Episodenbeschreibung
Sternzeit: 41775,5
Die Enterprise ist auf dem Weg zur Ozeanwelt
Pacifica; zwar hat man eine offizielle Mission,
dennoch freuen sich die meisten Crewmitglieder schon
auf die Gelegenheit, ausgiebig zu schwimmen und das
eine oder andere Sonnenbad zu nehmen. Lediglich Worf
ist von der Idee wenig angetan, und Data meint, man
könne sich doch ein identisches Szenario auf dem
Holodeck erschaffen - was Troi und Riker nicht
nachvollziehen können, da es real doch immer etwas
anderes ist als auf dem Holodeck.
Dann erhält man plötzlich einen Code 47: Eine
geheime Sternenflottenmitteilung, die ausschließlich
für den Captain bestimmt ist. Als Picard deswegen
geweckt wird, ist er plötzlich hellwach und nimmt
die Nachricht in seinem Quartier entgegen, nachdem
der Computer ihn anhand seines Stimmenmusters
identifiziert hat.
Zu Picards Überraschung ist es sein alter Freund
Walker Keel, der zu ihm Kontakt aufnimmt. Keel meint,
selbst über diese gesicherte Frequenz könne er
nicht offen reden, doch er warnt Picard, dass etwas
im Gange sei und er eine schwierige Entscheidung zu
treffen habe. Etwas sei nicht in Ordnung mit der
Sternenflotte. Er bittet Picard, so schnell er kann
nach Dytallix B zu kommen und seine Pacifica-Mission
zu unterbrechen. Außerdem gibt er Picard noch die
Warnung mit auf den Weg, niemandem zu trauen...
Mürrisch stimmt Picard zu: Auf der Brücke
angekommen, lässt er Kurs auf Dytallix B setzen und
hofft, dass die Verzögerung ihrer Mission nicht zu
lange dauern wird.
Riker ist ob dieses Befehls verwundert und fragt Data
über Dytallix B aus. Data erläutert, dass es sich
um einen von sieben Planeten handelt, auf denen die
Dytallix-Company im Auftrag der Föderation Bergbau
betrieb. Er liegt im Mira-System und ist der fünfte
von sechs Planeten, die den roten Riesen Mira
umkreisen. Soweit Data weiß, wurden die Minen auf
Dytallix B bereits vor Jahren stillgelegt.
Im Mira-System angekommen, entdeckt man drei
Sternenflottenschiffe im Orbit von Dytallix B.
Darunter sind zwei Fregatten, nämlich die USS
Renegade unter Captain Traila Scott und die USS
Thomas Payne unter Cpt. Rix, sowie ein schwerer
Kreuzer der Ambassador-Klasse, die USS Horatio unter
dem Kommando von Cpt. Keel.
Im Eingang der Mine werden drei Lebensformen
angezeigt, also beamt Picard alleine herunter.
Auf dem
Planeten angekommen, betritt er etwas verunsichert
die Mine, wo ihn Cpt. Rix und Cpt. Scott
überraschend mit Waffen bedrohen. Walker Keel kommt
hinter einem Felsvorspung hervor:
"Danke für Ihr Kommen."
Picard meint:
"Eine seltsame Begrüßung, alter
Freund..."
"Eine Frage, Jean-Luc: Wo haben wir uns
kennengelernt?"
Als Picard zögert, mischt sich Rix ein:
"Beantworten Sie die Frage!"
"Auf Tau-Ceti III, in einer Bar; es war ein
ziemlich... exotischer Platz... na, zufrieden?!"
Keel insistiert:
"Erinnern Sie sich, wie Sie Beverly und Jack
Crusher miteinander bekannt machten?"
"Ich kannte Beverly zu der Zeit nicht; Sie haben
sie miteinander bekannt gemacht!"
"Irrtum, es war mein Bruder..."
"Sie haben keinen Bruder, sondern zwei
Schwestern: Ann und Melissa. Was soll denn dieser
ganze lächerliche Unsinn?!"
Keel scheint nun zufrieden; er meint, er musste erst
sicher gehen, dass Picard auch wirklich er selbst
ist. Dann stellt er die beiden anderen Captains
offiziell vor: Captain Rix, den Picard bereits von
einer Konferenz auf Alteran kennt, und Captain Scott:
In der Sternflotte stieg bisher niemand so schnell
wie sie zum Captain auf.
Die drei berichten, dass sich etwas anbahnt: Es gäbe
eine Bedrohung von Seiten des
Sternenflottenkommandos. In den letzten Monaten wurde
eine Reihe merkwürdiger Befehle gegeben. Sternbasis
12 wurde für zwei ganze Tage vollständig evakuiert,
ohne dass es eine vernünftige Erklärung dafür
gegeben hätte. Und dann gab es eine Reihe von
Todesfällen: McKinney, Rinesipe, Unna Karapleedys...
es sei sehr fragwürdig, dass das alles Unfälle
waren, wie es offiziell heißt. Die Enterprise als
Flaggschiff der Sternenflotte stellt mit Sicherheit
ein bevorzugtes Ziel dar - auch wenn man nicht sagen
kann, für wen sie überhaupt ein Ziel sein sollte.
Picard ist nicht überzeugt: Ohne vernünftige
Beweise hält er das alles nur für vages Gerede und
irrationale Verdächtigungen. Keel nimmt ihm das
nicht übel, aber er warnt Picard noch einmal
eindringlich, die Augen offen zu halten und sich den
Rücken frei zu halten. Immerhin wäre zumindest sein
Erster Offizier seit dem letzten Aufenthalt auf der
Erde verändert, obgleich sein Schiffsarzt nichts
ungewöhnliches entdecken konnte. Picard stimmt zu,
über dieses Treffen völlige Geheimhaltung zu
bewahren und verabschiedet sich.
Zurück
auf der Enterprise lässt er wieder Kurs auf Pacifica
setzen, behält jedoch seine Gedanken zunächst für
sich. Als Beverly, die von der Anwesenheit der
Horatio erfuhr, fragt, ob der Captain Walker Keel
getroffen habe, meint Picard, das habe er leider
nicht...
Obwohl Picard skeptisch bleibt, beauftragt er Data
mit einer umfassenden Récherche über merkwürdige
Vorgänge bei der Sternenflotte in den letzten
Monaten.
Als Worf in einem nahe gelegenen Sektor Turbulenzen
ortet, lässt der Captain dorthin Kurs setzen. Wie
sich zeigt, handelt es sich um die Überreste der
Horatio: Sie wurde vollständig zerstört.
Ins
Grübeln gekommen, weiht der Captain Riker ein: Er
erzählt ihm alles, was er von Keel und den beiden
anderen erfahren hat. Zudem erwähnt er den
Zusammenhang zu den Worten Admiral Quinns, der vor
einigen Wochen auf der Enterprise war und von einer
Verschwörung gesprochen hatte.
Data ist indes mit der Suche nach Indizien
beschäftigt, erwähnt nebenbei zu sich selbst:
"Erstaunlich... das ist in der Tat sehr
ungewöhnlich..."
Der Computer meldet sich:
"Inhalt unklar. Bitte Anweisung
wiederholen."
"Das war keine Anweisung. Ich habe nur... mit
mir selbst gesprochen... eine... menschliche...
Eigenschaft, die... durch eine Reihe überraschender
Fakten ausgelöst wird; manchmal auch ein Zeichen
für Senilität; häufig dient sie auch dem Zweck,
wichtige Entscheidungen richtig zu treffen; oder sie
könn-"
"Danke, Sir, ich habe verstanden. Bitte geben
Sie jetzt Anweisung, wie ich fortfahren soll."
"Zeige bitte die restlichen Files...
hochinteressant..."
Als Data die Ergebnisse seiner Untersuchung
zusammengetragen hat, sucht er Riker und Picard in der
Beobachtungslounge auf: In den letzten Monaten gab es
auf verschiedenen Außenposten der Föderation
interessante Umgruppierungen. Dabei wurden neue
Offiziere direkt aus dem inneren Kreis der
Sternenflotte auf die Außenposten versetzt. Data
folgert, dass dies der Versuch ist, die wichtigsten
Sektoren des Föderationsraumes zu kontrollieren.
Handelt es sich gar um die Vorbereitung einer
Invasion?
Picard und Riker beschließen, sofort zum
Sternenflottenhauptquartier auf der Erde zu fliegen,
um Klarheit zu erlangen. Zudem weiht der Captain nun
die gesamte Brückencrew ein.
Im
Sektor 001 angekommen, wird die Enterprise vom
Sternenflottenkommando begrüßt. Die Admirals Savar
(ein Vulkanier), Aaron und Quinn wundern sich
allerdings über den Zeitpunkt des Besuches, zumal
die Enterprise die Pacifica-Mission abgebrochen hat.
Picard meint, er würde das gerne persönlich
klären. Nachdem sich die Admirals kurz flüsternd
mit dem ebenfalls anwesenden Commander Remmick
beraten, laden sie Picard und Riker zum Essen ein,
was der Captain dankend annimmt.
Bevor
man herunterbeamt, kommt Admiral Quinn an Bord; er
meint, er würde unter Umständen einige Zeit hier
bleiben. Picard vermutet, dass Quinn mit ihm unter
vier Augen reden will, doch erweist sich das als
falsche Annahme. Ganz im Gegenteil erläutert Quinn,
dass Picard sein Gerede von Verschwörungen viel zu
ernst genommen habe...
... allerdings bemerkt Picard, dass Quinn erstaunlich
fit ist - bei seinem letzten Besuch vor wenigen
Monaten wirkte er alt und erschöpft, doch nun ist
davon nichts mehr zu bemerken. Picard ist sich
sicher: Dies ist nicht Quinn! Er beauftragt Riker,
Quinn irgendwie auf die Krankenstation zu bringen,
damit Beverly ihn untersuchen kann. Indes will er
selbst schon einmal herunterbeamen. Riker soll so
bald als möglich nachkommen.
Als Riker dem Admiral in dessen Quartier folgt, wird
er auf eine kleine Tasche aufmerksam, die Quinn bei
sich hat. Quinn erläutert, er hätte eine Lebensform
von einem unbekannten Planeten dabei - und offenbar
hat er noch einiges damit vor, denn als er Rikers
Misstrauen bemerkt, prügelt er auf den stämmigen
und viel jüngeren Commander ein, als wäre er
Profiboxer in den besten Jahren. Riker bleibt nur,
die Sicherheit zu rufen, bevor er bewusstlos
geprügelt wird. Worf und Geordi werden ebenfalls von
Quinn besiegt, erst Doktor Crusher kann Quinn mit
Hilfe eines Phasers stoppen. Sogleich macht sie sich
daran, den Admiral auf der Krankenstation zu
untersuchen, nachdem sie die drei geschundenen
Crewmitglieder versorgt hat. Ihr fällt eine
merkwürdige Kieme auf, die seitlich aus Quinns Hals
herausragt.
Picard
hat inzwischen ein wenig Smalltalk mit den beiden
anderen Admirals betrieben und wundert sich sehr
über die allgemeinen Umstände: Zum einen scheint
es, Aaron und Savar hätten etwas zu verbergen, zum
anderen sind die Korridore hier im Hauptquartier
merkwürdigerweise vollkommen leer, wohingegen sie
bei Picards letztem Besuch vor Leuten beinahe
überquollen. Kurz vor dem Essen wird er von Crusher
gerufen, die ihn warnt, dass die Kiemen am Hals ein
Hinweis auf einen fremden Organismus sind und ihn
bittet, sich in Acht zu nehmen.
Das
Essen erweist sich als besondere Delikatesse -
zumindest für fremdartige Aliens, denn Picard
zumindest findet keinen großen Gefallen an den
lebenden Würmern, die hier serviert werden...
... die Situation ist ihm endgültig zu merkwürdig,
und so will er gehen. Doch Riker kommt ihm entgegen
und hält ihn auf: Auch Riker hat eine der
merkwürdigen Kiemen an seinem Hals. Er erklärt den
Admirals, dass der Parasit, der eigentlich für Dr.
Crusher bestimmt war, von Quinn an Riker gegeben
werden musste, da ihm der Commander dazwischen
gefunkt hatte. Savar und Aaron sind zufrieden: Mit
dem Captain und dem Ersten Offizier sollten sie die
Enterprise wohl unter ihrer Kontrolle haben. Dann
stellen sie Captain Scott vor, die ebenfalls einen
Parasiten in sich trägt. Bevor sie auch Picard mit
einem Parasiten "beglücken", wollen sie
erst einmal essen. Aufmerksam verfolgen sie, wie
Riker seine erste Nahrung als Alien zu sich nimmt -
doch dann zückt Riker einen Phaser und schießt
Savar nieder, Picard kann Scott außer Gefecht
setzen. Aaron können die beiden auf dem Flur stellen
und ebenfalls niederschießen. Der Parasit, der aus
Aarons Mund herauskrabbelt, kriecht in einen nahen
Raum. Schnell folgen ihm Riker und Picard. Riker
erklärt, dass Crusher ihm eine falsche Kieme
anoperiert hatte, damit er Picard zu Hilfe kommen
konnte.
In dem Raum befindet sich lediglich Cmdr. Remmick.
Ohne sich zu weigern oder zu wehren lässt er den
geflüchteteten Parasiten in seinen Mund krabbeln.
Den beiden verwirrten und angewiderten
Enterprise-Offizieren erklärt er: "Wir wollen
nichts Böses tun. Wir hoffen auf eine friedliche,
dauerhafte Koexistenz."
Picard und Riker scheinen davon wenig angetan:
Gleichzeitig heben sie ihre Waffen und erschießen
Remmick sowie die Parasiten, die sich in Remmicks
Körper aufhielten.
Zurück
auf der Enterprise zeigt sich, dass Quinn sich wieder
erholt hat: Der Parasit hat seinen Körper verlassen,
ähnlich geht es Savar und Aaron. Zwar weiß man noch
nicht genau, wie viele Personen insgesamt infiziert
waren, doch scheint es, dass die Parasiten nach
Verlassen ihrer menschlichen Wirtskörper starben,
während die Wirte überleben.
Schließlich meldet Data, dass Remmick noch eine
Meldung in einen abgelegenen und unerforschten Sektor
abgesetzt hat, bevor er erschossen wurde. Es scheint
sich um eine Warnung zu handeln - eine Warnung vor
der Menschheit...
Bewertung
Nachdem Q, der im Serienauftakt
"Der Mächtige/Mission Farpoint"
zu sehen war, in "Rikers Versuchung" erneut auftauchte, ist
"Die Verschwörung" die zweite Episode der
Serie, die einen übergreifenden Zusammenhang
herstellt. In "Prüfungen" kam Admiral Quinn mit
Commander Remmick an Bord und ließ Picard
genauestens überprüfen. Schließlich erwähnte er,
dass sich in höchsten Kreisen der Sternenflotte
etwas anbahne und er eine Verschwörung vermute, doch
hatte er keine Beweise und wusste auch nicht, wer oder
was dafür verantwortlich sei. Dennoch warnte er
Picard und bat ihn, die Augen offen zu halten.
Hier nun spricht Walker Keel, ein Jugendfreund
Picards und zusammen mit dem verstorbenen Jack
Crusher früher einer von Picards engsten Vertrauten,
ähnliche Verdächtigungen aus - und stirbt sogleich
bei der Explosion seines Raumschiffes. Alle Zeichen
stehen auf Sturm, wie es scheint.
Die
Story entwickelt sich denn auch von Anfang an sehr
spannend. Die große Familie, die die Sternenflotte
ansonsten darstellt, ist plötzlich sehr gefährlich
geworden, man kann niemandem mehr trauen, und von
allen Seiten scheint Gefahr zu drohen. Wenn es jemand
schafft, ein Schiff wie die Horatio zu zerstören
(die Enterprise-C, zu sehen in
"Die alte Enterprise", gehört ebenfalls zur
Ambassador-Klasse), muss er in der Tat einigermaßen
mächtig oder zumindest geschult sein, da es
unzählige Sicherheitsvorrichtungen gibt, um Sabotage
zu verhindern. Als Zuschauer kann man gut
nachvollziehen, dass Picard sich alles andere als
wohlfühlt: Er hat nicht die geringste Ahnung, was
vor sich geht oder vor wem genau er sich in Acht
nehmen soll; wenn das Sternenflottenkommando auf die
eine oder andere Weise infiltriert wurde, an wen kann
man sich dann noch wenden?
Picards Lösung, sich dem Problem direkt zu stellen,
ist sehr mutig, denn er begibt sich natürlich mitten
in die Höhle des Löwen. Andererseits kann er,
spätestens nach der Zerstörung der Horatio, nicht
untätig herumsitzen und hoffen, dass sich die Fragen
mit der Zeit von selbst klären werden. So bahnt sich
mit seiner Entscheidung, zur Erde zu fliegen, das
Finale der Episode an. Dieses beginnt mit Quinn, der
an Bord kommt, aber alles abstreitet, was
irgendwelche Verschwörungstheorien betrifft. Damit
ist klar, dass Quinn selbst in die Verschwörung
verstrickt ist.
Dass Picard dann alleine und unbewaffnet ins
Hauptquartier herunterbeamt, ist allerdings fast
schon eher dumm als mutig; zwar erwähnt er Beverly
gegenüber, dass man das Hauptquartier der
Sternenflotte natürlich nicht bewaffnet betritt,
doch hätte er andererseits zumindest den einen oder
anderen Trick vorbereiten können, wie z.B. eine
offen bleibende Com-Verbindung oder eine ständige
Erfassung durch die Schiffstransporter.
Wie dem
auch sei, die Auflösung der Story ist enttäuschend:
Nachdem man einige Zeit hatte, sich Gedanken über
die Verschwörung zu machen und Theorien
aufzustellen, sind es nun kleine Krabbelaliens, die
hier für Unruhe sorgen. Die Personen, die von ihnen
kontrolliert werden, sind nicht mehr sie selbst, und
damit ist klar, dass dies ein externer Angriff war,
der von innen heraus geführt wurde.
An
dieser Stelle sei erwähnt, dass das ursprüngliche
Drehbuch tatsächlich eine Verschwörung führender
Sternenflottenoffiziere vorsah. Doch missfiel Gene
Roddenberry diese Idee dermaßen, dass er trotz
einiger Einwände die Alien-Story durchsetzte; der
Gedanke, die Friede-Freude-Eierkuchen Sternenflotte
könne u.U. doch nicht so rosig sein, so dass sich
einige Leute zu einer Verschwörung zusammentun,
passte nicht in das Bild, das Roddenberry von der
Sternenflotte hatte.
Allerdings
fragt sich dann, wie das Handeln Picards und Rikers
in sein Bild passt: Natürlich müssen sie mit dem
Schlimmsten rechnen. Doch als sie schließlich auf
Remmick schießen, fragt man sich, ob das wirklich
nötig war: Remmick war unbewaffnet und stellte zu
dem Zeitpunkt keine konkrete Bedrohung dar. Dennoch
behauptet Picard anschließend, man hätte keine Wahl
gehabt. Das ist nicht nachzuvollziehen: Trotz des
rigorosen Vorgehens der Aliens hat Picard nicht den
geringsten Versuch unternommen, einen Dialog
anzufangen. Was ist mit Direktive 010 (VOY:
"In Fleisch und Blut"), die besagt, dass vor einem
bewaffneten Konflikt unbedingt versucht werden muss,
einen ersten Kontakt herzustellen und einen
friedlichen Dialog zu suchen, um eventuelle Probleme
und kulturelle Differenzen zu lösen bzw. zu
überbrücken? Die Methode "wir töten die
Aliens und stellen dann Nachforschungen an"
lässt sich mit dieser Direktive nicht gerade
vereinbaren.
Doch
auch die Motive der Aliens selbst sind schwer
nachzuvollziehen: Wie es scheint, arbeiten sie seit
Monaten daran, strategisch wichtige Sternenbasen und
Außenposten unter ihre Kontrolle zu bringen;
hochrangige Angehörige der Sternenflotte werden
gegen ihren Willen von den Aliens kontrolliert,
mindestens ein ganzes Raumschiff wurde von ihnen
zerstört, nicht zu vergessen die von Scott
erwähnten Todesfälle der letzten Zeit (vermutlich
handelt es sich bei den genannten Personen ebenfalls
um hochrangige Angehörige von Föderation oder
Sternenflotte). Als sie dann durch Cmdr. Remmick
sagen: "Wir wollen nichts Böses tun. Wir hoffen
auf eine friedliche, dauerhafte Koexistenz", was
erwarten sie denn als Reaktion Picards? Dass er all
die Toten vergisst und die Infiltration ignoriert?
Den Aliens muss klar sein, dass ihr verdecktes
Vorgehen bei der Sternenflotte Angst, Misstrauen und
auch Hass auslöst, sobald es bekannt wird. Obwohl
alles darauf hinweist, dass die Aliens eine Invasion
vorbereitet haben, warnt das Remmick-Alien kurz vor
seinem Tod seine Heimat, dass die Menschheit
gefährlich sei. Dazu kann man nur sagen: Wer mit dem
Feuer spielt, läuft Gefahr, sich dabei zu
verbrennen (allerdings nur in der deutschen Fassung; siehe die
Erwähnungen weiter unten).
Dennoch: Dass Picard und Riker den unbewaffneten Remmick
erschießen, ist sehr untypisch.
Ebenfalls
negativ fällt die Situation nach der Klärung der
Lage auf: In einigen kurzen Sätzen wird erwähnt,
dass alles wieder gut sei. Soll man wirklich glauben,
dass die gründliche Infiltration nun abgebrochen
wird, bloß wegen eines kleinen Rückschlages? Und
selbst wenn: Nach allem, was vorgefallen ist, sollte
man doch meinen, dass das Sternenflottenkommando in
einem akuten Anfall von Paranoia erst einmal sicher
stellt, dass sich keine Aliens mehr auf der Erde und
auf all den Sternenbasen und Raumschiffen befinden.
Stattdessen heißt es, die Aliens hätten die Wirte
verlassen und wären tot. Eine viel zu einfache
Lösung für ein dermaßen großangelegtes Szenario.
Zur
Handlung kann man also sagen, dass sie sich zunächst
sehr gut entwickelt, die Spannung wird kontinuierlich
gesteigert, doch als sie eigentlich den Höhepunkt
erreichen sollte, fällt sie plötzlich in den Keller.
Die Effekte sind recht ordentlich.
Bleiben einige Erwähnungen zu tätigen:
-
Die Episode beginnt mit einem Scherz Geordis, den Data
dann analysiert und als komisch befindet. Um diese
Erkenntnis zu unterstützen, versucht Data, zu
lachen, was ihm aber nicht so recht gelingen will -
einfach herrlich.
-
Leider bekommt man die anderen Schiffe im Orbit um
Dytallix B nicht zu sehen.
-
Das Hauptquartier der Sternenflotte ist zumindest
in der Außenansicht sehr interessant gestaltet und
deckt sich mit den Beobachtungen in
"Star Trek: Der Film";
die Innenaufnahmen sind jedoch recht
simpel, die Kulissen höchstens mittelmäßig.
-
Als Picard Riker erklärt, dass Quinn offenbar
nicht er selbst ist, tut er das im Transporterraum.
Gleich darauf sagt er "Energie" und lässt
sich herunterbeamen. Zwangsläufig muss also ein
Crewman oder ein Transporterchief im Raum gewesen
sein. Hätte sich Picard, während er einen Admiral
diskreditiert, nicht einen geeigneteren Raum suchen
sollen?
-
Als Riker von Quinn verprügelt wird und die
Sicherheit ruft, lassen sich auch Worf und Geordi
verprügeln, bevor Beverly Quinn mit einem Phaser
erledigt. Braucht es wirklich eine Ärztin, um auf
diese geniale Idee zu kommen?
-
Keel sagt, sein Erster Offizier verhalte sich seit
einiger Zeit merkwürdig, doch sein Arzt konnte
nichts feststellen. Beverly braucht gerade mal 10
Sekunden, um die Kieme an Quinns Hals zu entdecken.
Sind andere Ärzte wirklich so unfähig? Außerdem
sollte ein einfacher Tricorderscan die Aliens
entdecken können, die immerhin 15 bis 20 cm groß
sind.
-
Worf meldet kurz nach dem Abflug von Dytallix B
Turbulenzen, und Geordi ergänzt, diese befänden
sich in Sektor 23. Wenig später meldet er, man wäre
jetzt in der Nähe von Sektor 63, und Picard
befiehlt, unter Warp zu gehen...
-
Keel verlangt, das Treffen auf Dytallix B geheim zu
halten. Da aber die aktuelle Position sicher nicht
der Geheimhaltung unterliegt, werden allein auf
Enterprise etwa 1.000 Personen feststellen, dass man
nicht auf dem Weg nach Pacifica ist. Und selbst wenn
man die Position nicht kennt: Ein Blick aus dem
Fenster genügt, um zu wissen, dass man unter Warp
gegangen ist und sich im Orbit eines Planeten
befindet. Das sollte Hinweis genug sein, dass hier
etwas Merkwürdiges vor sich geht...
-
Auch scheint merkwürdig, dass Keel trotz der Geheimnistuerei
Picard einen schönen Gruß an Beverly mitgibt. Vielen Dank an unseren
Leser Thomas Winzinger für diesen Hinweis.
-
Als Picard und Riker Remmick erschießen, bemerkt
man einen plötzlichen Schnitt. In der
Originalversion sieht man Remmicks Kopf explodieren,
in der deutschen Fassung wurde diese Szene
herausgeschnitten. Allerdings hat man vergessen,
dieselbe Szene in Rikers Erinnerungen in
"Kraft der Träume"
herauszuschneiden, dort ist sie zu sehen.
Wie unser Leser Klaus Schröder berichtet, war die Szene in der
ZDF-Erstausstrahlung übrigens noch enthalten und wurde erst später
bei den Wiederholungen auf SAT.1 entfernt.
-
Hervorragend ist, trotz aller negativen Aspekte,
die letzte Szene der Episode: Man sieht die
Enterprise langsam vorbeifliegen, und hört
Radiosignale (Data hatte direkt zuvor die
Übertragung erwähnt, in der vor der Menschheit
gewarnt wird). Eindrucksvoll!
-
Zugleich ist die Aussage der letzten Szene in der deutschen
Fassung arg sinnentstellt. Data berichtet hier von einem
Warnsignal. Im Original ist stattdessen von einem Homing Beacon
(etwa "Richtungsweiser" oder "Funkfeuer") die Rede, was darauf
hindeutet, dass die Aliens die Invasion später fortsetzen wollen.
Picards nachdenkliche Miene passt hierzu auch deutlich besser.
Vielen Dank an unsere Leser Thiemo K. und Johannes Henn für diesen Hinweis.
Insgesamt lässt sich sagen, dass dieser
Verschwörungs-Handlungsbogen sehr vielversprechend
begann, dann jedoch ein völlig verkorkstes Ende
bekam. Somit kommt die Episode auf vier von sechs
Punkten, denn bis zum Finale bleibt sie gut, wird
dann aber in den Keller gerissen.
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