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Episodenbeschreibung
Sternzeit: 42625,4
Im Orbit des Planeten Theta 8 werden Wrackteile geortet.
Als man eins an Bord beamt, stellt man fest, dass es von
einem Schiff der NASA stammt, das vor Jahrhunderten
von der Erde aufbrach, um das Sonnensystem zu
verlassen.
Auf dem Planeten herrschen extrem heftige Stürme,
nur an einem einzigen Platz ist es völlig windstill
- und genau dort gibt es auch eine Energiequelle.
Riker, Worf und Data beamen hinunter, um das
Phänomen zu untersuchen.
Das Einzige, was sie sehen, ist eine Drehtür. Als
sie hindurchgehen, kommen sie in den Empfangsraum
eines Casinos, wie es im Las Vegas des 20. Jh.
existiert haben könnte. Nachdem sie sich kurz
umgeschaut haben, wollen sie das "Hotel
Royale" verlassen, doch der Gang durch die
Drehtür befördert sie wieder in den Empfangsraum
zurück. Zudem können sie keine Kommunikation mit
der Enterprise herstellen, und Phaserschüsse auf die
Wände zeigen keine Wirkung.
Auf der Brücke ist man inzwischen damit
beschäftigt, die Interferenzen zu durchdringen und
versucht, eine Ortung zu erreichen, um das Außenteam
hochbeamen zu können.
Im Hotel befinden sich diverse Spieler und
Bedienstete, doch alle verhalten sich merkwürdig und
senden laut Tricorder keine Lebenszeichen aus. Nur im
ersten Stock kann Data menschliche DNA orten. Dort
liegt auf einem Bett die verweste Leiche eines
Colonel S. Richey, der offensichtlich zur Besatzung
des NASA-Raumschiffs gehörte. Neben ihm liegen ein
Roman namens "Hotel Royale" und ein
Tagebuch, in dem er schreibt, dass Außerirdische,
auf die er traf, versehentlich sein Schiff
angegriffen hatten und ihm auf Basis des Romans eine
Umgebung generierten, von der sie dachten, sie wäre
für ihn angenehm, die er jedoch nicht verlassen
konnte.
Mittlerweile ist die Kommunikation mit der Enterprise
wiederhergestellt, und Riker berichtet, was man
herausgefunden hat. Picard hat die Idee, dass das
Außenteam das Gebäude verlassen könnte, wenn der
Roman beendet wird: Am Ende des Buches kaufen drei
"Ausländische Investoren" das Hotel und
reisen dann ab.
Um das Geld dafür zusammenzubekommen, spielt Data an
verschiedenen Tischen und gewinnt mehr als genug. Als
der Chefportier sagt, dass Data die Bank gesprengt
hat, eröffnet Riker ihm, dass er das Hotel kaufen
will. Daraufhin kann das Team das Gebäude verlassen
und auf die Enterprise zurückkehren.
Bewertung
In etwa so aufregend wie der in dieser Folge beschriebene Roman
ist auch die Episode selbst. Zwar kann man ihr nicht ganz so viel
Vorhersehbarkeit anlasten, aber zumindest mangelt es ihr ebenfalls
an neuen oder innovativen Ideen, und auch die Umsetzung ist nicht
eben die Beste.
Es gibt jedoch eine Reihe interessanter Beobachtungen. Zunächst
einmal fällt auf, dass die Enterprise von einen klingonischen
Kreuzer auf die Trümmer im Orbit des Planeten aufmerksam gemacht
wurde. Zwar gibt es keine Klingonen zu sehen, aber es ist zumindest
nett, nach "Worfs Brüder" wieder von
ihnen zu hören.
Man erfährt, dass Colonel Steven Richey am 23. Juli 2037 mit der
Charybdis von der Erde gestartet ist, um das Sonnensystem
zu verlassen. Es war der dritte Versuch dieser Art, und offenbar
der erste, der von Erfolg gekrönt war. Leider lässt die Episode
offen, wie Richey die Strecke bis Theta 8 unbeschadet zurücklegen
konnte - Picard bezeichnet das zunächst als quasi unmöglich.
Tatsächlich trennt etwa ein halbes Jahrhundert Richeys Abreise vom
ersten menschlichen Warpflug, den Zephram Cochrane durchführte
(wie in "Star Trek: Der erste Kontakt"
zu sehen). Es wird zwar nicht erwähnt, wie weit Theta 8 von der Erde
entfernt ist, aber ohne Warpgeschwindigkeit scheint die Reise sehr,
sehr lange zu dauern.
Die US-Fahne, die auf einem Trümmerteil der Charybdis
entdeckt wird, enthält 52 Sterne. Die Besatzung der Enterprise
schließt daraus, dass das Schiff im Zeitraum zwischen 2033 und 2079
gestartet sein muss.
Um nun zum Inhalt der Episode zurückzukehren: Der klassische
TOS-Plot will zur eigentlich fortgeschritteneren Next Generation
einfach nicht passen. Man bekommt eine Reihe von Mysterien geboten,
eine Aufklärung bleibt die Folge aber schuldig. Wer waren die
fremden Außerirdischen, die für Richey den Inhalt des Romans
nachgebaut haben? Wie konnten Sie in einer so lebensfeindlichen
Umgebung das Hotel Royal nachbauen? Wieso sind die echten Menschen
so lange gefangen, bis der Roman "zu Ende gespielt" ist?
Nicht zuletzt auch durch die unangenehm sterile Atmosphäre im
Royal bildet die Folge nach den deutlich besseren
"Die Iconia-Sonden" und
"Wem gehört Data"
einen vorläufigen Tiefpunkt, den erst
"Zeitsprung mit Q" wieder überwindet.
Positiv hervorzuheben bleibt am Ende lediglich das geschickte Spiel
mit Datas inzwischen wohlbekannter Naivität, was gerade beim
Blackjack einige Lichtblicke zu Tage fördert, und der köstlich
deplatzierte Worf, der hier als hart gesottener Krieger rein gar
nichts ausrichten kann. Es lässt sich aber festhalten, dass Worf
lernfähig ist: Im Gegensatz zu
"Die neutrale Zone" versucht er nicht
mehr, geschlossene Türen mit dem Phaser zu öffnen.
Eine Anmerkung unseres Lesers Markus Peters:
Am Ende dieser Folge gibt Captain Picard zu bedenken, dass die
Lösung des Rätsels um das Hotel genauso wenig zu lösen sein würde
wie die Gleichung von Fermat. In der Tat stellte dessen große
Gleichung die Mathematiker jahrhundertelang vor ein vermeintlich
unlösbares Problem, und zum Zeitpunkt der Dreharbeiten schien es,
als würde nie eine Lösung bzw. ein Beweis der Nichtlösbarkeit der
Gleichung gefunden werden.
Dieser Beweis gelang jedoch 1994 dem englischen Mathematiker
Andrew Wiles. Aber 1989 konnte der Picard des 24. Jahrhunderts das
natürlich noch nicht wissen... :o)
Unser Leser Thomas hat ebenfalls gut aufgepasst:
Im englischen Original beschreibt Geordi interessanterweise die
Oberflächentemperatur des Planeten mit -291°C, was mich stutzig
machte, in der deutschen Synchro mit -219°C. Und das hat seinen
guten Grund: Der absolute Nullpunkt liegt bei 0 K = -273,15°C, so
dass der im Englischen genannte Wert unmöglich ist. Hier haben die
deutschen Übersetzer gut aufgepasst.
Unserem Leser Andreas T. kam der Roman-Anfang "Es war eine dunkle,
stürmische Nacht" ("It was a dark and stormy night") bekannt vor;
so begann ein Roman aus dem Jahr 1830, der beispielsweise in den
Peanuts Comics
mehrfach zitiert
wurde.
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