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TNG 1.18 Ein Planet wehrt sich


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von Yann - Patrick Schlame

Episodenbeschreibung

Sternzeit: 41463,9
Die Enterprise soll auf Velara III den Fortschritt der Terraformingstation überprüfen und sich vom Wohlergehen der vier Wissenschaftler überzeugen, die hier in völliger Abgeschiedenheit arbeiten und leben. Erst nach mehreren Rufen antwortet der Leiter der Station, Direktor Mandel, der keinen Besuch erwartet hatte. Er versichert zwar, es sei alles in bester Ordnung, doch Troi spürt, dass er etwas zurückhält. Picard beschließt, ein Außenteam herunterzuschicken, um sicherzustellen, dass es keine Probleme gibt.
Auf der Station, die mitten in der Einöde des kargen Planeten errichtet wurde, wird Rikers Außenteam von Louisa Kim, der Botanikspezialistin, begrüßt, die auch gleich den Rest ihres Teams vorstellt: Zum einen den Hydraulikspezialisten Arthur Melancon, zum anderen den Chefingenieur Bjørn Benson. Im Gegensatz zu Mandel ist sie sehr offen und berichtet begeistert von ihrer Arbeit und ihren Fortschritten. Sie erklärt, dass dieser Planet ideal ist für ihr Vorhaben: Vor allem beherbergt er kein Leben und wird nach Kenntnis der Föderation auch niemals in der Lage sein, welches hervorzubringen. Damit ist der Arbeit der Terraformer Tür und Tor geöffnet, die hier im Laufe von knapp 30 Jahren eine üppige Biosphäre erschaffen wollen. Data bewundert die Arbeitsmethoden, während Troi und Riker eher davon fasziniert sind, dass die Wissenschaftler die Entbehrungen der Einsamkeit auf sich nehmen, um hier eine neue Welt zu erschaffen.
Bald darauf kommt Mandel herein und entschuldigt sich für sein etwas unfreundliches Verhalten während des vorigen Gesprächs mit der Enterprise. Er erklärt, dass man gerade in einer kritischen Phase sei und deswegen keine Ablenkung gebrauchen könne. Nebenbei schickt er Melancon in die Hydraulikkammer, um dort weiter zu arbeiten.
Nach kurzer Zeit meldet Troi, dass Melancon in Gefahr schwebt: Sie spürt, dass er große Angst hat. Sogleich hört man ihn aus der Kammer heraus um Hilfe schreien, zugleich ertönen Geräusche von Schüssen. Die Tür der Kammer lässt sich jedoch erst öffnen, als es bereits zu spät ist: Melancon wurde von einem Laserbohrer getroffen und ist schwer verletzt. Riker, Troi, Kim und Mandel begeben sich zusammen mit dem Verwundeten auf die Enterprise, während Geordi und Data herauszufinden versuchen, was vorgefallen ist. Data begibt sich in die Kammer und reproduziert Melancons Arbeit. Plötzlich wird auch er von dem Bohrer angegriffen, doch es gelingt ihm, den Bohrer zu zerstören - was Benson nicht gerade glücklich stimmt, da in dem Bohrer die Arbeit eines ganzen Jahres steckte. Dennoch ist er natürlich froh, dass Data nichts passiert ist.
Data ist sich sicher, dass der Angriff des Bohrers von einem Verstand gelenkt wurde, da er sich Datas Ausweichmanövern angepasst und sie vorausgesehen hat. Interessanterweise wurde der Bohrer aber nicht vom Hauptcomputer aus gesteuert.

Picard konfrontiert in seinem Bereitschaftsraum Mandel damit. Jener gibt vor, von nichts zu wissen und das für sehr mysteriös zu halten. Allerdings habe er einen Zeitplan einzuhalten und müsse unverzüglich mit der Arbeit fortfahren, worauf Picard erwidert, dass der Zeitplan bis zur Klärung des Zwischenfalls ausgesetzt ist. Zusammen mit Riker und Tasha überlegt er, wer für den Angriff verantwortlich sein könnte; es kommen nur die Terraformer in Frage, da sich niemand anders auf dem Planeten aufhielt. Doch was ist das Motiv? Er beauftragt Tasha, Dossiers zusammenzustellen und zu überprüfen, welcher der Wissenschaftler überhaupt zu der Manipulation des Bohrers in der Lage gewesen wäre.

In einem der Löcher, das von der Station aus in die Erdkruste des Planeten gebrannt wurde, entdeckt Geordi indes ein pulsierendes Licht, das von anorganischer Materie stammt. Data stellt die Hypothese auf, dass es sich um eine Lebensform handeln könnte, obwohl bisher keine anorganischen Lebensformen bekannt sind. Man beamt das mikroskopische Objekt auf die Enterprise. Auch Crusher und der Schiffscomputer sind überfragt, kommen aber zu der Schlussfolgerung, dass es sich anhand der gegebenen Informationen offenbar tatsächlich um Leben handelt, zumal es auf die Nähe von Menschen mit Summen reagiert - offenbar eine instinktive Handlung eines mehr oder minder intelligenten Wesens.

Mit diesen Informationen konfrontiert, erklärt Mandel, er hätte von dieser möglichen Lebensform nichts gewusst - immerhin ist es seine Aufgabe, Leben zu schaffen, und nicht, es zu zerstören. Deanna glaubt ihm, dass er keine bösen Absichten hegt, meint aber gegenüber Picard, dass Mandel etwas über die Lebensform weiß. Interessanterweise sind der mittlerweile verstorbene Melancon und Mandel die einzigen, die die nötigen Kenntnisse zum Manipulieren des Bohrers haben; falls Mandel also von der Lebensform wusste, hätte er ein Motiv gehabt, Melancon zu töten, sollte jener ebenfalls davon gewusst haben, da die Föderationsdirektiven klar besagen, dass ein Planet, auf dem bereits Leben in welcher Form auch immer existiert, keinem Terraforming unterzogen werden darf. Damit wäre das Projekt gescheitert gewesen. Doch ist Mandel wirklich der Mörder? Sein Motiv ist jedenfalls noch lange kein Beweis.

Dann wird der Captain ins Labor gerufen: Die Lebensform, wenn sie denn eine ist, verändert ihren Zustand, scheint inaktiv zu werden, nur um anschließend um so lauter zu summen - und sich dann zu teilen, so dass plötzlich zwei Zellen existieren. Der Prozess der autonomen Fortpflanzung kann nur von Lebewesen vollzogen werden - damit ist diese Frage also beantwortet. Allerdings hat das Eindämmungsfeld, unter dem das Wesen vorsichtshalber gehalten wird, dem Energiestoß nicht standgehalten, und Crusher scheucht sofort alle hinaus aus dem Labor. Man errichtet ein Kraftfeld um das gesamte Labor herum, um sicherzustellen, dass keine Gefahr von der Lebensform ausgeht.

In einer Besprechung mit den Wissenschaftlern zeigt sich, dass Mandel in der Tat von den Lebensformen wusste, aber nach eigenem Bekunden hielt er sie nicht für lebendig - immerhin hatten Sternenflottenwissenschaftler mehrfach bescheinigt, auf Velara III gäbe es absolut kein Leben. Auch Benson, der sich über die merkwürdigen Muster gewundert hatte, die seit Errichtung der Station ab und zu im Sand zu sehen waren und mitunter ihre Form veränderten, hatte nicht geglaubt, dass es sich dabei um Lebewesen handeln könnte.

Als die unbekannte Lebensform sich mehrfach geteilt hat, sinkt die Integrität des Quarantänefeldes immer weiter, die umliegenden Sektionen werden vorsichtshalber evakuiert. Dann gelingt es dem Universaltranslator, die Lichtmuster in Sprache zu übersetzen, und so kann man erstmals mit der Lebensform kommunizieren. Sie erklärt, dass die hässlichen Beutel, die hauptsächlich mit Wasser gefüllt sind (wie Data erklärt, ist das eine genaue Beschreibung der Menschen, die zu über 90% aus Wasser bestehen), nicht hören wollten; Mandel hätte gewusst, dass die Lebensform existiert, und dennoch wären die Arbeiten fortgesetzt worden. Nun wird es Krieg geben.
Es gelingt der Lebensform, Zugriff auf den Schiffscomputer zu nehmen und das Schiff mehrfach kräftig durchzuschütteln, was Picard gar nicht gefällt. Doch der Versuch, die Lebensform auf den Planeten zurückzubeamen, misslingt, die Transporterenergie wird von der Lebensform abgelenkt. Auch der Versuch, die Luft abzupumpen und damit ein Vakuum im Labor zu erzeugen, misslingt.
Data ist inzwischen klargeworden, dass die Salzwasserschicht, die unter der Kruste des Planeten liegt, die Verbindung für die einzelnen Zellen der Lebensformen darstellt - ohne diese Verbindung sind die Zellen nicht in der Lage, intelligent zu handeln, da sie nur zusammen Intelligenz besitzen. Melancon hatte vorgehabt, das Salzwasser abzupumpen, daher hatten die Lebensformen den Bohrer manipuliert und Melancon zum Zwecke des Selbstschutzes getötet. Außerdem wird Data klar, dass die Lebensform an Bord der Enterprise die Energie zur Zellteilung nicht etwa aus den Schiffssystemen abzapft, sondern dass sie - wie Pflanzen - Photosynthese betreibt. Als Riker das Licht im Labor abschaltet, wird die Lebensform sofort inaktiv und meldet kläglich, dass man das Licht wieder anschalten solle. Picard veranlasst dies und erklärt, dass man der Lebensform freundlich gesonnen sei und dass man sie nur aus Unwissenheit bedroht hatte, nicht jedoch mit Absicht. Die Lebensform stimmt zu, den Krieg zu beenden, lässt Picard aber wissen, dass sie den hässlichen Beuteln nicht vertraut, da sie viel zu arrogant und primitiv seien. Daher sollen sie in 300 Jahren noch einmal wiederkommen, vielleicht würde man sich dann ja besser verstehen. Anschließend lässt sie sich ohne Widerstand auf den Planeten zurückbeamen.

Picard verhängt über Velara III eine unbegrenzte Quarantäne und verlässt den Orbit mit den Terraformern an Bord.




Bewertung

Nach "Die Sorge der Aldeaner" beschäftigt sich auch "Ein Planet wehrt sich" mit den möglichen Konsequenzen eines übersteigerten Glaubens an Technik und Wissenschaft: Die Sensoren und führende Wissenschaftler sagen, es gäbe auf Velara III kein Leben, also verschwenden die Wissenschaftler vor Ort auch keinen Gedanken daran, dass die merkwürdigen Lichter, die sich seit ihrer Ankunft im Sand beobachten ließen und mitunter komplexe Muster bildeten, eine Form von intelligentem Leben darstellen könnten, sondern gaben sich mit der Erklärung zufrieden, es würde sich wohl um ein natürliches Phänomen handeln, das auf diesem Planeten auftritt.
So fuhren sie mit ihrer Arbeit so lange fort, bis es zur unvermeidlichen Konfrontation kam: Die Lebensformen sahen sich bedroht, denn die Salzwasserschicht, die die Wissenschaftler abpumpen wollten, stellt ihre Existenzvoraussetzung dar.

Von diesem Standpunkt betrachtet ist die Episode einmal mehr sehr ansprechend, da ein interessanter Konflikt aufgeworfen wird. Etwas ungewohnt erscheint die Lebensform, die sich hier zu Wort meldet. Unser Leser T.S. schreibt dazu:

Unter "organischer Chemie" versteht man die Chemie der Kohlenstoffverbindungen. Kohlenstoff (C) ist aufgrund seiner 4 Valenzelektronen in der Lage, an 4 Seiten andere Atome zu binden und dadurch komplexe Riesenstrukturen aufzubauen. Alle Lebensformen der Erde aus dem Tier- und Pflanzenreich basieren auf Kohlenstoffverbindungen. Das dem Kohlenstoff ähnlichste Atom wäre Silizium. Es ist durchaus denkbar, dass sich auf Siliziumbasis Lebewesen entwickeln, die bei entsprechender Komplexität sogar intelligent sein könnten. Solche Lebewesen wären dann in der chemischen Einteilung als "anorganisch", also nicht auf C-basierend, zu bezeichnen.

Freilich ist die deutsche Übersetzung wieder einmal komplett falsch, weil Silicon mit "Silikon" statt mit "Silizium" übersetzt wurde, was völliger Unsinn ist.

Dem ist also wenig hinzuzufügen: Die anorganische Lebensform ist ein faszinierendes neues Lebewesen, von dem wir aber insgesamt nicht sehr viel erfahren.

Die Entwicklung der Handlung gestaltet sich nichtsdestotrotz gut: Vermutet man anfangs ein Mordkomplott unter den Wissenschaftlern, zeigt sich im Laufe der Zeit, dass die Erklärung anderswo gesucht werden muss. Dennoch bleiben bis zur Aufklärung die Zweifel gegenüber Dr. Mandel bestehen, da er sich weigert, mit der Wahrheit herauszurücken: Er gibt sich zwar unfreundlich und kurz angebunden, scheint aber nicht der Typ zu sein, der aufgrund von Besessenheit einen Kollegen umzubringen imstande wäre. Was also ist sein Geheimnis? Zum Schluss erfährt man es dann: Er wusste von den merkwürdigen Wesen, hat dieses Wissen aber geheimgehalten, um seine Arbeit fortsetzen zu können. Dabei hat er sich an den Strohhalm geklammert, dass es sich schon nicht um Leben handeln würde, da das ja ausgeschlossen ist und auch von der Sternenflotte bestätigt wurde. Abschließend hat sein anfangs eindimensionaler Charakter deutlich an Tiefe gewonnen, da seine Motive grundsätzlich ehrenvoll sind (Leben erschaffen), seine Vorgehensweise dies aber nicht ist (Ignorieren aller Anzeichen auf bestehendes Leben).

Weniger ansprechend als die Entwicklung von Handlung und Charakteren ist leider die Inszenierung. Mittelmäßige Kameraeinstellungen und größtenteils fade bzw. übertriebene Musik tragen nicht gerade zum Fernsehvergnügen bei, was die Gesamtnote ein wenig herunterdrückt.

Die Spannung ist nicht unbedingt hoch, obwohl die Enterprise kurzzeitig in höchster Gefahr schwebt. Allerdings spricht die Entwicklung der Handlung für die Spannung, da man bis zum Schluss auf eine Erklärung wartet und diese mehr oder weniger überraschend ist.

Die Effekte sind nicht gerade spektakulär, jedoch ordentlich. Insbesondere die Terraforming-Station wurde sowohl von außen als auch von innen mit einer Reihe von Details ausgestattet. Leider bekommt man lediglich zwei Räume innerhalb der Station zu sehen, die von außen riesig wirkt.

Vollkommen zurecht ergänzt unser Leser T.S. noch einen Aspekt:

Das bei Weitem Unwahrscheinlichste an dieser Folge ist m.E., dass das Übersetzungsmodul wieder einmal Signale einer völlig unbekannten Spezies ohne Vorinformationen über Wortschatz und Syntax in fließende englische Sätze verwandeln kann.

Eine weitere Anmerkung kommt von unserem Leser N. H.:

Ich möchte anmerken, dass es seltsam anmutet, wenn "noch nie anorganisches Leben nachgewiesen wurde", diesem aber schon in Das Duplikat in Form des "Kristallwesens" in sehr bedrohlicher Form begegnet wurde.

Unser Leser Christopher W. weist außerdem auf die TOS-Folge Horta rettet ihre Kinder hin, bei der sich die Handlung sehr ähnlich wie hier entwickelt. Bei der Horta handelt es sich ebenfalls um ein Siliziumwesen, womit ein weiterer Bezug übersehen wurde. Und in beiden Episoden wurde "Silicon" fälschlich als "Silikon" übersetzt und nicht als "Silizium".

Insgesamt ist "Ein Planet wehrt sich" eine weitere Episode, die man nicht unbedingt mehrfach anschauen muss, die aber durchaus die grauen Zellen anzuregen vermag. Wünschenswert wäre eine solidere Inszenierung gewesen.

Den Preis für die intelligenteste Aussage der gesamten Season gewinnt Captain Picard in dieser Episode mit folgendem Wortwechsel:

Geordi: "LaForge an Enterprise: es gibt neue Schwierigkeiten!"
Picard: "Bitte präzisieren!"
Geordi: "Data ist allein im Hydraulikraum, und der Laser spielt anscheinend verrückt..."
Picard: "Sie müssen ihn befreien!"

Worf hingegen sammelt Punkte, als der Computer sich mal wieder in eine Diskussion zwischem ihm, Data und Geordi einmischt:

Worf: "Die Frage bleibt... ist es wirkliches Leben?"
Computer: "Mit hoher Wahrscheinlichkeit."
Worf: "Dich habe ich nicht gefragt."

Spannung: 3 SFX: 3 Handlung: 4 Gesamt: 3
Zusammenhänge

Intelligente Lebewesen, die unerwartet auftauchen, gibt es beispielsweise auch in:

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Ausdruck vom: 22. 11. 2024
Stand des Reviews: 15. 11. 2024
URL: http://www.startrek-index.de/tv/tng1_18.htm