DSi

TNG 1.25 Die Verschwörung


Conspiracy

von Yann-Patrick Schlame

Episodenbeschreibung

Sternzeit: 41775,5
Die Enterprise ist auf dem Weg zur Ozeanwelt Pacifica; zwar hat man eine offizielle Mission, dennoch freuen sich die meisten Crewmitglieder schon auf die Gelegenheit, ausgiebig zu schwimmen und das eine oder andere Sonnenbad zu nehmen. Lediglich Worf ist von der Idee wenig angetan, und Data meint, man könne sich doch ein identisches Szenario auf dem Holodeck erschaffen - was Troi und Riker nicht nachvollziehen können, da es real doch immer etwas anderes ist als auf dem Holodeck.
Dann erhält man plötzlich einen Code 47: Eine geheime Sternenflottenmitteilung, die ausschließlich für den Captain bestimmt ist. Als Picard deswegen geweckt wird, ist er plötzlich hellwach und nimmt die Nachricht in seinem Quartier entgegen, nachdem der Computer ihn anhand seines Stimmenmusters identifiziert hat.
Zu Picards Überraschung ist es sein alter Freund Walker Keel, der zu ihm Kontakt aufnimmt. Keel meint, selbst über diese gesicherte Frequenz könne er nicht offen reden, doch er warnt Picard, dass etwas im Gange sei und er eine schwierige Entscheidung zu treffen habe. Etwas sei nicht in Ordnung mit der Sternenflotte. Er bittet Picard, so schnell er kann nach Dytallix B zu kommen und seine Pacifica-Mission zu unterbrechen. Außerdem gibt er Picard noch die Warnung mit auf den Weg, niemandem zu trauen...
Mürrisch stimmt Picard zu: Auf der Brücke angekommen, lässt er Kurs auf Dytallix B setzen und hofft, dass die Verzögerung ihrer Mission nicht zu lange dauern wird.
Riker ist ob dieses Befehls verwundert und fragt Data über Dytallix B aus. Data erläutert, dass es sich um einen von sieben Planeten handelt, auf denen die Dytallix-Company im Auftrag der Föderation Bergbau betrieb. Er liegt im Mira-System und ist der fünfte von sechs Planeten, die den roten Riesen Mira umkreisen. Soweit Data weiß, wurden die Minen auf Dytallix B bereits vor Jahren stillgelegt.
Im Mira-System angekommen, entdeckt man drei Sternenflottenschiffe im Orbit von Dytallix B. Darunter sind zwei Fregatten, nämlich die USS Renegade unter Captain Traila Scott und die USS Thomas Payne unter Cpt. Rix, sowie ein schwerer Kreuzer der Ambassador-Klasse, die USS Horatio unter dem Kommando von Cpt. Keel.
Im Eingang der Mine werden drei Lebensformen angezeigt, also beamt Picard alleine herunter.

Auf dem Planeten angekommen, betritt er etwas verunsichert die Mine, wo ihn Cpt. Rix und Cpt. Scott überraschend mit Waffen bedrohen. Walker Keel kommt hinter einem Felsvorspung hervor:
"Danke für Ihr Kommen."
Picard meint:
"Eine seltsame Begrüßung, alter Freund..."
"Eine Frage, Jean-Luc: Wo haben wir uns kennengelernt?"
Als Picard zögert, mischt sich Rix ein:
"Beantworten Sie die Frage!"
"Auf Tau-Ceti III, in einer Bar; es war ein ziemlich... exotischer Platz... na, zufrieden?!"
Keel insistiert:
"Erinnern Sie sich, wie Sie Beverly und Jack Crusher miteinander bekannt machten?"
"Ich kannte Beverly zu der Zeit nicht; Sie haben sie miteinander bekannt gemacht!"
"Irrtum, es war mein Bruder..."
"Sie haben keinen Bruder, sondern zwei Schwestern: Ann und Melissa. Was soll denn dieser ganze lächerliche Unsinn?!"
Keel scheint nun zufrieden; er meint, er musste erst sicher gehen, dass Picard auch wirklich er selbst ist. Dann stellt er die beiden anderen Captains offiziell vor: Captain Rix, den Picard bereits von einer Konferenz auf Alteran kennt, und Captain Scott: In der Sternflotte stieg bisher niemand so schnell wie sie zum Captain auf.
Die drei berichten, dass sich etwas anbahnt: Es gäbe eine Bedrohung von Seiten des Sternenflottenkommandos. In den letzten Monaten wurde eine Reihe merkwürdiger Befehle gegeben. Sternbasis 12 wurde für zwei ganze Tage vollständig evakuiert, ohne dass es eine vernünftige Erklärung dafür gegeben hätte. Und dann gab es eine Reihe von Todesfällen: McKinney, Rinesipe, Unna Karapleedys... es sei sehr fragwürdig, dass das alles Unfälle waren, wie es offiziell heißt. Die Enterprise als Flaggschiff der Sternenflotte stellt mit Sicherheit ein bevorzugtes Ziel dar - auch wenn man nicht sagen kann, für wen sie überhaupt ein Ziel sein sollte.
Picard ist nicht überzeugt: Ohne vernünftige Beweise hält er das alles nur für vages Gerede und irrationale Verdächtigungen. Keel nimmt ihm das nicht übel, aber er warnt Picard noch einmal eindringlich, die Augen offen zu halten und sich den Rücken frei zu halten. Immerhin wäre zumindest sein Erster Offizier seit dem letzten Aufenthalt auf der Erde verändert, obgleich sein Schiffsarzt nichts ungewöhnliches entdecken konnte. Picard stimmt zu, über dieses Treffen völlige Geheimhaltung zu bewahren und verabschiedet sich.

Zurück auf der Enterprise lässt er wieder Kurs auf Pacifica setzen, behält jedoch seine Gedanken zunächst für sich. Als Beverly, die von der Anwesenheit der Horatio erfuhr, fragt, ob der Captain Walker Keel getroffen habe, meint Picard, das habe er leider nicht...
Obwohl Picard skeptisch bleibt, beauftragt er Data mit einer umfassenden Récherche über merkwürdige Vorgänge bei der Sternenflotte in den letzten Monaten.
Als Worf in einem nahe gelegenen Sektor Turbulenzen ortet, lässt der Captain dorthin Kurs setzen. Wie sich zeigt, handelt es sich um die Überreste der Horatio: Sie wurde vollständig zerstört.

Ins Grübeln gekommen, weiht der Captain Riker ein: Er erzählt ihm alles, was er von Keel und den beiden anderen erfahren hat. Zudem erwähnt er den Zusammenhang zu den Worten Admiral Quinns, der vor einigen Wochen auf der Enterprise war und von einer Verschwörung gesprochen hatte.
Data ist indes mit der Suche nach Indizien beschäftigt, erwähnt nebenbei zu sich selbst:
"Erstaunlich... das ist in der Tat sehr ungewöhnlich..."
Der Computer meldet sich:
"Inhalt unklar. Bitte Anweisung wiederholen."
"Das war keine Anweisung. Ich habe nur... mit mir selbst gesprochen... eine... menschliche... Eigenschaft, die... durch eine Reihe überraschender Fakten ausgelöst wird; manchmal auch ein Zeichen für Senilität; häufig dient sie auch dem Zweck, wichtige Entscheidungen richtig zu treffen; oder sie könn-"
"Danke, Sir, ich habe verstanden. Bitte geben Sie jetzt Anweisung, wie ich fortfahren soll."
"Zeige bitte die restlichen Files... hochinteressant..."

Als Data die Ergebnisse seiner Untersuchung zusammengetragen hat, sucht er Riker und Picard in der Beobachtungslounge auf: In den letzten Monaten gab es auf verschiedenen Außenposten der Föderation interessante Umgruppierungen. Dabei wurden neue Offiziere direkt aus dem inneren Kreis der Sternenflotte auf die Außenposten versetzt. Data folgert, dass dies der Versuch ist, die wichtigsten Sektoren des Föderationsraumes zu kontrollieren. Handelt es sich gar um die Vorbereitung einer Invasion?
Picard und Riker beschließen, sofort zum Sternenflottenhauptquartier auf der Erde zu fliegen, um Klarheit zu erlangen. Zudem weiht der Captain nun die gesamte Brückencrew ein.

Im Sektor 001 angekommen, wird die Enterprise vom Sternenflottenkommando begrüßt. Die Admirals Savar (ein Vulkanier), Aaron und Quinn wundern sich allerdings über den Zeitpunkt des Besuches, zumal die Enterprise die Pacifica-Mission abgebrochen hat. Picard meint, er würde das gerne persönlich klären. Nachdem sich die Admirals kurz flüsternd mit dem ebenfalls anwesenden Commander Remmick beraten, laden sie Picard und Riker zum Essen ein, was der Captain dankend annimmt.

Bevor man herunterbeamt, kommt Admiral Quinn an Bord; er meint, er würde unter Umständen einige Zeit hier bleiben. Picard vermutet, dass Quinn mit ihm unter vier Augen reden will, doch erweist sich das als falsche Annahme. Ganz im Gegenteil erläutert Quinn, dass Picard sein Gerede von Verschwörungen viel zu ernst genommen habe...
... allerdings bemerkt Picard, dass Quinn erstaunlich fit ist - bei seinem letzten Besuch vor wenigen Monaten wirkte er alt und erschöpft, doch nun ist davon nichts mehr zu bemerken. Picard ist sich sicher: Dies ist nicht Quinn! Er beauftragt Riker, Quinn irgendwie auf die Krankenstation zu bringen, damit Beverly ihn untersuchen kann. Indes will er selbst schon einmal herunterbeamen. Riker soll so bald als möglich nachkommen.
Als Riker dem Admiral in dessen Quartier folgt, wird er auf eine kleine Tasche aufmerksam, die Quinn bei sich hat. Quinn erläutert, er hätte eine Lebensform von einem unbekannten Planeten dabei - und offenbar hat er noch einiges damit vor, denn als er Rikers Misstrauen bemerkt, prügelt er auf den stämmigen und viel jüngeren Commander ein, als wäre er Profiboxer in den besten Jahren. Riker bleibt nur, die Sicherheit zu rufen, bevor er bewusstlos geprügelt wird. Worf und Geordi werden ebenfalls von Quinn besiegt, erst Doktor Crusher kann Quinn mit Hilfe eines Phasers stoppen. Sogleich macht sie sich daran, den Admiral auf der Krankenstation zu untersuchen, nachdem sie die drei geschundenen Crewmitglieder versorgt hat. Ihr fällt eine merkwürdige Kieme auf, die seitlich aus Quinns Hals herausragt.

Picard hat inzwischen ein wenig Smalltalk mit den beiden anderen Admirals betrieben und wundert sich sehr über die allgemeinen Umstände: Zum einen scheint es, Aaron und Savar hätten etwas zu verbergen, zum anderen sind die Korridore hier im Hauptquartier merkwürdigerweise vollkommen leer, wohingegen sie bei Picards letztem Besuch vor Leuten beinahe überquollen. Kurz vor dem Essen wird er von Crusher gerufen, die ihn warnt, dass die Kiemen am Hals ein Hinweis auf einen fremden Organismus sind und ihn bittet, sich in Acht zu nehmen.

Das Essen erweist sich als besondere Delikatesse - zumindest für fremdartige Aliens, denn Picard zumindest findet keinen großen Gefallen an den lebenden Würmern, die hier serviert werden...
... die Situation ist ihm endgültig zu merkwürdig, und so will er gehen. Doch Riker kommt ihm entgegen und hält ihn auf: Auch Riker hat eine der merkwürdigen Kiemen an seinem Hals. Er erklärt den Admirals, dass der Parasit, der eigentlich für Dr. Crusher bestimmt war, von Quinn an Riker gegeben werden musste, da ihm der Commander dazwischen gefunkt hatte. Savar und Aaron sind zufrieden: Mit dem Captain und dem Ersten Offizier sollten sie die Enterprise wohl unter ihrer Kontrolle haben. Dann stellen sie Captain Scott vor, die ebenfalls einen Parasiten in sich trägt. Bevor sie auch Picard mit einem Parasiten "beglücken", wollen sie erst einmal essen. Aufmerksam verfolgen sie, wie Riker seine erste Nahrung als Alien zu sich nimmt - doch dann zückt Riker einen Phaser und schießt Savar nieder, Picard kann Scott außer Gefecht setzen. Aaron können die beiden auf dem Flur stellen und ebenfalls niederschießen. Der Parasit, der aus Aarons Mund herauskrabbelt, kriecht in einen nahen Raum. Schnell folgen ihm Riker und Picard. Riker erklärt, dass Crusher ihm eine falsche Kieme anoperiert hatte, damit er Picard zu Hilfe kommen konnte.
In dem Raum befindet sich lediglich Cmdr. Remmick. Ohne sich zu weigern oder zu wehren lässt er den geflüchteteten Parasiten in seinen Mund krabbeln. Den beiden verwirrten und angewiderten Enterprise-Offizieren erklärt er: "Wir wollen nichts Böses tun. Wir hoffen auf eine friedliche, dauerhafte Koexistenz."
Picard und Riker scheinen davon wenig angetan: Gleichzeitig heben sie ihre Waffen und erschießen Remmick sowie die Parasiten, die sich in Remmicks Körper aufhielten.

Zurück auf der Enterprise zeigt sich, dass Quinn sich wieder erholt hat: Der Parasit hat seinen Körper verlassen, ähnlich geht es Savar und Aaron. Zwar weiß man noch nicht genau, wie viele Personen insgesamt infiziert waren, doch scheint es, dass die Parasiten nach Verlassen ihrer menschlichen Wirtskörper starben, während die Wirte überleben.
Schließlich meldet Data, dass Remmick noch eine Meldung in einen abgelegenen und unerforschten Sektor abgesetzt hat, bevor er erschossen wurde. Es scheint sich um eine Warnung zu handeln - eine Warnung vor der Menschheit...




Bewertung

Nachdem Q, der im Serienauftakt "Der Mächtige/Mission Farpoint" zu sehen war, in "Rikers Versuchung" erneut auftauchte, ist "Die Verschwörung" die zweite Episode der Serie, die einen übergreifenden Zusammenhang herstellt. In "Prüfungen" kam Admiral Quinn mit Commander Remmick an Bord und ließ Picard genauestens überprüfen. Schließlich erwähnte er, dass sich in höchsten Kreisen der Sternenflotte etwas anbahne und er eine Verschwörung vermute, doch hatte er keine Beweise und wusste auch nicht, wer oder was dafür verantwortlich sei. Dennoch warnte er Picard und bat ihn, die Augen offen zu halten.
Hier nun spricht Walker Keel, ein Jugendfreund Picards und zusammen mit dem verstorbenen Jack Crusher früher einer von Picards engsten Vertrauten, ähnliche Verdächtigungen aus - und stirbt sogleich bei der Explosion seines Raumschiffes. Alle Zeichen stehen auf Sturm, wie es scheint.

Die Story entwickelt sich denn auch von Anfang an sehr spannend. Die große Familie, die die Sternenflotte ansonsten darstellt, ist plötzlich sehr gefährlich geworden, man kann niemandem mehr trauen, und von allen Seiten scheint Gefahr zu drohen. Wenn es jemand schafft, ein Schiff wie die Horatio zu zerstören (die Enterprise-C, zu sehen in "Die alte Enterprise", gehört ebenfalls zur Ambassador-Klasse), muss er in der Tat einigermaßen mächtig oder zumindest geschult sein, da es unzählige Sicherheitsvorrichtungen gibt, um Sabotage zu verhindern. Als Zuschauer kann man gut nachvollziehen, dass Picard sich alles andere als wohlfühlt: Er hat nicht die geringste Ahnung, was vor sich geht oder vor wem genau er sich in Acht nehmen soll; wenn das Sternenflottenkommando auf die eine oder andere Weise infiltriert wurde, an wen kann man sich dann noch wenden?
Picards Lösung, sich dem Problem direkt zu stellen, ist sehr mutig, denn er begibt sich natürlich mitten in die Höhle des Löwen. Andererseits kann er, spätestens nach der Zerstörung der Horatio, nicht untätig herumsitzen und hoffen, dass sich die Fragen mit der Zeit von selbst klären werden. So bahnt sich mit seiner Entscheidung, zur Erde zu fliegen, das Finale der Episode an. Dieses beginnt mit Quinn, der an Bord kommt, aber alles abstreitet, was irgendwelche Verschwörungstheorien betrifft. Damit ist klar, dass Quinn selbst in die Verschwörung verstrickt ist.
Dass Picard dann alleine und unbewaffnet ins Hauptquartier herunterbeamt, ist allerdings fast schon eher dumm als mutig; zwar erwähnt er Beverly gegenüber, dass man das Hauptquartier der Sternenflotte natürlich nicht bewaffnet betritt, doch hätte er andererseits zumindest den einen oder anderen Trick vorbereiten können, wie z.B. eine offen bleibende Com-Verbindung oder eine ständige Erfassung durch die Schiffstransporter.

Wie dem auch sei, die Auflösung der Story ist enttäuschend: Nachdem man einige Zeit hatte, sich Gedanken über die Verschwörung zu machen und Theorien aufzustellen, sind es nun kleine Krabbelaliens, die hier für Unruhe sorgen. Die Personen, die von ihnen kontrolliert werden, sind nicht mehr sie selbst, und damit ist klar, dass dies ein externer Angriff war, der von innen heraus geführt wurde.

An dieser Stelle sei erwähnt, dass das ursprüngliche Drehbuch tatsächlich eine Verschwörung führender Sternenflottenoffiziere vorsah. Doch missfiel Gene Roddenberry diese Idee dermaßen, dass er trotz einiger Einwände die Alien-Story durchsetzte; der Gedanke, die Friede-Freude-Eierkuchen Sternenflotte könne u.U. doch nicht so rosig sein, so dass sich einige Leute zu einer Verschwörung zusammentun, passte nicht in das Bild, das Roddenberry von der Sternenflotte hatte.

Allerdings fragt sich dann, wie das Handeln Picards und Rikers in sein Bild passt: Natürlich müssen sie mit dem Schlimmsten rechnen. Doch als sie schließlich auf Remmick schießen, fragt man sich, ob das wirklich nötig war: Remmick war unbewaffnet und stellte zu dem Zeitpunkt keine konkrete Bedrohung dar. Dennoch behauptet Picard anschließend, man hätte keine Wahl gehabt. Das ist nicht nachzuvollziehen: Trotz des rigorosen Vorgehens der Aliens hat Picard nicht den geringsten Versuch unternommen, einen Dialog anzufangen. Was ist mit Direktive 010 (VOY: "In Fleisch und Blut"), die besagt, dass vor einem bewaffneten Konflikt unbedingt versucht werden muss, einen ersten Kontakt herzustellen und einen friedlichen Dialog zu suchen, um eventuelle Probleme und kulturelle Differenzen zu lösen bzw. zu überbrücken? Die Methode "wir töten die Aliens und stellen dann Nachforschungen an" lässt sich mit dieser Direktive nicht gerade vereinbaren.

Doch auch die Motive der Aliens selbst sind schwer nachzuvollziehen: Wie es scheint, arbeiten sie seit Monaten daran, strategisch wichtige Sternenbasen und Außenposten unter ihre Kontrolle zu bringen; hochrangige Angehörige der Sternenflotte werden gegen ihren Willen von den Aliens kontrolliert, mindestens ein ganzes Raumschiff wurde von ihnen zerstört, nicht zu vergessen die von Scott erwähnten Todesfälle der letzten Zeit (vermutlich handelt es sich bei den genannten Personen ebenfalls um hochrangige Angehörige von Föderation oder Sternenflotte). Als sie dann durch Cmdr. Remmick sagen: "Wir wollen nichts Böses tun. Wir hoffen auf eine friedliche, dauerhafte Koexistenz", was erwarten sie denn als Reaktion Picards? Dass er all die Toten vergisst und die Infiltration ignoriert? Den Aliens muss klar sein, dass ihr verdecktes Vorgehen bei der Sternenflotte Angst, Misstrauen und auch Hass auslöst, sobald es bekannt wird. Obwohl alles darauf hinweist, dass die Aliens eine Invasion vorbereitet haben, warnt das Remmick-Alien kurz vor seinem Tod seine Heimat, dass die Menschheit gefährlich sei. Dazu kann man nur sagen: Wer mit dem Feuer spielt, läuft Gefahr, sich dabei zu verbrennen (allerdings nur in der deutschen Fassung; siehe die Erwähnungen weiter unten).

Dennoch: Dass Picard und Riker den unbewaffneten Remmick erschießen, ist sehr untypisch.

Ebenfalls negativ fällt die Situation nach der Klärung der Lage auf: In einigen kurzen Sätzen wird erwähnt, dass alles wieder gut sei. Soll man wirklich glauben, dass die gründliche Infiltration nun abgebrochen wird, bloß wegen eines kleinen Rückschlages? Und selbst wenn: Nach allem, was vorgefallen ist, sollte man doch meinen, dass das Sternenflottenkommando in einem akuten Anfall von Paranoia erst einmal sicher stellt, dass sich keine Aliens mehr auf der Erde und auf all den Sternenbasen und Raumschiffen befinden. Stattdessen heißt es, die Aliens hätten die Wirte verlassen und wären tot. Eine viel zu einfache Lösung für ein dermaßen großangelegtes Szenario.

Zur Handlung kann man also sagen, dass sie sich zunächst sehr gut entwickelt, die Spannung wird kontinuierlich gesteigert, doch als sie eigentlich den Höhepunkt erreichen sollte, fällt sie plötzlich in den Keller.

Die Effekte sind recht ordentlich.

Bleiben einige Erwähnungen zu tätigen:

  • Die Episode beginnt mit einem Scherz Geordis, den Data dann analysiert und als komisch befindet. Um diese Erkenntnis zu unterstützen, versucht Data, zu lachen, was ihm aber nicht so recht gelingen will - einfach herrlich.
  • Leider bekommt man die anderen Schiffe im Orbit um Dytallix B nicht zu sehen.
  • Das Hauptquartier der Sternenflotte ist zumindest in der Außenansicht sehr interessant gestaltet und deckt sich mit den Beobachtungen in "Star Trek: Der Film"; die Innenaufnahmen sind jedoch recht simpel, die Kulissen höchstens mittelmäßig.
  • Als Picard Riker erklärt, dass Quinn offenbar nicht er selbst ist, tut er das im Transporterraum. Gleich darauf sagt er "Energie" und lässt sich herunterbeamen. Zwangsläufig muss also ein Crewman oder ein Transporterchief im Raum gewesen sein. Hätte sich Picard, während er einen Admiral diskreditiert, nicht einen geeigneteren Raum suchen sollen?
  • Als Riker von Quinn verprügelt wird und die Sicherheit ruft, lassen sich auch Worf und Geordi verprügeln, bevor Beverly Quinn mit einem Phaser erledigt. Braucht es wirklich eine Ärztin, um auf diese geniale Idee zu kommen?
  • Keel sagt, sein Erster Offizier verhalte sich seit einiger Zeit merkwürdig, doch sein Arzt konnte nichts feststellen. Beverly braucht gerade mal 10 Sekunden, um die Kieme an Quinns Hals zu entdecken. Sind andere Ärzte wirklich so unfähig? Außerdem sollte ein einfacher Tricorderscan die Aliens entdecken können, die immerhin 15 bis 20 cm groß sind.
  • Worf meldet kurz nach dem Abflug von Dytallix B Turbulenzen, und Geordi ergänzt, diese befänden sich in Sektor 23. Wenig später meldet er, man wäre jetzt in der Nähe von Sektor 63, und Picard befiehlt, unter Warp zu gehen...
  • Keel verlangt, das Treffen auf Dytallix B geheim zu halten. Da aber die aktuelle Position sicher nicht der Geheimhaltung unterliegt, werden allein auf Enterprise etwa 1.000 Personen feststellen, dass man nicht auf dem Weg nach Pacifica ist. Und selbst wenn man die Position nicht kennt: Ein Blick aus dem Fenster genügt, um zu wissen, dass man unter Warp gegangen ist und sich im Orbit eines Planeten befindet. Das sollte Hinweis genug sein, dass hier etwas Merkwürdiges vor sich geht...
  • Auch scheint merkwürdig, dass Keel trotz der Geheimnistuerei Picard einen schönen Gruß an Beverly mitgibt. Vielen Dank an unseren Leser Thomas Winzinger für diesen Hinweis.
  • Als Picard und Riker Remmick erschießen, bemerkt man einen plötzlichen Schnitt. In der Originalversion sieht man Remmicks Kopf explodieren, in der deutschen Fassung wurde diese Szene herausgeschnitten. Allerdings hat man vergessen, dieselbe Szene in Rikers Erinnerungen in "Kraft der Träume" herauszuschneiden, dort ist sie zu sehen.
    Wie unser Leser Klaus Schröder berichtet, war die Szene in der ZDF-Erstausstrahlung übrigens noch enthalten und wurde erst später bei den Wiederholungen auf SAT.1 entfernt.
  • Hervorragend ist, trotz aller negativen Aspekte, die letzte Szene der Episode: Man sieht die Enterprise langsam vorbeifliegen, und hört Radiosignale (Data hatte direkt zuvor die Übertragung erwähnt, in der vor der Menschheit gewarnt wird). Eindrucksvoll!
  • Zugleich ist die Aussage der letzten Szene in der deutschen Fassung arg sinnentstellt. Data berichtet hier von einem Warnsignal. Im Original ist stattdessen von einem Homing Beacon (etwa "Richtungsweiser" oder "Funkfeuer") die Rede, was darauf hindeutet, dass die Aliens die Invasion später fortsetzen wollen. Picards nachdenkliche Miene passt hierzu auch deutlich besser. Vielen Dank an unsere Leser Thiemo K. und Johannes Henn für diesen Hinweis.

Insgesamt lässt sich sagen, dass dieser Verschwörungs-Handlungsbogen sehr vielversprechend begann, dann jedoch ein völlig verkorkstes Ende bekam. Somit kommt die Episode auf vier von sechs Punkten, denn bis zum Finale bleibt sie gut, wird dann aber in den Keller gerissen.

Spannung: 5 SFX: 3 Handlung: 3 Gesamt: 4
Zusammenhänge
  • Admiral Quinn und Commander Remmick waren bereits in "Prüfungen" zu sehen, dort wurde auch die Verschwörung erstmals erwähnt.
  • Die merkwürdigen und namenlosen Aliens haben scheinbar einen solchen Schrecken bekommen, dass sie sich in den nächsten Jahrzehnten erst einmal nicht mehr im TV blicken lassen.
  • Allerdings tauchen sie in den DS9-Romanen wieder auf, erstmals in "Einheit".
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Ausdruck vom: 21. 11. 2024
Stand des Reviews: 15. 11. 2024
URL: http://www.startrek-index.de/tv/tng1_25.htm