DSi

DS9 3.26 Der Widersacher


The Adversary

von Matthias Weber

Episodenbeschreibung

Sisko wird auf Deep Space Nine zum Captain befördert. Auf der kleinen Feier, die zu seinen Ehren abgehalten wird, befindet sich auch der Föderationsbotschafter Krajensky. Dieser kann Sisko berichten, dass es auf der Tzenkethi-Heimatwelt zu einem politischen Umsturz gekommen ist, was auch bedeuten könnte, dass es zwischen den Tzenkethi und der Föderation zum wiederholten Male zum Krieg kommt. Krajensky beauftragt Sisko, mit der Defiant an die Grenze zum Tzenkethi-Gebiet zu fliegen, um dort die Lage zu sondieren. Er wird die Mission begeleiten.

Wenig später befinden sich Sisko und seine Führungsoffiziere mit der Defiant auf dem Weg zur Tzenkethi-Grenze. Unterwegs bekommt die Defiant Nachricht von einem Außenposten, welcher von den Tzenkethi angegriffen wird. Sisko muss annehmen, dass man sich schon im Krieg befindet. Als er die Sternenflotte informieren will, versagt die Kommunikation. Als O'Brien nachsieht, entdeckt er einen merkwürdigen Parasit, welcher sämtliche wichtigen Computersysteme befallen hat und sich vor einem Eingriff durch Kraftfelder schützt. O'Brien und Dax machen sich an die Arbeit, um den Parasiten loszuwerden. Da O'Brien sicher weiß, dass der Parasit vor dem Abflug noch nicht an Bord war, hat man mit Sicherheit einen Saboteur an Bord. Da dieser sich einer speziellen Strahlung ausgesetzt hat, die man nachweisen kann, dürfte es nicht sonderlich schwer sein, den Saboteur zu finden. Der Hauptverdächtige ist Bashir, da dieser von O'Brien in der Jefferiesröhre gesehen wurde. Auf diese Begegnung angesprochen, kann sich der Doktor allerdings nicht mehr daran erinnern. Der Tricorder zeigt bei ihm auch keine Reststrahlung an. Als Dax jedoch Botschafter Krajensky scannen will, verwandelt sich dieser und entkommt durch die Belüftungsanlage. Der Botschafter ist ein Wechselbalg.

Sisko hält eine Besprechung mit seinen Offizieren ab. Er ist der Meinung, dass der Botschafter nie wirklich auf der Station war, sondern dass es sich von Anfang an um einen Wechselbalg gehandelt hat. Auch der Tzenkethi-Staatsstreich wird vermutlich nie stattgefunden haben. Das Dominion will mit seiner Sabotage an der Defiant vielmehr erreichen, dass die voll bewaffnete Defiant in das Tzenkethi-Gebiet einfliegt und dort einen Krieg zwischen ihrer Welt und der Föderation auslöst, um so den Alphaquadranten zu destabilisieren und eine Invasion durch das Dominion zu vereinfachen.

Man hat inzwischen vollkommen die Kontrolle über die Defiant verloren und Dax wurde unbemerkt vom Wechselbalg außer Gefecht gesetzt, damit O'Brien es schwerer hat, die Kontrolle über die Defiant zurückzuerlangen. Bashir kümmert sich um Dax, es dauert allerdings seine Zeit, bis sie wieder einsatzfähig ist. Inzwischen suchen mit Phasergewehren bewaffnete Zwei-Mann-Teams die Defiant nach dem Wechselbalg ab. Als Sisko, Kira, Odo, Eddington und ein bolianischer Sicherheitsoffizier von ihren jeweiligen Partnern getrennt werden, verdächtigt jeder jeden, der Wechselbalg zu sein. Odo kommt auf die Idee einen Bluttest zu machen, denn wenn ein Mensch blutet, bleibt Blut zurück, doch wenn von einem Wechselbalg ein Teil abgetrennt wird, verwandelt sich dieses wieder in seine gelartige Ursubstanz zurück. Bashir führt den Test durch und sowohl der Bolianer als auch Kira sind negativ. Sisko hat bereits zuvor geblutet und bei Odo ist eine Entnahme sinnlos. Als letztes wird Eddington getestet und er entpuppt sich tatsächlich als Wechselbalg. Die anderen führen ihn zur Arrestzelle. Als sie dort ankommen, öffnet sich auf der anderen Seite eine Tür und ein zweiter Bashir steht hinter einem Kraftfeld eingesperrt. Der andere Bashir verwandelt sich und kann erneut durch die Belüftung entkommen. Er hatte seine und Eddingtons Blutprobe einfach vertauscht, während der echte Bashir eingesperrt in seinem Quartier saß. Odo folgt seinem Artgenossen in die Entlüftung.

Inzwischen fliegt die Defiant in das Gebiet der Tzenkethi ein. Sisko und Kira aktivieren die Selbstzerstörung der Defiant, da sie keinen Krieg mit den Tzenkethi riskieren können. Der Countdown wird auf 10 Minuten gestellt. O'Brien hat inzwischen einen Weg gefunden, die Kontrolle über die Defiant zurückzubekommen, allerdings dauert dies noch. Gerade als er sich an die Arbeit macht, tauchen im Maschinenraum zwei Odos auf. Da er die beiden nicht unterscheiden kann, weist er einen Ingenieur an, beide mit der Waffe in Schach zu halten. Doch dem Wechselbalg gelingt es, den Ingenieur zu überwältigen und O'Brien niederzuschlagen. Es kommt zum Kampf zwischen Odo und dem Wechselbalg. Dabei wird der Wechselbalg gegen eine Energieleitung geschleudert und getötet. Er kann jedoch Odo noch etwas zuflüstern, bevor er stirbt. O'Brien kommt wieder zu sich und kann die Kontrolle über die Defiant wieder herstellen. Sisko nimmt Kurs auf Deep Space Nine und unterbricht die Selbstzerstörungssequenz.

Auf Deep Space Nine angekommen, offenbart Odo den anderen, was ihm der Wechselbalg mitgeteilt hat. Er sagte: "Zu spät, wir sind überall."




Bewertung

"Der Widersacher" ist ein unheimlich spannender und fesselnder Staffel-Abschluss, der fast noch die wegweisende Folge 2.26: Der Plan des Dominion überbietet, in der das Dominion überhaupt erst eingeführt wurde.

Im Grunde ist "Der Widersacher" auch die Folge, auf die der Zuschauer schon seit 3.01 + 3.02: Die Suche gewartet hat. Dort wurde der Serie eine neue Richtung gegeben und der Dominion-Handlungsstrang für die dritte Staffel in den Mittelpunkt gerückt. Doch all diejenigen Zuschauer, die unmittelbar nach dieser Folge bereits den großen Knall erwartet hatten und mit großen Invasionshandlungen des Dominions rechneten, wurden zunächst enttäuscht. Das Leben auf der Station änderte sich zwar durch die Bedrohung durch das Dominion grundlegend (es verging eigentlich kaum eine Folge in der die neue Bedrohung nicht erwähnt wurde), allerdings sollte das Dominion so schnell nicht mehr die Hauptrolle spielen.
In 3.06: Der Ausgesetzte spielte zwar ein Jem'Hadar die Hauptrolle, trotzdem wurde die fortlaufende Handlung um das Dominion nicht wirklich weitergestrickt.
In 3.14: Herz aus Stein trat sogar der weibliche Wechselbalg aus 3.01 + 3.02: Die Suche wieder auf, trotzdem spielte das Dominion auch hier eine untergeordnete Rolle und die Folge drehte sich eigentlich um Odos Beziehung zu Kira.
In der Doppelfolge 3.20 + 3.21: Der geheimnisvolle Garak wurde zwar eine Invasionstruppe der Cardassianer und Romulaner in den Gammaquadranten geschickt, doch auch wenn es zu einer größeren Schlacht mit dem Dominion kam, die Folge handelte eigentlich viel mehr von Garak und seiner Beziehung zum cardassianischen Volk und zum Geheimdienst. Erst jetzt, nach einer ganzen Staffel, steht das Dominion erneut im Mittelpunkt. Allerdings sparen sich die Autoren auch hier das Dramatischste ganz bis zum Ende auf.
Zunächst scheint man als Zuschauer in der eigenen Erwartungshaltung sogar wieder enttäuscht zu werden, denn in den ersten 15 Minuten spricht eigentlich nichts daür, dass die Folge auch nur irgendetwas mit dem Dominion zu tun hat. Im Gegenteil, man ist sehr überrascht, dass ein bisher völlig unbekanntes Volk, die Tzenkethi, nun so stark in den Mittelpunkt rücken. Auch die Erwähnung eines früheren Krieges mit den Zhenketi ist überraschend, hat man von ihm doch bisher noch nie gehört, ähnlich wie damals auch bei der ersten Erwähnung des Krieges zwischen Föderation und Cardassia in der TNG-Folge 4.12: Der Rachefeldzug.

Das Ende ist äußerst gelungen. Mit Odos Offenbarung, dass die Wechselbälger mit ihrer Invasion bereits begonnen haben, ist den Autoren ein sehr dramatisches Staffelfinale mit einem stimmungsvollen Cliffhanger gelungen. Die Autoren Ira Steven Behr und Robert Hewitt Wolfe, die sich um fast alle wichtigen Folgen der Dominion-Handlung kümmern, unterstreichen damit wieder einmal ihre Ausnahmestellung, was die Qualität angeht. Von Anfang an war es Behrs und Wolfes erklärte Absicht, sich von Staffelfinale zu Staffelfinale dramaturgisch zu steigern und dem Vorgängerjahr immer noch eins draufzusetzen. Dies ist ihnen mit dieser Folge auf jeden Fall gelungen.

Bei der Handlung muss man leider einige Abstriche machen. Dass am Anfang der Folge das bisher nie erwähnte Volk der Tzenkethi eingeführt wird, kann man verschmerzen, sollte es doch genauso schnell wieder in der Versenkung verschwinden, wie es aufgetaucht ist. Es handelte sich dabei um einen dramaturgisch notwenigen Schritt, um die Folge zu erzählen, der bei genauerer Bertrachtung dann doch wieder gar nicht so notwendig war, hätte man die Geschichte doch genausogut mit Cardassianern oder Romulanern erzählen können.

Wie wichtig die am Anfang der Staffel neu eingeführte U.S.S. Defiant für die Serie inzwischen ist, wird in dieser Folge deutlich, spielt das Staffelfinale doch fast komplett auf ihr. Dies ist allerdings auch ein wenig das Problem der Folge, denn einerseits zeigt sie, wie wichtig die Defiant ist, um so vielfältigere Geschichten erzählen zu können, die man auf einer Raumstation alleine nicht unbedingt erzählen könnte, doch andererseits kommt es einem mal wieder spanisch vor, dass ausgerechnet die Defiant auf die Tzenkethi-Mission geschickt wird, denn schließlich hat Sisko mit dem Dominion schon genug zu tun. Gut, es stellt sich am Ende alles als List des Dominions heraus und es gab nie eine wirkliche Mission. Allerdings wird die DS9-Crew nicht misstrauisch, als sie auf die Reise geschickt wird, obwohl sie mit der Defiant schon das ganze Jahr auf ziemlich sinnfreie Exkursionen geschickt wurde (man denke nur an den Forschungsauftrag in 3.08: Meridian).

Genauso blödsinnig ist es, dass Odo und Kira die Mission begleiten. Auch wenn man akzeptiert, dass die Defiant für den Auftrag ausgesucht wurde, handelt es sich dabei um eine Sternenflottenmission, auf der Kira und Odo absolut nichts zu suchen haben. Warum die beiden an Bord sind, ist natürlich klar, schließlich kann man das Staffelfinale nicht ohne zwei der wichtigsten Charaktere bestreiten, vor allem, da gerade Odo am Ende ja eine zentrale Rolle spielt.

Doch alles zusammen gerechnet sind das leider einige Ungereimtheiten, die typisch an DS9 sind. Auch in der vierten Staffel wird die Defiant mehrfach auf seltsame Reisen geschickt, die eigentlich nicht zu deren Aufgabengebiet gehören.

Doch wenn man mal von diesen etwas haarsträubenden Plot-Mängeln absieht, bekommt man eine spannungs- und actiongeladene Folge zu sehen, welche den Dominion-Handlungsfaden gut fortsetzt und ein würdiger Abschluss für die gelungene dritte Staffel ist. Die Staffel hat es - insgesamt betrachtet - geschafft, das gewohnte Niveau aus den späten TNG-Staffeln zu erreichen, was in den ersten beiden DS9-Jahren noch nicht hundertprozentig der Fall war. Dass es durchaus noch Steigerungsmöglichkeiten gibt, wird man in den nächsten Staffeln sehen. DS9 hatte in der dritten Staffel auch eine sehr große Vielfalt in verschiedenen Episoden. Von Ferengi-Komödien über Liebesgeschichten bis hin zu Charakterdramen oder actiongeladenen Folgen war alles vertreten. Auch kamen in dieser Staffel einige interessante neue Figuren hinzu, man denke zum Beispiel an den weiblichen Wechselbalg, Lieutenant Commander Eddington, Kasidy Yates, Leeta oder Brunt. Zusätzlich hat die dritte Star Trek-Serie im dritten Jahr gelernt, auf eigenen Beinen zu stehen, seinen eigenen Stil zu entwickeln und mit der Handlung um das Dominion neue Wege zu beschreiten.

Man fragt sich aber, ob es in dieser Folge nicht sinnvoller gewesen wäre, den Wechselbalg nicht sterben zu lassen, sondern gefangen zu nehmen, um ihn in späteren Folgen evtl. nochmal einzusetzen. Allerdings hatten sich die Autoren dabei durchaus was gedacht, denn das erste Mal, dass ein Wechselbalg einem anderen schadet, wird wohl nicht ohne Konsequenzen bleiben.

Benjamin Sisko wird in dieser Folge zum Captain befördert. Ich kann mich dabei nur Chief O'Brien anschließen: Es wurde auch Zeit. Es ändert sich dadurch zwar nicht wirklich viel an der Serie, man hatte ja bisher manchmal schon vergessen, dass Sisko "nur" Commander ist.

Wegweisend hingegen ist der hier neu eingeführte Bluttest, mit dem man Wechselbälger erkennt. Er ist von essentieller Bedeutung für die Serie und wird uns bis ans Ende der 7. Staffel begleiten.

Die abschließende Bewertung gestaltet sich dieses Mal recht erfreulich.

Die Spannung steigert sich während der Folge kontinuierlich. Zunächst weiß man zwar nicht so recht, was man mit den neu eingeführten Tzenkethi anfangen soll, spannend ist die Folge allerdings allemal. Nach 20 Minuten, als sich herausstellt, dass der Botschafter ein Wechselbalg ist, kommt die Folge aber wirklich in Fahrt und ist die restlichen 25 Minuten unheimlich fesselnd und spannend geschrieben. Die Spannung wird damit ohne langes Zögern mit 6 Punkten bewertet.

Die Effekte sind nicht ganz so zahlreich, wie wir es aus den späteren Staffeln kennen, trotzdem sind die Phasereffekte, die Verwandlungen Odos und des Wechselbalgs und die Doppelgänger-Szenen, in denen man beispielsweise 2 Odos oder 2 Bashirs nebeneinander sieht, sehr gut in Szene gesetzt und verdienen ebenfalls 6 Punkte.

Die Handlung leidet, wie oben bereits beschrieben, an einem etwas schwachen Ausgangsplot, ist ansonsten aber gut erzählt und verdient 5 Punkte.

Alles in allem bewegt sich die Folge damit im sehr guten Bereich.

Spannung: 6 SFX: 6 Handlung: 5 Gesamt: 6
Zusammenhänge

Kenneth Marshall ist in dieser Folge zum 4. Mal als Sicherheitsoffizier Michael Eddington zu sehen. Sein letzter Auftritt war in der Folge 3.21: Der geheimnisvolle Garak Teil 2. Seinen nächsten Auftritt hat Eddington in 4.06: Wieder vereint.

Lawrence Pressman, hier der Darsteller des Botschafter Krajensky, spielt in den Folgen 3.05: Die zweite Haut und 5.19: Die Überwindung die Rolle von Legate Tekeny Ghemor.

Jeff Austin, welcher den Bolianer verkörpert, spielt Allos in der Voyager-Folge 4.21: Die Omega Direktive.

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Ausdruck vom: 21. 11. 2024
Stand des Reviews: 15. 11. 2024
URL: http://www.startrek-index.de/tv/ds3_26.htm