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Episodenbeschreibung
Sternzeit: 42286,3
Die Enterprise ist drei Tage zu früh am Treffpunkt
mit der USS Victory eingetroffen. Da es zur Zeit
wenig zu tun gibt, schlägt Geordi, der gerade ein
Modell des Segelschiffes Victory für Commander
Zembada, unter dem er als Fähnrich diente, fertig
gestellt hat, Data vor, aufs Holodeck zu gehen und
endlich einmal einen Sherlock Holmes-Kriminalfall
durchzuspielen. Er hat sogar eine echte Pfeife für
Data organisiert. Data ist begeistert, und nachdem
sich die beiden zeitgenössisch gekleidet haben,
betreten sie das Holodeck und lassen einen beliebigen
Holmes-Roman von Sir Arthur Conan Doyle laufen, wobei
Data den Meisterdetektiv Holmes spielt, und Geordi
seinen Gefährten Dr. John Watson.
Nachdem
sich die beiden ein wenig in Holmes' Zimmer umgesehen
haben, wo Data all die Erinnerungsstücke
identifiziert, die Holmes im Laufe der Zeit gesammelt
hat, meint Data, es würde gleich an der Tür
klopfen. Zu Geordis großer Verwunderung ist das
tatsächlich der Fall: Inspektor Lestrade kommt mit
einem ausländischen Gentleman herein, der ein
Abgesandter des Königs von Böhmen ist und soeben
bestohlen wurde. Data erläutert dem verblüfften
Inspektor, dass der Gentleman in Wahrheit das
gestohlene Photo selbst versteckt hat und es als
Druckmittel zur Erpressung des Königs verwenden
will, für den er vorgeblich arbeitet.
Geordi hat genug gesehen: Angesäuert verlässt er
das Holodeck, gefolgt vom verdutzten Data. Im Zehn
Vorne erklärt er Data, dass es langweilig ist, einen
Fall nachzuspielen, dessen Ausgang man bereits kennt.
Der Nervenkitzel bei der Sache wäre, dass man auch
verlieren kann. Da mischt sich die am Nebentisch
sitzende Dr. Pulaski ein: Sie ist der Meinung, Data
wäre gar nicht in der Lage, einen Fall zu lösen,
dessen Ausgang er nicht kennt. Geordi ist sich da
nicht sicher, und Data nimmt die Herausforderung an:
Zusammen mit Geordi und dem Doktor will er einen
völlig neuen Fall spielen, dessen Ende er noch nicht
kennt.
Nachdem
sich auch Dr. Pulaski in Schale geworfen hat,
betreten die drei das Holodeck, und Geordi fordert
den Computer auf, auf Basis von Conan Doyles Romanen
einen neuen Fall zu erschaffen.
Doch schnell zeigt sich, dass der Computer lediglich
zwei Romane kombiniert hat, so dass Data die Lösung
ähnlich schnell wie beim ersten Versuch findet.
Pulaski sieht sich bestätigt, doch Geordi wendet
sich noch einmal ans Terminal:
"Computer: So wie die Sherlock Holmes-Fälle
ablaufen, generiere jetzt einen Kriminalfall für
Data, und zwar mit einem Gegner, der die Fähigkeiten
hat, Data zu schlagen!"
Auf der
Brücke registriert Worf eine plötzliche
Energiespitze...
Geordi,
Data und Dr. Pulaski schreiten wieder in die Straßen
Londons ein, während einer der Männer, die in der
Nähe der Dreiergruppe gestanden hatten, zu sich
selbst sagt, dass er sich wie ein neuer Mensch
fühlt. Ihm fällt auf, dass einer der Fremden eben
das Wort "Alterieren" gebrauchte, und als
er es selbst verwendet, verwandelt sich ein Teil
einer Wand in das Holodeck-Terminal. Der Computer
gibt freudig über seinen Verwendungszweck Auskunft,
und der Mann mit Namen Moriarty hat vorerst genug
gesehen...
Bald darauf wird Dr. Pulaski entführt. Data
kombiniert, dass es zwei Männer sein müssen, die
sie geknebelt und dann gegen ihren Willen
fortgeschleppt haben. Hiermit hat, wie er meint, das
entscheidende Spiel begonnen. Data und Geordi glauben
schon, die Flüchtigen in einer Gasse in die Enge
getrieben zu haben, doch dann stehen sie plötzlich
vor einer Wand. Zurück auf der Straße werden sie
von Inspektor Lestrade angesprochen: Es ist ein Mord
geschehen. Data meint, jener hätte nichts mit seinem
Fall zu tun, doch Geordi beugt sich über die Leiche
und zieht einige Schlussfolgerungen - die Data
sogleich als falsch deklariert. Er erklärt, was sich
tatsächlich abgespielt hat, und dass eine der in der
Menge stehenden Frauen die Mörderin des Mannes ist.
Lestrade ist höchst beeindruckt und nimmt die Frau
fest, während Data und Geordi die Suche nach Pulaski
wieder aufnehmen - denn Data hat soeben Professor
Moriarty gesehen, den Meisterverbrecher, der Holmes'
größter Gegner war. Er folgt einigen sehr
offensichtlichen Spuren, und bald kommen er und
Geordi in einem Lagerhaus an, in dem der Professor
sie bereits erwartet. Zu ihrem Erstaunen erklärt er,
dass Holmes nicht Holmes und Watson nicht Watson sei
- als Holodeckfigur sollte er aber genau das zu
wissen glauben. Des Weiteren führt er aus, dass es
hier eine große Macht gibt, die man Computer nennt,
und dieser Computer befände sich innerhalb eines
großen Gebildes. Dann reicht er Data eine Zeichnung.
Data betrachtet sie, und stürmt sofort aus dem
Holodeck, gefolgt vom verdutzten Geordi. Datas
Versuch, das Programm zu beenden, kann vom Computer
nicht ausgeführt werden, denn das globale
Steuerungsprogramm wurde überbrückt. Data schreitet
in Richtung des nächsten Turbolifts, als Geordi
wissen will, was hier eigentlich los ist. Data zeigt
Geordi das Bild, das ihm der Professor gab: Darauf
ist die Enterprise abgebildet...
In
einer eilends einberufenen Crewbesprechung will
Picard zunächst einmal wissen, wie es dazu kommen
konnte. Geordi erläutert Schritt für Schritt, was
er getan hat, und dann kommt er darauf: Er hatte vom
Computer verlangt, einen Gegner zu erschaffen, der
nicht etwa Holmes, sondern Data ebenbürtig
wäre. Um dies zu ermöglichen, musste der
Gegenspieler zwangsläufig ein Bewusstsein
entwickeln. Picard erkennt das Dilemma und stößt
ein "Merde!" aus...
Dann werden die Alternativen diskutiert: Abschalten
lässt sich das Holodeck nicht ohne Weiteres; man
könnte es mit hoch energetischen Partikeln fluten,
doch wäre dies auch für Dr. Pulaski sehr
gefährlich. Also beschließt Picard, sich selbst
aufs Holodeck zu begeben.
Begleitet
von Data geht er ins Lagerhaus, wo ihn der Professor
bereits erwartet. Nachdem Picard sich überzeugen
konnte, dass der Doktor wohl auf ist - Moriarty
meint, er sei ein zivilisierter Entführer -, lässt
ihn Moriarty wissen, wie mächtig er ist: Er bewegt
einen Hebel, und die gesamte Enterprise wird kurz,
aber heftig durchgeschüttelt. Picard will wissen,
worauf es der Professor abgesehen hat. Moriarty
erwidert, dass er nur das will, was alle wollen:
Existieren. Picard meint, die Transportertechnologie
würde auf dem gleichen Prinzip basieren, wie die
Holodecktechnologie. Möglicherweise könnte man
eines Tages einen Weg finden, Moriarty durch die
Kombination dieser Techniken zu einer realen Existenz
außerhalb des Holodecks zu verhelfen. Doch besteht
momentan noch keine Möglichkeit, diese Umwandlung
von Energie in Materie vorzunehmen. Schließlich gibt
Moriarty auf: Er transferiert sämtliche Kontrollen
zurück auf die Brücke und legt sein Schicksal in
Picards Hände. Picard speichert Moriarty und beendet
anschließend das Programm.
Später
besucht er Geordi im Maschinenraum, wo der
Chefingenieur gerade die Schäden am Modell der
Victory sichtet: Eine Rah war gebrochen, als das
Modell bei einem von Moriartys Schüttelmanövern
herunter gefallen war, doch insgesamt ist sie in
Ordnung. Picard bedient sich eines Ausspruchs aus der
Sprache der Segler, um Geordi aufzumuntern: Man hat
nun wieder "Klar Schiff".
Bewertung
"Sherlock Data
Holmes" ist eine schöne Episode über die Frage
nach Intelligenz, Leben und Existenz. Vor allem im
Finale zwischen Picard und Moriarty geht es geradezu
philosophisch zu. Doch beginnen wir am Anfang:
Endlich
einmal beobachtet man zumindest einen Teil der Crew
bei der Gestaltung der Freizeit. Geordis Modell der
Victory ist ein herrlicher Anachronismus. Als Data
meint, es wäre aber doch lediglich ein Produkt des
Replikators, erwidert Geordi, dass so etwas nur dann
Spaß macht, wenn man es selbst baut, was Data nicht
recht nachvollziehen kann. Sogleich begeben sich die
beiden aufs Holodeck, und Datas Naivität wird noch
deutlicher: Hoch erfreut löst er den Fall, noch
bevor man ihm sagte, was der Fall eigentlich ist.
Verständlich, dass Geordi das langweilig findet. Die
Einmischung Pulaskis ist eine gute Idee, zweifelt sie
doch schließlich schon seit Beginn der Staffel an
Datas Intelligenz bzw. Kreativität. Um den
Gegenbeweis anzutreten, ist das Holodeck genau der
richtige Ort. Doch das Programm kombiniert zunächst
nur zwei Data bereits bekannte Fälle, so dass die
Anweisung, einen gänzlich neuen Fall zu erschaffen,
eine gute Idee ist.
Doch ab diesem Punkt beginnt die Episode, unlogisch
zu werden: Als Geordi dem Computer die Anweisung
gibt, einen Gegner zu erschaffen, der Data
ebenbürtig ist, ist es doch sehr merkwürdig, wie
wörtlich der Computer das nimmt. Und vor allem: Wenn
ein Computer mit einer so einfachen Anweisung in der
Lage ist, ein Bewusstsein in Form eines Programms zu
erschaffen, wäre das nicht möglicherweise schon
längst jemandem aufgefallen? Oblgeich die Folgen
dieser Aktion interessant dargestellt werden, ist
doch die Ausgangssituation mehr als fragwürdig.
Beim
Betreten des Holodecks mit Dr. Pulaski erklärt
Geordi, wie das Holodeck funktioniert: Die
Gegenstände, die man in unmittelbarer Umgebung
wahrnimmt, werden von den Holoemittern aus Energie
erzeugt, und nur hier auf dem Holodeck haben sie
Masse. Weiter Entferntes wird so perfekt auf die
Wände projiziert, dass man eine Wand berühren
müsste, um zu merken, dass sie da ist. Doch
innerhalb des Holodecks legen die Personen Hunderte
von Metern zurück - wie ist das möglich? Befinden
sich auf dem Boden Laufbänder, die dafür sorgen,
dass man sich nicht wirklich bewegt? So schön das
Holodeck auch ist, es wird wohl nie gelingen, alle
Ungereimtheiten aufzuklären.
Besonders markant ist hierbei, dass sich die Episode
sogleich selbst widerspricht: Man erfährt, dass
Holomaterie außerhalb des Holodecks nicht existieren
kann. Was ist mit dem Bild, das Moriarty von der
Enterprise gezeichnet hat und das Data anschließend
mit hinaus nimmt?
Zudem erwähnen Picard und Pulaski später, dass
Moriarty, würde er das Holodeck verlassen, aufhören
würde, zu existieren. Es ist verständlich, dass das
Bild, das man von ihm sieht, mit Verlassen des
Holodecks verschwindet, seine scheinbare Masse wird
dann wieder zu Energie. Aber wieso sollte Moriarty
dann aufhören zu existieren? Sein Programm befindet
sich ja schließlich nicht im Kopf einer projizierten
Figur, sondern irgendwo im Speicher des Computers.
Wieso sollte dieser Speicher gelöscht werden, wenn
die Projektion nicht mehr dargestellt wird?
Dazu kommt noch die Frage, ob man nicht einfach
"den Stecker ziehen" kann: Die Holoemitter
müssen schließlich irgendwo ihre Energie
herbekommen, und der Speicher, in dem sich Moriartys
Programm befindet, muss irgendwo physisch vorhanden
sein, also real existieren. Wenn man diesen Speicher
vom Netz trennt, wäre das Programm zwangsläufig
beendet oder kaputt. Warum kommt niemand auf die
Idee, das zu tun? Wieso leitet niemand die Energie
für die Emitter um, bevor sie zu den Emittern
gelangt?
Wie dem
auch sei, von diesen logischen Mängeln abgesehen ist
"Sherlock Data Holmes" eine sehr
interessante Episode. Data und Geordi scheitern
zunächst daran, Moriarty zu überlisten, und
schließlich ist es Picard, der erstaunliche
Fähigkeiten beweist; fast scheint er sich im
historischen London richtig wohl zu fühlen. Der
verbale Showdown zwischen Picard und Moriarty ist in
höchstem Maß interessant, denn einige der
bedeutenden Thesen der Menschheit werden hier
verwertet:
"Cogito Ergo Sum - Ich denke, also bin
ich!", zitiert Moriaty, und Picard stimmt zu,
dass dies eine Definition von Leben ist. Da der
Computer diese Lebensform hervorgebracht hat, ist es
nun Picards Pflicht, die Lebensform auch als solche
zu behandeln und nach Möglichkeit sogar zu
erforschen. In einem sehr schönen Dialog treffen der
Captain und der Professor aufeinander und klären
ihre Probleme, ohne Gewalt einzusetzen. Moriarty ist
bereit, seine Existenz wieder in irgendwelche
Speicherkreise zurück zu transferieren, bis man
einen Weg gefunden hat, ihn aus dem
"Gefängnis" Holodeck zu befreien, und
Picard versichert ihm, dass man sich darum kümmern
wird.
Freilich hört man in den nächsten vier Jahren kein
Wort über Moriarty oder die Bemühungen, ihn zu
befreien, so dass er in
"Das Schiff in der Flasche"
sein Schicksal wieder selbst in
die Hand nimmt, um für seine Befreiung zu sorgen.
Die
Effekte sind sehr ordentlich; zwar wirkt das
historische London nicht wirklich realistisch, aber
man sieht doch, dass einige Arbeit in die Kulissen
investiert wurde.
Die Spannung bewegt sich eher auf mittlerem Niveau;
zwar bedroht Moriarty die ganze Enterprise, doch ist
es absehbar, dass er sie nicht zerstören wird, und
so ist das Spannendste wie üblich die Frage, wie
man den Konflikt lösen wird, und nicht ob.
Die Handlung ist grundsätzlich interessant, doch um
all den Logikfehlern Rechnung zu tragen, wird sie
schwach bewertet.
Insgesamt ist "Sherlock Data Holmes" eine
sehr schöne Episode, die man auf jeden Fall gesehen
haben sollte.
Bestes
Zitat, als sich Geordi, Data und Dr. Pulaski im Zehn
Vorne unterhalten:
Pulaski zu Geordi: "... Ihr künstlicher Freund
wäre nicht in der Lage, einen Holmes-Kriminalfall zu
lösen, wenn er ihn nicht vorher gelesen hat."
Darauf Data: "Ich habe sie alle gelesen."
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