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  6.8 Eine Handvoll Datas  
  A Fistful of Datas  
 

von Yann-Patrick Schlame

 
 
 

Episodenbeschreibung

Sternzeit: 46271,5
Die Enterprise wartet im Orbit von Deinonychus VII auf das Versorgungsschiff Biko, das sich aber um 48 Stunden verspätet. Also gehen die Crewmitglieder ihrer Freizeit nach: Der Captain versucht sich in seinem Quartier am Flötenspiel, wobei er aber ständig unterbrochen wird. Zunächst stören Geordi und Data, die gerne die Erlaubnis hätten, ein Interface zu testen, mit dem Data im Notfall die wichtigsten Schiffssysteme bis zu deren Reparatur übernehmen könnte. Kurz darauf kommt Beverly herein, um Picard eine Rolle in ihrem neuen Theaterstück "Etwas zum Frühstück" anzubieten. Und schließlich möchte Worf eine Sicherheitsübung durchführen, was der Captain aber nicht für nötig hält, zumal in wenigen Wochen neue Besatzungsmitglieder an Bord kommen. Auch Wartungschecks hält Picard für überflüssig.
So muss Worf Wohl oder Übel seine Freizeit mit seinem Sohn Alexander verbringen, der schon eine genaue Vorstellung hat, wie die beiden nächsten Tage zu gestalten sind:

Zusammen mit seinem Vater betritt Alexander das Holodeck, das Programm ist ein Wildwest-Szenario und spielt in der Stadt Deadwood. Die beiden sind Sheriff bzw. Hilfssheriff und müssen für Ruhe und Ordnung sorgen. Zunächst gilt es, den Gangster Eli Hollander zu verhaften - was Worf nach einem kurzen Gerangel im Saloon auch gelingt.
Alexander findet das zu einfach, erhöht die Schwierigkeit des Programms und lässt es noch einmal beginnen. Diesmal werden die beiden nicht so leicht damit fertig: Hollander und seine Kameraden erwarten die Sheriffs mit gezogenen Waffen. Zunächst gelingt es Worf in einem neuerlichen Gerangel, die Oberhand zu gewinnen, doch dann wendet sich das Blatt: Einer der Gangster zielt auf ihn. Unerwartete Hilfe kommt seitens Deanna: Mit einer Winchester schießt sie dem Halunken den Hut vom Kopf, und Worf kann Hollander verhaften.
Im Sheriffsoffice erklärt Troi, die sich hier "Durengo" nennt, dass ihr Vater ihr früher immer Wildwest-Geschichten vorgelesen hat; daher konnte sie nicht widerstehen, mitzuspielen.

Währenddessen sind Data und Geordi so weit, das neue Interface zu testen. Doch schnell verzeichnet Data einen starken Energieanstieg. Mit ihm scheint soweit alles in Ordnung zu sein, doch...

Picard lässt noch einmal das Mozart-Trio-Playback abspielen, zu dem er Flöte gespielt hatte, als plötzlich eine völlig andere Musik läuft.

Beverly und ihre Theatermannschaft sind gerade am Proben, Riker soll einen Teil des zweiten Aktes noch einmal lesen. Doch anstelle des richtigen Textes enthält das PADD eines von Datas Gedichten, die "Ode an Spot."

Data und Geordi vermuten, dass diese Fehlfunktionen mit dem Interface zusammenhängen könnten, sind sich aber nicht sicher, wie der Fehler zustande kam.

Auf dem Holodeck zeigt sich die ganze Tragweite des Problems: Alexander wird in Deadwood von Hollanders Schergen entführt und zu Elis Vater Frank gebracht - der kein anderer ist als Data! Oder zumindest sieht er aus wie Data und hat seine Stimme, doch verhält er sich wie ein typischer Wildwest-Verbrecher.
Später macht sich Worf auf die Suche nach seinem Sohn. Im Saloon trifft er auf Frank Hollander, der ihm einen Deal vorschlägt: Wenn Sheriff Worf Eli laufen lässt, bekommt er seinen Hilfssheriff zurück. Worf wird das Ganze zu bunt, und er fordert Data auf, den Quatsch sein zu lassen. Jener macht Worf klar, dass er nicht scherzt und quetscht Worfs Schulter mit der bloßen Hand.
Verstört verlässt Worf den Saloon, um Deanna von seinem komischen Erlebnis zu berichten. Als der Versuch, das Programm zu beenden, misslingt, kommen die beiden dahinter, dass es eine Holodeckfehlfunktion gibt. Deanna fällt ein, dass das Programm automatisch beendet wird, wenn man es zu Ende spielt. Also sollte Worf zunächst einmal auf Hollanders Vorschlag eingehen, denn da die Sicherheitsmechanismen außer Kraft gesetzt sind, schwebt Alexander in ernsthafter Gefahr.
Wie um diese Gefahr bewusst zu machen, ist plötzlich auch Eli durch ein Ebenbild Datas ersetzt...

Mittlerweile haben Geordi und Data herausgefunden, dass das Unterprogramm C 47, welches für die Replikatoren, die Schiffsbibliothek und die Freizeitprogramme verantwortlich ist, durch Elemente aus Datas Datenbank ersetzt wurde: So hörte Picard die slawischen Tänze von Anton Dvorak statt des Mozart, Rikers PADD zeigte Datas "Ode an Spot", und die meisten Replikatoren liefern nur noch Katzenfutter - Data hatte gerade eine neue Futtermischung für Spot zusammengestellt.
Allerdings geschah der Datenaustausch in beiden Richtungen: Als Data die Beobachtungslounge verlässt, imitiert er ein Ausspucken und meint: "Ha, mitten in den Napf!", zudem hatte er kurz zuvor geschätzt (!), dass das Problem "in weniger als zwei Stunden" behoben sein würde.

Worf und Deanna sind sich sicher, dass die Data-Ebenbilder auf dem Holodeck über Datas Kraft verfügen, also müssen sie vorsichtig sein. Andererseits müssen sie Alexander aus Hollanders Gewalt befreien. Also geht Worf in den Saloon und handelt den Austausch der Gefangenen aus: In zwei Stunden soll es soweit sein.
Allerdings warnt ihn Deanna, dass die Bösewichter im Wilden Westen nie ihr Wort gehalten haben; sicher plant Hollander einen Hinterhalt.
In den zwei Stunden gelingt es Worf, mit Hilfe seines Kommunikators einen Schutzschild zu basteln, der allerdings nach dem Einschalten höchstens 15 Sekunden halten wird.
Dann ist es soweit: Worf betritt, mit Eli im Gefolge, den Dorfplatz vor dem Saloon. Hollander ist ebenfalls pünktlich und hat Alexander bei sich. Während die beiden ihre Gefangenen losschicken, gehen mehrere von Hollanders Leuten in der Nähe in Stellung - und sie alle sind Abbilder Datas...
Als Alexander und Eli auf gleicher Höhe sind, brüllt Hollander seinem Sohn zu, er solle in Deckung gehen. Instinktiv tut Alexander das gleiche, als die Schießerei beginnt: Alle Mann feuern auf Worf, doch die Kugeln prallen an seinem Schutzschild ab. Deanna erledigt anschließend ein Übriges, als sie unter der Plane eines Pferdegespanns hervorspringt und die Halunken mit dem Gewehr bedroht. Doch einer der Schergen wirft Hollander einen vollen Revolver zu, den jener geschickt fängt... doch Worf ist schneller: Er schießt Hollander die Waffe aus der Hand.
Die glücklichen Sieger gehen schließlich in den Saloon und versuchen, das Programm endlich zu beenden, doch es läuft immer noch weiter. Dann kommt die Bardame Annie die Treppe herunter: Sie hatte schon die ganze Zeit ein Auge auf Worf geworfen. Und zu allem Überfluss ist auch sie eine Kopie von Data! Aber bevor es zu peinlichen Szenen kommt, wird das Programm beendet, da Geordi und Data die Wiederherstellung des Unterprogramms offensichtlich beendet haben.

Nachdem alle Probleme beseitigt sind, findet das Treffen mit der Biko wie geplant statt, und die Enterprise kann die Versorgungsgüter übernehmen.
Alexander fragt seinen Vater, ob sie nach diesem Erlebnis je wieder ins Holodeck gehen werden. Worf kann seinen Sohn beruhigen: "Irgendjemand muss doch in Deadwood für Ordnung sorgen."
In seinem Quartier streicht Worf noch einmal liebevoll über seinen Cowboyhut und setzt ihn mit einem Lächeln im Gesicht auf.

Bewertung

"Eine Handvoll Datas" ist eine jener Episoden, die vom Augenblick leben. Es geht nicht so sehr darum, das Problem zu lösen, sondern vielmehr ist jede einzelne Szene ein Hochgenuss.
Damit wären auch gleich die beiden wichtigsten Punkte genannt: Die eigentliche Handlung ist ziemlich schwach und an den Haaren herbeigezogen, die Darsteller liefern aber hervorragende Arbeit ab.

Die Negativaspekte im Detail: Dass eine Verbindung von Data mit dem Schiffscomputer im Falle eines Problems Unterprogramme beeinflussen kann und Data im Gegenzug mit Informationen aus dem Holodeck füttert, kann man ja noch als gegeben hinnehmen. Aber wieso kommt niemand auf die Idee, zu schauen, ob im Holodeck alles mit rechten Dingen zugeht?

Ähnlich verwirrend stellt sich die dortige Situation für den Zuschauer dar: Als Worf und Deanna klar wird, dass es Probleme gibt, versuchen sie zunächst, das Programm zu stoppen, dann, es zu beenden, doch beides misslingt. Keiner der beiden weist jedoch den Computer an, den Ausgang zu öffnen - das hätte sicher auch nicht funktioniert, aber es wirkt nachlässig, dass es nicht erwähnt wird.
Zudem bastelt Worf sich mit Hilfe des Kommunikators einen Schutzschild. Ob das machbar ist oder nicht, sei einmal dahingestellt. Aber wieso benutzt er nicht den Kommunikator, um ganz einfach jemanden über seine Lage zu unterrichten und sich zusammen mit Deanna und Alexander hinausbeamen zu lassen? Auch hier gilt: Es hätte bestimmt nicht funktioniert, doch hätte die Episode dies auch klarstellen müssen.

Diesen Aspekten klar gegenüber steht zunächst einmal das eigentliche Fernseherlebnis: Die Episode ist mit Humor gefüllt, der sowohl auf dem Holodeck als auch auf dem Rest des Schiffes sich aus der vorliegenden Situation ergibt, zusätzlich bringt Data einmal mehr hervorragende Jokes.

Womit wir auch gleich bei den Charakteren wären. Allen voran muss einmal mehr Brent Spiner (Data) genannt werden. Als Data liefert er die gewohnte Darstellung. Auf dem Holodeck, wo er zunächst Frank Hollander, dann dessen Sohn Eli, schließlich Hollanders Schergen und zuletzt sogar Bardame Annie spielt, überzeugt er in jeder Rolle, sei es als fieser Boss oder als trotziger Sohn.
Doch den vollen Spielraum seines Könnens zeigt er in den Szenen, in denen Data kurzfristig das Western-Programm aufgreift und gleich danach wieder seinen normalen Gesichtsausdruck aufsetzt, wie es in einer Crewbesprechung oder auch in einer kleinen Szene mit Spot zu sehen ist.
Neben Spiner sind natürlich auch Worf und Deanna erwähnenswert: Beide dürfen sich von der lockeren Seite zeigen, was Worf natürlich schwerfällt, da er als Klingone mit dem Wilden Westen nicht vertraut ist, im Gegensatz zu Deanna, die hier regelrecht aufblüht. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen ergänzen sich die beiden auch so gut: Worf neigt dazu, Probleme durch den Einsatz von Gewalt zu lösen, rechnet aber andererseits mit der Ehrenhaftigkeit aller Anwesenden. Deanna hingegen ist für die Verschlagenheit zuständig: Sie führt Worf vor Augen, dass ein Ehrenwort im Wilden Westen nicht viel zu bedeuten hat.
Gemeinsam gelingt es den beiden auf wunderbare Weise, das Problem zu lösen und die Schurken dingfest zu machen. Für die Zukunft würde man sich noch mehr dieser Worf-Troi-Interaktion wünschen, da die beiden ein gutes Team abgeben, doch bevor sie sich zu einer kurzen Romanze zusammenfinden, vergehen noch eineinhalb Staffeln.

Zwischen Worf und Alexander gibt es am Anfang und am Ende einige schöne Szenen, als es um die Freizeitgestaltung und die Bewältigung des Erlebten geht. Hier sieht man einmal mehr, wie schwierig das Zusammenleben für die beiden ist.

Am Rande wird erwähnt, dass Alexander das Holo-Programm geschrieben hat, wobei er allerdings Hilfe von Redge Barclay bekam, welcher für den Zusatz einer Western-typischen Hure verantwortlich zeichnet. Das ist ein netter Gag der Autoren, denn wie wir aus "Der schüchterne Reginald" wissen, hat er eine Vorliebe für schnelle Romanzen auf dem Holodeck. Zudem ist seine Nennung recht markant, da Dwight Schultz nicht zu den Gästen dieser Episode zählt.

Außerdem erwähnenswert: Geordi lässt sich erneut einen kleinen Bart stehen, der aber schon nach der nächsten Episode "Datas Hypothese" wieder ab ist; Datas "Ode an Spot", die in Rikers PADD gelangt, stammt aus der Episode "In den Subraum entführt".

Und natürlich: Picards Flötenspiel zu Beginn der Episode. Wie gewohnt spielt er auf der Flöte, die er als Abschiedsgeschenk von den Kataanern in "Das zweite Leben" erhielt. Offensichtlich ist er bemüht, sein Spiel zu verbessern.

Ein wunderbares Detail ist unserer Leserin Steffi M. aufgefallen:

Wie in einem typischen Western gleitet die Enterprise am Ende der Folge in den Sonnenuntergang - eine wie ich finde sehr gelungene Remineszenz an die alten Western, in denen die Helden am Ende in den Sonnenuntergang reiten.

Mit "Eine Handvoll Datas" hat Patrick Stewart, der zuvor schon in den Episoden "Datas erste Liebe" sowie "Der einzige Überlebende" Regie führte, bewiesen, dass er nicht nur die ernsten Themen beherrscht, sondern auch bei kurzweiliger Unterhaltung nicht hinten anstehen muss: Der Humor wirkt spontan und lebendig, und die Gesamtumsetzung der Episode ist sehr gelungen.
Wermutstropfen sind die Logikfehler, die die Handlung auf gerade noch "Befriedigend" drücken. Um trotzdem dem guten Fernseherlebnis Rechnung zu tragen, wird die Episode insgesamt mit "Gut" bewertet.

Bestes Zitat, von Data an seine Katze Spot, als sie über seinen Arbeitsplatz streicht und er sie gedankenverloren auf den Boden setzt:

"Famos, kleiner Tagedieb!"

 
 
 

Spannung

SFX

Handlung

Gesamt

 
 
 

Zusammenhänge

Andere Wildwest-Episoden sind beispielsweise:

Änderungen

  • 2017-09-09: Western-Reminiszenz der letzten Szene ergänzt.
  • 2017-09-10: Zusammenhänge zu anderen Wildwest-Episoden ergänzt.


 
 
 
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  Druckbare Version

 Erstausstrahlung USA:
  7. 11. 1992

 Erstausstrahlung D:
  27. 5. 1994

 Regie:
  Patrick Stewart

 Buch:
  Robert Hewitt Wolfe
  Brannon Braga

 Gaststars:
  Brian Bonsall
  Jorge Cereva jr.
  Joy Garrett
  John Pyper-Ferguson



  Zuletzt geändert:
  2017-09-10, 17:47
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