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Episodenbeschreibung
Sternzeit: 42402,7
Die Enterprise ist unterwegs im Omega-Sagitta 12
System, das den Einflussbereich der Madena-Koalition
darstellt, als man einen kleinen interplanetarischen
Frachter der Klasse 9 entdeckt, bei dem das
Leitsystem ausgefallen ist. Als man ihm die Hilfe der
Enterprise anbietet, nimmt der Captain des Frachters
dankend an und lässt sich auf die Enterprise beamen.
Schnell
stellt sich heraus, dass Captain Okona, so sein Name,
ein rechtes Schlitzohr ist. Kaum im Transpoterraum
materialisiert, macht er schon dem weiblichen
Lieutenant Robinson am Kontrollpult schöne Augen. Bald darauf
ist er mit Data in den Korridoren der Enterprise
unterwegs, und die beiden kommen auf Witze und auf
Humor zu sprechen: Data ist das Wesen des Humors nach
wie vor fremd. Zwar kennt er unzählige Definitionen
für das Wort "Witz", verstehen tut er aber
keine einzige davon. Auch Okona, der dem Thema eher
intuitiv als analytisch gegenübersteht, vermag Data
nicht zu helfen. Schließlich ist Okona am Ziel
angelangt: Dem Quartier von Lt. Robinson,
die ihn bereits in freizügigem Gewand erwartet.
Data
möchte nach wie vor mehr über Humor wissen. Also
fragt er Guinan im Zehn Vorne um Rat, doch auch sie
kann ihm nicht wirklich helfen. Auf einen Tipp von
Guinan hin versucht Data es mit dem Holodeck: Er
lässt einen Komiker des 20. Jahrhunderts generieren
und befragt diesen über Humor - ohne jedoch über
die Witze lachen zu können. Zumindest aber
betrachtet er die gesamte Show des Komikers in hoher
Geschwindigkeit.
Im Zehn Vorne bringt er sogleich einige der Witze vor
Guinan zum Besten, doch versaut er, wie sie sagt, die
Pointe, da er ein schlechtes Timing hat. Als Data
erwidert, dass sein Timing computergesteuert ist,
lacht Guinan laut los, und Data versteht gar nichts
mehr...
Indes
bekommt die Enterprise Gesellschaft: Ein
interplanetarischer Kreuzer der Klasse 7 kreuzt ihre
Route und richtet Laser auf die Enterprise. Picard
und Riker sind überaus amüsiert, könnten doch
Laser nicht einmal den Navigationsschild
durchdringen. Von dem Schiff meldet sich ein Mann
namens Debin vom Planeten Atlec, der die sofortige
Übergabe Okonas fordert, da Okona sich auf Atlec
einen Verbrechens schuldig gemacht habe.
Gleich darauf taucht ein weiteres Schiff auf, dem
ersten sehr ähnlich. Es meldet sich Sekretär
Kushell vom Planeten Straleb, der seinerseits
fordert, man möge ihm Okona übergeben. Picard, der
sich darüber im Klaren ist, dass Straleb und Atlec
seit langem verfeindet sind, will keine falsche
Entscheidung treffen und lässt zunächst einmal
Okona auf die Brücke bringen.
Jener will zu den Vorwürfen keine Stellung nehmen,
erklärt aber mit Nachdruck, dass er kein Verbrecher
sei.
Als
Picard noch einmal nachhakt, erklärt Debin endlich,
was er von Okona will: Er behauptet, dass Okona seine
Tochter geschwängert hat und nun seinen
Verpflichtungen als Vater nachkommen müsse. Nun
rückt auch Kushell mit seiner Anschuldigung heraus:
Okona habe angeblich das wertvolle Juwel von Thesia
gestohlen, indem er die Freundschaft zu Kushells
Sohn Benzaan ausnutzte.
Picard bittet Okona in sein Quartier, um Klarheit zu
bekommen. Normalerweise geht ihn ein Fall wie dieser
nichts an. Doch da sich Okona auf seinem Schiff
befindet, ist es offenbar an ihm, sich zu
entscheiden, an wen er Okona ausliefern soll. Okona
betont noch einmal, dass er kein Verbrecher ist und
schlägt vor, dass man ihn einfach mit seinem
Frachter weiterfliegen lässt - was Picard gar nicht
gefällt, sind doch die Kreuzer der anderen Parteien
um einiges schneller als der Frachter. Dennoch stimmt
er zu.
Wes und
Geordi haben Okonas Leitsystem mittlerweile
repariert. Auf dem Weg zu seinem Schiff unterhält
sich Okona noch mit Wesley, der gar nicht verstehen
kann, wie man ein glückliches Leben führen kann,
wenn man wie Okona immer von einem Ort zum anderen
reist und nirgendwo wahre Freunde hat. Das scheint
Okona zum Nachdenken zu bewegen, denn er trifft eine
neue Entscheidung: Er wird sich ausliefern. Um nicht
über den Sichtschirm kommunizieren zu müssen, lädt
Picard alle Beteiligten auf die Enterprise ein, und
sie stimmen zu. So befinden sich bald darauf Picard,
Deanna, Okona, Debin mit seiner Tochter Janaar sowie
Kushell mit seinem Sohn Benzaan im Konferenzraum der
Enterprise. Die Väter schimpfen in einem fort über
Okona und erwarten, dass er ihnen ausgeliefert wird,
als sich Benzaan zu Wort meldet: Er erklärt, dass
Okona wirklich kein Dieb ist. Denn er selbst hat als
rechtmäßiger Erbe das Juwel an sich genommen und es
Okona gegeben, damit dieser es Janaar als
Vermählungsgeschenk übergibt. Janaars Kind ist
dementsprechend von Benzaan, nicht von Okona. Okona
fungierte nur als Bote und hat die beiden Kinder
abwechselnd auf den jeweils anderen Planeten
geschmuggelt, damit sie sich sehen konnten.
Den Eltern hatten die Kinder nichts gesagt, weil sie
sicher waren, die Eltern würden es nicht verstehen.
Janaar hat nun endgültig genug. Sie erklärt, dass
sie niemanden heiraten wird. Doch Okona mischt sich
ein und macht ihr und Benzaan klar, dass die beiden
füreinander bestimmt sind. Von den überraschenden
Wendungen ganz aus dem Konzept gebracht, stimmen die
Väter einer Hochzeit zu - und kriegen sich sofort
darüber in die Haare, auf welchem der Planeten die
Kinder leben sollen...
Data
ist indes zum Holodeck zurückgekehrt. Er lässt ein
Publikum generieren, um sein neu erworbenes Talent
als Witzeerzähler zu testen. Anfangs läuft es
wunderbar, aber schnell stellt er fest, dass das
Publikum darauf programmiert ist, über alle seine
Witze zu lachen, und er beendet das Programm. Guinan
gibt Data zu verstehen, dass die Fähigkeit zum
Lachen nicht alles ist, was einen Menschen ausmacht.
Data stimmt zwar zu, meint aber auch, dass das Lachen
schon ein recht wesentlicher Teil des Menschseins
ist...
Abschließend ist Okonas Schiff wieder startklar. Er verabschiedet
sich herzlich von der Crew und macht sich dann wieder
auf den Weg, genauso wie die Enterprise.
Beste Zitate, in der Schlussszene:
Wes: "Sagen sie auf Wiedersehen, Data."
Data: "Auf Wiedersehen, Data."
Worf: "Welcher Kurs liegt an?"
Data: "Der der besten Aktie, ist doch klar."
Bewertung
Nach dem sehr schwachen Beginn der Staffel ging es mit
"Sherlock Data Holmes"
bergauf, doch bereits "Der unmögliche Captain
Okona" senkt das Niveau leider wieder. In erster
Linie liegt das an der Unentschlossenheit der
Episode, denn eine erkennbare Story entwickelt sich
erst gegen Ende hin.
Im
Einzelnen: Als Okona auftaucht, ist keineswegs
ersichtlich, ob die Episode überhaupt auf ein Ziel
zusteuert. So beobachtet man Okona im Gespräch mit
verschiedenen Besatzungsmitgliedern, in erster Linie
Wesley und Data, bevor er sich der holden
Weiblichkeit widmet und dabei durchaus Rikers
übliches Niveau an Charme erreicht und sogar
überbietet.
Okona ist durch die Episode hindurch ein
liebenswerter Charakter. Zwar würde man ihm durchaus
zutrauen, dass er ein Dieb ist, doch wirkt seine
Beteuerung, dass er kein Verbrecher ist, aufrichtig,
und man ist korrekterweise geneigt, ihm zu glauben.
In mehrfacher Hinsicht ist Okona vom selben Schlag
wie Han Solo bei Star Wars, eine sicherlich
beabsichtigte Ähnlichkeit.
Das Problem bei der gesamten Okona-Story ist die
fehlende Zielstrebigkeit. Es erscheint
unglaubwürdig, dass er nach dem Eintreffen Debins
und Kushells nicht einmal Picard sagen will, weshalb
man ihn zum Verbrecher erklärt. Auf die gleiche
Weise verhalten sich Debin und Kushell nach unseren
Maßstäben unglaubwürdig. Keine Sekunde
hinterfragen sie ihre Absichten, so felsenfest sind
sie davon überzeugt, die Wahrheit zu kennen. Dem
aufmerksamen Zuschauer indes ist freilich schnell
klar, dass sowohl Janaar als auch Benzaan offenbar
einiges mehr über die Wahrheit wissen, als ihre
Väter von ihnen hören wollen.
Am
Beginn der Episode wird erläutert, dass es sich bei
Atlec und Straleb um Zwillingsplaneten handelt, die
von der selben Rasse bewohnt werden, die aber nur
aufgrund eines Vertrages ein einigermaßen
friedliches Klima zu wahren vermögen. Der
diplomatische Konflikt, der sich während der Episode
daraus ergibt, wird allerdings nicht weiter vertieft.
Ähnlich verhält es sich mit dem Thema uneheliche
Kinder, das am Beispiel Janaars angesprochen wird.
Höchst interessant ist dabei, dass Picard Debins
Forderung, Okona möge seinen Pflichten als Vater
nachkommen, als überalterte Moralvorstellungen
bezeichnet. Es wäre nett gewesen, wenn das näher
erläutert worden wäre. Wie steht man im 24.
Jahrhundert unehelichen Kindern gegenüber? Doch auch
dies geht in der Unentschlossenheit der Episode
unter.
Neben
der Okona-Handlung beschäftigt sich die Episode noch
mit Data, der herauszufinden versucht, was komisch
ist und worüber die Menschen lachen. Zumindest in
dieser Hinsicht entwickelt sich ansatzweise so etwas
wie ein roter Faden, der sich durch die Episode
zieht. Nachdem anfangs Okona ihm nicht weiterhelfen
kann, wendet sich Data an Guinan, die bereits jetzt
Deanna den Rang als Counselor abläuft, und versucht
schließlich sein Glück mit einer Simulation, doch
alles hilft nichts: Das Wesen des Humors vermag er
nicht zu ergründen. Teilweise wirken die Szenen
etwas aufgesetzt, aber es gibt doch eine ganze Reihe
von Stellen, an denen man herzhaft über den gewohnt
naiven Data lachen kann. Besonders mit dem Komiker
ergeben sich einige sehr komische Gags, auch die
Schlussszene vermag jede Menge Lacher auf ihre
Seite zu ziehen, als Data am Steuerpult sitzend
versucht, einige Kalauer zum Besten zu geben, die
allerdings höchstens Wesley zum Lächeln bringen,
den Rest der Brückencrew aber kalt lassen (besonders
Worf ist kurz davor, zu explodieren).
Für Data ist die Episode nicht unbedingt essentiell,
aber teils schon einigermaßen wichtig, denn mit
Humor wird er sich noch lange Zeit schwer tun.
Witziges Detail am Rande: Als Data sich beim Holodeck berühmte
Komiker auflisten lässt, stammt fast jeder Name aus dem Umfeld der
Produktion; so werden etwa David Livingston (Produzent), Tracy
Tormé (Beraterin) und Merri Howard (Regieassistentin)
aufgeführt.
Bei der Auflistung der witzigsten Komiker stehen u.a. Star Trek-Schöpfer
Gene Roddenberry und Autor und Produzent Maurice Hurley.
In der Blu-ray-Fassung wurde die Reihenfolge der eingeblendeten Namen
teilweise verändert, einige Namen wurden neu aufgenommen und andere sind
verschwunden. So sind dort Roddenberry und Hurley vollständig entfallen
(vgl. DVD-Screenshot
und Blu-ray-Screenshot).
Der Komiker, den Data schließlich wählt, heißt in beiden Fassungen
Ronald B. Moore - so wie einer der Special Effects Künstler für die Serie.
Abschließend kann man sagen, dass "Der unmögliche Captain
Okona" einige interessante Szenen hat, aber für
eine gute Bewertung wirkt die Handlung zu wenig
stringent, der Zuschauer muss zu lange darauf warten,
dass sich endlich etwas ereignet.
Interessant: Mit Teri Hatcher als Lt. Gail Robinson, die am
Anfang der Episode von Okona verführt wird, gibt sich einmal
mehr ein späterer Star ein Stelldichein bei Star Trek. Hatcher
ist vor allem bekannt als Lois Lane in "Superman - die Abenteuer
von Lois und Clark" sowie als Susan Mayer in "Desperate
Housewives".
Vielen Dank an unseren Leser Maximilian Winkler für diesen
Hinweis.
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