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Episodenbeschreibung
Sternzeit: 46271,5
Die Enterprise wartet im Orbit von Deinonychus VII
auf das Versorgungsschiff Biko, das sich aber um 48
Stunden verspätet. Also gehen die Crewmitglieder
ihrer Freizeit nach: Der Captain versucht sich in
seinem Quartier am Flötenspiel, wobei er aber
ständig unterbrochen wird. Zunächst stören Geordi
und Data, die gerne die Erlaubnis hätten, ein
Interface zu testen, mit dem Data im Notfall die
wichtigsten Schiffssysteme bis zu deren Reparatur
übernehmen könnte. Kurz darauf kommt Beverly
herein, um Picard eine Rolle in ihrem neuen
Theaterstück "Etwas zum Frühstück"
anzubieten. Und schließlich möchte Worf eine
Sicherheitsübung durchführen, was der Captain aber
nicht für nötig hält, zumal in wenigen Wochen neue
Besatzungsmitglieder an Bord kommen. Auch
Wartungschecks hält Picard für überflüssig.
So muss Worf Wohl oder Übel seine Freizeit mit
seinem Sohn Alexander verbringen, der schon eine
genaue Vorstellung hat, wie die beiden nächsten Tage
zu gestalten sind:
Zusammen mit seinem
Vater betritt Alexander das Holodeck, das Programm
ist ein Wildwest-Szenario und spielt in der Stadt
Deadwood. Die beiden sind Sheriff bzw. Hilfssheriff
und müssen für Ruhe und Ordnung sorgen. Zunächst
gilt es, den Gangster Eli Hollander zu verhaften -
was Worf nach einem kurzen Gerangel im Saloon auch
gelingt.
Alexander findet das zu einfach, erhöht die
Schwierigkeit des Programms und lässt es noch einmal
beginnen. Diesmal werden die beiden nicht so leicht
damit fertig: Hollander und seine Kameraden erwarten
die Sheriffs mit gezogenen Waffen. Zunächst gelingt
es Worf in einem neuerlichen Gerangel, die Oberhand
zu gewinnen, doch dann wendet sich das Blatt: Einer
der Gangster zielt auf ihn. Unerwartete Hilfe kommt
seitens Deanna: Mit einer Winchester schießt sie dem
Halunken den Hut vom Kopf, und Worf kann Hollander
verhaften.
Im Sheriffsoffice erklärt Troi, die sich hier
"Durengo" nennt, dass ihr Vater ihr früher
immer Wildwest-Geschichten vorgelesen hat; daher
konnte sie nicht widerstehen, mitzuspielen.
Währenddessen sind
Data und Geordi so weit, das neue Interface zu
testen. Doch schnell verzeichnet Data einen starken
Energieanstieg. Mit ihm scheint soweit alles in
Ordnung zu sein, doch...
Picard lässt noch
einmal das Mozart-Trio-Playback abspielen, zu dem er
Flöte gespielt hatte, als plötzlich eine völlig
andere Musik läuft.
Beverly und ihre
Theatermannschaft sind gerade am Proben, Riker soll
einen Teil des zweiten Aktes noch einmal lesen. Doch
anstelle des richtigen Textes enthält das PADD eines
von Datas Gedichten, die "Ode an Spot."
Data und Geordi
vermuten, dass diese Fehlfunktionen mit dem Interface
zusammenhängen könnten, sind sich aber nicht
sicher, wie der Fehler zustande kam.
Auf dem Holodeck
zeigt sich die ganze Tragweite des Problems:
Alexander wird in Deadwood von Hollanders Schergen
entführt und zu Elis Vater Frank gebracht - der kein
anderer ist als Data! Oder zumindest sieht er aus wie
Data und hat seine Stimme, doch verhält er sich wie
ein typischer Wildwest-Verbrecher.
Später macht sich Worf auf die Suche nach seinem
Sohn. Im Saloon trifft er auf Frank Hollander,
der ihm einen Deal vorschlägt: Wenn Sheriff Worf Eli
laufen lässt, bekommt er seinen Hilfssheriff
zurück. Worf wird das Ganze zu bunt, und er fordert Data
auf, den Quatsch sein zu lassen. Jener macht Worf
klar, dass er nicht scherzt und quetscht Worfs
Schulter mit der bloßen Hand.
Verstört verlässt Worf den Saloon, um Deanna von
seinem komischen Erlebnis zu berichten. Als der
Versuch, das Programm zu beenden, misslingt, kommen
die beiden dahinter, dass es eine
Holodeckfehlfunktion gibt. Deanna fällt ein, dass
das Programm automatisch beendet wird, wenn man es zu
Ende spielt. Also sollte Worf zunächst einmal auf
Hollanders Vorschlag eingehen, denn da die
Sicherheitsmechanismen außer Kraft gesetzt sind,
schwebt Alexander in ernsthafter Gefahr.
Wie um diese Gefahr bewusst zu machen, ist plötzlich
auch Eli durch ein Ebenbild Datas ersetzt...
Mittlerweile haben
Geordi und Data herausgefunden, dass das
Unterprogramm C 47, welches für die Replikatoren,
die Schiffsbibliothek und die Freizeitprogramme
verantwortlich ist, durch Elemente aus Datas
Datenbank ersetzt wurde: So hörte Picard die
slawischen Tänze von Anton Dvorak statt des Mozart,
Rikers PADD zeigte Datas "Ode an Spot", und
die meisten Replikatoren liefern nur noch
Katzenfutter - Data hatte gerade eine neue
Futtermischung für Spot zusammengestellt.
Allerdings geschah der Datenaustausch in beiden
Richtungen: Als Data die Beobachtungslounge
verlässt, imitiert er ein Ausspucken und meint:
"Ha, mitten in den Napf!", zudem hatte er
kurz zuvor geschätzt (!), dass das Problem "in
weniger als zwei Stunden" behoben sein würde.
Worf und Deanna sind
sich sicher, dass die Data-Ebenbilder auf dem
Holodeck über Datas Kraft verfügen, also müssen
sie vorsichtig sein. Andererseits müssen sie
Alexander aus Hollanders Gewalt befreien. Also geht
Worf in den Saloon und handelt den Austausch der
Gefangenen aus: In zwei Stunden soll es soweit sein.
Allerdings warnt ihn Deanna, dass die Bösewichter im
Wilden Westen nie ihr Wort gehalten haben; sicher
plant Hollander einen Hinterhalt.
In den zwei Stunden gelingt es Worf, mit Hilfe seines
Kommunikators einen Schutzschild zu basteln, der
allerdings nach dem Einschalten höchstens 15
Sekunden halten wird.
Dann ist es soweit: Worf betritt, mit Eli im Gefolge,
den Dorfplatz vor dem Saloon. Hollander ist ebenfalls
pünktlich und hat Alexander bei sich. Während die
beiden ihre Gefangenen losschicken, gehen mehrere von
Hollanders Leuten in der Nähe in Stellung - und sie
alle sind Abbilder Datas...
Als Alexander und Eli auf gleicher Höhe sind,
brüllt Hollander seinem Sohn zu, er solle in Deckung
gehen. Instinktiv tut Alexander das gleiche, als die
Schießerei beginnt: Alle Mann feuern auf Worf, doch
die Kugeln prallen an seinem Schutzschild ab. Deanna
erledigt anschließend ein Übriges, als sie unter
der Plane eines Pferdegespanns hervorspringt und die
Halunken mit dem Gewehr bedroht. Doch einer der
Schergen wirft Hollander einen vollen Revolver zu,
den jener geschickt fängt... doch Worf ist
schneller: Er schießt Hollander die Waffe aus der
Hand.
Die glücklichen Sieger gehen schließlich in den
Saloon und versuchen, das Programm endlich zu
beenden, doch es läuft immer noch weiter. Dann kommt
die Bardame Annie die Treppe herunter: Sie hatte
schon die ganze Zeit ein Auge auf Worf geworfen. Und
zu allem Überfluss ist auch sie eine Kopie von Data!
Aber bevor es zu peinlichen Szenen kommt, wird das
Programm beendet, da Geordi und Data die
Wiederherstellung des Unterprogramms offensichtlich
beendet haben.
Nachdem alle
Probleme beseitigt sind, findet das Treffen mit der
Biko wie geplant statt, und die Enterprise kann die
Versorgungsgüter übernehmen.
Alexander fragt seinen Vater, ob sie nach diesem
Erlebnis je wieder ins Holodeck gehen werden. Worf
kann seinen Sohn beruhigen: "Irgendjemand muss
doch in Deadwood für Ordnung sorgen."
In seinem Quartier streicht Worf noch einmal
liebevoll über seinen Cowboyhut und setzt ihn mit
einem Lächeln im Gesicht auf.
Bewertung
"Eine Handvoll Datas" ist eine jener Episoden, die vom
Augenblick leben. Es geht nicht so sehr darum, das
Problem zu lösen, sondern vielmehr ist jede einzelne
Szene ein Hochgenuss.
Damit wären auch gleich die beiden wichtigsten
Punkte genannt: Die eigentliche Handlung ist ziemlich
schwach und an den Haaren herbeigezogen, die
Darsteller liefern aber hervorragende Arbeit ab.
Die Negativaspekte
im Detail: Dass eine Verbindung von Data mit dem
Schiffscomputer im Falle eines Problems
Unterprogramme beeinflussen kann und Data im Gegenzug
mit Informationen aus dem Holodeck füttert, kann man
ja noch als gegeben hinnehmen. Aber wieso kommt
niemand auf die Idee, zu schauen, ob im Holodeck
alles mit rechten Dingen zugeht?
Ähnlich verwirrend
stellt sich die dortige Situation für den Zuschauer
dar: Als Worf und Deanna klar wird, dass es Probleme
gibt, versuchen sie zunächst, das Programm zu
stoppen, dann, es zu beenden, doch beides misslingt.
Keiner der beiden weist jedoch den Computer an, den
Ausgang zu öffnen - das hätte sicher auch nicht
funktioniert, aber es wirkt nachlässig, dass es
nicht erwähnt wird.
Zudem bastelt Worf sich mit Hilfe des Kommunikators
einen Schutzschild. Ob das machbar ist oder nicht, sei
einmal dahingestellt. Aber wieso benutzt er nicht
den Kommunikator, um ganz einfach jemanden über
seine Lage zu unterrichten und sich zusammen mit
Deanna und Alexander hinausbeamen zu lassen? Auch
hier gilt: Es hätte bestimmt nicht funktioniert,
doch hätte die Episode dies auch klarstellen
müssen.
Diesen Aspekten klar
gegenüber steht zunächst einmal das eigentliche
Fernseherlebnis: Die Episode ist mit Humor gefüllt,
der sowohl auf dem Holodeck als auch auf dem Rest des
Schiffes sich aus der vorliegenden Situation ergibt,
zusätzlich bringt Data einmal mehr hervorragende
Jokes.
Womit wir auch
gleich bei den Charakteren wären. Allen voran muss
einmal mehr Brent Spiner (Data) genannt werden. Als
Data liefert er die gewohnte Darstellung. Auf dem
Holodeck, wo er zunächst Frank Hollander, dann
dessen Sohn Eli, schließlich Hollanders Schergen und
zuletzt sogar Bardame Annie spielt, überzeugt er in
jeder Rolle, sei es als fieser Boss oder als
trotziger Sohn.
Doch den vollen Spielraum seines Könnens zeigt er in
den Szenen, in denen Data kurzfristig das
Western-Programm aufgreift und gleich danach wieder
seinen normalen Gesichtsausdruck aufsetzt, wie es in
einer Crewbesprechung oder auch in einer kleinen
Szene mit Spot zu sehen ist.
Neben Spiner sind natürlich auch Worf und Deanna
erwähnenswert: Beide dürfen sich von der lockeren
Seite zeigen, was Worf natürlich schwerfällt, da er
als Klingone mit dem Wilden Westen nicht vertraut
ist, im Gegensatz zu Deanna, die hier regelrecht
aufblüht. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen
ergänzen sich die beiden auch so gut: Worf neigt
dazu, Probleme durch den Einsatz von Gewalt zu
lösen, rechnet aber andererseits mit der
Ehrenhaftigkeit aller Anwesenden. Deanna hingegen ist
für die Verschlagenheit zuständig: Sie führt Worf
vor Augen, dass ein Ehrenwort im Wilden Westen nicht
viel zu bedeuten hat.
Gemeinsam gelingt es den beiden auf wunderbare Weise,
das Problem zu lösen und die Schurken dingfest zu
machen. Für die Zukunft würde man sich noch mehr
dieser Worf-Troi-Interaktion wünschen, da die beiden
ein gutes Team abgeben, doch bevor sie sich zu einer
kurzen Romanze zusammenfinden, vergehen noch
eineinhalb Staffeln.
Zwischen Worf und
Alexander gibt es am Anfang und am Ende einige
schöne Szenen, als es um die Freizeitgestaltung und
die Bewältigung des Erlebten geht. Hier sieht man
einmal mehr, wie schwierig das Zusammenleben für die
beiden ist.
Am Rande wird
erwähnt, dass Alexander das Holo-Programm
geschrieben hat, wobei er allerdings Hilfe von Redge
Barclay bekam, welcher für den Zusatz einer
Western-typischen Hure verantwortlich zeichnet. Das
ist ein netter Gag der Autoren, denn wie wir aus
"Der schüchterne Reginald"
wissen, hat er eine Vorliebe für schnelle Romanzen auf dem
Holodeck. Zudem ist seine Nennung recht markant, da
Dwight Schultz nicht zu den Gästen dieser Episode
zählt.
Außerdem
erwähnenswert: Geordi lässt sich erneut einen
kleinen Bart stehen, der aber schon nach der nächsten
Episode
"Datas Hypothese"
wieder ab ist; Datas "Ode an Spot", die in Rikers
PADD gelangt, stammt aus der Episode
"In den Subraum entführt".
Und natürlich:
Picards Flötenspiel zu Beginn der Episode. Wie
gewohnt spielt er auf der Flöte, die er als
Abschiedsgeschenk von den Kataanern in
"Das zweite Leben"
erhielt. Offensichtlich ist er bemüht, sein Spiel zu
verbessern.
Ein wunderbares Detail ist unserer Leserin Steffi M. aufgefallen:
Wie in einem typischen Western gleitet die Enterprise am Ende der Folge in
den Sonnenuntergang - eine wie ich finde sehr gelungene Remineszenz an die
alten Western, in denen die Helden am Ende in den Sonnenuntergang reiten.
Mit "Eine Handvoll Datas" hat Patrick Stewart, der zuvor
schon in den Episoden
"Datas erste Liebe"
sowie
"Der einzige Überlebende"
Regie führte, bewiesen, dass er nicht nur die ernsten Themen
beherrscht, sondern auch bei kurzweiliger
Unterhaltung nicht hinten anstehen muss: Der Humor
wirkt spontan und lebendig, und die Gesamtumsetzung
der Episode ist sehr gelungen.
Wermutstropfen sind die Logikfehler, die die
Handlung auf gerade noch "Befriedigend"
drücken. Um trotzdem dem guten Fernseherlebnis
Rechnung zu tragen, wird die Episode insgesamt mit
"Gut" bewertet.
Bestes Zitat, von
Data an seine Katze Spot, als sie über seinen
Arbeitsplatz streicht und er sie gedankenverloren auf
den Boden setzt:
"Famos, kleiner Tagedieb!"
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