ENT 4.4 BorderlandBorderlandvon Burkhard Wallner |
||||
Episodenbeschreibung
Datum: 17. Mai 2154 In San Francisco auf der Erde, im Sternenflottenhauptquartier, besucht Captain Jonathan Archer einen gewissen Dr. Soong. Dieser sitzt in einer mit Papierstapeln ausgestatteten Gefängniszelle und schreibt eifrig an diversen wissenschaftlichen Projekten. Der Doktor scheint gefährlich zu sein, denn um seine Hände winden sich massive Fesseln, die auch noch zu einem Block zusammengeschlossen werden können. Trotzdem zeigt sich der Insasse erfreut über den Besuch des bekannten Sternenflottenkapitäns. Im Gespräch zwischen beiden erfährt man, dass Dr. Soong ein Gentechniker ist, der jedoch zu einem Sicherheitsrisiko wurde, nachdem er gentechnisch veränderte Menschen herstellen wollte. Soong habe dazu vor 20 Jahren gentechnisch veränderte DNA gestohlen, hält Archer dem Doktor vor, genau die gleiche, die man jetzt an den toten Klingonen festgestellt habe, die nach dem Überfall auf den Bird of Prey ins All befördert worden seien. Archer hat die Erlaubnis, Dr. Soong mit auf die Enterprise zu nehmen, um die gentechnisch veränderten Menschen, die "Augments", zu finden. Auf der Brücke der Enterprise informiert der Captain seine Führungscrew ausführlich über die Vergangenheit des Dr. Soong und fügt hinzu, dass dieser einmal für die "Cold Station 12" gearbeitet habe, eine geheime Forschungsstation. Auf Reeds Einwand, dass dies doch nur eine Seuchenstation sei, ergänzt Archer, dass dort auch genetisch veränderte Embryonen, die aus den Eugenischen Kriegen übrig geblieben seien, schlummern würden. Dr. Soong habe einige davon gestohlen, wofür ihm der Prozess gemacht worden sei. Mayweather weiß, dass er nie gesagt habe, was aus den Embryonen geworden sei. Er behaupte jetzt, dass er sie auf einen Planeten im Trialas-System gebracht habe, um sie dort aufzuziehen, fährt Archer fort. Nach 10 Jahren sei er jedoch festgenommen worden. Das bedeutet, schließt Trip, dass man es jetzt mit einer Horde von 20-jährigen Augments zu tun hat, von denen man nicht weiß, was sie überhaupt wollen. Archer fügt noch an, dass auch Dr. Soong vorgebe, nichts zu wissen, jedoch habe er zugesagt, dass er sie zur kampflosen Übergabe bringen könne, weshalb er an der kommenden Mission teilnehmen werde. Er habe auch einige Zeit im so genannten Borderland verbracht, dort, wo das klingonische Schiff angegriffen worden sei. T'Pol erklärt, dass es sich hierbei um eine Region zwischen dem klingonischen Reich und dem Orion-Syndikat handelt, die auch ein Treffpunkt für alle Arten krimineller Elemente sei. Der Auftrag der Enterprise ist - nach Archer - die Augments zu finden und zur Erde zu bringen. Man werde in sechs Stunden starten. Auf dem Bird of Prey kommt es inzwischen zu einem erbitterten Machtkampf zwischen den zwei ranghöchsten Augments, zwei Brüdern. Der Jüngere, der das Schiff gekapert hatte, wird von seinem älteren Bruder Raakin, der sich bei der Aktion als der eigentliche Befehlshaber übergangen fühlte, handfest in die Schranken gewiesen. Eine Frau pendelt zwischen den Brüdern hin und her. Sie ist Raakins Gefährtin, hegt aber offenbar auch Gefühle für den Jüngeren.
Dr. Soong wird an Bord der Enterprise gebracht - immer noch in Handfesseln.
Er begrüßt T'Pol und Lt. Reed mit flapsigen Bemerkungen, die von beiden
jedoch pariert werden. Schließlich bittet er den Captain darum, die
gefundenen Daten der Augments zusammen mit Dr. Phlox - von dem er viel hält
- auswerten zu dürfen. Archer stimmt zu. Die Enterprise startet aus dem
Raumdock und macht sich auf die Suche nach den Augments. Die Enterprise wird plötzlich von Orion-Abfangjägern angegriffen. Keine Kommunikation, nur schweres Waffenfeuer. Als die Enterprise unter Warp gehen muss, werden 9 Leute, inklusive T'Pol, von Bord gebeamt, bevor sich die Orioner aus dem Staub machen. Auf einen Tipp von Dr. Soong hin, der inzwischen von seinen Handfesseln befreit wurde, setzt die Enterprise mit Höchstgeschwindigkeit einen Kurs auf den Planeten Verex III, wo sie ihre Leute wiederzufinden hofft. Dr. Soong erklärt, dass sie auf einer Station dort als Sklaven verkauft würden und bietet seine Hilfe an... Der Bird of Prey ist unterwegs zu einem Planeten, wo man - nach den Worten Raakins - friedlich leben kann. Dieses Vorhaben löst bei Malik die reine Wut aus, was er der Frau die er liebt, und die Raakins Gefährtin ist, auch sagt. Er will Raakin am liebsten sofort ablösen als Anführer. Sie vertröstet ihn nach einem leidenschaftlichen Kuss jedoch auf später. T'Pol wird inzwischen auf der Sklavenhalter-Station des Orion-Syndikats auf Verex III mit einem schmerzerzeugenden Gerät am Hals versehen, wie auch die anderen entführten Besatzungsmitglieder der Enterprise. Sie sind gezwungen, mit weiteren Aliens in Eisenkäfigen auf ihre Versteigerung zu warten. Es bleibt nur noch die Hoffnung auf Hilfe von der Enterprise. Diese ist tatsächlich dank eines älteren Codes, den Dr. Soong noch kannte, in den Umlauf von Verex III eingetreten. Archer und sein "Gast" werden von Cmdr. Tucker auf die Oberfläche gebeamt. Dabei kann sich Dr. Soong wiederum einer ironisch-überheblichen Bemerkung - diesmal gegenüber Trip - nicht enthalten: Er möge ihn wohl nicht? Archer beendet kurzerhand das "Gespräch". T'Pol wird aus ihrem Käfig geholt und für einen außergewöhnlich hohen Preis an einen Tellariten versteigert. Jetzt bewegen sich aber auch schon Archer und Dr. Soong zwischen den Sklaven-Käfigen. Vier Leute der Enterprise konnten sie bisher finden. Dr. Soong erklärt die Geräte am Hals aller Sklaven als neurolytische Fesseln. Diese würden bei Aktivierung Krampfanfälle und beim Beamen den Tod der Betreffenden herbeiführen. Archer findet T'Pol, kann jedoch nur kurz mit ihr sprechen. Auf dem Bird of Prey beschwert sich Raakin bei seiner Gefährtin über die Unbotmäßigkeit von Malik. Sie verrät ihm, dass Malik ihn ablösen will. Daraufhin ist Raakin entschlossen Malik umzubringen, auch wenn er damit "Vaters" - also Dr. Soongs - Prinzipien verraten sollte. Nachdem Archer nunmehr alle entführten Enterprise-Besatzungsmitglieder gefunden hat, fordert er von Trip auf der Enterprise 9 Kilogramm Tritanium-Kobalt an. Dies wird benötigt, um einen Posten des Orion-Syndikats zu bestechen, damit er die neurolytischen Fesseln einiger, noch nicht versteigerter Enterprise-Crewmitglieder neutralisiert. Dies gelingt und auf der Enterprise kann eine der Fesseln von Dr. Phlox entfernt werden. Nach der Analyse durch Trip wird der Fessel-Code auf den Planeten zu Archer transferiert. Auf dem Bird of Prey kommt es inzwischen zum Showdown zwischen Raakin und Malik. Nach einem kurzen Streit über die Prinzipien des "Vaters" Dr. Soong stellt sich heraus, dass der Anführer in eine Falle seines jüngeren Bruders gelaufen ist, der nicht nur die Besatzung, sondern auch seine Gefährtin hinter sich gebracht hat. Malik tötet seinen Chef ohne Skrupel mit einem Messerstich und ist nun der Anführer. Nur die junge Frau vergießt einige Tränen. Auf Verex III werden die Fesseln der Gefangenen durch Archer und Dr. Soong an einem Terminal der Orioner deaktiviert, nachdem man eine Wache überwältigt hat. Es kommt zu einem allgemeinen Tumult zwischen den Sklavenkäfigen, bei dem T'Pol und die restlichen Crewmitglieder endlich hochgebeamt werden können. Ein Fluchtversuch von Dr. Soong scheitert. Die Enterprise verschwindet aus dem Orbit. Archer hält dem erneut in einer Arrestzelle steckenden Soong vor, dass dieser genau gewusst habe, dass man beim Orion-Syndikat landen und es Probleme geben würde. Der Arrestant rechtfertigt sich und verweigert eine weitere Zusammenarbeit, da er von der Überlegenheit der Augments überzeugt ist. Er weist Archer noch darauf hin, dass mit Hilfe der Gen-Manipulation zum Beispiel dessen Vater nicht so einen qualvollen Tod hätte sterben müssen. Das hätten dieselben Leute verhindert, die jetzt die Augments jagten. Soong empfiehlt Archer, die Augments lieber zu vergessen.
Auf der Krankenstation besucht Trip T'Pol. Sie erholt sich - wie die
anderen betroffenen Besatzungsmitglieder - von den Nachwirkungen der
neurolytischen Fessel. T'Pol erzählt dem Commander, dass sie die
"Flitterwochen", die es auf Vulkan so nicht gebe, mit Meditieren auf dem
Berg Seleya verbracht habe - allein. Auf der Brücke des Bird of Prey bedankt sich Dr. Soong noch einmal bei den Augments und sagt, er sei stolz auf sie. Er verspricht ihnen eine neue Welt, doch vorher müssten noch Tausende ihrer Brüder und Schwestern befreit werden, die darauf warten, geboren zu werden. Man werde sie jetzt holen... Bewertung Die Gentechnik ist schon seit TOS-Zeiten - man denke nur an "Der schlafende Tiger" - ein dankbares Thema für Star Trek. Auch in späteren Kinofilmen wird sie - beziehungsweise ihre Auswirkungen - thematisiert, zum Beispiel in dem legendären Kinofilm "Der Zorn des Khan" und weiter in Folgen von TNG "Der Mächtige" oder "Die Verfemten". Auch in "Borderland" versuchen die Autoren in zugespitzter Form den theoretischen Nutzen der Gentechnik aufzuzeigen, stellen aber zugleich auch die Schattenseiten drastisch dar. Sehr irdisch und sehr menschlich, das Thema. Es hätte eigentlich auch sehr großen emotionalen Tiefgang verdient, aber vielleicht kommt das ja noch. In dieser Folge jedenfalls reicht es erst einmal zu einem actiongeladenen Spektakel mit Cliffhanger. Die Zerrissenheit der Hauptcharaktere wird trotzdem nicht ganz außer Acht gelassen. Eine besondere Botschaft hat die Folge allenfalls in der Hinsicht, dass das Herumexperimentieren am Erbgut des Menschen immer Probleme schafft, ja sogar höchst gefährlich ist. Es werden nicht umsonst mehrfach die Eugenischen Kriege thematisiert, die - ähnlich wie 1. und 2. Weltkrieg - Millionen Tote kosteten, und das in diesem Fall durch die genetisch veränderten Augments. Auf jeden Fall ist es ein spannender Auftrag für die Enterprise, die diesmal einen höchst ungewöhnlichen Gast hat. Dr. Arik Soong, so sein voller Name, wird grandios von Brent Spiner gespielt, dem bekannten Androiden "Data" aus TNG. In dieser Folge kann Spiner sein komisches Talent voll ausspielen und das gelingt ihm so überzeugend, dass man als Zuschauer manchmal wirklich nicht weiß, ob er eine seiner ironischen Bemerkungen nur spielt oder es ernst meint. Ich denke, auch hier liegt die Wahrheit - wie so oft - irgendwo in der Mitte, denn er hat sichtlich Spaß daran. Was die Handlung angeht, so sind gentechnisch veränderte bzw. "biochemisch umgewandelte" Humanoide zunächst mal fast immer gefährlich. Das allein schafft im Einklang mit ihren überlegenen körperlichen und geistigen Fähigkeiten einen Handlungsbogen, der nicht ohne Weiteres in einer einzelnen Folge unterzubringen ist. Daher konzentriert sich diese zunächst auf Teile der Vorgeschichte und die Entwicklung der Hauptakteure auf beiden Seiten. In der TNG-Folge Die Verfemten konnten die problematischen Kämpfer noch dank Picard's Diplomatie in vergleichsweise kurzer Zeit befriedet werden. Bei den Augments wird sich das schwieriger gestalten, da diese nicht nur körperlich vielfach überlegen sind, sondern auch in allen Gefühlen übers Ziel hinausschießen. Sie sind aggressiv, leidenschaftlich, grausam, hinterhältig und werden offenbar wenig von Zweifeln geplagt. So ist die Handlung bzw. der Ausgang derselben in dieser Folge eigentlich vorhersehbar. Es wird zunächst ein brutaler Machtkampf ausgetragen, der mit dem Sieg des vermeintlich Stärkeren endet, dem sich sogleich die verwitwete Gefährtin anschließt. Sodann kann man sich auf die Befreiung des Vaters konzentrieren, der inzwischen dafür gesorgt hat, dass die ihm lästige Enterprise erst einmal mit handfesten Problemen auf Verex III beschäftigt ist. Wenigstens macht Archer Dr. Soong bei seinem Fluchtversuch einen Strich durch die Rechnung, was aber letztlich die Augments auch nicht daran hindert, ihn abzuholen und die Enterprise mitsamt Captain und Crew als Verlierer dastehen zu lassen. Das kann noch nicht das Ende sein, auch wenn der von Brent Spiner brillant dargestellte Dr. Soong am Ende seinen Kindern eine glückliche Zukunft verspricht. Der eigentlich überflüssige Handlungsstrang auf Verex III hätte gar nicht sein müssen, denn er hat keine nennenswerten Auswirkungen. Möglichkeiten, die Enterprise zu finden, hätten die Augments auch andere gehabt. Daher nur 3 Punkte. Die Spannung hält sich in Grenzen, denn einiges ist in der so angelegten Handlung vorhersehbar. Man weiß genau, dass die entführten Crewmitglieder der Enterprise wieder befreit werden, die Frage ist nur, unter welchen Umständen. Dass niemand wirklich schwer verletzt wird, sollte nach den vielen Opfern der Enterprise-Crew aus der Xindi-Handlung selbstverständlich sein. Ein wenig Spannung kommt lediglich beim Machtkampf der Augments zwischen Malik und seinem Bruder auf. Hier wären auch andere Möglichkeiten drin gewesen. Leider endet er in einem brutalen Mord. Spannung weg. Das dauernde Herumschleichen von Archer und Dr. Soong zwischen den Sklavenkäfigen auf Verex III ist obendrein todlangweilig. Ein wenig Spannung kommt vielleicht noch beim zweiten Angriff der Orioner auf, das wars dann auch schon. 2 Punkte. Die Folge kommt mit erstaunlich wenig SFX aus. Fast die ganze Handlung spielt im Studio. Hier schlug wohl der Sparzwang voll durch. Nur wenige kurze Szenen - vom üblichen Zeigen der Schiffe während des Flugs abgesehen - spielen "wirklich" im Weltall. Alles andere sind die üblichen Raumschiff- bzw. Studio-Kulissen. Merkwürdig auch, dass Dr. Soong offenbar im Sternenflotten-Gebäude in San Francisco inhaftiert ist. Nur die kurzen Kämpfe zwischen den Orionern und der Enterprise und vor allem der in bester Klingonen-Manier durchgeführte, feuerspeiende Angriff des Bird of Prey zuletzt verdienen eine höhere Punktzahl. Dabei soll nicht unerwähnt bleiben, dass die Abfangjäger des Orion-Syndikats am Bug verdächtig nach Raubvogel-Schnabel aussehen. Ein Gimmick. Auch dadurch verdiente 4 Punkte.
Dass die Augments die Bösen mit einem Mörder an der Spitze und Dr. Soong
als Mentor sind, ist ziemlich schnell klar. Allein Persis, die überzeugend
von Abby Brammell gespielt wird, weckt Hoffnung darauf, dass diese
Übermenschen vielleicht doch menschlicher sind, als sie selbst glauben. Die
"Liebesgeschichte" zwischen ihr und Malik verdient jedoch vorerst keine
weitere Beachtung. Auf jeden Fall lebt die Folge vor allem durch Brent
Spiners wunderbares Spiel, und damit ist nicht nur sein gekonntes
Mienenspiel gemeint. Ihn hier in einer Rolle zu sehen, bei der er eine
Vielzahl von Gefühlen darstellen kann, ist ein Genuss für jeden Star
Trek-Fan. Unvergleichlich und treffend die ironischen und
überheblich-spöttischen Bemerkungen gegenüber der Enterprise-Besatzung,
einschließlich ihres Captains. Ausgezeichnet die Diskussion mit Dr. Phlox
über die Gentechnik. Manchmal wird man an Spiners Darstellung von Data's
Bruder Lore aus TNG erinnert. Großes Kino. Fazit: Eine Folge mit Höhen und Tiefen. Sehenswert aber allemal. Man darf gespannt sein, wie es weitergehen wird. Befriedigend. |
||||
|
||||
Zusammenhänge
|
||||
-------------------------------- Ausdruck vom: 24. 11. 2024 Stand des Reviews: 15. 11. 2024 URL: http://www.startrek-index.de/tv/ent4_4.htm |