwächer verwendete. Dadurch ist es möglich, Photonentorpedos mit max. Stärke und voller Streuweite abzufeuern. Die Sonde wird zerstört.

Da alle Gefahren beseitigt wurden, beginnt man nun damit, einen Plan für die Reparatur des Argus-Teleskops auszuarbeiten. Aufgrund seiner außergewöhnlichen Leistung nimmt Barclay an der Offizierskonferenz teil. Da ein Teil des Hauptcomputers des Teleskops ausgefallen ist, will man ein Standard-Isolierungsverfahren verwenden. Hierbei wird jeder Reaktor isoliert und dann repariert. Dieser Plan wird etwa 2-3 Wochen in Anspruch nehmen. Lt. Barclay ist jedoch anderer Meinung. Er meint, dass man alle Reaktoren gleichzeitig reparieren könnte, indem man ein neues Kontrollsystem programmiert. Data hält das für eine interessante Idee, aber dieser Plan würde etwa 7 Wochen beanspruchen. Barclay ist jedoch der Ansicht, dass er die Programmierung in 2 Tagen schaffen würde. Es wird entschieden, dass nach Lt. Barclays Plan verfahren wird, da das Argus-Teleskop für die Wissenschaft von großer Bedeutung ist. Barclay ist im Zehn Vorne, als ihm Counselor Troi sagt, dass er sich sehr verändert habe. Er sagt ihr, dass er ein unglaubliches Selbstvertrauen verspüre und er lädt sie ein, einen Spaziergang im Arboretum zu machen, da er jetzt keinen Schiffscounselor, sondern die Gesellschaft einer intelligenten, jungen Frau benötigen würde. Am nächsten Morgen ist Barclay bei der täglichen Besprechung der Ingenieure im Maschinenraum nicht anwesend, sondern im Holodeck, wo er mit Albert Einstein versucht, eine "Unified Theory" zu entwickeln, die die Quantenmechanik mit der Allgemeinen Relativitätstheorie verbindet. Als Dr. Crusher danach Lt. Barclay untersucht, stellt sie fest, dass beide Gehirnhälften wie eine arbeiten und sein IQ nun bei 1250 liegen müsse. Deswegen besitzt er nun ein unglaubliches Potenzial an Kreativität, Intelligenz und Fantasie. Er ist wohl das am höchsten entwickelte menschliche Lebewesen, das je existiert hat. Im Bereitschaftsraum des Captains wird nun darüber diskutiert, ob Barclay in seinem jetzigen Zustand eine Bedrohung für die Enterprise darstellen könnte, da er nun mehr über das interne Funktionieren der Enterprise weiß, als jeder andere. Er gab gestern Geigenunterricht, er konnte aber vorher noch nie Geige spielen. Im Maschinenraum stellt man fest, dass sich Reaktor 9 zu überhitzen beginnt, aber er kann nicht eingedämmt werden. Es wird versucht, die Abschaltsequenz zu starten, welche sich jedoch nicht starten lässt. Auf der Brücke bereitet man sich darauf vor, das System mit Warp 2 zu verlassen, wenn alle Reaktoren des Argus-Teleskops explodieren. Da das Interface zu langsam ist und sich die Parameter zu schnell ändern, geht Barclay aufs Holodeck und beginnt damit ein neues Interface zu programmieren, unter Verwendung eines Nervenscaninterfaces, welches aber noch nie verwendet wurde. Das stellt für Barclay aber kein Problem dar und er gibt dem Computer die Bauanleitung. Die Argus-Reaktoren überladen sich nun und die Enterprise will auf Warp gehen, doch die Besatzung hat die Computerkontrolle verloren. Plötzlich sind alle Argus-Reaktoren repariert worden. Barclay fungiert nun als Hauptcomputer der Enterprise. Falls jemand versuchen sollte die Verbindung zu kappen, wird er sterben. Sein Körper befindet sich noch auf dem Holodeck, doch seine höheren Gehirnfunktionen wurden in den Computer ausgelagert. Geordi stellt einen abhörsicheren Raum her, von dem aus Barclay sie nicht kontrollieren kann. LaForge soll versuchen, einen direkten ODN-Bypass zur Brücke zu legen, damit sie wieder Kontrolle über die Antriebssysteme erlangen können. Während sich Geordi in einer Jefferies-Röhre befindet und versucht, den Bypass zu installieren, erklärt Barclay ihm, wozu er nun in der Lage ist. Er nimmt das Universum jetzt als eine einzige Gleichung wahr. Geordi sagt ihm, dass er nur die Ebene III-Diagnose durchführen würde, von der sie immer gesprochen haben. Reg sagt ihm des Weiteren, dass man bisher glaubte, dass man nie mit Warp 10 fliegen könnte, aber er weiß nun, dass es keine Grenze gibt. Er erzeugt nun direkt vor der Enterprise eine Verzerrung im Subraumkontinuum. Troi versucht ihn davon abzuhalten, doch sie hat keinen Erfolg. Für Barclay sind die Menschen jetzt nur noch kleine, unwissende Kinder. Troi sagt ihm, dass der Captain alles versuchen würde, um ihn davon abzuhalten. Durch sie motiviert, den Versuch zu erkennen, bemerkt er auch schon bald den ODN-Bypass, den Geordi zu legen versucht, und deaktiviert ihn. Als die Subraumanomalie ihre volle Intensität erreicht hat, fliegt er die Enterprise hinein. Sie unterliegen nun einer Quantenniveauoszillationsverzögerung, die die Eigenschaft hat, die Zellintegrität zu unterbrechen. Währenddessen versucht Worf Barclay vom Computer zu trennen, doch der wird von einem Kraftfeld geschützt. Als sie die Anomalie wieder verlassen, befinden sie sich 30000 Lichtjahre von ihrer alten Position entfernt. Plötzlich erscheint ein riesiger Kopf auf der Brücke, der neugierig versucht, die Menschen zu analysieren. Auf einmal betritt Lt. Barclay die Brücke und sagt, dass sich die Enterprise und die Zyterianer auf derselben Mission befinden würden. Da Technologien nicht immer kompatibel sind und bei dem Argus-Teleskop und dem Shuttle versagten, wurde Barclay von ihnen umprogrammiert, um die Enterprise zu ihnen zu bringen. Die Zyterianer erforschen genau wie die Menschen das Universum. Der einzige Unterschied ist, dass sie auf ihrer Welt bleiben und alles zu sich holen. Nach 10 Tagen des Wissensaustausches wird die Enteprise in den Föderationsraum zurückgebracht. Troi und Barclay unterhalten sich noch einmal im Zehn Vorne und sie rät ihm, diese Erfahrung zu verarbeiten und von ihr zu profitieren. Am Ende scheint Reg ein paar seiner Fähigkeiten behalten zu haben, da er bei einem Schachspiel den Gegner mit einem Zug schachmatt setzt.

Bewertung

Diese Folge stellt wieder einmal Lt. Barclay in den Vordergrund. Sein Theaterspiel ist noch sehr unsicher. Doch alle außer Data scheinen von dem Stück absolut begeistert zu sein. Sehr schön ist die Szene, in der Data Commander Riker fragt: "Lt. Barclays Vorstellung war nicht übel, aber ich bin nicht sicher, ob er die Rolle richtig verkörpert hat." Commander Riker sagt: "Data, wir klatschen aus Höflichkeit." Man erkennt, wie sich Lt. Barclay schon zutraut, sich öffentlich zur Schau zu stellen, was man zuvor bei ihm nicht beobachten konnte. Als man die Kameraperspektive in den Zuschauerbereich umschwenkt, kann man alle Senior-Offiziere in der für sie typischen Stimmung sehen. Troi und Riker sitzen zusammen und amüsieren sich über das Theaterstück. Data schaut etwas skeptisch zu, Picard verhält sich neutral und Worf sitzt mit verschränkten Armen da, würde wie in der Folge "Hochzeit mit Hindernissen", als er im Schlammbad sitzt, vermutlich lieber kämpfen als sich dieses Stück anzusehen. Worf ist auch der Einzige, der es nicht für nötig hält, Lt. Barclay zu seinem "Erfolg" zu gratulieren. Diese Szene gilt gewissermaßen als Exposition, um darzustellen, warum es gerade für Barclay eine extreme Veränderung geben wird. Als erstes bemerkt dies der Zuschauer, als Reg Dr. Crusher den Tip mit der Tricordermodifikation gibt. Ganz klar wird es dann, als er seine Kompetenzen überschreitet und einfach das Schildgitter verstärkt und Geordi dabei übergeht und direkt seinen Vorschlag der Brücke unterbreitet. Schön ist ebenfalls die Szene, als Reg Troi bittet, mit ihr einen Spaziergang im Arboretum zu unternehmen. Troi ist extrem überrascht und ist hier eindeutig in einer passiven, unsicheren Haltung anzutreffen. Während sie sonst das genaue Gegenteil ist und Barclay noch nicht einmal normal mit seinen Freunden kommunizieren kann, ohne zu stottern, unterbreitet er hier Troi ein eindeutiges Angebot. Gut in Szene gesetzt ist auch die Passage, als Lt. Barclay zusammen mit Albert Einstein im Holodeck versucht, eine vereinigende Theorie zu entwickeln, da sich in der heutigen Physik in der Tat das Problem mit den Dimensionen stellt und die Frage aufgeworfen wird, dass, wenn es sie denn tatsächlich gibt, sie dann nicht bemerkbar sind... (alles zu spezifizieren würde zu lange dauern). Auf jeden Fall eine schöne Szene, in der sogar Einstein von Barclays Talent beeindruckt ist.

Als im Bereitschaftsraum des Captains darüber diskutiert wird, ob Barclay in seinem momentanen Zustand eine Gefahr für die Enterprise darstellen könnte und Troi erwähnt, dass Reg ihr ein eindeutiges Angebot gemacht hat, ist es schön zu sehen, dass Riker sich gleich dafür interessiert, ob er Erfolg hatte. (Dieser Aspekt wird wohl in Star Trek: Nemesis eine wichtige Rolle spielen...). Seit Reg Teil des Computersystems ist, kann man einen starken Persönlichkeitswandel konstatieren. Er ist arrogant geworden und findet die Sorgen und die Probleme der Menschen lächerlich. Für ihn sind die Menschen jetzt wie Kinder, die man an die Hand nehmen muss, um ihnen das Universum zu zeigen. Sehr ungeschickt finde ich die Passage, in der Troi zu Reg aufs Holodeck geht, um zu versuchen ihn aufzuhalten. Als sie mit ihren freundlichen Worten keinen Erfolg erzielt, verhält sie sich trotzig wie ein Kind und sagt Reg auch noch, dass der Captain alles tun wird, um ihn daran zu hindern. Jetzt überprüft Reg natürlich jede Möglichkeit der Manipulation und entdeckt sofort den ODN-Bypass. Hätte sie nichts gesagt, dann wäre Geordies Plan vermutlich erfolgreich gewesen. Alles in allem eine sehr schöne Folge, die zum Einen zeigt, wie man sich zum Negativen verändern kann, wenn man sich den Anderen überlegen fühlt. Dies erinnert mich ein bisschen an die Folge "Rikers Versuchung", in der Q Riker die Macht der Q anbietet und Riker plötzlich arrogant wird und den Captain mit Jean-Luc anspricht...
Zum Anderen eine sehr gelungene Folge über Superintelligenz. Wie geht man mit Menschen um, die wesentlich intelligenter sind als man selbst? Sollte man diese gleich als Gefahr betrachten oder ihnen alle Spielräume lassen?

Kulturell sehe ich TNG als absoluten Spitzenreiter, da hier immer wieder Musikstücke aufgeführt und bekannte Theaterstücke zum Besten gegeben werden. Ich habe Cyrano de Bergerac gesehen und Cyrano ist genau das Gegenteil von Barclay. Er ist gewitzt und absolut selbstsicher, ein Schlitzohr. Ich finde es sehr gut, wie viele Aspekte in eine einzelne Folge integriert werden können, die die Story nicht abwerten, sondern sie verbessern. Alles in allem eine tolle Folge, die jeder gesehen haben sollte.

 
 
 

Spannung

SFX

Handlung

Gesamt

 
 
 

Zusammenhänge

Lt. Barclay tauchte das erste mal in "Der schüchterne Reginald" auf. Das Argus-Teleskop wird in "Parallelen" wieder zu sehen sein.

 
 
 
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  Druckbare Version

 Erstausstrahlung USA:
  1. 4. 1991

 Erstausstrahlung D:
  15. 3. 1994

 Regie:
  Robert Legato

 Buch:
  Joe Menosky

 Gaststars:
  David Coburn
  Kay E. Kuter
  Page Leong
  Jim Norton
  Dwight Schultz
  Saxon Trainor



  Zuletzt geändert:
  2014-12-22, 04:06
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