Episodenbeschreibung
Die Defiant begibt sich mit Sisko, Kira, Worf, Dax, O'Brien und Quark an Bord in den Gammaquadranten,
um sich dort mit den Karemma zu treffen, die mit den Erlösen aus dem Handel mit der Föderation nicht
zufrieden sind. Da das Dominion keinen direkten Handel mit der Föderation erlaubt, wird der Handel
über die Ferengi abgewickelt. Sisko erfährt nun zum ersten Mal, dass Quark offensichtlich versucht
hat beide Seiten zu betrügen und das Geld in die eigene Tasche wirtschaftete. Lange hat Sisko
jedoch keine Zeit sich darüber zu ärgern, da sich plötzlich zwei Jem'Hadar-Schiffe nähern.
Hanok ist der Meinung, dass die Jem'Hadar ihn und seine Crew töten wollen, da sie mit der Föderation
Kontakt aufgenommen haben. Sisko versucht das Karemma-Schiff vor den Jem'Hadar zu beschützen.
Dieses fliegt jedoch in die Atmosphäre eines gasförmigen Planeten. Dort funktionieren
die meisten Systeme der Defiant, darunter die Sensoren und die Torpedos, nicht. Bei einem Angriff der
Jem'Hadar werden auch die Phaser funktionsuntüchtig. Sisko lässt zwei Sonden mit Torpedosprengköpfen
bestücken, die auf metallische Oberflächen reagieren. Statt der Sensoren wird eine Art Sonar verwendet,
um die anderen Schiffe aufzuspüren. Auf Siskos Anweisung wird einer der Sprengkörper so modifiziert,
dass er die Umgebung von 50 Kilometern nach metallischen Oberflächen absucht, zu diesem Ziel fliegt und dort
detoniert. Er lässt den Sprengkörper abschießen. In diesem Moment kommt eines der Jem'Hadar-Schiffe
näher und nimmt die Defiant unter schweren Beschuss. Der Sprengkörper erreicht kurze Zeit später jedoch
das Jem'Hadar-Schiff und zerstört es.
Die Defiant hat schwerste Schäden erlitten. Zwei Brückencrewmitglieder sind tot, Sisko hat eine schwere
Gehirnerschütterung, die Bordkommunikation ist ausgefallen. Dax sitzt mit Dr. Bashir in einem
Turboliftschacht fest, nachdem die beiden dorthin flüchteten, als es zu einem Hüllenbruch kam.
Während Kira versucht Sisko wach und am Leben zu erhalten, dringt Worf in den Maschinenraum zu O'Brien
vor und übernimmt von dort aus das Kommando.
In den verschiedenen Extremsituationen, in denen die Crewmitglieder stecken, offenbaren sie ihren
Kollegen ihre Gefühle:
Worf kommandiert O'Briens Ingenieure ziemlich barsch herum, woraufhin der Chief ihm den Rat gibt, die
Männer etwas weniger streng zu behandeln und sie ab und an mal zu loben. Der Klingone nimmt den Rat an und
kommt danach besser mit den Crewmitgliedern zurecht.
Kira versucht Sisko inzwischen mit Geschichten wach zu halten. Sie offenbart Sisko auch, dass sie es
schade findet, dass er und sie bisher keine richtige private Beziehung aufbauen konnten. Sie führt dies
auf die Tatsache zurück, dass Sisko sich in ihrer Anwesenheit unwohl fühlt, da sie ihn für eine religiöse
Ikone hält.
Dax gesteht Bashir, dass er ihr am Anfang ihrer gemeinsamen Dienstzeit auf DS9 zu aufdringlich war, sie
ihn jetzt aber besser kennt und die Freundschaft mit ihm schätzt.
Inzwischen nehmen einige Jem'Hadar-Torpedos Kurs auf die Defiant. Diese kann dem einen Torpedo
ausweichen, der andere schlägt jedoch im Speisesaal ein ohne zu detonieren. Dort befinden sich Quark
und Hanok, denen nichts anderes übrig bleibt, als sich an die Entschärfung des in der Wand steckenden
Sprengkörpers zu machen, was ihnen letztendlich auch gelingt. Dabei kommen sich die beiden etwas näher
und Quark weist Hanok in seine Art Geschäfte zu machen ein.
Worf hat inzwichen einen Plan entwickelt: Er lässt die zweite modifizierte Sonde im Weltraum aussetzen und
wartet darauf, dass das zweite Jem'Hadar-Schiff sie findet. Nach einiger Zeit entdeckt dieses
tatsächlich den Sprengkörper. Daraufhin schießt die Defiant mit einem Phaserstrahl, welcher durch die
Deflektorschüssel geleitet wird, auf den Sprengkörper und zerstört damit das übrig gebliebene Jem'Hadar-Schiff.
Die Defiant zieht mit dem Traktorstrahl die Karemma aus der Atmosphäre und fliegt zusammen mit ihnen
zur Raumstation zurück. Die Rettungsteams befreien die verschiedenen eingeschlossenen Crewmitglieder
aus ihrer Lage.
Zurück auf der Station lädt Sisko Kira auf ein Baseballspiel in die Holosuite ein. Quark bringt
unterdessen Hanok das Dabo-Spiel bei.
Bewertung
Irgendwann musste die lang anhaltende Positiv-Serie der 4. Staffel ja mal enden. Nachdem sich die
ersten 7 Folgen der Staffel alle ausnahmslos im guten bis sehr guten Bereich abgespielt haben, kommt
nun die erste Episode, die etwas aus diesem Rahmen fällt, was keineswegs heißt, dass "Das Wagnis" ein
totaler Reinfall ist. Wäre diese Episode in der ersten Staffel angesiedelt worden, hätte sie sicher
zu den besten derselben gehört, in der ausgesprochen gelungenen 4. Staffel jedoch gehört sie zu den
schwächeren Folgen. Dies rührt vor allem daher, dass einige Elemente der Episode zu stark an Handlungen
aus älteren Star Trek-Episoden erinnern. So wirkt die ganze Folge wie eine Mischung aus der TOS-Folge
1.14: Spock unter Verdacht, der TNG-Folge
5.05: Katastrophe auf der Enterprise und der abschließenden Schlacht
im 2. Kinofilm "Star Trek II - Der Zorn des Khan". Dabei ist die Mischung nicht unbedingt die
Schlechteste, trotzdem stellt sich hier und da ein Déjà-vu-Erlebnis ein.
Die Handlung erinnert auch stark an U-Boot-Filme, denn die klaustrophobische Stimmung dieser Filme wurde
versucht einzufangen. Dies war auch durchaus von Anfang an beabsichtigt, da Autor David Mack kurz vor
Verfassen dieses Drehbuchs den deutschen Film "Das Boot" sah und von ihm stark beeindruckt war. Die
U-Boot-Atmosphäre könnte natürlich auf keinem anderen Star Trek-Schiff besser nachvollzogen werden als
auf der Defiant. Da es auch dort sehr eng, karg und funktionell zugeht, erinnert diese schon an
sich an ein U-Boot im Weltraum. Durch die zahlreichen Beschädigungen auf dem Schiff und durch die
spärliche Beleuchtung verstärkt sich dieser Eindruck hier noch. Die gleiche Episode wäre auf der sehr viel
wohnlicheren Enterprise-D nur schwer vorstellbar gewesen, zumindest wäre es deutlich schwieriger gewesen,
die gleiche Stimmung einzufangen.
Auch die Abtastmethode, die Sisko und seine Crew anwenden, um die Jem'Hadar-Schiffe aufzuspüren,
erinnert sehr an das Sonar, welches auf U-Booten eingesetzt wird.
Der Handlungsaufbau an sich lehnt sich stark an die TNG-Episode
5.05: Katastrophe auf der Enterprise an und ist typisch für ähnlich
angelegte Katastrophenfilme. Im ersten Teil werden die Personen dort positioniert, wo man sie später
für die Handlung braucht (zum Beispiel Quark und Hanok im Speisesaal, Dax in der Jefferies-Röhre, Worf
und O'Brien im Maschinenraum), dann kommt das Ereignis, welches zur Katsrtophe führt, woraufhin jede
Personengruppe auf sich allein gestellt ist und ein Problem zu lösen hat (ein klassisches Beispiel für
so ein Problem in Katastrophenfilmen ist zum Beispiel eine Schwangere, die ausgerechnet in dieser
Situation ihr Kind bekommt). Im letzten Teil wird dann gezeigt, wie die einzelnen Gruppen ihre
jeweiligen Probleme meistern.
Nach den letzten 5 Episoden, die sich nacheinander mit den Siskos, Bashir und O'Brien, Kira, Dax und
Quark beschäftigt hatten, ist dies nach dem Pilotfilm der Staffel die erste Ensemble-Folge in diesem
Produktionjahr gewesen. Sie gibt auch endlich Worf etwas mehr zu tun, der seit dem Pilotfilm
4.01 + 4.02: Der Weg des Kriegers eigentlich immer nur kurze und recht
unwichtige Auftritte hatte.
Unglaubwürdig ist hier natürlich wieder einmal die Ausgangssituation, dass Sisko mit seiner gesamten
Führungscrew, bis auf Odo, zu den Verhandlungen mit den Karemma erscheint. Wer leitet eigentlich mal
wieder die Station in der Zwischenzeit?
Da die Handlung an sich nur eine Neukombination von bekannten Elementen ist, kann diese eher
weniger überzeugen. Gelungener hingegen sind die Charakterisierungen, die fast alle Hauptpersonen
einschließen und durchaus überzeugen können.
Den Anfang macht hier Kira und ihre Beziehung zu Sisko. Die Folge gibt hier eine schlüssige Antwort
darauf, warum Sisko und Kira in den letzten 79 Episoden außerhalb ihrer Arbeit kaum eine private
Beziehung zueinander aufbauen konnten, während zum Beispiel die Schwesterserie TNG eine recht starke
Beziehung zwischen Picard und Riker hatte. Es erscheint glaubwürdig, dass Sisko sich in Kiras Gegenwart
unwohl fühlt, da diese nunmal zu dem Volk gehört, welches Sisko als den Abgesandten verehrt und sie selbst
diesen Glauben teilt. Da beide Protagonisten außerdem andere Personen als die engsten Vertrauten
haben (Odo bei Kira und Dax bei Sisko), gab es wohl für die beiden wenig Grund eine echte Beziehung
zueinander aufzubauen, was sich in dieser Episode ändert.
Gelungen ist auch die Vertiefung der Dax-Bashir-Beziehung. Gerade dieser Handlungsstrang ist gelungen,
hätte doch gerade die heldenhafte Rettung von Dax eine klischeebeladene Sache werden können. Hier
schaffen es die Autoren jedoch, die beiden Charaktere und ihre Beziehung ohne diese Klischees zu vertiefen.
Endlich wird hier auch Bashirs Interesse an Dax abschließend erklärt. Dieses Thema war prinzipiell schon
lange überfällig. Nachdem er sein Interesse an Dax in den ersten beiden Staffeln recht deutlich
offenbarte, verschwand dieses Thema danach fast komplett aus der weiteren Handlung der Serie. Hier
wird nun endlich geklärt, was die beiden füreinander empfinden. Es ist zu vermuten, dass Bashir sein
Interesse an Dax wohl nie ganz ablegen wird (dies kann man beispielsweise in 6.16:
Wandel des Herzens erkennen). Er hat die Freundschaft zu ihr jedoch inzwischen
wohl akzeptiert.
Erstaunlicherweise bietet die Folge, trotz seiner Hauptrolle eine Episode zuvor, auch Quark schon wieder
einen relativ großen Handlungsspielraum. Seine Verhandlungen und die Zusammenarbeit mit Hanok bei der
Entschärfung des Torpedos sind zwar recht amüsant, Neues über Quark erfährt man dabei aber kaum.
Geschickt war es, Worf und O'Brien gemeinsam in eine Problemsituation zu stecken und O'Brien den
Klingonen dabei etwas über Führungsqualitäten eines Offiziers beibringen zu lassen. Da Worf noch
nicht besonders lange die rote Uniform der Kommandoebene trägt, ist es ein glaubwürdiger Charakterzug
von ihm, Schwierigkeiten im Umgang mit seinen Untergebenen zu haben. O'Brien ist dabei sicher die
richtige Person um ihm das beizubringen, da der Chief dies aus der richtigen Perspektive sieht. O'Brien
war früher selbst derjenige, der lediglich die Befehle entgegennehmen musste. Erst mit seinem Posten
auf DS9 erteilt er nun die Anweisungen und versteht damit die Situation seiner Untergebenen und kann gut
mit ihnen umgehen (ein Charakterzug, der noch mehrfach als für O'Brien typisch gezeigt wird). Da Worf
und O'Brien eine gemeinsame Vergangenheit auf der Enterprise haben, erscheint es auch glaubhaft, dass
Worf von seinem Kollegen einen Ratschlag akzeptiert.
James Cromwell, ein Darsteller der auch durchaus mal die erste Nebenrolle in einem Hollywood-Film
spielen darf (zum Beispiel in "L.A. Confidential"), hat hier zum wiederholten Male einen Auftritt in
Star Trek. Er spielte schon Premierminister Nayrok und Jaglom Shrek in TNG, sowie den Erfinder des
Warpantriebs Zefram Cochrane im Kinofilm "Star Trek VIII - Der erste Kontakt" und bei
"Star Trek - Enterprise".
Das Autorenduo David Mack und John J. Ordover arbeitete hier zum ersten Mal für Star Trek und lieferte
später in der 7. Staffel auch noch die Story zur Episode
7.10: Leben in der Holosuite. Ordover ist der Leiter der Star Trek-Abteilung
bei Pocket Books und schrieb hier zusammen mit seinem Freund David Mack auch mal ein Drehbuch für eine
der Serien.
Regie führte dieses Mal Star Trek-Stammregisseur Alexander Singer, der seit der 6. TNG-Staffel mit
dabei ist, hier jedoch bereits zum vorletzten Mal für DS9 arbeitete.
Der ausführende Produzent Ira Steven Behr sieht in dieser Folge die schlechteste der Staffel. Die
Folge gehört tatsächlich nicht zu den ganz großen Highlights, allerdings hat auch die 4. Staffel
deutlich schlechtere Episoden zu bieten.
Mit dieser Folge schaffte es auch die zweite Star Trek-Nachfolgeserie, die Originalserie von der
Episodenanzahl her zu überholen.
Die deutsche Version leidet dieses Mal unter einer fürchterlich schlechten schauspielerischen Leistung
der Synchronsprecherin von Major Kira. Auch Quarks Synchronsprecher konnte nicht sonderlich überzeugen.
In dieser Folge zeigt sich das Synchronstudio auch mal wieder besonders übersetzungsfaul. Begriffe wie
"Gas-giant", für die es ein wunderbares deutsches Wort, nämlich "Gasriese" gibt, werden hier einfach
überhaupt nicht übersetzt.
Die Spannung kann dieses Mal mit einem "Befriedigend" bewertet werden. Natürlich ist von vornherein
klar, dass die Defiant und die einzelnen Crewmitglieder es schaffen werden, trotzdem bietet die Folge
einige spannende Momente.
Die Effekte können sich durchaus sehen lassen. Die Aufnahmen in der Atmosphäre des Planeten sind
gelungen und verdienen 5 Punkte.
Die Handlung leidet unter dem "das hatten wir doch schon mal"-Gefühl, kann aber durch gute
Charakterzeichnungen überzeugen und verdient 4 Punkte.
Alles in allem bietet die Folge durchaus kurzweilige Unterhaltung, bleibt allerdings trotz guter
Effekte und guter Charaktermomente in der herausragenden 4. DS9-Staffel Durchschnittskost.
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