ENT 1.24 Durch die WüsteDesert Crossingvon Andreas Schlieck |
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Episodenbeschreibung Die Enterprise befindet sich auf dem Weg nach Risa, als sie ein Notsignal empfängt. Die notwendigen Reparaturen an dem Alien-Shuttle werden von Trip erledigt. Der Captain des fremden Schiffes, sein Name ist Zobral, möchte seine Dankbarkeit zeigen und spricht eine Einladung zu einem Essen für Captain Archer und Trip Tucker aus. Letzterer zeigt sich nur wenig erbaut von dem Plan als er hört, dass der Planet eine einzige große Wüste ist. Archer muss ihn regelrecht dazu überreden, ihn zu begleiten. Szenenwechsel. Archer, Trip und ihr Gastgeber Zobral sitzen bei Tisch, essen, trinken und plaudern. Wir erfahren, dass der Planet fast komplett aus Wüste besteht, Archer erzählt Zobral von der Zeit auf der Enterprise. Nach dem Essen findet ein Wettkampf statt, bei welchem 2 Teams gegeneinander antreten. Trip und Archer sind mit von der Partie. Unterdessen wird die Enterprise im Orbit von einem Mann gerufen, der sich als Kanzler Trelit vorstellt. Er warnt T'Pol, dass Archer und Trip in großer Gefahr seien. T'Pol kontaktiert daraufhin den Captain und teilt ihm mit, dass Zobral und seine Leute Terroristen seien, die für eine Reihe von Anschlägen verantwortlich sind. Archer erklärt Zobral, dass es Probleme auf der Enterprise gibt und sie deshalb früher als geplant zurückkehren müssen. Zobral's Leute aber haben die Übertragung zwischen Kanzler Trelit und T'Pol mitgehört. Zobral beteuert Archer gegenüber, dass die erhobenen Anschuldigungen nicht wahr seien und dass sie in Wirklichkeit Widerstandskämpfer seien. Zobral hat davon gehört, dass Archer den Suliban geholfen hat aus dem Gefangenenkomplex der Tandarans zu fliehen ("In sicherem Gewahrsam"). Er hält daher Archer für einen genialen militärischen Anführer und bittet ihn um seine Hilfe im Kampf gegen die Regierung. Plötzlich wird das Camp angegriffen. Zobral versteckt Archer und Trip in einem unterirdischen Bunker. Die Enterprise versucht vergeblich, den Captain zu kontaktieren. Als die Angriffswellen stärker werden, entschließen sich Archer und Trip, das Camp zu verlassen und fliehen in die offene Wüste. Unterdessen spricht Kanzler Trelit erneut mit T'Pol. T'Pol bittet ihn, den Angriff abzubrechen, damit sie Archer und Tucker retten kann. Trelit aber lehnt dies ab. Er vermutet, dass die Enterprise den Terroristen hilft und warnt T'Pol davor, ein Shuttle zur Oberfläche zu schicken. Ein Energieschild baut sich auf und verhindert das Scannen der Oberfläche. Während Archer und Tucker sich in der Wüste durchzuschlagen versuchen, sucht die Enterprise nach einem Weg, den Energieschild zu durchdringen. Tucker leidet bereits unter akutem Wassermangel und kann sich kaum noch auf den Beinen halten als sich ein Shuttle der Enterprise nähert. Es ist Zobral. T'Pol und Reed erklären Zobral, dass Archer nicht der große militärische Anführer ist, für welchen ihn Zobral hält. Zobral erzählt, dass sich in dem Energieschild alle 46 Minuten ein Spalt öffnet. Dieser Spalt bleibt für eine Minute geöffnet, allerdings können nur erfahrene Piloten den Flug meistern. T'Pol fordert Zobral auf, bei der Rettung von Archer und Tucker zu helfen. Diese haben unter größter Anstrengung eine alte Ruine gefunden, in welcher sie Unterschlupf finden. Tucker leidet an einem Hitzschlag, er steht kurz davor, in ein Koma zu fallen. Archer versucht ihm nach Kräften zu helfen, ihn zu beschäftigen und ihn bei Bewusstsein zu halten. Plötzlich wird die Ruine von einer entfernten Stellung der Regierung unter Artilleriebeschuss genommen. T'Pol, Reed und Zobral sind mittlerweile mit dem Shuttle unterwegs, entdecken und neutralisieren die gegnerische Stellung. Sie landen mit ihrem Shuttle um die völlig erschöpften Tucker und Archer an Bord zu nehmen. Szenenwechsel. Zurück an Bord der Enterprise erklärt Archer Zobral, dass, selbst wenn er der große Anführer wäre für den Zobral ihn halten würde, er ihm nicht helfen könne bei seinem Kampf. Zobral verlässt das Schiff. T'Pol sagt Archer, dass seine Entscheidung richtig sei. Entscheidungen solchen Ausmaßes sollten Regierungen überlassen bleiben, nicht Raumschiff-Captains. Archer jedoch glaubt, Zobrals Sache wäre es wert gewesen, dafür zu kämpfen. Bewertung "Durch die Wüste" wurde bei der Erstausstrahlung zusammen mit "Gefallene Heldin" an einem Abend ausgestrahlt in einem "Double Feature", wie es neudeutsch heißt. Doch während "Gefallene Heldin" überzeugen kann, gelingt das "Durch die Wüste" nur sehr bedingt. Doch zunächst zum Positiven: Wie immer bei ENT verdienen die Spezialeffekte auch bei der vorliegenden Episode gute Noten. Zwar sind nicht viele Effektsequenzen vorhanden, aber das, was man sieht ist sehr ordentlich gemacht. Genannt seien hier das Artilleriefeuer der Regierungstruppen, aber auch Zobrals Schiff, das wirklich aussieht, als hätte es bereits einige Lichtjahre auf dem Buckel und dadurch sehr authentisch wirkt. Optisch außergewöhnlich ist "Durch die Wüste" deshalb, weil die Außenaufnahmen in einer echten Wüste stattgefunden haben, die Zeiten von Pappkulisse und Matte-Paintings gehören bei ENT glücklicherweise weitestgehend der Vergangenheit an. 5 Punkte im Bereich SFX sind der verdiente Lohn. Erfreulich ist auch, wie "Durch die Wüste" auf andere Episoden Bezug nimmt. So befindet sich die Enterprise am Anfang immer noch auf dem Weg nach Risa. In "Gefallene Heldin" wurde man ja bekanntlich aufgehalten. Als Zuschauer bekommt man so das Gefühl, an der gesamten Reise der Enterprise teilzunehmen und nicht nur einigen ausgewählten Augenblicken beizuwohnen. Zobral hörte von einem Suliban, dass Archer viele Suliban aus der Gefangenschaft der Tandarans befreit hat. Diese Ereignisse liegen ebenfalls nicht weit zurück ("In sicherem Gewahrsam"). Archer erzählt Zobral von der Mission "Lautloser Feind", in welcher die Enterprise von einer außerirdischen Rasse bedroht wurde. Zwar sind all diese Dinge nicht von vorrangiger Bedeutung für die Episode, trotzdem stellt die Betonung der Kontinuität eine Bereicherung für die Episode dar. Positiv bei den Darstellern fällt Clancy Brown auf. Dieser wurde vor allem bekannt durch seine Rolle als "Kurgan" in "Highlander", spielte aber auch in vielen anderen Produktionen mit ("Mörderischer Vorsprung u.a.). Seine hühnenhafte Gestalt passt recht gut zu der Figur des Zobral, seine rauhe, tiefe Stimme donnert geradezu durch die Wüste - im englischen Original jedenfalls (Anmerkung: Clancy arbeitet auch sehr häufig als Synchronsprecher für das amerikanische Fernsehen und Kino). Leider kann er sein schauspielerisches Potenzial hier kaum entfalten. Das liegt aber nicht an ihm, sondern an der Geschichte selbst. Doch dazu später mehr. Leider überwiegt die negative Kritik bei "Durch die Wüste". Zur Kategorie Spannung lässt sich soviel sagen: Es ist nicht spannend. Das liegt vorrangig an der Tatsache, dass man Archer und Trip in der Wüste in der Hitze zwar leiden sieht, aber natürlich ist es zu jeder Zeit klar, dass die beiden überleben werden. Auch ist die Bedrohung in Form des gegnerischen Angriffs nicht greifbar genug, um richtig zu wirken. Es gibt keine angreifenden gegnerischen Soldaten, Rebellen, die um ihr Leben kämpfen mit Archer und Trip inmitten des Geschehens. Der Angriff wird gezeigt als leuchtende Feuerbälle und Explosionen. Das ist aber zu "unpersönlich" um wirklich Emotionen hervorzurufen. Spannung als Resultat zwischenmenschlicher Beziehungen ist ebenfalls nicht vorhanden. Zwischen Trip und Archer beispielsweise hätte es sicher ein Konfliktpotenzial geben, wenn der Autor gewollt hätte. So aber ist die Flucht von Archer und Trip eben nicht spannend, sondern langweilig. Die Rettungsaktion durch T'Pol im Shuttle verläuft absolut planmäßig (1. Gegner ausmachen, 2. Gegner neutralisieren, 3. Crew retten, 4. zurück zur Enterprise fliegen) und ohne echten "Thrill". Das Resultat sind 2 Punkte in der Kategorie Spannung. Dabei hätte die Episode das Potenzial zu weit mehr gehabt. Kommen wir zu Handlung und damit zum eigentlichen Hauptproblem von "Durch die Wüste". Es gibt zwei Hauptmotive in der Handlung. Zum einen geht es um das Prinzip der Nichteinmischung. Archer und die Crew der Enterprise werden in einen bewaffneten Konflikt hineingezogen, obwohl sie unbeteiligte Außenstehende sind. Der Ansatz ist zwar nicht neu aber trotzdem interessant. Leider verschenkt die Episode aber die Möglichkeiten, die sich geboten hätten. Beispielsweise hätte die Episode so verlaufen können, dass die Enterprise sich auf Zobral's Seite schlägt um ihm zu helfen, da seine Sache gerecht ist. Die Dinge hätten dann aber im Verlaufe der Episode außer Kontrolle geraten können mit zivilen Opfern auf beiden Seiten und einer Enterprise, die sich eine blutige Nase holt. Unfälle wie dieser hätten dann in Zukunft mit dazu beigetragen, die "Oberste Direktive" zu erlassen. Doch leider funktioniert diese Episode nicht in dieser Weise, zu oberflächlich wird der Konflikt der beiden Parteien dargestellt, zu ungenau ist die Beschreibung von Zobral und seiner Rebellen. Zobral wirkt wie eine Karikatur eines Rebellenanführers, einem Wüstensohn aus "1000 und eine Nacht" nicht ganz unähnlich. Auch wenn Zobral durch die Verkörperung durch Clancy Brown eine gewisse Ausstrahlungskraft besitzt und daher als Sympathieträger durchaus geeignet ist, so bietet die Episode leider keine Szenen für Clancy, Zobral über den Status eines schillernden Klischees herauszuheben. Clancy als Bösewicht wäre sicher effektiver gewesen. Dass er den spielen kann, hat er ja schon oft genug bewiesen. Das Lager der Regierung wird von Kanzler Trelit vertreten, glanzlos dargestellt von Charles Dennis. Er wirkt wie ein Bürokrat, aber nicht wirklich wie ein Kanzler einer Regierungsmacht. ENT begeht hier die gleichen Fehler wie alle Vorgänger-Serien auch. Wie wahrscheinlich ist es, dass ein Regierungschef persönlich ein Raumschiff kontaktiert? Richtig. Ist es überhaupt nicht. Das Problem ist, dass sich "Durch die Wüste" nicht wirklich für den Konflikt zwischen den beiden Parteien interessiert. Wo z. B. die TNG Folge "Terror auf Rutia IV" die Grausamkeit des Terrors zeigt, kratzt "Durch die Wüste" hier nur an der Oberfläche. Nachdem der Angriff der Regierung auf das Camp beginnt, schlägt die Handlung eine andere Richtung ein. Archer und Tucker fliehen in die Wüste, ohne nennenswerte Ausrüstung und vor allem ohne Ziel. Es verwundert, warum Archer und Tucker nicht versuchen mit dem Shuttle zu fliehen. Auch unterbleibt ein weiterer Versuch die Enterprise zu kontaktieren. Warum? Drehbuchautor Andre Bormanis mag sicher eine Antwort haben, für den Zuschauer jedenfalls bleibt Archers und Tuckers Handlungsweise nur schwer nachvollziehbar. Wieder einmal befindet sich Archer in einer bekannten Situation. Er ist in Schwierigkeiten und muss gerettet werden (wie auch in "Im Schatten von P'Jem", "In sicherem Gewahrsam" oder auch " Vox Sola"). Die nun folgende Flucht von Archer und Tucker bildet das zweite große Handlungselement, bietet aber leider wenig Interessantes. Da gibt es keinen Konflikt zwischen den beiden Freunden. Die Gelegenheit uns die beiden Charaktere näher zu bringen wird vertan, indem wir in endlos erscheinenden Minuten Archer dabei zusehen müssen, wie er versucht seinen Freund Trip bei Bewusstsein zu halten. Und worüber spricht er mit ihm? Über den Aufbau eines Warp-Reaktors und über das Essen, welches der Koch für Trip machen wird, sowie sie zurück an Bord der Enterprise sind. Gibt es denn nichts Wichtigeres oder Bedeutungsvolleres für zwei alte Freunde zu besprechen, die sich in einer solchen Notsituation befinden? Die Ideenlosigkeit, die hier seitens des Autors gezeigt wird, ist erschreckend. Die gleiche Oberflächlichkeit wurde schon in der Episode "Lautloser Feind" demonstriert, welche ebenfalls aus der Feder von André Bormanis stammt. Aber wenn schon nicht inhaltlich bedeutsam, dann wenigstens unterhaltsam? Ebenfalls leider Fehlanzeige. Spannung kommt kaum auf und Humor wie z. B. sarkastische Wortgefechte á la Odo <-> Quark ("Der Aufstieg") fehlt leider auch. Das Hauptproblem ist hier, dass mit Archer und Tucker zwei alte Freunde im Mittelpunkt der Handlung stehen, die sich charakterlich viel zu ähnlich sind. Hier hätte eine andere Auswahl der Protagonisten sicher gut getan. Ein gutes Beispiel hierfür liefert die superbe Episode "Allein", in welcher Tucker und Reed aufeinanderprallen. Nach anfänglich recht lockerem Auftakt verläuft die Handlung mit zunehmender Dauer der Episode im wahrsten Sinne des Wortes "im Sande". Eine Geschichte, die nicht so recht weiß wohin sie will und dabei so viele der sich bietenden Möglichkeiten ungenutzt lässt, hat einfach nicht mehr als 2 Punkte in der Kategorie Handlung verdient. Fazit: "Durch die Wüste" gehört zu den schwachen Folgen der ersten Staffel von Enterprise. Eine verschenkte Dreiviertelstunde, die keine neuen Erkenntnisse bringt. Die Charaktere entwickeln sich nicht weiter, die Handlung verzichtet weitestgehend auf größere Aufregungen, und die Ruinen-Szene zwischen Archer und Tucker repräsentiert leider nur einen Augenblick voller Leere. Die Gesamtnote von 3 Punkten steht auf recht wackeligen Beinen. Weiblichen Fans mögen sich aber durchaus an den während des Wettkampfs gezeigten durchtrainierten nackten Oberkörpern von Scott Bakula und Connor Trinneer erfreuen; die männlichen Fans hätten sich aber sicher auch nicht daran gestört, wenn Linda Park und Jolene Blalock mit zur Mannschaft gehört hätten. |
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Zusammenhänge
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-------------------------------- Ausdruck vom: 24. 11. 2024 Stand des Reviews: 15. 11. 2024 URL: http://www.startrek-index.de/tv/ent1_24.htm |