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ENT 3.12 Das auserwählte Reich


Chosen Realm

von Steffen S.

Episodenbeschreibung

Trip und Mayweather befinden sich mit einer Fähre innerhalb des Tarnfelds einer Sphäre. Nachdem sie ihre Scans abgeschlossen haben, machen sie kehrt und fliegen zurück in Richtung NX-01. Doch die beiden wissen nicht, dass sie beobachtet werden. Auf der Brücke eines fremden Schiffs verlangt der Kommandant mehr über die Bewaffnung der Enterprise zu erfahren - und dies aus einem nicht allzu erfreulichen Grund...

Im Kommandocenter untersuchen T'Pol und Archer die neuen Daten über die Sphären, als das Schiff einen Hilferuf empfängt. Ein anderes Raumschiff ist in einem Anomalienfeld gestrandet und bittet um Unterstützung. Archer befiehlt misstrauisch der fremden Crew zu helfen.
Nachdem Archer D'Jamat, den Captain des beschädigten Raumschiffs, zum Abendessen eingeladen hat, finden sich die beiden zusammen mit T'Pol später im Esszimmer des Captains zusammen. Der Außerirdische erzählt, dass seine Spezies ein sehr religiöses Volk sei und dass sie die Sphären benutzen, um tiefer zu meditieren und so den "Erbauern" näher sein zu können. Er und seine Mannschaft befänden sich schon seit einem Jahr auf Reisen, um in den Anomalien und den Sphären ihren Göttern näher sein zu können. Zwischen ihm und der Vulkanierin gibt es eine kleinere Meinungsverschiedenheit, da D'Jamat meint, es gäbe tausende von Sphären, während T'Pol mit den wissenschaftlichen Daten nur einige Dutzende geortet hat. Archer wechselt das Thema und teilt den beiden mit, dass Trip in ein paar Tagen das andere Schiff repariert haben wird.

Während gerade ein weibliches Mitglied der fremden Crew zu Dr. Phlox auf die Krankenstation kommt, findet zwischen D'Jamat und zwei seiner Anhänger in der Messe eine kleine Unterredung statt. Einer von ihnen berichtet, dass alle in Position seien um jeden Moment losschlagen zu können. Doch der andere der beiden Jüngeren hat seine Zweifel: Er meint, dass die Enterprise-Crew dies nicht verdient, weil sie für sie ihr Leben riskiert habe. Doch D'Jamat macht ihm Mut und überzeugt ihn, ihre Aufgabe hier zu beenden.

D'Jamat sucht Archer einige Zeit später in seinem Bereitschaftsraum auf. Er möchte ihm für seine Gastfreundschaft danken und sagt, dass der Enterprise eine glorreiche Mission bevorsteht. Er droht dem Captain mit der Zerstörung des Schiffs. Seine Besatzung sei bestückt mit organischen Explosionsstoffen, die er jederzeit zünden könne. Als Demonstration befiehlt er einem seiner Männer ein Selbstmordattentat, der den Befehl ausführt und durch seinen Selbstmord ein Loch in die Hülle der NX-01 reißt und einen Crewman dabei tötet. Archer ist nun machtlos, da sich auch "Schläfer" in der Nähe des Warpkerns befinden…

Umgehend decken sich die Geiselnehmer reichlich mit Phaserpistolen und -gewehren ein und bringen die Enterprise-Crew in ihre Quartiere. Auf der Krankenstation besteht Phlox darauf die Verletzten zu behandeln, während einer der Fremden den Finger am Abzug hat. Im Maschinenraum muss Archer Trip beruhigen und ihm versprechen, dass die Sache noch nicht vorbei ist. Als D'Jamat schließlich noch Archer in sein Quartier gebracht hat, sagt er zu Mayweather, dass er auf Maximum-Warp beschleunigen und T'Pol, dass sie sein Schiff mit ein paar Photonentorpedos vernichten soll.

Im Kommandocenter bittet D'Jamat Archer zu sich herein. Er erzählt ihm den Grund ihrer Mission: Er hat die Enterprise gekapert, um den "Ungläubigen" nach einem jahrhundertelangen Krieg den vernichtenden Schlag zu versetzen. Archer ist schockiert. Doch es kommt noch härter: Da die Besatzung der Enterprise seit ihrer Ankunft in der Ausdehnung das "Auserwählte Reich" durch ihre wissenschaftlichen Forschungen geschändet hat, löscht D'Jamat die komplette Datenbank der Enterprise - inklusive der Daten über die Sphären. Des Weiteren müsse er wegen der Vergehen der Enterprise-Crew ein Besatzungsmitglied opfern. Archer hat sechs Stunden Zeit, um eines auszusuchen.

Später versucht Archer etwas Unruhe in das Lager des Feindes zu bringen. Eine Frau der Fremden ist zu Dr. Phlox gegangen, um mit ihm ein persönliches Problem zu erörtern. Weil sie schwanger ist, will sie angeblich nicht mehr für D'Jamats Glauben kämpfen, doch sie weiß, dass ihr Mann nicht damit einverstanden sein wird. Phlox konnte Archer noch vor der Übernahme davon berichten. Als ihr Mann das Quartier des Captains aufsucht, konfrontiert Archer ihn mit dieser Neuigkeit, worauf er wütend zu seiner Gemahlin geht. Jedoch schafft der Kommandant der NX-01 es vorerst nicht, ihn auf seine Seite zu bringen. Dennoch aber hat den Kämpfer diese Situation verunsichert, was D'Jamat natürlich nicht entgeht. Er droht ihm indirekt, ihn zu töten, sollte er weiterhin mit den Ungläubigen sympathisieren…

Archer betritt seinen Bereitschaftsraum, in dem D'Jamat schon auf ihn wartet. Er hat die Logbücher der Enterprise gelesen und konfrontiert Archer mit der Folterung eines Gefangenen in der Luftschleuse vor einigen Monaten. D'Jamat sagt, dass er weiß, was in Archer vorgeht, da er früher bereits eine ähnliche Entscheidung treffen musste. Jedoch scheint er im Gegensatz zu Archer auch noch stolz darauf zu sein. Letzten Endes teilt Archer dem Anführer der fremden Besatzung seine Entscheidung mit: Er will sich selbst für seine Crew opfern. Doch er hat eine letzte Bitte: Er wolle durch den Transporter sterben, da dies ein spezieller Brauch seines Volkes sei.
Nur kurze Zeit später ist D'Jamat überzeugt und Archer nimmt auf der Transporterplattform Platz. T'Pol beamt ihren Captain fort und soll das Kommando übernehmen, sobald D'Jamat seine Mission vollendet hat.

Nur wenige Augenblicke später meldet sich Archer, der von T'Pol nur in einen der Schächte gebeamt wurde, bei Phlox. Er schreibt ihm in einer Nachricht, dass er die organischen Sprengstoffe innerhalb von D'Jamats Untertanen vernichten solle, sofern ihm das möglich sei. Der Doktor braucht nur eine Analyse von einem der Fremden, um den Plan ausführen zu können. Prompt schlägt Archer einen feindlichen Kämpfer nieder und schickt die Daten zu dem Denobulaner. Phlox' Aufpasser bekommt aber von dieser Transaktion nichts mit.
Nun, da Archer sicher sein kann, dass D'Jamat das Schiff nicht mehr in die Luft sprengen kann, geht er in die Offensive: Er deaktiviert die Hauptenergie. Zwar gelingt es den Fremden, ihn zu orten, doch der Captain setzt sich zur Wehr und schafft es nun letztendlich, den Mann der schwangeren Frau auf seine Seite zu bringen. Archer erfährt den Grund für diesen Jahrhunderte langen Krieg: D'Jamat meint, dass das "Auserwählte Reich" in neun Tagen geschaffen wurde - die Ungläubigen sagen, dass es zehn Tage dauerte.

Währenddessen haben D'Jamats Gegner die Enterprise angegriffen. Doch die kleinen Schiffe haben keinerlei Chance gegen die vergleichsweise schwer bewaffnete NX-01. Jedoch ist es gerade genug Ablenkung, um Archer die Zeit zu geben, alle Sicherheitskräfte und die MACOs zu befreien und mit ihnen das restliche Schiff einzunehmen. Einige versuchen sich in die Luft zu jagen, doch durch das Gas, das Phlox und der Übergelaufene in das Belüftungssystem integriert haben, ist der Sprengstoff nun unbrauchbar. Weil die Enterprise-Crew in der Überzahl ist und die Fremden ihren Trumpf verloren haben, schafft es Archer innerhalb kurzer Zeit, das Schiff zurückzuerobern und einen Waffenstillstand mit D'Jamats Gegnern auszuhandeln...

Nach Ende der Geiselnahme bringt die Enterprise D'Jamat und seine Besatzung zurück auf ihre Heimatwelt, welche aber vollkommen zerstört ist. Millionen sind tot, alle Großstädte zerstört - nun hat D'Jamat endlich seinen Frieden erreicht. Zu einem sehr hohen Preis.


Bewertung
Endlich ist es vorbei! Nach einer 45minütigen Vorführung der Kehrseite des heutigen TV muss man erst einmal tief durchatmen und realisieren, dass man sich wieder in der besänftigenden Realität befindet. War das Star Trek? War dies eine Botschaft? Nein und Ja. Tatsächlich war die Geschichte um die X-te feindliche Übernahme der NX-01 ein absoluter Einzelfall in der gesamten Trek-Historie: Zum ersten Mal haben wir eine Episode gesehen, die weit entfernt von der Idee des Franchise "Star Trek" stattfindet und trotzdem eine Botschaft enthält - okay, man hat dabei versucht eine Botschaft zu versenden, die an Aktualität kaum zu übertreffen ist. Doch ob das gelungen ist, ist stark zu bezweifeln, denn "Das auserwählte Reich" ist nun schon die dritte dürftigere Kost innerhalb von vier Folgen.

Mal ehrlich: Musste das denn sein? Schon von Anfang an schien der Plot suspekt: Normalerweise erscheint eine neue Spezies aus völlig heiterem Himmel und man muss sich fragen, wie die Geschichte weiter gehen wird. Wird sich die Rasse als feindlich herausstellen? Wird man ein lange verborgenes Geheimnis aufdecken? War es vielleicht berechnet, dass das ach so harmlose Volk der Enterprise-Crew begegnet? Diese und noch viele mehr Fragen werden schon nach zwei Minuten beantwortet: Ja, die Rasse ist feindlich, nein, die haben kein Geheimnis, nein, man hatte nicht vor das Schiff zu treffen und man hat es nicht auf eine Zusammenkunft abgesehen. Man verdirbt dem Zuschauer schon nach zwei von fünfundvierzig Minuten komplett den Spaß an der Spannung. Und dann noch dieser viel zu offensichtliche Bezug zur Realität… Früher, zu Zeiten TNGs, barg beinahe jede Folge eine kleine aber bedeutsame Botschaft, mit Bezug zum heutigen Zeitgeschehen. Manchmal musste man nachdenken, doch die Autoren wussten, wie man durch ihre Sendung eine Brücke vom Fernsehen zur Realität aufbaut. Und das hat da auch wunderbar toll funktioniert.
So, nun sieht man sich "Das auserwählte Reich" an. Dem Zuschauer werden nach Ablauf der Screentime zehn Sekunden gegeben um zu erraten, was man mit der Episode beabsichtigte. Und da schießt es förmlich aus einem heraus: Einen Bezug zum heutigen Ausschweifen des internationalen Terrorismus. Oh bitte! Jeden Abend sehen wir schon die Berichte von Anschlägen in den Nachrichten. Muss man uns das auch noch in ähnlich zweifelhafter Wertung in einer TV-Serie zeigen? Und dazu kommt noch diese absolut übertriebene und klischeehafte Darstellung. Der völlig wahnsinnige Anführer, der vor nichts zurückschreckt, seine Untertanen, die ihm bis in den Tod folgen würden, die beiden, die Zweifel haben und einsehen, dass es ihnen bei den "Guten" besser gehen wird und natürlich ihr Widersacher, der grenzenlos gute, barmherzige, aber dennoch gerissene und allen überlegene Kämpfer der hellen Seite: Captain Jonathan Archer. Und natürlich hinter ihm seine immer abrufbereite Truppe, allzeit bereit jeden seiner Befehle ausführen zu können. "Können Sie den Sprengstoff neutralisieren?" - "Geben Sie mir nur einen Scan seines Körpers und ich schmelze es für Sie mit einem Gas das garantiert sonst keinem etwas antut!" - "Wie lang werden Sie brauchen?" - "Das geht ganz schnell, so was hab ich immer auf Vorrat!!" Und so weiter, und so weiter.
Okay, man hat wenigstens auf ein ernstes Thema gesetzt, aber was soll denn das bitte heißen? "Sie glauben, dass die Welt in neun Tagen erschaffen wurde, wir meinen, sie hat einen Tag länger gebraucht." Und schon haben wir einen tausend Jahre langen Krieg mit Millionen Toten und einer Zerstörung, dem sogar ein Atomkrieg auf der Erde weichen müsste. War das eigentlich Absicht oder wollte man hier einem so todernsten Thema nur den gesunden Schuss Humor beifügen? Wahrscheinlich wollte man aber satirisch auf die Sinnlosigkeit dieses Fanatismus hinweisen.

Der Plot war voraussehbar und man konnte schon abschätzen, dass eine so bedeutungslose Randgruppe von Fundamentalisten der Enterprise-Crew wohl kaum großen Schaden auf ihrer wichtigen Mission zur Rettung der Erde hätten antun können - und genau so überschlägt das dann auch auf die Spannung, von der eigentlich kaum die Rede sein kann. Zwar haben wir einen gesunden, wenn auch wieder Mal übertriebenen Schuss Action, doch selbst da schafften die Autoren es noch, das Ganze langweilig zu machen. Das ging schon los mit der Schlacht gegen die kleinen Kampfschiffe, die nicht den Hauch einer Chance gegen das "Schlachtschiff" Enterprise hatten. Weiter mit den Selbstmordattentätern, denen man sozusagen den Bombengürtel abgeschnallt und sie somit zu Grünschnäbeln im Kampf gegen Reed und die MACOs gemacht hat. Sogar in dem Moment, als D'Jamat vor der Wahl zwischen Vernunft und Vernichtungswahn stand, hat man nicht dem Charakter die Entscheidung überlassen, sondern dem Sturmteam, das mit Phasergewehren die Brücke gestürmt hat. Zwei Punkte noch für die netten Feuergefechte.

Man kann zwar der Handlung, der Spannung und dem Sinn der Folge die größten Vorwürfe machen, doch in Sachen Spezialeffekte muss man ENT Folge für Folge den Hut ziehen. Auch hier: Nette Phasereffekte, gut inszenierte Raumkämpfe und eine überzeugende Atmosphäre. Diesem - ohnehin schon hohen Standard - schenken wir gute vier Punkte!

Manny Coto in Ehren, aber das war schon der vorgezogene Tiefpunkt seiner Karriere. Wenn man nach einem einzigen Wort für die Beschreibung dieser Story sucht, kann man sich nicht zwischen "belanglos", "albern", "peinlich" und "übertrieben" entscheiden, aus einfach dem leidigen Grund, dass alle zutreffen. Coto zugute halten kann man höchstens noch, dass er es gut gemeint hat, was bei dem bisherigen Serientiefpunkt "Kostbare Fracht" nicht der Fall war. Es kommt einem einfach so vor, als ob man der heutigen Situation in der Wirklichkeit einen etwas dramatischeren Pep geben und sie auf ST-Niveau trimmen wollte. Bei dem Ergebnis läuft es einem aber kalt den Rücken herunter. Da man aber dennoch schließlich nicht die grenzenlose Belanglosigkeit von "Kostbare Fracht" erreicht hat, vergibt der Autor hier gerade noch zwei Punkte in der Gesamtwertung.

Nach "Faustrecht" und "Carpenter Street" schon der dritte Ausrutscher in vier Folgen. Auswirkungen der Handlung wird es aber in der Zukunft noch minimal geben, so wird sich z. B. noch herausstellen, dass der Glaube an die Sphären-Erbauer gar nicht so verkehrt ist. Auch eine gute Idee war, dass man die in den letzten Folgen erbeuteten Kenntnisse über die Sphären und die Xindi wieder gelöscht hat und somit wieder die Angst verbreitet hat, dass alles in der nächsten Episode wieder von vorne anfängt. Doch schon da wird Hoshi wieder aus dem Nichts einen Großteil der Daten retten können - wieder eine spannende Theorie vergeudet.
Nach der Hälfte der 3. Staffel lässt sich nun sagen, dass die Serie sich wandelt. Sie hat mit Folgen wie "Dämmerung" oder "Ebenbild" große Glanzpunkte gesetzt, aber mit "Faustrecht" und "Das auserwählte Reich" genauso die Kehrseite der Medaille gezeigt. Lässt sich nur hoffen, dass es weiter aufwärts geht!

Fazit: Hochgradig spannend, tiefgehend und vielschichtig beschreiben diese Folge wohl am schlechtesten. Man sollte nicht so viele Worte über so etwas Unwichtiges und Überflüssiges verschwenden. Gerade noch "mangelhaft".
Spannung: 2 SFX: 4 Handlung: 2 Gesamt: 2
Zusammenhänge
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Ausdruck vom: 23. 11. 2024
Stand des Reviews: 15. 11. 2024
URL: http://www.startrek-index.de/tv/ent3_12.htm