Episodenbeschreibung
Sternzeit: 42609,1
Die Enterprise ist auf dem Weg zu einem Treffen mit ihrem
Schwesterschiff Yamato. Deren Captain, Donald Varley,
ist in der neutralen Zone zwischen Föderation und
romulanischem Imperium auf der Suche nach dem
sagenumwobenen Planeten Iconia, doch sein Schiff
weist eine Reihe von immer schwereren Fehlfunktionen
auf. Als die Enterprise und die Yamato sich treffen,
wird das Ausmaß der Störungen klar: Als sich ein
Kraftfeld in der Shuttlerampe der Yamato von selbst
abschaltete, starben 18 Crewmitglieder. Picard
verspricht sofortige Hilfe und lässt zunächst
einmal das Computerlogbuch der Yamato überspielen.
Noch während er mit Varley spricht, scannt man einen
sprunghaften Energieansteig auf dem Maschinendeck der
Yamato. Bevor jemand zu einer Reaktion fähig
ist, explodiert die Yamato - es gibt keine
Überlebenden.
Gleich darauf enttarnt sich ein romulanischer Warbird
direkt vor der Enterprise. Picard will wissen, ob
jener für die Zerstörung der Yamato verantwortlich
ist. Subcommander Taris verneint dies: Sie hätte die
Yamato nicht zerstört - allerdings wäre sie absolut
dazu in der Lage gewesen, hätte sie es gewollt. Sie
verlangt, dass sich die Enterprise sofort aus der
neutralen Zone zurückzieht. Picard stimmt zu -
sobald er die Ursache für die Zerstörung der Yamato
gefunden hat. Daraufhin tarnt sich der Warbird. Riker
merkt an, dass dies ein gutes Zeichen sei, denn mit
aktivierter Tarnung können die Romulaner nicht
feuern. Doch Worf gibt zu bedenken, dass man diese
Hürde möglicherweise überwunden hat, immerhin war
das romulanische Schiff auch getarnt, als die Yamato
explodierte...
Nach
einigen Nachforschungen findet Geordi heraus, dass
die Yamato nicht den Romulanern zum Opfer fiel.
Stattdessen versagte das Antimaterieeindämmungsfeld.
Er meint, dass dies praktisch unmöglich sein sollte:
Für den Notfall gäbe es immer noch ein System, das
die Antimaterie ausstößt, bevor es zu einer
Explosion kommen könnte. Dieses System sei auf der
Yamato auch angelaufen, doch dann habe es sich
abgeschaltet. Die verbleibende Antimaterie reichte
aus, das Schiff zu zerstören. Die Ursache dieses
schweren Versagens ist noch unbekannt, jedoch lässt
sich nicht ausschließen, dass es sich um einen
Konstruktionsfehler handelt, denn immerhin gehört
die Galaxy-Klasse zu den kompliziertesten
Raumschiffkonstruktionen überhaupt. Da die
Enterprise ebenfalls dieser Schiffsklasse angehört,
besteht die grundsätzliche Gefahr, dass sich der
gleiche Fehler auch hier ereignet. Also setzt Picard
Geordi auf eine gründliche Überprüfung aller Systeme an.
Indes überprüft er Varleys persönliches
Computerlogbuch auf Einträge nach "Iconia"
und "Romulanern". Dabei zeigt sich, dass
Varley auf einem öden und menschenleeren Planeten
offenbar die Heimat der vor Jahrtausenden
verschwundenen Iconier gefunden hat. Bei seiner
Ankunft traf sein Schiff auf einen unbemannten
Flugkörper, der vermutlich iconianischer Herkunft
war, und der die Yamato offenbar erfolglos zu
kontaktieren versuchte.
Mit diesen Informationen begibt sich Picard auf die
Brücke, wo er mit Data die visuellen Aufzeichnungen
der Yamato checkt. Tatsächlich gibt es eine
Aufzeichnung einer fremdartigen Sonde, die vermutlich
versucht hat, die Yamato zu scannen. Picard lässt
Kurs setzen auf die Koordinaten des Planeten, um dort
Varleys Forschungen fortzusetzen.
Während
des Fluges, der laut Data bei Warp 8 12 Stunden und 16
Minuten dauert, sucht
Wes den Captain auf: Er möchte wissen, was es mit
dem Iconia-Mythos auf sich hat. Picard erläutert,
dass einiges darauf hindeutet, dass die Iconier einst in
diesem Sektor lebten, denn nur durch ihre Existenz ließen
sich archäologische Funde auf drei verschiedenen Sonnensystemen
erklären. Vermutlich waren sie ein kriegerisches Volk, denn
alte Aufzeichnungen bezeichnen sie als "Dämonen der Luft und der
Dunkelheit", und es heißt, sie hätten die Fähigkeit besessen,
ohne Raumschiffe zu reisen. Daher
wäre es überaus interessant, einen Blick auf ihre
Technik zu werfen - und auch, dafür zu sorgen, dass
die Romulaner die Technik der Iconier nicht in die
Hände bekommen...
Als
sich Picard einen Tee bestellt, liefert ihm der
Replikator stattdessen eine Topfpflanze. Es zeigt
sich, dass auf der ganzen Enterprise leichte bis
mittlere Fehlfunktionen auftreten, für die es keine
Erklärung gibt. Offenbar ist es das gleiche Problem,
das auch die Yamato hatte. Geordi ist sich
mittlerweile sicher, dass es kein Konstruktionsfehler
war, der zur Zerstörung der Yamato führte, aber
eine Erklärung kann er noch nicht liefern.
Schließlich trifft die Enterprise bei dem Planeten
ein. Auf der Oberfläche gibt es keine Lebenszeichen,
allerdings deuten Zerstörungen darauf hin, dass vor
ca. 200.000 Jahren jemand ganze Arbeit bei der
Vernichtung der Iconier geleistet hat. Einzig eine
Energiequelle ist auszumachen - und von dieser startet
nach kurzer Zeit eine Sonde. Picard will Geordi
bei der Suche nach den Ursachen der
Systemfehler helfen, indem er die Sonde an Bord
beamt. Geordi ist gerade im Maschinenraum, als er entdeckt,
dass die Enterprise verloren sein wird, falls es der Sonde
gelingt, das Schiff zu scannen.
Doch gerade in dem Moment fällt die Kommunikation
aus und die Hälfte der Turbolifts versagt ihren
Dienst. Der Lift, den Geordi dann nimmt, hat aber
ebenfalls schwere Funktionsstörungen: Geordi wird im
Lift hin- und hergeschleudert, landet aber
schließlich unsanft auf der Brücke. Er sagt, man
müsse die Sonde sofort zerstören, und Picard gibt
den entsprechenden Befehl.
Geordi führt aus, was auf der Yamato vorgefallen
ist: Die fremde Sonde überspielte während des
Scannens ein Computerprogramm in den Bordcomputer der
Yamato. Das Programm begann nach kurzer Zeit, die
Systeme des Schiffes umzuprogrammieren. Doch da es
mit den Schiffssystemen völlig inkompatibel ist, kam
es zu den Funktionsstörungen, die schließlich in
die Zerstörung des Schiffes mündeten. Die
Enterprise ist ebenfalls betroffen, da sie das
Logbuch ihres Schwesterschiffes überspielte.
Allerdings kam das fremde Programm damit nur
zerstückelt an Bord, so dass man noch einige Zeit
hat, das Problem zu lösen - gelingt das nicht, droht
auch der Enterprise die Zerstörung. Leider ist
Geordi nicht in der Lage, es mit dem hoch
entwickelten fremden Programm aufzunehmen, doch er
versucht sein Bestes.
Bald darauf steht er wieder mit Data im
Maschinenraum, als sich seine Konsole überlädt und
ihn eine Energieentladung trifft. Data will Geordi
helfen und reißt ihn von der Konsole weg - doch hat
er offenbar etwas zu viel Kraft aufgewendet, denn
Geordi fliegt glatte zwei Meter durch den Raum, bevor
er hart auf dem Boden aufschlägt. Zum Glück scheint
er die Sache gut überstanden zu haben, denn, noch
auf dem Boden liegend, fragt er:
"Data?"
"Ja?"
"Was ist passiert?"
"Jede Antwort wäre rein spekulativ. Aber es hat
sich wieder mal gezeigt, wie sehr sich unsere
Körperkonstruktionen unterscheiden."
"Ja, Data, das habe ich gemerkt..."
Indes
beraten Picard und Riker, was zu tun ist. Da man des
Rätsels Lösung wohl nicht an Bord der Enterprise
finden kann, soll ein Außenteam gebildet werden.
Gegen Rikers Einspruch beharrt Picard darauf, das
Außenteam selbst zu führen, immerhin beschäftigt
er sich seit Jahrzehnten in seiner Freizeit mit der
Archäologie, so auch mit dem Mythos um die
Iconier. Er übergibt Riker das Kommando und beamt
mit Data und Worf auf den Planeten.
Bald darauf enttarnt sich der romulanische Warbird in
der Nähe der Enterprise und aktiviert seine
Torpedos. Zu allem Überfluss versagen genau in
diesem Moment die Schilde der Enterprise, doch dann
deaktivieren die Romulaner ihre Waffen. Schilde und
Waffen der Enterprise stehen plötzlich wieder zur
Verfügung, nur um im nächsten Moment wieder zu
versagen. Entnervt bestellt Riker eine Ladung Steine,
damit man wenigstens etwas zum Werfen habe, und ruft
dann die Romulaner. Subcommander Taris droht, die
Enterprise zu zerstören, denn das romulanische
Imperium erhebt Anspruch auf diesen Planeten. Rikers
Einwand, dass der Planet in der neutralen Zone liegt
und damit von Niemandem beansprucht werden kann,
wischt Taris unter Hinweis auf ihre Feuerkraft
beiseite - doch offenbar haben auch die Romulaner
ernste Probleme: Ihre Torpedos aktivieren und
deaktivieren sich ständig, ähnlich den Waffen der
Enterprise. Riker schlägt Taris vor, die
Streitigkeiten zu verschieben, bis man die
vordringlichen Probleme gelöst hat. Dann startet
eine weitere Sonde vom Planeten, diesmal mit Kurs auf
die Romulaner. Die Waffen der Enterprise sind
momentan nicht einsatzbereit, also fordert Riker
Taris auf, die Sonde zu zerstören, sofern sie dazu
in der Lage ist, ansonsten wäre sie verloren.
Tatsächlich gelingt es den Romulanern, die Sonde
gerade noch rechtzeitig abzuschießen.
Dass die Romulaner die gleichen Probleme wie die
Enterprise haben, lässt vermuten, dass sie das
Logbuch der Yamato angezapft haben.
Auf dem
Planeten haben Picard, Data und Worf mittlerweile
einen noch intakten Kontrollraum entdeckt, der
offenbar mit der Startkontrolle der Sonden zu tun
hat. Picard ist begeistert von diesem Einblick in ein
längst vergangenes Kapitel der Geschichte, während
Data versucht, die Schriftzeichen, die er auf einer
Kontrollkonsole vorfindet, zu entziffern. Zusammen
mit dem Captain erkennt er, dass es sich offenbar um
eine Ursprache handelt, aus der sich später das
Dinasische entwickelt hat, ebenso wie die Sprachen
von Dewan und Iccobar. Es gelingt Data, zumindest in
den Grundzügen die Bedeutung der Symbole zu
erkennen, doch versehentlich aktiviert er einen
Energiestrahl, der von der Wand reflektiert wird, so
dass sich mitten im Raum ein mannshohes Portal
öffnet. Misstrauisch beäugt man es, und Worf
vermutet, es könnte eine Projektion sein. Um sicher
zu gehen, hält Data seinen Arm hinein, der darin
eintaucht - also ist es keine Projektion. Picard
vermutet, dass es sich hier um ein Iconianisches
Portal handelt; mit Hilfe dieser Tore im Raum konnten
die Iconier also das All bereisen, ohne Raumschiffe
zu benötigen. Data würde gerne den
geheimnissvollen, aber offenbar sehr schönen
Planeten betreten, der auf der anderen Seite zu sehen
ist, doch Picard warnt, dass es möglicherweise
keinen Weg zurück geben könnte.
Worf meint, mit diesen Portalen wäre es den
Iconiern also möglich gewesen, ihre Feinde zu überlisten.
Doch Picard erwidert, dass die Iconier
aller Wahrscheinlichkeit nach eine friedliche Kultur
waren; nichts an diesem Raum deute auf eine
militärische Nutzung hin, vielmehr scheint es sich
um das Äquivalent eines Transporterraumes zu
handeln. Die Behauptung, die Iconier wären ein
Volk von Eroberern gewesen, wurde
höchstwahrscheinlich von denen aufgestellt, die sie
vernichtet haben: Vermutlich gab es ein Volk, das
kriegerischer veranlagt war als die Iconier,
aber nicht so weit entwickelt. Aus Angst vor dem
Unbekannten vernichteten sie die Iconier. Doch es
wäre möglich, dass nicht alle Iconier dem Angriff
zum Opfer fielen: Mittels Portalen wie diesem
könnten möglicherweise viele Iconier geflüchtet
sein, so dass sie schließlich über die ganze
Galaxis verstreut waren.
Als Data weiter an den Kontrolltafeln hantiert, wird
er plötzlich von einem weiteren Energiestrahl
getroffen und bricht zusammen. In abgehackten Sätzen
erklärt er, dass das fremde Programm soeben auch auf
ihn übertragen wurde und nun versucht, sein System
zu rekonfigurieren. Picard erkennt, dass von diesem
Portal eine große Gefahr ausgeht: Sollten die
Romulaner es in die Hände bekommen, würden sie es
als Waffe nutzen. Also muss er es zerstören. Mit
letzten Kräften kann Data dem Captain erklären,
dass er zunächst eine Sonde starten muss, dann
jedoch den Verriegelungsmechanismus manuell zu
blockieren hat. Die Sonde kann dann nicht starten,
und die Überladung wird den gesamten Komplex
zerstören. Doch man hat keinen Kontakt zur
Enterprise mehr. Das Problem löst sich allerdings
von selbst: Das Portal, das seit dem Erscheinen in
kurzen Abständen fremde Planeten zeigt, führt
kurzzeitig auch mitten auf die Brücke der
Enterprise. Worf, der das Portal beobachtet hat,
meint, dass der Durchgang zur Enterprise etwa alle 4
Minuten erscheint. Picard fordert ihn auf, mit Data
auf die Enterprise zurückzukehren, sobald das Portal
das nächste Mal dorthin führt. Er selbst müsse
dann die Zerstörung des Komplexes durchführen. Um
nicht selbst dabei zu sterben, will er ebenfalls
durch das Portal gehen; selbst, wenn es ihn an das
Ende des Universums verschlagen sollte, wäre das
weit besser, als bei der Explosion hier vor Ort zu
sein. Widerwillig stimmt Worf zu, denn er weiß, dass
Data die letzte Hoffnung für die Enterprise ist. Als
es soweit ist, steigt er mit Data durch das Portal
und kommt tatsächlich auf der Brücke der Enterprise
an. Man bringt den schwer beschädigten Data aufs
Maschinendeck.
Dann
aktiviert Picard die Startsequenz der Sonden: Wie
Data ihm noch erklären konnte, muss er auf einem
dreieckigen Kontrollfeld nacheinander die Tasten Blau
Bernstein Bernstein Rot drücken. Es beginnt ein
Countdown in einer fremden Sprache.
Geordi
bemüht sich verzweifelt, Data zu helfen, doch er
kann nichts mehr für den Androiden tun: Data ist
tot. Doch plötzlich öffnet Data die Augen und
richtet sich auf, dann meldet er "Korrigiere
Files...". Riker will wissen, wie das möglich
ist, und Geordi überlegt fieberhaft, was mit Data
passiert ist. Dann kommt er drauf: Datas
Selbstdiagnose hat die Störungen erkannt und dann,
als Data der Tod drohte, den Kurzzeitspeicher
gelöscht. Geordi entdeckt, dass man dasselbe mit
der Enterprise machen könnte: Man müsste sämtliche
Maschinen herunterfahren und neu starten. Direkt nach
der Reinitialisierung des Computerkerns müsste man
sämtliche Kurzzeitspeicher sowie das Logbuch der
Yamato löschen, und damit sollte das Problem behoben
sein. Rikers Einwand, dass die Enterprise dann für
einige Sekunden wehrlos wäre, wischt Geordi beiseite,
denn tut man nichts, wird die Enteprise auf
jeden Fall bald von dem fremden Programm vernichtet,
wie es bei der Yamato der Fall war. Also beginnt man.
Als die
Sonde startet, drückt Picard dreimal nacheinander
das blaue Feld, und wie erwartet kommt es sofort zu
einer schweren Überladung, schon fliegen Funken
durch den Raum. Dem Captain bleibt nichts, als sofort
durch das Portal zu gehen.
Die
Enterprise ist inzwischen wieder voll einsatzbereit.
Chief O'Brien hat gerade den Captain auf der
Oberfläche lokalisiert und will ihn hochbeamen, als
der Captain verschwindet - um sogleich auf dem
romulanischen Schiff aufzutauchen.
Taris
erblickt Picard und verspürt Genugtuung: Sie meint,
sie könne die Selbstzerstörung ihres Schiffes nicht
mehr aufhalten, aber wenigstens würde Picard mit ihr
sterben. Als jener jedoch sogleich vom
Transporterstahl der Enterprise erfasst wird, bleibt
ihm noch Zeit, spöttisch anzumerken: "Nein, das
glaube ich nicht, Commander."
Im Transporterraum angekommen, ordnet Picard sofort
einen Kurs weg vom Warbird an, da jener gleich
explodieren wird. Doch Riker bittet um einen kurzen
Aufschub: Er kontaktet Taris und berichtet ihr, wie
sie die Zerstörung aufhalten und den Virus
beseitigen kann. Dann verschwindet man mit Warp 8,
für den Fall, dass die romulanischen Ingenieure
nicht so gut sind, wie es Geordi ist...
Bewertung
"Die Iconia Sonden" ist eine sehr interessante und
vielschichtige Episode. Neben dem titelgebenden
Planeten wird man auch einmal mehr mit den immer
misstrauischen Romulanern konfrontiert, es gibt eine
gute Prise Selbstironie, und die Handlung ist, wenn
auch nicht überragend, so doch zumindest ausreichend
spannend, um für die Verhältnisse dieser Staffel
als akzeptabel durchzugehen.
Zur
Bewertung im Einzelnen:
Im
Vordergrund steht sicherlich die Story um die
geheimnisvollen Iconier und die Probleme, die das
Auffinden ihres früheren Heimatplaneten mit sich
bringt. Wie es üblich ist, handelt es sich dabei um
eines der Völker, von denen man nie zuvor gehört
hat, die aber angenehmerweise auch nicht als
übermächtig dargestellt werden, wie es sonst
mitunter der Fall war bzw. sein wird (vergleiche
beispielsweise die Sheliak in "Die
Macht der Paragraphen"). Im Zusammenhang mit den
Iconiern wird man auch auf eine von Picards
Leidenschaften aufmerksam gemacht, die seinem
Charakter einen individuellen und wichtigen Aspekt
einverleibt, nämlich seine Liebe zur Archäologie.
Wie er erwähnt, beschäftigt er sich schon seit der
Akademie mit den Iconiern, so dass es nicht weiter
verwundert, dass er hier die Vorschriften verletzt,
um selbst das Außenteam führen zu können. Neben
dem praktischen Nutzen seiner Kenntnisse spielt hier
sicher auch eine Portion Eigennutz mit hinein, denn
als Forscher kann er sich den Besuch Iconias
natürlich nicht entgehen lassen.
In einem recht schönen Gespräch zwischen Wesley und
dem Captain, wie auch im Finale bei einem Gespräch
zwischen Picard und Worf, wird anhand der Iconier
verdeutlicht, wie sehr die Geschichtsschreibung vom
Standpunkt abhängt, und wie sehr die Bewertung einer
fremden Kultur von den Stärken und der Entwicklung
der eigenen Kultur abhängt: Irgendein fremdes Volk
hat, soweit man weiß, die Iconier aus Angst vor
ihrer überlegenen Technik vernichtet, obwohl die
Iconier vermutlich gar keine bösen oder
kriegerischen Absichten hegten (fragt sich
allerdings, wie die Angreifer ausgerechnet eines der
Portale übersehen konnten...).
Der Sinn der Sonden will nicht unbedingt auf Anhieb
einleuchten: Sollten sie mit fremden Schiffen Kontakt
aufnehmen, indem sie ihr Programm überspielten?
Sollte das Programm Kommunikation ermöglichen, oder
sollte es die Fremden ausspionieren? Es ist
jedenfalls zu vermuten, wie es auch von Picard gesagt
wird, dass das Programm nicht unbedingt die
Zerstörung der Fremden zum Ziel hatte, denn eine
Waffe scheinen die Sonden nicht zu sein. Die Probleme
von Enterprise, Yamato und Romulanern sind wohl eher
auf eine Inkompatibilität zurückzuführen, die sich
leicht erklärt, wenn man bedenkt, dass 200
Jahrtausende zwischen der Gegenwart und den Zeiten
der Iconier liegen. Hier kann man sich aber auch mit Recht
fragen, ob allen Ernstes vor 200.000 Jahren eine
Kultur existiert haben kann, die der heutigen so weit
ähnelte. Immerhin müssen die Computer genügend kompatibel
sind, um sich gegenseitig zu beeinflussen. Im
Rahmen des fiktiven Star Trek-Universums lässt sich
die Möglichkeit natürlich nicht ausschließen, aber
vielleicht hätte man bei der Angabe des Alters der
iconianischen Kultur doch auf zwei oder drei Nullen
verzichten sollen.
Wie dem auch sei, es ergibt sich eine wunderbare
Parallele zwischen der damaligen und der heutigen
Situation: Aus Angst vor ihrer Überlegenheit
vernichtete man die Iconier. Aus Angst vor den
Romulanern vernichtet Picard nun den ersten bekannten
Beweis für die Existenz der Iconier. In
wissenschaftlicher Hinsicht ist sein (bzw. Varleys)
Fund eine Sensation. Dennoch ist er fast ohne Zögern
bereit, das Portal zu zerstören. Hier zeigt sich
beinahe dieselbe Haltung, die er den alten
Angreifern unterstellt, nur mit dem Unterschied, dass
Picard mit dem Zerstören des Tores niemanden tötet.
Dennoch: Gegenüber Worf gibt Picard zu Beginn der
Episode, nach der Explosion der Yamato, zu bedenken,
dass man keinen Beweis für einen aggressiven Akt der
Romulaner habe. Später im Kontrollzentrum erklärt
er unmissverständlich, dass die Romulaner das Portal
als Waffe gebrauchen würden. Kann er da so sicher
sein? Abgesehen von einigen Zusammenstößen zwischen
der Enterprise und romulanischen Warbirds, die sich
alle innerhalb des letzten halben Jahres ereigneten,
hat man von den Romulanern in den letzten Jahrzehnten
wenig gehört. Auch, wenn man vor langer Zeit gegen
sie Krieg führte, kann man dann sicher sein, dass
sie sich nicht mittlerweile geändert haben? Es zeigt
sich einmal mehr, dass das Verhältnis zwischen
Romulanern und Föderation nach wie vor sehr
angespannt ist - doch angesichts Taris' Drohung, die
Enterprise zu zerstören, scheint dieses Misstrauen
auch angebracht.
Damit
wäre gleich der nächste Aspekt angesprochen, also
das erneute Aufeinandertreffen mit den Romulanern.
Insgesamt gestaltet sich dieses Treffen nicht
sonderlich anders als bisher: Die Romulaner werfen
mit Drohungen nur so um sich, in völliger Ignoranz
der Tatsache, dass sie durch die Zerstörung der
Enterprise einen neuen Krieg auslösen könnten,
beschließen dann aber jeweils im letzten Moment,
einen bewaffneten Konflikt zu vermeiden, um gemeinsam
das Problem zu lösen oder um zumindest erst einmal
herauszufinden, was eigentlich los ist. Angenehm ist
allerdings, dass von den Romulanern eine große
Gefahr ausgeht. Anders als bei manch anderem Konflikt
würde ein Kampf mit den Romulanern mit großer
Wahrscheinlichkeit zur Zerstörung der Enterprise
führen, so dass man seitens der Föderation
gezwungen ist, mit Diplomatie und einer gewissen
Portion Verschlagenheit vorzugehen, um die Situation
ohne Waffeneinsatz zu klären. Der Schleier des
Geheimnisvollen, der seit den Anfängen Star Treks
über den Romulanern liegt, wird in dieser Episode
nicht angetastet, und das ist auch gut so. Bis
einschließlich Deep Space Nine behalten die
Romulaner größtenteils dieses gewisse,
geheimnisvolle Etwas, im Gegensatz beispielsweise zu
den Klingonen, die im Verlauf der Next Generation und
später bei DS9 durch intensive Kontake zur
Föderation von diversen Seiten ausgeleuchtet werden,
wodurch sie weit weniger bedrohlich erscheinen -
allerdings dafür umso interessanter. Bezogen auf
"Die Iconia Sonden" lässt sich festhalten,
dass die Romulaner geheimnisvoll und gefährlich
bleiben, was auch durch Worfs beständig aggressive
Haltung ihnen gegenüber unterstrichen wird.
Der
Aufbau der Story über die gesamte Episode hinweg
betrachtet ist durchaus interessant. Mit den
Fehlfunktionen der Enterprise und der drohenden
Zerstörung aufgrund unbekannter Faktoren ist bereits
das Element des Zeitdrucks vorhanden, was auch hier
seine Wirkung nicht verfehlt und einsetzend mit den
ersten Fehlfunktionen die Spannung steigert. Dazu
kommt der drohende Angriff durch die Romulaner, die
"ihre Seite" der neutralen Zone verteidigen
wollen, und die natürlich auch das Geheimnis der
Iconier lüften wollen, womit ein weiteres
Spannungselement eingeführt ist.
Dass die Enterprise all diesen Widrigkeiten zum Trotz
auch die nächste Episode erleben wird, verwundert
natürlich nicht, aber die Suche nach einer Lösung erhält
die Spannung aufrecht: Während sich Riker mit
Systemversagen und Romulanern herumschlagen muss, ist
Picard auf der Suche nach einer Problemlösung, was
durch Datas Ausfall erschwert wird. Datas
Selbstdiagnose, die Geordi dann kurz vor Ultimo den
Weg aus der Katastrophe aufzeigt, kommt aufgrund der
Kameraeinstellung, die den (scheinbar) toten Data
viel zu offensichtlich focussiert, leider nicht so
überraschend, wie sie eigentlich gesollt hätte, ist
aber auch nicht so banal, dass man sie hätte
voraussehen können.
Ein letztes Hoch des Spannungsbogens ist dann mit
Picards Flucht aus dem explodierenden Kontrollraum
gegeben: Er gelangt direkt vom Regen in die Traufe,
oder mit anderen Worten aus dem Raum auf die Brücke
des Warbirds. Diese Wendung kommt, da man die Brücke
des Warbirds zuvor bereits mehrfach im Portal sehen
konnte, nicht ganz unerwartet, ist aber ein nettes
Schmankerl als Abschlussgag, was durch Picards
schnippisches "Nein, das glaube ich nicht,
Commander" [dass ich auf ihrem Schiff sterben
werde] unterstrichen wird.
Neben
Picard stehen in erster Linie Data und Geordi im
Vordergrund, da sie als Techniker bzw.
Wissenschaftler noch am ehesten zur Lösung des
Problems beitragen können. Die herrliche Szene, in
der Data Geordi, der gerade von einer
Energieentladung getroffen wird, etwas zu kräftig
vom Pult wegreißt, ist in humoristischer Hinsicht
der Höhepunkt der Episode (siehe Dialogstelle in der Beschreibung),
gefolgt von Datas Verwirrung, nachdem er von den
Toten wiederauferstanden ist ("Kann ich
helfen?").
Die übrigen Charaktere haben eher wenig zu tun. Dr.
Pulaski ist nur in einer ziemlich überflüssigen
Szene zu sehen, wo sie einem verdutzten Assistenzarzt
erklärt, dass man gebrochene Beine auch schienen
kann, wenn technische Hilfsmittel versagen.
Deanna ist eigentlich nur in einer Szene von Belang,
als sie Riker darauf hinweist, dass alle an Bord sehr
nervös seien und irgendeine Ablenkung bräuchten.
Riker beauftragt daher Deanna, eine Evakuierung
vorzubereiten; zwar wäre es unwahrscheinlich, dass
man die Enterprise tatsächlich hier mitten in der
neutralen Zone evakuiert, aber die Vorbereitung würde
alle ablenken.
Zwischen Wes und Picard gibt es, wie weiter oben
erwähnt, ein Gespräch über die Iconier, in dem
Wes sich auch fragt, wie Picard und die anderen den
Gedanken an all die Toten auf der Yamato so einfach
verarbeiten können. Erwartungsgemäß erwidert
Picard, dass es ihm nicht leichtfällt, doch dass er
sich auf seine Pflichten konzentrieren muss. Das
Gespräch verdeutlicht in gewisser Weise, wie Picard
für Wes immer mehr zum Vaterersatz wird (siehe auch
"Das Herz eines Captains"), was in letzter
Konsequenz auch auf die Ereignisse um den "Reisenden" zurückgeht.
Bleiben einige Details zu erwähnen:
-
Im Gespräch mit Wes erläutert Picard die
Ähnlichkeit zwischen der Erforschung des Weltalls
durch die Iconier und die Entdeckung Chinas durch
Marco Polo; weiß man im 24. Jahrhundert mehr über
den venezianischen Händler, der angeblich gar nicht
durch die Welt gereist ist? Zumindest gibt es doch in
Historikerkreisen nach wie vor berechtigte Zweifel an
der Autentizität Polo's Reisen, sodass es etwas
kühn erscheint, dass die Autoren Polos Berichte als
wahr hinnehmen.
-
Als Picard Varleys persönliche Logbücher checkt,
wird die jeweilige Sternzeit im Display eingeblendet;
Respekt: Sämtliche Sternzeiten stimmen mit den
bisherigen Ereignissen und der am Anfang der Episode
genannten Sternzeit überein!
-
Die Registrierungsnummer der USS Yamato lautet
NCC-71807
-
Ein erfreuliches Detail: Als sich die Enterprise
ganz am Ende schleunigst aus dem Staub macht, sieht
man im Hintergrund auf der Oberfläche des Planeten
die Explosion der Sondenstartanlage
-
Data verwendet eine Abkürzung: Als er Geordi vom
überladenden Pult wegreißt, sagt er ganz deutlich:
"... es hat sich wieder mal
gezeigt, wie sehr...". Vermutlich ist dies auf
die Synchronisation zurückzuführen, obwohl es auch
bekannte Fälle solcher Abkürzungen in der
Originalfassung gibt, jedoch liegen mir hierüber
keine genauen Informationen vor.
Zusammenfassend ist "Die Iconia Sonden" eine solide
Episode, die in Hinblick auf Kameraführung und
musikalische Untermalung klar auf dem mittelmäßigen
Niveau der zweiten Staffel liegt, in Sachen Spannung
und Handlung aber über dem Durchschnitt angesiedelt
ist, während sich die visuellen Effekte auf normalem
Niveau bewegen.
Bestes Zitat, von Riker, als die Torpedos der Romulaner kurz
vor dem Abfeuern versagen:
"Das Schicksal... beschützt Narren, kleine Kinder und
Schiffe mit dem Namen Enterprise."
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