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Bewertung
von Matthias Weber
"Star Trek - The Motion Picture" hatte es nicht einfach. Mit
etlichen Produktionsproblemen kämpfend, war es für die
Verantwortlichen sicher schwierig ein vernünftiges Ergebnis
abzuliefern. Vielleicht ist der Film deswegen eine so zähe und
unkonzentrierte Veranstaltung, die leider nur in sehr wenigen
Momenten die Originalserie, wie wir sie in Erinnerung haben,
erreicht. Doch fangen wir beim Positiven an:
Ein gewaltloser Hollywood-Film
Das schöne an Star Trek 1 ist, dass er praktisch gewaltfrei ist
und vielleicht wie kein anderer Star Trek Film die
wissenschaftliche Mission der Föderation und den friedlichen
Gedanken hinter Star Trek verdeutlicht. Im Gegensatz zu "Krieg
der Sterne" geht es um keinen großen übermächtigen Feind, der
vernichtet werden muss. Im Gegenteil, die Bedrohung für die
Erde wird von Anfang an sehr wissenschaftlich, anstatt
militärisch angegangen und das Problem wird am Ende auf
friedliche Weise gelöst, indem man eine neue Art von Leben
schafft. Es stellt sich am Ende heraus, dass der Gegner, nicht
aus Bösartigkeit getötet hat, sondern aus einem Missverständnis
heraus.
In vielen der Nachfolgefilme wurden zugunsten des
Mainstream-Kino-Publikums große Antagonisten geschaffen, die
für viel Action und große Raumschlachten sorgten. Dabei blieben
leider des öfteren die Werte, die ursprünglich hinter Star Trek
standen, zum Beispiel Toleranz und Frieden, auf der Strecke. In
dieser Hinsicht knüpft "Star Trek 1" also nahtlos an die
Traditionen und Werte der Originalserie an und führt diese
weiter, was für einen Kinofilm nun wirklich erstaunlich
unkonventionell ist.
Die Spannung im Film
Doch bei aller gut gemeinter Botschaft und Moral war TOS immer
vor allem eine Serie, die es verstanden hat, den Zuschauer zu
unterhalten und 45 Minuten an den Bildschirm zu fesseln. Dies
schafft "Star Trek - Der Film" leider nicht. Roddenberry und
natürlich auch der Rest des Teams (er war sicher nicht allein
dafür verantwortlich) haben beim Drehbuch und bei der
Umsetzung einen der wichtigsten Bestandteile von Unterhaltung,
sei es nun TV- oder auch Kinounterhaltung vergessen und zwar die
Spannung. Wenn ein Film nicht spannend ist, können auch eine
noch so schöne Botschaft und noch so gute Effekte und
Schauspieler nichts mehr retten. Insofern ist die Spannung
vielleicht sogar der wichtigste Aspekt der TV- oder
Kinounterhaltung und genau dieser Aspekt wird bei "Star Trek -
Der Film" praktisch völlig ausgeklammert.
Die Story an sich, mit einer Voyager 6 Sonde, die in einem
schwarzen Loch verschwindet und 3 Jahrhunderte später wieder
zurückkommt und die gesammelten Daten ihrem Schöpfer
übermitteln will, mag ja recht originell sein, aber erstens ist
die Idee alt (man kennt sie bereits aus der TOS Folge 2.03:
Ich heiße Nomad) und zweitens
muss man im Film, bis zu dieser Erkenntnis sehr lange 120
Minuten überstehen. Die Geschichte wäre eigentlich schon für
eine normale Serienepisode recht dünn gewesen, bei einem 2
Stunden Film musste das ganze aber furchtbar gestreckt werden
und wirkt daher auch unheimlich langatmig. Den ganzen Film
durchziehen oft minutenlange Szenen, in denen die Crew nur auf
den Bildschirm starrt und praktisch überhaupt nichts passiert
und kein einziges Wort gewechselt wird. Auch wenn man bei
manchen Filmen der jüngeren Vergangenheit, bei denen die Macher
offenbar gedacht haben, es müsste alle 2 Minuten irgendwas in
die Luft fliegen um den Zuschauer bei Laune zu halten, solche
ruhigen Szenen zu wünschen wären, nervt die totale
Tatenlosigkeit in diesem Film doch recht schnell.
Der Film orientiert sich in der Machart ganz offensichtlich an
Stanley Kubricks Science Fiction Klassiker "2001" aus dem Jahr
1968. Leider kann der Film zu keinem Zeitpunkt dessen Klasse
erreichen.
Die Handlung
Die Ausgangssituation des Films erscheint an den Haaren
herbeigezogen. Man registriert das fremde Objekt bereits im
klingonsichen Raum-Sektor und berechnet, dass das Ding Kurs auf
die Erde nimmt. Als Kirk dann das Kommando der Enterprise
wieder erlangt sind es noch 3 Tage bis die Sonde die Erde
erreicht und nun will man uns wirklich weiß machen, dass ein
gerade 18 Monate lang überholtes und umgebautes Schiff, dass
alles andere als einsatzbereit ist, das einzige Raumschiff ist,
dass sich in Abfangreichweite befindet? Ja wo treibt sich denn
die ganze Sternenflotte rum? Da wundert es einen doch
irgendwie, dass die Föderation das 24. Jahrhundert überhaupt
noch erlebt hat, schließlich könnte bei solchen
Verteidigungsanlagen ja jeder noch so unterlegene Feind mal
kurz die Erde annektieren.
Als die Sternenflotte dann den Befehl gibt, dass die Enterprise
innerhalb von 12 Stunden das Ramdock verlassen soll, scheint
der Chefingenieur des maroden Schiffes nichts anderes zu tun
haben, als einen Admiral in der Gegend herum zu fliegen, als ob
das nicht irgend ein unbedeutender Lieutenant machen könnte,
oder von mir aus auch Sulu, wenn es unbedingt jemand sein muss,
den der Zuschauer aus der Originalserie kennt.
Eine langatmige Einführung
Bis die Enterprise das Raumdock verlässt dauert es ungaublich
lange 35-Film-Minuten und bis dahin passiert eigentlich gar
nichts, außer vielleicht, das bei einem Transporterunfall zwei
Offiziere getötet werden, was trotz des zur Schau gestellten
Entsetzens der Crew, dem Zuschauer eigentlich überhaupt nicht
nahe geht, da man die beiden eh nicht näher gekannt hat. Es
bleibt ebenfalls offen, was solche belanglosen Szenen zum Film
eigentlich beitragen sollen? Sollen sie zeigen, dass die
Sternenflottenoffiziere ein gefährliches Leben führen? Danke,
aber das wussten wir auch so schon. Da hätte man die Zeit besser
genutzt, um sich auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren
und zum Beispiel die Geschichte voranzubringen.
Dann dauert es vom Start der Enterprise noch einmal geschlagene
15 Minuten bis man die Energiewolke endlich erreicht hat und
auch in diesen Minuten herrscht gepflegte Langeweile. Dann wird
die Enterprise aus der Wolke heraus angegriffen und es kommt
wenigstens ein klein wenig Schwung in das ganze Geschehen, aber
als man das überstanden hat, passiert schon wieder Minuten lang
gar nichts und der Zuschauer ist inzwischen wirklich geneigt
ein kleines Nickerchen zu machen. Diejenigen die das dann
tatsächlich in die Tat umsetzen, verpassen allerdings Spocks
große Erkenntnis, dass in der Wolke ein Objekt vorhanden ist.
Geht man nach dem Gesichtsausdruck, den die Brückencrew an den
Tag legt, ist diese Erkenntnis so weltbewegend, dass sie dabei
offenbar ganz vergessen haben, dass die Raumbasis Epsilon 9 das
schon festgestellt hat, als die Enterprise noch im Raumdock
hing.
Das Triumvirat Kirk, Spock, McCoy
Bevor es in der letzten halben Stunde, nochmal richtig zur
Sache geht, kommen natürlich wieder ein paar ruhigere Szenen,
denn man muss sich ja schließlich von den sensationellen, sich
überschlagenden Ereignissen erstmal erholen. Als dann zum
Schluss endlich wieder etwas Spannung aufkommt, ist das viel zu
spät, um den Film noch zu retten. Immerhin kommt man noch in
den Genuss des besten Filmzitats, als Kirk die Brücke räumen
lässt und Pille daraufhin erwidert: "Jim, verdammt, was ist
denn das für eine Strategie?" So kennen und mögen wir den Arzt
der Enterprise.
Das ist eines der wenigen Highlights, das der Film zu bieten
hat. McCoys erster Auftritt und die erste Besprechung von Kirk,
Spock und McCoy gehören außerdem noch dazu.
Neben der schwachen Handlung bietet der Film auch ein wenig
Charakterisierung. Allerdings scheint das ganze ziemlich
halbgar zu sein und es wird dem Star Trek-Zuschauer nicht viel
Neues erzählt, außer dass Kirks Versessenheit auf ein eigenes
Kommando langsam bedrohliche Ausmaße anzunehmen scheint. Seine
Rivalität mit Decker trägt jedenfalls insgesamt recht wenig zur
Handlung bei, wenn man von einigen Szenen absieht, die Kirk
wirklich nicht sehr gut aussehen lassen.
McCoy macht in dem Film eine ganz gute Figur, er erinnert vom
Triumvirat Kirk, Spock, McCoy am ehesten an den Charakter, den
wir zu Genüge aus 79 Episoden TOS kennen. Er scheint zumindest
seinen typischen Humor noch nicht verloren zu haben und sorgt
somit immerhin für einige lustige Szenen.
Spock hat in seiner Entwicklung eher einen Schritt nach hinten
getan. War er am Ende der Originalserie doch schon soweit, dass
er sich mit der Crew angefreundet hatte, scheint er dies wieder
vergessen zu haben und er macht einen distanzierteren Eindruck
als zu Beginn der Originalserie, was seinem Charakter eine
wenig vielversprechende Richtung gibt. Immerhin wird seine
Wandlung durch die Kolinahr-Zeremonie logisch erklärt und er
erkennt am Ende auch, dass sein Platz auf der Enterprise ist.
Leider wird hier etwas geklärt, was dem Zuschauer und auch
Spock schon längst klar hätte sein müssen.
Die Nebencharaktere
Die anderen Crewmitglieder haben im Film eigentlich noch
kleinere Rollen, als in der Originalserie und es lässt sich
kaum etwas Neues über ihre Charaktere sagen.
Einordnung in den Star Trek Hintergrund
Etwas unglaubwürdig erscheint der Zeitpunkt, zu dem der Film
eingeordnet wurde. Orientiert man sich an der Stzernzeit und an
den Aussagen der Hauptpersonen, muss der Film ungefähr 3 Jahre
nach der Orginalserie spielen. Zwischen der letzten Staffel TOS
und diesem Film sind aber nunmal 10 Jahre vergangen und diese
10 Jahre sieht man den Darstellern auch durchaus an. Vor allem
Kirk und Scotty machen einen deutlich älteren Eindruck.
Warum wird Decker eigentlich vom Captain zum Commander
degradiert? Es kann doch auf einem Schiff durchaus einen
Captain haben, auch wenn dieser nicht das Kommando hat. In den
späteren Filmen werden schließlich auch sowohl Spock, als auch
Scotty zum Captain befördert, trotzdem hat Kirk als Kommandant
des Schiffes noch die Befehlsgewalt über die Enterprise. Die
Degradierung ist somit also ziemlich schwachsinnig, da der Rang
nicht zwangsläufig etwas mit der Kommandostruktur eines
Schiffes zu tun hat.
Die Effekte
Obwohl bei den Effekten natürlich viel Geld für nichts
draufging (siehe Hintergründe), lassen sich die Effekte sehen.
Man bekommt eine nagelneue Enterprise zu sehen, neue
Klingonenmasken, Klingonenschiffe, eine Raumstation, ein
Raumdock und noch viele weitere gelungene Effekte. Doch leider
machen gute Spezieleffekte noch nicht automatisch einen guten
Film.
Sehr gelungen ist die oscar-nominierte Musik von Jerry
Goldsmith, der hier das Star Trek Theme schlechthin einführt
und auch sonst eine seiner besten Arbeiten abliefert.
Die deutsche Version und der Director's Cut
Der deutsche Titel "Star Trek - Der Film" machte es den
deutschen Zuschauern natürlich etwas schwer, den Bezug zur
Originalserie aufzubauen, diese war in Deutschland noch unter
"Raumschiff Enterprise" gelaufen. Ansonsten ist die deutsche
Version durchaus gelungen. Obwohl ein anderes Synchronstudio
als bei den ZDF-Folgen engagiert wurde, machte man sich den
Aufwand Wolfgang Schick zu engagieren, der bereits bei der
Originalserie sehr häufig Dialogregie geführt hatte. Auch die
Sprecher blieben mit Gert-Günther Hoffmann (Kirk), Herbert
Weicker (Spock), Manfred Schott (McCoy), K.E. Ludwig (Scotty),
Elmar Wepper (Chekov) und Rosemarie Kierstein (Uhura) fast die
gleichen, wie einst bei der Synchronisation des ZDF. Lediglich
Sulu bekam mit Helmut Gauß eine neue Stimme. Auch auf die beim
ZDF üblichen Veränderungen des Originals hin zu flapsigen
Bemerkungen und zahlreichen Kalauern blieben dem Kinobesucher
erspart.
Im Jahr 2000 wurde von Robert Wise ein Director's Cut des Films
erschaffen. Die Director's Edition enthält einige zusätzliche
Szenen, die den Film zwar noch länger machen, allerdings auch
die Handlung an manchen Stellen etwas verklaren. Außerdem
wurden für die neue Version die Spezialeffekte etwas
aufgebessert. Dies kommt vor allem der Szene auf Vulkan zu
Gute, die dadurch optisch um einiges interessanter wird. Für
die deutsche Version der zusätzlichen Szenen standen natürlich
nicht mehr die Originalsynchronsprecher zur Verfügung, die
meisten davon waren inzwischen verstorben. Die neuen Szenen
wurden deswegen mit Klaus Sonnenschein (Kirk), Norbert Gescher
(Spock), Bodo Wolf (McCoy), Kaspar Eichel (Scotty), Stefan
Staudinger (Chekov) und Regine Albrecht (Uhura) synchronisiert.
Sonnenschein lieh Kirk auch beim 2. und 3. Kinofilm seine
Stimme. Gescher synchronisierte Spock später auch noch bei der
DVD-Veröffentlichung der Originalserie. Sulu bekam bei den
zusätzlichen Szenen sogar die gleiche Stimme, wie im Rest des
Films.
Der Erfolg an den Kinokassen
An den Kinokassen spielte "Star Trek - The Motion Picture" 175
Millionen Dollar ein, bei der Qualität des Films, ein
beachtliches Ergebnis, allerdings herrschte nach "Star Wars"
und "Unheimliche Begegnung der dritten Art" beim Publikum eine
ziemliche Science Fiction Versessenheit und außerdem warteten
viele Fans der Originalserie seit Jahren auf eine Fortsetzung
und pilgerten dann auch alle brav ins Kino. Wäre der Film zu
einer anderen Zeit in die Kinos gekommen, wäre er vielleicht
ein Flop geworden und wir werden wohl nie erfahren, ob es dann
noch 9 weitere Kinofilme und 4 weitere Fernsehserien gegeben
hätte.
Fazit
Was den Film nun letztendlich am meisten geschadet hat, ist
schwierig zu beantworten. Vielleicht ist das Drehbuch von vorne
herein nichts gewesen, vielleicht hat es sich aber auch nur
nicht für einen Kinofilm geeignet. Die vielen
Produktionsprobleme, die Uneinigkeiten hinter den Kulissen und
der große Erfolgsdruck nach "Krieg der Sterne" hat sicher auch
sein übriges dazu beigetragen. Letztendlich glänzt die Spannung
durch totale Abwesenheit und das oft zitierte Gerücht, dass
William Shatner und James Doohan während der Premiere
eingeschlafen sein sollen, erscheint mir nicht zu weit
hergeholt.
Bewertung von |
Punkte |
Zusammenfassung |
Matthias Weber |
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Ein guter Ansatz, aber ein langweiliger Film.
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